Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
31 °C
Schwache Brise aus Nordwest
31.03.2019 - Irgendwo im Golf von Aden

Tag 17: Geisterfahrer

Erst gar kein Wind und jetzt über 25 Knoten. Das entspricht Windstärke 6, starker Wind. An Land bewegen sich bei diesem Wind auch dicke Äste und man hört ein Pfeifen. 20 Knoten hätten mir eigentlich auch gereicht. Ja, ja, ich weiß, irgendwas ist immer. Aber heute Nacht ging es ganz schön zur Sache.

Die inzwischen ordentlichen Wellen rollten unter dem Schiff durch und hoben es an, bevor es wieder hinunter ging, dabei wurde Moya jedesmal leicht nach rechts oder nach links gedrückt. Quer zur Fahrtrichtung sitzend fühlte man sich als würde man ununterbrochen wippen. Moya segelte zwischen den Tankern und Containerschiffen, die noch immer wie auf zwei Perlenschnüren aufgereiht an uns vorbei zogen. Moya machte richtig Fahrt Richtung Westen, wurde jedoch ganz allmählich, über Stunden hinweg nach Süden aus dem Mittelstreifen auf die ostwärts gerichtete Fahrbahn gedrückt. Der Wind kam direkt von achtern, eigentlich sogar schon leicht aus der falschen Seite in das Grosssegels. Wir konnten unter keinen Umständen weiter abfallen (für Nichtsegler: den Wind weiter von hinten nehmen), da wir sonst eine Patenthalse (wenn der Baum unkontrolliert vom Wind von einer auf die andere Seite gedrückt wird) riskieren würden. Das Segel ist zwar mit einer nach vorne ziehenden Leine gesichert, so dass eigentlich der Baum bleiben sollte wo er ist, selbst mit Wind von der falschen Seite im Segel, aber das darf dann auch nicht schiefgehen, da sonst unser Rigg schwere Schäden nehmen würde. Abfallen war somit keine gute Idee, aber nachts als Geisterfahrer unterwegs sein eben auch nicht. Ein noch Norden gerichteter Strom sollte einsetzte und unseren Kurs wieder verbessern. Aber er tat uns den Gefallen nicht.

Um 3 Uhr heute Morgen waren wir dann schon fast eine halbe Meile auf der Gegenfahrbahn und wir mussten was tun. Wir holten das Gross dicht, fuhren eine Halse und nun quer zur Schifffahrtsstrasse. Unser Ziel war, den Mittelstreifen einmal zu queren, um uns dann ganz langsam nach einer erneuten Halse wieder nach Süden drücken zu lassen. Mit dieser Aktion wollten wir ein nächtliches Umbauen unserer Segelkonfiguration verhindern. Das wäre bei diesen Bedingungen nicht so lustig geworden. Unsere Idee funktionierte, nur Murphy schlug mal wieder zu und schickte uns einen koreanischen Tanker genau dorthin wo wir die zweite Halse fahren wollten. Am Morgen hat der Strom dann endlich eingesetzt, so dass wir, trotz des starken Windes, wieder genau auf Kurs unterwegs sind. Viel Wind und Welle haben aber auch was Gutes, wir sind flott unterwegs und Piraten kommen ganz sicher keine vorbei. Mit ihren offenen kleinen Booten wäre das vermutlich ein Selbstmordkomando.

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