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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuNachtwache

29.07.2019 -Brindisi, Italien

Verzaubert von Calypso auf Othoni

Abschied von Griechenland

Bevor der Südwind in der Nacht zum Sonntag einsetzen sollte hatten wir noch ein bisschen Zeit. Vorzeitig nach Italien übersetzen war keine Option schließlich wollten wir segeln. Die Alternativen waren auf Corfu bleiben und einen Landausflug unternehmen oder uns die nördlichste der griechischen Inseln, Othoni, anschauen. Ohne fahrbaren Untersatz an der schlecht zugänglichen Steilküste Corfus’ entschieden wir uns für Othoni, segelten die wenigen Meilen am Nachmittag Richtung Norden und warfen den Anker in dem kleinen Hafen. Obwohl nur wenige Boote dort vor Anker lagen, war der Raum hinter dem Wellenbrecher eigentlich voll, wir tasten ein bisschen und fanden schließlich doch noch ein Plätzchen im flacheren Wasser. Am nächsten Morgen tobten sich die Kids am Strand aus während Christian und ich unseren letzten Cappuccino Freddo genossen. Cappuccino Freddo scheint mir mittlerweile das Nationalgetränks Griechenlands geworden zu sein, auf den Straßen von Rhodos, Epidharvos, Leftkas und wie die Städtchen alle heißen, sieht man die Menschen einfach überall herumlaufen mit den eisgekühlten Cafe Getränk. Und es ist wirklich unglaublich lecker, sieht aus wie Cappuccino und schmecken auch so, aber eben kalt. Außerhalb Griechenlands habe ich dieses Getränk noch nirgends gesehen und selbst in Italien werden wir mit Fragezeichen in den Gesichtern angeschaut, wenn wir den kalten Cafe bestellen wollen. Elias, der Besitzer der kleinen Cafebar Antonis, erklärte uns auf Othoni, dass dieser Cafe eine Erfindung der Griechen sei und ich finde er hat jede Menge Potential ein Exportschlager zu werden. Von Elias bekamen wir auch den Tipp in der Bucht der Meeresnymphe Calypso vorbei zu schauen. Er hat nicht übertrieben als er meinte, es wäre der schönste Strand weit und breit. Direkt vor den weißen Felsen von Othoni gelegen ist er vielleicht sogar der schönste Strand den wir in Griechenland besucht haben. Mit kleinen Felsenhöhlen nebenan und absolut genialem Wasser. Vom Land aus absolut nicht zu erreichen und auch mit dem Boot liegt man davor unruhig, selbst ohne Wind. Calypso verzauberte uns, kein Wunder, dass Odysseus 7 Jahre bei ihr festhing (auch wenn das wohl nicht hier gewesen ist).

Wir fliegen in die Adria

Am Abend gingen wir Anker auf. Wind gab es noch keinen, aber der würde noch kommen. Mit 20 Knoten von hinten sollte es eine angenehme Nacht werden. In der Theorie! Schon vor dem ersten Wachwechsel war klar, dass der Südwind wohl mehr Schmackes haben würde wie gedacht. Im zweiten Reff segelten wir mit konstanten 7 Knoten Richtung Italien. Morgens um 6:00 Uhr hatten wir konstante 35 Knoten Wind in Böen mehr, das dritte Reff musste her. 20 Meilen waren es noch nach Brindisi. Mit der ersten Netzabdeckung zogen wir neues Wetter und ich erschrak. Der Wind sollte noch weiter zunehmen und sogar in fast voller Stärke über das Festland hinweg fegen. So hatten die das gestern aber noch nicht vorhergesagt! Unsere Windfahne hatten wir für die kurze Passage nicht installiert und dem Autopiloten machten die Wellen von hinten zu schaffen. Er meckerte ab und zu. Wir beschlossen die restlichen Meilen per Hand zu steuern. Das hatten wir schon lange nicht mehr gemacht und tatsächlich machte mir das Rudergehen im ersten Sonnenlicht riesigen Spaß. Der Wind fegte die Müdigkeit einfach davon. Zwei Stunden später versuchten wir die Brindisi Port Control an die Funke zu kriegen, auf allen Kanälen. Nur einmal kurz reagierten die Italiener, so dass wir schließlich ohne weitere Anweisungen in den Hafen einliefen. Die Segel fielen erst im Hafenbecken, wo es noch immer mit über 30 Knoten über Moya hinweg fegte. Das Anlegen würde ein Spaß werden, dachte ich. Hinter dem hohen Häusern am Stadtkai, gingen wir dann aber in Deckung und konnten ganz gemütlich festmachen.

Bella Italia

Juhu, wir waren in Italien! Nur eine Nacht über die Adria und schon war alles anders. Straßen, Gebäude und natürlich die Leute. Am Sonntag Morgen war Brindisi zwar fast wie ausgestorben, aber am späten Nachmittag kam die ganze Stadt auf die Straße und flanierte am Kai entlang, wo inzwischen zahlreiche Stände und Fressbuden aufgebaut waren. Wir starteten schon am Morgen auf unseren ersten Rundgang - mit Cafe und Pizza. Schön ist es hier!

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31.07.2019:
Kommentar fromMartin
Hallo ihr Rückkehrer.....wenn ihr zeit habt nehmt auch den Gargano an der Spornspitze mit, eine wunderschöne Ecke die wir ein paar mal mit unseren 4 Kindern und dem Wohnwagen bereist hatten.......lg
21.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 7: Vollmond

Heute Nacht war es fast so hell wie an einem düsteren Wintertag in Deutschland. Der Vollmond begleitete uns die ganze Nacht. In solchen Nächten fällt mit die Nachtwache viel einfacher. Anstatt in die Düsterniss zu starren, sieht man das Mondlicht reflektiert auf dem Wasser, die Wolken und den Horizont. Das Timing ist eigentlich ganz gut, denn ab jetzt wird der Mond abnehmen und im letzten Viertel dann erst am frühen Morgen aufgehen, was uns den Grossteil der Nacht unsichtbar macht, wenn wir die Navigationlichter ausschalten. Wenn es so langsam weitergeht wie bisher, werden wir genau dann den Golf von Aden durchqueren. Gut zu wissen, dass wir einfach mal von der Bildfläche verschwinden könnten, wenn wir wollten. Geplant ist es nicht, denn nachts gab es selbst auf die Containerschiffe und Tanker unseres Wissens überhaupt noch nie einen Piratenangriff.

Seit gestern springt nun auch Henry wieder an. Die Starterbatterie ist im Nirvana angekommen und eine unserer Servicebatterien nun mit dem Starter verbunden. Die Aktion war überraschend einfach, die Klemmen passten und die Kabel waren lang genug. Nach 30 min. verkündete der Capitano “Mission accomplished”.

Wir dümpeln weiter Richtung Westen, bei den schwachen Winden (eigentlich immer unter 10 Knoten, inzwischen haben sie von Norden auf Osten gedreht) ist das eine richtige Geduldsprobe. Aber immerhin gibt es dafür auch fast keinen Schwell und Moya liegt im Wasser fast wie vor Anker unter wolkenlosen Himmel.

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17.02.2019 -6°22' N; 88°05' O, Indischer Ozean

Stille Weite auf dem indischen Ozean

1:00 Uhr: Der Wind ist weg. Seit dem Abend schon hat Henry seinen Dienst angetreten, nachdem der Wind den ganzen Tag über immer weniger wurde und schließlich ganz aufgegeben hatte. Der strahlend blaue Himmel hat sich in gleichem Maße zugezogen wie der Wind nachließ. Jetzt scheint der Mond durch eine hoch liegende geschlossene Wolkendecke. Er ist so hell, dass man ihn hinter den Wolken erkennen kann. Um ihn liegt in einigem Anstand ein Ring - ein Halo, das durch die Brechung des Mondlichts an Eiskristallen entsteht. Kein Sternchen ist zu sehen. Das Wasser liegt ruhig da wie ein schwarzes, spiegelglattes Tuch. Das kleinste Lüftchen würde schon bewirken, dass die Oberfläche sich kräuselt. Aber da ist nichts, kein Hauch, nur der Fahrtwind, der die Nacht erträglich macht. Anstatt in meiner Koje verbringe ich die Nacht im Cockpit. Der Himmel ist heute nacht nicht vom Meer unterscheidbar, ich habe den Eindruck durch ein milchiges Nichts zu fahren. Außer dem Mond ist kein Licht zu sehen. Schon seit Tagen war da kein Schiff, selbst auf dem AIS, wo wir die großen Tanker normalerweise schon mindestens 30 Meilen im Voraus erkennen.

6:00 Uhr: Christian hat mich eben zur Morgenwache geweckt. Am Himmel dämmert es bereits, aber die Sonne hat es noch nicht über den Horizont geschafft. Seit Langkawi haben wir schon zweimal an der Uhr gedreht und sind jetzt nur noch 5 Stunden vor Euch - sozusagen fast schon zu hause. Es mag bizarr klingen, aber nach der endlosen Weite des Pazifiks, fühlt sich fast in Sri Lanka, tatsächlich wie fast zu hause an. Unsere Perspektive hat sich definitiv verschoben. Vor der Reise reichte die Welt für mich von San Fransisco im Westen bis nach Brisbane im Osten, jetzt weiß ich nicht nur in der Theorie, dass dahinter die blaue Hälfte unseres Planeten liegt.

6:45 Uhr: Die Sonne ist jetzt da. Das Wasser kräuselt sich leicht, zum Segeln reicht das noch nicht. In unserem ca. 3 Seemeilen großen Sichtbereich bis zum Horizont liegt nur blaues Wasser, blauer Himmel und weiße Wolken. Ich habe mich vor unserer Reise manchmal gefragt, ob ich mich wohl einsam fühlen werde in der Mitte eines Ozeans. Vor allem Luftaufnahmen eines kleines Segelbootes im blauen Nichts vermittelten mir das Gefühl einer endlosen, beängstigenden Weite. Da Moya sich aber in einer kleinen Kugel aus Wasser und Himmel bewegt, kam dieses Gefühl nie auf, nachdem wir die Leinen los geschmissen hatten.

Ich bringe seit einer gefühlten Ewigkeit die Angel mal wieder aus. In den überfischten Gewässer von Indonesien und der Straße von Malakka haben wir erst gar nicht versucht einen Fisch zu fangen. Die Kinder sind jetzt wach und streiten sich bereits, wer aus unserem Konstruktionsbausatz welches Bauteil haben darf.

9:00 Uhr: Nach dem Frühstück scheint sich die Luft zumindest etwas zu bewegen. Wir setzen alle Tücher und machen immerhin 3.5 Knoten über Grund. Joshi kramt seinen Steckbrief, den wir gestern begonnen haben, heraus. Vom Papier lacht ein blonder Kopf mit blauen Augen unter seinem Namen entgegen. Jetzt will Joshi auch noch in großen Buchstaben dazu malen was er gerne mag: rot, Feuerwehr, Döner, Lego, Bob der Baumeister, Bambi und Tarzan. Dann ist das Blatt voll, sein Lieblingstier passt nicht mehr drauf. Joni schaut fasziniert zu und steckt gleich darauf die Bob-CD in unser neues Radio.

12:00 Uhr: Ich habe mein Buch ausgelesen und denke über eine Badepause nach. Der indische Ozean hat erst seit ein paar Tagen wieder diese tiefblaue Farbe, die zum hineinspringen einlädt. Vorher war das Wasser eher trüb und gräulich. Mal sehen was Christian zu meinem Vorschlag meint. Vielleicht kommen ja auch wieder ein paar Delfine vorbei, die waren gestern auch schon da.

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31.12.2018 -Sangkapura, Bawean, Indonesien

Eigentlich wollten wir ja Sylvester dieses Jahr zwei Mal feiern...

„Die Uhr am richtigen Zeitpunkt eine Stunde zurück stellen, schon können wir zwei Mal ballern“, dachten wir als wir in Bali den Anker aus dem Wasser zogen. Seither haben wir drei weitgehend schlaflose Nächte hinter uns und haben wieder einiges zu erzählen:

Ein Lichtermeer in der Madura Bucht

Gestartet sind wir auf unsere Sylvester Passage ganz gemächlich, unter Segeln mit Wind aus Süden. Da der Nordwestmonsun um diese Jahreszeit durch die Javasee westwärts fegt, bogen wir von Bali aus nicht Richtung Norden ab, sondern entlang weniger befahrener Wege nach Westen. Wir segelten im Schutz der Insel Madura, entlang der Nordostküste Javas. Und tatsächlich funktionierte unsere Idee eigentlich ganz gut, ohne Gegenwind und Welle fuhren wir langsam Richtung Surabaya. Vor der großen Hafenstadt ist die Madura Bucht so flach, dass sie eine natürliche Sackgasse für große Schiffe darstellt. Dicke waren hier also nicht zu erwarten, aber dafür hatten wir es mit hunderten kleiner Fischerboote und Fischerbojen zu tun. Manche der Boote waren beleuchtet wie Christbäume, andere wiederum hatten nur ein kleines Lämpchen, so dass man sie erst kurz vorher in der Dunkelheit erkennen kann. Dazwischen lagen zusätzlich noch teilweise beleuchtete Bojen, an denen die Fischer anlegen. In der Bucht darf nicht geankert werden, da sie früher vermintes Gebiet gewesen ist und man auch heute nicht so richtig weiß, ob da nicht noch die ein oder andere Mine übrig geblieben ist. Für uns bedeutete das, dass wir Moya durch ein Lichtermeer manövrierten. Anstatt im Cockpit zu sitzen und alle 10 Minuten einen Rundumblick zu machen, war die ganze Nacht höchste Aufmerksamkeit gefordert. Spätestens nach der zwanzigsten Kursänderung hatte ich wirklich keine Lust mehr, aber das half auch nicht weiter.

Von Barrieren und Kamikazetankern

Unser Timing war dieses Mal nicht wirklich gut, wir erreichten den flachen Teil der Bucht kurz nach Sonnenuntergang. Eigentlich sollten laut Seekarte Tonnen den Weg bis nach Surabaya markieren, aber in der Realität war von der Tonnenstrasse nicht mehr viel übrig. Ankern konnten wir nicht, beidrehen war wegen der südöstlich laufenden Strömung in der Bucht auch keine optimale Lösung, somit hatten wir die Wahl zwischen die Nacht über Kreise drehen oder nach einem Weg in die Stadt zu suchen. Unser Radargerät hat uns schon öfter in solchen Situationen gerettet, so war das auch dieses Mal. Wir fanden das Überbleibsel einer grünen Tonne, ohne Topzeichen, aber genau dort wo sie laut Seekarte hätte sein sollen. Von hier aus sahen wir in der Ferne ein rotes Blinkelicht. Wie sich herausstellte, war das eine neue rote Tonne, die auf unseren Seekarten nicht verzeichnet war, alle weiteren Tonnen gab es nicht mehr. Trotzdem sahen wir viele längliche Echos auf dem Radarschirm. Wir hatten keine Ahnung, um was es sich dabei handelt, vor allem weil diese Barrieren teilweise bis ins Fahrwasser hineinreichten. Zu zweit, einer am Ausguck, einer am Radar, brauchten wir die ganze Nacht bis wir im Morgengrauen Indonesiens größte Brücke erreichten, die die Insel Madura mit Java verbindet. Wir erkannten nun auch, dass die länglichen Echos Zäune mit Netzen sind, die die Fischer hier einfach überall aufgestellt hatten. Mit dem ersten Tageslicht, kamen die auch wie die Ameisen aus ihrem Hügel gekrabbelt und legten ihre Fischernetze aus. Dabei war es ihnen auch ziemlich gleichgültig, ob sie uns mit ihren Netzen den Weg abschnitten. Ein solches Netz im Propeller kann ein Schiff wie Moya manövrierunfähig machen, deshalb hatten wir keine andere Wahl als abenteuerliche Schlaufen zu fahren. Kurz vor der Brücke hielten wir die Luft an, Moya war so groß und die Brückenhöhe erschien so gering. Konnten das wirklich 35 Meter sein? Doppelt so hoch wie unser Mast sah das wirklich nicht aus, aber wir passten zumindest ohne Probleme durch. Auf der anderen Seite wartete der Militär- und Industriehafen von Surabaya mit vielen dicken Ankerliegern, aber auch Frachtverkehr. Vor Anker waren mir die Großen wesentlich lieber, denn auf dem Wasser dampften sie in vollem Tempo rücksichtslos durch das Fahrwasser. Um Haaresbreite wäre ein kleiner Fischer über den Haufen gefahren worden. Anstatt den Kurs anzupassen oder zu bremsen, hupte der Frachter nur. Später segelten wir, um die Berufsschiffe nicht zu stören außerhalb des Fahrwassers, als auch wir zwei Mal im Abstand von weniger als einer Moya Bootslänge passiert wurden. Einer der Beiden, ein Gastanker, fuhr bei dieser Aktion noch fast auf ein Riff. Obwohl wir ganz an der Steuerbordseite des Fahrwassern waren, wollte er uns unbedingt an Steuerbord passieren. Als einzige Erklärung fällt mir ein, dass die Indonesier den Linksverkehr ihrer Straßen auch auf ihren Schifffahrtsstrassen betreiben - ganz im Gegensatz zu den Schifffahrt Kollisonsverhütungsregeln.

Von Ölförderunsplattformen, Gegenwind und Gewitterstürmen

Trotz des Gegenwindes der uns erwartete, war ich froh, als wir die Schifffahrtsstrasse hinter uns lassen konnten und Abstand zwischen uns und die Kamikazetanker brachten. Der Wind kam aus WNW, genauso wie die beträchtlichen Wellen, zudem erschwerte uns ein nach Osten gehender Strom Kurs zu halten. Anstatt nach NNW schafften wir gerade einmal nach NO zu segeln. Wir kreuzten und kämpften, Moya machte Lage, so hart am Wind. Bei Sonnenuntergang setzten dann die Gewitter ein, 40 Knoten Sturmböen, sich türmende See, Starkregen und Blitze in allen Richtungen. In all dem Chaos blinkte es dann auch noch. Das Abendessen wurde erst einmal auf Eis gelegt, bis wir an den Ölförderstationen vorbei waren und Moya einen einigermaßen akzeptablen Kurs gefunden hatte. Die Gewitter wechselten sich die gesamte Nacht hindurch mit Flauten ab. Manchmal entstanden die Gewitterzellen regelrecht über unseren Köpfen. Wo eine halbe Stunde vorher im Umkreise von vielen Meilen noch kein Regenecho auf dem Radar zu sehen war, kübelte, blitze und wehte es wie aus dem Nichts. Das Vorankommen war zäh, es gab zu viel oder zu wenig Wind und natürlich unzählige Ein- und Ausreff Manöver.

Ciao 2018

Müde entschieden wir heute Morgen eine Erholungspause einzulegen, um 2018 nicht mit dieser anstrengenden Passage abschließen zu müssen. Besser einmal feierlich ins neue Jahr kommen, als zweimal durchs Schiff hangelnd.

Wir wünschen Euch eine großartige Feier heute Nacht und einen entspannten Start ins neue Jahr 2019. Wir freuen uns schon drauf.

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31.12.2018:
Kommentar fromAdolf Korte
Euch auch ein frohes "Neujahr", einen guten Rutsch , alles Gute für Crew und Schiff in 2019 und eine glückliche Weiterreise , Adolf
28.11.2018 -Flores, Nusa Tenggara, Indonesien

Nächtliches Navigationsabenteuer in den Engen von Larantuka

Franks Urlaub ist leider zu Ende, so dass wir uns schon wieder von unserem neusten Crew Mitglied trennen mussten. Vor allem den Kindern ist das Abschiednehmen schwer gefallen, hatten sie doch jede Menge neuer Wege Quatsch zu machen von ihm gelernt. Wir sagen „bis zum nächsten Mal“ und hoffen, dass Mr. Frank noch einmal den Weg auf unser Schiff findet und uns ein paar weitere 5-Minuten-Kinderauszeiten schenkt. Das Bier ist jedenfalls schon vorgekühlt.

Mit dem Bemo zum Pasar Inpres in Kupang

Mit Frank im Flieger trennten uns eigentlich nur noch unsere leeren Obstnetze davon, Kupang im Kielwasser liegen zu lassen. Wir nahmen also noch ein letztes Mal eines der Bemos, dieses Mal der Linie 2, den Berg hinauf. Einige der Minibusse sind wahre Kunstwerke aus vielen kleinen Bildern und Schriftzügen. Das Design ist so wichtig, dass dabei oft auch die Windschutzscheibe nicht ausgespart wird. Gerade als ich mich fragte wie die Fahrer die Straßen noch sehen können, schaute ich ins Innere eines solchen Art-Bemos und stellte fest, dass der Druck auf der Scheibe, nicht der einschränkende Faktor für den Durchblick des Fahrers ist. Von innen war eine Wand aus Kuscheltieren vor der Scheibe aufgebaut. Der Fahrer und geldeintreibende Beifahrer, der immer aus der offenen Tür hängend mitfuhr, stimmten in mein schallendes Gelächter ein. Wir steuerten aber dann doch lieber ein Bemo mit Durchblick an. Ich war ganz angetan, dass in dem Gefährt unserer Wahl auch meine Trommelfelle eine Pause bekamen, die Musik spielte überraschend in Zimmerlautstärke. Nach zwei Minuten Fahrt fuhr der Fahrer links ran, es roch nach verschlissener Kupplung, alle mussten aussteigen. Die Locals waren wenig überrascht und schienen es gewohnt zu sein, das nächste Bemo zu nehmen, das auch schon um die Ecke kam. Wir hängten uns an und kamen nach einer Tour durch das Zentrum der Stadt mit vielen Geschäften beim Markt an. Der Geldeintreiber bekam den lokalen Preis für Zwei: 6000 Rupien (30 Eurocent) und gab uns ohne zu Murren unser Wechselgeld.

Pasar Inpres ist ein großer Markt unterteilt in verschiedene Bereiche: Gemüse, Süsskartoffeln, Bananen, Ananas, anderes Obst, Eier, Geflügel, Fisch, Fleisch, Textilien. Teils sind die Stände in den mit rostendem Rollblech bedeckten Markthallen, teils an kleinen Schotterpisten unter freiem Himmel. Wir arbeiten uns im Slalom um die Pfützen herum und nahmen uns vor den zwischen den Ständen umherfahrenden Motorrädern in acht. Besonders sauber war es hier nicht, man erkannte mit der Nase wo man sich gerade befindet und an den Fliegenschwärmen, die den Weg zu Fisch und Fleisch wiesen. Dafür werden wir allseits von lächelnden Gesichter begrüßt. „Selamat siang“ können wir inzwischen auch schon erwidern. Touristen scheint es hier selten zu geben, wir haben sogar den Eindruck, dass wir ungefähr das gleiche wie die Einheimischen bezahlen. Am Ende trugen wir zwei riesige Taschen mit Obst und Gemüse zur Straße für umgerechnet 7 Euros, nur die Eier kosteten für hiesige Verhältnisse viel: 3 Euro für 30 Stück.

Für den nach Hause Weg gönnten wir uns „Grab“, das ist die südostasiatische Version von Uber und funktioniert in Kupang hervorragend. Einen Klick mit der App und zwei Minuten später steht ein klimatisiertes Auto an der Straße und nimmt einen mit - einmal durch die Stadt für 1.20 Euro, unbegreiflich wie sich das rechnen soll.

Adventsvorbereitungen unter Segeln nach Flores

Tatsächlich konnten wir die Segel setzten, nachdem wir aus der Bucht von Kupang herausgetuckert waren. Es gab zwar wenig Wind, aber dafür auch keine Welle, so dass wir immerhin 4 Knoten Fahrt durchs Wasser machten. So war die Passage wesentlich angenehmer als unsere Nacht vor Semau. Nur die Gewitter störten. Die Blitze zuckten immer wieder am Himmel und erleuchteten die Wolken. Nur selten sahen wir einen Blitz der bis zur Erde herab sauste, die meisten zuckten von Wolke zu Wolke ganz ohne Donner. Trotzdem, manchmal gab es die großen gleißenden Bänder bis hinunter zum Wasser. Auch wenn sie weit weg waren, machten sie mich nervös, so dass ich während meiner Nachtwache kontinuierlich zwischen Radar und Cockpit pendelte um ja nicht zu verpassen, falls so ein Ding auf uns zudrehen sollte. Den Winden war nicht zu trauen, die kamen nämlich munter mal aus der einen dann aus der anderen Richtung. Auch tagsüber schafften wir es das laue Lüftchen einzusammeln, allerdings zerstörte der wenige Wind und die Gegenströmung unseren Plan noch bei Tageslicht durch die Engstelle zwischen Flores und Adunara zu segeln.

Während wir dahin dümpelten, beschlossen die Kinder als Einstimmung für die Weihnachtszeit Sterne zu falten und vor allem ihren Wunschzettel an den Weihnachtsmann zu malen. Joshua war zwar etwas skeptisch, ob Santa seine Wünsche auch erhalten würde, wenn wir sie per Flaschenpost losschicken, aber unsere Ermutigungen, dass er ja seine Späher überall hat, die die Flasche schon finden werden, beruhigten ihn dann.

In den nächtlichen Stromschnellen von Larantuka

Auch in der zweiten Nacht war an Schlaf wenig zu denken. Nach Sonnenuntergang war es stockdunkel, der abnehmende Mond ließ noch auf sich warten und wir segelten auf eine schwarze Wand zu. Die beiden Leuchtfeuer der Einfahrt waren zwar zu erkennen, aber vom Gefühl hätten sie doch viel weiter backbord sein müssen. Die Strömung versetzte Moya nach steuerbord, so dass unsere Augen nicht mit dem Kurs einverstanden waren. Beim näher Kommen war unser Radar wirklich eine große Hilfe, die vor der Einfahrt liegenden unbefeuerten Inselchen, waren in der Dunkelheit nicht auszumachen, aber auf unserem Schirm an Bord. Einmal in der Einfahrt wurde es leichter, da an der Küste Lichter zu sehen waren und der Mond nun am Himmel stand. Trotzdem war das letzte Stück der Durchfahrt ein wenig beängstigend. Ich hatte mich schon seit wir los gefahren waren gefragt, ob es eine gute Idee ist durch die nur 300 Meter breite Engstelle in der Nusa Tenggara Inselkette zu gehen. Zwei große Wassersysteme, der indische Ozean und das Australasiatische Mittelmeer, werden von den Inseln mit nur sehr wenigen schmalen Durchfahrten getrennt. Da war schon abzusehen, dass es ordentlich strömen würde. Ich vermutete, je nach Tide mal in die eine mal in die andere Richtung. Inzwischen weiß ich, dass die Larantuka Engen zumindest bei Flut zu brodelnden Stromschnellen werden. Und wir hatten Glück, der Strom schob Moya von hinten. Und wie! In der Durchfahrt war der Wind weg und wir tuckerten mit 5 Knoten durchs Wasser. Tätsächlich rasten die Lichter an Land aber geradezu an uns vorbei. Mit 11 Knoten über Grund flogen wir durch die Engstelle, selbst in der Dunkelheit sahen wir die starken Verwirbelungen im Wasser. Ob wir bei Ebbe rückwärts gefahren wären, werden wir wohl nicht mehr rausfinden.

Im nächtlichen Minenfeld

Nachdem uns das rauschende Wasser ausgespukt hatte, blieb es weiterhin spannend. An der Nordostküste von Flores sahen wir auf unserem Radarschirm Duzende von Echos rund um uns herum. Einige dieser Minen konnten wir im Dunklen als Schatten ausmachen, andere waren mit bunten blinkenden Lichtern befeuert und wieder andere sahen wir nur im Schiffsbauch auf dem Schirm. Schon zum zweiten Mal diese Nacht hat unser Radargerät uns gerettet, ohne hätten wir wohl mit großer Wahrscheinlichkeit eins der Fish attracting devices mitgenommen. Am Morgen wurden die schattenspendenden Holzflösse von kleinen Fischerbooten abgelöst, die ihre Netze an der Nordküste durchs Wasser spannten. Als auch diese Hindernisse sicher umschifft waren, waren wir froh endlich den Haken im Wasser zu versenken und springen jetzt erstmal ins Wasser.

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23.07.2018 -Pazifik 14°13.7’ S / 158°43.4’ W

Ein Tag auf See auf dem Weg nach Suwarrow

1:30 Uhr: Ich sehe ein rotes Licht am Horizont. Es ist die Patience. Offensichtlich fährt der schwäbische Wahlkanadier, den wir schon von Tahiti und Bora Bora kennen auch nach Suwarrow. Das wird sicher eine nette Truppe dort. Die angesagte Brise lässt noch auf sich warten. Mit ausgebaumter Genua und leicht gerefften Gross machen wir 3 Knoten Richtung Suwarrow, wenn das so weiter geht brauchen doch noch einen Tag länger.

5:00 Uhr: Christian hat mich gerade zur Morgenwache geweckt. Der Himmel ist noch finster, ohne Mond, der ist schon gegen 1 Uhr untergegangen, aber mit einigen Sternchen und dem roten Licht 3 Meilen hinter uns.

6:30 Uhr: Joni kommt schlaftrunken aus der Koje geklettert. Er ist heute spät dran und legt sich zu mir auf die Sitzkissen, die Christian gestern Abend auf dem Boden im Salon ausgebreitet hat. Alle 15 Minuten klingelt der Timer für den Rundumblick, die Sonne ist noch nicht da aber am Himmel hinter uns dämmert es. Dunkle Wolken kündigen Regen an.

7:30 Uhr: Joshua ist mittlerweile auch wach, genauso wie die Sonne. Geregnet hat es nicht wirklich. Der Wind ist immer noch lau. Wir bereiten das Frühstück vor.

8:00 Uhr: Patience ist immer noch da. Christian steht auf und ruft sie mit dem Funkgerät. Ja genau, nach Suwarrow soll es gehn. Dann frühstücken wir.

9:00 Uhr: Segelumbau an Deck. Die Genua muss rein, unser Leichtwindsegel dafür rauf. Wir setzen es bei stehendem Grosssegel und stellen überrascht fest, dass das Segel immer wieder einfällt - genauso wie beim letzten und vorletzten Mal. Christian zieht das Grosssegel an den Reffleinen nach unten, wir können also auf Kurs bleiben, nur für das letzte Stück arbeiten wir zu zweit, nachlassen und Segel einsammeln - dann ist es drin und der Blister steht 1a am Himmel. Trotzdem nicht mal 4 Knoten Fahrt, da muss die Genua eben nochmal mit helfen. Jetzt sind es 4, bei 8 Knoten Wind - immerhin.

9:30 Uhr: Wir sind mit den Segeln fertig. Moya ist auf Kurs, zumindest fast 300° statt 285° damit können wir leben. Die Kinder legen gerade ihren Zwist bei, wer das blau Legoteil haben darf, als wir ins Cockpit klettern. Ich räume die Pantry auf.

10:00 Uhr: Mit Lego werden jetzt Brötchen gebacken, Pizza gemacht, Suppe und Lasagne hergestellt und zu Unsummen an mich verkauft. Ich esse so ein mindestens 20 gängiges Menü von den beiden Köchen, die mit immer wieder anderen Köstlichkeiten ins Cockpit kommen. „1000 für den Fisch“ „So viel habe ich nicht, ich geb Dir 10“ „Ok, 3 Euros Wechselgeld zurück“

11:25 Uhr: Ich lese mit Joni die Bootsfahrt von Kunibert, danach Rapunzel. Christian berechnet unser Etmal 82 Meilen, das war aber auch schon besser.

12:30 Uhr: Es gibt Suppe und Brotcroutons aus dem letzten Baguette - Frankreich ade. Schade, das Essen werden wir auch vermissen.

14:00 Uhr: Wir basteln ein Booklet, um auf Suwarrow einen Geo Cache zu hinterlassen. Die Kinderboote, mit denen wir im Pazifik unterwegs waren, wollen auch dorthin und freuen sich bestimmt über eine Schatzsuche.

16:15 Uhr: Es wird Zeit für den Brot- und Pizzateig. Die Jungs hören Bibi Blocksberg.

17:30 Uhr: Christian ist am Kurzwellenfunkgerät mit Nick von der Mango, so wie die letzten 8 Tage immer zu dieser Zeit. Heute steht die Verbindung. Die ganze Familie lauscht, was die Kids schon auf Suwarrow erlebt haben und ob sie noch da sein werden, wenn wir kommen. Sie werden - juhuu!

18:00 Uhr: Das Brot wandert in den Backofen und Christian und ich an Deck, um mit dem letzten Licht des Tages, den Blister vom Himmel zu holen und das Grosssegel zu setzten. Die Polymagnet Funkrunde verpassen wir -doofe Zeit.

18:30 Uhr: Jetzt aber schnell die Pizza fertig machen, die Hyänen heulen schon.

19:00 Uhr: Abendessen und Kinder bettfertig machen, danach ist es Schlafenszeit für alle außer den Capitano, der startet seine erste Wache und spült ab.

23:00 Uhr: Ich stehe auf zur Nachtwache. Das rote Licht ist immer noch da.

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02.06.2018 -Raroia, Tuamotus, Französisch Polynesien

Raroia - wir erobern unser erstes Atoll

1:00 Uhr: In den ersten beiden Tage unserer Passage zu den Tuamotus waren wir gut voran gekommen. Der Wind kam zwar relativ von vorn, wir konnten den Kurs dennoch geradeso anhalten ohne kreuzen zu müssen. So hart am Wind unterwegs zu sein war zwar etwas ungemütlich -vor allem meinem Magen gefiel das gar nicht- aber es ging vorwärts.

Gestern hatte dann der Wind etwas nachgelassen. Bereits beim Aufstehen zu meiner Morgenwache merkte ich wie die Lebensgeister zurückkehrten und neue Energie mich antrieb. Ich nutzte den Schub, um erst einmal ein ausgiebiges Frühstück vorzubereiten, nachdem flauen Gefühl der letzten Tage und den eher simplen Mac n Cheese von gestern Abend hatte ich nun richtig Hunger. Nach dem Frühstück machte ich mich dann daran Christians Schrank auszuräumen und die Wäsche nach und nach zu waschen. Wir hatten vorgestern festgestellt, dass es im Schrank ein bißchen müffelt. Als wir die Sachen dann rausgenommen hatten merkten wir, dass fast alle Kleidungsstücke an der einen oder anderen Stelle leichte Schimmelspuren hatten. In meinem Schrank war alles in Ordnung, deshalb vermuten wir, dass es als wir das Fenster über Christians Schrank draußen hatten und es rein geregnet hat im Schrank klamm geworden ist. Jetzt hoffe ich, dass wir das Zeug durch Waschen und gut trocknen wieder dauerhaft verbannen können, die Shirts sehen zumindest erstmal wieder gut aus.

Der Wind hat den Tag über weiter nachgelassen und ist jetzt um 1:00 Uhr morgens vollkommen eingeschlafen. Es sind noch 20 Meilen bis zum Pass von Raroia. Der Ozean ist absolut glatt, Moya steht in die richtige Richtung und driftet. Ich grüble noch einmal darüber nach wann denn jetzt genau Stillwasser sein wird. Auf den ersten Blick scheint diese Frage trivial nämlich genau zu Hoch- oder Niedrigwasser, aber auf den zweiten scheint dann noch nicht alles so einfach. Zum einen ist da das Problem, dass die Gezeitentafeln nicht für jedes der Atolle vorhanden sind, zum zweiten weichen die Tafeln unterschiedlicher Quellen zum Teil signifikant voneinander ab, zum dritten gibt es eine unbestimmte Verzögerung des Slack waters, da der Wasserstrom in die Atolle hinein und aus den Atolle heraus oft an nur einer Stelle, dem Pass, abfließen kann und zum vierten müssen dann auch noch Richtung und Stärke von Wind und Wellen berücksichtigt werden, da diese Stillwasser weiter verzögern können oder sogar ganz verhindern. Da heute kein Wind weht und die See glatt ist, können wir wenigstens Punkt 4 vergessen. Punkt 1 ist hoffentlich auch nicht so dramatisch, da wir über die Tideninfos der anderen Atolle extrapolieren. Punkt 2 ist da schon blöder - eigentlich hätte ich gedacht, dass die Information der amerikanischen NOAA verlässlich sein sollten, aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären warum sie die lokalen Wasserstände in UTC-11 anstatt der hiesigen Zeitzone UTC-10 angeben. Außerdem haben wir mittlerweile von einigen anderen Yachten gehört, die bei der Einfahrt mit den NOAA Wasserständen arbeiteten, noch eine starke Strömung und stehende Wellen im Pass erlebten. Ob das jetzt an nicht exakten Tideninformationen der NOAA liegt oder daran, dass Stillwasser verschoben ist (Punkt 3) wissen wir nicht. Es bleibt ein bißchen Raten, wann der beste Zeitpunkt für unsere Einfahrt sein wird. Momentan planen wir bei Sonnenaufgang da zu sein, um uns alles gut anzuschauen und dann Slackwater für die Einfahrt irgendwann zwischen 6 und 8 Uhr abzuwarten.

5:30 Uhr: Moya läuft unter Motor seit einer Stunde. Wir wollen rechtzeitig am Pass sein. Joni kommt zu mir in die Koje „Mama, ich sehe viele kleine Inseln“ kurz darauf überbrachte er auch Christian die Nachricht. Unser Capitano erschreckte, er hatte die Inselchen, die in einem großen Kreis das Atoll markieren noch gar nicht bemerkt.

6:30 Uhr: Die Sonne ist vor einer halben Stunde aufgegangen. Sie schob sich am Horizont hinter den dunklen Wolken nach oben, an einzelnen Stellen fanden ihre Strahlen den Weg zu uns und spiegelte sich auf der glatten Wasseroberfläche. Die Farben des Himmels reichten von dunkelblau über lila, rose, hellblau bis hin zu gelb und orange. Wow! Gerade haben wir die Peilstäbe entdeckt, die den Weg durch den Pass weisen. Im Pass ist das Wasser spiegelglatt, kein Lüftchen weht, wir fahren also direkt drauf zu. Ich stehe vorne am Bug, schaut ins Wasser und erschrecke fürchterlich als plötzlich der Boden unter Moya auftaucht. Er sieht so nah aus, obwohl er an der flachsten Stelle 9 Meter unter uns liegt. Wir sind in der Mitte des Passes, ich sehe Fische unter uns im Wasser schwimmen und neben uns aus dem Wasser springen. Das Wasser steht - slack water. Vor uns liegt die Lagune umringt von hunderten kleine Islets. Wir biegen rechts ab, um vor dem Dorf zu ankern. Wir hatten mal wieder Glück mit den Bedingungen, unsere erste Atoll Einfahrt hätte besser nicht laufen können.

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07.05.2018 -8°07'S / 133°10'W, Pazifik

Landeanflug auf Hiva Oa

Heute ist der dreiunddreißigste Tag unserer Passage. Die Sonne scheint und weiße Cumuluswölkchen bedecken den Himmel. Der Südost hatte die letzten Tage schon einen Hänger und hatte heute Nacht noch weiter nachgelassen. Das Gute daran war, dass man prima Sternchen schauen konnte. Auch wenn ich von dem Südhalbkugelhimmel bis auf das Kreuz des Südens gar nichts kenne, kann selbst ich die Milchstraße nicht verfehlen. Sie spannt sich zwar hier eher seitlich über den Himmel, sieht aber sonst genauso gigantisch schön aus wie im Norden. Hier außen auf dem Wasser ist von Lichtverschmutzung keine Spur und die Sterne leuchten so hell, dass man selbst ohne Mond den Horizont und die Bewölkung tief in der Nacht erkennen kann.

Um halb zwei Uhr heute morgen war ich trotz Sterne und Smilymond, der mittlerweile aufgegangen war, kurz davor mitten in der Nacht alle Segel zu bergen und Henry anzuschmeißen. Es war einfach fürchterlich wie abwechselnd das Gross und dann wieder die Genua geknallt und an ihren Bäumen gerissen haben. Bei dem lauen Lüftchen hatte unser Windpilot Schwierigkeiten den Kurs zu halten und ist zwischen zu hart am Wind und zu weit vor dem Wind gependelt. Moya machte Stellenweise keine 3 Knoten durchs Wasser, trotz des schiebenden südlichen Äquatorialstroms. Selbst Christian, den eigentlich nichts aufweckt, kam wegen dem Geschlage verschlafen ins Cockpit geschwankt und hat mir einen Adrenalinschub versetzt. Wach war ich dann erstmal. Nur die dunklen Wolken am Horizont haben uns letztendlich davon abgehalten die Tücher fallen zu lassen und den Motor anzuschalten. Wir hatten Hoffnung, dass es regnet und der Regen auch ein bißchen Wind mitbringt. Im Gegensatz zu unserer Atlantiküberquerung hatten wir hier im Pazifik noch fast keine Squalls und wenn es doch mal regnete kam der Regen meist nur mit wenig Wind. Bizarr, dass wir heute auf einen Squall warteten, haben wir doch eigentlich einen Heidenrespekt, wenn von jetzt auf gleich der Wind um 10 bis 20 Knoten zunimmt und man alle Hände voll zu tun hat die Segel zu reffen. Nach 32 Tagen auf See mit Ziel gefühlt direkt vor dem Bug ist es einfach Folter, wenn der Wind beschließt Feierabend zu machen. Das Warten lohnte sich heute Nacht tatsächlich, es kam erst ein richtiger Squall bevor dann schließlich der Südost seine Arbeit wieder aufnahm und nun mit frischer Brise bläst.

Jetzt sind wir nur noch eine Biskaya weit weg von Hiva Oa und nach 3700 Seemeilen wirklich fast da, obwohl es ja dann doch noch drei Tage sein werden. Mann, waren wir nervös bevor wir in L’Aberwrach Richtung Acoruna starten. Wochen zuvor hatte ich schon immer auf ein passendes Wetterfenster geschielt, was aber nie kam und sich dann doch plötzlich öffnete, so dass wir dann fast überstürzt die Leinen los schmissen. Wir konnten uns erst überhaupt nicht vorstellen wie wir den Schlafentzug von drei Tagen auf See und rund um die Uhr Wache mit den Kurzen den überstehen würden und waren dann auch ziemlich fertig als wir glücklich in Galicien ankamen. Die ersten drei Tage auf See braucht man eben bis man Seebeine hat, danach wird alles besser und außerdem ist das Wetter hier wirklich um Welten besser als auf der Biskaya, wo man ständig vor dem nächsten arktischen Tief auf der Hut sein muss.

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08.05.2018:
Kommentar fromYvonne
Hallo Sabrina, wie schön, dass ihr wieder unterwegs seid. Ich bin seit langem heute mal wieder auf der Seite und bin gleich abgetaucht in deine Berichte und Fotos. Vielen dank für die kleine imaginäre Fernreise, die du mir damit beschert hast. Ich wünsche euch noch eine gute Fahrt und einen tollen Aufenthalt auf Hiva Oa. Ganz liebe Grüße Yvonne
08.05.2018:
Kommentar fromLars
Gute Fahrt noch und eine schnelle Ankunft in der Südsee!! Ich freue mich schon auf die Bilder voller prächtigem Grün und natürlich auch auf die von der Passage. Möge die Macht mit Euch sein
13.05.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
@Yvonne: Schön, dass Du‘s mal wieder zu uns geschafft hast. Was machen Eure Segelpläne für dieses Jahr? @Lars: Bilder sind jetzt drin junger Jedi.
17.04.2018 -4°14’S / 92°51’W, Pazifik

4 Grad südlicher Breite...

und der Wind dreht auf Südost. Knapp 2 Wochen nachdem wir vor Panama City Anker auf gegangen sind streifen wir endlich den Südost Passat. Ab jetzt sollte uns der Wind stetig Richtung Westen schieben, so dass unsere Motorstunden hoffentlich gezählt sind. Auch die letzten beiden Tage waren ein Kampf trotz der leichten Brise voran zu kommen. Wir haben den Kampf zwar gewonnen und Moya ist die gesamte Zeit unter Segel gelaufen, mussten aber trotzdem herbe Verluste einstecken.

Heute Nacht bei meiner Nachtwache hörte ich „krrrssssh“. Sofort schreckte ich alarmiert hoch. Moya macht zwar auf Passage viele Geräusche, die ich aber inzwischen alle im Ohr hatte und kannte. Kommt ein neues Geräusch dazu, fahren Christian und ich sofort unsere Antennen aus und analysieren solange bis wir gefunden haben wo es herkommt und was es erzeugt hatte. So haben wir schon oft im Vorfeld Katastrophen verhindern bevor kleinere Fehler schlimme Folgen hatten. Heute war das neue Geräusch leider kein Vorbote. Der Schaden war schon angerichtet. Gleich als ich zum Decksalonfenster hinausblickte sah ich den Salat. Der Wind war wie so oft nur ein leichter Hauch, so dass selbst unser federleichtes Leichtwindsegel in den Wellen immer wieder einfiel. Irgendwie hatte sich das in das Achterliek eingenähte Seil in unseren Maststufen verfangen. Als dann wieder Wind in das Segel strich, wurde es zurück nach steuerbord auf die Leeseite von Moya gedrückt, wo es normalerweise stand. Nur das Seil blieb wo es war, eingehakt in den Maststufen. Der dünne Stoff dehnte sich und gab dann nach, ein zwischen 5 und 8 Meter langer Riss entstand - was mich hochschrecken ließ.

Es war 1 Uhr nachts und ich weckte Christian. Wir holten unseren Blister vom Himmel und bauten die Segel um, was wir sonst wenn es geht nachts vermeiden. Jetzt muss es leider erstmal ohne Leichtwindsegel gehen, vor den Gesellschaftsinseln werden wir wohl keinen Segelmacher finden und hoffen, dass wir unser Spi in Tahiti repariert kriegen. Der Blister war die letzten Tage wirklich Gold wert, sonst hätten wir, wie so viele andere Boote auch fast die komplette Strecke von Panama bis nach Galapagos motoren müssen und dann doch einen Notstopp zum Tanken einlegen müssen. So sind wir von den 1200 fast 900 Meilen gesegelt, während die Zao und die Clementina, die wir beide am zweiten Tag unserer Reise auf der Seekarte vorbei tuckern sahen, gestern Abend wieder auf unserem AIS aufgetaucht sind, als sie gerade Galapagos nach ca 3 Tagen - wir vermuten Notstopp zum Tanken- Richtung französisch Polynesien verlassen haben. Wir sind jetzt wieder gleich auf.

Man kann sich natürlich darüber streiten, ob es nicht besser gewesen wäre Henry zu starten und dann 3 Tage an Land anstatt auf See zu verbringen, um jetzt an derselben Stelle zu stehen. Papierkrieg vs Dümpeln - was da besser ist, weiß ich auch nicht, aber zumindest sind wir der Sache ökologischer begegnet. Die Kids haben auch die letzten Tage wieder viel Lego gebaut, getanzt, Hund und Feuerwehr gespielt, haben Piratenschiffe und Haifische gebastelt und sind durchs Schiff getobt, dass die Wände wackelten. Jetzt sind wir alle froh, dass es endlich ein bißchen flotter Richtung Westen geht, es sind schließlich noch 2800 Meilen bis zum Ziel.

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07.04.2018 -5°41’N / 81°50’W, Pazifik

Unterwegs zwischen Panama und Galapagos - Tag 3

Heute morgen habe ich verschlafen und wurde erst von den Kindern geweckt. Trotzdem kam ich nur schwer auf die Beine, der Schlaf hing noch schwer an meinen Gliedern und meine Augenlieder zogen nach unten. Eigentlich hätte der Capitano mich um 5 Uhr zu meiner Morgenwache wecken müssen, aber letzte Nacht war unser Wachrhythmus etwas durch einander gekommen, so dass der Gute mich schlafen ließ.

Um 23:00 Uhr heute Nacht hat jemand den Wind ausgeknipst. Gerade lief noch unser Windpropeller, Moya pflügte durchs Wasser und wir überlegten sogar, ob wir unser Leichtwindsegel gegen die Genua tauschen werden müssen, als von jetzt auf gleich absolute Windstille herrschte. Unser Blister hing schlaff nach unten und machte keine Regung, also holten wir das Ding rein. Der Pazifik war zwar fast glatt, aber die Miniwellen reichten dass Moya hin und her schaukelte. Da unser Geschwindigkeitsmesser immer noch 1.5 Knoten in die richtige Richtung zeigte, beschlossen wir der Dinge erst einmal zu harren und zur Stabilisierung nur unser Großsegel zu setzen. Gesagt, getan! Moya lag schon viel ruhiger im Wasser, nur drehte sie sich jetzt mit dem Bug in die 2 Knoten Wind und fuhr jetzt 0.5 Knoten rückwärts. Wir nahmen das Segel besser wieder runter und setzten stattdessen ein Stückchen Genua um wieder in Ausgangssituation zurück zu kommen. Mittlerweile war es fast Mitternacht und Christian legte sich hin. Wir drifteten bis um kurz vor 3:00 Uhr morgens unsere Genua anfing zu flappen. Mit 7 Knoten Wind setzten wir unser Assymetrisches und fuhren seitdem konstant nach Südwesten.

Natürlich hatten wir vor unserer Abfahrt die neusten Wetterdaten gezogen und seitdem täglich ein Update über Kurzwelle empfangen, aber trotzdem werden wir immer wieder überrascht, wann Moya das nächste Mal stehen bleibt oder ein kleines Lüftchen zum Segeln weht. Die Wettervorhersagen der amerikanischen NOAA, die sonst so zuverlässig stimmen, scheinen hier in der Innertropical Convergencezone absolut keine Aussagekraft zu haben, zumindest hatten die vorhergesagten Windpattern der letzten 3 Tage - mal abgesehen von sehr leichten Winden - nichts mit unserer Realität gemein. Vorausschauende Routenplanung nach der besten Wetterlage, wie wir sie sonst immer gemacht haben, machen somit keinen Sinn mehr. Wir laufen jetzt stumpf in Richtung kürzester Strecke, wenn der momentane Wind es zulässt.

Heute waren wir tagsüber ganz flott unterwegs und drücken jetzt die Daumen, dass die Wettervorhersage für heute Nacht und morgen nicht stimmt, die mal wieder absolute Flaute ansagt. Die Moral an Bord ist momentan noch gut, damit das so bleibt habe ich schon mal frisches Brot und Kuchen als Flautenschieber gebacken und werde mir bis morgen noch ein neues Unterhaltungsprogramm für die Kids überlegen. Heute haben wir Schiffchen gebastelt, eine kleine Armada Richtung Panama davon segeln lassen und dabei „it‘s the end of the world“ gehört - wie wahr!

Moya sieht inzwischen so aus, als läge sie tatsächlich vor Anker. Das Großsegel ist geborgen und ein Sonnenschirm ist aufgespannt um das Achterdeck spielbar zu machen. Im Cockpit ist ein kleiner Tisch aufgebaut, der normalerweise unterwegs immer unter Deck verräumt ist, und bringt ein bißchen Normalität in unser Nomadenleben. Eigentlich merkt man nur am Rundumblick, dass wir Mitten auf dem Ozean und nicht in einer Bucht liegen. Der Blister steht seit heute Nacht unangetastet, Moya steuert sich selbst, die Windfahne macht kaum eine Ruderbewegung um auf Kurs zu bleiben und selbst die Bootsbewegungen waren vor Anker manchmal schon schlimmer.

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05.04.2018 -7°27’N / 79°52’W, Pazifik

Erster Segeltag im Pazifik

Die Bedingung hätten gestern zum Auslaufen kaum besser sein können. Es gab zwar nur 10-15 Knoten Wind, dafür aber direkt von hinten, so dass Moya trotzdem bis zu 6 Knoten lief. Wir waren schon bei Dunkelheit gestartet, vor uns lag der Ausgang des Panama Kanals und die vielen Ankerlieger, hinter uns die beleuchtete Skyline der City. Der Pazifik machte seinem Namen alle Ehre. Moya glitt ganz ruhig dahin.

Die Kinder waren noch lange wach und halfen mir beim Verräumen der letzten Einkäufe während Christian im Cockpit saß und angestrengt in Fahrt befindliche Schiffe im Lichtermeer der Ankerlieger identifizierte. Die Jungs waren aufgekratzt, sie merkten, dass wir auf eine sehr lange Reise starteten. Als wir sie dann schließlich in die Kojen gebracht hatten, waren beide aber im Handumdrehen eingeschlafen. Auch ich legte mich in die Koje und konnte sogar einige Minuten Schlaf finden bevor ich mich für meine erste Nachtwache um 1 Uhr aus dem Bett wälzte. Normalerweise kann ich am ersten Tag einer Passage nur sehr schlecht schlafen, da mein Körper sich erst wieder an die Schiffsbewegungen und den intermitierenden Schlafrhythmus gewöhnen muss, aber heute glitt Moya so sacht durchs Wasser, dass man fast hätte meinen können vor Anker zu liegen. Da wir westlich von der Schifffahrtsstraße unterwegs waren, war nach dem anfänglichen Lichterdurcheinander bald kein Licht mehr zu sehen. Abgesehen vom Anspringen unserer AIS watchbox, die vor einer potentiellen Kollision um 3:30 Uhr mit der amerikanischen „True Joy“ warnte, war meine Nachtwache ereignislos. Ich nutzte die Zeit um mir die neusten Wetterdaten anzuschauen, noch ein bißchen aufzuräumen und den Windpiloten davon zu überzeugen den richtigen Kurs zu steuern.

Heute morgen gab es dank der ruhigen Segelbedingungen ein ungewöhnlich ausgiebiges Frühstück. Wir konnten sogar auf die Anti-rutsch-Matten verzichten und dennoch in Ruhe Essen, ohne dass Gläser umfielen oder Brote von den Tellern rutschten. Der Wind war am Morgen schwächer geworden, so dass wir unsere Genua ausbaumten, das Großsegel bargen und unser Leichtwindsegel setzten. Joshua und Jonathan saßen währenddessen angeleint im Cockpit, haben während der Umbauarbeiten Bücher angeschaut und uns danach geholfen unsere Angel und unsere selbstgebaute Handline mit selbstgebastelten Köder auszubringen. Da unsere Angelerfolge im Atlantik begrenzt waren, hoffen wir nun mit 2 Leinen und Köder mit Herzblut auf mehr Bisse.

Am Nachmittag war vom Wind nur noch ein Lüftchen übrig geblieben und es war heiß. Wir beschlossen, ein Seil über Bord gehen zu lassen und hinterher zu schleppen. Christian und ich wagten nacheinander den ersten Sprung ins pazifische Nass. Es war herrlich sich von Moya durchs kühle Wasser ziehen zu lassen, auch wenn es ein bißchen seltsam ist das besegelte Schiff vor sich zu sehen. Die Jungs konnten heute noch nicht mitmachen, werden wohl aber in naher Zukunft, ganz ohne Wind, auch dabei sein können. Nach unsere Abkühlung hatten wir Besuch von einer Schule Delfinen, dann wurde gelesen, gemalt und Spiele gespielt. Joshua stellte ganz treffend fest „Wenn wir so langsam fahren, kann man ja alles machen! Cool!“.

Leider ist vor einer Stunde der Wind ganz eingeschlafen, unser Windanzeiger zeigte: „True Kts: 0“. 82 Meilen hatten wir ohne Motorunterstützung geschafft und müssen nun leider schon am ersten Tag Henry anschmeißen, damit er uns um die Punta Mala herum schiebt. Dort hoffen wir heute Nacht wieder ein bißchen Wind zu finden.

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28.02.2018 -Mamiputu, San Blas, Panama

Unspoilt San Blas

Bei Dunkelheit lag die Skyline mit den vielen kleinen beleuchteten Fenster der Hochhäuser hinter uns. Die roten und grünen Lämpchen der Tonnen blinkten in der Einfahrt zum inneren Hafen, das Blinken der Gefahrentonne war nur schwer auszumachen, vor all den Lichtern der Stadt. Nachdem alle Papiere beisammen waren, wollten wir los und hatten gerade die Kinder in ihre Kojen verstaut. Nur der Anker schien uns ein Schnäppchen schlagen zu wollen. Moyas` Ankerkette führte direkt unter die seit heute vor uns liegende Segelyacht, so dass wir ohne Hilfe des fremden Skippers erstmal hier festhingen. Aber wir hatten Glück Richard war an Bord, aber alleine, so dass er zwar gewillt war uns zu helfen, aber die Yacht nicht von der Mooringboje trennen konnte, da er sonst nicht wieder hätte anlegen können. Wir fenderten beide Boote ab und tasteten uns bis ans Heck von "The second Life" mit der Hoffnung uns an ihrer Seite entlang nach vorne ziehen zu können. Erst als Richard seinen Motor startete und ein Stückchen nach vorne fuhr hatten wir ein bißchen Platz um einen Teil der Ankerkette zu bergen. The second Life war dabei bedenklich nah, nur zwei Meter von unserem Bugspriet entfernt und wurde von dem wenigen Wind in der Bucht wieder in unsere Richtung gedrückt. Der Capitano schaltete schnell, dampfte rückwärts und schleppte, die Ankerkette nur noch wenige Meter im Wasser, das Eisen mit uns mit. Puh! Zu viel Action für den Start einer Passage.

Es ging dann gemächlicher weiter, mit leichter Brise von hinten, langsam aus dem Hafen hinaus durch die Bucht von Cartagena und dann durch die flugzeuglandebahnähnlich beleuchtete Bocca Chicca hinaus. In der Ausfahrt, nachdem alle Lichter identifiziert waren, legte ich mich hin um vor meiner Wache noch ein wenig Schlaf zu tanken. Gerade als ich mich über das gemächliche Tempo freute, legte sich Moya auf die Backbordseite und wurde von den Wellen des karibischen Meers einmal mehr durchgeschüttelt. Mit einem Schlag waren aus 15 Knoten 35 geworden und Moya rollte wie in der Achterbahn. Ich dachte: "Ohje, wie jedesmal wird unsere neue Crew ins kalte Wasser geschmissen?" und drückte die Daumen, dass Kathi nicht seekrank wird. Die Wettervorhersage hatte zwar gründlich daneben gelegen, aber das Schlimmste war schon nach der Hälfte der Nacht vorbei und am Morgen lernte ich, Kathi war nicht seekrank. Schlafen konnten zwar nur die Kinder und der Skipper gut in der ersten Nacht, aber wenigstens fütterte keiner die Fische.

Während die meisten meiner Nachtwachen ausgesprochen öde verlaufen, gab es gestern richtig was zu erleben. Schon bei der Wachübergabe sah ich die beiden Lämpchen von Matra N in der Ferne, nach einer Stunde piepste dann unser AIS das davor warnte, dass innerhalb der nächsten halben Stunde ein Fahrzeug weniger als 500 Meter von uns entfernt sein würde. Nach weiteren 10 Minuten sah ich in der hellen Mondnacht die Umrisse des riesigen Schiffs für meinen Geschmack viel zu nah hinter unserem Heck und funkte hinüber, um sicher zu gehen, dass der Große uns auch sieht. 63 Meter Entfernung zu Matra N in 15 Minuten zeigte unser AIS. Der nette Mann an der Funke sagte zwar "I will take care" machte es aber sehr spannend, erst nach 10 Minuten, kurz bevor ich hart nach Steuerbord abgedrehte und schon innerlich fluchte, änderte er seinen Kurs und dampfte an uns vorbei. Christian sagte mir später, dass unser AIS Sender ausgeschaltet war, so dass Matra N wohl Schwierigkeiten damit gehabt hatte unseren Kurs abzuschätzen. Es lebe das AIS!

Bis auf eine nächtliche Dusche im Bett verlief der Rest der Überfahrt unspektakulär, der Wind nahm auf guten Segelwind ab, die Wellen wurden immer kleiner, so dass wir heute morgen nach knappen 1.5 Tagen im Morgengrauen Panama vor uns sahen. Wir verkleinerten unsere Segel und warteten auf die Sonne, bevor wir uns ins Labyrinth der Korallenköpfe navigierten. Nur mit Eric Bauhaus` Cruising guide und Sonne von hinten wagten wir den Landfall auf der kleinen Guna Yala Insel Mamitupu. Unsere Navionics und OpenCPN Karten sind für die San Blas Inseln im besten Fall grobe Anhaltspunkte an welcher Stelle man auf Festland treffen würde aber völlig unzureichend für die Lage der Inseln, der Riffe und die Angaben der Tiefen. Trotz der sehr guten Karten von Eric stieg mein Puls bei der Anfahrt, als die Karte noch 31 Meter angab wir aber nur noch 7 Meter Wasser unter dem Kiel hatten. Einige Meter weiter waren wir wieder im tiefen Wasser. Flache und tiefe Stelle wechselten sehr abrupt. Die bis an die Oberfläche reichenden Korallen ließen sich zwar leicht durch die brechenden Wellen aus machen, aber Stellen mit nur wenig Tiefgang sind weniger leicht zu spotten. Moya lief langsam unter Motor, segeln hatten wir uns in der Anfahrt nicht getraut, bis wir zwischen Festland und Mamitupu den Anker schmissen.

Unsere nächsten Nachbarn: Korallenköpfe, die Palmen bewachsene, unbewohnte Insel Uasdup, unberührter, dichter Dschungel und das kleine Dorf der Guna Yala - von einem anderen Segelboot ist weit und breit nichts zu sehn. Mamitupu sieht malerisch aus. Auf der Westseite stehen Einbäume unter Palmen auf weißem Sandstrand und warten darauf zu Wasser gelassen zu werden. Auf der Ostseite reihen sich dicht die kleinen Palmenblätter gedeckten Häuser aneinander. Gleich nach dem Frühstück bekamen wir Besuch von mehreren Einbäumen mit Männern und Kindern. Die Guna verkauften Kokosnüsse, Kochbananen und Fisch, alles was sie zum Leben brauchten. Auf unserem Inselrundgang trafen wir dann Männer in westlicher Kleidung, viele lachende Kinder und auch die traditionell gekleideten, kurzhaarigen Frauen mit den vielen Kettchen um die Waden, bedruckten Röcken um die Hüften und farbenfroh bestickten Blusen. Die Menschen fanden uns, oder eigentlich unsere beiden Blondschöpfe, genauso interessant wie wir sie. So liefen wir durch die engen Gassen, wurden von neugierigen Blicken verfolgt und immer wieder auf Spanisch in kurze Gespräche verwickelt. Dass Joni und Joshi 3 und 5 Jahre sind konnten sie kaum glauben, waren doch die neunjährigen Jungen in etwas so groß wie Joshua. Oft sahen wir die gleichen Personen hinter der nächsten Ecke wieder auftauchen und neugierig zu uns herüber schauen. Die Frauen verkauften schön bestickte Blusen und Deckchen. Alle waren sehr nett und zuvorkommend, nur fotografiert werden wollten die meisten nicht. Die Gässchen waren sauber und gepflegt, nur die Küste war vom Treibgut übersäht. Viele Häuser hatten eine eigene Solarzelle, die Strom für das Nötigste liefert. Ein Restaurant oder Pub gibt es hier nicht, nur einen kleinen Laden, dessen Regale dünn bestückt sind aber dennoch einen Kühlschrank mit kalten Getränke besitzt. Es gibt sogar eine kleine Schule auf der Insel. Im Kongresshaus, treffen sich Abends alle Bewohner der Insel um wichtige Dinge zu besprechen und Entscheidungen zu treffen, vielleicht waren wir dort sogar Thema heute?

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21.01.2018 -Piscadera Bay, Curacao

Auf Wiedersehen Venezuela oder zurück in der Zivilisation

9 Uhr: Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig und ich habe einen ziemlich dicken Kopf. Christian packt deshalb die Kinder ein und fährt ohne mich zum Strand. Joshua ist ganz wild darauf die Asche, die die Jungs gestern mit Sand gelöscht haben, auszugraben. Es ist einer der seltenen Momente allein Bord. Statt wie sonst die Ruhe zu nutzen um Aufzuräumen oder zu Putzen, lege ich mich heute ins Cockpit in den Schatten unseres Binimis. Ich lausche dem leisen heulen des Windes uuuuuuu, der über Nacht zugenommen hat und inzwischen mit 20-25 Knoten weht und denke an die bevorstehende Passage. Eigentlich bin ich noch nicht bereit diesen wundervollen Ort schon wieder zu verlassen. Obwohl man meinen könnte eine Sandinsel ist wie die andere, gäbe es hier noch sooo viel zu entdecken, da die Tiere, das Wasser und die Landschaften eben doch alle ein wenig anders sind. Joshua und Jonathan zählen schon seit einer Woche die Tage rückwärts bis sie ihre Großeltern wieder sehen können und Joshua war ganz erbost als er erfuhr, dass wir über Nacht nach Curacao fahren würden, weil er dachte so dauert es einen Tag länger. Bleiben ist also keine Option, wir werden gegen Mittag starten und planen ungefähr 24 Stunden später anzukommen.

1:30 Uhr: Ich bin mal wieder auf Nachtwache. Der Sternenhimmel oben und auch unten im Wasser (die luminizierenden Algen) ist mal wieder sehr beeindruckend. Mit steifer Brise und Wellen von hinten fliegt Moya geradezu Richtung Westen. Nach 13 Stunden liegen schon hundert Meilen hinter uns (fast 8 Knoten im Schnitt), so schnell waren wir noch nie. Christian meinte bei der Abfahrt noch "es ist unmöglich, dass wir bei Dunkelheit ankommen werden" mittlerweile sind die Chancen für unmöglich ganz gut. Bonair liegt bereits querab und ich schalte erleichtert unseren AIS Sender endlich wieder an. Auf Los Roques haben wir viel mit den Einheimischen über die Piratenproblematik gesprochen, auf Los Roques gab es tatsächlich noch nie einen Zwischenfall, aber am Festland besonders im östlichen Teil des Landes in Festlandnähe sind definitiv einige unterwegs, auch wenn die Locals meinten die Anzahl der Piraten hätte sich durch die Krise nicht erhöht. Unsere Sicherheitsvorkehrungen waren also gut bedacht, man muss wirklich sehr vorsichtig sein.

5:30 Uhr: Christian und ich sitzen im Cockpit den Blick Richtung Osten gewandt und warten auf den ersten hellen Streifen am Horizont. Wir sind nun also doch bei Dunkelheit angekommen und segeln nun im Schneckentempo auf das Festland zu, um mit den ersten Sonnenstrahlen in die Piscadera Bucht einzulaufen.

9:00 Uhr: Die Großeltern kommen noch lange nicht, wir haben also Zeit um Einzuklarieren. Wir sind uns zwar nicht sicher, ob die Behörden an einem Sonntag geöffnet haben, machen uns aber dennoch auf den Weg nach Willemstad. Dort lag am Steg direkt vor dem Customs Büro die spanische Yacht, die zuvor morgens um 5:00 Uhr von der Küstenwache auf den Kopf gestellt worden war. Die Offiziellen waren wohl nicht ganz zimperlich, haben ohne Beleuchtung die Yacht geboarded und haben die gesamte Crew aus ihren Betten geholt. Der Schock war der Crew immer noch anzusehen. Kein Wunder! Wir erledigen unsere Zollerklärung, wandern dann durch die Halbe Stadt zur Immigration. Nun nur noch die Ankererlaubnis. Oh nein, das Office hat am Wochenende zu, nun müssen wir morgen noch einmal herkommen, naja wir haben ja Zeit. Dafür sehen wir ein Sea Research Schiff aus Texel, die Proben aus der Tiefsee ziehen. Schade, dass sie grade auf den Zoll warten, sonst hätte ich eine Tour bekommen, das hätte mich wirklich sehr interessiert. Jetzt laufen wir erst mal durch Willemstad. Man fühlt sich fast wie in Holland, mit Zugbrücken einer Schwimmbrücke und bunten holländischen Häusern.

17:00 Uhr: Oma und Opa sind endlich da! Die Kids sind überglücklich

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15.12.2017 -Marigot Bay, St. Lucia

The Nightswatch

...war heute etwas ganz Besonderes. Nicht nur dass wir ausnahmsweise drei Erwachse auf Wache waren, sondern auch weil richtig was los war. Wir sind gestern Abend um 21 Uhr gestartet, die Kinder waren sicher in ihren Kojen verstaut und waren im Land der Träume. Die große Bucht von Fort de France war beleuchtet von tausenden Lämpchen an Land, aber auch auf dem Wasser blinkte es, dazwischen lagen die großen Ankerleger. Wir hatten es nicht eilig wir hatten schließlich nur 40 Meilen vor uns bis St. Lucia und wollten erst im Morgengrauen ankommen, so sind wir erst mal mit 1.5 Knoten aus der Bucht hinausgestanden. Kaum waren wir um die Ecke beim Roque Diamond kam aus der Nachbarbucht die Royal Clipper - die Segel waren schön angestrahlt von Scheinwerfern. Auch sie wollte nach St Lucia. Christian packte den Ehrgeiz, er wollte gerne vor dem 5 Master ankommen und reffte unsere Segel aus. Im Abstand von nur einer halben Meile segelten wir neben dem Riesen entlang.

Um uns rum gab es viele Lichter, es waren ganz schön viele Schiffe unterwegs, viele davon konnten wir nicht auf dem AIS sehen, sondern nur ihre Lichter erkennen. Gegen 2 Uhr morgens, Christian schlief gerade, kamen zwei Schiffe auf der Steuerbord Seite immer näher. Ich hatte sie schon einige Zeit beobachtet und noch war es unkritisch, aber es gefiel mir nicht, da ich nur das eine von beiden auf dem AIS sah. Als es dann auch noch mit einem Strahler aufblinkte kam mir das Ganze noch suspekter vor und ich schaltete vorsichtshalber mal unser Funkgerät an. Die Royal Clipper war immer noch auf unserer Backbordseite und hatte die Segelbeleuchtung die schon seit einiger Zeit aus war wieder eingeschaltet. Gabi meinte "Oh die haben wohl Probleme mit ihrer Elektrik". Kurz darauf frischte der Wind auf, wir mussten die Segel reffen und genau als ich die Leinen in der Hand hatte hörte ich am Funk "Moya, Moya, Moya". Wie sich herausstellte waren die zwei Schiffe zu Steuerbord nur ein Schiff das ein riesiges Ölfass in einer halben Meile Abstand hinter sich herzog. Der Verband bat uns hinter ihm durchzugehen, was für uns hieß von 6 Knoten auf 3 abzubremsen und unser Kurs nach Steuerbord zu ändern. Wenig später hörten wir "Royal Clipper for Captain Dann, will you continue with this speed and course? Then I need to go to starbord, but there is still Moya". Offensichtlich hatten die Beiden schon über uns gesprochen und wir waren wohl ziemlich im Weg und die Leuchtzeichen waren wohl für uns bestimmt und hatten mit der Elektrik nichts zu tun (peinlich!). Sekunden danach hatten wir die Royal Clipper am Funk und wir hörten "We are going under sail only, could you make room for us?" Christian antwortete "We are running under sails too, but obviously not with as many as you. We will slow down and take care of you. Please go ahead an adjust your course." Danach fuhr der 5 Master scharf nach Steuerbord passierte uns nur wenige hundert Meter entfernt. Gleichzeitig kreuzte die Captain Dann Richtung Backbord und wir guckten, dass wir nicht am Ende noch das Ölfass mitnahmen. Das Wettrennen hat Moya gewonnen, wir waren heute morgen vor der Clipper in der Marigot Bay vor Anker. Die Clipper Gäste haben wir später an Land getroffen, die hatten von der nächtlichen Action nichts mitbekommen.

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16.12.2017:
Kommentar fromMartina & Stefan
Trinkt für uns im Hotel Capella an der Bar einen Zacapa-Rum mit während eure Jungs im Pool planschen :-) Wenn Ihr in der Marina eingecheckt seid, habt Ihr auch freuen Zugang zum Capella-Hotel am süd-westlichen Ende von Marigot Bay. Das ist Luxus pur! Ganz liebe Grüße Martina & Stefan
25.11.2017 -Atlantik 13´11'N, 35°43'W

Schiff in Sicht nach einer Woche auf dem Wasser

Der Atlantik ist so groß, dass wir heute Nacht das erste Mal seit wir gestartet sind ein Schiff gesehen haben, erst am AIS und dann auch wirklich. Für eine Stunde war es unser Begleiter beim Überholmanöver und ein bißchen Abwechslung auf der Nachtwache. Die Segel sind wieder gesetzt also haben wir Vorfahrt, trotzdem schauten wir genau hin was der Große da macht. Die Nachtwachen laufen mittlerweile routiniert und meist ist die Übergabe mit nur einem Satz beendet "Kurs und Wind wie gehabt, sonst nichts zu sehn". Nach der letzten Nacht bei der Christian und ich den Großteil der Nacht an Deck herumgeturnt sind, sind wir aber müder als sonst.

Wir quälen uns langsam aber stetig aus dem Flautengebiet heraus und haben mittlerweile wieder 8 Knoten achterlichen Wind. Moya gleitet über die lange aber beträchtliche Atlantikdünnung von Norden, den das Tiefdruckgebiet uns geschickt hat. Nach einer Woche ist unser Fahrt fast schon normal geworden, meine anfängliche Übelkeit ist schon seit einigen Tagen weg, alles trottet vor sich hin nur ein bißchen langsamer wie sonst. Christians Terminkaldender hier ist sogar voller als zu hause, im halb Stunden Takt klingelt sein Handywecker: Intermar Morgenrunde, Mittagsbreite bestimmten, 2x Mittagslänge bestimmen, Wetter ziehen. Intermar Abendrunde, dazwischen an den Segeln arbeiten, mit den Kindern spielen und essen. Es gibt also immer was zu tun. Heute zeigte unsere Reisezeitschätzung zum erstmal wieder noch 16 Tage bis zum Ziel an, den gleichen Wert den das Navigationsprogramm bei gleichbleibender Reisegeschwindigkeit an Tag 1 berechnet hatte nur dass nun eben schon eine Woche vorbei ist - ein bißchen frustrieren ist das schon, aber trotzdem ärgern wir uns nicht wirklich gestern stand da noch 28 Tage! Nach einer Woche haben wir ungefähr 700 nm zurückgelegt, noch 1500 hoffentlich schnellere Meilen bis nach Martinique.

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09.11.2017 -Porto Novo, Santo Antáo, Cape Verde

Der Venturi Effekt...

soll hier zwischen Santo Antáo und Sáo Vincente den Wind um 15-20 Knoten beschleunigen. Der Nordost Passat fegt hier zwischen den Inseln hindurch, dadurch dass die Luft weniger Platz hat, aber nicht gestaut werden kann, sinkt der Druck und sie muss einfach schneller zwischen den Inseln hindurch wie in einer Düse. Soweit zur Theorie, in der Praxis haben wir gestern haben nur das zweite Reff gesetzt bei gerade mal 10 Knoten nördöstlichem Wind. Wir wollten keine Überraschungen erleben, zu Mal wir wie so oft bei Nacht unterwegs waren und die Kinder durch zu viel Lage in der Düse nicht aufgeweckt werden sollten. Da wir im Windschatten von Sáo Nicolau starten durfte unser Henry die ersten Minuten arbeiten, dann stetzte der Nordost ein und ging es entlang der Ilhas Desertas, drei kleine unbewohnte Inseln, die sehr unwirtlich und karg sein sollen. Christian weckte mich um 23:00 Uhr, danach verbracht ich meine gesamte Nachtwache damit die Düse zu suchen. Während ich wartete justierte ich immer mal wieder unseren Windy nach, da Moya mal zu Nahe an die Küste heranfuhr, mal zu weit auf den Ozean hinaus, da der Wind durch die Inseln nicht so stetig wehte wie sonst sondern immer mal wieder drehte.

Auch Christian fand Mr. Venturi heute Nacht nicht, dennoch haben wir schon um 6 Uhr heute morgen bei völliger Dunkelheit das Eisen ins schwarze Wasser versenkt. In der Anfahrt haben wir ganz schon geschwitzt. Das Feuer auf dem Breakwater funktionierte nicht und auch sonst hatte nur ein einziges Boot im Hafen ein Ankerlicht gesetzt. Nur wegen der Straßenlaternen die sich im Wasser spiegelten und dem Mond konnten wir die schwarzen Schiffe ausmachen und haben uns vorsichtshalber mal direkt in den Schatten des Wellenbrechers gestellt. Wir wussten zwar, dass wir wegen der ankommenden Fähren hier nicht liegen bleiben konnten, das hieß aber auch dass hier garantiert kein anderes Boot einfach im Weg rumsteht. Kaum war der Anker im Wasser, rief es auch schon von drin "ankern wir schon?" damit war unsere Nacht dann auch beendet und das erträumte Stündchen aufs Ohr legen bevor die Kinder wach werden fiel dann leider aus. Dementsprechend waren wir heute eher langsam unterwegs, Frühstücken, Umlegen, Spielen, Mittagessen und schwups war es schon 13 Uhr bevor wir einen Fuss an Land gesetzt haben. Die Hafenpolizei von Santo Antáo hatte es dann auch nicht eilig, besonders große Papierberge zu produzieren. So schafften wir es gerade noch ein wenig durch den Ort zu laufen, die Supermarkte nach Obst und Gemüse abzusuchen und heraus zu finden wo die Minibusse abfuhren bevor wir zum Abendessen zu Moya zurück gefahren sind.

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01.11.2017 -Palmeira, Sal, Cape Verde

Nach 799 nautischen Meilen: Lämpchen in Sicht!

Heute morgen um 3:45 Uhr hatte Christian das Erlebnis das erste Licht von Sal zu sehen. Als ich um 5 Uhr aus meiner Koje fiel sahen wir Sal schon ganz nah vor uns. Der Sternenhimmel lag immer noch ausgebreitet über uns und es war finster und wir dachten schon wir sind zu früh. Tatsächlich dauerte es noch über 2 Stunden bis wir die Lämpchen des Hafens identifizieren konnten.

Ankommen bei Nacht ist hier nicht ganz ohne, wir hatten es zuvor schon gelesen, sahen es jetzt aber auch selbst: ungefähr die Hälfte der Navigationslichter funktionieren einfach nicht. Deshalb waren wir froh, dass wir mit dem Anbruch der nautischen Dämmerung die Tonnen schemenhaft erkennen konnten. Die Kinder waren inzwischen auch aufgewacht, saßen ganz aufgeregt im Cockpit und halfen eifrig mit, den richtigen Weg in die Bucht zu finden. Vor dem kleinen Dorf Palmeira warfen wir dann den Anker und fanden es erstmal seltsam, dass Moya keine Bewegungen machte und ganz ruhig dalag. Nach 6 Tagen und 7 Nächten auf dem Atlantik, bei besten Segelbedingungen - mal abgesehen von den 2 Tagen mit Leichtwind, aber irgendwas ist ja ohnehin immer - waren wir heute dann froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Heute morgen, als wir die Lichter von Sal am Horizont sahen fragte ich Christian, wie er unsere erste lange Passage jetzt empfindet. Er meinte "Es war eigentlich super, sogar der Schlafmangel war gar nicht so schlimm wie erwartet. Ohne Kinder wäre es richtig entspannend gewesen." Was ihm nicht so gut gefallen hat war, dass wir abwechselnd Nachtwache schieben mussten. Auf die Frage, wie die Kinder die Reise empfunden haben, meinte er "Die Beiden haben super mitgemacht. Sie haben uns zwar beschäftigt, aber ich glaube es hat ihnen gut gefallen". Joshua meinte dazu eben: "Mir hat es sehr gut gefallen." Und gestern Abend als ich zu ihm sagte "nur noch eine Nacht schlafen dann sind wir da" - "Oh schade, mir gefällt´s hier gerade so gut. Joni ist gestern Abend bei einer großen Welle noch umgefallen und hat sich den Kopf gestoßen. Das hat er umgehend dem Schwanken zugeordnet und war die erste Stunde danach sichtlich nicht happy, dass es schaukelt. Ansonsten würde ich sagen war die Fahrt für ihn auch kein Problem. Ich für mich hatte nicht erwartet, dass alles so smooth laufen würde. Die Kinder waren zwar teilweise anstrengend, aber das sind sie auch an Land. Gestern abend als die Sonne unterging fand ich es fast schade, dass wir heute schon ankommen. Auf der einen Seite weiß ich nun wie viel Wasser zwischen den Kanaren und den Kap Verden ist, auf der anderen Seite verschwammen die letzten Tage ineinander, so dass sich die Reise gar nicht wie eine ganze Woche anfühlte. Am zweiten Tag hatte ich definitiv einen Hänger, aber danach ging es bergauf für mich. Mit fortschreitender Zeit fokussierte sich unser Trip immer mehr auf das Leben an Bord und weniger auf das Boot fahren. Das war sehr schön, vor allem habe ich (meistens) die viele Zeit mit den Kindern genossen, in der wir ganz viel mit einander machten. Dem zweiten Teil unserer Atlantiküberquerung schaue ich dennoch immer noch etwas skeptisch entgegen - mit wechselnden Bedingungen wird so leicht aus der angenehmen Passage ein Horrortrip. So jetzt gehe ich erstmal ausgiebig Duschen, das wird toll so ganz ohne hin und her fallen.

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20.10.2017 -Tazacorte, La Palma

Beating into 25 Knots

Es ist 7 Uhr morgens, meine zweite Nachtwache ist gerade zu Ende. Wir motoren die letzten Meter bis in die Marina Tazacorte. Es ist noch stockdunkel, man sieht immer noch die Milchstraße über uns und gerade kam meine wohl letzte Sternschnuppe für heute Nacht vorbei. An Land sieht man das Leuchtfeuer von Punta Lava und man sieht auch schon das rote und grüne Licht der Hafeneinfahrt von Tazacorte. Wir waren schneller als gedacht und warten auf den Beginn der Dämmerung um in den Hafen zu fahren und anzulegen. Nach der Rückkehr gestern zu Moya, haben wir nochmal aufs Wetter geschaut und sind direkt Anker auf gegangen. 10 Knoten von Nordost sollten es werden, perfekt um gemächlich nach La Palma zu schippern. Kaum waren wir aus der Abdeckung von La Gomera blies es schon mit 20 Knoten von Norden. Das heißt für Moya: gegen Wind und Welle arbeiten. Und für uns: ordentlich Schräglage und das ausgerechnet heute mit Peter an Bord, der so schnell seekrank wird. Die letzten Wochen waren alle Nachtfahrten super entspannt und der Atlantik war zahm wie ein Miezekätzchen, aber heute ließ er seine Krallen wenigstens kurz aufblitzen.

In 5 Stunden war Moya die 40 Meilen bis zur Spitze nach La Palma gesaust, sie hatte ihre Sache gut gemacht. Wir waren unten in unseren Leesegeln gehangen und versuchten eine möglichst angenehme Position zum Schlafen zu finden. Gleichzeitig drückten die gegenan rollenden Wellen das Schiff mal vor mal hinten zur Seite, so dass Moya ein bißchen tanzte, aber glücklicherweise nicht stampfte. Dann legte der Wind nochmal 5 Knoten zu. Die Luftströmungen, die um die Insel herum gehen bündeln sich hier. Wir waren vorgewarnt und ich war eher überrascht, dass es nur 5 Knoten mehr waren bei den Geschichten die wir gehört hatten. Ich dachte: entweder müssen wohl bestimmte Windverhältnisse vorlegen damit der Wind von 5 auf 40 Knoten ansteigt oder die Leute machen aus dem Mäuschen retrospektiv dann noch eine Ratte. Aber kaum waren wir an La Palmas Spitze vorbei, war der Wind komplett weg. Wenn man also von Norden nach Süden segelt, erlebt man Wind von 0 auf 100 in kürzester Zeit. Bei uns geht es jetzt im Hafen weiter, die Kinder haben die ganze Nacht durchgeschlafen und wollen jetzt was unternehmen.

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