Warten auf Südwind
Veräppelt
Wegen der vorhergesagten Nordwind planten wir eine weiter Nacht auf Paxos zu bleiben. Wir hatten keine große Lust gegen 25 Knoten Wind anzukreuzen oder noch doofer unter Maschine gegen den Wind zu bolzen. Als dann am Morgen der Wettermann überraschend Rückenwind prophezeite, strauchelten wir nicht lange, gingen Anker auf mit Kurs auf Corfus Nordwesten. Es war wieder einiges los auf dem Ionischen Meer, aber unsere Mitsegler bogen bald ab, um in der großen geschützten Meerenge zwischen Corfu und dem griechisch: albanischen Festland zu segeln. Wir waren alleine als am Nachmittag der NW in voller Stärke einsetzte und uns ordentlich eins auf die Nase gab. Nach Westen hin war die nächste Landmasse Italien, so dass auch die Wellen genügend Platz hatten und sich stündlich weiter vergrößerten. Den Kurs nach Palaiokastrita konnten wir nicht anhalten, also kreuzten wir und hatten genau das was wir eigentlich nicht wollten: der Ritt auf dem wilden Stier. Der Nachmittag kroch voran. Moya wirkte wie festgeklebt auf der Seekarte, jedes Mal wenn ich unseren Fortschritt verfolgte. An der Westküste Corfus’ gibt es auch wenige sichere alternative Ankerbuchten. Es hieß also Zähne zusammenbeißen und durch. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir den Schutz der Insel, der Anker fiel im letzten Dämmerlicht.
Am nächsten Morgen sahen wir erst wie schön es in der dreiarmigen Bucht zwischen den Felsen war. Nur wenige Segler hatten sich hierher verirrt, aber dafür gab es viele kleine Tret- und Ausflugsboote. Wo es schön ist, wollen eben gerne alle hin. Trotzdem war ich überrascht, als ich erfuhr, dass man die Liegen am Strand vorbuchen muss und der Anleger PRIVAT ist...
Verstärkung
Etwas Gutes hatte unser vorzeitiger Ausflug nach Corfu aber dennoch. Am nächsten Tag verdoppelte sich Moyas‘ Crew spontan. Christoph und Andrea waren mit ihren drei Kids auf der Insel zum Urlaub machen und besuchten uns an Bord. Joshi und Joni waren ganz aufgeregt und führten den Kindern Moya vor. Alle Spielsachen wurden heraus gekramt und natürlich mussten Lina, Benno und Jannis auch sehen wo wir essen, schlafen und ganz wichtig wo der Motor ist. Innerhalb von Minuten konnte man keinen Fuss mehr in den Salon setzen, die Kids hatten ihr Reich markiert. Aber das war auch gar nicht nötig, wir Großen wollten ohnehin lieber quatschen und in dem unglaublich klaren türkisfarbenen Wasser baden. Noch schöner als in Palaiokastrita, war das Planschen außerhalb, an der schroffen Steilküste. Aus Windmangel tuckerten wir dorthin - in Schlangenlinien, denn jedes Kind wollte gerne einmal steuern. Der dreijährige Jannis war am ausdauerndsten. Sein Kopf endete an der Steuerradnabe, er konnte also nicht über das Steuerrad und schon gar nicht nach vorne gucken, das störte ihn aber nicht weiter. Stolz drehte er auf Ansage am Rad, entweder zum Papa oder zu mir, und machte seine Sache richtig gut. Vor den Felsen der Westküste ließen wir dann das Eisen ins Wasser fallen und schauten dem Anker beim Eingraben zu. Ich war davon mindestens genauso begeistert wie die Kids. Es ist grandios, wenn man sogar von weitem sieht, dass wir sicher liegen. Der Nachmittag an der Steilküste verging viel zu schnell. Am Abend gab es dann noch Auslauf für die Rasselbande und ein Mythos, Souvlaki und einen griechischen Salat für uns. Welch ein großartiger Abschluss unserer Zeit in Griechenland. Jetzt heißt es nur noch warten auf Südwind und auf nach bella Italia.