Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuIndik

06.04.2019 -Rotes Meer, 16°27' N / 40°10' O

Tag 23: Schätze des Meeres

Gestern Morgen hatten wir zum ersten Mal überhaupt einen Blauflossen Thunfisch an der Angel, das wussten wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Diese Art von Thunfisch kann bis zu 4.5 Meter lang und 650 kg schwer werden. Unserer war ein kleines Exemplar, aber gekämpft hat er wie ein Großer. Erst später haben wir herausgefunden, welch ein Schatz wir aus dem Meer gezogen haben.

Ich schätze, dass unser Fang ungefähr zwei bis drei Jahre alt gewesen sein müsste, ca. 1 Meter lang und ca. 10 kg schwer. Wenn meine Schätzung richtig ist, war er wohl leider noch ein Teenager und er war noch nicht geschlechtsreif. Das ist sehr schade, denn Blauflossen Thunfische sind durch Überfischung zwar noch nicht vom Aussterben bedroht, aber stark gefährdet. Der Blauflossen Thun wird auch roter Thun genannt, da er dieses herrlich rote Fleisch besitzt, das auch beim Braten rot bleibt. In die Dose wandert dieser Thunfisch nicht, das sind ihre hellfleischigen Kollegen wie z.B. die Bonitos, die Langflossen oder die Gelbflossen Thunfische. Die roten Thuns sind eine Delikatesse. Wenn Ihr Thunfisch Sushi oder Sashimi in einem Sushi Restaurant bestellt, bekommt ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Blauflossen Thun. Sage und schreibe 80% des Roten Thuns, der hauptsächlich im Atlantik vorkommt, wird nach Japan zu genau diesem Zweck exportiert. Seit Jahren wird schon ein absolutes Fangverbot diskutiert, aber leider konnte man sich dazu bisher nicht durchringen. Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass es in paar Jahren den Blauflossen Thun nur noch im Sternerestaurant für viel Geld geben wird.

Auch bei uns landete unser toller Fang gestern roh als Sushi auf dem Tisch. Es war unglaublich lecker. Sogar Joshua, der sonst sehr piki ist und Sushi kategorisch verschmäht, probierte erst skeptisch, ließ es sich dann aber solange schmecken bis nichts mehr da war. Verhungern werden wir also Dank der Schätze des Meeres und Dank Eurer Rezeptideen nicht, die haben wir übrigens alle schon getestet und für lecker befunden. Die Kinder haben sogar einen regelrechten Streit um den letzten von Mekkis’ Kartoffelsterz angezettelt.

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06.04.2019:
Kommentar fromClaudia und Christoph
Hallo ihr Abenteurer, das war alles super spannend bis jetzt. Wir lesen täglich eure Berichte und können gar nicht glauben, dass Curacao schon über ein Jahr her sein soll. Wir drücken euch die Daumen, dass alles weiter so prima läuft! Lieben Gruß Claudia und Christoph
02.04.2019 -Irgendwo im Golf von Aden

Tag 19: April, April!

Irgendjemanden musste ich doch in den April schicken und die Auswahl der Opfer an Bord ist begrenzt. Hand aufs Herz, wer hat geglaubt, dass wir in Aden sind? Sind wir natürlich nicht, die schönen Kirchen werden vergeblich auf uns warten. Den Logbucheintrag von gestern habe ich frei erfunden. Das einzige Richtige an dem gestrigen Eintrag ist, dass in unserem Obst- und Gemüsenetzen tatsächlich gähnende Leere herrscht.

Unsere frischen Sachen gehen dieses Mal nicht langsam, sondern schnell zu Neige. Das ist aber auch kein Wunder, der letzte Gemüsemarkt war in Galle und liegt inzwischen einen ganzen Monat zurück. Bis auf einige wenige, schrumplige Äpfel haben wir nur noch einige Zwiebeln, Kartoffeln, Kürbis und Weisskraut und wenige Eier. Meine Kreativität in der Pantry ist mal wieder gefragt, ich bin schon dazu über gegangen Ideen sofort aufzuschreiben, damit ich sie auch bloß nicht wieder vergesse. Denn die Küche wird ohne Fleisch, wenig Käse und fast keinen frischen Produkten doch schnell eintönig oder aufwendig. Nicht nur wegen des Geschaukels stehe ich auf Passage oft sehr lange in der Pantry, sondern einfach weil wir mal was anderes Essen wollen. Selbstgemachte Spätzle, Rotis, Gnocchis, Schupfnudeln, Linsenbällchen, Falafeln, Pizza dauern alle bis sie fertig sind, das brauchen wir aber, da es sonst eine Meuterei an Bord gäbe. Abwechselnd Reis und Nudeln essen hält man auf Dauer einfach nicht aus - zumindest nicht ohne schlechte Laune. Falls ihr noch eine Rezept Idee für mich haben solltet, schreibt sie doch bitte in einen Kommentar, ich würde mich sehr freuen. Heute wird es einfach werden mit dem Abendessen, wir haben nämlich gestern auf dem Weg nach Bab del Mandeb einen Barrakuda gefangen. Heute werden wir ins rote Meer flutschten, trotzdem wird es noch einige Tage dauern bis wir Massawa erreichen werden, es ist Gegenwind angesagt.

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02.04.2019:
Kommentar fromMarcus und Judith
Hey! Wir haben es geglaubt und uns Sorgen über Euren Geisteszustand gemacht! Für die gelungene Veräppelung gibt es jetzt ein Rezept für lecker Kartoffelsterz: 1 kg Kartoffeln (mehlig), 100g Mehl, (Weißmehl), 1 TL Salz, evtl. ein Ei. Die Kartoffeln kochen und vollständig auskühlen lassen. Die gekochten und erkalteten Kartoffeln reiben oder durchpressen und mit dem Mehl und Ei und dem Salz zu Streuseln verarbeiten. Falls die Kartoffeln nicht mehlig genug sind, braucht man u.U. mehr Mehl. Die Streusel in einer Pfanne im Fett anbraten. Entweder in der Pfanne langsam ausbacken, oder ca. 1 Stunde im Backofen bei 180 Grad im Backblech fertig backen, dabei immer mal wieder mit dem Pfannenwender durchmischen. Am Ende sollte er goldgelb und schön bröselig sein. Als Beilage gehen Apfelmus oder andere süße Kompotte. Man kann ihn aber auch deftig zu Sauerkraut servieren. Guten Appetit und viele liebe Grüße
03.04.2019:
Kommentar fromMarlene und Werner
Wir dachten ihr seid von allen guten Geistern verlassen. Der Aprilscherz ist gelungen Vielleicht lassen sich eure Lebensmittelvorräte für Griesschnittn oder Milchreis jeweils mit Kompott verwenden. Zuvor eine gebrannte Griessuppe. (4 Essl. Griess mit etwas Butter anrösten und mit Wasser ablöschen,etwas Suppenpulver dazugeben und ein verschlagenes Ei unter Rühren dazugeben.)
01.04.2019 -Irgendwo im Golf von Aden

Tag 18: Ungeplanter Abstecher nach Aden

Moya flog auch heute den gesamten Tag über die Wellen, der starke Wind hielt an. Um den starken Winddruck in unserem Rigg zu reduzieren, holten wir das Grosssegel ein und änderten unsere Segelkonfiguration. Zur ausgebaumten Genua setzten wir nur noch unsere kleine Fock dazu und verzichteten komplett auf unser Grosssegel. Es wurde deutlich komfortabler an Bord, Moya rollte nicht mehr so sehr von einer auf die andere Seite und segelte dennoch fast ungebremst Richtung Westsüdwesten. Auch mit den beiden Vorsegeln sind wir mit unserer Navigation eingeschränkt, da wir nur direkt vor dem Wind laufen können.

Kurz nach Sonnenuntergang drehte dann der Wind unerwartet auf Südost. Wir überlegten kurz, ob wir eine Turnstunde auf dem Vordeck einlegen sollten, entschieden uns aber dagegen. Es war schon dunkel, die Wellen immer noch hoch und der Wind pfiff. Statt dessen wollten wir die Schifffahrtsstrasse kurzfristig verlassen, um sie später wieder zu treffen. Da die Straße hier weiterhin in WSW Richtung verläuft, später aber nach Nordwesten abknickt, würden wir ein bisschen abkürzen können, wenn wir direkt nach Westen segeln, bei gleichzeitig besseren Windwinkel. Wir warteten also eine Lücke in der Schlange der Cargo Schiffe ab und mogelten uns nördlich aus der Schifffahrtstrasse. Unsere AIS Übertragung schalteten wir zur Sicherheit lieber mal aus. Christian legte sich hin, ich stellte den Timer für die Nachtwache auf 15 Minuten und gab mir 5 Minuten mehr zwischen den Rundumblicken als in der Schifffahrtstrasse, Verkehr war ja nicht zu erwarten.

Der Schlafmangel der letzten Tage schien mir doch mehr zugesetzt zu haben als ich dachte, schon nach den ersten Kontrollblicken muss ich eingeschlafen sein. So tief, dass ich den klingelnden Timer nicht wahrnahm. Normalerweise wecke ich Christian zum Ende meiner Wache, heute nicht. Als ich aufwachte war es noch dunkel, der Timer klingelte (immer noch) und ich stolperte nach draußen für den Rundumblick. Draußen war alles in Ordnung, die Segel standen, kein Lämpchen zu sehen. Erst der Blick auf unser GPS rüttelte mich wach. Kurs 303° und 4:31 Uhr stand dort. „Das kann nicht sein“ dachte ich und tippte auf den Bordcomputer, um ihn aus dem Standby Modus zu holen. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass es wirklich schon fast Morgen war und ich die ganze Nacht verschlafen haben muss. Inzwischen waren wir nicht wie geplant nach Westen gesegelt, sondern nach Nordwesten und waren nun kaum mehr 10 Meilen vom jemenitischen Festland entfernt. Aden musste direkt vor uns liegen. Mit weichen Knien weckte ich den Capitano.

Christian konnte meine Aufregung nicht so recht nachvollziehen. Er hatte gut geschlafen und schließlich war ja nichts passiert. „Wenn wir schon mal da sind, können wir doch auch gleich einen Tag bleiben und uns die Stadt anschauen“ meinte er. Ich bin mir zwar nicht so sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist, ließ mich aber davon überzeugen, dass wir eine kleine Pause bitter nötig haben, die Kinder Auslauf brauchen und die leeren Gemüsenetze wieder aufgefüllt werden müssen. Wir liegen also inzwischen im Hafen von Aden vor Anker und warten auf die Behörden. An Land sieht alles ruhig aus.

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01.04.2019:
Kommentar fromFlo
Sollen dort schöne Kirchen haben...
31.03.2019 -Irgendwo im Golf von Aden

Tag 17: Geisterfahrer

Erst gar kein Wind und jetzt über 25 Knoten. Das entspricht Windstärke 6, starker Wind. An Land bewegen sich bei diesem Wind auch dicke Äste und man hört ein Pfeifen. 20 Knoten hätten mir eigentlich auch gereicht. Ja, ja, ich weiß, irgendwas ist immer. Aber heute Nacht ging es ganz schön zur Sache.

Die inzwischen ordentlichen Wellen rollten unter dem Schiff durch und hoben es an, bevor es wieder hinunter ging, dabei wurde Moya jedesmal leicht nach rechts oder nach links gedrückt. Quer zur Fahrtrichtung sitzend fühlte man sich als würde man ununterbrochen wippen. Moya segelte zwischen den Tankern und Containerschiffen, die noch immer wie auf zwei Perlenschnüren aufgereiht an uns vorbei zogen. Moya machte richtig Fahrt Richtung Westen, wurde jedoch ganz allmählich, über Stunden hinweg nach Süden aus dem Mittelstreifen auf die ostwärts gerichtete Fahrbahn gedrückt. Der Wind kam direkt von achtern, eigentlich sogar schon leicht aus der falschen Seite in das Grosssegels. Wir konnten unter keinen Umständen weiter abfallen (für Nichtsegler: den Wind weiter von hinten nehmen), da wir sonst eine Patenthalse (wenn der Baum unkontrolliert vom Wind von einer auf die andere Seite gedrückt wird) riskieren würden. Das Segel ist zwar mit einer nach vorne ziehenden Leine gesichert, so dass eigentlich der Baum bleiben sollte wo er ist, selbst mit Wind von der falschen Seite im Segel, aber das darf dann auch nicht schiefgehen, da sonst unser Rigg schwere Schäden nehmen würde. Abfallen war somit keine gute Idee, aber nachts als Geisterfahrer unterwegs sein eben auch nicht. Ein noch Norden gerichteter Strom sollte einsetzte und unseren Kurs wieder verbessern. Aber er tat uns den Gefallen nicht.

Um 3 Uhr heute Morgen waren wir dann schon fast eine halbe Meile auf der Gegenfahrbahn und wir mussten was tun. Wir holten das Gross dicht, fuhren eine Halse und nun quer zur Schifffahrtsstrasse. Unser Ziel war, den Mittelstreifen einmal zu queren, um uns dann ganz langsam nach einer erneuten Halse wieder nach Süden drücken zu lassen. Mit dieser Aktion wollten wir ein nächtliches Umbauen unserer Segelkonfiguration verhindern. Das wäre bei diesen Bedingungen nicht so lustig geworden. Unsere Idee funktionierte, nur Murphy schlug mal wieder zu und schickte uns einen koreanischen Tanker genau dorthin wo wir die zweite Halse fahren wollten. Am Morgen hat der Strom dann endlich eingesetzt, so dass wir, trotz des starken Windes, wieder genau auf Kurs unterwegs sind. Viel Wind und Welle haben aber auch was Gutes, wir sind flott unterwegs und Piraten kommen ganz sicher keine vorbei. Mit ihren offenen kleinen Booten wäre das vermutlich ein Selbstmordkomando.

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30.03.2019 -Irgendwo im Golf von Aden

Tag 16: Unerwünschter Besuch

Am Nachmittag entdeckten wir doch tatsächlich einen blinden Passagier an Bord. Es war eine grüne Wanze, Nezara viridula. „Wo kommt die denn her?“ Wir überlegten, ob wir die Wanze schon die ganze Zeit an Bord haben, oder ob es ihr gelungen sein kann, denn ganzen Weg von der arabischen Halbinsel oder gar Afrika hierher geflogen zu sein. Gut fliegen können Baumwanzen schon, aber wir sind immerhin 75 nm vom Jemen und 100 nm von Somalia entfernt.

Noch mehr staunte ich dann aber nach dem Abendessen. Es war bereits dunkel geworden und ich war im Cockpit für den Rundumblick und um nach den Segeln zu sehen. Endlich gab es wieder genug Wind zum Segeln und durch die Flaute der letzten Tage noch überhaupt keine Wellen. Moya machte 5 Knoten Fahrt ohne die geringste Schaukel Bewegung. So macht Segeln Spass! Die Bedingungen waren so stabil, dass wir entschieden uns von der ausgebaumten Genua und ausnahmsweise von unserem Leichtwindsegel durch die Nacht ziehen zu lassen. Mit dieser Konfiguration ist der Bereich in dem wir navigieren können wesentlich eingeschränkter, da der Wind sehr achterlich in die Segel wehen muss. Aber der Windwinkel passte, um selbst auf dem engen Mittelstreifen segeln zu können, nur mussten wir eben öfter kontrollieren, ob Kurs und Segel noch stimmen.

Ich war also draußen und schaute, als plötzlich sehr laute rhythmische Geräusche ertönten. Fast wie ein wiederkehrendes Pfeifen, oder Tschirpen. „Nein, es war ein Zirpen!“ stellte ich nach einem Moment fest. „Joshi, Joni kommt mal raus, wir haben eine Grille an Bord!“ Mit der Taschenlampe gingen wir auf die Suche unserer Lärmbelästigung. Meine Ohren klingelten, ich hatte keine Ahnung, dass Flügel aneinander reiben von kleinen männlichen Insekten so laut sein kann. Wir mussten nicht lange suchen, der Sänger saß direkt neben mir und war gar nicht mal so klein. Für ein Insekt sogar ziemlich groß und dunkelbraun. Ich hatte vorher noch nie eine Grille bewusst gesehen, nur gehört und war nicht sicher, ob es wirklich eine Grille war, aber das Bild in Wikipedia war eindeutig. Dabei fliegen die meisten Arten gar nicht. Aber ist es wahrscheinlich, dass wir diesen Gast 15 Tage lang mit uns herum geschippert haben ohne, dass er gesungen hätte? Überhören konnten wir ihn jedenfalls kaum.

Heute Morgen noch vor unserer täglichen Funkrunde mit dem japanischen Flugzeug, nahmen wir den Blister vom Himmel, der Wind hatte zugelegt und war zu viel für unser Asymmetrisches. Wir waren spätestens jetzt dem Flautenbereich entkommen und setzten unsere Grosssegel. Die See hat wieder Schaumkrönchen und Moya rollt auch schon wieder ganz ordentlich von einer auf die andere Seite. Es geht voran!

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29.03.2019 -Irgendwo im Arabischen Meer

Tag 15: Nicht alleine

Bereits seit einigen Tagen sind wir immer mehr Schiffen begegnet. Einige davon haben wir nur auf unserem AIS Schirm, andere am Horizont und wieder andere nur weniger als eine Meile entfernt vorbei fahren sehen. Inzwischen bilden sie einen fast stetigen Strom aus Tankern und Containerschiffen, kleinere aber auch die ganz großen Ozeanriesen. Auf unserer Steuerbordseite fahren die Schiffe Richtung Westen, auf unserer Backbordseite Richtung Osten, Moya ist dazwischen eingekuschelt. Wir sind in der Schifffahrtstrasse angekommen, die eigentlich keine ist, und fahren sozusagen auf dem Autobahnmittelstreifen.

Nachdem wir unsere AIS Position die letzten Tage nicht übertragen hatten und im Schleichmodus unterwegs waren, schalten wir den Sender nun wieder an, um die Berufsschiffe nicht zu irritieren. Seit drei Tagen sehen wir auf unserem AIS Schirm jeden Morgen Schiffe, die bis zu 250 Meilen weit entfernt sind und fragen uns, ob MSCHOA hier mobile Repeater verwenden, um den Verkehr besser überwachen zu können, denn normalerweise reichen selbst die starken Signale der Berufsschiffe nur bis zu 50 Meilen weit.

Der IRTC Korridor (internationally recognised transit corridor) liegt in internationalen Gewässern, unterliegt keiner nationalen Gesetzgebung und ist somit nicht rechtlich bindend. Trotzdem halten sich fast alle Schiffe innerhalb der definierten Schifffahrtswege auf, denn in dieser Zone kontrolliert die Anti Piraten Koalition MSCHOA besonders gut. Gestern flog auch schon ein weißes Flugzeug einen Kreis über uns. Eine Minute später knackte die Funke „Japanese navy aircraft for Moya“. Sie erkundigten sich nach unserem geplanten Zielhafen und informierten uns, dass die Kriegsschiffe der Koalition den Funkverkehr auf dem Notfall Kanal 16 überwachen. Beim fünften Versuch verstanden wir das dann auch. Insgesamt war in der Nacht auf dem Kanal 16 überraschend viel los, manch Wachhabendem schien es langweilig gewesen zu sein, so dass er seinen geistigen Sondermüll in den Äther ergoss.

Wenn man in den Korridor hineinfährt sieht man nichts als blauer Ozean, aber jeder weiß Bescheid in welchem 5 Meilen breiten Streifen er unterwegs sein soll. Der Mittelstreifen ist mit 2nm noch enger, das macht das Segeln schwieriger. Aber momentan spielt das noch keine Rolle, denn es gibt immer noch zu wenig Wind und eine 2 Knoten starke, entgegen laufende Strömung. Henry kämpft bereits seit mehr als 24h mit nur 4 Knoten gegenan. Die RSM Queen Mary 2 hatte da weniger Probleme. Der hell beleuchtete riesige Kreuzfahrer raste heute Nacht mit 22 Knoten an uns vorbei, Ziel Jordanien.

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28.03.2019 -Irgendwo im Arabischen Meer

Tag 14: Nächtliches Treiben oder Wer will schon schlafen?

Christian weckte mich heute Morgen um 2 Uhr zu meiner Nachtwache. Die Maschine knatterte. Es gab immer noch nicht mehr als ein Hauch von Wind. „Unsere Tankanzeige zeigt nur noch halbvoll!“ meinte der Capitano und öffnete die Klappe im Fussboden neben Joni‘s Koje. Die Tankanzeige gibt den Dieselstand in unserem Tagestank an. Der sollte eigentlich immer voll sein, da - sobald der Motor arbeitet - kontinuierlich Diesel aus unserem Kieltank gefiltert und in den Tagestank gepumpt wird. Überschüssiger Diesel fließt dann über einen Überlauf zurück in den Kieltank. Selbst mir war klar, dass da etwas nicht stimmte.

Wir setzen Segel und schalten Henry ab. Die Segel hängen lose an den Fallen, aber zumindest driften wir nicht unkontrolliert, sondern mit einem Knötchen Richtung Westen. Wir suchen Messgeräte und Werkzeuge zusammen, dann beginnt Christian in der Bodenklappe zu hantieren. „Zündung an! Und wieder aus!“ leitet er mich an. Schnell war herausgefunden, dass der Dieselfilter verstopft war. Das war eigentlich überhaupt kein Problem, denn Moya besitzt ein redundantes Pump-System mit 2 unabhängigen Pumpen und vorgeschalteten Dieselfiltern zwischen denen man umschalten kann. Doch nach Bestätigung des Schalters rührte sich immer noch nichts, die zweite Dieselpumpe machte keinen Mucks. Christian machte sich an die Dieselfilter. Dieselschwaden ziehen durchs Schiff. Lecker! Aber immerhin! Die eine Pumpe lief wieder, nachdem die Filter gewechselt waren. Die andere nicht, sie muss irgendwann kaputt gegangen sein, ohne dass wir es gemerkt hätten. Also baute Christian auch noch gleich die defekte Pumpe aus und eine Ersatzpumpe ein. Die hatten wir zum Glück als Ersatzteil dabei. Manchmal lohnt es sich also doch, dass das halbe Schiff gut gefüllt ist mit Werkzeugen und Ersatzteilen.

Um 6:00 Uhr konnte sich Christian endlich hinlegen. Eine halbe Stunde später schepperte es im Cockpit. Ich hatte gestern Abend vergessen die Angelleine einzuholen. Ein kleiner Bonito war an der Leine. Den schaffte ich dann auch alleine zu landen. Joshua schaute zu. Die Nacht war vorbei.

Mit Sonnenaufgang setzte ein laues Lüftchen ein, wir segeln endlich wieder - aber laaangsam.

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27.03.2019 -Irgendwo im Arabischen Meer

Tag 13: Zeit Vernichtung

Ihr wollt also wissen, wie wir die Zeit in der Flaute tod schlagen?! Hier sind unsere letzten 24 Stunden:

  • 12:00 Uhr: Wir versuchen noch das letzte Lüftchen einzufangen und bauen unsere Passatbesegelung von ausgebaumter Genua und gesichertem Grosssegel um. Das Groß kommt runter, der Blister rauf.
  • 12:45 Uhr: Ich nutze das ruhige Wetter zum Putzen und scheuche die Kinder durchs Boot. Christian lädt den Logbucheintrag hoch und die Wettervorhersage herunter. Irgendwann beschließt Joshi für Christian eine Schatzsuche durchs zu erstellen.
  • 14:00 Uhr: Wir machen Vorschule. Heute spielen die Jungs mit englischen Zahlen.
  • 14:50 Uhr: “Hunger!” schreit Joni. Ohwe, wir haben das Mittagessen vergessen. Schnell verarbeiten wir unser altes Brot zu armen Rittern.
  • 16:30 Uhr: Nach dem Essen ist vor dem Essen. Ich backe Roti fürs Abendessen. Christian liest den Kids „Emil und die Detektive“ zu Ende, danach verwüsten sie das Schiff.
  • 17:10 Uhr: Schicht im Schacht. Das Segel muss runter. Henry muss ran. Ich mache Falafeln. Es dauert die Kichererbsen mit dem Messer kleinzuhacken. Die Kinder hören Bibbi Blocksberg und räumen irgendwann tatsächlich das Chaos des Tages auf. Der Capitano startet den Wassermacher und füllt Flaschen ab.
  • 18:30 Uhr: Abendessen, Zähneputzen, Abspülen, Duschen, Angel rein.
  • 20:05 Uhr: Die Kids sind im Bett - puh, abends sind sie immer anstrengend. Christian und ich schauen einen Saalbach und Kepler Tatort, mit Unterbrechungen für den Ausguck alle 15 Minuten.
  • 21:40 Uhr: Unsere Wassertanks sind voll. Es ist stockdunkel, der Mond ist noch nicht aufgegangen. Auch Sterne sieht man keine. Dafür leuchtet das Wasser von Moyas Bugwelle grünlich. Das grüne Leuchten setzt sich auch in Streifen seitlich fort. Es sieht aus wie Polarlichter im Wasser. Manchmal flieht ein überraschter Fisch mit grünem Schweif vor Moya, blitzschnell. Auch sie zieht einen langen, grünlichen Kometenschweif hinter sich her. Das Leuchten ist so hell, dass ich es sogar schaffe in der Dunkelheit zu fotografieren. Wir sind wieder einmal überwältigt von den Wundern unseres blauen Planeten. Christian legt sich viel zu spät hin.
  • 0:20 Uhr: 5 Knoten Wind, wir bauen die Segel um. Blistern wollen wir nicht bei Nacht. Wir machen 3 Knoten Fahrt.
  • 3:15 Uhr: Ich kugle aus meiner Koje und setzte mich ins Cockpit. Alle 15 Minuten Rundumblick.
  • 5:30 Uhr: Die Sonne geht bald auf. Der Himmel ist schon hell. Ich wecke Christian. Nächster Wachwechsel.
  • 6:00 Uhr: Joni steht auf und legt sich zu mir in die Koje.
  • 8:15 Uhr: Frühstück! Alle zusammen. Unsere Position ist bereits per E-Mail zu den Watchkeepers gesendet.
  • 8:55 Uhr: Der Wind ist schon wieder weg. Also Segel rein, Motor an. Die Kinder spielen Lego und rasen dabei wie wild durchs Schiff.
  • 10:10 Uhr: Badestopp. Kein Lüftchen, 0 Knoten. Wir lassen sogar das Grosssegel gesetzt. Nur eine Schwimmleine ist zur Sicherheit im Wasser und ein Erwachsener an Bord. Ansonsten gibt es nur uns, 2000 Meter tiefes Wasser und ein sanft wiegender, spiegelglatter Ozean. Die Kinder sind kaum mehr aus dem Wasser zu kriegen.
  • 11:00 Uhr: Duschen, die Maschine läuft.
  • 11:20 Uhr: Wir spielen “Wer ist es?” und Memory im Cockpit und setzten den Sauerteig für das Brotbacken am Nachmittag an.
  • 12:00 Uhr: Die Jungs kleben kleine bunte Hölzchen zu einer Schildkröte zusammen und malen sie aus. Danach stellen sie Fragen. Wir finden zusammen heraus, dass es 341 Arten gibt. Dass Schildkröten besser sehen können als Menschen. Dass die größte Art, die Lederschildkröte (die haben wir neulich erst gesehen) bis zu 2.5m lang und 900kg schwer werden, die Aldabra Riesenschildkröte dafür bis zu 250 Jahre alt werden kann, wenn auch nur in Gefangenschaft. Und noch eine ganze Menge mehr.
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26.03.2019 -Irgendwo im Arabischen Meer

Tag 12: Flaute

Der Wind ist weg. Ganz weg. Wir versuchten es mit unserem Leichtwindsegel, aber selbst das hängt nur lose am Fall und bewegt sich leicht durch das Schaukeln von Moya im kaum vorhandenen Schwell. Da ist sie also die Flaute, vor der uns alle gewarnt haben. Sie scheint nordöstlich von Soccotra fast schon stationär zu sein. Jedenfalls zeigten unsere Wetterfiles hier seit Wochen wenig Wind.

Nach nur 17 Motorstunden seit unserer Abfahrt auf den Malediven, blieb uns bereits in der Nacht nichts anderes übrig als unter Maschine zu laufen. Wie würden unsere lieben Politiker sagen? Alternativlos! Inzwischen treiben wir mit nicht mal 2 Knoten in die richtige Richtung, es gibt zwar fast keinen Wind (3 Knoten zeigt der Windmesser), dafür aber eine leichte Strömung nach Westen. Henry kriegt eine verdiente Pause, solange bis ich die Langsamkeit nicht mehr Ertragen kann. Diese Flaute ist ganz besonders frustrierend, da momentan nur 200 Meilen weiter westlich ein schöner Segelwind weht, von dem man nicht so genau weiß, wie lange er anhält. Wenn wir den verpassen, heißt das eventuell, dass wir seeehr lange bis ins rote Meer brauchen werden. Um die gesamte Strecke zu motoren, reicht unsere große Dieselreserve vermutlich immer noch nicht ganz.

Die Stimmung an Bord lässt zu wünschen übrig, sie ist wie der Wind in den Keller gestürzt.

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26.03.2019:
Kommentar fromTante Gabi
Denkt an die Wikinger mit ihren Flößen die nur mit der Strömung vorwärts gekommen sind. Ich habe die Geburtstage der Kinder total vergessen. Aber so richtig fehlt die Großtante ja nicht. Es würde mich aber schon interessieren, wie man sich bei so einer Flaute im unendlichen Ozean tatsächlich fühlt. Ob man die Stille nutzen kann, um etwas zu lernen oder zu lehren oder seine Muskeln zu trainieren oder ob man nur träge dahindöst und auf jeden Windhauch wartet. Jetzt wünsche ich euch eine steife Brise, damit die gute Moya wieder so dahinfliegt und euch die Langeweile vertreibt.
27.03.2019:
Kommentar fromyacht alamic swissflag
ich schreib mal deutsch tag zusammen od zu 4 wir werden am 29 märz richtung socotra starten als segelboot jedoch die ganze strecke motoren. es ist schade dass ihr socotra nicht besucht pro person kommen ca 250 us das ist richtig jedoch spart ihr beim diesel zu 0.50 cent genau die hälfte wieder ein wenn ihr dort tankt. schade schade hätte euch gerne dort getroffen . ich lege noch den letzte email vom ex agent for socotra bei Hello ! I`m stay on a boat too in Turkey now (junk rig shooner). But my partner on Socotra can organise everything for you. On Socotra everything is fine as usual. It's very quiet and peaceful place. We are far from the events on the mainland. Basic info you can find at http://socotra.info/report-sailing-boat-delta-socotra.html or http://www.noonsite.com/Countries/Yemen/socotra The last published report report you can read at www.seachildsailing.blogspot.com<http://www.seachildsailing.blogspot.com/> Now is better to avoid mainland in Yemen. Aden is not safe at the moment and is dangerous to approach the Yemeni islands in the Red Sea. Ancorage place on Socotra - 12°40.50 N - 54°04.44 E. Is better to come in a day time. Is better to drop the ancor more west from seaport You will find a few cargo ships with long ancorage ropes. Take care. You have to wait aboard till sequirity come to the boat for custome and immigration control. Sea port dont have VHF (or dont use it). For seaport autorities your agent is Ghanem Ali. He will organize for you everything on Socotra. He is very nice and open person. His telephon 00967771738887 or 00967770272222 kubrhi@gmail.com Please call him before and he will meet you in sea port VHF ch. 72 Visa (a stamp in the passport) you are getting on arrival. The immigration office and security services at the port are asked to notify the arrival of the advance. Therefore, it would be great if you send me in advance copies of your passports, the name of the boat and ETA. Usually for few days immigration take 150$ per person. All fees for clearance icluding agent's commission is 230 USD. Plus 10 USD for boat which bring passport and customs control aboard. Transfer Seaport - Hadibo and back - 30 USD, day trip 100 USD - Toyota Landcruiser with local english-speaking driver/guide (car can take 4-6 person depent of the location of the seats). There is no internet-cafe in the city but you can use Internet at Ghanem office. Fuel now is 0,52$ per lt (good fuel from Emirates - new gas station in Hadiboh) I will be glad to answer your questions. Best regards, Denis P.S. I think you are second sailor from Turkey who will come to Socotra (maybe you know Ahmet Davran - he was the first I think
25.03.2019 -Irgendwo im Arabischen Meer

Tag 11: Socotra links ab

Socotra ist eine große Insel 150 Meilen vor der somalischen Küste. Trotzdem gehört sie nicht zu Somalia, sondern zum Jemen und wird momentan von den Vereinigten Arabischen Emiraten kommisarisch regiert. Der jemenitische Bürgerkrieg hat es nicht auf die Insel geschafft. Deshalb, wegen der Länge der Passage und vor allem, weil die Insel auch das Galapagos des Indischen Ozeans genannt wird, haben wir bis heute darüber nach gedacht dort einen Zwischenstopp einzulegen. Außerdem hat man momentan ansonsten kaum eine Chance die wunderbare Insel zu besuchen, da keine sicheren Flugverbindungen existieren. Die Insel beheimatet zahlreiche endemische Tiere und Pflanzen, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. 90% der Reptilien Socotras z.B. leben nur dort. Vor allem haben mich aber die Bilder der Drachenblutbäume und der Flaschenbäume der Wüsteninsel vorab nachhaltig beeindruckt.

Trotzdem haben wir uns nun gegen einen Besuch entschieden. Warum? - Nun, die Einreise Gebühren sind gesalzen, allein die Visa für den Kurzbesuch würden uns 600 USD kosten. Viel schwerwiegender aber ist, dass wir die Insel nicht ohne die Begleitung eines Führers betreten würden dürfen. Letztendlich hat aber erst die Wettervorhersage den Ausschlag gegeben. Für die nächste Woche soll es Ostwind im Golf von Aden geben - nicht selbstverständlich, so spät in der Session des Nordost Monsuns. Wir segeln also weiter und hoffen, dass die Vorhersage hält was sie verspricht.

Ob wir aber tatsächlich mit einem Schlag bis ins rote Meer nach Eritrea flutschen können, ist alles andere als sicher. Durch die Meerenge Bab El Mandeb weht der Wind wie durch eine Düse mal von Norden, mal von Süden. Da können wir nur mit Wind von hinten durch, ansonsten stoppen in Dschibuti. Noch mindestens 850 Meilen liegen also vor uns.

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24.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 10: Meeresleuchten

Bereits vor ein paar Tagen schepperte es laut im Cockpit. Unser Angelalarm, leere Getränkedosen an einer Schnur, waren durch den Ruck an der Handleine nicht nur runtergefallen, sondern quer durchs Cockpit katapultiert worden. Ich hatte gerade meine Hände im Brotteig versenkt. „Immer dann, wenn es am Ungünstigsten ist“ dachte ich und sagte zu Christian: „Ich komme gleich!“. Um einen Fisch zu landen, sind wir immer zu zweit. Ich hole meist die Leine ran und Christian arbeitet mit dem Gaff, sobald der Fisch in Reichweite ist. Nur bei unserem größten Fang, dem 25kg Gelbflossenthunfisch, hatte ich es nicht mehr alleine geschafft, die Leine aufzuwickeln - er war einfach zu stark.

Aber an diesem Tag, war ich noch nicht einmal damit fertig, meine Hände sauber zu machen, da rief Christian von draußen: „Du kannst unten bleiben! Der Fisch hat die Leine abgerissen.“ „Was?! Die Leine abgerissen? Das muss ein Ungetüm gewesen sein!“ war meine Reaktion, denn unsere Handline ist keine normale Angelschnur, sondern ein drei Millimeter Seil mit einem langem, 1,8 mm Monofilament als Vorfach. Es war vor dem Knoten durchgerissen, dort wo es mit den Gummipuffern verbunden war, nur die Reste hingen noch herum. Mit dieser Leine hatte wir auch den großen Yellowfin gelandet. Ich war eigentlich ganz froh, dass der Fisch weg war. Ich habe zwar keine Ahnung wie groß er gewesen sein muss, aber landen hätten wir ihn bestimmt nicht können und letztendlich das Seil kappen müssen. Ich hoffe nur, dass er sich irgendwie davon befreien kann, sonst wird es sehr unschön für ihn.

Am nächsten Tag baute der Capitano einen neuen Köder und eine Handleine. Das war schnell erledigt, die Gummipuffer hatten wir ja noch. Beim Abendessen klapperte es wieder. Es war kein Fisch dran, aber der Köder war noch da. Minuten später wiederholte sich das Ganze noch zweimal. “Seltsam! Mit diesen Haken entkommt uns normalerweise kaum ein Fisch” dachte ich als es schon wieder schepperte. Dieses Mal zog es an der Leine. Wir zogen unsere Schwimmwesten an, holten die Taschenlampe (es war schon dunkel), Messer und Gaff, dann zog ich die Leine ran. “Schau mal, es leuchtet manchmal im Wasser, dort wo der Fisch schwimmt” meint ich und dann “Der sieht aber seltsam aus, ich glaube das ist ein Tintenfisch.” Es war ein ca. 1 Meter langer Kalmar! Er wechselte ständig die Farbe zwischen weiß leuchtend und rot. Die Kinder waren inzwischen im Cockpit und schauten neugierig zu, als wir den Kopffüßer mit der Pütz nach oben kranten. Am Heck brauchten wir ein bisschen, da er sich fest an Moyas Rumpf gesaugt hatte. Eigentlich wollten wir ihn ins Wasser zurück setzen, aber als wir endlich den Haken heraus hatten, war er bereits fast tod. Jetzt wird es heute Abend Calamaris geben. Ich bin mal gespannt, ob das schmeckt.

Inzwischen habe ich nachgelesen, Kalmare fängt man normalerweise nicht beim Trollen, sondern mit Netzen. Wir scheinen durch einen großen Schwarm gesegelt zu sein. Kalmare können überraschend schnell schwimmen, indem sie das Wasser durch einen Trichter aus ihrer Mantelhöhle herauspressen. Immerhin waren wir 4 Knoten schnell, als er anbiss. Wikipedia sagt, dass es über 250 unterschiedliche Kalmare gibt, alle haben 10 Tentakeln. Die Riesenkalmare werden bis zu 12m lang - das ist so groß wie Moya! - aber die leben zum Glück nur in der Tiefsee. Wow!

Gestern Abend leuchtet das Meer um uns herum, hunderte von eimergroßer Lichtflecken, nicht die kleinen Sterne, die wir sonst so beobachten. Ich bin fast sicher, dass wir wieder durch einen Tintenfisch Schwarm gesegelt sind. Es war beeindruckend! Ein Geburtstagsfeuerwerk von Neptun!

Ich frage mich, ob der Ozean hier noch gesünder ist. Ein Rückzugsort für die Meeresbewohner? Jedenfalls haben wir seit unserer Abfahrt auf den Malediven keine drei Schiffe gesehen (die fahren auf kürzester Strecke nördlich von uns) und kommerzielle Fischer schon gar nicht.

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23.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 9: Piratenparty

Ist das aufregend wenn man sechs wird! Da saß Joshua schon vor dem Frühstück mit Augenklappe, Säbel und Piratenhut da, starrte auf die eingepackten Geschenke und transportierte sie dann ganz vorsichtig in seine Koje. Gestern waren wir den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen unsere Piraten Accessoires zu basteln. Jetzt sah unser Piratenkapitän richtig gut aus. Aber nervös war er! Sein normalerweise riesiger Appetit war zum Frühstück kaum vorhanden, und das obwohl es Piraten Hefezopf gab. Danach gab es kein Halten mehr. Ran an den Schatz.

Bald war Alles ausgepackt. Nur zu dumm, dass wir vergessen hatten die Audiodateien des neuen Tiptoi Spiels herunter zu laden. Jetzt konnte unser Oberpirat nicht einmal seine neuen Spielsachen testen, aber er ist ja schon groß und hat stattdessen tapfer ein bisschen gebastelt. - Ob wir bei der UKTMO anfragen sollten, ob die Watchkeepers uns die Dateien mit einem ihrer Schiffe vorbei bringen könnten? Internet gibt es jedenfalls erstmal keins und was kann schon wichtiger sein als ein lachendes Kinderherz?

Irgendwann ist dem Piratenkapitän das gelbe Zettelchen mit dem Totenkopf im Salon aufgefallen, da stand drauf „Der Schatz liegt an einem dunklen Ort“ und ein kleines Rätsel dessen Lösung den Ort des nächsten Hinweises eröffnet. Nach weiteren 5 Zetteln und Rätseln - zwei davon löste Pirat Joni Kurzbein - und einer Reise Quer durchs und übers Schiff, war der Goldschatz gefunden. Die Piratenmannschaft war ganz aus dem Häuschen und Joni meldete an, dass er sich auch eine Schatzsuche zu seinem nächsten Geburtstag wünsche. Emil und die Detektive kamen als Gäste vorbei, danach Pettersson und Findus und schließlich kam ein kleines Piratenschiff mit rot-weiß gestreiften Segeln vorbei gesegelt und hat den internationalen Geburtstagskuchen gebracht. Gebacken mit Mehl aus Sri Lanka, Eier von den Malediven, Zucker aus Panama, Kakao aus Kolumbien, Kokosöl aus Papua Neuguinea, Milch aus Indonesien und Pfirsichen aus Curacao.

Wir segeln auch und kommen endlich besser voran. Heute Nacht ist der Wind, zum ersten Mal seitdem wir auf den Malediven gestartet sind, nicht ganz oder nahezu eingeschlafen. Bisher waren vor allem die Nächte besonders zäh, während wir am Tag zumindest ein kleines bisschen Wind hatten. Das war heute anders. Der Blick auf die restliche Reisezeit resultierte ausnahmsweise nicht in einer vorübergehenden Depression. Ganz langsam nähern wir uns Soccotra.

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22.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 8: Joshi lädt ein

Zu meiner Geburtstagsparty morgen lade ich Euch herzlich ein. Dieses Jahr findet sie auf dem Wasser auf unserer Moya mit dem Motto Piraten statt. Um 14 Uhr gehts los. Ganz besonders würde ich mich freuen wenn die Opas und Oma kommen. Ihr dürft dann auch gerne an Bord übernachten. Bei der Anreise müsst ihr etwas kreativ werden, aber das schafft ihr bestimmt, immerhin werde ich sechs Jahre. Flugzeug mit Seilwinde würde z.B. gehen. Es wird auch Kuchen geben. Kleine Geschenke reichen. - Joshua

Olé! Es gibt ein bisschen Wind. Ganze 11 Knoten! Das reicht, dass wir endlich, endlich etwas besser voran kommen. Mit 4 Knoten segeln wir jetzt der Sonne hinterher. Das Stimmungsbarometer an Bord steigt, genauso wie die Temperatur. Obwohl wir die letzten Tage kaum Wind hatten, hat der leichte Nordwind ausgereicht, dass es nachts so kühl war, dass sogar der Capitano sich zugedeckt hat und das obwohl er auch im deutschen Winter mit T-shirt herumläuft. Objektiv zeigte das Thermometer immer noch 27°C im Salon an, aber das kann eigentlich gar nicht stimmen, oder? Inzwischen weht der Wind aus Osten und die Temperaturen sind auch nachts wieder angenehm.

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23.03.2019:
Kommentar fromOma und Opa
Lieber Joshua, schade, dass wir bei Deiner Geburtstagsfeier nicht dabei sein können. Wir gratulieren Dir herzlich zu Deinem 6. Geburtstag und wünschen Dir viel Glück, viel Freude in der Schule und einen wunderschönen Tag mit leckerem Geburtstagskuchen. Bald seid ihr wieder in Deutschland, wir freuen uns sehr auf Dich, Joni und Deine Eltern. Passt gut auf euch auf ! Viele liebe Grüße von Oma und Opa
23.03.2019:
Kommentar fromFliers
Alles liebe zum Burtzeltag, lieber Joshi! Feiert bis die Schwarte kracht! Alina, Antje, Felix & Thomas
23.03.2019:
Kommentar fromOpa
Hallo Joshi, alles Gute zu Deinem Geburtstag.Deine Mama hat Dir bestimmt einen schönen Kuchen gebacken. Wir ho l. en Deine Geburtstagsfeier nach , wenn ihr wieder zu Hause seid.Dein Opa
23.03.2019:
Kommentar fromAlexandra
Hallo Joschi, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, wir hoffen Du hast eine schöne Feier 😀. Viele Grüße aus Passau, Alex, Axel, Jakob und Bruno
23.03.2019:
Kommentar fromNici
Lieber Joshua, ich wünsche dir zu deinem 6. Geburtstag nur das Beste, das du dein Lächeln niemals verlierst und und weiterhin ein so toller junge bleibst wie du es bist :)
21.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 7: Vollmond

Heute Nacht war es fast so hell wie an einem düsteren Wintertag in Deutschland. Der Vollmond begleitete uns die ganze Nacht. In solchen Nächten fällt mit die Nachtwache viel einfacher. Anstatt in die Düsterniss zu starren, sieht man das Mondlicht reflektiert auf dem Wasser, die Wolken und den Horizont. Das Timing ist eigentlich ganz gut, denn ab jetzt wird der Mond abnehmen und im letzten Viertel dann erst am frühen Morgen aufgehen, was uns den Grossteil der Nacht unsichtbar macht, wenn wir die Navigationlichter ausschalten. Wenn es so langsam weitergeht wie bisher, werden wir genau dann den Golf von Aden durchqueren. Gut zu wissen, dass wir einfach mal von der Bildfläche verschwinden könnten, wenn wir wollten. Geplant ist es nicht, denn nachts gab es selbst auf die Containerschiffe und Tanker unseres Wissens überhaupt noch nie einen Piratenangriff.

Seit gestern springt nun auch Henry wieder an. Die Starterbatterie ist im Nirvana angekommen und eine unserer Servicebatterien nun mit dem Starter verbunden. Die Aktion war überraschend einfach, die Klemmen passten und die Kabel waren lang genug. Nach 30 min. verkündete der Capitano “Mission accomplished”.

Wir dümpeln weiter Richtung Westen, bei den schwachen Winden (eigentlich immer unter 10 Knoten, inzwischen haben sie von Norden auf Osten gedreht) ist das eine richtige Geduldsprobe. Aber immerhin gibt es dafür auch fast keinen Schwell und Moya liegt im Wasser fast wie vor Anker unter wolkenlosen Himmel.

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20.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 6: Abgeschickt

Gestern Nachmittag wurde unser Salon zum Künstler Studio umgewandelt. Die Sache mit der Flaschenpost nahmen die Jungs sehr ernst. Beide wollten dem Finder bildlich zeigen wie es bei uns so zugeht und legten sich beim Malen so richtig ins Zeug. Joni malte Moya mit allem drum und dran, Segel, Mast, Fenster, Deckshaus, Windpilot, Solarpanels, Fischen im Wasser und uns im Schiffsbauch. Joshi zeichnete die einsame Insel mit Kokospalmen und eine große Welle aus der ein Wal sprang unter einen Regenbogen. Dann schnitten wir Buchstaben aus Buntpapier aus und klebten unsere Nachricht, bevor alles eingerollt wurde und in der Flasche verschwand. Der Capitano wurde kreativ beim Verschließen der Flasche und umwickelte sie mit einem Seil, falls jemand sie herausfischen will und damit sie sich vom Müll abhebt.

Obwohl wir gestern im Schildkröten Tempo unterwegs waren, verschwand die Flasche sehr schnell hinter aus, nachdem die Jungs ihren Brief aufgegeben hatten - 700 Meilen von der arabischen Halbinsel, 800 Meilen von Indien und 900 Meilen von Afrika entfernt. “Wer findet die denn?” wollte Joshua wissen und lauschte ganz gespannt als wir die Möglichkeiten durchgingen: Wir sind nicht weit vom Äquatorialstrom entfernt, wenn es die Flasche dorthin schafft, wir sie in Windeseile an die afrikanische Küste getragen. Vielleicht findet sie dort jemand aus Somalia oder Kenya oder sie wird weiter an Madagaskar vorbei in den Mozambikkanal gespült und trifft von dem kräftigen nach Süden gerichteten Agulhasstrom auf Südafrika. Auch dort könnte sie gefunden werden oder sie reist weiter um das Kap der Guten Hoffnung in den Atlantik. Es kann aber auch sein, dass unsere Flaschenpost da unten in die nach Osten gerichteten Strömungen der Roaring Forties gerät und dann noch einmal den gesamten Ozean überquert und an der australischen Westküste ankommt. Oder, oder, oder... Nur eins wollen wir nicht, dass sie in einem der Müllgürtel auf See oder einem Müllhaufen an Land landet. Wir nehmen noch Wetten an, wann unsere Post ankommen wird. Wer in den Kommentaren mitmacht und am nächsten dran ist, bekommt ein kleines Geschenk (wenn sie gar nicht ankommt, dann verlieren alle) - es kann sich nur um Jahre handeln ;-)

Die Meeresströmungen scheinen auf den ersten Blick zu vernachlässigen zu sein. Was ist schon ein halber Knoten Strom? Aber aus einem halben wir oft ein ganzer oder mehr Knoten. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten und einer 2200 Meilen langen Passage heißt das: entweder nach 15 oder nach 23 Tagen anzukommen, je nachdem ob die 1 Knoten Strömung mit oder entgegen läuft. Da wird dann vermutlich auch klar warum wir manchmal im Zickzack unterwegs sind. Trotzdem halfen alle Strömungsvorhersagen heute Nacht nichts, wir waren drin in einer entgegen laufenden Strömung und Wind gab es auch nur einstellig, also segelten wir fast auf der Stelle. Schlappe 76 Meilen haben wir seit gestern zurück gelegt. Aber wenigstens ist der Himmel blau, kein Wölkchen zu sehen.

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20.03.2019:
Kommentar fromNici
Tolle Idee :) ich tippe auf 6 Jahre im Ozean. Ganz liebe Grüße, ich bin in Gedanken fest bei Euch.
22.03.2019:
Kommentar fromMartina & Stefan
Also wenn wir nicht die Geschichte von Christians - vermutlich erster - Flaschenpost kennen würden, würden wir sagen, sie kommt nie irgendwo an. Aber so tippen wir mal auf Südafrika! Weiterhin viel Spaß und vor allem sichere Fahrt ins Rote Meer!!!
19.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 5: Eine Flaschenpost...

... bereiten wir momentan vor. Die leere Pinot Grigio Flasche liegt schon ausgespült im Cockpit und trocknet. Gestern und vorgestern Abend gab es je ein Glas Wein für den Capitano und mich. Normalerweise trinken wir auf Passage keinen Alkohol, aber der Ozean ist momentan zahm wie ein Kätzchen und außerdem müssen wir über alternative Kommunikationsmittel nachdenken, nachdem gestern das Verschicken unseres neusten Logbucheintrags nicht geklappt hat ;-)

Wir verschicken unsere E-Mails nicht wie die meisten Segler über ein IridiumGo Satellitentelefon, sondern über das Netzwerk WinLink, das mit unserem Kurzwellenfunkgerät kommuniziert. Letztendlich heißt das, dass die Buchstaben einer E-Mail von einem Software Modem moduliert, sozusagen in Geräusche übersetzt, von unserer vom Masttop bis zum Achterdeck gespannten Antenne als elektromagnetische Wellen in den Äther gesendet und dann von einer Funkstation empfangen, wieder zu Buchstaben übersetzt schließlich als E-Mail verschickt werden. Das geht sehr langsam. Wenn wir am Funkgerät sitzten und eine E-Mail aus nur Text verschicken, kann das deshalb schon mal eine Stunde dauern. Große E-Mails oder Mails mit Anhängen zu empfangen dauert dann noch viel länger bis hin zur Unmöglichkeit.

An vielen Tagen hören wir eine passende Funkstation -momentan auf Mauritius- schon nach wenigen Minuten, manchmal brauchen wir aber Stunden und viele viele Anläufe, um mit einer Station in Verbindung zu treten, manchmal klappt es überhaupt nicht. An solchen Tagen gibt es dann keinen Logbucheintrag. Beschwerdebriefe aber bitte nicht an uns, sondern direkt an die Sonne, die ist nämlich daran Schuld, wenn ihre Sonnenwinde die Atmosphäre ungünstig ionisieren und somit die Funkwellen nicht vernünftig reflektiert werden können.

Gestern war so ein Tag, an dem wir Stunden vor der Funke saßen und es am Ende nicht geschafft haben, den Eintrag hochzuladen. Unsere Position haben wir den Watchkeepers aber trotzdem mitgeteilt - per Satellitentelefon. Spätestens nach zwei Tagen weis auch Flo unser Sicherheitsbeauftragter Bescheid, dass wir in Ordnung sind. Dann hängt er, wie gestern, einen kurzen Kommentar an den letzten Logbucheintrag. Keine Sorge also, wenn der Logbucheintrag einmal oder auch öfter ausfällt, es liegt an der Sonne, nicht an den Piraten.

Ach ja, und wir segeln noch, hart am Wind von Norden.

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18.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 4: Der Wind stirbt...

...genauso wie unsere Starter Batterie. Warum nur? Vorgestern sprang der Motor noch perfekt an. Er hatte seit wir in Portugal gestartet sind überhaupt noch nie Zicken gemacht.

Heute Nacht war der Wind schließlich ganz eingeschlafen nachdem er tagsüber bereits geschwächelt hatte. Andere Cruiser hatten uns bereits vorgewarnt, dass die Winde im arabischen Meer mit dem voranschreitenden März und April immer unsteter werden. Flauten und sehr leichte Winde sind typisch für die Übergangszeit zwischen Nordost und Südwest Monsun. Deshalb drückten wir auch so auf die Tube, als wir in Malaysia los gesegelt sind und den ersehnten Aufenthalt in Thailand komplett strichen. Das Ziel über 90% der Strecke unter Segeln zurück zu legen, so wie im Atlantik und Pazifik, hatten wir schon in Indonesien aufgegeben und seither Moyas Tank immer voll gehalten.

Henry sollte also arbeiten, doch als der Capitano den Schlüssel drehte, hustete der Anlasser nur noch im Zeitlupentempo. Schließlich sprang die Maschine doch noch an, aber die Batteriespannung stürzte auf unter 9V ab. Wahrscheinlich hat es einen Kurzschluss in einer der Zellen gegeben, durch die voranschreitende Verschlammung mit Bleisulfat über die Jahre. Unsere Starterbatterie scheint also einen sehr plötzlichen Tod zu sterben, mitten auf dem Indischen Ozean. Bescheidenes Timing würde ich sagen. Momentan sitzt Christian über den Verdrahtungsplänen und überlegt wie er eine unserer Service Batterien umklemmen könnte, die haben wir letztes Jahr erneuert.

Der Wind haucht seit dem frühen Morgen wieder, wir schnecken gegen Westen.

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19.03.2019:
Kommentar fromChristina | serenity sailing
Oh shit!!! Was ein Timing! Ich schicke euch per Luftpost Batterie- und Reparatur-Energie. ;-)
21.03.2019:
Kommentar fromDody
Verflixte Batterien!!! Bei mir sterben sie immer puentlich im Monat nachdem die Garantiezeit abgelaufen ist. Weil ich mir meine Cruising-Plaene nicht vom timing meiner Batterien vorschreiben lassen wollte hab' ich auf hochwertigere AGM und weiss ich was umgestellt. Das einzige was sich veraendert hat war dass ich damit 5 Jahre Garantie hatte und sie eventuell 2 Monate nach Ablauf der Garantie-Zeit von 5 Jahren noch gut waren. Und dann ... genauso Tot. Big hugs x
17.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 3: Keine Lust auf Nachtwache

Der Himmel ist von einer leichen weißen Wolkendecke bedeckt. Der Wind weht immer noch aus N und hat etwas zugelegt. Gerade so viel, dass Moya, leicht zur Seite geneigt, mit 5 Knoten durchs Wasser schneidet. Wir kommen ganz gut voran. 103 Meilen waren es in den letzten 24 Stunden, ausschließlich unter Segeln.

Unsere Passagen Routine stellt sich langsam ein, die Seebeine wachsen und die Kinder werden ruhiger. Nur die Nachtwache flupt noch nicht so richtig. Heute Nacht hätte ich ein kleines Vermögen gegeben, wenn Christian mich um 2:00 Uhr nicht geweckt oder ich mich nochmal umdrehen hätte können, um weiter zu schlafen. Ich war so müde, dass ich dann auch direkt im Sitzen eingeschlafen bin. Aber nicht lange, denn der Timer weckte mich schon wenige Minuten später. Nach drei Tagen auf See ohne die Spur eines Schiffes fragte ich mich grummelig, warum ich eigentlich mitten in der Nacht aufstehe. Auch der wieder einmal gigantische Sternenhimmel steigerte meine Laune nicht. Aber die Antwort auf meine Frage ließ nicht lange auf sich warten und bestand aus einem kleinen Licht am Horizont. Naja, da bleibt nur zu hoffen, dass sich meine innere Uhr heute oder morgen an den unterbrochenen Schlafrhythmus gewöhnt.

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18.03.2019:
Kommentar fromImaadh Abdulla
I wish your a very safe and good sailing too .. take some rest and try to sleep when you get free .
18.03.2019:
Kommentar fromFlo
Alles O.K. an Bord! 18.03.19 15:24z Gruss Flo
16.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 2: Blauer Himmel, blaues Meer

Die Sonne brennt vom Himmel, es ist kaum ein Wölkchen zu sehen. Das Thermometer zeigt 31°C. Es ist dennoch erträglich an Bord, denn die leichte Brise von gestern hat sich gehalten. Wir segeln gemächlich Richtung Westen, das Meer ist ruhig.

Unsere Notfallpläne, von denen wir ausgehen, dass wir sie nie brauchen werden, sind inzwischen finalisiert und hängen über dem Navigationstisch und im Cockpit an der Steuersäule. Für verschiedene Szenarien haben wir uns vorab überlegt, was in welcher Reihenfolge getan werden muss und von wem. Vor allem geht es darum bei Sichtung oder Annäherung eines unbekannten Schiffes die Lage genau zu beobachten und die Watchkeepers des patrouillierenden Militärs im Golf von Aden zu informieren, damit frühzeitig Hilfe eintreffen kann. Aber es sind auch andere Aktionen vermerkt.

Christian updated momentan unsere aktuelle Position und sendet sie, wie jeden Tag, zu den Watchkeepers. Ansonsten verläuft die Überfahrt bisher ereignislos, wir sehen nicht einmal ein Containerschiff oder fangen einen Fisch.

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15.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 1 auf dem Weg ins rote Meer

Unter blauem Himmel mit leichter Cumulusbewölkung setzten wir die Tücher und richteten Moyas Bug nach Westen. Der vorhergesagte leichte Wind trieb Moya auf den Ozean hinaus. Schnell waren die niedrigen Inseln der Malediven nicht mehr zu sehen. Doch schon in der Nacht wurde aus der leichten nördlichen Brise stehende Luft. Die Segel schlugen trotz der kaum vorhandenen Welle. Moya’s großer Tank ist randvoll, trotzdem schalteten wir Henry erst ein als wir wirklich standen. Diesel Sparprogramm ist angesagt - er muss strengstens rationiert werden. Um fünf Uhr heute Morgen erahnte ich einen Hauch von der Seite im Fahrtwind und setzte die Segel. Seitdem sind wir nicht schnell, aber konstant unterwegs.

Zum Start unserer vorerst letzten großen Ozean Überquerung, habe ich meine letzten Schätze aus Deutschland hervorgekramt. Direkt nach dem Frühstück haben die Jungs begeistert angefangen in den neuen Wieso, Weshalb, Warum Heftchen zu malen, kleben und rätseln. Außerdem werden sie ausnahmsweise unser Tablet verwenden dürfen. Die Internetverbindung der Malediven war so gut, dass ich einige LernApps herunterladen konnte. Jetzt sind sie ganz aufgeregt.

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08.03.2019 -6°41,9 N, 73°34,9 O, Indischer Ozean

Wasser im Schiff

Joshi Adlerauge

„Papa, das rote und orange Lämpchen der Bilgepumpe ist an“ rief Joshua ganz aufgeregt gestern Morgen um kurz nach 6:00 Uhr. Er war kurz davor aufgestanden und wusste genau, dass da eigentlich nur das grüne Licht leuchten sollte. Christian hatte mich ausnahmsweise noch nicht zur Morgenwache geweckt, aber nach dem Ausruf von Joshi war ich hellwach. Die beiden Lämpchen zeigten an, dass unsere Bilgepumpe arbeitete, sie pumpte Wasser aus dem Schiffsbauch nach draußen. Wasser im Schiff! Gar nicht gut. Beim aus der Koje klettern fragte ich mich, wo das Wasser wohl herkommt, als auch schon der Capitano mit Taschenlampe bewaffnet an mir vorbei rannte. In der Hektik hatte er ganz vergessen das Licht im Maschinenraum anzuschalten. Gleichzeitig brüllte Joni aus dem vorderen Bad „aus dem Wasserhahn kommt nichts!“. Ich schaltete das Licht ein und die Frischwasserpumpe besser aus, denn unsere Wasserleitungen stehen bei angeschalteter Pumpe unter Druck. Christian kam erleichtert aus dem Maschinenraum gekrabbelt: „Es ist Frischwasser.“ Das grüne Lämpchen der Bilgepumpe leuchtete jetzt auch wieder. „Ok gut! - Hast Du schon eine Ahnung wo es herkommt?“ Hatte er nicht und war auch schon wieder auf dem Weg das Problem zu suchen.

Schon wenige Minuten später wurde er fündig, der Schlauch von der Druckwasserpumpe zu unserem Warmwasserspeicher hatte sich wohl im Laufe der Zeit gelöst. Durch das Druckwassersystem im Schiff sprudelte nun unser Trinkwasser in die Bilge und wurde brav ins Meer gepumpt. Es war dennoch der denkbar beste Auslöser für das Problem „Wasser im Schiff“, überall anders wäre es deutlich aufwändiger geworden das Leck zu finden. Der Schlauch war schnell wieder drauf gesteckt, die Schlauchschelle angezogen und gecheckt, dass alles dicht ist. Und einmal mehr dachte ich „wie gut, dass wir einen Wassermacher an Bord haben.“ Ohne ihn wäre ich weniger entspannt gewesen, wenn das kostbare Nass in der Mitte des indischen Ozeans im Meer verschwindet.

Fast da

Die letzten Nächte waren unglaublich dunkel. Der abnehmende Mond ging immer erst in den frühen Morgenstunden auf. Heute ist Neumond. Selbst die Sterne waren in der milchigen, fast stehenden Luft nur in kleiner Zahl erkennbar. Normalerweise reichte deren Licht immer, um selbst in einer mondlosen Nacht den Horizont zu sehen. Die letzten Tage war dem nicht so. Ich fand es fast ein bisschen gespenstisch, so in das Schwarze hinein zu fahren. Aber jetzt haben wir es fast geschafft.

Zum Glück behielt die Wettervorhersage auch dieses Mal nicht Recht. Wir hatten zumindest ein kleines bisschen Wind zum Segeln. Der nagende Strom drehte letztendlich auch noch in unsere Richtung, so dass wir jetzt schon die ersten Inseln der Malediven ausmachen können. Wir freuen uns schon auf den Landfall.

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06.03.2019 -6°10 N, 76°29 O, Indischer Ozean

Kriechend zu den Malediven

Rückenwind sollten wir haben, zumindest für die ersten beiden Tage unserer Passage. Allerdings hielt das Wetter sich wie so oft nicht an die Vorhersage.

Wir klarierten aus Sri Lanka aus, die Navy Offiziere kamen an Bord und verließen Moya erst wieder, als wir die Leinen los schmissen. Sie nahmen es sehr genau und kontrollierten gründlich, dass unsere Crew komplett und sofort den Boden Sri Lankas verließ. Nachdem der Prozess der Ausreise erst einmal gestartet war, gab es kein zurück mehr, dabei hatte ich doch noch im Supermarkt die Würstchen vergessen. Aber egal, es geht auch so. Albert und Sheena halfen uns bei Ablegen. Die Lücke zwischen Miss Tiggy und dem Ausflugsboot vor uns war super eng. Aber den Capitano managte die Situation prima, dampfte in die Vorspring ein bis Moyas Heck aus der Lücke gedreht war und fuhr ohne jeglichen Moment der Unsicherheit einfach hinaus. „Well done“ brüllte Albert noch vom Steg und winkte uns ein letztes Goodbye zu, bevor wir aus dem Hafen tuckerten. Leider werden wir die beiden netten Briten wohl so schnell nicht mehr wiedersehen, denn sie segeln ostwärts während wir nach Westen unterwegs sind.

Der Hafen von Galle liegt geschützt. Wenn überall anders eine steife Brise weht, steht hier die Luft. Wir mussten nur wenige Meter entfernt zum Surferstrand gehen, dort wehte immer ein angenehmes Lüftchen, während die Hitze im Hafen um die Mittagszeit fast unerträglich war. Deshalb dachten wir auch, als wir die Leinen loswarfen, „kein Problem, wenn wir aus dem Hafen raus sind können wir Segel setzten“. Leider kam es dazu erstmal nicht, denn das kleine Lüftchen wehte von Westen direkt auf Moyas Nase. Nach einigen Stunden unter Maschine, drehten wir die Nase nach Norden, holten die Tücher raus und arbeiten uns anstatt nach Westen nach Norden. Es lief zäh, zäh wie Kaugummi. Zu dem wenigen Wind, kam ein fetter Gegenstrom hinzu. Wir segelten gerade einmal 2 Knoten über Grund, obwohl wir wesentlich schneller durchs Wasser unterwegs waren und das auch noch in die falsche Richtung. Wir sind nicht sicher, ob wir auf den Malediven tanken können und der Weg bis zur nächsten Tankstelle ist sehr lang, deshalb ist unser Dieselvorrat jetzt so wertvoll wie Gold. Trotzdem mussten wir Henry noch am selben Tag ein paar Mal bemühen, um nicht rückwärts zu fahren. Mit Wind aus West, wo wir eigentlich hin wollten, konnten wir auf dem Steuerbordbug nach NNO und auf dem Backbordbug nach SSO segeln, so stark war die entgegenlaufende Strömung. Später schaltete der Wind komplett ab.

Auch gestern kämpften wir mit Flaute und schwachem Gegenwind und fuhren mal in nördliche mal in südliche Richtungen, solange nur etwas Westkomponete dabei war. Inzwischen ist Moya so hart am Wind wie möglich, aber dafür fast auf Westkurs unterwegs, immerhin mit 3 Knoten. Wenn es so weitergehen würde, wären wir in zwei Tagen Uligan, aber leider vermiest uns Wettervorhersage den Tag. Ab Morgen soll der Wind seine Arbeit wieder einstellen. Wir hoffen bis dahin wenigstens dem Gegenstrom entkommen zu sein. Vier Tage auf See hatten wir für diese Passage geplant, jetzt sieht es so aus, als ob wir eher sechs brauchen werden.

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21.02.2019 -Galle, Sri Lanka

Fun with flags ...and stamps

Endspurt mit Schub von hinten

Nach der Verschnaufpause hatte der Wettergott seine Wangen noch einmal kräftig aufgebläht und uns stürmischen Wind von achtern geschickt. Dazu gab es noch ein bisschen Unterstützung von Neptun, so dass Moya mit 7 bis 8 Knoten entlang der Südküste von Sri Lanka gefetzt ist.

Natürlich hatten wir Verpeiler die Flautenzeit mal wieder nicht genutzt. In Langkawi hatten wir uns die Füße wund gelaufen, um eine Gastlandflagge von Sri Lanka zu erstehen. Eigentlich ist das dort kein Problem, aber wir kamen ungünstig und sie waren alle aus. Irgendwie musste jetzt also noch eine Flagge herbei gezaubert werden, bevor wir in Galle ankommen. In unserer Not haben wir in Osttimor schon einmal zu Pinsel und Farbe gegriffen und die Flagge mit Wasserfarben aufgemalt und dann einlaminiert. “Ok, kein Problem, das machen wir einfach in Sri Lanka wieder so” dachte ich. Herzlichen Glückwunsch! Habt ihr die Flagge von Sri Lanka im Kopf? Ich hatte das offensichtlich nicht und hatte dann Spass die Flagge mit dem gelben Löwen zu skizzieren und auszumalen und dabei immer schön das Rollen von Moya auszugleichen. Joshi und Joni waren von unserer Flaggenaktion aber restlos begeistert und haben gleich selbst angefangen kleine Deutschland Flaggen aus Zahnstochern und Papier herzustellen. Nach zwei Stunden war es dann geschafft, wir waren bereit nach Sri Lanka einzureisen. Die Visa hatten wir schon in Malaysia beantragt und unser Agent war auch schon informiert, dass wir am nächsten Tag ankommen würden.

Darf es noch ein Stempel sein?

Mir fliegenden Tüchern kamen wir heute Morgen kurz vor 8:00 Uhr vor dem Breakwaters des Hafens von Galle an. Port Control wusste bereits seit einer Stunde, dass wir gleich da sein werden (unsere neue Funke funzt 1A). Trotzdem dauerte es nochmal anderthalb Stunden bis das kleine graue Boot der Navy längsseits anlegte und 3 Klappenträger mit blauen Hemden und schwarzen spiegelnden Schuhen absetzte. In den Hafen darf man nur nach Freigabe durch die Navy einlaufen. Wir starteten also den Papierkrieg bereits im Hafenbecken treibend. Ein paar Zettel, viele Unterschriften und 5 Stempel später, durften wir dann rein in den Hafen. Die Offiziere schauten eifrig zu wie Christian und ich an der Betonwand anlegten. Das war gar nicht so einfach ohne helfende Hand an Land. Nachdem die Leinen fest waren, entschwanden die netten Herren in den blauen Hemden. Moyas Deck war jetzt schwarz, aber das störte nicht weiter, denn schmutzig würde es hier ohnehin werden mit der Zementfabrik gleich nebenan.

Unser Agent (Windsor Reef) kam mit einem ganzen Packen Papier. Wir füllten gemeinsam die Zettel aus und stempelten munter weiter, bevor er den Behörden Bescheid gab an Bord zu kommen. Erst kam der Zoll und kontrollierte unseren Alkoholvorrat, dann kam die Gesundheitsbehörde und schließlich 3 Beamte von Immigration. Fertig waren wir aber immer noch nicht, denn die Stempel in unsere Pässe gibt es nur im Büro der Immigration und außerdem fehlten unsere Hafenzugangs Pässe noch. Schließlich war dann auch das erledigt, so dass wir doch tatsächlich um 14 Uhr endlich an Land durften nachdem wir Moya noch ein Fenderbrett verpasst hatten. Man sieht hier im Hafen zwar keinen Schwell, aber die Boote -außer uns sind noch vier andere Segler hier- machen trotzdem übele Bewegungen, reißen an den Leinen und quetschen die Fender gegen den Beton.

Tuk Tuks überall

Mit dem Verlassen des Hafens wurden wir von Tuk Tuk Fahrern umzingelt. Alles kann man von ihnen bekommen, Wäsche waschen, Gas auffüllen, SIM Karten, Touren, die einfache Fahrt in die Stadt tritt dabei in den Hintergrund. Trotzdem wehrte mein Mann, wie er das immer tut, die Meute ab. Er will lieber selbst entscheiden, wenn er gefahren werden will. Wir marschierten also los in Richtung Stadt um Geld aufzutreiben. Entlang der Hauptstraße liefen wir, auch hier wimmelte es von den dreirädrigen Gefährten, von Bussen und Autos, ohne Gehsteig. Für meinen Geschmack fuhren die motorisierten Verkehrsteilnehmer, dann doch etwas zu dicht an uns vorbei, so dass wir mit den ersten Rupien in unserer Tasche ein Tuk Tuk zum portugiesischen Fort organisierten.

Das Fort ist ein touristischer Ort, so viele Weiße haben wir schon lange nicht mehr auf einmal getroffen, dennoch ist es wunderschön, gut erhalten und lädt zum Verweilen an. In den kleinen Gässchen der Altstadt kommt man sich fast vor wie in Portugal, wenn da nicht die Stuppas der buddhistischen Tempel dazwischen nicht in die Höhe ragen und die lokalen Ladies in ihren tollen traditionellen Saris durch die Straßen stolzieren würden. Mit keinen Erwartungen an Galle, war ich positiv überrascht und direkt infiziert von Sri Lanka.

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17.02.2019 -6°22' N; 88°05' O, Indischer Ozean

Stille Weite auf dem indischen Ozean

1:00 Uhr: Der Wind ist weg. Seit dem Abend schon hat Henry seinen Dienst angetreten, nachdem der Wind den ganzen Tag über immer weniger wurde und schließlich ganz aufgegeben hatte. Der strahlend blaue Himmel hat sich in gleichem Maße zugezogen wie der Wind nachließ. Jetzt scheint der Mond durch eine hoch liegende geschlossene Wolkendecke. Er ist so hell, dass man ihn hinter den Wolken erkennen kann. Um ihn liegt in einigem Anstand ein Ring - ein Halo, das durch die Brechung des Mondlichts an Eiskristallen entsteht. Kein Sternchen ist zu sehen. Das Wasser liegt ruhig da wie ein schwarzes, spiegelglattes Tuch. Das kleinste Lüftchen würde schon bewirken, dass die Oberfläche sich kräuselt. Aber da ist nichts, kein Hauch, nur der Fahrtwind, der die Nacht erträglich macht. Anstatt in meiner Koje verbringe ich die Nacht im Cockpit. Der Himmel ist heute nacht nicht vom Meer unterscheidbar, ich habe den Eindruck durch ein milchiges Nichts zu fahren. Außer dem Mond ist kein Licht zu sehen. Schon seit Tagen war da kein Schiff, selbst auf dem AIS, wo wir die großen Tanker normalerweise schon mindestens 30 Meilen im Voraus erkennen.

6:00 Uhr: Christian hat mich eben zur Morgenwache geweckt. Am Himmel dämmert es bereits, aber die Sonne hat es noch nicht über den Horizont geschafft. Seit Langkawi haben wir schon zweimal an der Uhr gedreht und sind jetzt nur noch 5 Stunden vor Euch - sozusagen fast schon zu hause. Es mag bizarr klingen, aber nach der endlosen Weite des Pazifiks, fühlt sich fast in Sri Lanka, tatsächlich wie fast zu hause an. Unsere Perspektive hat sich definitiv verschoben. Vor der Reise reichte die Welt für mich von San Fransisco im Westen bis nach Brisbane im Osten, jetzt weiß ich nicht nur in der Theorie, dass dahinter die blaue Hälfte unseres Planeten liegt.

6:45 Uhr: Die Sonne ist jetzt da. Das Wasser kräuselt sich leicht, zum Segeln reicht das noch nicht. In unserem ca. 3 Seemeilen großen Sichtbereich bis zum Horizont liegt nur blaues Wasser, blauer Himmel und weiße Wolken. Ich habe mich vor unserer Reise manchmal gefragt, ob ich mich wohl einsam fühlen werde in der Mitte eines Ozeans. Vor allem Luftaufnahmen eines kleines Segelbootes im blauen Nichts vermittelten mir das Gefühl einer endlosen, beängstigenden Weite. Da Moya sich aber in einer kleinen Kugel aus Wasser und Himmel bewegt, kam dieses Gefühl nie auf, nachdem wir die Leinen los geschmissen hatten.

Ich bringe seit einer gefühlten Ewigkeit die Angel mal wieder aus. In den überfischten Gewässer von Indonesien und der Straße von Malakka haben wir erst gar nicht versucht einen Fisch zu fangen. Die Kinder sind jetzt wach und streiten sich bereits, wer aus unserem Konstruktionsbausatz welches Bauteil haben darf.

9:00 Uhr: Nach dem Frühstück scheint sich die Luft zumindest etwas zu bewegen. Wir setzen alle Tücher und machen immerhin 3.5 Knoten über Grund. Joshi kramt seinen Steckbrief, den wir gestern begonnen haben, heraus. Vom Papier lacht ein blonder Kopf mit blauen Augen unter seinem Namen entgegen. Jetzt will Joshi auch noch in großen Buchstaben dazu malen was er gerne mag: rot, Feuerwehr, Döner, Lego, Bob der Baumeister, Bambi und Tarzan. Dann ist das Blatt voll, sein Lieblingstier passt nicht mehr drauf. Joni schaut fasziniert zu und steckt gleich darauf die Bob-CD in unser neues Radio.

12:00 Uhr: Ich habe mein Buch ausgelesen und denke über eine Badepause nach. Der indische Ozean hat erst seit ein paar Tagen wieder diese tiefblaue Farbe, die zum hineinspringen einlädt. Vorher war das Wasser eher trüb und gräulich. Mal sehen was Christian zu meinem Vorschlag meint. Vielleicht kommen ja auch wieder ein paar Delfine vorbei, die waren gestern auch schon da.

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13.02.2019 -6°41' N; 95°54' O, Indischer Ozean

Ein halbes Leben auf dem Segelboot

Unser Kleinster ist vier...

und verbrachte inzwischen fast sein halbes bisheriges Leben an Bord von Moya. Schon mit drei Monaten startete er damals auf seinen ersten großen Törn, von der Ostsee, entlang der europäischen Atlantikküste, bis nach Nazaré in Portugal. Inzwischen hat sich Einiges geändert: anstatt im Salon herumzuliegen, flitzt er jetzt durchs Boot. Seine Stoffwindeln haben wir Großteils in Papua Neuguinea verschenkt und sind gar nicht unglücklich darüber, das unsere Windelwaschmaschine nicht mehr gebraucht wird. Den Kinderwagen haben wir erst gegen den Tragegurt und Laufrad, später gegen Trekkingsandalen eingetauscht. Die Schwimmweste trägt er zwar immer noch, aber wir sind etwas entspannter geworden, denn seit einigen Tagen taucht und schwimmt er, zwar noch im Hundestil, aber immerhin, der Kopf bleibt über Wasser. Mit knapp drei Jahren konnte er schon einen Palstek knüpfen, er turnt trotz Schaukeln sicher durchs Schiff, Seekrankheit kennt er nicht, selbst wenn wir richtig eins auf die Mütze bekommen und auch sonst merkt man immer wieder, dass er ein richtiger kleiner Seemann ist.

Für Joni war es also kein Problem seinen vierten Geburtstag in der Mitte des indischen Ozeans zu verbringen. Für ihn ist es der normalste Ort der Welt. Joshi, Mama, Papa und Moya sind ja dabei. Nur die Geburtstagsvorbereitungen waren etwas beschwerlich. Kuchenbacken auf See ist nicht immer ganz easy. Vor allem am ersten Tag der Passage, wenn die Seebeine noch fehlen, ist es eine Herausforderung für meinen Magen und ein Kraftakt die bleischweren Extremitäten zu bewegen. Das Rollen des Schiffs im Passatwind ist in der Pantry auch nicht sonderlich hilfreich, man kann nichts eben mal ablegen, da das Etwas sonst innerhalb Sekunden erst auf die eine, dann auf die andere Seite des Schiffs und wieder zurück fliegt. Der Geburtstagskuchen fiel somit etwas simpler aus, aber einen Schokoladenüberzug mit einer großen 4 aus Smarties sollte er wenigstens bekommen. Hinterher weiß ich, dass das wohl keine allzu gute Idee war, sondern ein regelrechter Kampf gegen nicht schmelzen wollende Schokolade und heißes schwappendes Wasser. Der gebackene Kuchen kam nämlich auf den einzigen sicheren Ort am Schiff, den kardanisch aufgehängten Ofen, so dass die Schokolade entsprechend in einem durchs Spülbecken rutschenden Gefäß im schaukelnden, kochendem Wasser geschmolzen wurde. Sie wehrte sich so gut sie konnte, ich fluchte, aber am Ende war die Schoki zwar überall in der Küche verteilt, aber der Großteil immerhin auf dem Ananaskuchen. Es hatte sich gelohnt, Joni freute sich und war ganz stolz, dass der Kuchen extra für ihn war. Allerdings werde ich Joni bei diesen Bedingungen seinen anderen Geburtstagswunsch, selbstgemachte Spätzle, leider nicht erfüllen können, das werden wir später nachholen.

Durch unsere große Kosmetikaktion für Moya, waren die Geschenke zwar eingekauft, aber noch nicht eingepackt. Das holte ich während meiner Nachtwache heute nach und wurde gerade rechtzeitig zum Segelreffen fertig.

Zurück im Passat

Der Wind hatte zugelegt und wehte jetzt mit 25 Knoten direkt von achtern - zu viel für die voll gesetzten Tücher. Die von hinten heran rollenden Wellen, drückten Moya von einer Seite auf die andere. Noch steuerte unser Windpilot ganz ordentlich, aber der Druck war spürbar in den ausgebaumten Segeln und unsere Lady schlingerte ein wenig. Die Genua stand ausgebaumt auf der Luvseite, die Fock und das gesicherte Grosssegel auf der Leeseite, Moya fegte mit 8 Knoten Richtung Westen. Durch den von hinten wehenden Wind und die Wellen bestand die Gefahr, dass in einem unglücklichen Moment der Wind von der falschen Seite ins Grosssegel blies - ich verringerte daher die Segelfläche, der Druck und das Schlingern ließen nach.

Nach 3 Monaten am Wind segeln, segeln wir seit gestern wieder vor dem Wind, was das Vorankommen deutlich erleichtert. Seitlicher Wind wäre zwar noch besser, aber mit Wind von hinten kommen wir wenigstens sicher und planbar zu unserem Ziel. Mit Wind, Welle und Strömung direkt gegenan, kann es ungemütlich, langsam und manchmal sogar unmöglich werden sein Ziel zu erreichen. Das Letztere blieb uns zum Glück bisher erspart (klopf, klopf auf Holz). Dennoch kämpften wir in den letzten Monaten öfter, da wir nicht nur Wind sondern auch die Strömung fast ausschließlich gegen uns hatten. Wir genießen nicht zuletzt deshalb momentan die schnelle Rauschefahrt über die Wellen des indischen Ozeans ganz besonders. Nach weniger als zwei Tagen liegen bereits 245 Meilen in unserem Kielwasser, Banda Ache und die Nicobaren sind fast schon querab und Sri Lanka liegt nur noch 940 Meilen gegen Westen.

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13.02.2019:
Kommentar fromOma und Opa
Lieber Joni, wir gratulieren Dir herzlich zu Deinem 4. Geburtstag und wünschen Dir viel Spass und Freude. Bald seid ihr wieder zu Hause, dann bekommst Du Dein Geburtstagsgeschenk. Wir freuen uns sehr auf dich, Joshua und Mama und Papa. Eine gute Reise.
13.02.2019:
Kommentar fromMarcus & Judith
Lieber Jonathan, lang ist es her dass wir Dich gesehen haben, wahrscheinlich erinnerst Du Dich gar nicht mehr. Wir wünschen Dir einen ganz ganz ganz schönen Geburtstag auf Eurer schaukligen Heimat. Viel Spaß mit Deinen Geschenken, laß Dir den Kuchen schmecken, geb den Großen etwas ab & weiterhin viel Spaß bei Eurem großen Abenteuer. Liebe Grüße, auch an Joshua und Mama & Papa!
15.02.2019:
Kommentar fromNici
Lieber Joni, als wir uns das letzte Mal gesehen haben warst du noch ein Baby, wie die Zeit vergeht :) ich wünsche dir nur das Beste zu deinem 4. Geburtstag und freue mich euch bald mal wieder sehen zu können. Viele Grüße aus der Heimat
11.02.2019 -Royal Langkawi Yacht Club, Langkawi, Malaysia

Aufbruchstimmung

Schön ist sie wieder, unsere Lady

Nach weiteren 5 Tagen Arbeiten an Bord und Gerenne durch die Stadt ist unsere Lady fertig für den indischen Ozean und sieht dabei auch noch richtig schick aus. Alle kleinen Roststellen sind repariert, unser Salonboden ist quasi neu, nachdem wir mit Heißluftföhn und Schleifmaschine den alten Lack attackiert haben, unser gelbliches Andenken vom Kumai River ist vom Lack entfernt, die Schalter sind neu verkabelt, das Rigg gecheckt, der Windpilot montiert, eine neue Funke, ein neuer AIS Splitter und ein Radio ist eingebaut, so dass es jetzt endlich losgehen kann. Nach den letzten Tagen sind wir zwar ganz schön geschafft, wir werden aber dennoch heute noch nach einer letzten warmen Dusche in der Marina, die Leinen los schmeissen. Ziel: Sri Lanka

Unsere Pläne bestimmt der Wind

Hier halten uns alle für ziemlich verrückt, dass wir Thailand rechts liegen lassen, ohne auch nur einen kleinen Zwischenstopp auf den wunderschönen Inseln zu machen, ganz zu Schweigen von dem hervorragenden Essen dort, aber leider bestimmen wir nicht alleine wann es losgehen muss. Auch sonst wäre ich hier noch gerne weiter gesegelt, es gäbe noch so viel zu entdecken in diesem wunderschönen Segelrevier: Anambas, Sulawesi, Tioman und die gesamte Ostküste Malaysias, Thailand, Myanmar sind alles tolle Ziele für ein Segelboot. Wenn wir nur noch ein bisschen Zeit hätten...

Haben wir aber nicht! Im September fängt für Joshi die Schule an, bis dahin müssen wir wieder in Deutschland gesettelt sein, die Uhr tickt. Wir haben lange überlegt, ob wir Moya hier in Malaysia verkaufen sollen, konnten uns aber noch nicht von ihr trennen. Deshalb werden wir nun in den nächsten Monaten unsere Weltumsegelung zumindest fast komplett machen und ins Mittelmeer zurück segeln. 4500 Meilen sind es ungefähr noch, genauso viel wie von hier nach Vanuatu. Eigentlich kein Problem diese Strecken in 6 Monaten zu segeln, wenn da nicht der Nordostmosun wäre. Den brauchen wir nämlich um nach Europa zurück zu kommen, nur weht er leider keine 6 Monate mehr. Deshalb sind wir einmal mehr unter Zeitdruck unterwegs, vor Mai müssen wir es über den indischen Ozean geschafft haben, bevor der Südwestpassat einsetzt und uns auf die Nase bläst.

Die Wettervorhersage von heute sagt der Wind passt für die nächsten Tage, wir müssen also los! Ko oder nicht, Leinen los!

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03.01.2019 -3°51,8' S / 112°33,2' O, Java Meer, Indischer Ozean

2018 endet glamourös, 2019 startet heftig

Fotoshooting wie mit Rock Stars auf Bawean

Trotz des starken Winds in der Ankerbucht und der an ihrer Kette rüttelnden Moya wollten wir unsere Beine zum Jahresende noch einmal in Schwung bringen. Die Jungs brauchten Auslauf und den Capitano packte die Entdeckungslust. Bei Sonnenuntergang balancierten wir in einer Regenpause ins Dingi und waren im Nu mit Rückenwind über die Wellen bis an den Anleger des Dorfes gesurft. Ein Fischer war auch noch dabei sein Boot zu vertäuen. Er sprach kein Englisch, was ihn aber nicht davon abhielt uns beim Anlegen zu helfen, uns danach den besten Ort zu zeigen, wo Tilly nicht von Wind und Wellen unter den Holzsteg gedrückt wurde, und uns dann seinen Roller anzubieten, um ins Dorf zu fahren. Joshua kriegen keine 10 Pferde auf ein Moped und wir wollten ja ohnehin laufen, also ging es per Pedes aus dem Hafengelände. Wir kamen nicht weit, schon nach wenigen Meter, kamen die ersten bekopftuchten Frauen, die gerne ein Selfi mit den Jungs wollten. Bawean ist eine muslimische Insel und offensichtlich wenig touristisch, obwohl die bergig, grüne Insel mit den vorgelagerten Riffen bei besserem Wetter bestimmt wunderschön ist. So waren wir hier die absolute Attraktion.

Fast jeder begrüßte uns mit dickem Grinsen und „Hello Mista“. Immer wieder kamen Roller mit neugierigen Fahrern vorbei, die grade eben schon einmal an uns vorbei getuckert waren. Wir kamen an einer Sylvester Party vorbei, wurden mit einer Mischung aus Englisch und Bahasa Indoneasia begrüßt und nach den obligatorischen Selfies auch gleich eingeladen mit zu feiern. Verlockend, aber wir hatten Hunger und setzten unsere Suche nach etwas Essbarem fort. Auch Indra, ein hübsches 16 jähriges Mädchen, sprach uns an. Englisch ist ihr Lieblingsfach in der Schule und man sah ihr die Aufregung richtig an mit der sie sich mit uns unterhielt und uns später ihr Zuhause und ihre Familie vorstellte. Dann trafen wir Lena, die gerade mit dem Roller unterwegs war. Sie hielt an, fragte, ob wir Hilfe brauchten und ließ dann einfach ihr Gefährt stehen, um uns zum Dorfplatz mit den Essensständen zu begleiten. Lena ist auf Bawean Englischlehrerin, während ihr Mann und ihre drei Kinder auf Java leben. Sie waren gerade zu Besuch und natürlich kamen sie wenig später dazu, um uns Touris zu sehen. Lena organisierte unser Essen, Baskso, gebratener Reis, frittiertes Hähnchen, Eistee und gefüllte Pfannkuchen. Unser Sylvesterdinner kostet umgerechnet unglaubliche 4 Euros. Ich war skeptisch wie unsere Mägen das Essen wohl verkraften würden, aber meine Zweifel waren unbegründet.

Während wir auf den schmalen Holzbänken saßen und aßen, kamen immer wieder neue Menschen, die sich gerne mit uns fotografieren lassen wollten. Manchmal fragten sie, manchmal stellten sie sich einfach dazu und drückten ab. Es muss hunderte von Fotos von diesem Abend auf Handys von unbekannten Menschen von uns geben. Scary! Und warum? Am Ende kam sogar noch der Polizeichef der Insel und begrüßte uns.

Spätestens seit Venezuela bin ich in fast jedem Land aufs Neue tief beeindruckt von der Herzlichkeit und Offenheit der Menschen, auf die wir vor allem abseits der touristischen Zentren trafen, wo die Dollarzeichen noch nicht in den Augen der Leute leuchten. Und jedes Mal frage ich mich wieder warum das Klischee der genauen, gewissenhaften aber auch ernsten, grimmigen und steifen Deutschen halt doch oft ein bißchen stimmt. Wo wird einem denn schon in Zentraleuropa ernsthaftig auf der Straße von Unbekannten Hilfe angeboten, ganz zu Schweigen von einer Einladung zur Neujahrsfeier? Zumindest ich bekam auch schon irritierte Gesichter als Antwort auf ein Lächeln auf der Straße in europäischen Städten. Das ist zum einem wirklich schade, zum anderen schätzen wir aber unsere Erfahrungen dadurch umso mehr.

Der Wind trieb uns zurück an Bord. Gegen den Wind und die Wellen durch die Bucht wurde mit Tilly zum nassen Abenteuer. Obwohl es nicht regnete, waren wir alle bis auf die Unterhose durchnässt als wir wieder an Bord standen. Dann warteten wir auf das neue Jahr, klassisch mit Spielen und Dinner for One. Ein kleines Feuerwerk gab es dann auch, abgeschossen vom über Bord hängenden Besenstiel. Zum Glück hatten wir auch eine Wunderkerze, denn der Wind fegte jede andere Flamme sofort aus.

Bali - Borneo: eine unserer härtesten Passagen

Andere Segler beschreiben diesen Teil ihrer Reise oft mit Leichtwindsegeln und Motorsegel wegen Flaute. Bei uns war das ein klein wenig anders. Anstatt im Sommer mit leichten südöstlichen Winden zu segeln, kämpften wir direkt gegen den Nordwestmonsun, die Wellen und die Strömung. Die entgegen rauschende See war teilweise beträchtlich, so hoch, dass ich auf der Luvseite stehend nicht mehr über die Wellenkämme schauen konnte. Es war nach Kolumbien unsere höchste See, nur dieses Mal von schräg vorne, anstatt von achtern, was das vorankommen schlichtweg ungemütlich machte. Selbst mit unserer starken Maschine kommt man unter diesen Bedingungen nur noch sehr langsam voran - wir versuchten es in den Windpausen zwischen den Gewitterzellen immer wieder. Um vorwärts zu kommen, mussten die Segel raus und der Sturm abgewettert werden.

Die Squalls und Gewitterzellen hier sind so stark wie wir sie bisher noch nirgends erlebt hatten. Aus dem Nichts entstand gestern Nacht eine Monsterzelle mit 15 bis 20 Meilen Durchmesser und über 50 Knoten Wind - fast Orkanstärke! Im Anfangsstadium gingen wir ins dritte Reff und waren einmal mehr froh über die Stärke unseres Riggs und Moya, die anstatt zu stampfen, großteils elegant über die Brecher glitt. Mit über 7 Knoten fegte sie trotz der Wellen Richtung Norden. Natürlich war im Schiff nichts mehr da wo es hin gehörte, alles was nicht niet- und nagelfest war purzelte herum. Bei über 30° Lage fliegen dann auch schon mal die Becher aus den sonst sicheren Halterungen. Auch gestern jagten die Squalls einander. Meist schrammten wir am Rande vorbei. Manchmal mussten wir durch, was von beiden eintraf, wussten wir immer erst hinterher, da die Wolken sich in minutenschnelle bilden und verändern. Die Segel blieben in den Pausen sicherheitshalber gerefft, auch wenn wir dann langsamer voran kamen.

Bei diesen Bedingungen konnten wir trotzdem nicht mehr mit kochendem Wasser hantieren, deshalb gab es Hefezopf und frisches Brot, die ich noch vor der Abfahrt gebacken hatte. Abgespült habe ich nachts um 3 Uhr, weil ich ohnehin wach war und weil es gerade eben ging nach dem letzten Squall. Die Kinder sind natürlich alles andere als begeistert, weil Spielen nur sehr eingeschränkt möglich ist, und seit einen Salzwasserspritzer durchs offene Fenster auch noch unser Radio die Biege gemacht hat und nun selbst Hörbücher out sind. Da muss dann auch mal das iPad helfen, aber das geht eben auch nicht den ganzen Tag. Alle freuen sich also aufs Ankommen.

Heute nacht nutzen wir die Winddrehung nach Norden, um ein bißchen westwärts zu segeln. Wir hatten bei dem NW Wind das NNW gelegene Kumai nicht anhalten können und müssen jetzt zusätzliche 100 Meilen westwärts segeln. Das ging ganz gut, bis zu dem nächsten heftigen Squall, der die Winde wieder komplett durcheinander brachte und uns auf der Stelle hin und her zu fahren ließ, ohne eine Meile voranzukommen. Im Morgengrauen kamen wir heute an der Küste Borneos an. Momentan herrscht im Schutz der Insel weitgehende Ruhe (vermutlich die vor dem Sturm), so dass Henry gerade arbeitet. Bis Morgen früh sollten wir es trotzdem bis in den Kumai Fluss, unserem Ziel, geschafft haben.

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11.11.2018 -Indik 8°26' S, 128°31' O

Hallo Indik!

Auch formal haben wir es jetzt in den Indischen Ozean geschafft. Spätestens gestern sind wir aus der Arafura Sea in die Timorsee, die zum Indischen Ozean gehört, gesegelt. Mr. Indik begrüßt uns zunächst mit spiegelglattem Wasser und tropischer Sonne ohne jegliches Wölkchen am Himmel. Nicht ein Hauch bewegter Luft ist zu spüren, wir sind nicht nur im Indik, sondern auch in den Doldrums, der Innertropischen Konvergenzzone ITCZ, angekommen.

Bis wir den Indik in Kürze wieder verlassen, um ins australasiatisches Mittelmeer abzubiegen, dem Meer das Pazifik und Indik von einander trennt und eigentlich fast alle südostasiatischen Inseln umspült, werden wir noch einige Zeit in den Doldrums verbringen. Im Sommer verschiebt sich die ICTZ nach Norden, so dass man in Indonesien eher mal mit einem Lüftchen rechnen kann. Jetzt im Winter wandern die Hochdruckgebiete wieder weiter nach Süden, so dass die ICTZ mit all ihren Flauten direkt über dem äquatorialen Raum liegt. Zum Segeln ist das eher schlecht, wie wir schon in Panama erfahren haben, als wir fast zwei Wochen gebraucht haben, um die nur 900 Meilen in den Doldrums von Panama City nach Galapagos zu segeln. Auch dort wehte fast kein Lüftchen, aber es war überraschend kühl, so dass wir nachts um ein Haar die Fleecejacken herausgeholt hätten, da die Meerestemperatur von kalten Meeresströmungen auf gerade mal 19°C gedrückt wurde, mitten in den Tropen, wo das Wasser normalerweise um die 30° C warm ist.

Hier denken wir auch nachts nicht an Fleecejacken oder gar Socken, sondern überlegen schon, ob wir das Essen einstellen sollen, um unseren Energiehaushalt zu dämpfen. Wir schlafen nachts ohne Decken und maximal einem Höschen, um die Kühle des leisesten Luftzugs auf der Haut spüren zu können. Das Thermometer zeigt konstant Temperaturen über 30° C an, auch nachts. Das Cockpit wird zu meinem Lieblingsort zum Schlafen, auch wenn Christian die Cockpitkissen für die Wachen im Salon auf dem Boden ausgelegt hat - lieber schlafe ich auf hartem Teakholz, als in der Achterkabine zu schmelzen. Auch die Kinder kämpfen mit der Hitze, beide sind schon von Hitzepickelchen übersäät, obwohl wir sie inzwischen vor dem ins Bett gehen abduschen und mit feuchten Haaren ins Bett schicken.

Gerade in der zweiten Nachthälfte schläft der Wind hier seit Tagen jedesmal komplett ein und macht das Schlafen schwierig. Am Nachmittag und frühen Abend erreicht der leise Zug seinen Hochpunkt mit 8-10 Knoten. Wir setzen also jeden Morgen nach dem Aufstehen unseren Blister und sammeln tagsüber jeden Hauch ein, um nachmittags ein bißchen Fahrt durchs Wasser zu machen. Ab 3 Uhr morgens müssen wir dann wieder motoren, da sich selbst der Blister nicht mehr aufbläht, trotz glatter See. Nördlich der indonesischen Inseln wird es vermutlich noch weniger Wind geben, Moya wird wohl zum Motorboot werden. Das ist ganz besonders doof, da man in Indonesien so schlecht Diesel tanken kann. Bootstankstellen gibt es dort wohl nicht, stattdessen schleppt man Kanister! Mal sehen, ob wir nicht doch irgendwo eine finden. 750 Liter Diesel in Kanistern und Dingi zu transportieren sind wirklich keine schöne Vorstellung.

Nichtsdestotrotz ist die glatte See ist von ganz besonderer Schönheit, wenn sie wie ein großes durchsichtiges Tuch unter Moya liegt und man meint bis auf den Grund des 2000 Meter tiefen bläulich funkelndem Wasser sehen zu können. So kann man sich die Kraft der Elemente nicht im entferntesten vorstellen. Ich könnte dann Stunden vorne am Bugspriet sitzen und einfach nur in die funkelnde Tiefe schauen und die Ruhe genießen, besonders bei Sonnenaufgang, wenn die Kinder im besten Fall noch schlafen, ist das ein magischer Ort.

Die gute Seite von gar keinem Wind ist, dass wir unter Motor gut voran kommen, es sind nur noch 175 Meilen bis zum Ziel. Gestern haben wir aber erstmal unsere Ankunft im Indik gefeiert. Es gab Limo, kaltes Wasser (die positive Seite an unserem leeren Kühlschrank) und eine Improvisations-Lasagne aus Corned Beef, Mais, Dosentomaten und Kürbis, das war überraschend lecker! Dili wir kommen.

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13.11.2018:
Kommentar fromMarlene und Werner
Wir sind gestern innSingapore mit einem Dicken gestartet, vielleicht kreuzen sich unsere Wege im Indik. Machts gut und einen guten Segelwind.
13.11.2018:
Kommentar fromManfred Krüger
Ihr seid ja zügig unterwegs, trotz der Flauten. Wie kommt Ihr mit den Sprachen klar Englisch, Franziösisch oder Zeichensprache. Wie ist es mit den Währungen. Kreditkarte? Ihr ward ja gerade auf Inseln wo man mit Geld vielleicht nicht so viel anfangen konnte. Was waren Eure Tauschgüter so denn getauscht wurde. Grüße unbekannterweise von meiner Frau Doreen die sehr großen Respekt vor dem Mut hat mit kleinen Kindern auf solch eine Reise zu gehen. Alles Gute weiterhin vom "Phasenkasper" und seiner Familie.
14.11.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
@Marlene & Werner: Das ist leider unwahrscheinlich geworden, die indonesische Botschaft in Dili ist ein bißchen zickig, so dass unser Visum mehr Zeit in Anspruch nimmt wie erwartet. Bis wir es haben seid ihr Speedboat Fahrer schon an uns vorbei geflogen. Leider!
14.11.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
@Manfred: Ja zum Glück haben wir unseren Henry, der hilft, wenn wir unter Segeln nicht mehr weiter kommen. Bisher sind wir mit Englisch eigentlich überall gut durchgekommen, in Vanuatu und PNG ist Englisch sogar eine der offiziellen Landessprachen. Hier in Osttimor und vermutlich auch in Indonesien wird es ein bisschen schwieriger, aber am Ende kommt man nach unseren Erfahrungen eigentlich mit gutem Willen, Wörterbuch und einem Lächeln meistens dorthin wo man will, auch wenn man mehrere Leute ansprechen muss. Geld ist eigentlich gar kein Problem, entweder es gibt Geldautomaten, die direkt die lokale Währung ausspucken, ansonsten haben USD bisher alle gerne getauscht. Im letzten Monat hatten wir fast keine Ausgaben, die Menschen in PNG und Vanuatu haben oft viel lieber gegen Lebensmitteln oder andere Waren z.B Angelhaken, Taucherbrille, Taschenlampen etc. getauscht, da es für sie aus mangelnder Infrastruktur schwierig ist diese Dinge zu kaufen (detaillierter Bericht hierzu ist in Planung). Herzliche Grüße auch an Doreen, die wahrscheinlich überrascht wäre, wenn sie wüsste wie normal wir sind.
04.11.2018 -Pazifik 9°50’ S, 139°29’ O

Segeln in der Torres Straße

Die Torres Straße liegt mittlerweile in unserem Kielwasser und, so dachte ich, auch der Pazifik. Bis mich der Capitano gestern aufklärte, dass das Arafura Meer, durch das wir momentan segeln, ein Seitenmeer des Pazifiks und nicht des Indiks ist. Der Indische Ozean fängt offiziell erst vor der Insel Timor an, irgendwo in den unendlichen blauen Weiten ist wohl die Grenze Indik-Pazifik ohne offensichtlichem Anhaltspunkt. Für mich persönlich bleibt trotzdem die Torres Straße der Abschluss unserer Pazifiküberquerung - und was für einer.

Segeln mit allem drum und dran. Die Torres Strasse führt zwischen Australien und Papua Neuguinea einmal quer durchs Great Barriere Reef, so dass wir uns, wie auch die Berufsschifffahrt, um unzählbar viele kleine und große Riffe herum schlängeln mussten. Der Bligh Entrance liegt nur ca. 30 Meilen vor der Südküste Papua Neuguineas entfernt, während der Westausgang direkt vor der Nordküste Australiens liegt. Die australische Küstenwache sagte uns zweimal Hallo, einmal per Flugzeug und einmal per Kriegsschiff, um zu kontrollieren was wir so vor haben. Zwischen Aus- und Eingang der Torres Straße ist das Meer, selbst in der Schifffahrtsstrasse, beeindruckend türkis und an vielen Stellen nicht tiefer als 15 Meter, was die Navigation der großen Cargoschiffe mit einem Tiefgang von 10 Metern oder mehr doch etwas einschränkt. Auch für uns war die Navigation zwischen den Ozeanriesen nicht ganz einfach. Schon am Bligh Entrance wehte eine steife Brise aus Südost. 25 Knoten Wind auf Raumschotkurs und entsprechende Wellen waren natürlich für Moya kein Problem, es schaukelte halt ein wenig. Aber dann bog die Schifffahrtstrasse nach Süden ab, aus dem Wind vor dem Baum wurde ein hart am Wind und Welle segeln, mitten in der engen Wasserstraße. Die Crew war etwas angespannt, es ruckelte und zuckelte. Jede Bewegung war doppelt anstrengend, da wir immer noch mit den Überresten unserer Influenza kämpften und die Fahrt durch die wilden, stark befahrenen Gewässern, vor allem bei Nacht viel Aufmerksamkeit forderte. Aber Moya hielt Kurs, so dass wir nach Sonnenuntergang des zweiten Tages in der Passage abfallen konnten, um uns vom Wind, der inzwischen über 30 Knoten stark wehte, durch die Riffe vor der Nordküste Australiens schieben lassen konnten. Entspannt war es zwar auch hier nicht, denn hier waren die Durchgänge in den Riffen am engsten und die meisten Dicken waren hier unterwegs. Aber wenigstens kamen Wind und Welle wieder von hinten, so dass Moya im dritten Reff 8 Knoten Fahrt durchs Wasser machte. Kurz vor einer Engstelle zwischen zwei Tonnen funkte Christian mit der maltesischen Seasmile, um zu klären wie wir am besten aneinander vorbei fahren können. Der Cargocarrier kam mit 11 Knoten auf die Engstelle zu, wir mit 8 Knoten aus der Gegenrichtung, voll gerefft. Es war dunkel und es sah nach maximal bescheidenem Timing aus. „We are fully reefed and can’t reduce our speed“ sagte der Capitano ins Funkgerät und ich dachte: paradoxe Situation - 8 Knoten fahren wir ja schließlich nicht alle Tage. Der Carrier musste mit seinem Tiefgang exakt in der Fahrrinne bleiben. Wir vereinbarten, dass wir im Notfall die Tonnenstrasse verlassen würden und sahen wie sich etwas mächtig großes Dunkles vor uns auftürmte. Erst kurz vor dem Erreichen der roten Tonne, konnten meine Augen das Schiff voll auflösen und da rauschte es auch schon an uns vorbei. Ohne AIS und die dazugehörige Geschwindigkeits- und Richtungsinformation der anderen Schiffe, wäre so eine Situation noch deutlich schwieriger einzuschätzen gewesen, so dass wir mal wieder happy waren über die modernen Errungenschaften der Schifffahrt.

Nach einer zweiten Nacht fast ohne Schlaf verließen wir die Torres Straße, gestern Morgen gegen fünf Uhr und genossen erstmal den vielen Platz um uns herum und das nachlassen des Windes außerhalb der Düse zwischen Australien und PNG. Inzwischen haben wir direkten Kurs nach Dili in Osttimor gesetzt und hoffen dort möglichst bald anzukommen, die Hälfte der Strecke haben wir immerhin schon geschafft.

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06.11.2018:
Kommentar fromRichard Stoll
Hallo Moya und Team, schade dass Ihr nicht Pause bei uns in Cairns macht. Viel Spass noch auf Eurem Weg an Australien vorbei. Liebe Grüße und Handbreit, -Richard
13.11.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Lieber Richard, uns ist es total schwer gefallen Australien fürs erste Auszulassen, aber wir hoffen sehr einen Besuch irgendwann mal nachholen zu können, vielleicht dann ohne Boot? Danke, für die Handbreit, die brauchen wir immer.