Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuMittelmeer

20.08.2019 -Veruda Marina, Pula, Kroatien

Moya ist verkauft

Ein Start

Am Samstag war es soweit. Die letzten Handgriffe wollten erledigt werden. Wir wussten zwar eigentlich, dass die Technik in Ordnung war, prüften aber trotzdem nochmal, ob Alles funktionierte. - Natürlich tat es das. Der Capitano war nervös. Die Kinder und ich bastelten noch ein Willkommens’ Schild, kauften Limo und Sekt zum Anstoßen und Schoki dazu, dann paddelten wir auf die andere Seite der Bucht und warteten auf dem Spielplatz auf Robert und seine Familie. Es dauerte nicht lange, dann klingelte auch schon das Telefon: “Wir sind schon da.”

Von nun an wurde es seltsam. Als wir mit Tilly anlegten waren Moritz und Paula bereits an Bord und füllten den Kühlschrank. Lilly und Robert waren schon im Marina Büro, um den Papierkram abzuschließen. Dann sind sie direkt eingezogen. Nach einem fliegenden Hallo wurden ihre Habseligkeiten und Einkäufe an Bord gebracht. Wir halfen und schauten nebenbei dumm aus der Wäsche. Moya war zwar noch nicht übergeben, aber unser Schiff war sie nun nicht mehr. Es fühlte sich gruselig an.

Das anschließende Anstoßen war auch eine Situation anderer Art. Während die neuen Eigner über beide Backen strahlten und sich ein Loch in Bauch freuten, saßen wir ein bisschen betröpelt daneben und machten gute Miene. Wir können nun erahnen wie Dieter und Adolf sich damals gefühlt haben müssen, als wir plötzlich ihre Lady (zumindest emotional feindlich) übernommen haben. Loslassen ist schwer, auch wenn wir wissen, dass die “Neuen” für Moya gut sorgen werden. Während Christian und Robert den Kampf mit den kroatischen Behörden aufnahmen, machte ich mich mit den Kindern so schnell wie möglich dünn.

Die Übergabe

Am Sonntag gingen wir gemeinsam Moyas’ Inventar durch. Die eigentliche Übergabe war dann am Montag. Während Christian den restlichen Tag Navigationsinstrumente vorstellte und einen Testschlag mit den neuen Eignern fuhr, kam ich mit den Jungs nur kurz an Bord, um meinen August auf das Übergabeprotokoll zu setzten. Natürlich sind wir glücklich, dass der Verkauf von Moya direkt, unkompliziert und reibungslos funktioniert hatte. Aber es war nun mal hart. Und emotional! Ich war froh, als ich wenig später von Bord gehen konnte - Zuschauen ist schlimmer! Mit den Kids ging es zum Marina Pool, wo Joshi direkt Freundschaft mit der 7 jährigen Sophia schloss. Sie erzählte uns, dass ihr Segelboot an Steg 6 lag und war ganz traurig als sie erfuhr, dass wir Moya verkauft haben, denn sie kommt hier mit ihrem Papa in jeden Ferien her. Fast wie am Campingplatz, dachte ich. Aber vielleicht hat es auch eher was von einer Schrebergarten Gemeinschaft. Calypso wurde dieses Jahr als Neulinge an Steg 7 dazu verdonnert das Sylvester Buffet zu übernehmen. Da gibt es offensichtlich eine gewisse Erwartungshaltung, dass man zusammen feiert.

Die ersten Tage an Land

Die Jungs haben sich inzwischen in unserem Mini Appartement hervorragend eingelebt. Joni brüllt zwar noch ab und an von der Toilette herüber „Toiletten Pumpe bitte an!“ oder fragt „Mama, wann gehen wir zum Schiff?“ aber sonst hat sich bisher gar nicht so viel geändert. Es ist hier fast genauso kuschelig wie auf Moya, unsere Taschen füllen den ohnehin schon kleinen Raum. Die Küche ist sogar noch kleiner als an Bord und die Spielsachen, die wir alle mitnehmen konnten, da es mit dem Mietwagen nach Hause gehen wird, sind einfach überall verteilt - sogar auf der Gemeinschaftsterrasse vor dem Haus. Dort sind die Kids momentan am liebsten. An den überfüllten Kieselstrand zieht es auch sie nicht, da sind wir momentan noch zu verwöhnt. Stattdessen gehen wir lieber auf den Spielplatz, spielen Gesellschaftsspiele, rollern, hüpfen in den Marina Pool, organisieren schon mal die wichtigsten Termine zu Hause, während Christian weiterhin Robert, Lilly, Moritz und Paula in Moyas‘ Special Features einweist.

Wir wünschen den neuen Eignern alles Gute, ganz viel Freude mit Moya - Fair Winds! Und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

Zu diesem Eintrag gibt es5Kommentare.
22.08.2019:
Kommentar fromMaria & Allen Wadsworth
Good luck in your next adventure, it was good to meet you ( Christmas 2017) in Bequia. Take care . Maria and Allen S/Y Lady Jane
22.08.2019:
Kommentar fromAdolf und Dieter
In Erinnerung an unsere Trennung von der Ex sind unsere Gedanken mit viel Emotionen bei Euch. Nachdem wir Euch und Moya die ganze Reise intensiv begleitet haben ist Euer Abschied auch für uns fas wie ein zweiter. Wir wünschen Euch und den Kindern einen guten Start in das kommende bürgerliche Leben und hoffen,dass die Reiseerinnerungen an einen glücklich erfüllten Traum tröstlich dazu beitragen. Wir haben das Segeln ja noch nicht aufgegeben , wenngleich es uns bisher noch nicht gelungen ist,dabei schmerzliche Vergleiche mit Ex-Margarete zu vermeiden In Abschiedstrauer vereint wünschen wir Euch einen guten Neuanfang an Land , lasst die Seelen in Ruhe nachkommen und wir würden uns freuen,wenn die Verbindung zwischen uns nicht ganz abbricht. Den neuen Eignern und der Moya jederzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel , mit herzlichen Grüßen Adolf und Dieter
22.08.2019:
Kommentar fromJudith und Marcus
Ihr Lieben, wir reihen uns in die wehmütigen Grüße mit ein. Leider haben wir Moya nicht persönlich getroffen, waren aber in Gedanken und beim Mitlesen immer bei Euch. Wir haben mitgefiebert und sind Euch dankbar, daß Ihr uns ein wenig an der Weite der Welt habt teilhaben lassen. Jetzt freuen wir uns aber vor Allem, Euch endlich wiederzusehen. Bis ganz bald!
24.08.2019:
Kommentar fromDody
Als ich Euren letzten Eintrag gelesen hatte hab' ich mir geschworen nichts zu sagen und mir lieber auf die Zunge zu beissen als einen Kommentar dazu abzugeben. Nun, es ging von da ab in meinem Kopf herum und herum und selbst letztendlich Zunge beissen hat nichts geholfen. Einziehen an Bord findet erst statt, wenn die Uebergabe abgeschlossen ist und nicht vorher, Punkt aus. Wie es aktuell gelaufen ist war voellig respektlos Euch gegenueber, den Gebraeuchen, Moya und ihren beiden Erbauern. Ich vermute einfach mal, dass es von den neuen Eignern nicht boese gemeint war sondern im Eifer des Gefechts mit der Begeisterung einfach und unbedacht so passierte. Den bitteren Nachgeschmack habt ihr und all diejenigen die Euch lieben und wertschaetzen - ich rechne mich dazu. Es waere schoen wenn Moya's neue Eigner darueber in einer ruhigen Minute noch einmal nachdenken koennten und es menschlich wieder in Ordnung bringen. Big hugs xxx
25.08.2019:
Kommentar fromMichaela&Markus
Obwohl wir Moya nur aus der Ferne kennenlernen durften, schwappt die Wehmut bis zu uns und wir haben besonders die letzten Wochen, seitdem ihr vom anstehenden Verkauf berichtet habt wehmütig mitgelitten. Wir bewundern Eure Konsequenz und bestimmt entgeht ihr so einem Schrebergartenleben unter Segeln,und Moya wird tolle neue Abenteuer erleben. Aber was für ein harter Abschied - wir grüssen wehmütig aus der Ferne. Freuen uns aber auch sehr euch wieder in der Nähe zu haben, bald wiederzusehen und selbst von euren Erlebnissen berichten zu hören.
16.08.2019 -Veruda Marina, Pula, Kroatien

Am Ziel in Pula

Angekommen

Ein lokaler Travel guide kürte die Strände des Naturparks Kamenjaks als die einsamsten der Welt. Das Wasser dort ist wunderbar klar, kleine Buchten unterbrechen die felsige, von Pinien bewachsene Küste. Wir legten Moya in einem der kleinen Einschnitte vor Anker, sprangen ins Wasser und bewunderten die Natur und das Treiben an Land. Auf den Felsen waren Sonnenschirme und Strandmuscheln aufgebaut, auch unter den Pinien in der zweiten Reihe saßen Leute und leerten ihre mitgebrachten Kühltaschen, im Wasser tummelten sich Schnorchler, Schwimmer, Luftmatratzen, aufblasbare Wale und Einhörner. Erst zu Sonnenuntergang wurde es ruhiger. Am nächsten Morgen noch vor 9 Uhr waren die besten Plätze schon wieder vergeben.

Einsam ist es hier im August nur nachts. Tatsächlich waren wir das einzige Boot, das hier nach Sonnenuntergang noch vor Anker lag. Ich saß noch lange in der Hängematte auf dem Vordeck nachdem die Kinder schon in ihren Kojen schlummerten und versuchte noch ein letztes Mal mit allen Sinnen zu genießen, ganz bewusst die Eindrücke noch einmal in mich aufzunehmen auf, den Wind, das leichte Schaukeln, den Himmel, den vom Land herüber wehenden Geruch nach Pinien. Konservieren, was nicht zu konservieren ist. Bis zu meinem nächsten Mal vor Anker wird es wohl ziemlich lange dauern.

Am nächsten Morgen gingen wir Anker auf und tuckerten die 5 restlichen Meilen in die Marina Veruda, dem Endhafen unserer Reise und Moyas Liegeplatz für die nächsten Jahre. Es war schon seltsam nicht mehr auf die Seekarte zu schauen und sich zu überlegen wo es als nächstes hingehen soll. Nicht mehr das Wetter zu beobachten und im Hinterkopf zu grübeln, ob Schiff und Crew auch sicher liegen.

Als die Leinen fest waren und Moya sicher am Steg vertäut war, hätten wir eigentlich feiern können. Moya hat uns sicher von Kappeln nach Pula gebracht - mit leichten Umwegen. In den 29000 Meilen, fast einmal um die Welt, hat sie sich immer gut um ihre Familiencrew gekümmert und uns nie im Stich gelassen. Keiner von uns vieren war so richtig in Feierlaune, denn es war nicht nur das Ende unserer Reise sondern auch das Ende unserer Zeit mit Moya.

Ausgezogen

Aber auch für Wehmut war keine Zeit, es lag viel Räumen, Sortieren und Putzen vor uns. Und Besuch bekamen wir auch noch mal. Tatsächlich drückten sich Lea, Benny, Slatko, Katrin, Alex und Uli, die Klinke quasi in die Hand. Das war zwischen der ganzen Kramerei eine total nette Abwechslung. Die letzten Stunden an Bord in guter Gesellschaft fanden wir schon ganz besonders toll. Zwischendurch wurde natürlich gearbeitet, alte Kleidung kam in die Altkleidersammlung, die Spielsachen der Kinder in Kisten, unsere Kleidung in Taschen, die Muscheln in Tüten und natürlich auch das ein oder andere in den Müll. Aber es wanderte nur überraschend wenig in die Tonne, irgendwie hatten wir fast alles an Bord auch wirklich gebraucht. Die Schuhe von uns vieren passten in einen kleinen 25l Rucksack. Auf der Barfussroute braucht man einfach keine (und kann nur schwierig welche kaufen) und Sandalen und Flipflops brauchen wenig Platz. Nachdem alle Schapps und Fächer leer geräumt waren, wartete ein Berg Taschen am Steg. Mit Sackkarren und Bollerwagen fuhren wir die erste Hälfte in ein kleines Appartement in der Nähe der Marina. Die zweite Hälfte übernamen Slatko und Katrin mit dem Auto (ganz herzlichen Dank!). Schließlich war Moya leer und uns blieb nichts anderes übrig als uns wieder unter die Landratten zu mischen und unsere erste Nacht auf festem Boden zu verbringen. An dem Abend schliefen die Kinder nur schwer und mit Körperkontakt ein. Ich schlief schlecht und wachte oft auf, nur der Capitano blieb cool. Wir werden uns schon noch an das Landleben gewöhnen.

Zu diesem Eintrag gibt es6Kommentare.
18.08.2019:
Kommentar fromDody
Oh ... my! Ich sitze hier und mir kullern die Traenen die Backen runter, kann es nicht unterbrechen aber es hilft alles nix. Die brave Moya hat nur gutes verdient und ich bin mir sicher ihr habt die neuen Eigner sorgfaeltigst ausgewaehlt und sie werden gut auf Moya aufpassen. Euch vieren kann ich nichts anderes als eine gehoerige Portion Staerke zu schicken, gross genug fuer das jetzt grade eben, und fuer das, was noch kommt. Fair winds und big big hugs xxxx Dody
18.08.2019:
Kommentar fromMaxi
Oh Mann, oh Mann. Mir geht es wie meinem Vorredner! Obwohl ich eure Moya leider nie kennen gelernt habe, kommen mir wieder die Tränen bei dem Gedanken, dass ihr euch nun tatsächlich von ihr trennt. Wenn ich mir alleine nur vorstelle, wie es euch gehen muss... Unglaublich, dass Eure (aktuelle) Reise nun tatsächlich vorüber sein soll! Wie unendlich lang wirkte sie damals im Mai 2017, als wir uns das letzte Mal gesehen haben... Ihr werdet das Reisen vermissen und wir das Blog-Lesen. Dafür freuen wir uns, euch „live“ wieder zu sehen. So unter Landratten... Ich drücke Euch aus der Ferne und hoffe ihr alle 4 findet euch schnell in euren nächsten Lebensabschnitt ein. Ohne Moya und die Weltmeere unter euch, dafür mit anderen Familienabenteuern, die auf euch warten! Mit dicker Umarmung, Maxi
18.08.2019:
Kommentar fromChristina @ serenity | sailing
Oh mein Gott, ich habe Gänsehaut! Wie geht es einem, wenn er sein zu Hause der letzten zwei Jahre verlässt? Wie geht es einem, wenn man seine Langfahrt beendet und wieder zum Leben an Land zurückkehrt? Ich wünsche euch ein gutes wieder eingewöhnen und drücke euch virtuell ganz fest! Vielen Dank für eure tollen Berichte und Tipps! Liebe Grüße Christina serenity-sailing.de
19.08.2019:
Kommentar fromGabi
Hey, keine Sentimentalitäten! Moya wird ja nicht abgewrackt Sie hat euch einen Traum erfüllt, aber ihr habt sie auch super behandelt. Übergebt sie dem neuen Eigentümer ordentlich, ich glaube es gibt bei der Marine so ein bestimmtes Pfeifsignal dafür, dann ab in das Abenteuer Alltag. Ich wäre gerne noch einmal mitgesegelt, aber verpasste Chancen sind verpasste Chancen. Das Logbuch hat mich ja etwas in Erinnerungen schwelgen lassen. Bis bald!
19.08.2019:
Kommentar fromDody
Gabi, Sentimentalitaeten in so einem Fall sind mehr als ausserordentlich angebracht. Ein Schiff ist keine Sache wie ein Haus oder ein Auto. Man vertraut einem Schiff sein Leben an, im Fall der Moya 4 Leben. Und selbst wenn sie nicht so zuverlaessig und brav durchgehalten haette war sie trotzdem nicht nur schwimmender Untersatz sondern Zuhause, Schutz vor den Elementen, Fortbewegungsmittel, Spielplatz, Ort des Zusammentreffens mit Menschen die man nie vorher getroffen hat die einen aber trotzdem herzlich und mit offenen Armen aufgenommen haben ... . Mir fallen noch Bergeweise Argumente ein, aber ich lasse es jetzt mal gut sein. Liebe Gruesse Dody
20.08.2019:
Kommentar fromMoyaCrew
Dank Euch für die vielen mitfühlenden Kommentare. Es tut gut, dass Ihr an uns denkt!
12.08.2019 -Otok Susak, Kroatien

Die letzten Tage an Bord

Ententeichsegeln in Kroatien

Wenn nicht gerade die Bora weht, gleicht die Adria in Kroatien einem Ententeich. Das Wasser ist oft spiegelglatt, Wind ist absolute Mangelware. Entsprechend sehen wir hier sehr viele Yachten, sogar viele Segelboote, aber die wenigsten zeigen ihre schönen weißen Tücher, sondern tuckern von einer Bucht in die nächste. Nur die ganz Geduldigen können es ab, statt einer 1-stündigen Überfahrt unter Motor, auch mal 4 oder 5 Stunden unter Segel zu benötigen. Nach den ganzen gesammelten Segelmeilen habe ich immer noch nicht genug Muse stundenlang vor mich hin zu dümpeln, wenn man doch in der Zeit auch Schwimmen gehen, spazieren und Insel entdecken könnte. Deshalb waren wir die letzten Tage hauptsächlich unter Maschine unterwegs. Nur gestern gab es eine positive Überraschung: 9 Knoten Wind für fünf Stunden - das reichte genau für den 20 Meilen Hüpfer von Silba nach Susak. Die Sendefunktion unseres AISs bleibt inzwischen aus, als Prophylaxe gegen weiteren Ärger mit den Behörden. Denn unsere Einreisegeschichte scheint alles andere als ein Einzelfall zu sein. Bei den Geschichten auf der Noonsite von doppelten Strafzahlungen nach temporären Verlassen der 12 Meilenzone wegen illegaler Aus- und wieder Einreise, konnte ich persönlich nur noch lauthals loslachen, so traurig das eigentlich auch ist.

Der wenige Wind hat aber auch seine gute Seiten. Man kann ankern wo immer es einem gefällt, solange man ein Auge auf die Wettervorhersage, die Seekarte und Google Earth wirft. In fast alle Buchten, die auf der Seekarte mit einem Ankersymbol versehen und somit als Ankerbuchten gekennzeichnet sind, liegen inzwischen Mooringbojen aus. Die Inhaber der Bojen zahlen an den Staat Kroatien eine Konzession, um in einer Bucht die Bojen betreiben zu dürfen. Im Gegenzug werden sie vor ankernden Booten gesetzlich geschützt, denn im Umkreis von 150m um den Konzessionsbereich ist das ankern verboten. Für uns gibt es, abgesehen von zu tiefem Wasser oder schlechtem Untergrund (beides trifft hier nicht zu), wenig Gründe unserem Anker eine 40€/Nacht teure Mooringboje vorzuziehen, deshalb sind wir dazu übergegangen die Buchten mit dem Ankersymbol zu meiden und in einsamen, vor den nicht vorhandenen Winden weniger gut geschützten, Buchten zu liegen. Denn es gibt sie immer noch, die unberührten Buchten, selbst hier in Kroatien.

Ein letztes Mal Segeln

Am Abend stellten wir mit Entsetzen fest, dass das vermutlich unser letzter Schlag mit Moya unter Segel gewesen war. Obwohl der Segelnachmittag wunderbar war, war ich am Boden! So richtig unsere Entscheidung auch rational sein mag, fällt es uns allen schwer, unser Leben als Seenomaden aufzugeben und unser zu Hause wegzugeben. Joni hat keinerlei Erinnerung mehr an Deutschland und kam neulich zu mir gekuschelt: “Mama, ich bin traurig”. Joshi erinnert sich noch, aber auch er knabbert. So richtig konkret ist unser deutsches Zuhause auch für ihn nicht mehr. Er versteht schon, dass sein ganzes Leben sich ändern wird, er in die Schule gehen wird, Joni in den Kindergarten und Mama und Papa wieder arbeiten werden - das macht ihm Angst. Es gab sogar schon ein paar Krokodilstränen. Natürlich freuen wir uns auch - auf Familie, Freunde, eine heiße Dusche ohne den Wassertank im Hinterkopf zu haben, Eis aus der Tiefkühltruhe, Brezeln, eine Waschmaschine, eine Geschirrspülmaschine und ein bisschen Zeit für sich allein. Für den Moment bleibt der Abschied trotzdem mehr bitter als sweet.

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12.08.2019:
Kommentar fromNici
Ihr Lieben, auch ich bin etwas wehmütig, ich habe eure ganze Reise von Beginn an verfolgt und habe mich immer so sehr her eure Beiträge gefreut, mir wird etwas fehlen :-( ich wünsche euch von Herzen ein paar schöne letzte Tage und hoffe sehr, das ihr euch wieder gut in Deutschland einleben werdet. Ich drücke euch ganz fest. Eure Nici
09.08.2019 -Bozava, Dugi Otok, Kroatien

Dubioser Empfang in Kroatien

Die letzte Nachtfahrt...

... unserer Reise hatte es nochmal richtig in sich. Der Südwind schob zwar von hinten, baute aber selbst hier in der kleinen Adria beträchtliche Wellenberge auf. Es wehte konstant mit über 30 Knoten, in Böen sogar in Sturmstärke. Unsere Windfahne war installiert und machte, so wie immer, einen hervorragenden Job Moya vor dem Wind zu halten. Unsere Lady rollte zwar leicht von rechts nach links und wieder zurück, aber das war nicht der Rede wert und kein Vergleich mit der Achterbahn auf den weiten Ozeanen der Welt.

Zum Wachwechsel verkleinerten wir die Segel. Moyas Grosssegel kam den Wellenbergen in der Schaukelbewegung zu nahe und unser Windpilot kämpfte auch schon. Christian kletterte also in finsterer Nacht nach vorne und zog das Grosssegel ins dritte Reff während ich Windy überwachte. Moya blieb auf Kurs, das hatten wir oft genug geübt. In zwei Minuten war alles erledigt. Selbst im dritten Reff fetzte Moya noch mit über 7 Knoten dahin. Ich war froh auf offener See zu sein, bei diesen Bedingungen kann ein Anker- oder Anlegemanöver gefährlich werden. Die Nacht verlief in gewohnter Routine. Um Mitternacht, eine Stunde nach Beginn meiner ersten Schicht, passierten wir die westlichste der kroatischen Inseln Otok Svetac in 5 Meilen Abstand. Sie lag direkt auf unserer Route nach Norden. Erst morgens erreichten wir wieder die nationalen Gewässer von Kroatien und nahmen Kurs auf Bozava, dem Einklarierungshafen.

Unser erstes Gewitter

Entlang der lang gestreckten Insel Dugi Otok durchsegelten wir doch tatsächlich die ersten Gewitterzellen auf unserer 2 jährigen Reise. Wir hatten Gewitter zwar schon öfter gesehen, sind aber immer an den Zellen vorbei geschrammt. Mitten durch mussten wir noch nie. Die Zelle war zum Glück klein und kam seltsamerweise ganz ohne Wind. Der erste Blitz krachte mit ohrenbetäubenden Donner geschätzte 500 Meter entfernt ins Wasser. Ich wäre fast von der Cockpitbank gefallen. Wir refften die mittlerweile wieder vergrößerten Segel und zogen schnell nach innen um. Joni kam direkt auf mich zugestürzt - er hatte offensichtlich Angst. Auch Joshi war das Ganze nicht geheuer - aber unser Kopf-Kind begnügte sich mit unseren Erklärungen, dass auf einem Stahlschiff bei Blitzeinschlag nur ein paar Geräte kaputt gehen würden, sonst aber keine Gefahr droht, solange man innen ist. Die Blitze kamen vor dem Regen. Erst als der Donner schon deutlich nach den Blitzen zu hören war, kübelte es. Der Spuk dauerte nur einige wenige Minuten an, wiederholte sich aber noch einige Male bis wir am Nachmittag die Nordspitze von Otok Dugi erreichten.

Abzocke auf ganzer Linie

Christian hatten bereits unterwegs immer wieder vergeblich versucht die Hafenbehörden von Bozava zu erreichen. Nachdem keiner über die Funke antwortete, versuchten wir es bei der Küstenwache, die uns dann an Split Radio verwies. Wir hatten schon im Internet gelesen, dass sich die Einreise in Kroatien schwierig gestalten kann und wollten deshalb alles richtig machen. Split Radio übermittelte uns erst Funkkanäle der örtlichen Behörden, und als diese unbeantwortet blieben, Telefonnummern. Mittlerweile waren wir in Bozava angekommen, wagten es aber nicht das Boot zu verlassen, um nicht illegal im Land zu sein. Letztendlich erreichten wir den Hafenmeister von Zadar am Telefon, der uns die Freigabe gab, zu der örtlichen Polizei zu laufen.

Auf der Suche nach der Polizei kamen wir an dem einzigen ATM von Bozava vorbei. Wir brauchten Kuna, um das Cruising Permit und die Einreisesteuern zu bezahlten, deshalb blieb mir nichts anderes übrig als die 13% Wechselgebühren plus 4€ Transaktionskosten zu akzeptieren. Da war ich schon etwas angesäuert. Das war einzigartig, wenn nicht weltweit dann zumindest in den 35 Ländern unserer Reise. Als wir die Polizei nicht fanden, wollten wir im Touristenbüro nachfragen und landeten versehentlich bei der Hafenbehörde. Dort bezahlten wir die Steuern und unsere Cruising Erlaubnis und wurden zur Polizei gebeten. Die sitzt in einem Hotel in der Nähe des Hafens. Wir klopften an, begrüßten den jungen Mann und sagten wer wir sind. Er erwiderte unsere Begrüßung nicht mit einem Hallo oder einer sonstigen Anrede, sondern mit “You will get fined!”. Wie sich herausstellte, war unser Vergehen, um Mitternacht bei Wind in Sturmstärke nicht in den Hafen von Komiza eingelaufen zu sein und unseren Papierkrieg dort zu erledigen, an dem nächstgelegenen Einreisehafen nach dem Befahren der Hoheitsgewässer. Irgendein Polizist scheint irgendwo im Hinterzimmerchen zu sitzen und die AIS tracks der Yachten auf den diversen Internetplattformen zu verfolgen, um mögliche Strafen davon abzuleiten. Nach internationalem Seerecht, das von Kroatien nicht nur ratifiziert, sondern auch im nationalem Recht verankert ist, haben wir das Recht territoriale Gewässer zu kreuzen, solange wir nicht in die inneren Gewässer, die sich hinter der äußeren Insellinie befinden, vordringen. Das haben wir aber erst am Nachmittag kurz vor Bozava nach Funkkontakt zur Küstenwache und Splitradio gemacht, und sind dann unmittelbar zur Polizei. Das interessierte ihn nicht, genauso wenig wie die Tatsache, dass ein Anlegen in Komiza bei Nacht und Sturm gefährlich für Schiff und Besatzung gewesen wäre.

Was ist hier nur los?

Zurück im Hafen wurden wir dann erstmal zur Kasse gebeten. 15€ für Strom, ob wir wollten oder nicht und natürlich die Anlegegebühren in Hafen. Heute Morgen hatte dann ein kleines Motorboot längsseits an Moya angelegt. Wir wollten ablegen und fragten den Hafenmeister was wir mit dem kleinen Schiff machen sollten. “Just remove the Line and leave”. Auf unsere Rückfrage, ob er sich sicher sei, da ja so das Boot beschäftigt wird, da es nicht nach hinten gehalten wird und an die Hafenmauer rumst. War seine Antwort: “Das ist sein Problem!” Wie bitte? Ich stieg über und befestigte unsere Mooringleine an dem kleinen Boot, als wir ablegten. Wenn der Hafenmeister sie nicht für eine andere Yacht entfernt, sollte das Boot nun sicher liegen.

Die letzten 24 Stunden lassen mich entsetzt zurück. Auch wenn die Inseln hier schön und das Wasser traumhaft klar ist, ist mein erster Eindruck von Kroatien vernichtend. Christian kommentiert: “Willkommen im Ägypten Europas!”

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09.08.2019:
Kommentar fromDody
Oh no, was fuer ein Abschluss einer Reise um die ganze Welt!!! Jammern hilft jetzt grade nichts, hier erst mal der Deutschsprachige Link zum Seerechtsuebereinkommen der vereinten Nationen: https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:1998:179:0003:0134:DE:PDF Ich will's lieber erst nochmal checken, ist ein langes Weilchen her seit ich mich damit auseinandersetzen musste. Ganz sicher weiss ich aber dass ihr innerhalb der 12-Meilen Zone das Recht zur friedlichen Durchfahrt habt. Mehr spaeter!!! Big hugs und nicht nerven lassen! xxx Dody
09.08.2019:
Kommentar fromDody
Hier die Englisch-sprachige Version der Convention of the Law of the Sea: https://www.un.org/depts/los/convention_agreements/texts/unclos/unclos_e.pdf. Section 2 and 3, oder in der Deutschen Version Abschnitt 2 und 3. Saemtliche Ausnahmen fuer das Recht der friedlichen Durchfahrt haben mit Krieg, Kriegshandlungen, Spionage etc. zu tun. Nach Artikel 18 Absatz 2 ist sogar hoehere Gewalt da fuer Euch vorgesehen: 2) Die Durchfahrt muß ohne Unterbrechung und zügigerfolgen. Die Durchfahrt schließt jedoch das Anhalten und Ankern ein, aber nur insoweit, als dies zur normalen Schiffahrt gehört oder infolge höherer Gewalt oder eines Notfalls oder zur Hilfeleistung für Personen, Schiffe oder Luftfahrzeuge in Gefahr oder Not erforderlich wird. Kroatien hat das Recht, eigene Vorschriften fuer das Kuestenmeer zu erlassen, die beschraenken sich aber auf Umweltschutz, Schutz von Installationen wie Seezeichen, Sicherheit der Schifffahrt, Schutz der Umwelt und der Fischereigesetze etc. etc. Einzig Absatz h gefaellt mir dabei nicht: h) Verhütung von Verstößen gegen die Zoll- und sonstigen Finanzgesetze, Einreise- oder Gesundheitsgesetze und diesbezüglichen sonstigen Vorschriften des Küstenstaats. Das ist ein bisschen dehnfaehig ... xxx Dody
20.08.2019:
Kommentar fromMoyaCrew
Danke Dody für die Mühe! Wir hatten auch schon geschaut, auch in den kroatischen Gesetzen. Aber das ändert alles Nichts. Egal, schon vergessen.
06.08.2019 -Vieste, Italien

Unterwegs am Gargano

Apulien pur in Trani und Manfredonia

Trani ist eine kleine Stadt mit riesiger Kathedrale, engen Gassen und einem ziemlich großen Hafen. Tagsüber sind auch hier wie in den übrigen Städtchen, die wir bisher in Apulien besucht haben, die Gehsteige hoch geklappt. Zwischen 13 und 17 Uhr kamen wir uns vor wie in einer Geisterstadt. Nach Sonnenuntergang aber steppt hier der Bär. Die Straßen waren brechend voll, alles was Beine hat war draußen, todschick, und flanierte in den mit bunten Lichtern geschmückten Straßen. Auf und ab, ohne Ziel - sehen und gesehen werden. Tausende von Menschen waren unterwegs, dabei war es ein ganz normaler Samstag Abend. Wir überlegten ernsthaft, wo die Leute sich tagsüber alle versteckten. Deutsch, Englisch oder andere fremde Sprachen hörten wir fast gar nicht, wenn überhaupt waren hier neben den Einheimischen italienische Touris unterwegs. Es gab ein riesiges Feuerwerk und zu jeder vollen Stunde am Hafen eine Lichtershow mit Musik, die letzte um 1 Uhr. Ganz normal, dass auch die Kids solange am Start waren.

In der neuen, fast leeren Marina del Gargano von Manfredonia wurden wir am nächsten Tag von Toni und Gina mit einer Flasche selbst gepressten Olivenöl begrüßt. Der Olivenbauer und seine Partnerin führten uns auch am nächsten Tag durch die Stadt und die Umgebung. Wir besuchten die Burg, das Rathaus, die Kirche und natürlich die Flaniermeile, lernten von unserem einheimischen Führer woher die Stadt ihren Namen hat, wo es das beste Eis und die besten Panzerotti (traditionell gefüllte Teigtaschen) gibt und bekamen so einen besseren Einblick in das apulische Leben.

Auf den Spuren von Pater Pio

Bevor wir unsere Tour abschlossen, packte Toni uns ins Auto und fuhr mit uns in die Berge. Vorbei an Oliven- und Mandelhainen, die Serpentinenstraße hinauf auf den Garagano bis nach San Giovanni Rotondo. Der 1968 gestorbene, und mittlerweile heilig gesprochene Padre Pio, hatte hier gelebt und gewirkt. Der Kapuziner mit den Stigmata an Händen und Füßen, lebte sein Leben nach dem Vorbild Jesus Christus. Auch ihm wurde nachgesagt Menschen heilen zu können. Er versuchte Menschen zu helfen, und gründete unter anderem ein Krankenhaus. Um Pater Pio entwickelte sich einen Kult, der jedes Jahr Tausende von Menschen nach San Giovanni pilgern lässt, nicht zuletzt um einen Blick auf die Gebeine des Heiligen zu erhaschen. San Giovanni wurde zum Wallfahrtsort und beherbergt die, nach dem Petersdom, zweitgrößte Kirche Europas. Das moderne Gotteshaus fasst im Hauptsaal 6500 Menschen, in der unterirdischen Kapelle noch einmal 1000 und 30000 auf dem Vorplatz. Sie wurde erst 2004 fertig gestellt und das Design ist toll, hell, luftig, geschmackvoll aber trotzdem prunkvoll. Dutzende von überlebensgroßen Mosaiken erzählen vom Leben des Paters. Wir waren angemessen beeindruckt.

Entlang der Steilküste des Garganos

Bevor wir heute Vieste erreichten, tingelten wir den Tag an der weißen Steilküste des Garganos entlang. Das Kalkgestein wird hier von Meer unterspült, erodiert und ist durchzogen von kleinen Grotten und Abbrüchen. Trotz der beeindruckenden Natur sind hier kaum Segler unterwegs, da es kaum eine Möglichkeit gibt, geschützt zu ankern. Ohne Wind lagen wir trotzdem sicher unter dem weißen Massiv. Statt Segler trafen wir unzählige Tourenboote, Motoryachten und größere Dingis. Dazu kamen Kanus, SUPs und Tretboote in der Nähe der Strände, die es hier immer wieder eingebetet in die Felsen gibt und teilweise mit Aufzügen zugänglich sind. Nach den vielen schönen Städten Apuliens entlang der sonst weitgehend ungeschützten Ostküste Italiens freuten wir uns aber heute, als wir auch endlich wieder einmal in der Mitte von Nirgendwo von Anker gehen und ins Wasser springen konnten, wo es uns gefiel.

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02.08.2019 -Bari, Italien

Historische Städtchen und wunderschöne Grotten in Apulien

Weiße Altstadt

Monopoli war eine positive Überraschung. Eigentlich hatten wir ja nur in dem kleinen Hafen angelegt, um Henry wieder in Gang zu kriegen, aber tatsächlich ist die Altstadt ein kleines Juwel. Viele kleine Gässchen führen zwischen den alten Gebäuden, der Burg und gut Duzend Kirchen hindurch. Der helle Boden ist blankpoliert und glänzt. Hinter Gebäudeecken der massiven Bauten findet man süße Restaurants, Eisdielen oder kleine Läden. Von der Hafenmole, an der Moya lag, sind es nur wenige Meter zum Fischerhafen und nicht mal eine Minute zu Fuss bis in die wunderbare alte Stadt. Um die Mittagszeit waren die Gässchen leer. Die Museen, Kirchen, zahlreiche Läden und sogar die öffentlichen Toiletten waren von 13-17 Uhr geschlossen. Nur am kleinen Stadtstrand war richtig was los. Aber mit sinkender Sonne kamen immer mehr Menschen auf die Straße und mit eintretender Dunkelheit pulsierten die kleinen Gässchen vor Leben. Die schicken Italienerinnen gingen shoppen, die Kinder spielten in den autofreien Straßen Flussball, die liebevoll gestalteten Restaurants deckten ihre Tische ein, an den Ecken spielten die Straßenmusiker. Ich manövrierte mit dem Sackkarren durch das bunte Treiben auf der Suche nach einem Supermarkt. Nachdem ich einmal durch die halbe Stadt gelaufen war fand ich einen Minimarkt - auf geschätzt 50 Quadratmetern waren die Waren feilgeboten. Das Nötigste fand ich, fragte mich aber doch, ob die Monopolies von Luft und Liebe leben.

Als ich zu Moya zurückkam warteten die Jungs im Cockpit. Flo und Patrizia hatten einen Kurzbesuch angekündigt. Die Kids waren total aus dem Häuschen. So aufgeregt wie Joshi und Joni waren, war kein Gedanke an die Koje zu verschwenden. Wir sammelten also nur unsere neue Crew ein und mischten uns direkt unter die Nachteulen.

Sandstrand, Klippenstadt und Felsengrotten

Mit reparierter Maschine und neuer Crew ging es am nächsten Tag direkt weiter Richtung Bari. Wir ließen uns Zeit und arbeiteten uns langsam Richtung Norden. In der felsigen Küste, sahen wir immer wieder dunkle Stellen - Löcher in den Felsen. Das wollten wir uns genauer anschauen. Nachdem das Eisen versenkt und Tilly im Wasser war, packten wir alle Mann ins Dingi und tuckerten hinüber. Moya rollte derweil vor Anker in den Wellen. Das dunkle Loch in der Felsenwand mutierte beim Näherkommen zu einer Grotte, die einige Meter in den Felsen hineinführte. Am Höhlenende strahlte die Sonne ins Wasser durch Löcher in der Decke. Das Wasser innen war herrlich ruhig. Wir mussten einfach schwimmen gehen.

Später schauten wir uns die mittelalterliche Stadt Polignano a Mare vom Meer aus an. Die schmalen, hohen Steinhäuser waren direkt bis zu den Klippen gebaut und teilweise unterhöhlt von Grotten. Ein Nobelrestaurant war in eine der großen Höhlen in der Felswand gezogen und hatte dort weißen Tische, Stühle und Lampen aufgestellt. Der Blick hinaus aufs Meer muss sagenhaft von dort oben sein. Aber auch unsere Aussicht vom Boot aus war klasse. Direkt neben der Altstadt auf den Felsen lag ein Canyon mit einem kleinen, übervölkerten Strand am hinteren Ende. Die mutigen sprangen von den Klippen ins Meer. Schade, dass wir abends in Bari sein wollten, aber so müssen wir halt noch mal wieder kommen.

Am Nachmittag drohte dem Bademeister am Strand ein Herzinfarkt. Er musste sich aufgeregt haben, denn er zappelte herum und hörte gar nicht mehr auf in seine Trillerpeife zu pusten. Dabei wollten wir doch gar nicht an seinen Hotelstrand, sondern an den Naturstrand daneben und paddelten sogar, nachdem wir Moya ans Eisen gelegt hatten. Nach dem Badestopp ging es weiter nach Bari, wo wir als einziges Boot im alten Stadthafen festmachten. Ich frage mich immer noch wieso wir hier alleine waren, denn die Marina ist weit außerhalb der Stadt und somit ein schlechter Ausgangspunkt, um Bari zu erkunden. Wir nutzten die Lage des alten Hafens und starteten am Abend noch in die Altstadt. Zusammen hatten wir einen tollen Abend unter Freunden und schon ist unsere neue Crew wieder weg - leider!

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31.07.2019 -Monopoli, Italien

Gegen den Wind vor der Küste Apuliens

“Unser Kühlwasserschlauch leckt” stellte der Capitano fest als wir in Brindisi einliefen. Einige wenige Tröpfchen waren in die Bilge gelaufen. Nicht so schlimm dachten wir, starteten aber trotzdem auf die Suche nach Ersatz. Christian lief durch die Stadt und versuchte einen Händler für Bootszubehör zu finden. In der Nähe des Stadthafens gab es nur zwei, die führten aber nicht exakt das Teil, das bei uns verbaut worden war. Auch die KFZ Händler konnten nicht weiterhelfen, die Maße des Schlauchs sind für sie nicht ausreichend, ohne Fahrzeugtyp geht da nichts - hmpf. Wir kauften letztendlich doch den Schlauch mit dem passenden Durchmesser aus einem der Bootsläden, waren aber nicht sicher, ob wir ihn einbauen würden können, da er sehr starr wirkte. Den Umbau verschoben wir allerdings noch, da wir in Bari noch einmal auf die Suche gehen wollten. Wir wollten vermeiden, dass der alte Schlauch nach dem Ausbau unbrauchbar sein, der neue nicht passen und wir so ohne funktionsfähigen Motor dastehen würden.

Nach Ostuni waren es nur 25 Meilen, nahe genug, dass wir erst um die Mittagszeit starteten. Der Wind wehte aus Norden direkt auf die Nase. Wir hatten gerade den Wellenbrecher des äußeren Hafens von Brindisi hinter uns gelassen, als Christian aus dem Maschinenraum kam und meinte “Lass uns zügig Segel setzten”. Als das Großsegel gesetzt waren, schaltete er direkt die Maschine aus und verschwand wieder in unseren Katakomben. Ich setzte das Vorsegel und kämpfte einen brauchbaren Kurs zu finden. Mit den gerefften Tüchern kam der Wellenbrecher hinter uns und das flache Wasser vor der Küste rasch näher. Ich wendete. Nachdem der Bug gewechselt war und ein bisschen mehr Segel gesetzt waren, segelten wir auf die Adria hinaus. Erstmal Abstand kriegen. Wenig später erklärte mir der Capitano endlich was eigentlich los war. Der Kühlwasserschlauch hatte sich in der kurzen Motorzeit in seine Einzelteile zersetzt. Die Aussenhaut hatte sich von der Innenhaut und der Metallspirale gelöst. Der Schlauch hatte damit seine Stabilität verloren, war aufgebläht und wir hatten Bedenken, dass er explodieren könnte. Mit Takelgarn und Klebeband stabilisierte Christian den Schlauch. Henry war und blieb trotzdem erstmal ausser Betrieb. Wir dachten sofort an Alan, den Mann der mit seinem selbstgebauten Schoner die Welt ohne Motor rein unter Segel umrundete.

Statt am späten Nachmittag in Ostuni einzulaufen, kreuzten wir nun gegen den Nordwind und verdoppelten somit unsere gefahrene Strecke. Mit den letzten Lichtstrahlen wollten wir eben in Ostuni einlaufen, als Christian doch lieber noch einmal im Hafen anrief. Mit nur einigen wenigen Motorminuten wollten wir lieber jemanden am Pier haben, der uns beim Anlegen unterstützt. Im Hafen wollten sie uns plötzlich überhaupt nicht haben. Außerdem war der Hafen am Abend nicht tief genug wo am Nachmittag bei unserem ersten Telefonat noch keinerlei Einwände mit unserem Tiefgang kamen. Naja! Ohne vernünftig funktionierende Maschine machten wir im letzten Licht besser keine Experimente, drehten ab und starteten auf unfreiwillige Nachtfahrt. Unsere Motivation war im Keller.

Mit den ersten Sonnenstrahlen wurden wir am nächsten Morgen von einer Schule Delfine in Monopoli begrüßt. Wir segelten bis direkt in den Hafen, die Maschine brauchten wir nur zum Anbringen der Festmacher Leinen. Ich war dann doch erleichtert, als Moya sicher im Stadthafen vertäut lag. In der Theorie geht ja fast Alles ohne Maschine, in der Praxis bleibt sie eben doch unser Sicherheitsnetz und es fühlt sich seltsam an wenn sie nicht richtig funktioniert.

Im Hafen versuchte Christian dann doch den neu gekauften Ersatzschlauch einzubauen. Er passte 1A.

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29.07.2019 -Brindisi, Italien

Verzaubert von Calypso auf Othoni

Abschied von Griechenland

Bevor der Südwind in der Nacht zum Sonntag einsetzen sollte hatten wir noch ein bisschen Zeit. Vorzeitig nach Italien übersetzen war keine Option schließlich wollten wir segeln. Die Alternativen waren auf Corfu bleiben und einen Landausflug unternehmen oder uns die nördlichste der griechischen Inseln, Othoni, anschauen. Ohne fahrbaren Untersatz an der schlecht zugänglichen Steilküste Corfus’ entschieden wir uns für Othoni, segelten die wenigen Meilen am Nachmittag Richtung Norden und warfen den Anker in dem kleinen Hafen. Obwohl nur wenige Boote dort vor Anker lagen, war der Raum hinter dem Wellenbrecher eigentlich voll, wir tasten ein bisschen und fanden schließlich doch noch ein Plätzchen im flacheren Wasser. Am nächsten Morgen tobten sich die Kids am Strand aus während Christian und ich unseren letzten Cappuccino Freddo genossen. Cappuccino Freddo scheint mir mittlerweile das Nationalgetränks Griechenlands geworden zu sein, auf den Straßen von Rhodos, Epidharvos, Leftkas und wie die Städtchen alle heißen, sieht man die Menschen einfach überall herumlaufen mit den eisgekühlten Cafe Getränk. Und es ist wirklich unglaublich lecker, sieht aus wie Cappuccino und schmecken auch so, aber eben kalt. Außerhalb Griechenlands habe ich dieses Getränk noch nirgends gesehen und selbst in Italien werden wir mit Fragezeichen in den Gesichtern angeschaut, wenn wir den kalten Cafe bestellen wollen. Elias, der Besitzer der kleinen Cafebar Antonis, erklärte uns auf Othoni, dass dieser Cafe eine Erfindung der Griechen sei und ich finde er hat jede Menge Potential ein Exportschlager zu werden. Von Elias bekamen wir auch den Tipp in der Bucht der Meeresnymphe Calypso vorbei zu schauen. Er hat nicht übertrieben als er meinte, es wäre der schönste Strand weit und breit. Direkt vor den weißen Felsen von Othoni gelegen ist er vielleicht sogar der schönste Strand den wir in Griechenland besucht haben. Mit kleinen Felsenhöhlen nebenan und absolut genialem Wasser. Vom Land aus absolut nicht zu erreichen und auch mit dem Boot liegt man davor unruhig, selbst ohne Wind. Calypso verzauberte uns, kein Wunder, dass Odysseus 7 Jahre bei ihr festhing (auch wenn das wohl nicht hier gewesen ist).

Wir fliegen in die Adria

Am Abend gingen wir Anker auf. Wind gab es noch keinen, aber der würde noch kommen. Mit 20 Knoten von hinten sollte es eine angenehme Nacht werden. In der Theorie! Schon vor dem ersten Wachwechsel war klar, dass der Südwind wohl mehr Schmackes haben würde wie gedacht. Im zweiten Reff segelten wir mit konstanten 7 Knoten Richtung Italien. Morgens um 6:00 Uhr hatten wir konstante 35 Knoten Wind in Böen mehr, das dritte Reff musste her. 20 Meilen waren es noch nach Brindisi. Mit der ersten Netzabdeckung zogen wir neues Wetter und ich erschrak. Der Wind sollte noch weiter zunehmen und sogar in fast voller Stärke über das Festland hinweg fegen. So hatten die das gestern aber noch nicht vorhergesagt! Unsere Windfahne hatten wir für die kurze Passage nicht installiert und dem Autopiloten machten die Wellen von hinten zu schaffen. Er meckerte ab und zu. Wir beschlossen die restlichen Meilen per Hand zu steuern. Das hatten wir schon lange nicht mehr gemacht und tatsächlich machte mir das Rudergehen im ersten Sonnenlicht riesigen Spaß. Der Wind fegte die Müdigkeit einfach davon. Zwei Stunden später versuchten wir die Brindisi Port Control an die Funke zu kriegen, auf allen Kanälen. Nur einmal kurz reagierten die Italiener, so dass wir schließlich ohne weitere Anweisungen in den Hafen einliefen. Die Segel fielen erst im Hafenbecken, wo es noch immer mit über 30 Knoten über Moya hinweg fegte. Das Anlegen würde ein Spaß werden, dachte ich. Hinter dem hohen Häusern am Stadtkai, gingen wir dann aber in Deckung und konnten ganz gemütlich festmachen.

Bella Italia

Juhu, wir waren in Italien! Nur eine Nacht über die Adria und schon war alles anders. Straßen, Gebäude und natürlich die Leute. Am Sonntag Morgen war Brindisi zwar fast wie ausgestorben, aber am späten Nachmittag kam die ganze Stadt auf die Straße und flanierte am Kai entlang, wo inzwischen zahlreiche Stände und Fressbuden aufgebaut waren. Wir starteten schon am Morgen auf unseren ersten Rundgang - mit Cafe und Pizza. Schön ist es hier!

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31.07.2019:
Kommentar fromMartin
Hallo ihr Rückkehrer.....wenn ihr zeit habt nehmt auch den Gargano an der Spornspitze mit, eine wunderschöne Ecke die wir ein paar mal mit unseren 4 Kindern und dem Wohnwagen bereist hatten.......lg
26.07.2019 -Palaiokastrita, Corfu, Griechenland

Warten auf Südwind

Veräppelt

Wegen der vorhergesagten Nordwind planten wir eine weiter Nacht auf Paxos zu bleiben. Wir hatten keine große Lust gegen 25 Knoten Wind anzukreuzen oder noch doofer unter Maschine gegen den Wind zu bolzen. Als dann am Morgen der Wettermann überraschend Rückenwind prophezeite, strauchelten wir nicht lange, gingen Anker auf mit Kurs auf Corfus Nordwesten. Es war wieder einiges los auf dem Ionischen Meer, aber unsere Mitsegler bogen bald ab, um in der großen geschützten Meerenge zwischen Corfu und dem griechisch: albanischen Festland zu segeln. Wir waren alleine als am Nachmittag der NW in voller Stärke einsetzte und uns ordentlich eins auf die Nase gab. Nach Westen hin war die nächste Landmasse Italien, so dass auch die Wellen genügend Platz hatten und sich stündlich weiter vergrößerten. Den Kurs nach Palaiokastrita konnten wir nicht anhalten, also kreuzten wir und hatten genau das was wir eigentlich nicht wollten: der Ritt auf dem wilden Stier. Der Nachmittag kroch voran. Moya wirkte wie festgeklebt auf der Seekarte, jedes Mal wenn ich unseren Fortschritt verfolgte. An der Westküste Corfus’ gibt es auch wenige sichere alternative Ankerbuchten. Es hieß also Zähne zusammenbeißen und durch. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir den Schutz der Insel, der Anker fiel im letzten Dämmerlicht.

Am nächsten Morgen sahen wir erst wie schön es in der dreiarmigen Bucht zwischen den Felsen war. Nur wenige Segler hatten sich hierher verirrt, aber dafür gab es viele kleine Tret- und Ausflugsboote. Wo es schön ist, wollen eben gerne alle hin. Trotzdem war ich überrascht, als ich erfuhr, dass man die Liegen am Strand vorbuchen muss und der Anleger PRIVAT ist...

Verstärkung

Etwas Gutes hatte unser vorzeitiger Ausflug nach Corfu aber dennoch. Am nächsten Tag verdoppelte sich Moyas‘ Crew spontan. Christoph und Andrea waren mit ihren drei Kids auf der Insel zum Urlaub machen und besuchten uns an Bord. Joshi und Joni waren ganz aufgeregt und führten den Kindern Moya vor. Alle Spielsachen wurden heraus gekramt und natürlich mussten Lina, Benno und Jannis auch sehen wo wir essen, schlafen und ganz wichtig wo der Motor ist. Innerhalb von Minuten konnte man keinen Fuss mehr in den Salon setzen, die Kids hatten ihr Reich markiert. Aber das war auch gar nicht nötig, wir Großen wollten ohnehin lieber quatschen und in dem unglaublich klaren türkisfarbenen Wasser baden. Noch schöner als in Palaiokastrita, war das Planschen außerhalb, an der schroffen Steilküste. Aus Windmangel tuckerten wir dorthin - in Schlangenlinien, denn jedes Kind wollte gerne einmal steuern. Der dreijährige Jannis war am ausdauerndsten. Sein Kopf endete an der Steuerradnabe, er konnte also nicht über das Steuerrad und schon gar nicht nach vorne gucken, das störte ihn aber nicht weiter. Stolz drehte er auf Ansage am Rad, entweder zum Papa oder zu mir, und machte seine Sache richtig gut. Vor den Felsen der Westküste ließen wir dann das Eisen ins Wasser fallen und schauten dem Anker beim Eingraben zu. Ich war davon mindestens genauso begeistert wie die Kids. Es ist grandios, wenn man sogar von weitem sieht, dass wir sicher liegen. Der Nachmittag an der Steilküste verging viel zu schnell. Am Abend gab es dann noch Auslauf für die Rasselbande und ein Mythos, Souvlaki und einen griechischen Salat für uns. Welch ein großartiger Abschluss unserer Zeit in Griechenland. Jetzt heißt es nur noch warten auf Südwind und auf nach bella Italia.

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24.07.2019 -Mongonisi, Paxos, Griechenland

Die Ionischen Inseln im Schnelldurchlauf

Fast wie im Urlaub

Oxia, Ithaca, Leftkas, Paxos... momentan liegen wir jeden Tag in einer anderen Bucht auf einer anderen Insel. Nach dem obligatorischen Sprung ins Wasser nach dem Frühstück gehen wir Anker auf, segeln einige Meilen weiter nach Nordwesten und beenden den Tag mit einem Landspaziergang und Quatschen bis in die Nacht hinein an Bord. Die Nächte sind lau und nahezu windstill. Auch tagsüber gibt es meist nur wenig Wind, wenn man mal von der nachmittäglichen Brise absieht. Das Meer ist ruhig mit einigen kleinen Windwellen, aber ohne den langen Schwell des Ozeans. Unter diesen Bedingungen segelt Moya schon mit dem kleinsten Lüftchen. Trotzdem sind wir froh über jede Meile, die wir unter Segel laufen können. Diese Art zu Segeln ist so ganz anders wie das Segeln in den Ozeanen der Welt. Entspannender, fast ohne Einschränkung der Bewegungsfreiheit an Bord und erinnert uns sehr an unsere vergangenen Urlaube mit den Charterbooten. Die Charterboote sind hier auf den Ionischen Inseln überall. Ungewohnt viel Verkehr gibt es draußen am Wasser, kreuz und quer fahren die Boote, teilweise unter Segeln aber meist unter Motor - viel zu tun für den Ausguck. Aber spannend wird es erst in den Buchten, denn irgendwo müssen die ganzen Boote ja am Abend hin. Dann wird es so richtig kuschelig. Die Boote liegen meist wie die Ölsardinen in der Dose, mit dem Anker im Wasser und einer Leine zum nächsten Felsen an Land, selbst wenn kein Anleger vorhanden ist. Da wird teilweise kräftig gewunken, gezetert und geflucht, wenn die Skipper sich um ihre Anker und Boote sorgen, denn fast überall liegen die Ankerketten übereinander und es ist keine Seltenheit, dass ablegende Boote die Anker ihrer Nachbarn herausreißen. Auch beim freien Ankern gibt es oft Unruhe am Ankerplatz, wenn unerfahrene Skipper ihre Yachten nur wenige Meter von den nächsten Booten legen, aber so froh über das geglückte Ankermanöver sind, dass sie nicht überzeugt werden können den nötigen Abstand zum Schwojen zu berücksichtigen. Entsprechend sind auch die Häfen voll. In einigen gibt es sogar Stellplätze, die speziell für die Charterboote reserviert sind und die Hafenmitarbeiter auf Anruf beim Anlegen unterstützen. Zwischen all den neuen, schicken Bavarias, Beneteaus, Hanses und Jeanneaus fällt Moya auf wie ein bunter Hund, denn Fahrtenyachten sind hier dünn gesät.

Time is flying

Nach einer Nacht auf Ithaca, einem Badestopp am Strand und einem Abstecher in einer der ausgespülten Höhlen war es tatsächlich schon wieder soweit: der letzte Abend, bevor Micheal wieder nach Hause fliegt. Schon wieder war eine Woche vorbei und Micheal hatte tatsächlich in der ganzen Zeit noch keine Gyros Pita. Das musste geändert werden, ohne das Nationalgericht konnten wir ihn unmöglich gehen lassen. Am nächsten Tag setzten wir ihn in Lefkada ab und stellten uns mit Moya für die Brückendurchfahrt an, um den Leftkas Kanal zu verlassen. Bis zurück zur Marina stauten sich die Boote, die alle durch das schmale Tor hinaus ins ionische Meer wollten. Stündlich öffnet die Brücke die Durchfahrt für die Segler für ganze 5 Minuten. Da der Capitano in der Vergangenheit schon einmal das Vergnügen hatte eine volle Stunde vor der Brücke zu warten, weil sie ihm vor der Nase zugeschoben wurde, wollte er dieses Mal kein Risiko eingehen. Wir fuhren an den zögerlichen Booten vorbei und warteten zur vollen Stunde direkt vor der Brücke. Tatsächlich wurden auch dieses Mal nur 15 Boote durchgelassen, der Rest der nicht enden wollenden Schlange hatte das Nachsehen. Einige setzten genauso wie wir die Segel auf der anderen Seite und dann ging es los. Immer dann wenn Boote in dieselbe Richtung segeln, passiert irgendetwas in den männlichen Gehirnen der Skipper, es bedarf keinerlei Absprache, und ist trotzdem glasklar: the race is on. Die Tücher werden gesetzt, es wird getrimmt und gekurbelt, selbst Joshis’ und Jonis‘ sportlicher Ehrgeiz war schon geweckt: die Jungs wollten die schnellsten sein. Normalerweise ist das mit unserer schwerer Lady, vergebene Mühe, sie ist eben kein Regattaboot, aber gestern waren wir richtig gut dabei. Hart am Wind, versägten wir einige der anderen Boote, obwohl die sogar einen etwas besseren Windwinkel hatten, da sie Preveza und nicht wie wir Paxos ansteuerten. Das war ein Fest.

Wir wollten Paxos mit dem letzten Sonnenstrahlen erreichen, um in der unbefeuerten engen Bucht zu ankern. Da passte es uns eigentlich gar nicht in den Kram, dass da irgendwas im Wasser trieb. Durchs Fernglas sah das Etwas ein bisschen aus wie ein Kite oder das Segel eines Surfers. Wir änderten unseren Kurs und retteten zum Glück nur einen selbstgebastelten Drachen und keine abgetriebene Person. Im letzten Licht fiel der Anker in der eigentlich viel zu vollen Bucht, aber es sollte ja kein Wind kommen...

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21.07.2019 -Frikes, Ithaca, Griechenland

Mittelalterliches Navpaktos & eine Nacht an der Steilküste Oxias

Geschichtsstunde hautnah

Bereits vom Meer kommend sieht Navpaktos beeindruckend aus. Nur eine schmale Lücke befindet sich in den dicken Steinmauern, die entlang der Küste eine dicke Barriere bilden und sich auch den Hügel hinaufwinden bis zur Burg, die das kleine Städtchen überblickt. Der Capitano lotste Moya durch die Steinmauern hinein in den kleinen Hafen, in dem sonst nur Fischerboote an den dicken Mauern lagen. Ich zögerte, ob wir da wohl wirklich festmachen sollten, aber Christian war ganz unbedarft, versenkte das Eisen an der Hafeneinfahrt, legte die Kette einmal quer durch das Hafenbecken und vertäute Moyas‘ Heck zwischen den kleinen Böötchen am Anleger. Es war ein großartiger Platz, um uns herum das Leben zu beobachten. Rings um den kleinen Hafen gab es Cafés und Tavernen, dahinter eine lebendige Straße und große, schattenspendende Bäume. Durch das Tor in der Hafenmauer konnten wir den belebten Kieselstrand sehen, daneben stand eine Statue von Miguel de Cervantes, dem Author von Don Quijote. Cervantes war 1571 nicht nur Augenzeuge der berühmten Seeschlacht zwischen der spanisch, venetischen Koalition und dem Osmanenheer, sondern verlor dabei auch seine linke Hand. Durch die Schlacht von Lepanto, dem damaligen Namen Navpaktos, wurde dem Vormarsch der Osmanen Einhalt geboten. Aber die Stadt war seit jeher heiß umkämpft, Athener, Venetianer, Römer, Türken, alle wollten die strategisch wichtige Stadt und damit den Golf von Corinth beherrschen.

Fast jeder Ort in Griechenland strotz nur so vor Geschichte, aber Navpaktos konzentriert sie regelrecht. Wir gingen durch die schmalen Gässchen, stiegen die engen Treppen hinauf, vorbei an traditionellen Häusern, alten Osmanen Bädern, befestigten Stadttoren, pinienbewachsenen Hängen bis hinauf zur Burg.

Geht nicht, gibt‘s nicht

Von oben sahen wir den Golf, die Berge des Peloponnes und die majestätische, neuartige Hängebrücke, die eigentlich hätte niemals gebaut werden können. Zumindest war das das Ergebnis der beratenden Experten der griechischen Ingenieurskammer, kurz vor der Veröffentlichung der Ausschreibung für die Brückenkonstruktion der zum damaligen Zeitpunkt längsten Hängebrücke der Welt. Der nicht tragfähige Untergrund, die tektonische Verschiebung, starke Winde und die seismische Aktivität waren die Hauptbedenken der Experten, trotzdem wurde der Bau nur wenige Jahre später begonnen. Jetzt steht sie da und thront über dem Meer, aber wer weiß schon was passiert, wenn die Erde das nächste mal bebt.

Wir jedenfalls sind am nächsten Tag ohne Zwischenfälle unter der Brücke hindurch gefahren und waren ab da im Ionischen Meer. Am Abend gingen wir vor Anker vor der Ostküste von Oxia. Oxia ist schroff, zerklüftet und die Hügel fallen steil ins Meer ab. Eine wilde Schönheit. Das fand auch der Emir von Qatar, der Oxia zusammen mit fünf weiteren Inseln für lächerliche 8.5 Millionen Euro zum Schnäppchenpreis erstand. Wir gingen im tiefen Wasser vor Anker und zogen Moyas Heck mit einer Leine zum Land. Wir badeten im dunklen Wasser, die Jungs spielten mit Tilly Fährboot und genossen den Abend. Zumindest bis eine riesige, brechende Welle an der Küstenlinie entlang auf uns zurollte. In der Dunkelheit sah ich nur die weißen Schaumkronen, hörte das Rauschen und war entsetzt die Welle auf uns zu kommen zu sehen. Die Wellen waren so groß, dass unsere Leine teilweise mindestens einen Meter unter Wasser gewesen sein muss, Moya rollte ein bisschen, dann wurde es wieder ruhiger. Einige Minuten später fand dasselbe Spiel erneut statt, nur weniger drastisch. Auch heute Morgen wurde ich von dem Geschaukel geweckt. Die vorbei fahrenden Fähren waren die Übeltäter, ihre Bugwellen treffen in Oxia ungebremst auf die Küste und werden munter reflektiert. Trotzdem war die einsame Bucht ein wahres Juwel.

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19.07.2019 -Navpaktos, Griechenland

Orangenhaine, Antikes und der Kanal von Corinth

Zwischen Orangenbäumen in Epidhavros

Der Bus von Athen hält in Epidhavros. Das allein machte das kleine Städtchen zum ausgezeichneten Ort um Crew aufzunehmen. Der Plan stand also - auf nach Epidharvos. Morgens gingen wir dort vor Anker, um auf Micheal zu warten und waren sofort angetan von dem kleinen Ort zwischen den Hügeln des Peloponnes. Trotz der Dutzenden Cafes, Bars und Tavernen am Hafen geht das Leben dort einen gemächlichen Lauf. Die Straßen sind weitgehend leer, auch beim Metzger, Bäcker und in der Post ist nicht viel los, nur in der Cafebar neben der Bushaltestelle brummt der Bär. Epidhavros soll eines der best erhaltenen antiken Theatern beheimaten, allerdings liegt es ein wenig außerhalb, so dass wir nachdem wir Micheal eingesammelt hatten, nur seinen kleinen Bruder am Rande des Städtchens besuchten. Anschließend ging es den Hügel hinauf, durch Orangenhaine, um die Akropolis anzuschauen. Es standen nur noch ein paar wenige Steine, dafür aber nebenan eine kleine Kapelle und ein alter Baum, der zum Picknick einlud. Unterwegs hatten die Kinder Orangen geschenkt bekommen, als wir bei der Ernte zuschauten. Sie waren für die Jungs das Highlight unserer kleinen Wanderung und sogar noch besser als der mitgebrachte Kuchen und die Pfirsiche. Faszinierend fand ich aber auch die Geräuschkulisse. Zwischen den Orangenbäumen war es alles andere als leise. Die Luft war prall gefüllt von dem niemals endendem Gesang tausender männlicher Singzikaden. Obwohl die gar nicht mal so kleinen Insekten exzellent getarnt sind, haben wir wir Einige gesichtet und beobachtet wie ihr großer Hinterleib pulsiert.

Im Corinth Kanal

Nachdem die starken Nordwinde sich etwas gelegt hatten, verließen wir am nächsten Tag Epidhavros und tuckerten Richtung Norden. Über Nacht wollten wir gerne das mittelalterliche Städtchen Navpaktos erreichen, aber vorher mussten wir noch durch den Kanal von Corinth. Bevor wir in den nur 3 Meilen langen Kanal einfahren durften, mussten wir noch ordentlich in die Tasche greifen. Stattliche 223€ wollen die Griechen inzwischen von Booten in der Größe Moyas, die sich den Weg um den Peloponnes sparen wollen. Autsch! Nun waren wir da, alles Zetern half nicht nichts, am Ende waren wir etwas ärmer und die Kanalbehörde etwas reicher. Aber immerhin war die Durchfahrt spektakulär, schlechte Laune konnte also erst gar nicht aufkommen. Nachdem sich die Fahrbahn, der Autobrücke, nach unten abgesenkt hatte und die Ampel grünes Licht zeigte, rauschte auch schon die Funke. „Moya, please proceed full speed“. Ah, natürlich! Wie bei allen unseren Kanaldurchfahrten, hatten es auch die Griechen bei unserer vierten und letzten großen Kanaldurchfahrt eilig. Wir schmissen die Leinen los, legten von der Zahlstelle auf der Ostseite des Kanal ab und fuhren hinein. Rechts und links ragten die Felswände fast hundert Meter nahezu senkrecht in die Höhe. Auf der Ostseite waren die Felswände von alten Mauern verstärkt, auf der Westseite waren nur noch einige Überreste davon zu erkennen. Die unzähligen Abbrüche hatten inzwischen Höhlen und Buchten im Kanal gebildet, so dass er jeden Dienstag zum Ausbaggern für die Durchfahrt geschlossen ist. „Bei einem Erdbeben will man hier nicht sein“ dachte ich noch und staunte im Nachgang ziemlich, als nicht einmal 24h nach unserer Durchfahrt die Erde zwischen Corinth und Athen wackelte.

Im Golf von Corinth wurden wir, wenig überraschend, von Westwinden begrüßt. Die See war trotzdem angenehm ruhig. Ein Luxus, den wir bisher nur im Mittelmeer hatten. Unter solchen Bedingungen macht hart am Wind segeln richtig Spaß, so dass wir über Nacht gegen den Wind kreuzten. Am Morgen kamen wir, nach einer fast durch gequatschten Nacht, vor den mittelalterlichen Stadtmauern von Navpaktos an und suchten uns ein Plätzchen in dem alten Miniaturhafen.

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16.07.2019 -Angistri, Peloponnes, Griechenland

Einige Tage auf dem Peloponnes

Porto Cheli liegt an einer weit ins Land eingeschnitten Bucht. Fast rundum geschützt vor den vorherrschenden Winden liegen die Boote hier sogar während des Winters vor Anker oder an Mooring Bojen. Alternativ, kann im Stadthafen rückwärts am Steg festgemacht werden. An Land gibt es einige Tavernen und kleine Läden. Im Gegensatz zu den kleinen Inseln der Ägäis sind es vornehmlich die Einheimischen, die hier ein und aus gehen. Aber Porto Cheli befindet sich im Umbruch. Bis vor kurzem gab es hier eine kleine Werft, in der Segler über den Winter ihre Boote an Land stellen konnten. Der Kran ist nicht mehr da, das Grundstück an Land leer. Stattdessen wird momentan eine neue Marina gebaut. Die Marina ist noch nicht fertig, aber an den Stegen lagen schon einige Motoryachten. Wir ankerten besser, der Untergrund war ein Traum, weicher Schlamm, unser CQR hielt wie einbetoniert. Mit Tilly setzten wir über und machten am Steg der Marina fest. Unser schweres Grosssegel war dabei, um es beim Segelmacher überholen zu lassen. Mit uns vieren, dem Sackkarren und dem Segel war Tilly schwer beladen und wir waren froh als wir den nächsten Steg erreichten. Kaum waren wir ausgestiegen, kam eine Griechin angeradelt und drohte uns direkt lautstark mit der Polizei. Wir sollten verschwinden. „Ok, kein Problem, aber können wir nicht wenigstens das schwere Segel an Land lassen während wir umparken?“ Nein! Wir drehten um und ärgerten uns ein bisschen über das rüde Verhalten.

In der alten Werft fanden wir Jutta, die Segelmacherin. Sie konnte es kaum glauben, dass unser Segel um die ganze Welt gesegelt ist. Das Tuch und die Nähte waren noch vollkommen in Ordnung, nur die Lattentaschen und Beschlagösen mussten ausgebessert werden. Das würde sie am Montag schaffen. Anschließend gingen wir zum Einkaufen (die Jungs vernichten momentan Obst schneller wie ich es kaufen kann) und dann schon wieder Anker auf um nach Koilada zu segeln, wo unser Kratzer endlich behoben werden sollte. Mit Rückenwind und unter Vorsegel waren wir schon nach 2.5 Stunden fest vertäut im Stadthafen von Koilada. Elias kam vorbei und schaute sich schon einmal die Reparaturstelle an. Am nächsten Morgen legte er los und zwei Tage später sah man kaum noch etwas von unserem Missgeschick. Während Elias arbeitete ließen wir es ganz ruhig angehen. In Koilada ist nicht viel los, mit Ausnahme der beiden Werften, ist es hier sehr ruhig. Es gibt keinen richtigen Supermarkt, sondern nur zwei Tante Emma Läden, an der ehemalige Apotheke hängt zwar noch das grüne Kreuz, aber der Laden ist dicht, selbst eine Bäckerei haben wir nicht gefunden und der nächste Geldautomat befindet sich im Nachbarort. Ich habe den Eindruck, dass sich hier Hase und Igel noch gute Nacht sagen. Wir werkelten ein bisschen an Bord, wuschen Wäsche, die Kids spielten am Spielplatz und Abends gab es Gyros mit Rotwein. Am Sonntag regnete es dann. Unglaublich, aber wahr! Es war der erste Regen seit Malaysia, vor sechs Monaten. Trotzdem ist der Wüstenstaub der Sahara noch nicht vollständig vom Mast gespült, am Ende fielen es nicht mehr als einige Tropfen vom Himmel.

Inzwischen ist unser Grosssegel wieder gesetzt. Trotzdem sind wir über Nacht nach Angistri getuckert. Wir wollten vor dem vorhergesagten starken Nordwind auf die Nordseite des Peloponnes gelangen. Bis nach Kroatien liegen noch viele Seemeilen vor uns und leider gar nicht mehr so lange Zeit.

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12.07.2019 -Porto Cheli, Peloponnes, Griechenland

5 bis 10 Meter Wellen...

.... meinte ein einlaufender deutscher Segler auf unsere Frage wie die Bedingungen vor der Bucht denn so seinen. Er schob noch nach, er würde jetzt einen Notstopp einlegen. Wir hatten über Nacht in der kleinen Bucht Kolona auf der Westseite von Kithnos geankert und wollten nun weiter Richtung Peloponnes segeln. Das Grosssegel war bereits im zweiten Reff gesetzt, der Anker schon aus dem Wasser. Spontan entschieden wir doch lieber ins dritte Reff zu gehen bevor wir uns die 5-10 Meter Wellen anschauen.

Die Nacht war kurz gewesen. Um 4 Uhr am Morgen wurde ich von einer heftigen Böe aus der Koje geholt. Bis dahin war es windstill gewesen und heiss, so dass ich erst kurz vorher vom Cockpit in die Achterkabine umgezogen war. Ich weiß nicht aus welcher Richtung dieser heftige Windstoß kam, aber anschließend ging es weiter mit heftigen Böen aus wirklich allen Himmelsrichtungen. Moya fuhr teilweise rückwärts durch die Bucht, genauso wie die anderen Boote, die kunterbunt durch die Bucht segelten. Ich schaute auf den Barographen: Luftdruckabfall von 8mbar in den letzten 5 Stunden und dachte „Wow, das ist für das Mittelmeer aber echt viel!“ Da ging wohl eine ganz schön knackige Kaltfront über uns hinweg.

Es dauerte nicht lange bis ich die ersten Ankerketten rattern hörte. Vor allem die Boote, die mit Landleine an der Nordseite der Bucht geankert hatten, hatten Probleme, dass der Anker nicht hielt. Um Moya herum war zum Glück genug Platz zum Schwojen, trotz unserer langen Kette. Wir hatten schon damit gerechnet, dass es etwas Wind geben würde. Aber die über 40 Knoten Wind waren dann doch etwas überraschend. Irgendwann pendelte sich der Wind auf Nordost ein und wehte nun zwar stark aber mehr oder weniger konstant. Am Morgen schauten wir uns die aktualisierte Wettervorhersage an und verwarfen unsere Pläne, den Tag an der Sandbank, die eine kleine vorgelagerte Insel mit Kithnos verbindet, zu verbringen. Der Untergrund war zum Ankern nicht einfach, Geröll mit Seegras dazwischen, so dass wir besser nicht alle von Bord gingen, zumal der Wind erst gegen Nachmittag seine volle Stärke erreichen sollte. Christian und die Kids erkundeten den Strand während ich an Bord blieb. Ich nutzte die Zeit und fand heraus, dass wir offensichtlich noch glimpflich davon gekommen waren. 6 Menschen waren am Festland von umfallenden Bäumen und herunterfallenden Dächern getötet worden. 108 waren verletzt worden. Wir hatten am Tag zuvor noch die verschiedenen Wettermodelle angeschaut und mit Renegade zusammen überlegt was da wohl kommen wird. Keines der Modelle hatte dieses Wetterphänomen akkurat vorhergesagt.

Nach dem Abendessen, nachdem die Böen in Kolona sich weitgehend gelegt hatten, gingen wir dann Anker auf. Die ersten Meilen Richtung Westen hatten dann noch ein bisschen was von Bullen reiten, aber 5-10 Meter Wellen waren das nicht, eher 2- 2.5 Meter. 5 Meter Welle hatten wir überhaupt nur ein einziges Mal auf unserer Reise, in Kolumbien. Inzwischen sind wir in Porto Cheli angekommen, ein kleiner Ort auf dem Peloponnes, gelegen in einer tiefen bewaldeten Bucht.

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10.07.2019 -Varis, Nisos Siros, Cykladen, Griechenland

Zwischenstopp im Touristenmekka der Cykladen

Über Nacht nach Delos

Die Vorhersage versprach, dass der Meltemi über Nacht einschlafen würde. Wir waren also guter Dinge, als wir am Abend die Mooringleine ins Wasser warfen und langsam aus der schönen Bucht mit dem seltsamen Felsen hinaus segelten, ausnahmsweise vor dem Wind. Moya schnitt ganz sanft durchs ruhige Wasser. Nach 10 Minuten war das Weißweinsegeln dann vorbei. Wir waren an der Südspitze von Patmos angekommen, änderten den Kurs auf West, hart am Wind, und wurden auch gleich von den über die Insel fallenden Böen ordentlich durchgeschüttelt. „Holy cow“ entfuhr es Nicole, deren Seebeine noch nicht so standhaft waren. Moya legte sich in die Wellen und los ging es Richtung Delos. Zumindest in etwa, denn der noch ordentlich wehende Nordwest machte es uns schwer die Insel direkt anzuhalten. Die Ägäis zeigte ihre spitzen Zähne während die Jungs selig schlummerten und Nicole kämpfte ihr Abendessen im Magen zu behalten. Sie lag im Cockpit, die Augen tapfer geschlossen, und verpasste so den spektakulären Sternenhimmel über uns. Die Milchstraße reichte bis zum Horizont hinab, genauso schön wie draußen auf dem pazifischen Ozean. Erst zum Ende meiner Wache um 3 Uhr am Morgen nahmen Wind und Welle ab. Von jetzt auf gleich ausgehaucht. Wir tuckerten also die restlichen Meilen und versenkten unser Eisen im kristallklaren Wasser vor dem antiken Hafen von Delos.

Im antiken Backofen von Delos

Schon um 9 Uhr war es heiß. Kein Lüftchen wehte. Die Gespenster der letzten Nacht waren schon vergessen. Bevor wir uns die Überreste der über 2500 Jahre alten Stadt anschauten, sprangen wir erst mal zur Abkühlung ins Wasser. Das Mittelmeer ist noch ganz schön kalt, aber bei den Außentemperaturen spürten unsere erhitzten Körper das kaum. Mit nassen Haaren und Badehosen unter den Klamotten, tuckerten wir mit Tilly hinüber zum Festmacher. Natürlich waren wir hier nicht allein, die Tagesausflügeler von Mykonos waren auch schon unterwegs. Von der antiken Hafenstadt ist leider nicht mehr allzuviel zu sehen. Nach ihrem Niedergang ist sie geplündert worden und die Inselbewohner der umliegenden Inseln verwendeten die Steine der antiken Gebäude um ihre Häuser zu bauen. Von den meisten der vielen Tempeln gibt es gerade noch einige Steine und im besten Falle ein paar Säulen. Das Amphitheater ist nur noch durch seine Form und die Lage am Hang als solches zu erkennen. Trotzdem findet man bei genauerem Hinschauen noch einige beeindruckende Gebäude, Statuen und Mosaiken. Die alten Zisternen scheinen immer noch wasserdicht zu sein, großen Teile von antiken Privathäusern sind noch erhalten mit unglaublich filigranen Boden Mosaiken. Im Museum gibt des Duzende Statuen von Göttern und wichtigen Persönlichkeiten, deren Gewänder und Gesichter bis ins letzte Detail ausgearbeitet sind. Sogar die Jungs waren beeindruckt von den schönen antiken Arbeiten und haben interessiert nachgefragt wie die Menschen von damals solche Dinge erschaffen konnten. Um die Mittagszeit waren wir fast gar, die Sonne brannte, es gab keinen Schatten um ihr zu entkommen und unsere Wasservorräte neigten sich dem Ende zu. Wir sprangen noch einmal ins Wasser bevor wir das Eisen hoben.

Mykonos ist niemals still

Nach einer Stunde umrundeten wir ein Kreuzfahrtschiff und liefen in die Marina von Mykonos ein. Ein Rollerfahrer hupte wild und wedelte mit den Armen - die Marina ist voll, jedenfalls ohne Reservierung. So richtig enttäuscht waren wir darüber nicht, die Marina liegt abseits und hat noch nicht einmal sanitäre Einrichtungen. Allerdings ist sie die einzige sichere Möglichkeit in der Nähe der Stadt zu liegen, wenn der Meltemi weht. Aber er wehte ja nicht. Deshalb gingen wir direkt vor der Altstadt, unterhalb der berühmten Windmühlen, vor Anker. In den schmalen, weißen Gässchen der Stadt ist einiges los und das obwohl nur ein Kreuzfahrer vor Anker liegt. Die Restaurants, Bistros und Kaffees sind gut besucht, in den unzähligen Bekleidungs- und Souvenirläden suchen viele noch Etwas zum mit nach Hause nehmen. Zwischen den weißen Häusern herrscht ein kunterbuntes Treiben.

Zum Sonnenuntergang waren wir wieder zurück an Bord, mittlerweile war ein zweites Kreuzfahrtschiff angekommen. Vom Cockpit aus, beobachteten wir nicht nur die unter gehende Sonne, sondern auch die Menschen die sich inzwischen Kopf an Kopf an dem kleinen Strand und vor den Windmühlen gedrängt hatten, um den roten Ball im Meer versinken zu sehen. Mir wurde mit einem Schlag bewusst welch ein Glück wir haben und wie sehr wir unsere Lady vermissen werden... Auch in der Nacht kam Mykonos nicht zur Ruhe, noch um 5 Uhr am Morgen, als wir Nicole zum Flughafen Taxi brachten, schallte die laute Musik aus den Bars an der Waterfront zu uns herüber.

Unser Kleiner schwimmt

Am Morgen setzte dann der Nordwind ein. Unsere ruhige Bucht verwandelte sich ein einen Hexenkessel. Wir wollten ohnehin weiter um heute Nacht etwas Schlaf nachzuholen. Am Nachmittag badeten wir schon wieder in dem tollen Südbucht von Siros. Segeln im Mittelmeer ist halt doch ganz anders als in den Ozeanen der Welt. Von einer Bucht zur nächsten ist es nie weit.

Von Deck aus sprangen wir ins türkise Wasser. Joni machte seine ersten Schwimmzüge und war mächtig stolz, dass er jetzt auch ohne Schwimmweste schwimmen konnte. Er war erst aus dem Wasser zu kriegen, als ganz überraschend Renegade auftauchte und Evi und Peter herüber kamen. Wir hatten die Beiden zuletzt in Kastelorizo gesehen. Welch eine Freude.

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06.07.2019 -Patmos, Griechenland

Noch immer in den Dodekanes

Party Flüchtlinge

Seit Nicole bei uns an Bord ist, ist Texas allgegenwärtig. Auf Nisiros wehte auf einem Katamaran nicht nur eine gigantische US Flagge, größer als jedes Segel von Moya, sondern auch die rot, weiss, blaue Flagge mit dem weißen Stern. Landsleute von Nicole. Sie nahmen an der Bucketlust Rallye teil und waren tatsächlich nicht nur aus Texas, sondern genau wie Nicole aus Houston. Wir plauderten ein bisschen und erfuhren, dass Bucketlust eine Party Rallye mit wenig Segeln aber viel Feiern ist und waren gar nicht wirklich traurig, dass wir am Abend noch ablegten, um über Nacht nach Leros zu segeln. Die Musik im Hafen, war bereits am Nachmittag laut, und die Betrunkenen fuhren mit Quads durch die Gegend oder fielen verkleidet ins Wasser. Wir segelten also in die Nacht hinein und freuten uns über den abnehmenden Wind der Abendstunden, über die Milchstraße über uns und über die paar Stunden Schlaf, die wir vermutlich im Hafen von Nisiros nicht bekommen hätten.

Texas überall

Nach einer angenehmen Nacht, zumindest teilweise unter Segeln, kamen wir zu Sonnenaufgang in Leros an. Die Bucht sah aus wie aus dem Bilderbuch: weiße Häuser mit einem kleinen Fischerhafen davor, kleine Straßen mit Oleander und Bougainvillea, auf dem dahinter liegenden Berg Windmühlen und eine Festung. Wir verbrachten den Tag am Strand und wanderten am Nachmittag hinauf zur Festung. Die Jungs waren voll dabei bis Joshua Blasen an den Füßen bekam. Tapfer wanderte er weiter. Oben angekommen trafen wir George. Er stand da, begrüsste die Besucher, sammelte 1€ Eintrittsgeld ein und fragte „Where are you from?“ und später „I‘m from Houston, Montrose“. Was für ein Zufall!

Am nächsten Morgen starteten wir früh, um in Patmos zu sein, bevor der starke Nachmittagswind einsetzte. Die Überfahrt war kurz und wir gingen in Deckung in der Bucht von Grikos bevor der Meltemi mit voller Stärke wehte und immer noch weht. Selbst hier, hinter den Hügeln, gehen im Moment Böen mit mehr als 40 Knoten über uns hinweg. Wir ließen Moya an einer Mooring Boje und nahmen den Bus nach Chora, um das Kloster und das kleine weiße Dorf auf den Hügeln zu besuchen. Beides ist seit 1999 UNESCO Weltkulturerbe. Die Fresken im Kloster waren umwerfend, genauso wie die reichen Verzierungen an Türen und der Schmuck in den Räumlichkeiten. Leider reichte die Zeit nur für einen kurzen Blick, bevor wir am Mittag hinauskatapultiert wurden. Der nächste Bus brachte uns nach Skala, das Hauptdorf von Patmos. Im Bus lachte uns ein großer Texas Sticker entgegen, im Dorf fanden wir Schirme mit Houston Aufdruck und einen alten Mann, der lachend erklärte, dass er im Saint Josefs Hospital in Houston geboren wurde. Es wirkte fast so, als ob halb Texas nach Griechenland ausgewandert ist. Nicole überlegt, ob sie das als ein Zeichen auffassen soll, nach dem Motto „Du kannst das auch“. Kein schlechter Ort wie ich finde.

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03.07.2019 -Nisiros, Griechenland

Segeln in den Dodekanes

Nicole ist zurück

Ganze zwei Tage hat sie gebraucht um zu uns zu kommen. Der Flieger aus den USA war Stunden verspätet und die Anschlussflüge natürlich weg. Kein guter Start. Die Ladies und Gentleman von der Lufthansa haben sie ganz schön im Regen stehen gelassen. Sie buchte also alle Flüge neu, nur um am Flughafen zu sitzen und vergebens zu warten, dass der Anschluss pünktlich kommt. Am Ende verbrachte sie die zweite Nacht ihrer Anreise anstatt bei uns an Bord in Athen und kam am nächsten Morgen ohne ihre Tasche auf Rhodos an. Was ein Höllentrip! Trotzdem war sie voller Tatendrang. Wir frühstückten zusammen, schmissen anschließend die Leinen los und ich drückte alle Daumen und Zehen, dass Nicole nicht auch noch seekrank werden würde.

Wir fliegen nach Symi

Die Überfahrt nach Symi war fantastisch. Die See war nahezu glatt. Obwohl wir hart am Wind unterwegs waren, flogen wir geradezu nach Nordwesten. Mit 7 Knoten, später 8 Knoten, sogar 8.5 Knoten rasten wir dahin. Wow! So schnell! Ich fragte mich ersthaft, ob der neue Unterwasseranstrich uns schneller machte, aber wahrscheinlich waren es einfach traumhafte Bedingungen. Wenige Stunden später liefen wir in den Stadthafen von Symi ein. Wir versenkten das Eisen und legten bei 20 Knoten Wind von der Seite römischen-katholisch (mit dem Heck zur Hafenmauer) zwischen zwei anderen Yachten an. Dieses, für Griechenland so typische, Manöver brachte mich ganz schön ins Schwitzen, wir hatten es kaum irgendwo anders auf der Welt gebraucht. Drin waren wir zwar schnell, aber die Routine fehlte noch und wir checkten noch einige Male unsere Kette, bevor wir uns sicher waren, dass alles passte.

Vor 11 Jahren war Symi noch ein verschlafenes Nest, mit schönen kleinen Häusern in Pastelfarben. Die Insel war damals unsere Lieblingsinsel in Griechenland gewesen. Inzwischen hat sich einiges geändert. Die Uferpromenade ist schön hergerichtet, auch die Häuser dahinter waren makellos. Wo früher kleine Fischerboote lagen reihten sich jetzt Yachten und Tour Boote mit dem Heck zur Hafenmauer, die teilweise etwas herunter gekommenen Fassaden waren verschwunden. Es gab kaum ein Wohnhaus mehr in der ersten Reihe, statt dessen gab es unzählige Restaurants, kleine Läden und Bars. Obwohl die Tagestouristen von Rhodos schon mit den Schnellfähren auf dem Rückweg waren, pulsierten die kleinen Straßen. Es war viel los, auch nachts kam der Ort nicht mehr zur Ruhe. Objektiv ist der Ort jetzt sicherlich schöner, als damals, trotzdem fand ich Symi nicht mehr so beeindruckend, es wirkte für mich, als ob das Dorf seinen Charakter verloren hat.

Wir streiften durch die Gassen und liefen ein Stückchen den Berg hinauf. Der Ausblick von oben war gigantisch, aber die Kids hatten wenig Sinn dafür. Durst! ... und ich hatte das Wasser am Boot vergessen. Das Vergnügen war also eher ein kurzes. Stattdessen ging es zum Spielplatz. Am nächsten Morgen ging ich los und kaufte fürs Frühstück ein. Mit den herzlichen Grüßen der Griechen, frischem Brot und Obst, startete der Tag wunderbar.

Im Vulkan von Nisiros

Der Meltemi, das lokale Windphänomen der Ägäis, bringt im Sommer fast ausschließlich Wind aus Norden und Nordwesten. Die Winde sind am Nachmittag am stärksten und gehen oft in der Nacht etwas zurück. Manchmal bläst es aber auch nachts und zwar ganz beträchtlich, 30 Knoten sind nichts Außergewöhnliches. Im Juli ist es nicht sonderlich schlau Richtung Nordwesten zu segeln, da ist quasi vorprogrammiert, dass man eins auf die Nase bekommt. Da wir im August in Kroatien sein wollen, sind unsere Alternativen aber begrenzt, um nicht zu sagen nicht existent, so dass wir versuchen an Tagen mit wenig Wind voran zu kommen.

Am Morgen setzten wir die Segel und konnten bis zur Mittagszeit tatsächlich segeln. Am Nachmittag drehte der Wind und nahm zu, Henry war gefragt. Angenehm war das Gebolze gegen Wind und Welle nicht. Nicole wurde ganz grün im Gesicht, aber nicht nur sie war froh als wir endlich in dem kleinen Hafen von Nisiros anlegten. Für eine Vulkanexpedition war es schon zu spät, aber aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. Am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Mietwagen hinauf zum Krater und kletterten hinunter in den Schlot. Der Vulkan war schon seit tausenden von Jahren nicht mehr ausgebrochen, so dass im Krater Bäume wuchsen und Rinder weideten. Trotzdem ist der Vulkan noch aktiv, im Schlot riecht es streng nach Schwefelwasserstoff und es gibt dampfende Schlammlöcher und Schichten von grüngelblichen Ablagerungen. Mit der strahlenden Sonne von oben und der heißen Erde unter den Füssen fühlten wir uns fast wie im Backofen, so dass wir bald unseren Vulkanausflug beendeten und stattdessen das Dorf am Kraterrand und den Hauptort besuchten. Joshua machte währenddessen konstant Notfallpläne für den Fall eines Ausbruchs. Wie schon in Lanzarote und in Vanuatu war er schwer beeindruckt von der Naturgewalt eines Vulkans.

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24.07.2019:
Kommentar fromToni
Hallo Christian, Hallo Sabrina, schön das Ihr wieder im europäischen Gefilde seid. Darf ich erfahren wo und wann landet Ihr in Kroatien an? Bin vom 14.09. bis 21.09 dort auf Törn. Grüße vom Standort Freiburg
30.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Gnadenfrist

Alles dicht

Schweißperlen standen unserem sonst so gelassenem Capitano auf der Stirn, als der blaue Kran Moya wieder ins Wasser setzte. Sobald der Kiel unserer Lady im Wasser war, kletterte Christian an Bord und stürzte in den Schiffsbauch. Er wollte sehen, ob Wasser ins Schiff gelangt. Die letzten Tage hatte er sowohl ein neues Seeventil für den Wassermacher als auch ein neues Wellenlager und neue Dichtringe für die Wellenbuchse eingebaut. Die Bilgefächer standen noch offen, um einen Wassereinbruch möglichst gleich zu sehen. Aber die Sorge war unbegründet, der Capitano hatte unter Sigis fachkundiger Anleitung prima Arbeit geleistet. Alles war dicht und auch die Welle drehte sich ohne Probleme, als wir die Maschine noch in den Kranschlingen testeten. Nach einer Woche auf dem Trockenen war Moya nun wieder im Wasser. Selbst für die Crew war das ein tolles Gefühl.

Bald ist Schluss

Mehr als Crew sind wir inzwischen tatsächlich nicht mehr. Unsere geliebte Lady hat einen neuen Besitzer bekommen. Noch fühlt es sich surreal an, dass wir unser zu Hause bald in andere Hände geben werden. Einige Wochen dürfen wir aber noch an Bord genießen und Moya nach Kroatien segeln, bevor dann das große Heulen kommt. Nach 5 Tagen gemeinsamer Zeit, vielen Fragen und Erkundung von jeder Ecke und jedem Schaltkreis an Bord können wir uns wenigstens sicher sein, dass sich ihre neuen Eigner mindestens so gut um unsere Lady kümmern werden, wie wir das getan haben. Das war uns wichtig, denn jedem würden wir Moya nicht anvertrauen. Trotzdem wird es verdammt schwer werden, das Leben als Landratten wieder aufzunehmen. Ganz ohne die Weite, das Meer, das sanfte, manchmal auch kräftige Schaukeln, die viele Zeit mit den Kleinen an der frischen Luft und den anderen Seglern - ich will noch gar nicht daran denken! Fürs Erste werde ich das noch Verdrängen, später ist noch Zeit genug, Moya zu vermissen. Nach den Wochen in denen wir an Bord gewerkelt haben, freue ich mich statt dessen total wieder in See zu stechen und eines der schönsten Reviere der Welt zu bereisen. Die Ägäis wartet.

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03.07.2019:
Kommentar fromAdolf
Ja....ja...: Eine sinnvolle Kopfentscheidung ist die eine Seite von zweien. Das danach folgende loslassen müssen ist die zweite , wesentlich schmerzlichere Seite. Davon kann ich selbst jetzt noch ein Lied singen. Ich wünsche Euch eine glückliche Weiterreise und noch schöne Tage an Bord .
26.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Tage in der Werft

Nereus ist das Beste was man von einer Werft erwarten kann. Sie liegt direkt neben der Altstadt von Rhodos und nur einige wenige Schritte entfernt von Handwerkern, Werkzeug- und Marine Läden. Im Gegensatz zu anderen Werften, darf man am Schiff selbst arbeiten, wenn man will, ansonsten gibt es auch Arbeiter die das erledigen. Bäcker und Supermarkt sind in Laufentfernung. Allerdings ist es total irritierend wie viel Geschleppe es ist Wasser zum Schiff zu bringen und noch schlimmer wieviel Müll allein die Wasserflaschen produzieren. Jeden zweiten Tag zwei Sixpacks 1.5 Liter Wasserflaschen zum Boot zu tragen ist neu für uns. Normalerweise kommt unser Trinkwasser direkt aus dem Wassermacher. Auch jetzt kaufen wir das Wasser nur deshalb, weil wir vor dem Kranen vergessen haben Wasser zu machen. Abgesehen vom Geschleppe sind wir auf dem Trockenen happy. Es gibt Duschen und Toiletten auf dem Werftgelände und sogar einen kleinen Strand 50 Meter von Moya entfernt- perfekt für die Jungs zum Spielen, Plantschen und Räubern. Für Beide ist die Werft ohnehin ein großer Abenteuer Spielplatz. Es gibt einfach so viel zu entdecken und auszuprobieren: der Kran, die Arbeiten an den Booten, Handwerker mit ihren Werkzeugen, Stöcke und Holzblöcke zum Bauen und Wasser und Kies um Suppe zu kochen. Dementsprechend sehen die Kids auch jeden Abend aus: schwarze Füße und Hände und Hosen und T-Shirts die vor Staub schon ganz starr sind. Wenn ich nur eine Waschmaschine an Bord hätte...

Eigentlich wollten wir morgen wieder im Wasser sein, nun wird es wohl einen Tag später werden. Das Unterwasserschiff ist zwar fertig, aber unser Propeller hatte knapp 2mm Spiel, so dass wir nun besser das Wellenlager tauschen. Um das Lager zu tauschen, muss der Propeller ab und die Welle gezogen werden. Beides hatten wir bisher noch nicht gemacht und dementsprechend viele Fragezeichen hatten wir im Gesicht. Muss die Welle nach innen oder nach außen? Wo fangen wir an? Welche Schrauben müssen gelockert werden? .... Die Handwerker waren total ausgebucht, wir hatten keine Chance den Job zeitnah extern zu vergeben. Nikos versprach aber zu helfen, falls wir hängen bleiben. Seit langem zogen wir mal wieder unseren Telefon Joker und riefen erst Dieter und Adolf, die Voreigner von Moya, und anschließend Sigi, der sich immer um die Maschine gekümmert hatte, an. Mit der telefonischen Unterstützung und der in Aussicht gestellten Notfall Hilfe vor Ort, wagte sich Christian daran die Welle auszubauen. In unzähligen Telefonaten erklärte Sigi Christian Schritt für Schritt was er zu tun hatte. Der Mann hat ein unglaubliches Gedächtnis! Selbst welche Größe der Imbusschlüssel wir benötigen, konnte er Christian noch aus der Erinnerung sagen. Das war eine unschätzbare Hilfe, ohne die wir den Ausbau wohl nicht geschafft hätten. Großen Dank Sigi, Dieter und Adolf! Jetzt liegt der Propeller unter dem Schiff, die Welle im Schiff und das Lager in zwei Teile gesägt neben Moya. Per Expresslieferung soll morgen das neue Lager kommen. Wo die Welle schon draußen ist, tauschen wir dann auch die Simmeringe der Wellendichtung gleich. Sie liegen schon auf dem Navi Tisch. Ich hoffe nur, dass wir das Puzzle dann auch wieder zusammengesetzt kriegen. Aber bei so viel Unterstützung aus der Ferne sollte das doch klappen.

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29.06.2019:
Kommentar fromJoe Curtain Wall
Tolles Logbuch/ toller Blog Gratulation Lg Joe Curtain Wall
23.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Auf dem Trockenen in der Nereus Werft

Endlich wieder Wasser

Bevor unsere Lady aus dem Wasser musste, machten wir noch einen kleinen Törn an der Nordspitze von Rhodos. Robert und Moritz waren dieses Mal als Crew dabei und packten ordentlich mit an. Da konnte ich mich zurück lehnen und einfach nur genießen. Nach fast drei Wochen in der Marina, war es toll mal wieder draußen am Wasser zu sein. Die Bedingungen waren perfekt. 20 Knoten Wind aus Nordwest. In der Abdeckung der Insel gab es kaum Schwell und wir machten 6 Knoten hart am Wind. Später kreuzten wir noch ein Stückchen auf bevor es zurück ging. Der Wind wehte uns um die Nasen, die Sonne schien, der Himmel war blau. Es war großartig. Nur die Jungs verschliefen den Törn zu großen Teilen. Joshua lag im Salon, Joni im Cockpit und schnarchten. Erst als Moya wieder fest vertäut am Steg lag wachten sie auf. Sie waren wohl das Segeln nicht mehr gewöhnt. Wie schnell sich Kinder doch anpassen! Nur drei Wochen am Steg hatten gereicht, dass unsere kleinen Seemänner die sonst bei den rauesten Bedingungen durchs Schiff turnten, von Moya in den Schlaf geschaukelt wurden. Welch Luxus!

Kranen

In der Nereus Werft gibt es nur einen relativ kleinen Travellift. Er krant 75 Tonnen, ist dabei ca. 10 Meter lang und hat eine lichte Höhe von 7 Metern. Das Gewicht ist natürlich kein Problem, aber bei der Höhe waren wir skeptisch. Wir waren schon vor einigen Tagen bei Elias in der Werft gewesen, um uns den Kran vorab anzuschauen. Mit dem Querträger des Krans und unserem in den Mast laufenden Vorstag, war vorwärts kranen ausgeschlossen. Aber mit 7 Meter Clearance war selbst rückwärts kranen kein Selbstläufer. Achtern befinden sich ja unser Gerätetäger mit Radar, Solarzellen und Windgenerator. Wir wollten besser auf Nummer sicher gehen, demontierten die Solarzellen und bereiteten den längeren Backbord Träger mit dem Windgenerator vor, gelegt zu werden. Dann tuckerten wir hinüber zu Werft. An der schmalen Kranstelle standen schon acht Mann und warteten die Leinen entgegen zu nehmen. Ich war, wie jedes Mal wenn Moya aus dem kühlen Nass gehoben wird, total aufgeregt und heilfroh, dass wir so viel Hilfe hatten, denn es wehte ordentlich und das Wasser schwappte. Der Capitano machte seine Sache hervorragend und parkte auf Anhieb ein - fest waren wir. Der Kran kam auch schon daher gerollt und siehe da, es passte doch. Der Träger konnte bleiben wo er war. Die Gurte wurden dann hinten zwischen Skeg und Kiel und vorne zwischen Kiel und Echolotgeber gefädelt, schnell nochmal im Wasser mit Taucherbrille geprüft, ob alles richtig sitzt, und schups, schwebte unsere Lady über dem Wasser.

Knapp 20 000 Seemeilen waren wir gesegelt seit wir das letzte Mal auf dem Trockenen waren und hatten Schlimmes befürchtet. Aber das Antifouling arbeitete noch. An manchen Stellen war es zwar schon abgefahren, aber große Teile des Unterwasserschiff waren noch schön schwarz, fast ohne Bewuchs. Im Roten Meer hatten wir das letzte Mal die Seepocken entfernt und den grünen Flaum, der im warmen Wasser so schnell wächst. Das Mittelmeer scheint sehr viel Eigner freundlicher zu sein - eine positive Überraschung.

Durchleuchtet

Gestern wurde dann jeder Winkel unseres Schiffes genauestens inspiziert. Herr Walsh war mit der Übernachtfähre aus Athen gekommen und wollte Moya auf Herz und Nieren überprüfen. Als erstes packte er sein Ultraschallmessgerät aus seinem Koffer aus und fing an mit hunderten Messpunkten Moya’s Rumpf systematisch zu inspizieren. Neben jeden Messpunkt schrieb er mit Kreide die Stahldicke in Millimeter. Am Ende war der Rumpf übersäht mit weißen 4.8 und 4.9, nur am Ruder war der Stahl dünner, dort hatte die Werft offensichtlich nur 4mm Stahl verwendet. Dann wurde Moya abgeklopft, 2 Runden mit dem Hammer. Herr Walsh hörte gespannt und war ganz überrascht als er an keiner Stelle Rieselgeräusche hörte. Dass der Rumpf tiptop in Ordnung ist sagte er aber erst nachdem er von Innen in alle Bilgenfächer geschaut hatte. Weiter ging es dann an Deck mit der Gasanlage, den Winschen, dem Ankerkasten, den Navigationsinstrumenten und Lichtern, alles wurde überprüft und fotografiert. Nach dem Öffnen der Staufächer, arbeitete er sich zu den Tanks, den Fenstern, der Ruder- und Wellenanlage vor, bevor der Experte schließlich im Maschinenraum landete und Heizung, Maschine, Toilettenanlage, Bilgenpumpen unter die Lupe nahm. Am Stevenrohr angekommen meinte er dann “It’s almost too clean. Steal yachts usually are showing corrosion here. This one is not.” Je länger es sich im Schiff aufhielt, desto mehr taute er auf. Am Ende der Untersuchung lächelte der Mann, der mein freundliches "Hallo" morgens komplett ignoriert hatte, sogar und witzelte mit uns. Ihm hatte gefallen was er gesehen hatte, da änderten auch unsere nicht gewarteten Schwimmwesten und Rettungsinsel nicht viel. Es war ein gutes Gefühl, wir hatten Moya immer so gut wir konnten instandgehalten, aber sicher sein konnten wir nicht, ob wir alles richtig gemacht hatten.

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24.06.2019:
Kommentar fromAMS
Wir freuen uns, dass ihr wieder in der Nähe seid. Alles Gute aus der Neckarstrasse
19.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Fix und Fertig...

... sind wir. Den Großteil unserer Instandhaltungsaktivitäten haben wir geschafft. Moya ist geschrubbt und gebohnert worden. Schalter sind getauscht worden, Schrankverschlüsse ersetzt, natürlich auch wieder einige kosmetischen Roststellen entfernt und noch 63 andere Projekte und Projektchen. Zwar gibt es immer noch einige Punkte auf unserer Liste, aber irgendwann muss Schluss sein oder zumindest Pause - bis Freitag. Dann wird gekrant werden. Moya’s Unterwasserschiff will dringend einen neuen Anstrich. Bis dahin können sich meine Arme erstmal erholen, die sind momentan echt müde und haben überhaupt keine Lust mehr auf schleifen, putzen und polieren.

Heute Morgen war auch Costas Markopouliotis da, um sich unsere Schramme anzuschauen. Pantaenius, unser Versicherer, hat den Sachverständigen aus Athen zu uns geschickt, um unser Maleur zu bewerten. Wir sind wirklich froh, dass der nette Bootsbauer nur über unseren Kratzer gelacht hat. “Das ist nichts” waren seine Worte. Gleichzeitig war er total begeistert von den Holzarbeiten in unserem Vorschiff und war sehr zurückhaltend als wir ihm den Vorschlag der hiesigen Handwerker weiter gaben. Nämlich einen Teil dieser Innenverkleidung abzubauen, um dann eine neue Edelstahl Scheuerleiste anschweißen zu können. Schweißer, Maler und Schreiner müssten dafür nacheinander teilweise mehrfach an Bord kommen. Was gar nicht so einfach sein wird, so beschäftigt wie die alle sind. Aber das störte Costas weniger, ihm ging es viel mehr darum mit den Arbeiten nicht die Inneneinrichtung zu zerstören. Er riet uns deshalb diese rein kosmetische Reparatur nur von außen vornehmen zu lassen und empfahl uns hierfür eine Werft in der Nähe von Athen. Mal schauen was wir machen werden. Ehrlich gesagt, habe ich schon eine Präferenz.

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16.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Rhodos - bewegte und ruhige Ecken

Die Großeltern haben uns inzwischen verlassen und sind wieder nach Deutschland zurück gejettet. Aber nicht ohne vorher einen gemeinsamen Ausflug mit dem Mietauto über die Insel zu unternehmen. Während Rhodos Stadt sehr touristisch ist, findet man außerhalb sogar Eckchen, die von den Touris weitgehend verschont werden. Die Landschaft ist hügelig, durchzogen von kleinen Dörfchen und über weite Strecken mit unzähligen Olivenbäumen bewachsen. Ich fühlte mich fast wie in der Toskana.

Lindos ist zwar alles andere als ein authentisches griechisches Dörfchen, trotzdem wollten wir den Ort mit der Festung und der schönen Bucht davor gerne besuchen. Ganz einfach war das nicht. Die kleinen weißen Mietautos standen in Reihen am Rand der Straße und in Schlangen darauf. Der Stau war nur von einen Mann in zivil mit Trillerpfeife im Mund in geregelte Bahnen zu lenken. Alle suchten einen Parkplatz. Als wir schließlich unten am Strand einen ergattert hatten, starteten wir unsere Entdeckungstour genau dort. Der Strand war belagert, jeder Quadratmeter belegt von Liegen und Sonnenschirmen, dahinter reihten sich die Strandrestaurants auf. Das waren wir überhaupt nicht mehr gewöhnt. Schnell liefen wir über die Holzbretter im Sand zum anderen Ende der Bucht und stiegen durch kleine Gässchen hinauf zur Festung. Über Pflastersteine und Mosaike, vorbei an netten Restaurants, Hotels, kleinen Läden und Pensionen ging es. Überholt wurden wir von zwei Esel mit hellhäutigen Menschen auf dem Rücken. Das Dorf ist wunderschön, aber in jeder Ecke für den Tourismus hergerichtet. Das wahre Griechenland findet man hier eher nicht.

Auch in Rhodos ist es erstmal schwierig nicht in einem Tourischuppen zu landen. In der Altstadt gibt es wenig anderes und auch bei der Marina findet man eine Autovermietung, einen kleinen Supermarkt mit Apothekenpreisen und einige posh Restaurants. Läuft man aber einige Straßen in das Wohnviertel hinter der Marina findet man auch die kleine Gyros Taverne, eine Konditorei, mit endlosen süßen Köstlichkeiten, oder die Hippopotamus Café Bar, wo normalerweise nur die Griechen sich die Klinke in die Hand drücken.

Am besten aber lernt man die Griechen kennen, wenn man mit ihnen arbeitet. Die Marinieros sind natürlich hochprofessionell, genauso wie der Segelmacher, der uns unsere Genua zwar ein paar Tage verspätet, aber dafür in Top Zustand zurück brachte. Er hat das Segel nicht nur repariert und die UV Protection erneuert, sondern es auch gewaschen und alle Nähte überprüft. Nur als wir ihn nach der Rechnung fragten kam er ein wenig ins Schwitzen, damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet. An der Mehrwertsteuer vorbei wirtschaften ist hier die Regel und keine Ausnahme. In der kurzen Zeit hier auf der Insel sind wir schon zig Mal darüber gestolpert, keinen Kassenzettel zu bekommen, andere Preis genannt zu kriegen, wenn mit Karte bezahlt wird oder direkt angesprochen zu werden, dass es ohne Rechnung bessere Preise gibt. Wer Böses denkt, schweift ab zur Pleite Griechenlands. Qualität haben bisher alle Handwerker geliefert, nur Socrates ist auch nach Duzenden Anrufen und 5 Besuchen in seinem Laden nicht dazu zu bewegen gewesen, sein Versprechen wahr zu machen und eine neue Sprayhood anzufertigen. Naja, vielleicht finden wir noch jemanden anderen?

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24.05.2019 -Kastelorizo, Griechenland

Verliebt in Kastelorizo

Die Insel hat es mir wirklich angetan. Obwohl viele der jungen Einheimischen nichts lieber täten, als von hier weg zu kommen, bin ich ganz entzückt von den vielen kleinen bunten Häuschen mit den Holzbalkonen und bunten Fensterläden. Zwischen den schön hergerichteten Gebäuden gibt es auch immer wieder Lücken, wo einst Häuser gestanden haben müssen und halb verfallene Häuser bei denen kaum noch die Aussenmauern stehen und im besten Fall die alten Läden windschief in ihren Angeln hängen. Dazwischen Aprikosenbäume, Rhododendren, Zitronen, kleine üppig grün bepflanzte Hinterhöfe, schmale Gässchen, weiße Treppen, Kapellen und verwinkelte Wege. An einigen Gebäuden hängen Schilder „For Sale“ mit einer Telefonnummer darunter. Mir jucken die Finger.

In einem der Touri Cafes an der Uferpromenade hängt ein Bild des Orts von vor hundert Jahren, damals war der kleine Ort eine kleine Stadt gewesen. Inzwischen umgibt einen Stille, wenn man hinter die erste Häuserzeile geht. Aber selbst direkt hier im Hafen sitzt jeden Tag ein Mann, der seine Fische und Calamari ausnimmt, die erst später in seinem Lokal verkauft. So wie es schon immer war. Das haben auch die riesigen Wasserschildkröten gemerkt, die täglich um Moya herumschwimmen und ab und zu ihre Köpfe aus dem Wasser strecken. Gleich um die Ecke gibt es einen Bäcker, mit Backstube dahinter. Jeden Tag waren wir bisher dort und kommen täglich mit einer noch größeren Tasche an Gebäck heraus - ich bin nicht sicher, ob ich jemals schon so tollen Blätterteig gegessen habe. Wenn wir noch ein bisschen da sind, werden wir alle noch richtig kugelig, das Tzatziki und Gyros sind nämlich auch unschlagbar.

Immer wieder liefen uns hellhäutige Menschen mit schweren Wanderschuhen über den Weg. Hinter dem Ort ragen die Felsen in den Himmel. Schmale steinerne Pfade führen hinauf. Von oben hat man eine unglaubliche Aussicht über die Bucht und den Ort bis in die nur einige wenige Kilometer entfernte Türkei. Wir wanderten hinauf und einmal über das Plateau bis zum Kloster St. George, das hübsch renoviert ist, aber schon seit langem nicht mehr in Benutzung ist. Auch das Fort haben wir ausgekundschaftet. Die Kids waren voll mit dabei, richtig im Wanderfieber. Ursprünglich wollten wir bereits gestern weiter segeln, aber es ist einfach zu schön hier. Das finden auch die befreundeten Crews von Renegade und Juliane, die wir schon in Ägypten getroffen haben. Griechenland ist und bleibt eines unserer Lieblingsländer, vor allem mit wenn wir mit dem Segelboot unterwegs sind.

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21.05.2019 -Kastelorizo, Griechenland

Zurück in Europa

Die letzten drei Tage zeigte das Stimmungsbarometer Minustemperaturen an. Wir waren zurück. Das Ende unserer Reise steht bevor. Es war kalt. Am Schlimmsten aber war, wir hatten Moya, unserer treuen Lady, die sich immer gut um uns gekümmert hat und uns so zuverlässig um die Welt getragen hat, eine Schramme verpasst. Kaum waren wir im Mittelmeer angekommen und die Tücher gehisst, pflügte Moya hart am Wind durch die Wellen. Der Wind kam aus Nordwesten, im Prinzip da wo es hingehen sollte. Wir segelten durch das durch Tonnen markierte Fahrwasser und wurden langsam von Wind und Wellen auf der östlichen Seite hinaus gedrückt. Eigentlich kein Problem, es gab dort keine Schiffe und das Wasser war auch tief genug. Wir saßen zusammen im Cockpit, als sich das Schiff plötzlich seltsam bewegte. Im ersten Moment wussten wir überhaupt nicht was los war. Erst wenig später sahen wir eine riesige Tonne auf der Steuerbordseite an uns vorbei ziehen - zum Greifen nahe. Das war es also gewesen! Oh Sh..! Die Tonne gehörte zum Nachbarfahrwasser, das unmittelbar, parallel neben unserem Fahrwasser verlief. Wir hatten sie, obwohl sie so groß ist, schlicht nicht gesehen und auch nicht mit ihr gerechnet - unser Fehler! Ein kurzer Blick zum Bug genügte, um zu sehen, dass Moya weiterhin seetüchtig ist, allerdings hat sie jetzt eine unschöne Schramme an der Nase. Wir entschieden weiter zu segeln, allerdings mit anderem Vorsegel. Das Topzeichen der Tonne hatte unsere Genua beschädigt. Langsamer als gewohnt segelten wir weiter, die Crew litt mit, die Stimmung am Tiefpunkt.

Erst heute Morgen wurde es wieder etwas heller, als vor uns die bergige türkische Küste auftauchte und direkt davor auch die östlichste Insel Griechenlands Kastelorizo. Nachdem wir die Insel umrundeten sahen wir die wunderschönen, kleinen Häuschen mit den bunten Fensterläden am Fuße des Felsen, die Moschee und die Kirche, den Stadthafen mit den davor liegenden Fischerbooten und Yachten, dazwischen grüne Büsche, Bäume und üppig blühende Rhododendren. Wildromantisch und einfach nur schön. Mir ging das Herz auf. Als wir dann in einer der vielen Tavernen am Hafen echten Cappuccino schlürften und Schoko-Croissants aßen, genoss ich es bereits in vollen Zügen zurück in Europa, zurück zu Hause, zu sein.

Wie viel Glück wir mit unserer Lady haben lernten wir dann auch noch. Mit einer wenigen soliden Yacht, wäre die Sache wohl nicht so glimpflich ausgegangen, ist die Einschätzung eines Schiffbau Ingenieurs, der sich heute unseren Makel ansah. Mit einem Loch statt einer Schramme wären wir auch definitiv noch nicht hier. Arbeit wartet auf uns, aber es gibt wesentlich Schlimmeres.

Zu diesem Eintrag gibt es2Kommentare.
23.05.2019:
Kommentar fromGabi
Eure treue, zuverlässige Moya muss nun doch noch am Schluss eine auf die Nase bekommen, aber wie gewohnt, hat sie schlimmeres Ungemach verhindert. Lasst sie dafür nun aufhübschen, damit sie noch den Rest der Strecke stolz durch das Mitteilmeer ziehen kann. Sie hat es verdient. Tante Gabi
23.05.2019:
Kommentar fromMicha + Markus
Auch von uns einen herzlichen Glückwunsch, dass Ihr wieder im Mittelmehr seid und willkommen zurück in Europa. Nach Rhodos ist es dann auch nicht mehr weit, daran haben wir noch viele schöne Erinnerungen an die Segelwoche mit Euch.
17.05.2019 -31°14' N, 32°21' O, Mittelmeer

Manövrieren im Suezkanal

Kanal Deals

Zum gefühlt hundertsten Mal wurden unsere Pässe geprüft, dieses Mal kamen die Immigration Officer dafür zusammen mit dem Pilot zu Moya heraus getuckert, die Gesichter argwöhnisch betrachtet und schließlich für in Ordnung befunden. Nach dem letzten Dicken des nach Norden fahrenden Convoys durften wir in den Kanal. Mohamed, unser Pilot und Advisor, lotste uns zunächst aus dem Yachtclub heraus zu zwei davor wartenden Fischerbooten. „I need you to moor“, sagte er in seinem kaum vorhandenen Englisch und zeigte auf die Boote. Nach kurzem Telefonat mit der Marina fanden wir heraus, dass wir an den Booten festmachen sollten, um durch den Kanal geschleppt zu werden. Das ginge schneller. Was wie eine offizielle Aufforderung klang, war tatsächlich nur ein weiteres Mal eine Möglichkeit Geld zu verdienen. Vermutlich hat das schon das ein oder andere Mal funktioniert, aber nicht bei Christian, der den Deal sofort durchschaute und an den Booten vorbei knatterte - mit 9 Knoten. Der Tidenstrom schob kräftig Richtung Norden und tatsächlich waren die Fischer auch nicht schneller als wir. Bald war das erste Containerschiff direkt vor uns. Mohamed wies uns an, es links zu überholen. „Ok! Aber war Überholen nicht genau das, was die Kanalbehörde nicht wollte und uns deshalb nach den Dicken, die normalerweise sehr viel schneller unterwegs sind, in den Kanal schickte?“ Inshala! Wir zogen vorbei, immer schön an der linken Seite des Kanal. Ab und zu wichen wir kleinen Fischerböötchen aus. Im Lake Bitter, warteten die Großen dann bis der südwärts laufende Convoy vorbei war und stießen dunkle Russschwaden in die stehende, heisse Wüstenluft. Wir durften weiterfahren, entgegen der Fahrtrichtung der Dicken. Am Nachmittag, Mohamed hatte inzwischen zwei Mal gebetet und war trotz der Hitze nicht einmal zu einem Schluck Wasser zu überzeugen, zog wie jeden Tag ein Sandsturm auf. Der blaue Himmel, war jetzt beige-gelblich, die Boote vor uns nur noch schlecht zu erkennen und das Vorankommen wurde mühsamer. Wir hatten es aber fast schon geschafft. Ismailiah war nur noch 30 Minuten entfernt.

Dort angekommen, setzten Melipal und Windchase ihre Piloten am Steg ab und gingen vor Anker. Um 17 Uhr legten wir direkt am Anleger an und blieben auch dort, nebenan war ein Spielplatz und es gab ein kleines Restaurant. Die Festmacher waren gerade vertäut, als Peter von Melipal über Funk Bescheid gab, dass sie auch an den Steg mussten. Er hatte einen Anruf von Captain Heebi bekommen, dass sie sonst am nächsten Tag nicht weiterfahren dürften. Da hatte sich wohl jemand aus dem Club bei Heebi beschwert. Christian kommentierte mittlerweile ein bisschen zynisch: „Warum ankern da 42 USD, die doch eigentlich in die Kasse des Clubs gehören?“ Windchase und Melipal hatten keine Alternative, legten grummelig an und vernichteten ihre letzten Alkoholvorräte. Um kurz nach 20 Uhr, wir hatten gerade zu Abend gegessen, klopfte es an unsere Bordwand. Ein Mann informierte uns, dass sich ein amerikanisches Kriegsschiff für den nächsten Tag angekündigt hätte und der Kanal deshalb gesperrt würden werde. Für bedeutete das ein weiterer Tag in Ismailiah. Ich dachte mir: „Für uns kein Problem, wir sind ja ohne Zeitdruck unterwegs.“ Vielmehr beschäftigte mich was Trump da eigentlich vorhat. Erst letzte Woche war der Flugzeugträger Abraham Lincoln mit der zugehörigen Armada durch den Kanal Richtung persischer Golf gegangen und nun noch ein Kriegsschiff der Amis!

Peter wollte sich mit der Situation nicht zufrieden geben und rief Captain Heebi an. Um 23 Uhr war dann ein Kompromiss gefunden. Wir würden morgens um 4 Uhr starten, so dass wir vor dem Kriegsschiff aus dem Kanal wären. Allerdings müssten wir noch den Yachtclub bezahlen und von Immigration kontrolliert werden. Um 1 Uhr war dann auch das geschafft, die Geschäftszeiten während des Fastenmonats sind deutlich in die Nacht verschoben, und wir legten uns in die Kojen.

Angekommen im Mittelmeer

Bereits 3:50 Uhr klopfte es. Es war noch stockdunkel. Ein neuer Mohamed Pilot kam an Bord und hatte es eilig loszukommen. Der sympathische Mann und Vater von 5 Kindern hatte uns ägyptisches Gebäck mitgebracht. Ich strahlte ihn an und bot ihm Kaffee zum Frühstück an. Obwohl es noch Nacht war, lehnte er ab, er würde fasten, kein Essen und Trinken nach dem Morgengebet. Wir legten also ohne Frühstück ab und tuckerten Richtung Norden. Müde! Um 8:00 Uhr waren wir schon an der Abzweigung nach Port Said. 25 Knoten Wind drückten von Westen, das erste Mal seit langem war die Luft kalt. Ich zog meinen Fleece Pulli und eine Windjacke an. Zwei Stunden und einige Selfies später setzten wir Mohamed auf einem Pilotboot ab, zogen die Tücher hinauf und wagten uns hinaus in die aufgewühlte See und das Tonnenlabyrinth vor der ägyptischen Küste. Wir sind im Mittelmeer.

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19.05.2019:
Kommentar fromMaxi
Ihr habt es geschafft! Herzlichen Glückwunsch und willkommen zurück (fast) zuhause. Wie seltsam es sich für Euch anfühlen muss wieder im Mittelmeer zu sein. Im Vergleich zu Euren Abenteuern klingt „Mittelmeer“ unglaublich langweilig. Liebe Grüße!
19.05.2019:
Kommentar fromNici
Hallo ihr vier, ich habe bis zum Schluss mitgefiebert und freue mich sehr das ihr wieder in heimischen Gewässern seid ohne negativen Vorkommnisse. Ich wünsche euch eine schöne restliche Segelzeit und freue mich auf eure letzten Wochen voller Abenteuer. Ganz liebe Grüße Nici
20.05.2019:
Kommentar fromGabi
Willkommen zuhause! Klingt zwar etwas großspurig, aber am Sonntag ist EU-Wahl, die ihr leider versäumt, aber das bestätigt, dass ihr euch quasi in heimischen Gewässern befindet. Beim Sprung ins Wasser werdet ihr euch auch gleich heimisch fühlen. Toll, dass ihr das geschafft habt, 2 Jahre auf See und um die Welt gesegelt mit den beiden Kurzen! Eure Moya ist so ein Super-Segler, dass sie das Mittelmeer weiterhin bis zum Ende des Törns mit Bravour bewältigen wird, auch wenn es vielleicht noch etwas stürmisch wird. Liebe Grüße Tante Gabi
26.05.2019:
Kommentar fromDody
Whow, ihr habt es geschafft, ganz herzlichen Glueckwunsch, Klasse gemacht!!! Und dabei fuehlt es sich fast wie gestern an dass wir in Nazaré zusammengehockt haben beim Koepfe zerbrechen ob es klappen koennte und was, wenn nicht ... Big hugs an Euch alle xxx