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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuGriechenland

29.07.2019 -Brindisi, Italien

Verzaubert von Calypso auf Othoni

Abschied von Griechenland

Bevor der Südwind in der Nacht zum Sonntag einsetzen sollte hatten wir noch ein bisschen Zeit. Vorzeitig nach Italien übersetzen war keine Option schließlich wollten wir segeln. Die Alternativen waren auf Corfu bleiben und einen Landausflug unternehmen oder uns die nördlichste der griechischen Inseln, Othoni, anschauen. Ohne fahrbaren Untersatz an der schlecht zugänglichen Steilküste Corfus’ entschieden wir uns für Othoni, segelten die wenigen Meilen am Nachmittag Richtung Norden und warfen den Anker in dem kleinen Hafen. Obwohl nur wenige Boote dort vor Anker lagen, war der Raum hinter dem Wellenbrecher eigentlich voll, wir tasten ein bisschen und fanden schließlich doch noch ein Plätzchen im flacheren Wasser. Am nächsten Morgen tobten sich die Kids am Strand aus während Christian und ich unseren letzten Cappuccino Freddo genossen. Cappuccino Freddo scheint mir mittlerweile das Nationalgetränks Griechenlands geworden zu sein, auf den Straßen von Rhodos, Epidharvos, Leftkas und wie die Städtchen alle heißen, sieht man die Menschen einfach überall herumlaufen mit den eisgekühlten Cafe Getränk. Und es ist wirklich unglaublich lecker, sieht aus wie Cappuccino und schmecken auch so, aber eben kalt. Außerhalb Griechenlands habe ich dieses Getränk noch nirgends gesehen und selbst in Italien werden wir mit Fragezeichen in den Gesichtern angeschaut, wenn wir den kalten Cafe bestellen wollen. Elias, der Besitzer der kleinen Cafebar Antonis, erklärte uns auf Othoni, dass dieser Cafe eine Erfindung der Griechen sei und ich finde er hat jede Menge Potential ein Exportschlager zu werden. Von Elias bekamen wir auch den Tipp in der Bucht der Meeresnymphe Calypso vorbei zu schauen. Er hat nicht übertrieben als er meinte, es wäre der schönste Strand weit und breit. Direkt vor den weißen Felsen von Othoni gelegen ist er vielleicht sogar der schönste Strand den wir in Griechenland besucht haben. Mit kleinen Felsenhöhlen nebenan und absolut genialem Wasser. Vom Land aus absolut nicht zu erreichen und auch mit dem Boot liegt man davor unruhig, selbst ohne Wind. Calypso verzauberte uns, kein Wunder, dass Odysseus 7 Jahre bei ihr festhing (auch wenn das wohl nicht hier gewesen ist).

Wir fliegen in die Adria

Am Abend gingen wir Anker auf. Wind gab es noch keinen, aber der würde noch kommen. Mit 20 Knoten von hinten sollte es eine angenehme Nacht werden. In der Theorie! Schon vor dem ersten Wachwechsel war klar, dass der Südwind wohl mehr Schmackes haben würde wie gedacht. Im zweiten Reff segelten wir mit konstanten 7 Knoten Richtung Italien. Morgens um 6:00 Uhr hatten wir konstante 35 Knoten Wind in Böen mehr, das dritte Reff musste her. 20 Meilen waren es noch nach Brindisi. Mit der ersten Netzabdeckung zogen wir neues Wetter und ich erschrak. Der Wind sollte noch weiter zunehmen und sogar in fast voller Stärke über das Festland hinweg fegen. So hatten die das gestern aber noch nicht vorhergesagt! Unsere Windfahne hatten wir für die kurze Passage nicht installiert und dem Autopiloten machten die Wellen von hinten zu schaffen. Er meckerte ab und zu. Wir beschlossen die restlichen Meilen per Hand zu steuern. Das hatten wir schon lange nicht mehr gemacht und tatsächlich machte mir das Rudergehen im ersten Sonnenlicht riesigen Spaß. Der Wind fegte die Müdigkeit einfach davon. Zwei Stunden später versuchten wir die Brindisi Port Control an die Funke zu kriegen, auf allen Kanälen. Nur einmal kurz reagierten die Italiener, so dass wir schließlich ohne weitere Anweisungen in den Hafen einliefen. Die Segel fielen erst im Hafenbecken, wo es noch immer mit über 30 Knoten über Moya hinweg fegte. Das Anlegen würde ein Spaß werden, dachte ich. Hinter dem hohen Häusern am Stadtkai, gingen wir dann aber in Deckung und konnten ganz gemütlich festmachen.

Bella Italia

Juhu, wir waren in Italien! Nur eine Nacht über die Adria und schon war alles anders. Straßen, Gebäude und natürlich die Leute. Am Sonntag Morgen war Brindisi zwar fast wie ausgestorben, aber am späten Nachmittag kam die ganze Stadt auf die Straße und flanierte am Kai entlang, wo inzwischen zahlreiche Stände und Fressbuden aufgebaut waren. Wir starteten schon am Morgen auf unseren ersten Rundgang - mit Cafe und Pizza. Schön ist es hier!

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31.07.2019:
Kommentar fromMartin
Hallo ihr Rückkehrer.....wenn ihr zeit habt nehmt auch den Gargano an der Spornspitze mit, eine wunderschöne Ecke die wir ein paar mal mit unseren 4 Kindern und dem Wohnwagen bereist hatten.......lg
26.07.2019 -Palaiokastrita, Corfu, Griechenland

Warten auf Südwind

Veräppelt

Wegen der vorhergesagten Nordwind planten wir eine weiter Nacht auf Paxos zu bleiben. Wir hatten keine große Lust gegen 25 Knoten Wind anzukreuzen oder noch doofer unter Maschine gegen den Wind zu bolzen. Als dann am Morgen der Wettermann überraschend Rückenwind prophezeite, strauchelten wir nicht lange, gingen Anker auf mit Kurs auf Corfus Nordwesten. Es war wieder einiges los auf dem Ionischen Meer, aber unsere Mitsegler bogen bald ab, um in der großen geschützten Meerenge zwischen Corfu und dem griechisch: albanischen Festland zu segeln. Wir waren alleine als am Nachmittag der NW in voller Stärke einsetzte und uns ordentlich eins auf die Nase gab. Nach Westen hin war die nächste Landmasse Italien, so dass auch die Wellen genügend Platz hatten und sich stündlich weiter vergrößerten. Den Kurs nach Palaiokastrita konnten wir nicht anhalten, also kreuzten wir und hatten genau das was wir eigentlich nicht wollten: der Ritt auf dem wilden Stier. Der Nachmittag kroch voran. Moya wirkte wie festgeklebt auf der Seekarte, jedes Mal wenn ich unseren Fortschritt verfolgte. An der Westküste Corfus’ gibt es auch wenige sichere alternative Ankerbuchten. Es hieß also Zähne zusammenbeißen und durch. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir den Schutz der Insel, der Anker fiel im letzten Dämmerlicht.

Am nächsten Morgen sahen wir erst wie schön es in der dreiarmigen Bucht zwischen den Felsen war. Nur wenige Segler hatten sich hierher verirrt, aber dafür gab es viele kleine Tret- und Ausflugsboote. Wo es schön ist, wollen eben gerne alle hin. Trotzdem war ich überrascht, als ich erfuhr, dass man die Liegen am Strand vorbuchen muss und der Anleger PRIVAT ist...

Verstärkung

Etwas Gutes hatte unser vorzeitiger Ausflug nach Corfu aber dennoch. Am nächsten Tag verdoppelte sich Moyas‘ Crew spontan. Christoph und Andrea waren mit ihren drei Kids auf der Insel zum Urlaub machen und besuchten uns an Bord. Joshi und Joni waren ganz aufgeregt und führten den Kindern Moya vor. Alle Spielsachen wurden heraus gekramt und natürlich mussten Lina, Benno und Jannis auch sehen wo wir essen, schlafen und ganz wichtig wo der Motor ist. Innerhalb von Minuten konnte man keinen Fuss mehr in den Salon setzen, die Kids hatten ihr Reich markiert. Aber das war auch gar nicht nötig, wir Großen wollten ohnehin lieber quatschen und in dem unglaublich klaren türkisfarbenen Wasser baden. Noch schöner als in Palaiokastrita, war das Planschen außerhalb, an der schroffen Steilküste. Aus Windmangel tuckerten wir dorthin - in Schlangenlinien, denn jedes Kind wollte gerne einmal steuern. Der dreijährige Jannis war am ausdauerndsten. Sein Kopf endete an der Steuerradnabe, er konnte also nicht über das Steuerrad und schon gar nicht nach vorne gucken, das störte ihn aber nicht weiter. Stolz drehte er auf Ansage am Rad, entweder zum Papa oder zu mir, und machte seine Sache richtig gut. Vor den Felsen der Westküste ließen wir dann das Eisen ins Wasser fallen und schauten dem Anker beim Eingraben zu. Ich war davon mindestens genauso begeistert wie die Kids. Es ist grandios, wenn man sogar von weitem sieht, dass wir sicher liegen. Der Nachmittag an der Steilküste verging viel zu schnell. Am Abend gab es dann noch Auslauf für die Rasselbande und ein Mythos, Souvlaki und einen griechischen Salat für uns. Welch ein großartiger Abschluss unserer Zeit in Griechenland. Jetzt heißt es nur noch warten auf Südwind und auf nach bella Italia.

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24.07.2019 -Mongonisi, Paxos, Griechenland

Die Ionischen Inseln im Schnelldurchlauf

Fast wie im Urlaub

Oxia, Ithaca, Leftkas, Paxos... momentan liegen wir jeden Tag in einer anderen Bucht auf einer anderen Insel. Nach dem obligatorischen Sprung ins Wasser nach dem Frühstück gehen wir Anker auf, segeln einige Meilen weiter nach Nordwesten und beenden den Tag mit einem Landspaziergang und Quatschen bis in die Nacht hinein an Bord. Die Nächte sind lau und nahezu windstill. Auch tagsüber gibt es meist nur wenig Wind, wenn man mal von der nachmittäglichen Brise absieht. Das Meer ist ruhig mit einigen kleinen Windwellen, aber ohne den langen Schwell des Ozeans. Unter diesen Bedingungen segelt Moya schon mit dem kleinsten Lüftchen. Trotzdem sind wir froh über jede Meile, die wir unter Segel laufen können. Diese Art zu Segeln ist so ganz anders wie das Segeln in den Ozeanen der Welt. Entspannender, fast ohne Einschränkung der Bewegungsfreiheit an Bord und erinnert uns sehr an unsere vergangenen Urlaube mit den Charterbooten. Die Charterboote sind hier auf den Ionischen Inseln überall. Ungewohnt viel Verkehr gibt es draußen am Wasser, kreuz und quer fahren die Boote, teilweise unter Segeln aber meist unter Motor - viel zu tun für den Ausguck. Aber spannend wird es erst in den Buchten, denn irgendwo müssen die ganzen Boote ja am Abend hin. Dann wird es so richtig kuschelig. Die Boote liegen meist wie die Ölsardinen in der Dose, mit dem Anker im Wasser und einer Leine zum nächsten Felsen an Land, selbst wenn kein Anleger vorhanden ist. Da wird teilweise kräftig gewunken, gezetert und geflucht, wenn die Skipper sich um ihre Anker und Boote sorgen, denn fast überall liegen die Ankerketten übereinander und es ist keine Seltenheit, dass ablegende Boote die Anker ihrer Nachbarn herausreißen. Auch beim freien Ankern gibt es oft Unruhe am Ankerplatz, wenn unerfahrene Skipper ihre Yachten nur wenige Meter von den nächsten Booten legen, aber so froh über das geglückte Ankermanöver sind, dass sie nicht überzeugt werden können den nötigen Abstand zum Schwojen zu berücksichtigen. Entsprechend sind auch die Häfen voll. In einigen gibt es sogar Stellplätze, die speziell für die Charterboote reserviert sind und die Hafenmitarbeiter auf Anruf beim Anlegen unterstützen. Zwischen all den neuen, schicken Bavarias, Beneteaus, Hanses und Jeanneaus fällt Moya auf wie ein bunter Hund, denn Fahrtenyachten sind hier dünn gesät.

Time is flying

Nach einer Nacht auf Ithaca, einem Badestopp am Strand und einem Abstecher in einer der ausgespülten Höhlen war es tatsächlich schon wieder soweit: der letzte Abend, bevor Micheal wieder nach Hause fliegt. Schon wieder war eine Woche vorbei und Micheal hatte tatsächlich in der ganzen Zeit noch keine Gyros Pita. Das musste geändert werden, ohne das Nationalgericht konnten wir ihn unmöglich gehen lassen. Am nächsten Tag setzten wir ihn in Lefkada ab und stellten uns mit Moya für die Brückendurchfahrt an, um den Leftkas Kanal zu verlassen. Bis zurück zur Marina stauten sich die Boote, die alle durch das schmale Tor hinaus ins ionische Meer wollten. Stündlich öffnet die Brücke die Durchfahrt für die Segler für ganze 5 Minuten. Da der Capitano in der Vergangenheit schon einmal das Vergnügen hatte eine volle Stunde vor der Brücke zu warten, weil sie ihm vor der Nase zugeschoben wurde, wollte er dieses Mal kein Risiko eingehen. Wir fuhren an den zögerlichen Booten vorbei und warteten zur vollen Stunde direkt vor der Brücke. Tatsächlich wurden auch dieses Mal nur 15 Boote durchgelassen, der Rest der nicht enden wollenden Schlange hatte das Nachsehen. Einige setzten genauso wie wir die Segel auf der anderen Seite und dann ging es los. Immer dann wenn Boote in dieselbe Richtung segeln, passiert irgendetwas in den männlichen Gehirnen der Skipper, es bedarf keinerlei Absprache, und ist trotzdem glasklar: the race is on. Die Tücher werden gesetzt, es wird getrimmt und gekurbelt, selbst Joshis’ und Jonis‘ sportlicher Ehrgeiz war schon geweckt: die Jungs wollten die schnellsten sein. Normalerweise ist das mit unserer schwerer Lady, vergebene Mühe, sie ist eben kein Regattaboot, aber gestern waren wir richtig gut dabei. Hart am Wind, versägten wir einige der anderen Boote, obwohl die sogar einen etwas besseren Windwinkel hatten, da sie Preveza und nicht wie wir Paxos ansteuerten. Das war ein Fest.

Wir wollten Paxos mit dem letzten Sonnenstrahlen erreichen, um in der unbefeuerten engen Bucht zu ankern. Da passte es uns eigentlich gar nicht in den Kram, dass da irgendwas im Wasser trieb. Durchs Fernglas sah das Etwas ein bisschen aus wie ein Kite oder das Segel eines Surfers. Wir änderten unseren Kurs und retteten zum Glück nur einen selbstgebastelten Drachen und keine abgetriebene Person. Im letzten Licht fiel der Anker in der eigentlich viel zu vollen Bucht, aber es sollte ja kein Wind kommen...

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21.07.2019 -Frikes, Ithaca, Griechenland

Mittelalterliches Navpaktos & eine Nacht an der Steilküste Oxias

Geschichtsstunde hautnah

Bereits vom Meer kommend sieht Navpaktos beeindruckend aus. Nur eine schmale Lücke befindet sich in den dicken Steinmauern, die entlang der Küste eine dicke Barriere bilden und sich auch den Hügel hinaufwinden bis zur Burg, die das kleine Städtchen überblickt. Der Capitano lotste Moya durch die Steinmauern hinein in den kleinen Hafen, in dem sonst nur Fischerboote an den dicken Mauern lagen. Ich zögerte, ob wir da wohl wirklich festmachen sollten, aber Christian war ganz unbedarft, versenkte das Eisen an der Hafeneinfahrt, legte die Kette einmal quer durch das Hafenbecken und vertäute Moyas‘ Heck zwischen den kleinen Böötchen am Anleger. Es war ein großartiger Platz, um uns herum das Leben zu beobachten. Rings um den kleinen Hafen gab es Cafés und Tavernen, dahinter eine lebendige Straße und große, schattenspendende Bäume. Durch das Tor in der Hafenmauer konnten wir den belebten Kieselstrand sehen, daneben stand eine Statue von Miguel de Cervantes, dem Author von Don Quijote. Cervantes war 1571 nicht nur Augenzeuge der berühmten Seeschlacht zwischen der spanisch, venetischen Koalition und dem Osmanenheer, sondern verlor dabei auch seine linke Hand. Durch die Schlacht von Lepanto, dem damaligen Namen Navpaktos, wurde dem Vormarsch der Osmanen Einhalt geboten. Aber die Stadt war seit jeher heiß umkämpft, Athener, Venetianer, Römer, Türken, alle wollten die strategisch wichtige Stadt und damit den Golf von Corinth beherrschen.

Fast jeder Ort in Griechenland strotz nur so vor Geschichte, aber Navpaktos konzentriert sie regelrecht. Wir gingen durch die schmalen Gässchen, stiegen die engen Treppen hinauf, vorbei an traditionellen Häusern, alten Osmanen Bädern, befestigten Stadttoren, pinienbewachsenen Hängen bis hinauf zur Burg.

Geht nicht, gibt‘s nicht

Von oben sahen wir den Golf, die Berge des Peloponnes und die majestätische, neuartige Hängebrücke, die eigentlich hätte niemals gebaut werden können. Zumindest war das das Ergebnis der beratenden Experten der griechischen Ingenieurskammer, kurz vor der Veröffentlichung der Ausschreibung für die Brückenkonstruktion der zum damaligen Zeitpunkt längsten Hängebrücke der Welt. Der nicht tragfähige Untergrund, die tektonische Verschiebung, starke Winde und die seismische Aktivität waren die Hauptbedenken der Experten, trotzdem wurde der Bau nur wenige Jahre später begonnen. Jetzt steht sie da und thront über dem Meer, aber wer weiß schon was passiert, wenn die Erde das nächste mal bebt.

Wir jedenfalls sind am nächsten Tag ohne Zwischenfälle unter der Brücke hindurch gefahren und waren ab da im Ionischen Meer. Am Abend gingen wir vor Anker vor der Ostküste von Oxia. Oxia ist schroff, zerklüftet und die Hügel fallen steil ins Meer ab. Eine wilde Schönheit. Das fand auch der Emir von Qatar, der Oxia zusammen mit fünf weiteren Inseln für lächerliche 8.5 Millionen Euro zum Schnäppchenpreis erstand. Wir gingen im tiefen Wasser vor Anker und zogen Moyas Heck mit einer Leine zum Land. Wir badeten im dunklen Wasser, die Jungs spielten mit Tilly Fährboot und genossen den Abend. Zumindest bis eine riesige, brechende Welle an der Küstenlinie entlang auf uns zurollte. In der Dunkelheit sah ich nur die weißen Schaumkronen, hörte das Rauschen und war entsetzt die Welle auf uns zu kommen zu sehen. Die Wellen waren so groß, dass unsere Leine teilweise mindestens einen Meter unter Wasser gewesen sein muss, Moya rollte ein bisschen, dann wurde es wieder ruhiger. Einige Minuten später fand dasselbe Spiel erneut statt, nur weniger drastisch. Auch heute Morgen wurde ich von dem Geschaukel geweckt. Die vorbei fahrenden Fähren waren die Übeltäter, ihre Bugwellen treffen in Oxia ungebremst auf die Küste und werden munter reflektiert. Trotzdem war die einsame Bucht ein wahres Juwel.

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19.07.2019 -Navpaktos, Griechenland

Orangenhaine, Antikes und der Kanal von Corinth

Zwischen Orangenbäumen in Epidhavros

Der Bus von Athen hält in Epidhavros. Das allein machte das kleine Städtchen zum ausgezeichneten Ort um Crew aufzunehmen. Der Plan stand also - auf nach Epidharvos. Morgens gingen wir dort vor Anker, um auf Micheal zu warten und waren sofort angetan von dem kleinen Ort zwischen den Hügeln des Peloponnes. Trotz der Dutzenden Cafes, Bars und Tavernen am Hafen geht das Leben dort einen gemächlichen Lauf. Die Straßen sind weitgehend leer, auch beim Metzger, Bäcker und in der Post ist nicht viel los, nur in der Cafebar neben der Bushaltestelle brummt der Bär. Epidhavros soll eines der best erhaltenen antiken Theatern beheimaten, allerdings liegt es ein wenig außerhalb, so dass wir nachdem wir Micheal eingesammelt hatten, nur seinen kleinen Bruder am Rande des Städtchens besuchten. Anschließend ging es den Hügel hinauf, durch Orangenhaine, um die Akropolis anzuschauen. Es standen nur noch ein paar wenige Steine, dafür aber nebenan eine kleine Kapelle und ein alter Baum, der zum Picknick einlud. Unterwegs hatten die Kinder Orangen geschenkt bekommen, als wir bei der Ernte zuschauten. Sie waren für die Jungs das Highlight unserer kleinen Wanderung und sogar noch besser als der mitgebrachte Kuchen und die Pfirsiche. Faszinierend fand ich aber auch die Geräuschkulisse. Zwischen den Orangenbäumen war es alles andere als leise. Die Luft war prall gefüllt von dem niemals endendem Gesang tausender männlicher Singzikaden. Obwohl die gar nicht mal so kleinen Insekten exzellent getarnt sind, haben wir wir Einige gesichtet und beobachtet wie ihr großer Hinterleib pulsiert.

Im Corinth Kanal

Nachdem die starken Nordwinde sich etwas gelegt hatten, verließen wir am nächsten Tag Epidhavros und tuckerten Richtung Norden. Über Nacht wollten wir gerne das mittelalterliche Städtchen Navpaktos erreichen, aber vorher mussten wir noch durch den Kanal von Corinth. Bevor wir in den nur 3 Meilen langen Kanal einfahren durften, mussten wir noch ordentlich in die Tasche greifen. Stattliche 223€ wollen die Griechen inzwischen von Booten in der Größe Moyas, die sich den Weg um den Peloponnes sparen wollen. Autsch! Nun waren wir da, alles Zetern half nicht nichts, am Ende waren wir etwas ärmer und die Kanalbehörde etwas reicher. Aber immerhin war die Durchfahrt spektakulär, schlechte Laune konnte also erst gar nicht aufkommen. Nachdem sich die Fahrbahn, der Autobrücke, nach unten abgesenkt hatte und die Ampel grünes Licht zeigte, rauschte auch schon die Funke. „Moya, please proceed full speed“. Ah, natürlich! Wie bei allen unseren Kanaldurchfahrten, hatten es auch die Griechen bei unserer vierten und letzten großen Kanaldurchfahrt eilig. Wir schmissen die Leinen los, legten von der Zahlstelle auf der Ostseite des Kanal ab und fuhren hinein. Rechts und links ragten die Felswände fast hundert Meter nahezu senkrecht in die Höhe. Auf der Ostseite waren die Felswände von alten Mauern verstärkt, auf der Westseite waren nur noch einige Überreste davon zu erkennen. Die unzähligen Abbrüche hatten inzwischen Höhlen und Buchten im Kanal gebildet, so dass er jeden Dienstag zum Ausbaggern für die Durchfahrt geschlossen ist. „Bei einem Erdbeben will man hier nicht sein“ dachte ich noch und staunte im Nachgang ziemlich, als nicht einmal 24h nach unserer Durchfahrt die Erde zwischen Corinth und Athen wackelte.

Im Golf von Corinth wurden wir, wenig überraschend, von Westwinden begrüßt. Die See war trotzdem angenehm ruhig. Ein Luxus, den wir bisher nur im Mittelmeer hatten. Unter solchen Bedingungen macht hart am Wind segeln richtig Spaß, so dass wir über Nacht gegen den Wind kreuzten. Am Morgen kamen wir, nach einer fast durch gequatschten Nacht, vor den mittelalterlichen Stadtmauern von Navpaktos an und suchten uns ein Plätzchen in dem alten Miniaturhafen.

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16.07.2019 -Angistri, Peloponnes, Griechenland

Einige Tage auf dem Peloponnes

Porto Cheli liegt an einer weit ins Land eingeschnitten Bucht. Fast rundum geschützt vor den vorherrschenden Winden liegen die Boote hier sogar während des Winters vor Anker oder an Mooring Bojen. Alternativ, kann im Stadthafen rückwärts am Steg festgemacht werden. An Land gibt es einige Tavernen und kleine Läden. Im Gegensatz zu den kleinen Inseln der Ägäis sind es vornehmlich die Einheimischen, die hier ein und aus gehen. Aber Porto Cheli befindet sich im Umbruch. Bis vor kurzem gab es hier eine kleine Werft, in der Segler über den Winter ihre Boote an Land stellen konnten. Der Kran ist nicht mehr da, das Grundstück an Land leer. Stattdessen wird momentan eine neue Marina gebaut. Die Marina ist noch nicht fertig, aber an den Stegen lagen schon einige Motoryachten. Wir ankerten besser, der Untergrund war ein Traum, weicher Schlamm, unser CQR hielt wie einbetoniert. Mit Tilly setzten wir über und machten am Steg der Marina fest. Unser schweres Grosssegel war dabei, um es beim Segelmacher überholen zu lassen. Mit uns vieren, dem Sackkarren und dem Segel war Tilly schwer beladen und wir waren froh als wir den nächsten Steg erreichten. Kaum waren wir ausgestiegen, kam eine Griechin angeradelt und drohte uns direkt lautstark mit der Polizei. Wir sollten verschwinden. „Ok, kein Problem, aber können wir nicht wenigstens das schwere Segel an Land lassen während wir umparken?“ Nein! Wir drehten um und ärgerten uns ein bisschen über das rüde Verhalten.

In der alten Werft fanden wir Jutta, die Segelmacherin. Sie konnte es kaum glauben, dass unser Segel um die ganze Welt gesegelt ist. Das Tuch und die Nähte waren noch vollkommen in Ordnung, nur die Lattentaschen und Beschlagösen mussten ausgebessert werden. Das würde sie am Montag schaffen. Anschließend gingen wir zum Einkaufen (die Jungs vernichten momentan Obst schneller wie ich es kaufen kann) und dann schon wieder Anker auf um nach Koilada zu segeln, wo unser Kratzer endlich behoben werden sollte. Mit Rückenwind und unter Vorsegel waren wir schon nach 2.5 Stunden fest vertäut im Stadthafen von Koilada. Elias kam vorbei und schaute sich schon einmal die Reparaturstelle an. Am nächsten Morgen legte er los und zwei Tage später sah man kaum noch etwas von unserem Missgeschick. Während Elias arbeitete ließen wir es ganz ruhig angehen. In Koilada ist nicht viel los, mit Ausnahme der beiden Werften, ist es hier sehr ruhig. Es gibt keinen richtigen Supermarkt, sondern nur zwei Tante Emma Läden, an der ehemalige Apotheke hängt zwar noch das grüne Kreuz, aber der Laden ist dicht, selbst eine Bäckerei haben wir nicht gefunden und der nächste Geldautomat befindet sich im Nachbarort. Ich habe den Eindruck, dass sich hier Hase und Igel noch gute Nacht sagen. Wir werkelten ein bisschen an Bord, wuschen Wäsche, die Kids spielten am Spielplatz und Abends gab es Gyros mit Rotwein. Am Sonntag regnete es dann. Unglaublich, aber wahr! Es war der erste Regen seit Malaysia, vor sechs Monaten. Trotzdem ist der Wüstenstaub der Sahara noch nicht vollständig vom Mast gespült, am Ende fielen es nicht mehr als einige Tropfen vom Himmel.

Inzwischen ist unser Grosssegel wieder gesetzt. Trotzdem sind wir über Nacht nach Angistri getuckert. Wir wollten vor dem vorhergesagten starken Nordwind auf die Nordseite des Peloponnes gelangen. Bis nach Kroatien liegen noch viele Seemeilen vor uns und leider gar nicht mehr so lange Zeit.

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12.07.2019 -Porto Cheli, Peloponnes, Griechenland

5 bis 10 Meter Wellen...

.... meinte ein einlaufender deutscher Segler auf unsere Frage wie die Bedingungen vor der Bucht denn so seinen. Er schob noch nach, er würde jetzt einen Notstopp einlegen. Wir hatten über Nacht in der kleinen Bucht Kolona auf der Westseite von Kithnos geankert und wollten nun weiter Richtung Peloponnes segeln. Das Grosssegel war bereits im zweiten Reff gesetzt, der Anker schon aus dem Wasser. Spontan entschieden wir doch lieber ins dritte Reff zu gehen bevor wir uns die 5-10 Meter Wellen anschauen.

Die Nacht war kurz gewesen. Um 4 Uhr am Morgen wurde ich von einer heftigen Böe aus der Koje geholt. Bis dahin war es windstill gewesen und heiss, so dass ich erst kurz vorher vom Cockpit in die Achterkabine umgezogen war. Ich weiß nicht aus welcher Richtung dieser heftige Windstoß kam, aber anschließend ging es weiter mit heftigen Böen aus wirklich allen Himmelsrichtungen. Moya fuhr teilweise rückwärts durch die Bucht, genauso wie die anderen Boote, die kunterbunt durch die Bucht segelten. Ich schaute auf den Barographen: Luftdruckabfall von 8mbar in den letzten 5 Stunden und dachte „Wow, das ist für das Mittelmeer aber echt viel!“ Da ging wohl eine ganz schön knackige Kaltfront über uns hinweg.

Es dauerte nicht lange bis ich die ersten Ankerketten rattern hörte. Vor allem die Boote, die mit Landleine an der Nordseite der Bucht geankert hatten, hatten Probleme, dass der Anker nicht hielt. Um Moya herum war zum Glück genug Platz zum Schwojen, trotz unserer langen Kette. Wir hatten schon damit gerechnet, dass es etwas Wind geben würde. Aber die über 40 Knoten Wind waren dann doch etwas überraschend. Irgendwann pendelte sich der Wind auf Nordost ein und wehte nun zwar stark aber mehr oder weniger konstant. Am Morgen schauten wir uns die aktualisierte Wettervorhersage an und verwarfen unsere Pläne, den Tag an der Sandbank, die eine kleine vorgelagerte Insel mit Kithnos verbindet, zu verbringen. Der Untergrund war zum Ankern nicht einfach, Geröll mit Seegras dazwischen, so dass wir besser nicht alle von Bord gingen, zumal der Wind erst gegen Nachmittag seine volle Stärke erreichen sollte. Christian und die Kids erkundeten den Strand während ich an Bord blieb. Ich nutzte die Zeit und fand heraus, dass wir offensichtlich noch glimpflich davon gekommen waren. 6 Menschen waren am Festland von umfallenden Bäumen und herunterfallenden Dächern getötet worden. 108 waren verletzt worden. Wir hatten am Tag zuvor noch die verschiedenen Wettermodelle angeschaut und mit Renegade zusammen überlegt was da wohl kommen wird. Keines der Modelle hatte dieses Wetterphänomen akkurat vorhergesagt.

Nach dem Abendessen, nachdem die Böen in Kolona sich weitgehend gelegt hatten, gingen wir dann Anker auf. Die ersten Meilen Richtung Westen hatten dann noch ein bisschen was von Bullen reiten, aber 5-10 Meter Wellen waren das nicht, eher 2- 2.5 Meter. 5 Meter Welle hatten wir überhaupt nur ein einziges Mal auf unserer Reise, in Kolumbien. Inzwischen sind wir in Porto Cheli angekommen, ein kleiner Ort auf dem Peloponnes, gelegen in einer tiefen bewaldeten Bucht.

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10.07.2019 -Varis, Nisos Siros, Cykladen, Griechenland

Zwischenstopp im Touristenmekka der Cykladen

Über Nacht nach Delos

Die Vorhersage versprach, dass der Meltemi über Nacht einschlafen würde. Wir waren also guter Dinge, als wir am Abend die Mooringleine ins Wasser warfen und langsam aus der schönen Bucht mit dem seltsamen Felsen hinaus segelten, ausnahmsweise vor dem Wind. Moya schnitt ganz sanft durchs ruhige Wasser. Nach 10 Minuten war das Weißweinsegeln dann vorbei. Wir waren an der Südspitze von Patmos angekommen, änderten den Kurs auf West, hart am Wind, und wurden auch gleich von den über die Insel fallenden Böen ordentlich durchgeschüttelt. „Holy cow“ entfuhr es Nicole, deren Seebeine noch nicht so standhaft waren. Moya legte sich in die Wellen und los ging es Richtung Delos. Zumindest in etwa, denn der noch ordentlich wehende Nordwest machte es uns schwer die Insel direkt anzuhalten. Die Ägäis zeigte ihre spitzen Zähne während die Jungs selig schlummerten und Nicole kämpfte ihr Abendessen im Magen zu behalten. Sie lag im Cockpit, die Augen tapfer geschlossen, und verpasste so den spektakulären Sternenhimmel über uns. Die Milchstraße reichte bis zum Horizont hinab, genauso schön wie draußen auf dem pazifischen Ozean. Erst zum Ende meiner Wache um 3 Uhr am Morgen nahmen Wind und Welle ab. Von jetzt auf gleich ausgehaucht. Wir tuckerten also die restlichen Meilen und versenkten unser Eisen im kristallklaren Wasser vor dem antiken Hafen von Delos.

Im antiken Backofen von Delos

Schon um 9 Uhr war es heiß. Kein Lüftchen wehte. Die Gespenster der letzten Nacht waren schon vergessen. Bevor wir uns die Überreste der über 2500 Jahre alten Stadt anschauten, sprangen wir erst mal zur Abkühlung ins Wasser. Das Mittelmeer ist noch ganz schön kalt, aber bei den Außentemperaturen spürten unsere erhitzten Körper das kaum. Mit nassen Haaren und Badehosen unter den Klamotten, tuckerten wir mit Tilly hinüber zum Festmacher. Natürlich waren wir hier nicht allein, die Tagesausflügeler von Mykonos waren auch schon unterwegs. Von der antiken Hafenstadt ist leider nicht mehr allzuviel zu sehen. Nach ihrem Niedergang ist sie geplündert worden und die Inselbewohner der umliegenden Inseln verwendeten die Steine der antiken Gebäude um ihre Häuser zu bauen. Von den meisten der vielen Tempeln gibt es gerade noch einige Steine und im besten Falle ein paar Säulen. Das Amphitheater ist nur noch durch seine Form und die Lage am Hang als solches zu erkennen. Trotzdem findet man bei genauerem Hinschauen noch einige beeindruckende Gebäude, Statuen und Mosaiken. Die alten Zisternen scheinen immer noch wasserdicht zu sein, großen Teile von antiken Privathäusern sind noch erhalten mit unglaublich filigranen Boden Mosaiken. Im Museum gibt des Duzende Statuen von Göttern und wichtigen Persönlichkeiten, deren Gewänder und Gesichter bis ins letzte Detail ausgearbeitet sind. Sogar die Jungs waren beeindruckt von den schönen antiken Arbeiten und haben interessiert nachgefragt wie die Menschen von damals solche Dinge erschaffen konnten. Um die Mittagszeit waren wir fast gar, die Sonne brannte, es gab keinen Schatten um ihr zu entkommen und unsere Wasservorräte neigten sich dem Ende zu. Wir sprangen noch einmal ins Wasser bevor wir das Eisen hoben.

Mykonos ist niemals still

Nach einer Stunde umrundeten wir ein Kreuzfahrtschiff und liefen in die Marina von Mykonos ein. Ein Rollerfahrer hupte wild und wedelte mit den Armen - die Marina ist voll, jedenfalls ohne Reservierung. So richtig enttäuscht waren wir darüber nicht, die Marina liegt abseits und hat noch nicht einmal sanitäre Einrichtungen. Allerdings ist sie die einzige sichere Möglichkeit in der Nähe der Stadt zu liegen, wenn der Meltemi weht. Aber er wehte ja nicht. Deshalb gingen wir direkt vor der Altstadt, unterhalb der berühmten Windmühlen, vor Anker. In den schmalen, weißen Gässchen der Stadt ist einiges los und das obwohl nur ein Kreuzfahrer vor Anker liegt. Die Restaurants, Bistros und Kaffees sind gut besucht, in den unzähligen Bekleidungs- und Souvenirläden suchen viele noch Etwas zum mit nach Hause nehmen. Zwischen den weißen Häusern herrscht ein kunterbuntes Treiben.

Zum Sonnenuntergang waren wir wieder zurück an Bord, mittlerweile war ein zweites Kreuzfahrtschiff angekommen. Vom Cockpit aus, beobachteten wir nicht nur die unter gehende Sonne, sondern auch die Menschen die sich inzwischen Kopf an Kopf an dem kleinen Strand und vor den Windmühlen gedrängt hatten, um den roten Ball im Meer versinken zu sehen. Mir wurde mit einem Schlag bewusst welch ein Glück wir haben und wie sehr wir unsere Lady vermissen werden... Auch in der Nacht kam Mykonos nicht zur Ruhe, noch um 5 Uhr am Morgen, als wir Nicole zum Flughafen Taxi brachten, schallte die laute Musik aus den Bars an der Waterfront zu uns herüber.

Unser Kleiner schwimmt

Am Morgen setzte dann der Nordwind ein. Unsere ruhige Bucht verwandelte sich ein einen Hexenkessel. Wir wollten ohnehin weiter um heute Nacht etwas Schlaf nachzuholen. Am Nachmittag badeten wir schon wieder in dem tollen Südbucht von Siros. Segeln im Mittelmeer ist halt doch ganz anders als in den Ozeanen der Welt. Von einer Bucht zur nächsten ist es nie weit.

Von Deck aus sprangen wir ins türkise Wasser. Joni machte seine ersten Schwimmzüge und war mächtig stolz, dass er jetzt auch ohne Schwimmweste schwimmen konnte. Er war erst aus dem Wasser zu kriegen, als ganz überraschend Renegade auftauchte und Evi und Peter herüber kamen. Wir hatten die Beiden zuletzt in Kastelorizo gesehen. Welch eine Freude.

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06.07.2019 -Patmos, Griechenland

Noch immer in den Dodekanes

Party Flüchtlinge

Seit Nicole bei uns an Bord ist, ist Texas allgegenwärtig. Auf Nisiros wehte auf einem Katamaran nicht nur eine gigantische US Flagge, größer als jedes Segel von Moya, sondern auch die rot, weiss, blaue Flagge mit dem weißen Stern. Landsleute von Nicole. Sie nahmen an der Bucketlust Rallye teil und waren tatsächlich nicht nur aus Texas, sondern genau wie Nicole aus Houston. Wir plauderten ein bisschen und erfuhren, dass Bucketlust eine Party Rallye mit wenig Segeln aber viel Feiern ist und waren gar nicht wirklich traurig, dass wir am Abend noch ablegten, um über Nacht nach Leros zu segeln. Die Musik im Hafen, war bereits am Nachmittag laut, und die Betrunkenen fuhren mit Quads durch die Gegend oder fielen verkleidet ins Wasser. Wir segelten also in die Nacht hinein und freuten uns über den abnehmenden Wind der Abendstunden, über die Milchstraße über uns und über die paar Stunden Schlaf, die wir vermutlich im Hafen von Nisiros nicht bekommen hätten.

Texas überall

Nach einer angenehmen Nacht, zumindest teilweise unter Segeln, kamen wir zu Sonnenaufgang in Leros an. Die Bucht sah aus wie aus dem Bilderbuch: weiße Häuser mit einem kleinen Fischerhafen davor, kleine Straßen mit Oleander und Bougainvillea, auf dem dahinter liegenden Berg Windmühlen und eine Festung. Wir verbrachten den Tag am Strand und wanderten am Nachmittag hinauf zur Festung. Die Jungs waren voll dabei bis Joshua Blasen an den Füßen bekam. Tapfer wanderte er weiter. Oben angekommen trafen wir George. Er stand da, begrüsste die Besucher, sammelte 1€ Eintrittsgeld ein und fragte „Where are you from?“ und später „I‘m from Houston, Montrose“. Was für ein Zufall!

Am nächsten Morgen starteten wir früh, um in Patmos zu sein, bevor der starke Nachmittagswind einsetzte. Die Überfahrt war kurz und wir gingen in Deckung in der Bucht von Grikos bevor der Meltemi mit voller Stärke wehte und immer noch weht. Selbst hier, hinter den Hügeln, gehen im Moment Böen mit mehr als 40 Knoten über uns hinweg. Wir ließen Moya an einer Mooring Boje und nahmen den Bus nach Chora, um das Kloster und das kleine weiße Dorf auf den Hügeln zu besuchen. Beides ist seit 1999 UNESCO Weltkulturerbe. Die Fresken im Kloster waren umwerfend, genauso wie die reichen Verzierungen an Türen und der Schmuck in den Räumlichkeiten. Leider reichte die Zeit nur für einen kurzen Blick, bevor wir am Mittag hinauskatapultiert wurden. Der nächste Bus brachte uns nach Skala, das Hauptdorf von Patmos. Im Bus lachte uns ein großer Texas Sticker entgegen, im Dorf fanden wir Schirme mit Houston Aufdruck und einen alten Mann, der lachend erklärte, dass er im Saint Josefs Hospital in Houston geboren wurde. Es wirkte fast so, als ob halb Texas nach Griechenland ausgewandert ist. Nicole überlegt, ob sie das als ein Zeichen auffassen soll, nach dem Motto „Du kannst das auch“. Kein schlechter Ort wie ich finde.

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03.07.2019 -Nisiros, Griechenland

Segeln in den Dodekanes

Nicole ist zurück

Ganze zwei Tage hat sie gebraucht um zu uns zu kommen. Der Flieger aus den USA war Stunden verspätet und die Anschlussflüge natürlich weg. Kein guter Start. Die Ladies und Gentleman von der Lufthansa haben sie ganz schön im Regen stehen gelassen. Sie buchte also alle Flüge neu, nur um am Flughafen zu sitzen und vergebens zu warten, dass der Anschluss pünktlich kommt. Am Ende verbrachte sie die zweite Nacht ihrer Anreise anstatt bei uns an Bord in Athen und kam am nächsten Morgen ohne ihre Tasche auf Rhodos an. Was ein Höllentrip! Trotzdem war sie voller Tatendrang. Wir frühstückten zusammen, schmissen anschließend die Leinen los und ich drückte alle Daumen und Zehen, dass Nicole nicht auch noch seekrank werden würde.

Wir fliegen nach Symi

Die Überfahrt nach Symi war fantastisch. Die See war nahezu glatt. Obwohl wir hart am Wind unterwegs waren, flogen wir geradezu nach Nordwesten. Mit 7 Knoten, später 8 Knoten, sogar 8.5 Knoten rasten wir dahin. Wow! So schnell! Ich fragte mich ersthaft, ob der neue Unterwasseranstrich uns schneller machte, aber wahrscheinlich waren es einfach traumhafte Bedingungen. Wenige Stunden später liefen wir in den Stadthafen von Symi ein. Wir versenkten das Eisen und legten bei 20 Knoten Wind von der Seite römischen-katholisch (mit dem Heck zur Hafenmauer) zwischen zwei anderen Yachten an. Dieses, für Griechenland so typische, Manöver brachte mich ganz schön ins Schwitzen, wir hatten es kaum irgendwo anders auf der Welt gebraucht. Drin waren wir zwar schnell, aber die Routine fehlte noch und wir checkten noch einige Male unsere Kette, bevor wir uns sicher waren, dass alles passte.

Vor 11 Jahren war Symi noch ein verschlafenes Nest, mit schönen kleinen Häusern in Pastelfarben. Die Insel war damals unsere Lieblingsinsel in Griechenland gewesen. Inzwischen hat sich einiges geändert. Die Uferpromenade ist schön hergerichtet, auch die Häuser dahinter waren makellos. Wo früher kleine Fischerboote lagen reihten sich jetzt Yachten und Tour Boote mit dem Heck zur Hafenmauer, die teilweise etwas herunter gekommenen Fassaden waren verschwunden. Es gab kaum ein Wohnhaus mehr in der ersten Reihe, statt dessen gab es unzählige Restaurants, kleine Läden und Bars. Obwohl die Tagestouristen von Rhodos schon mit den Schnellfähren auf dem Rückweg waren, pulsierten die kleinen Straßen. Es war viel los, auch nachts kam der Ort nicht mehr zur Ruhe. Objektiv ist der Ort jetzt sicherlich schöner, als damals, trotzdem fand ich Symi nicht mehr so beeindruckend, es wirkte für mich, als ob das Dorf seinen Charakter verloren hat.

Wir streiften durch die Gassen und liefen ein Stückchen den Berg hinauf. Der Ausblick von oben war gigantisch, aber die Kids hatten wenig Sinn dafür. Durst! ... und ich hatte das Wasser am Boot vergessen. Das Vergnügen war also eher ein kurzes. Stattdessen ging es zum Spielplatz. Am nächsten Morgen ging ich los und kaufte fürs Frühstück ein. Mit den herzlichen Grüßen der Griechen, frischem Brot und Obst, startete der Tag wunderbar.

Im Vulkan von Nisiros

Der Meltemi, das lokale Windphänomen der Ägäis, bringt im Sommer fast ausschließlich Wind aus Norden und Nordwesten. Die Winde sind am Nachmittag am stärksten und gehen oft in der Nacht etwas zurück. Manchmal bläst es aber auch nachts und zwar ganz beträchtlich, 30 Knoten sind nichts Außergewöhnliches. Im Juli ist es nicht sonderlich schlau Richtung Nordwesten zu segeln, da ist quasi vorprogrammiert, dass man eins auf die Nase bekommt. Da wir im August in Kroatien sein wollen, sind unsere Alternativen aber begrenzt, um nicht zu sagen nicht existent, so dass wir versuchen an Tagen mit wenig Wind voran zu kommen.

Am Morgen setzten wir die Segel und konnten bis zur Mittagszeit tatsächlich segeln. Am Nachmittag drehte der Wind und nahm zu, Henry war gefragt. Angenehm war das Gebolze gegen Wind und Welle nicht. Nicole wurde ganz grün im Gesicht, aber nicht nur sie war froh als wir endlich in dem kleinen Hafen von Nisiros anlegten. Für eine Vulkanexpedition war es schon zu spät, aber aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. Am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Mietwagen hinauf zum Krater und kletterten hinunter in den Schlot. Der Vulkan war schon seit tausenden von Jahren nicht mehr ausgebrochen, so dass im Krater Bäume wuchsen und Rinder weideten. Trotzdem ist der Vulkan noch aktiv, im Schlot riecht es streng nach Schwefelwasserstoff und es gibt dampfende Schlammlöcher und Schichten von grüngelblichen Ablagerungen. Mit der strahlenden Sonne von oben und der heißen Erde unter den Füssen fühlten wir uns fast wie im Backofen, so dass wir bald unseren Vulkanausflug beendeten und stattdessen das Dorf am Kraterrand und den Hauptort besuchten. Joshua machte währenddessen konstant Notfallpläne für den Fall eines Ausbruchs. Wie schon in Lanzarote und in Vanuatu war er schwer beeindruckt von der Naturgewalt eines Vulkans.

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24.07.2019:
Kommentar fromToni
Hallo Christian, Hallo Sabrina, schön das Ihr wieder im europäischen Gefilde seid. Darf ich erfahren wo und wann landet Ihr in Kroatien an? Bin vom 14.09. bis 21.09 dort auf Törn. Grüße vom Standort Freiburg
30.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Gnadenfrist

Alles dicht

Schweißperlen standen unserem sonst so gelassenem Capitano auf der Stirn, als der blaue Kran Moya wieder ins Wasser setzte. Sobald der Kiel unserer Lady im Wasser war, kletterte Christian an Bord und stürzte in den Schiffsbauch. Er wollte sehen, ob Wasser ins Schiff gelangt. Die letzten Tage hatte er sowohl ein neues Seeventil für den Wassermacher als auch ein neues Wellenlager und neue Dichtringe für die Wellenbuchse eingebaut. Die Bilgefächer standen noch offen, um einen Wassereinbruch möglichst gleich zu sehen. Aber die Sorge war unbegründet, der Capitano hatte unter Sigis fachkundiger Anleitung prima Arbeit geleistet. Alles war dicht und auch die Welle drehte sich ohne Probleme, als wir die Maschine noch in den Kranschlingen testeten. Nach einer Woche auf dem Trockenen war Moya nun wieder im Wasser. Selbst für die Crew war das ein tolles Gefühl.

Bald ist Schluss

Mehr als Crew sind wir inzwischen tatsächlich nicht mehr. Unsere geliebte Lady hat einen neuen Besitzer bekommen. Noch fühlt es sich surreal an, dass wir unser zu Hause bald in andere Hände geben werden. Einige Wochen dürfen wir aber noch an Bord genießen und Moya nach Kroatien segeln, bevor dann das große Heulen kommt. Nach 5 Tagen gemeinsamer Zeit, vielen Fragen und Erkundung von jeder Ecke und jedem Schaltkreis an Bord können wir uns wenigstens sicher sein, dass sich ihre neuen Eigner mindestens so gut um unsere Lady kümmern werden, wie wir das getan haben. Das war uns wichtig, denn jedem würden wir Moya nicht anvertrauen. Trotzdem wird es verdammt schwer werden, das Leben als Landratten wieder aufzunehmen. Ganz ohne die Weite, das Meer, das sanfte, manchmal auch kräftige Schaukeln, die viele Zeit mit den Kleinen an der frischen Luft und den anderen Seglern - ich will noch gar nicht daran denken! Fürs Erste werde ich das noch Verdrängen, später ist noch Zeit genug, Moya zu vermissen. Nach den Wochen in denen wir an Bord gewerkelt haben, freue ich mich statt dessen total wieder in See zu stechen und eines der schönsten Reviere der Welt zu bereisen. Die Ägäis wartet.

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03.07.2019:
Kommentar fromAdolf
Ja....ja...: Eine sinnvolle Kopfentscheidung ist die eine Seite von zweien. Das danach folgende loslassen müssen ist die zweite , wesentlich schmerzlichere Seite. Davon kann ich selbst jetzt noch ein Lied singen. Ich wünsche Euch eine glückliche Weiterreise und noch schöne Tage an Bord .
26.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Tage in der Werft

Nereus ist das Beste was man von einer Werft erwarten kann. Sie liegt direkt neben der Altstadt von Rhodos und nur einige wenige Schritte entfernt von Handwerkern, Werkzeug- und Marine Läden. Im Gegensatz zu anderen Werften, darf man am Schiff selbst arbeiten, wenn man will, ansonsten gibt es auch Arbeiter die das erledigen. Bäcker und Supermarkt sind in Laufentfernung. Allerdings ist es total irritierend wie viel Geschleppe es ist Wasser zum Schiff zu bringen und noch schlimmer wieviel Müll allein die Wasserflaschen produzieren. Jeden zweiten Tag zwei Sixpacks 1.5 Liter Wasserflaschen zum Boot zu tragen ist neu für uns. Normalerweise kommt unser Trinkwasser direkt aus dem Wassermacher. Auch jetzt kaufen wir das Wasser nur deshalb, weil wir vor dem Kranen vergessen haben Wasser zu machen. Abgesehen vom Geschleppe sind wir auf dem Trockenen happy. Es gibt Duschen und Toiletten auf dem Werftgelände und sogar einen kleinen Strand 50 Meter von Moya entfernt- perfekt für die Jungs zum Spielen, Plantschen und Räubern. Für Beide ist die Werft ohnehin ein großer Abenteuer Spielplatz. Es gibt einfach so viel zu entdecken und auszuprobieren: der Kran, die Arbeiten an den Booten, Handwerker mit ihren Werkzeugen, Stöcke und Holzblöcke zum Bauen und Wasser und Kies um Suppe zu kochen. Dementsprechend sehen die Kids auch jeden Abend aus: schwarze Füße und Hände und Hosen und T-Shirts die vor Staub schon ganz starr sind. Wenn ich nur eine Waschmaschine an Bord hätte...

Eigentlich wollten wir morgen wieder im Wasser sein, nun wird es wohl einen Tag später werden. Das Unterwasserschiff ist zwar fertig, aber unser Propeller hatte knapp 2mm Spiel, so dass wir nun besser das Wellenlager tauschen. Um das Lager zu tauschen, muss der Propeller ab und die Welle gezogen werden. Beides hatten wir bisher noch nicht gemacht und dementsprechend viele Fragezeichen hatten wir im Gesicht. Muss die Welle nach innen oder nach außen? Wo fangen wir an? Welche Schrauben müssen gelockert werden? .... Die Handwerker waren total ausgebucht, wir hatten keine Chance den Job zeitnah extern zu vergeben. Nikos versprach aber zu helfen, falls wir hängen bleiben. Seit langem zogen wir mal wieder unseren Telefon Joker und riefen erst Dieter und Adolf, die Voreigner von Moya, und anschließend Sigi, der sich immer um die Maschine gekümmert hatte, an. Mit der telefonischen Unterstützung und der in Aussicht gestellten Notfall Hilfe vor Ort, wagte sich Christian daran die Welle auszubauen. In unzähligen Telefonaten erklärte Sigi Christian Schritt für Schritt was er zu tun hatte. Der Mann hat ein unglaubliches Gedächtnis! Selbst welche Größe der Imbusschlüssel wir benötigen, konnte er Christian noch aus der Erinnerung sagen. Das war eine unschätzbare Hilfe, ohne die wir den Ausbau wohl nicht geschafft hätten. Großen Dank Sigi, Dieter und Adolf! Jetzt liegt der Propeller unter dem Schiff, die Welle im Schiff und das Lager in zwei Teile gesägt neben Moya. Per Expresslieferung soll morgen das neue Lager kommen. Wo die Welle schon draußen ist, tauschen wir dann auch die Simmeringe der Wellendichtung gleich. Sie liegen schon auf dem Navi Tisch. Ich hoffe nur, dass wir das Puzzle dann auch wieder zusammengesetzt kriegen. Aber bei so viel Unterstützung aus der Ferne sollte das doch klappen.

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29.06.2019:
Kommentar fromJoe Curtain Wall
Tolles Logbuch/ toller Blog Gratulation Lg Joe Curtain Wall
23.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Auf dem Trockenen in der Nereus Werft

Endlich wieder Wasser

Bevor unsere Lady aus dem Wasser musste, machten wir noch einen kleinen Törn an der Nordspitze von Rhodos. Robert und Moritz waren dieses Mal als Crew dabei und packten ordentlich mit an. Da konnte ich mich zurück lehnen und einfach nur genießen. Nach fast drei Wochen in der Marina, war es toll mal wieder draußen am Wasser zu sein. Die Bedingungen waren perfekt. 20 Knoten Wind aus Nordwest. In der Abdeckung der Insel gab es kaum Schwell und wir machten 6 Knoten hart am Wind. Später kreuzten wir noch ein Stückchen auf bevor es zurück ging. Der Wind wehte uns um die Nasen, die Sonne schien, der Himmel war blau. Es war großartig. Nur die Jungs verschliefen den Törn zu großen Teilen. Joshua lag im Salon, Joni im Cockpit und schnarchten. Erst als Moya wieder fest vertäut am Steg lag wachten sie auf. Sie waren wohl das Segeln nicht mehr gewöhnt. Wie schnell sich Kinder doch anpassen! Nur drei Wochen am Steg hatten gereicht, dass unsere kleinen Seemänner die sonst bei den rauesten Bedingungen durchs Schiff turnten, von Moya in den Schlaf geschaukelt wurden. Welch Luxus!

Kranen

In der Nereus Werft gibt es nur einen relativ kleinen Travellift. Er krant 75 Tonnen, ist dabei ca. 10 Meter lang und hat eine lichte Höhe von 7 Metern. Das Gewicht ist natürlich kein Problem, aber bei der Höhe waren wir skeptisch. Wir waren schon vor einigen Tagen bei Elias in der Werft gewesen, um uns den Kran vorab anzuschauen. Mit dem Querträger des Krans und unserem in den Mast laufenden Vorstag, war vorwärts kranen ausgeschlossen. Aber mit 7 Meter Clearance war selbst rückwärts kranen kein Selbstläufer. Achtern befinden sich ja unser Gerätetäger mit Radar, Solarzellen und Windgenerator. Wir wollten besser auf Nummer sicher gehen, demontierten die Solarzellen und bereiteten den längeren Backbord Träger mit dem Windgenerator vor, gelegt zu werden. Dann tuckerten wir hinüber zu Werft. An der schmalen Kranstelle standen schon acht Mann und warteten die Leinen entgegen zu nehmen. Ich war, wie jedes Mal wenn Moya aus dem kühlen Nass gehoben wird, total aufgeregt und heilfroh, dass wir so viel Hilfe hatten, denn es wehte ordentlich und das Wasser schwappte. Der Capitano machte seine Sache hervorragend und parkte auf Anhieb ein - fest waren wir. Der Kran kam auch schon daher gerollt und siehe da, es passte doch. Der Träger konnte bleiben wo er war. Die Gurte wurden dann hinten zwischen Skeg und Kiel und vorne zwischen Kiel und Echolotgeber gefädelt, schnell nochmal im Wasser mit Taucherbrille geprüft, ob alles richtig sitzt, und schups, schwebte unsere Lady über dem Wasser.

Knapp 20 000 Seemeilen waren wir gesegelt seit wir das letzte Mal auf dem Trockenen waren und hatten Schlimmes befürchtet. Aber das Antifouling arbeitete noch. An manchen Stellen war es zwar schon abgefahren, aber große Teile des Unterwasserschiff waren noch schön schwarz, fast ohne Bewuchs. Im Roten Meer hatten wir das letzte Mal die Seepocken entfernt und den grünen Flaum, der im warmen Wasser so schnell wächst. Das Mittelmeer scheint sehr viel Eigner freundlicher zu sein - eine positive Überraschung.

Durchleuchtet

Gestern wurde dann jeder Winkel unseres Schiffes genauestens inspiziert. Herr Walsh war mit der Übernachtfähre aus Athen gekommen und wollte Moya auf Herz und Nieren überprüfen. Als erstes packte er sein Ultraschallmessgerät aus seinem Koffer aus und fing an mit hunderten Messpunkten Moya’s Rumpf systematisch zu inspizieren. Neben jeden Messpunkt schrieb er mit Kreide die Stahldicke in Millimeter. Am Ende war der Rumpf übersäht mit weißen 4.8 und 4.9, nur am Ruder war der Stahl dünner, dort hatte die Werft offensichtlich nur 4mm Stahl verwendet. Dann wurde Moya abgeklopft, 2 Runden mit dem Hammer. Herr Walsh hörte gespannt und war ganz überrascht als er an keiner Stelle Rieselgeräusche hörte. Dass der Rumpf tiptop in Ordnung ist sagte er aber erst nachdem er von Innen in alle Bilgenfächer geschaut hatte. Weiter ging es dann an Deck mit der Gasanlage, den Winschen, dem Ankerkasten, den Navigationsinstrumenten und Lichtern, alles wurde überprüft und fotografiert. Nach dem Öffnen der Staufächer, arbeitete er sich zu den Tanks, den Fenstern, der Ruder- und Wellenanlage vor, bevor der Experte schließlich im Maschinenraum landete und Heizung, Maschine, Toilettenanlage, Bilgenpumpen unter die Lupe nahm. Am Stevenrohr angekommen meinte er dann “It’s almost too clean. Steal yachts usually are showing corrosion here. This one is not.” Je länger es sich im Schiff aufhielt, desto mehr taute er auf. Am Ende der Untersuchung lächelte der Mann, der mein freundliches "Hallo" morgens komplett ignoriert hatte, sogar und witzelte mit uns. Ihm hatte gefallen was er gesehen hatte, da änderten auch unsere nicht gewarteten Schwimmwesten und Rettungsinsel nicht viel. Es war ein gutes Gefühl, wir hatten Moya immer so gut wir konnten instandgehalten, aber sicher sein konnten wir nicht, ob wir alles richtig gemacht hatten.

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24.06.2019:
Kommentar fromAMS
Wir freuen uns, dass ihr wieder in der Nähe seid. Alles Gute aus der Neckarstrasse
19.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Fix und Fertig...

... sind wir. Den Großteil unserer Instandhaltungsaktivitäten haben wir geschafft. Moya ist geschrubbt und gebohnert worden. Schalter sind getauscht worden, Schrankverschlüsse ersetzt, natürlich auch wieder einige kosmetischen Roststellen entfernt und noch 63 andere Projekte und Projektchen. Zwar gibt es immer noch einige Punkte auf unserer Liste, aber irgendwann muss Schluss sein oder zumindest Pause - bis Freitag. Dann wird gekrant werden. Moya’s Unterwasserschiff will dringend einen neuen Anstrich. Bis dahin können sich meine Arme erstmal erholen, die sind momentan echt müde und haben überhaupt keine Lust mehr auf schleifen, putzen und polieren.

Heute Morgen war auch Costas Markopouliotis da, um sich unsere Schramme anzuschauen. Pantaenius, unser Versicherer, hat den Sachverständigen aus Athen zu uns geschickt, um unser Maleur zu bewerten. Wir sind wirklich froh, dass der nette Bootsbauer nur über unseren Kratzer gelacht hat. “Das ist nichts” waren seine Worte. Gleichzeitig war er total begeistert von den Holzarbeiten in unserem Vorschiff und war sehr zurückhaltend als wir ihm den Vorschlag der hiesigen Handwerker weiter gaben. Nämlich einen Teil dieser Innenverkleidung abzubauen, um dann eine neue Edelstahl Scheuerleiste anschweißen zu können. Schweißer, Maler und Schreiner müssten dafür nacheinander teilweise mehrfach an Bord kommen. Was gar nicht so einfach sein wird, so beschäftigt wie die alle sind. Aber das störte Costas weniger, ihm ging es viel mehr darum mit den Arbeiten nicht die Inneneinrichtung zu zerstören. Er riet uns deshalb diese rein kosmetische Reparatur nur von außen vornehmen zu lassen und empfahl uns hierfür eine Werft in der Nähe von Athen. Mal schauen was wir machen werden. Ehrlich gesagt, habe ich schon eine Präferenz.

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16.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Rhodos - bewegte und ruhige Ecken

Die Großeltern haben uns inzwischen verlassen und sind wieder nach Deutschland zurück gejettet. Aber nicht ohne vorher einen gemeinsamen Ausflug mit dem Mietauto über die Insel zu unternehmen. Während Rhodos Stadt sehr touristisch ist, findet man außerhalb sogar Eckchen, die von den Touris weitgehend verschont werden. Die Landschaft ist hügelig, durchzogen von kleinen Dörfchen und über weite Strecken mit unzähligen Olivenbäumen bewachsen. Ich fühlte mich fast wie in der Toskana.

Lindos ist zwar alles andere als ein authentisches griechisches Dörfchen, trotzdem wollten wir den Ort mit der Festung und der schönen Bucht davor gerne besuchen. Ganz einfach war das nicht. Die kleinen weißen Mietautos standen in Reihen am Rand der Straße und in Schlangen darauf. Der Stau war nur von einen Mann in zivil mit Trillerpfeife im Mund in geregelte Bahnen zu lenken. Alle suchten einen Parkplatz. Als wir schließlich unten am Strand einen ergattert hatten, starteten wir unsere Entdeckungstour genau dort. Der Strand war belagert, jeder Quadratmeter belegt von Liegen und Sonnenschirmen, dahinter reihten sich die Strandrestaurants auf. Das waren wir überhaupt nicht mehr gewöhnt. Schnell liefen wir über die Holzbretter im Sand zum anderen Ende der Bucht und stiegen durch kleine Gässchen hinauf zur Festung. Über Pflastersteine und Mosaike, vorbei an netten Restaurants, Hotels, kleinen Läden und Pensionen ging es. Überholt wurden wir von zwei Esel mit hellhäutigen Menschen auf dem Rücken. Das Dorf ist wunderschön, aber in jeder Ecke für den Tourismus hergerichtet. Das wahre Griechenland findet man hier eher nicht.

Auch in Rhodos ist es erstmal schwierig nicht in einem Tourischuppen zu landen. In der Altstadt gibt es wenig anderes und auch bei der Marina findet man eine Autovermietung, einen kleinen Supermarkt mit Apothekenpreisen und einige posh Restaurants. Läuft man aber einige Straßen in das Wohnviertel hinter der Marina findet man auch die kleine Gyros Taverne, eine Konditorei, mit endlosen süßen Köstlichkeiten, oder die Hippopotamus Café Bar, wo normalerweise nur die Griechen sich die Klinke in die Hand drücken.

Am besten aber lernt man die Griechen kennen, wenn man mit ihnen arbeitet. Die Marinieros sind natürlich hochprofessionell, genauso wie der Segelmacher, der uns unsere Genua zwar ein paar Tage verspätet, aber dafür in Top Zustand zurück brachte. Er hat das Segel nicht nur repariert und die UV Protection erneuert, sondern es auch gewaschen und alle Nähte überprüft. Nur als wir ihn nach der Rechnung fragten kam er ein wenig ins Schwitzen, damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet. An der Mehrwertsteuer vorbei wirtschaften ist hier die Regel und keine Ausnahme. In der kurzen Zeit hier auf der Insel sind wir schon zig Mal darüber gestolpert, keinen Kassenzettel zu bekommen, andere Preis genannt zu kriegen, wenn mit Karte bezahlt wird oder direkt angesprochen zu werden, dass es ohne Rechnung bessere Preise gibt. Wer Böses denkt, schweift ab zur Pleite Griechenlands. Qualität haben bisher alle Handwerker geliefert, nur Socrates ist auch nach Duzenden Anrufen und 5 Besuchen in seinem Laden nicht dazu zu bewegen gewesen, sein Versprechen wahr zu machen und eine neue Sprayhood anzufertigen. Naja, vielleicht finden wir noch jemanden anderen?

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11.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Kinderfrei

Die Grosseltern sind zu Besuch. Sie haben sich in Rhodos Stadt in einem kleinen Hotel eingemietet. Die Jungs waren schon Tage davor total aus dem Häuschen und zählten die Tage rückwärts bis zu ihrer Ankunft. Bei jedem Flugzeug zeigten zwei kleine Zeigefinger in den Himmel und fragten ob Oma und Opa drin seinen. Das letzte Mal hatten Joni und Joshi Opi und Omi auf Curaçao vor fast 1.5 Jahren gesehen. Vor allem für das bisher nur vier Jahre kurze Leben von Joni ist das eine beträchtliche Zeit. Trotzdem gab es keinerlei Startschwierigkeiten, die Jungs gingen sofort auf Tuchfühlung und schlossen die Großeltern in die Arme, zeigten ihnen die Marina und ließen sie von da an kaum mehr aus den Augen. Schon am ersten Morgen verabschiedeten sich die vier, tingelten durch Rhodos Stadt, zum Spielplatz und zum Hotel. Die darauffolgenden Tage habe ich die Kleinen kaum gesehen. Ein Ausflug jagte den nächsten: Lindos, das Schmetterlingstal, der Golden Beach und Symi wurden zusammen erkundet, während wir unsere Arbeiten an Moya voran brachten. Jeden Abend trafen wir uns alle nach einem erfüllten Tag und fielen in eine der zahllosen griechischen Tavernen ein. Ich liebe das griechische Essen und den genialen Kaffee den es hier an jeder Ecke gibt. Costas, aus der kleinen Bar Hippopotamus, erwartet uns inzwischen schon zum Cappuccino am Nachmittag. Eigentlich kommen wir täglich bei ihm in der Mittagspause vorbei, wenn wir in das kleine Industriegebiet zwischen Werft und Marina wandern um einzukaufen und Socatres so lange zu nerven bis er vielleicht irgendwann doch noch unsere Sprayhood in Angriff nimmt. Bisher wenig erfolgreich.

Vor zwei Tagen beschlossen die Kinder dann bei Opa und Oma im Hotel zu übernachten. Für Christian und mich bedeutete das den ersten Abend kinderfrei seit dem Beginn unserer Reise. Nach über 500 Tagen Kinderbetreuung mehr oder weniger 24/7 war dieser Abend sehr besonders, obwohl wir eigentlich nur zur dem kleinen Bistro um die Ecke tingelten, ein Bier tranken und Gyros aßen. Der Gin Tonic am Hafen musste danach allerdings schon noch sein. Wir hatten ja etwas zu feiern: die erste Nacht ganz ohne Kinder seitdem Joshi auf der Welt ist. Ungewohnt ruhig war es an Bord.

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12.06.2019:
Kommentar fromMicha + Markus
Herzlichen Glückwunsch. Auch wenn die Jungs so lieb und kuschelig sind, ist ein Tag ohne sie auch mal schön. Klingt, als hättet Ihr ihn genossen. Wir sind auch gerade auf dem Meer, setzen gerade in Japan über die Ise-Bucht vor Nagoya von Irago nach Toba über. Viele Grüße, Markus und Micha
24.05.2019 -Kastelorizo, Griechenland

Verliebt in Kastelorizo

Die Insel hat es mir wirklich angetan. Obwohl viele der jungen Einheimischen nichts lieber täten, als von hier weg zu kommen, bin ich ganz entzückt von den vielen kleinen bunten Häuschen mit den Holzbalkonen und bunten Fensterläden. Zwischen den schön hergerichteten Gebäuden gibt es auch immer wieder Lücken, wo einst Häuser gestanden haben müssen und halb verfallene Häuser bei denen kaum noch die Aussenmauern stehen und im besten Fall die alten Läden windschief in ihren Angeln hängen. Dazwischen Aprikosenbäume, Rhododendren, Zitronen, kleine üppig grün bepflanzte Hinterhöfe, schmale Gässchen, weiße Treppen, Kapellen und verwinkelte Wege. An einigen Gebäuden hängen Schilder „For Sale“ mit einer Telefonnummer darunter. Mir jucken die Finger.

In einem der Touri Cafes an der Uferpromenade hängt ein Bild des Orts von vor hundert Jahren, damals war der kleine Ort eine kleine Stadt gewesen. Inzwischen umgibt einen Stille, wenn man hinter die erste Häuserzeile geht. Aber selbst direkt hier im Hafen sitzt jeden Tag ein Mann, der seine Fische und Calamari ausnimmt, die erst später in seinem Lokal verkauft. So wie es schon immer war. Das haben auch die riesigen Wasserschildkröten gemerkt, die täglich um Moya herumschwimmen und ab und zu ihre Köpfe aus dem Wasser strecken. Gleich um die Ecke gibt es einen Bäcker, mit Backstube dahinter. Jeden Tag waren wir bisher dort und kommen täglich mit einer noch größeren Tasche an Gebäck heraus - ich bin nicht sicher, ob ich jemals schon so tollen Blätterteig gegessen habe. Wenn wir noch ein bisschen da sind, werden wir alle noch richtig kugelig, das Tzatziki und Gyros sind nämlich auch unschlagbar.

Immer wieder liefen uns hellhäutige Menschen mit schweren Wanderschuhen über den Weg. Hinter dem Ort ragen die Felsen in den Himmel. Schmale steinerne Pfade führen hinauf. Von oben hat man eine unglaubliche Aussicht über die Bucht und den Ort bis in die nur einige wenige Kilometer entfernte Türkei. Wir wanderten hinauf und einmal über das Plateau bis zum Kloster St. George, das hübsch renoviert ist, aber schon seit langem nicht mehr in Benutzung ist. Auch das Fort haben wir ausgekundschaftet. Die Kids waren voll mit dabei, richtig im Wanderfieber. Ursprünglich wollten wir bereits gestern weiter segeln, aber es ist einfach zu schön hier. Das finden auch die befreundeten Crews von Renegade und Juliane, die wir schon in Ägypten getroffen haben. Griechenland ist und bleibt eines unserer Lieblingsländer, vor allem mit wenn wir mit dem Segelboot unterwegs sind.

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21.05.2019 -Kastelorizo, Griechenland

Zurück in Europa

Die letzten drei Tage zeigte das Stimmungsbarometer Minustemperaturen an. Wir waren zurück. Das Ende unserer Reise steht bevor. Es war kalt. Am Schlimmsten aber war, wir hatten Moya, unserer treuen Lady, die sich immer gut um uns gekümmert hat und uns so zuverlässig um die Welt getragen hat, eine Schramme verpasst. Kaum waren wir im Mittelmeer angekommen und die Tücher gehisst, pflügte Moya hart am Wind durch die Wellen. Der Wind kam aus Nordwesten, im Prinzip da wo es hingehen sollte. Wir segelten durch das durch Tonnen markierte Fahrwasser und wurden langsam von Wind und Wellen auf der östlichen Seite hinaus gedrückt. Eigentlich kein Problem, es gab dort keine Schiffe und das Wasser war auch tief genug. Wir saßen zusammen im Cockpit, als sich das Schiff plötzlich seltsam bewegte. Im ersten Moment wussten wir überhaupt nicht was los war. Erst wenig später sahen wir eine riesige Tonne auf der Steuerbordseite an uns vorbei ziehen - zum Greifen nahe. Das war es also gewesen! Oh Sh..! Die Tonne gehörte zum Nachbarfahrwasser, das unmittelbar, parallel neben unserem Fahrwasser verlief. Wir hatten sie, obwohl sie so groß ist, schlicht nicht gesehen und auch nicht mit ihr gerechnet - unser Fehler! Ein kurzer Blick zum Bug genügte, um zu sehen, dass Moya weiterhin seetüchtig ist, allerdings hat sie jetzt eine unschöne Schramme an der Nase. Wir entschieden weiter zu segeln, allerdings mit anderem Vorsegel. Das Topzeichen der Tonne hatte unsere Genua beschädigt. Langsamer als gewohnt segelten wir weiter, die Crew litt mit, die Stimmung am Tiefpunkt.

Erst heute Morgen wurde es wieder etwas heller, als vor uns die bergige türkische Küste auftauchte und direkt davor auch die östlichste Insel Griechenlands Kastelorizo. Nachdem wir die Insel umrundeten sahen wir die wunderschönen, kleinen Häuschen mit den bunten Fensterläden am Fuße des Felsen, die Moschee und die Kirche, den Stadthafen mit den davor liegenden Fischerbooten und Yachten, dazwischen grüne Büsche, Bäume und üppig blühende Rhododendren. Wildromantisch und einfach nur schön. Mir ging das Herz auf. Als wir dann in einer der vielen Tavernen am Hafen echten Cappuccino schlürften und Schoko-Croissants aßen, genoss ich es bereits in vollen Zügen zurück in Europa, zurück zu Hause, zu sein.

Wie viel Glück wir mit unserer Lady haben lernten wir dann auch noch. Mit einer wenigen soliden Yacht, wäre die Sache wohl nicht so glimpflich ausgegangen, ist die Einschätzung eines Schiffbau Ingenieurs, der sich heute unseren Makel ansah. Mit einem Loch statt einer Schramme wären wir auch definitiv noch nicht hier. Arbeit wartet auf uns, aber es gibt wesentlich Schlimmeres.

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23.05.2019:
Kommentar fromGabi
Eure treue, zuverlässige Moya muss nun doch noch am Schluss eine auf die Nase bekommen, aber wie gewohnt, hat sie schlimmeres Ungemach verhindert. Lasst sie dafür nun aufhübschen, damit sie noch den Rest der Strecke stolz durch das Mitteilmeer ziehen kann. Sie hat es verdient. Tante Gabi
23.05.2019:
Kommentar fromMicha + Markus
Auch von uns einen herzlichen Glückwunsch, dass Ihr wieder im Mittelmehr seid und willkommen zurück in Europa. Nach Rhodos ist es dann auch nicht mehr weit, daran haben wir noch viele schöne Erinnerungen an die Segelwoche mit Euch.