Tag 14: Nächtliches Treiben oder Wer will schon schlafen?
Christian weckte mich heute Morgen um 2 Uhr zu meiner Nachtwache. Die Maschine knatterte. Es gab immer noch nicht mehr als ein Hauch von Wind. „Unsere Tankanzeige zeigt nur noch halbvoll!“ meinte der Capitano und öffnete die Klappe im Fussboden neben Joni‘s Koje. Die Tankanzeige gibt den Dieselstand in unserem Tagestank an. Der sollte eigentlich immer voll sein, da - sobald der Motor arbeitet - kontinuierlich Diesel aus unserem Kieltank gefiltert und in den Tagestank gepumpt wird. Überschüssiger Diesel fließt dann über einen Überlauf zurück in den Kieltank. Selbst mir war klar, dass da etwas nicht stimmte.
Wir setzen Segel und schalten Henry ab. Die Segel hängen lose an den Fallen, aber zumindest driften wir nicht unkontrolliert, sondern mit einem Knötchen Richtung Westen. Wir suchen Messgeräte und Werkzeuge zusammen, dann beginnt Christian in der Bodenklappe zu hantieren. „Zündung an! Und wieder aus!“ leitet er mich an. Schnell war herausgefunden, dass der Dieselfilter verstopft war. Das war eigentlich überhaupt kein Problem, denn Moya besitzt ein redundantes Pump-System mit 2 unabhängigen Pumpen und vorgeschalteten Dieselfiltern zwischen denen man umschalten kann. Doch nach Bestätigung des Schalters rührte sich immer noch nichts, die zweite Dieselpumpe machte keinen Mucks. Christian machte sich an die Dieselfilter. Dieselschwaden ziehen durchs Schiff. Lecker! Aber immerhin! Die eine Pumpe lief wieder, nachdem die Filter gewechselt waren. Die andere nicht, sie muss irgendwann kaputt gegangen sein, ohne dass wir es gemerkt hätten. Also baute Christian auch noch gleich die defekte Pumpe aus und eine Ersatzpumpe ein. Die hatten wir zum Glück als Ersatzteil dabei. Manchmal lohnt es sich also doch, dass das halbe Schiff gut gefüllt ist mit Werkzeugen und Ersatzteilen.
Um 6:00 Uhr konnte sich Christian endlich hinlegen. Eine halbe Stunde später schepperte es im Cockpit. Ich hatte gestern Abend vergessen die Angelleine einzuholen. Ein kleiner Bonito war an der Leine. Den schaffte ich dann auch alleine zu landen. Joshua schaute zu. Die Nacht war vorbei.
Mit Sonnenaufgang setzte ein laues Lüftchen ein, wir segeln endlich wieder - aber laaangsam.