Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuAIS

29.03.2019 -Irgendwo im Arabischen Meer

Tag 15: Nicht alleine

Bereits seit einigen Tagen sind wir immer mehr Schiffen begegnet. Einige davon haben wir nur auf unserem AIS Schirm, andere am Horizont und wieder andere nur weniger als eine Meile entfernt vorbei fahren sehen. Inzwischen bilden sie einen fast stetigen Strom aus Tankern und Containerschiffen, kleinere aber auch die ganz großen Ozeanriesen. Auf unserer Steuerbordseite fahren die Schiffe Richtung Westen, auf unserer Backbordseite Richtung Osten, Moya ist dazwischen eingekuschelt. Wir sind in der Schifffahrtstrasse angekommen, die eigentlich keine ist, und fahren sozusagen auf dem Autobahnmittelstreifen.

Nachdem wir unsere AIS Position die letzten Tage nicht übertragen hatten und im Schleichmodus unterwegs waren, schalten wir den Sender nun wieder an, um die Berufsschiffe nicht zu irritieren. Seit drei Tagen sehen wir auf unserem AIS Schirm jeden Morgen Schiffe, die bis zu 250 Meilen weit entfernt sind und fragen uns, ob MSCHOA hier mobile Repeater verwenden, um den Verkehr besser überwachen zu können, denn normalerweise reichen selbst die starken Signale der Berufsschiffe nur bis zu 50 Meilen weit.

Der IRTC Korridor (internationally recognised transit corridor) liegt in internationalen Gewässern, unterliegt keiner nationalen Gesetzgebung und ist somit nicht rechtlich bindend. Trotzdem halten sich fast alle Schiffe innerhalb der definierten Schifffahrtswege auf, denn in dieser Zone kontrolliert die Anti Piraten Koalition MSCHOA besonders gut. Gestern flog auch schon ein weißes Flugzeug einen Kreis über uns. Eine Minute später knackte die Funke „Japanese navy aircraft for Moya“. Sie erkundigten sich nach unserem geplanten Zielhafen und informierten uns, dass die Kriegsschiffe der Koalition den Funkverkehr auf dem Notfall Kanal 16 überwachen. Beim fünften Versuch verstanden wir das dann auch. Insgesamt war in der Nacht auf dem Kanal 16 überraschend viel los, manch Wachhabendem schien es langweilig gewesen zu sein, so dass er seinen geistigen Sondermüll in den Äther ergoss.

Wenn man in den Korridor hineinfährt sieht man nichts als blauer Ozean, aber jeder weiß Bescheid in welchem 5 Meilen breiten Streifen er unterwegs sein soll. Der Mittelstreifen ist mit 2nm noch enger, das macht das Segeln schwieriger. Aber momentan spielt das noch keine Rolle, denn es gibt immer noch zu wenig Wind und eine 2 Knoten starke, entgegen laufende Strömung. Henry kämpft bereits seit mehr als 24h mit nur 4 Knoten gegenan. Die RSM Queen Mary 2 hatte da weniger Probleme. Der hell beleuchtete riesige Kreuzfahrer raste heute Nacht mit 22 Knoten an uns vorbei, Ziel Jordanien.

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29.01.2019 -Coral Bay, Pulau Pangkor, Malaysia

Ein Abschied und weiße Stände auf Pulau Pangkor

Eine Woche wie im Flug

Eine Woche an Bord von Moya fühlt sich im Normalfall deutlich länger an, als eine Woche zu Hause im Büro. Ich erinnere mich noch deutlich wie zu Hause Montage, zumindest gefühlt, direkt in Freitage übergehen, die dann wieder an Montage grenzen. Hier müssen wir zwar manchmal kurz überlegen, welcher Wochentag denn gerade ist, aber die Tage scheinen weniger ineinander zu verschwimmen, sieht man einmal von den Passagen ab. An was das liegt ist mir nicht so ganz klar. Vielleicht daran, dass wir immer wieder neue Orte besuchen, neue Menschen und Kulturen kennenlernen und so gar keine richtige Routine aufkommen kann? Vielleicht auch an unseren Nachtwachen, die die Tage natürlich verlängern, oder an der Langsamkeit unseres Vorankommens unter Segeln, das immer genügend Zeit erlaubt um das Erlebte zu verarbeiten? Vielleicht ist es auch die Kombination, die unser Leben entschleunigt, oder aber auch etwas ganz anderes, wer weiß?

Manchmal taucht aber auch bei uns das Phänomen der rasenden Zeit auf - so wie in der letzten Woche. Kaum war Micheal an Bord, war er auch schon wieder weg. Am Sonntag Nachmittag hat er seine Sachen gepackt und ist wieder zurück nach Deutschland geflogen. Es ist immer schwer, unseren Gästen “See you later” zu sagen, aber dieses Mal war die Zeit einfach davon geflogen, was das Abschiednehmen nicht gerade erleichterte. Das ist definitiv einer der Nachteile unserer Reise, wir lernen zwar viele sehr interessanten Menschen kennen, oft verbringen wir aber nur einige Stunden oder Tage mit Ihnen, bevor wir uns verabschieden, bei manchen für immer, bei anderen zumindest für eine sehr lange Zeit.

Wir machten das beste draus, gingen Einkaufen, Wäsche waschen und machten Moya seeklar für den nächsten Tag.

Über Nacht durch die Straße von Malakka

Wir sprangen noch ein letztes Mal in den Pool und schauten ein bißchen am Filmset zu, das gestern in der Marina aufgebaut war, bevor wir am Nachmittag die Segel Richtung Norden setzten. Wir hatten schon von den vielen Fischerbooten gehört, denen, neben den großen Tankern und Containerschiffen, die Strasse von Malakka gehören soll. Gesehen hatten wir bisher aber nur eine handvoll und ich fragte mich schon, ob die Geschichten ins Reich der Mythen gehören, als wir zu Sonnenuntergang die erste Flotte passierten. In Formation kamen sie auf uns zu, einige hatten AIS an Bord, andere nicht und wieder andere lösten auch heute wieder unseren Seenotalarm aus, zu Duzenden. Die ganze Nacht hindurch hatten wir Spaß am Ausguck mit dem Timer auf 5 Minuten gestellt. Aber die See war ruhig und die Strömung schob von hinten, so dass Moya schnell ihren Weg Richtung Norden fand.

Weiße Strände und psychedelische Tempel auf Pangkor

Gegen Mittag schmissen wir den Anker in der Emerald Bay. Die Bucht war tief eingeschnitten, rechts und links umgeben von Regenwald, das Meer war tiefgrün und der breite Strand weiß. Trotzdem blieben wir nur einige Minuten, wir fühlten uns nämlich alles andere als willkommen, denn vor uns lag im Wasser eine Kette aus weißen Bojen. Einen Blick ins Internet genügte dann auch, um festzustellen, dass Pulau Pangkor Laut eine private Insel ist. Ein exklusives Resort nimmt die ganze Insel ein. Dorthin kann man mit dem Heli für schlappe 30000 Ringgit (ca. 6000€) anreisen, was die Zimmer kostet, will ich erst gar nicht wissen. Wir gaben unserem Fluchtimpuls nach und tuckerten 3 Meilen nach Norden in die Coral Bay. Hier ist es weniger exklusiv aber genauso schön. Moya liegt vor der kleinen Koralleninsel im stillen Wasser. An Land gibt es einige touristische Restaurants und einen psychedelischen Tempel mit mehreren Buddahs, einem Drachen, Türen ins Nirgendwo, großen steinernen Pilzen und Schildkröten und einer riesigen Mickey Maus - eine ziemliche schräge Kombination. Die Kinder finden es großartig mal wieder im Meer zu baden, das letzte Mal liegt schon Wochen zurück, und wir genießen die Ruhe nach den Großstadttagen.

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24.01.2019 -Admiral Marina, Port Dickson, Malaysia

Feuertaufe in der Straße von Malakka

Mann über Bord?

Wir blieben uns treu. Trotz aller Bemühungen musste unsere neue Crew erst einmal beweisen, wie ernst sie es mit der Segelei meint. Mit leichtem Wind von hinten segelten wir aus der Johor strait, an den dicken Ankerlegern vorbei, hinaus in die Straße von Malakka. Die Wettervorhersage kündigte leichte nordöstliche Winde an, ideal um im Lee der Peninsula über Nacht nach Malakka zu hüpfen. So die Theorie. Wie ihr Euch denken könnt, sah die Praxis einmal mehr ziemlich anders aus. Es fing damit an, dass der Wind zulegte. Wir refften die Segel, Moya fegte parallel zur Schifffahrtsstrasse nach Nordwesten, soweit kein Problem. Um 22 Uhr, ich war gerade eingeschlafen, weckte mich ein penetrantes Piepsen. Ich wunderte mich, es klang anders als unser AIS Kollisionsalarm, war aber müde genug mich umzudrehen und den Lärm zu ignorieren. Zumindest bis Christian kam.

Wir hatten das Signal eines AIR Mann über Bord Senders empfangen. In der Mitte der stark befahrenden Schifffahrtsstrasse schien etwas mit der Strömung Richtung Süden zu treiben. Die Dicken ignorierten das Notfallsignal geflissentlich und fuhren in großer Zahl ohne Kurs- oder Geschwindigkeitsänderung daran vorbei. Wir waren schockiert und überlegten wie wir uns nun am Besten verhalten sollten. “Im schlimmsten Fall ziehen wir eine tote Person aus dem Wasser” dachte ich. Auch Christian war unsicher, in der Nacht in eine von riesigen Schiffen stark frequentierte Schifffahrtstraße quer zur Fahrtrichtung hinein zu fahren. Das wär auch für uns nicht ungefährlich. Aber Notfall ist Notfall, deshalb war handeln angesagt. Wir packten unser Satelliten Telefon aus, riefen das Maritime Rescue Coordination Center in Bremen an, das rund um die Uhr besetzt ist, und zogen den Rat der Experten dazu. Diese rieten uns, von einer Rettungsaktion abzusehen und verständigten sofort die malaysische Küstenwache. Aufgewühlt beobachteten wir das Seenotsignal auf unserem AIS Schirm und hofften, dass die Küstenwache bald da sein würde, als der Piepser zum zweiten Mal auslöste. Wie konnte das sein? Auf unserer gesamten Reise hatten wir so ein Signal noch nicht einmal gesehen und nun zwei innerhalb von zwei Stunden? War da etwa ein Schiff untergegangen? überlegten wir bis wir den Geschwindigkeitsvektor des zweiten Senders sahen. Mit 20 Knoten bewegte sich das Etwas. Das konnte unmöglich eine im Wasser treibende Person sein. Uns begann zu dämmern, dass das Signal von einem Schiff gesendet wurde.

Christian und Michael konnten sich endlich hinlegen, ich beobachtete weiter und sah wenig später die zugehörigen Navigationslichter des zweiten "Seenotsignals". Auch das Erste bewegte sich nun nicht mehr mit der Strömung, sondern im Zickzack auf die Küste zu. Mir blieb die Spucke weg. Die Ignoranz der Berufsschifffahrt machte nun trauriger Weise Sinn. Die einzige Erklärung die uns einfiel war, dass die Seenotsignale wohl keine Einzelfälle sind, sondern die weniger teuren Mann über Bord Sender von lokalen Booten als AIS Sender missbraucht werden. Das vernichtet mit einem Schlag die eigentliche Funktion der Transponder - sehr ärgerlich!

Finsternis bei Vollmond

Für meinen Geschmack war das schon genügend Abenteuer für eine Nacht, aber sie hatte noch mehr auf Lager. Die Nacht wurde dunkler. Erfahrungsgemäß ist das kein gutes Zeichen. Ich überprüfte auf dem Radar, ob ein Squall auf uns zu zog, sah aber keine Regenechos. Der Wind drehte nach Westen und nahm weiter zu. Starker Wind von über 30 Knoten wehte inzwischen auf Moyas Nase. Übelst kurze, steile Wellen bildeten sich in kürzester Zeit. Dann fing es zu regnen an. So hatte sich Michael wohl seine ersten Tag auf See nicht vorgestellt. Der Arme tat kein Auge zu, bis ich unser blasses neustes Crewmitglied ins Cockpit verfrachtete und ihn mit einem Pflaster gegen die Seekrankheit versorgte. Der von Sumatra heran rollende Squall wütete mehrere Stunden, erst gegen Morgen ließ der Wind und schließlich auch die Wellen nach. Im Gegensatz zu den Kindern, die Alles verschlafen hatten, waren wir Erwachsenen am Morgen ziemlich groggy und froh als wir am Nachmittag den Anker vor Pulau Besar im Wasser versenkten.

Der Strand war zwar nicht weiß und das Wasser nicht blau wie es die Reiseführer versprechen, trotzdem war er jetzt genau das Richtige für uns. Die Kids konnten toben, während wir Kaffee tranken. Italienischer Espresso wäre mir zwar lieber gewesen, aber das zum Großteil aus Zucker bestehende braune Getränk weckte auch so die Lebensgeister. Die Jungs probierten ABC, eine irre Kombination aus Sirup, crushed Ice, Mais, Bohnen und allerlei Undefinierbarem, die uns auf unsere Frage nach Eis verkauft wurde.

Nächtlicher Besuch in Malakka

Der Morgen danach startete laaaaangsam. Wir gingen nochmal zum Strand und machten uns erst spät auf den anderthalb stündigen Törn nach Malakka. Zu Niedrigwasser wollten wir die Marina anlaufen, gaben aber bald auf. Viel weniger Wasser als auf den Seekarten verzeichnet, stand in der Bucht. Der Anker fiel und kurz danach fuhren wir mit dem Dinghi an Land. Die Innenstadt lag weniger als zwei Kilometer vom Hafen entfernt. Ein toller Spaziergang am Nachmittag. Ich weiß nicht genau was ich erwartet hatte, aber ich war positiv überrascht. Die kleine von der Geschichte geprägte Stadt war sauber und schön, mit gepflegter Promenade entlang des Flusses, netten Restaurants und vielen Orten zum Entdecken. Die Chinesen waren vor hunderten von Jahren hierhin gekommen, im Zentrum der Stadt lag das mit roten Laternen geschmückten China town. An jeder Ecke gab es dort einen anderen Buddha Tempel zu entdecken. An die portugiesische Besatzung erinnerte das Fort und der Nachbau des größten Frachtschiffes seiner Zeit, der portugiesischen Flora de la mar. Auch die Holländer hatten der Stadt ihren Stempel aufgeprägt, christliche Kirchen gebaut und das prächtige Stadthuys hinterlassen. Nur von der britischen Herrschaft konnten wir auf die Schnelle keinerlei Hinterlassenschaften erkennen. Leider hatten die Tempel und Museum schon zu, so dass wir nur einen ersten Eindruck sammeln konnten. Trotzdem war es wunderschön in der lauen Nachtluft durch die Stadt zu tingeln und die lokale Küche zu testen. Besonders die blinkenden, mit Stofftieren bestückten Fahrrad Rikschas sind wohl einzigartig - jedenfalls hatten wir etwas Vergleichbares noch nie gesehen.

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04.11.2018 -Pazifik 9°50’ S, 139°29’ O

Segeln in der Torres Straße

Die Torres Straße liegt mittlerweile in unserem Kielwasser und, so dachte ich, auch der Pazifik. Bis mich der Capitano gestern aufklärte, dass das Arafura Meer, durch das wir momentan segeln, ein Seitenmeer des Pazifiks und nicht des Indiks ist. Der Indische Ozean fängt offiziell erst vor der Insel Timor an, irgendwo in den unendlichen blauen Weiten ist wohl die Grenze Indik-Pazifik ohne offensichtlichem Anhaltspunkt. Für mich persönlich bleibt trotzdem die Torres Straße der Abschluss unserer Pazifiküberquerung - und was für einer.

Segeln mit allem drum und dran. Die Torres Strasse führt zwischen Australien und Papua Neuguinea einmal quer durchs Great Barriere Reef, so dass wir uns, wie auch die Berufsschifffahrt, um unzählbar viele kleine und große Riffe herum schlängeln mussten. Der Bligh Entrance liegt nur ca. 30 Meilen vor der Südküste Papua Neuguineas entfernt, während der Westausgang direkt vor der Nordküste Australiens liegt. Die australische Küstenwache sagte uns zweimal Hallo, einmal per Flugzeug und einmal per Kriegsschiff, um zu kontrollieren was wir so vor haben. Zwischen Aus- und Eingang der Torres Straße ist das Meer, selbst in der Schifffahrtsstrasse, beeindruckend türkis und an vielen Stellen nicht tiefer als 15 Meter, was die Navigation der großen Cargoschiffe mit einem Tiefgang von 10 Metern oder mehr doch etwas einschränkt. Auch für uns war die Navigation zwischen den Ozeanriesen nicht ganz einfach. Schon am Bligh Entrance wehte eine steife Brise aus Südost. 25 Knoten Wind auf Raumschotkurs und entsprechende Wellen waren natürlich für Moya kein Problem, es schaukelte halt ein wenig. Aber dann bog die Schifffahrtstrasse nach Süden ab, aus dem Wind vor dem Baum wurde ein hart am Wind und Welle segeln, mitten in der engen Wasserstraße. Die Crew war etwas angespannt, es ruckelte und zuckelte. Jede Bewegung war doppelt anstrengend, da wir immer noch mit den Überresten unserer Influenza kämpften und die Fahrt durch die wilden, stark befahrenen Gewässern, vor allem bei Nacht viel Aufmerksamkeit forderte. Aber Moya hielt Kurs, so dass wir nach Sonnenuntergang des zweiten Tages in der Passage abfallen konnten, um uns vom Wind, der inzwischen über 30 Knoten stark wehte, durch die Riffe vor der Nordküste Australiens schieben lassen konnten. Entspannt war es zwar auch hier nicht, denn hier waren die Durchgänge in den Riffen am engsten und die meisten Dicken waren hier unterwegs. Aber wenigstens kamen Wind und Welle wieder von hinten, so dass Moya im dritten Reff 8 Knoten Fahrt durchs Wasser machte. Kurz vor einer Engstelle zwischen zwei Tonnen funkte Christian mit der maltesischen Seasmile, um zu klären wie wir am besten aneinander vorbei fahren können. Der Cargocarrier kam mit 11 Knoten auf die Engstelle zu, wir mit 8 Knoten aus der Gegenrichtung, voll gerefft. Es war dunkel und es sah nach maximal bescheidenem Timing aus. „We are fully reefed and can’t reduce our speed“ sagte der Capitano ins Funkgerät und ich dachte: paradoxe Situation - 8 Knoten fahren wir ja schließlich nicht alle Tage. Der Carrier musste mit seinem Tiefgang exakt in der Fahrrinne bleiben. Wir vereinbarten, dass wir im Notfall die Tonnenstrasse verlassen würden und sahen wie sich etwas mächtig großes Dunkles vor uns auftürmte. Erst kurz vor dem Erreichen der roten Tonne, konnten meine Augen das Schiff voll auflösen und da rauschte es auch schon an uns vorbei. Ohne AIS und die dazugehörige Geschwindigkeits- und Richtungsinformation der anderen Schiffe, wäre so eine Situation noch deutlich schwieriger einzuschätzen gewesen, so dass wir mal wieder happy waren über die modernen Errungenschaften der Schifffahrt.

Nach einer zweiten Nacht fast ohne Schlaf verließen wir die Torres Straße, gestern Morgen gegen fünf Uhr und genossen erstmal den vielen Platz um uns herum und das nachlassen des Windes außerhalb der Düse zwischen Australien und PNG. Inzwischen haben wir direkten Kurs nach Dili in Osttimor gesetzt und hoffen dort möglichst bald anzukommen, die Hälfte der Strecke haben wir immerhin schon geschafft.

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06.11.2018:
Kommentar fromRichard Stoll
Hallo Moya und Team, schade dass Ihr nicht Pause bei uns in Cairns macht. Viel Spass noch auf Eurem Weg an Australien vorbei. Liebe Grüße und Handbreit, -Richard
13.11.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Lieber Richard, uns ist es total schwer gefallen Australien fürs erste Auszulassen, aber wir hoffen sehr einen Besuch irgendwann mal nachholen zu können, vielleicht dann ohne Boot? Danke, für die Handbreit, die brauchen wir immer.
14.03.2018 -Christobal, Panama

Panamakanal ohne Agent

Wir hatten unsere Nasen die letzten Tag in die verschiedensten Bücher und Internetseiten gesteckt, um so viel wie möglich über die Durchfahrt durch den Panamakanal aufzusaugen. Nachdem wir detailierte Anleitungen gefunden haben wie so ein small vessel transit vor sich geht, dachten wir: "das können wir selbst organisieren und sparen uns lieber die 350 USD für einen Agenten". Wir füllten also vor 2 Tagen das Formular 4405 "Request for Handline Inspection" aus, schickten es via email an das Admeasurers Office im Hafen von Christobal und fragten telefonisch einen Termin für die Vermessung von Moya an. Im Vermessungsbüro wurde englisch gesprochen, so dass wir ohne Probleme einen Termin für die Vermessung für heute Morgen vereinbaren konnten. Die Vermessung ist der erste Schritt auf dem Weg zur Durchfahrt durch den Kanal und kann nur in Christobal erfolgen, entweder in der Shelter Bay Marina oder in der Flats Anchorage im Industriehafen. Gestern bestätigten wir noch einmal, dass wir heute in den Flats vor Anker liegen würden und segelten dann von Portobello nach Colon.

Schon nachdem wir die große Bucht vor Portobello verließen sahen wir die dicken Kontainerschiffe wie auf einer Schnur aufgereiht. Als wir näher kamen konnten wir sie blad nicht mehr zählen. Die meisten Großen lagen vor oder innerhalb des riesigen Breakwaters vor Anker, der den gigantischen Industriehafen von Christobal vom karibischen Meer abtrennt. Wer in den Hafen hinein will, muss die Christobal Signal Station per VHF kontaktieren und auf Anweisungen warten. Auf Kanal 12 funkten wir mit der hocheffizienten Dame am Funk, die den gesamten Hafen kontrollierte und auch den Dicken detaillierte Angaben machte, wann, wie und wo sie ankern, die Lotsen an Bord nehmen oder in den Hafen fahren sollten. Ausnahmsweise, mussten wir gestern den Giganten Platz machen, obwohl wir unter Segel unterwegs waren, da der Schifffahrtsverkehr des Kanals Vorfahrt hat. Als wir in Christobal ankamen war es bereits dunkel und die Lichter des Hafens waren manchmal kaum von den Lämpchen der Schiffe zu differenzieren. Unser AIS war mal wieder Gold wert, da wir so alle Schiffsbewegungen am Bildschirm verfolgen konnten anstatt Rätsel raten zu spielen, ob das weiße Licht wohl zum Hafen oder einem Schiff gehören könnte. Wir wurden mehrere Male von der Signalfrau eingebremst bevor wir dann in den Flats bei 15 Meter Wassertiefe ankerten. Trotz unserer anfänglichen Skepsis hielt das Eisen, aber schön lag Moya da nicht zwischen den Kränen des Kontainerhafens, einigen Gastanks und der Einfahrt in die Schleusen des Panamakanals.

Heute morgen kam dann mit ein wenig Verspätung ein Pilotboot und setzte den Vermesser bei uns an Bord ab. Mr Lopez war sehr nett, sprach perfektes Englisch und nahm sich viel Zeit mit uns die Formulare auszufüllen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Nach der Vermessung müssen die Durchfahrtsgebüren bei der Citibank in Christobal bezahlt werden, anschließend kann man dann telefonisch den vorläufigen Transittermin bei der Kanalbehörde erfragen. Da man von den Flats aus mit unserem Dingi keinen Landzugang hat, schickte uns der Vermesser zum Club Nautico, wo wir mit Tilly anlegen können um von dort zur Citibank zu gehen. Er riet uns aber dringend davon ab heute in die Stadt zu gehen, da die Straßen von Polizei, Militär und Aufständischen besiedelt sind, die um politische Verbesserungen ringen und dabei wohl etwas zu emotional geworden sind. Wir wollten nicht zwischen die Fronten geraten und blieben lieber an Bord und hoffen, dass sich die Unruhen morgen gelegt haben.

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28.02.2018 -Mamiputu, San Blas, Panama

Unspoilt San Blas

Bei Dunkelheit lag die Skyline mit den vielen kleinen beleuchteten Fenster der Hochhäuser hinter uns. Die roten und grünen Lämpchen der Tonnen blinkten in der Einfahrt zum inneren Hafen, das Blinken der Gefahrentonne war nur schwer auszumachen, vor all den Lichtern der Stadt. Nachdem alle Papiere beisammen waren, wollten wir los und hatten gerade die Kinder in ihre Kojen verstaut. Nur der Anker schien uns ein Schnäppchen schlagen zu wollen. Moyas` Ankerkette führte direkt unter die seit heute vor uns liegende Segelyacht, so dass wir ohne Hilfe des fremden Skippers erstmal hier festhingen. Aber wir hatten Glück Richard war an Bord, aber alleine, so dass er zwar gewillt war uns zu helfen, aber die Yacht nicht von der Mooringboje trennen konnte, da er sonst nicht wieder hätte anlegen können. Wir fenderten beide Boote ab und tasteten uns bis ans Heck von "The second Life" mit der Hoffnung uns an ihrer Seite entlang nach vorne ziehen zu können. Erst als Richard seinen Motor startete und ein Stückchen nach vorne fuhr hatten wir ein bißchen Platz um einen Teil der Ankerkette zu bergen. The second Life war dabei bedenklich nah, nur zwei Meter von unserem Bugspriet entfernt und wurde von dem wenigen Wind in der Bucht wieder in unsere Richtung gedrückt. Der Capitano schaltete schnell, dampfte rückwärts und schleppte, die Ankerkette nur noch wenige Meter im Wasser, das Eisen mit uns mit. Puh! Zu viel Action für den Start einer Passage.

Es ging dann gemächlicher weiter, mit leichter Brise von hinten, langsam aus dem Hafen hinaus durch die Bucht von Cartagena und dann durch die flugzeuglandebahnähnlich beleuchtete Bocca Chicca hinaus. In der Ausfahrt, nachdem alle Lichter identifiziert waren, legte ich mich hin um vor meiner Wache noch ein wenig Schlaf zu tanken. Gerade als ich mich über das gemächliche Tempo freute, legte sich Moya auf die Backbordseite und wurde von den Wellen des karibischen Meers einmal mehr durchgeschüttelt. Mit einem Schlag waren aus 15 Knoten 35 geworden und Moya rollte wie in der Achterbahn. Ich dachte: "Ohje, wie jedesmal wird unsere neue Crew ins kalte Wasser geschmissen?" und drückte die Daumen, dass Kathi nicht seekrank wird. Die Wettervorhersage hatte zwar gründlich daneben gelegen, aber das Schlimmste war schon nach der Hälfte der Nacht vorbei und am Morgen lernte ich, Kathi war nicht seekrank. Schlafen konnten zwar nur die Kinder und der Skipper gut in der ersten Nacht, aber wenigstens fütterte keiner die Fische.

Während die meisten meiner Nachtwachen ausgesprochen öde verlaufen, gab es gestern richtig was zu erleben. Schon bei der Wachübergabe sah ich die beiden Lämpchen von Matra N in der Ferne, nach einer Stunde piepste dann unser AIS das davor warnte, dass innerhalb der nächsten halben Stunde ein Fahrzeug weniger als 500 Meter von uns entfernt sein würde. Nach weiteren 10 Minuten sah ich in der hellen Mondnacht die Umrisse des riesigen Schiffs für meinen Geschmack viel zu nah hinter unserem Heck und funkte hinüber, um sicher zu gehen, dass der Große uns auch sieht. 63 Meter Entfernung zu Matra N in 15 Minuten zeigte unser AIS. Der nette Mann an der Funke sagte zwar "I will take care" machte es aber sehr spannend, erst nach 10 Minuten, kurz bevor ich hart nach Steuerbord abgedrehte und schon innerlich fluchte, änderte er seinen Kurs und dampfte an uns vorbei. Christian sagte mir später, dass unser AIS Sender ausgeschaltet war, so dass Matra N wohl Schwierigkeiten damit gehabt hatte unseren Kurs abzuschätzen. Es lebe das AIS!

Bis auf eine nächtliche Dusche im Bett verlief der Rest der Überfahrt unspektakulär, der Wind nahm auf guten Segelwind ab, die Wellen wurden immer kleiner, so dass wir heute morgen nach knappen 1.5 Tagen im Morgengrauen Panama vor uns sahen. Wir verkleinerten unsere Segel und warteten auf die Sonne, bevor wir uns ins Labyrinth der Korallenköpfe navigierten. Nur mit Eric Bauhaus` Cruising guide und Sonne von hinten wagten wir den Landfall auf der kleinen Guna Yala Insel Mamitupu. Unsere Navionics und OpenCPN Karten sind für die San Blas Inseln im besten Fall grobe Anhaltspunkte an welcher Stelle man auf Festland treffen würde aber völlig unzureichend für die Lage der Inseln, der Riffe und die Angaben der Tiefen. Trotz der sehr guten Karten von Eric stieg mein Puls bei der Anfahrt, als die Karte noch 31 Meter angab wir aber nur noch 7 Meter Wasser unter dem Kiel hatten. Einige Meter weiter waren wir wieder im tiefen Wasser. Flache und tiefe Stelle wechselten sehr abrupt. Die bis an die Oberfläche reichenden Korallen ließen sich zwar leicht durch die brechenden Wellen aus machen, aber Stellen mit nur wenig Tiefgang sind weniger leicht zu spotten. Moya lief langsam unter Motor, segeln hatten wir uns in der Anfahrt nicht getraut, bis wir zwischen Festland und Mamitupu den Anker schmissen.

Unsere nächsten Nachbarn: Korallenköpfe, die Palmen bewachsene, unbewohnte Insel Uasdup, unberührter, dichter Dschungel und das kleine Dorf der Guna Yala - von einem anderen Segelboot ist weit und breit nichts zu sehn. Mamitupu sieht malerisch aus. Auf der Westseite stehen Einbäume unter Palmen auf weißem Sandstrand und warten darauf zu Wasser gelassen zu werden. Auf der Ostseite reihen sich dicht die kleinen Palmenblätter gedeckten Häuser aneinander. Gleich nach dem Frühstück bekamen wir Besuch von mehreren Einbäumen mit Männern und Kindern. Die Guna verkauften Kokosnüsse, Kochbananen und Fisch, alles was sie zum Leben brauchten. Auf unserem Inselrundgang trafen wir dann Männer in westlicher Kleidung, viele lachende Kinder und auch die traditionell gekleideten, kurzhaarigen Frauen mit den vielen Kettchen um die Waden, bedruckten Röcken um die Hüften und farbenfroh bestickten Blusen. Die Menschen fanden uns, oder eigentlich unsere beiden Blondschöpfe, genauso interessant wie wir sie. So liefen wir durch die engen Gassen, wurden von neugierigen Blicken verfolgt und immer wieder auf Spanisch in kurze Gespräche verwickelt. Dass Joni und Joshi 3 und 5 Jahre sind konnten sie kaum glauben, waren doch die neunjährigen Jungen in etwas so groß wie Joshua. Oft sahen wir die gleichen Personen hinter der nächsten Ecke wieder auftauchen und neugierig zu uns herüber schauen. Die Frauen verkauften schön bestickte Blusen und Deckchen. Alle waren sehr nett und zuvorkommend, nur fotografiert werden wollten die meisten nicht. Die Gässchen waren sauber und gepflegt, nur die Küste war vom Treibgut übersäht. Viele Häuser hatten eine eigene Solarzelle, die Strom für das Nötigste liefert. Ein Restaurant oder Pub gibt es hier nicht, nur einen kleinen Laden, dessen Regale dünn bestückt sind aber dennoch einen Kühlschrank mit kalten Getränke besitzt. Es gibt sogar eine kleine Schule auf der Insel. Im Kongresshaus, treffen sich Abends alle Bewohner der Insel um wichtige Dinge zu besprechen und Entscheidungen zu treffen, vielleicht waren wir dort sogar Thema heute?

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14.01.2018 -Karibisches Meer, 12´36'N, 63°57'W

Schleichfahrt durch Piratengewässer

Die momentane politische Situation in Venezuela ist alles andere als stabil. Präsident Maduro, der gegen den Willen der Hauptbevölkerung das Parlament entmachtet, weit verbreitete Korruption und Arbeitslosigkeit und eine rasende Inflation (der Boliviar hat allein im letzten Jahr 700% an Wert verloren), die zur Lebensmittelknappheit führt. Kein Wunder also, dass die venezolanischen Menschen immer unzufriedener und verzweifelter werden und zu unorthodoxen Methoden greifen. In den letzten Jahren wurde am Festland und den festlandnahen Inseln sporadisch von Piraterie und unerwünschten Gästen an Bord von Booten berichtet. Gleichzeitig gab es seit Jahren die ständige Diskussion unter Cruisern, ob es sicher ist nach Venezuela zu segeln. Die jetzige politische Situation trägt wohl eher nicht zur Deeskalation bei, so dass zumindest ich das erste Mal seitdem wir unterwegs sind ein etwas ungutes Gefühl in der Magengegend habe.

Der Atlantik ist immer noch genauso blau, der Wind weht immer noch mit sanfter Brise und die Sonne scheint immer noch genauso hell vom Himmel, trotzdem schauen wir viel öfter als sonst zum Horizont und scannen die Umgebung ab. Piraten hier, über 100 nautische Meilen vor der Küste Venezuelas, anzutreffen ist höchst unwahrscheinlich, da die kleinen schnellen Flitzer zu wenig Reichweite besitzen und Piraten nicht über genügend Ressourcen verfügen um ungezielt durch das karibische Meer zu kreisen. Trotzdem haben wir unser AIS auf nur Empfangen gestellt und den Sender ausgeschaltet und sind somit nur durch direkten Sichtkontakt oder Radar zu sehen. Nachts sind die Navigationslichter aus. Bisher haben wir außer 2 Frachtschiffen, die uns mit nur wenigen Metern Abstand passierten, noch niemanden gesehen und ich hoffe, dass es auch morgen so weiter gehen wird. Moya fegt heute geradezu über die Wellen, wenn sie so weiter macht werden wir heute einen neuen Tagesrekord aufstellen und eventuell schon morgen Abend auf Los Roques ankommen. Los Roques ist ein kleines, abgelegenes Inselarchipel 80 nm nördlich von Caracas, das zwar zu Venezuela gehört, sich aber so gut es geht vom Festland distanziert. Die wenigen Menschen dort leben vom Tourismus. Nach unseren Recherchen gab es noch keine Piraterie im Archipel, so dass wir uns auf ein paar Tage dort freuen und die Menschen hoffentlich mit ein paar Dollars unterstützen können.

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15.12.2017 -Marigot Bay, St. Lucia

The Nightswatch

...war heute etwas ganz Besonderes. Nicht nur dass wir ausnahmsweise drei Erwachse auf Wache waren, sondern auch weil richtig was los war. Wir sind gestern Abend um 21 Uhr gestartet, die Kinder waren sicher in ihren Kojen verstaut und waren im Land der Träume. Die große Bucht von Fort de France war beleuchtet von tausenden Lämpchen an Land, aber auch auf dem Wasser blinkte es, dazwischen lagen die großen Ankerleger. Wir hatten es nicht eilig wir hatten schließlich nur 40 Meilen vor uns bis St. Lucia und wollten erst im Morgengrauen ankommen, so sind wir erst mal mit 1.5 Knoten aus der Bucht hinausgestanden. Kaum waren wir um die Ecke beim Roque Diamond kam aus der Nachbarbucht die Royal Clipper - die Segel waren schön angestrahlt von Scheinwerfern. Auch sie wollte nach St Lucia. Christian packte den Ehrgeiz, er wollte gerne vor dem 5 Master ankommen und reffte unsere Segel aus. Im Abstand von nur einer halben Meile segelten wir neben dem Riesen entlang.

Um uns rum gab es viele Lichter, es waren ganz schön viele Schiffe unterwegs, viele davon konnten wir nicht auf dem AIS sehen, sondern nur ihre Lichter erkennen. Gegen 2 Uhr morgens, Christian schlief gerade, kamen zwei Schiffe auf der Steuerbord Seite immer näher. Ich hatte sie schon einige Zeit beobachtet und noch war es unkritisch, aber es gefiel mir nicht, da ich nur das eine von beiden auf dem AIS sah. Als es dann auch noch mit einem Strahler aufblinkte kam mir das Ganze noch suspekter vor und ich schaltete vorsichtshalber mal unser Funkgerät an. Die Royal Clipper war immer noch auf unserer Backbordseite und hatte die Segelbeleuchtung die schon seit einiger Zeit aus war wieder eingeschaltet. Gabi meinte "Oh die haben wohl Probleme mit ihrer Elektrik". Kurz darauf frischte der Wind auf, wir mussten die Segel reffen und genau als ich die Leinen in der Hand hatte hörte ich am Funk "Moya, Moya, Moya". Wie sich herausstellte waren die zwei Schiffe zu Steuerbord nur ein Schiff das ein riesiges Ölfass in einer halben Meile Abstand hinter sich herzog. Der Verband bat uns hinter ihm durchzugehen, was für uns hieß von 6 Knoten auf 3 abzubremsen und unser Kurs nach Steuerbord zu ändern. Wenig später hörten wir "Royal Clipper for Captain Dann, will you continue with this speed and course? Then I need to go to starbord, but there is still Moya". Offensichtlich hatten die Beiden schon über uns gesprochen und wir waren wohl ziemlich im Weg und die Leuchtzeichen waren wohl für uns bestimmt und hatten mit der Elektrik nichts zu tun (peinlich!). Sekunden danach hatten wir die Royal Clipper am Funk und wir hörten "We are going under sail only, could you make room for us?" Christian antwortete "We are running under sails too, but obviously not with as many as you. We will slow down and take care of you. Please go ahead an adjust your course." Danach fuhr der 5 Master scharf nach Steuerbord passierte uns nur wenige hundert Meter entfernt. Gleichzeitig kreuzte die Captain Dann Richtung Backbord und wir guckten, dass wir nicht am Ende noch das Ölfass mitnahmen. Das Wettrennen hat Moya gewonnen, wir waren heute morgen vor der Clipper in der Marigot Bay vor Anker. Die Clipper Gäste haben wir später an Land getroffen, die hatten von der nächtlichen Action nichts mitbekommen.

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16.12.2017:
Kommentar fromMartina & Stefan
Trinkt für uns im Hotel Capella an der Bar einen Zacapa-Rum mit während eure Jungs im Pool planschen :-) Wenn Ihr in der Marina eingecheckt seid, habt Ihr auch freuen Zugang zum Capella-Hotel am süd-westlichen Ende von Marigot Bay. Das ist Luxus pur! Ganz liebe Grüße Martina & Stefan
30.11.2017 -Atlantik 13´27'N, 45°19'W

Altlantiküberquerung Tag 12: Rauschefahrt Richtung Karibik

Als wir in Mindelo unsere Passage gestartet haben, haben wir unsere Bordzeit auf UTC - 2 Stunden gestellt. Die Sonne ist deshalb bereits um kurz nach 17 Uhr untergegangen, aber dafür war es um 5 Uhr morgens auch schon wieder hell. Inzwischen beginnt die Morgendämmerung um 7:30 Uhr, wir sind der Sonne hinterher gefahren und merken so, dass wir wirklich schon 1200 nautische Meilen von den Kap Verden entfernt sind. Ansonsten sieht der Atlantik ziemlich genauso aus wie an Tag 1 unsere Überfahrt nur der Himmel ist inzwischen bewölkt.

Wer aufgepasst hat merkt, dass jetzt schon über die Hälfte der Strecke hinter uns liegt - gerade jetzt sind es noch 920 Meilen nach Martinique, wo wir in der Marina Le Marin anlegen werden. Wir freuen uns jetzt schon auf des erste Landessen und überlegen schon was wir im Restaurant bestellen werden, bei mir ist gerade ein Rindersteak mit frischem Salat ganz hoch im Kurs, Christian möchte Burger und die Kinder Chicken Wings. Gestern ist zum ersten Mal ein Segler an uns vorbei gekommen, morgens sahen wir das Segel am Horizont und dachten kurz nach ob unser AIS ausgefallen war, da wir kein Siganl detektierten (das erste Mal). Seltsam war auch, dass wir nachts die Navigationslichter nicht gesehen haben. Vielleicht musste er Strom sparen und hat zur Sicherheit mal AIS und Navigation aus. Schade, wenn Leute das machen, sicherer ist es wenn jeder jeden sehen kann.

Wir haben gestern außerdem einen Rekord aufgestellt indem wir an einem Tag 139 nm zurückgelegt haben, morgens um sechs Uhr hatten wir schon die Strecke zurückgelegt die wir einige Tage zuvor erst nachmittags um 15 Uhr am Ende unseres nautischen Tages geschafft hatten. So macht Segeln noch mehr Spass. Es geht übrigens momentan nicht allen so gut wie uns hier auf dem Atlantik. Wir hatten ein längeres Gespräch mit dem Amateurfunk Seglernetzwerk Intermar in Deutschland. Über Kurzwelle haben wir erfahren, dass die Boote der Atlantic Rallye for Cruisers die am 19 November in Gran Canaria gestartet waren immer noch in dem großen Flautengebiet festhingen. Offensichtlich ist dieses Jahr der Passatwind noch nicht so richtig etabliert, die Bedingungen sind sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Laut Statistik ist das Risiko einen Tag in der Flaute zu verbringen auf der Ostseite 4% auf der Westseite des Atlantiks 2%. Unsere Entscheidung Richtung Süden auszuweichen hat uns ein Grossteil der Flaute erspart, so dass wir wenigstens mit Schwachwind segeln konnten. Jetzt freuen wir uns, dass wir optimalen Segelwind mit 15 Knoten von Nordost bis Ost haben.

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