Nach 799 nautischen Meilen: Lämpchen in Sicht!
Heute morgen um 3:45 Uhr hatte Christian das Erlebnis das erste Licht von Sal zu sehen. Als ich um 5 Uhr aus meiner Koje fiel sahen wir Sal schon ganz nah vor uns. Der Sternenhimmel lag immer noch ausgebreitet über uns und es war finster und wir dachten schon wir sind zu früh. Tatsächlich dauerte es noch über 2 Stunden bis wir die Lämpchen des Hafens identifizieren konnten.
Ankommen bei Nacht ist hier nicht ganz ohne, wir hatten es zuvor schon gelesen, sahen es jetzt aber auch selbst: ungefähr die Hälfte der Navigationslichter funktionieren einfach nicht. Deshalb waren wir froh, dass wir mit dem Anbruch der nautischen Dämmerung die Tonnen schemenhaft erkennen konnten. Die Kinder waren inzwischen auch aufgewacht, saßen ganz aufgeregt im Cockpit und halfen eifrig mit, den richtigen Weg in die Bucht zu finden. Vor dem kleinen Dorf Palmeira warfen wir dann den Anker und fanden es erstmal seltsam, dass Moya keine Bewegungen machte und ganz ruhig dalag. Nach 6 Tagen und 7 Nächten auf dem Atlantik, bei besten Segelbedingungen - mal abgesehen von den 2 Tagen mit Leichtwind, aber irgendwas ist ja ohnehin immer - waren wir heute dann froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Heute morgen, als wir die Lichter von Sal am Horizont sahen fragte ich Christian, wie er unsere erste lange Passage jetzt empfindet. Er meinte "Es war eigentlich super, sogar der Schlafmangel war gar nicht so schlimm wie erwartet. Ohne Kinder wäre es richtig entspannend gewesen." Was ihm nicht so gut gefallen hat war, dass wir abwechselnd Nachtwache schieben mussten. Auf die Frage, wie die Kinder die Reise empfunden haben, meinte er "Die Beiden haben super mitgemacht. Sie haben uns zwar beschäftigt, aber ich glaube es hat ihnen gut gefallen". Joshua meinte dazu eben: "Mir hat es sehr gut gefallen." Und gestern Abend als ich zu ihm sagte "nur noch eine Nacht schlafen dann sind wir da" - "Oh schade, mir gefällt´s hier gerade so gut. Joni ist gestern Abend bei einer großen Welle noch umgefallen und hat sich den Kopf gestoßen. Das hat er umgehend dem Schwanken zugeordnet und war die erste Stunde danach sichtlich nicht happy, dass es schaukelt. Ansonsten würde ich sagen war die Fahrt für ihn auch kein Problem. Ich für mich hatte nicht erwartet, dass alles so smooth laufen würde. Die Kinder waren zwar teilweise anstrengend, aber das sind sie auch an Land. Gestern abend als die Sonne unterging fand ich es fast schade, dass wir heute schon ankommen. Auf der einen Seite weiß ich nun wie viel Wasser zwischen den Kanaren und den Kap Verden ist, auf der anderen Seite verschwammen die letzten Tage ineinander, so dass sich die Reise gar nicht wie eine ganze Woche anfühlte. Am zweiten Tag hatte ich definitiv einen Hänger, aber danach ging es bergauf für mich. Mit fortschreitender Zeit fokussierte sich unser Trip immer mehr auf das Leben an Bord und weniger auf das Boot fahren. Das war sehr schön, vor allem habe ich (meistens) die viele Zeit mit den Kindern genossen, in der wir ganz viel mit einander machten. Dem zweiten Teil unserer Atlantiküberquerung schaue ich dennoch immer noch etwas skeptisch entgegen - mit wechselnden Bedingungen wird so leicht aus der angenehmen Passage ein Horrortrip. So jetzt gehe ich erstmal ausgiebig Duschen, das wird toll so ganz ohne hin und her fallen.