Die Ionischen Inseln im Schnelldurchlauf
Fast wie im Urlaub
Oxia, Ithaca, Leftkas, Paxos... momentan liegen wir jeden Tag in einer anderen Bucht auf einer anderen Insel. Nach dem obligatorischen Sprung ins Wasser nach dem Frühstück gehen wir Anker auf, segeln einige Meilen weiter nach Nordwesten und beenden den Tag mit einem Landspaziergang und Quatschen bis in die Nacht hinein an Bord. Die Nächte sind lau und nahezu windstill. Auch tagsüber gibt es meist nur wenig Wind, wenn man mal von der nachmittäglichen Brise absieht. Das Meer ist ruhig mit einigen kleinen Windwellen, aber ohne den langen Schwell des Ozeans. Unter diesen Bedingungen segelt Moya schon mit dem kleinsten Lüftchen. Trotzdem sind wir froh über jede Meile, die wir unter Segel laufen können. Diese Art zu Segeln ist so ganz anders wie das Segeln in den Ozeanen der Welt. Entspannender, fast ohne Einschränkung der Bewegungsfreiheit an Bord und erinnert uns sehr an unsere vergangenen Urlaube mit den Charterbooten. Die Charterboote sind hier auf den Ionischen Inseln überall. Ungewohnt viel Verkehr gibt es draußen am Wasser, kreuz und quer fahren die Boote, teilweise unter Segeln aber meist unter Motor - viel zu tun für den Ausguck. Aber spannend wird es erst in den Buchten, denn irgendwo müssen die ganzen Boote ja am Abend hin. Dann wird es so richtig kuschelig. Die Boote liegen meist wie die Ölsardinen in der Dose, mit dem Anker im Wasser und einer Leine zum nächsten Felsen an Land, selbst wenn kein Anleger vorhanden ist. Da wird teilweise kräftig gewunken, gezetert und geflucht, wenn die Skipper sich um ihre Anker und Boote sorgen, denn fast überall liegen die Ankerketten übereinander und es ist keine Seltenheit, dass ablegende Boote die Anker ihrer Nachbarn herausreißen. Auch beim freien Ankern gibt es oft Unruhe am Ankerplatz, wenn unerfahrene Skipper ihre Yachten nur wenige Meter von den nächsten Booten legen, aber so froh über das geglückte Ankermanöver sind, dass sie nicht überzeugt werden können den nötigen Abstand zum Schwojen zu berücksichtigen. Entsprechend sind auch die Häfen voll. In einigen gibt es sogar Stellplätze, die speziell für die Charterboote reserviert sind und die Hafenmitarbeiter auf Anruf beim Anlegen unterstützen. Zwischen all den neuen, schicken Bavarias, Beneteaus, Hanses und Jeanneaus fällt Moya auf wie ein bunter Hund, denn Fahrtenyachten sind hier dünn gesät.
Time is flying
Nach einer Nacht auf Ithaca, einem Badestopp am Strand und einem Abstecher in einer der ausgespülten Höhlen war es tatsächlich schon wieder soweit: der letzte Abend, bevor Micheal wieder nach Hause fliegt. Schon wieder war eine Woche vorbei und Micheal hatte tatsächlich in der ganzen Zeit noch keine Gyros Pita. Das musste geändert werden, ohne das Nationalgericht konnten wir ihn unmöglich gehen lassen. Am nächsten Tag setzten wir ihn in Lefkada ab und stellten uns mit Moya für die Brückendurchfahrt an, um den Leftkas Kanal zu verlassen. Bis zurück zur Marina stauten sich die Boote, die alle durch das schmale Tor hinaus ins ionische Meer wollten. Stündlich öffnet die Brücke die Durchfahrt für die Segler für ganze 5 Minuten. Da der Capitano in der Vergangenheit schon einmal das Vergnügen hatte eine volle Stunde vor der Brücke zu warten, weil sie ihm vor der Nase zugeschoben wurde, wollte er dieses Mal kein Risiko eingehen. Wir fuhren an den zögerlichen Booten vorbei und warteten zur vollen Stunde direkt vor der Brücke. Tatsächlich wurden auch dieses Mal nur 15 Boote durchgelassen, der Rest der nicht enden wollenden Schlange hatte das Nachsehen. Einige setzten genauso wie wir die Segel auf der anderen Seite und dann ging es los. Immer dann wenn Boote in dieselbe Richtung segeln, passiert irgendetwas in den männlichen Gehirnen der Skipper, es bedarf keinerlei Absprache, und ist trotzdem glasklar: the race is on. Die Tücher werden gesetzt, es wird getrimmt und gekurbelt, selbst Joshis’ und Jonis‘ sportlicher Ehrgeiz war schon geweckt: die Jungs wollten die schnellsten sein. Normalerweise ist das mit unserer schwerer Lady, vergebene Mühe, sie ist eben kein Regattaboot, aber gestern waren wir richtig gut dabei. Hart am Wind, versägten wir einige der anderen Boote, obwohl die sogar einen etwas besseren Windwinkel hatten, da sie Preveza und nicht wie wir Paxos ansteuerten. Das war ein Fest.
Wir wollten Paxos mit dem letzten Sonnenstrahlen erreichen, um in der unbefeuerten engen Bucht zu ankern. Da passte es uns eigentlich gar nicht in den Kram, dass da irgendwas im Wasser trieb. Durchs Fernglas sah das Etwas ein bisschen aus wie ein Kite oder das Segel eines Surfers. Wir änderten unseren Kurs und retteten zum Glück nur einen selbstgebastelten Drachen und keine abgetriebene Person. Im letzten Licht fiel der Anker in der eigentlich viel zu vollen Bucht, aber es sollte ja kein Wind kommen...