Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest
24.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 10: Meeresleuchten

Bereits vor ein paar Tagen schepperte es laut im Cockpit. Unser Angelalarm, leere Getränkedosen an einer Schnur, waren durch den Ruck an der Handleine nicht nur runtergefallen, sondern quer durchs Cockpit katapultiert worden. Ich hatte gerade meine Hände im Brotteig versenkt. „Immer dann, wenn es am Ungünstigsten ist“ dachte ich und sagte zu Christian: „Ich komme gleich!“. Um einen Fisch zu landen, sind wir immer zu zweit. Ich hole meist die Leine ran und Christian arbeitet mit dem Gaff, sobald der Fisch in Reichweite ist. Nur bei unserem größten Fang, dem 25kg Gelbflossenthunfisch, hatte ich es nicht mehr alleine geschafft, die Leine aufzuwickeln - er war einfach zu stark.

Aber an diesem Tag, war ich noch nicht einmal damit fertig, meine Hände sauber zu machen, da rief Christian von draußen: „Du kannst unten bleiben! Der Fisch hat die Leine abgerissen.“ „Was?! Die Leine abgerissen? Das muss ein Ungetüm gewesen sein!“ war meine Reaktion, denn unsere Handline ist keine normale Angelschnur, sondern ein drei Millimeter Seil mit einem langem, 1,8 mm Monofilament als Vorfach. Es war vor dem Knoten durchgerissen, dort wo es mit den Gummipuffern verbunden war, nur die Reste hingen noch herum. Mit dieser Leine hatte wir auch den großen Yellowfin gelandet. Ich war eigentlich ganz froh, dass der Fisch weg war. Ich habe zwar keine Ahnung wie groß er gewesen sein muss, aber landen hätten wir ihn bestimmt nicht können und letztendlich das Seil kappen müssen. Ich hoffe nur, dass er sich irgendwie davon befreien kann, sonst wird es sehr unschön für ihn.

Am nächsten Tag baute der Capitano einen neuen Köder und eine Handleine. Das war schnell erledigt, die Gummipuffer hatten wir ja noch. Beim Abendessen klapperte es wieder. Es war kein Fisch dran, aber der Köder war noch da. Minuten später wiederholte sich das Ganze noch zweimal. “Seltsam! Mit diesen Haken entkommt uns normalerweise kaum ein Fisch” dachte ich als es schon wieder schepperte. Dieses Mal zog es an der Leine. Wir zogen unsere Schwimmwesten an, holten die Taschenlampe (es war schon dunkel), Messer und Gaff, dann zog ich die Leine ran. “Schau mal, es leuchtet manchmal im Wasser, dort wo der Fisch schwimmt” meint ich und dann “Der sieht aber seltsam aus, ich glaube das ist ein Tintenfisch.” Es war ein ca. 1 Meter langer Kalmar! Er wechselte ständig die Farbe zwischen weiß leuchtend und rot. Die Kinder waren inzwischen im Cockpit und schauten neugierig zu, als wir den Kopffüßer mit der Pütz nach oben kranten. Am Heck brauchten wir ein bisschen, da er sich fest an Moyas Rumpf gesaugt hatte. Eigentlich wollten wir ihn ins Wasser zurück setzen, aber als wir endlich den Haken heraus hatten, war er bereits fast tod. Jetzt wird es heute Abend Calamaris geben. Ich bin mal gespannt, ob das schmeckt.

Inzwischen habe ich nachgelesen, Kalmare fängt man normalerweise nicht beim Trollen, sondern mit Netzen. Wir scheinen durch einen großen Schwarm gesegelt zu sein. Kalmare können überraschend schnell schwimmen, indem sie das Wasser durch einen Trichter aus ihrer Mantelhöhle herauspressen. Immerhin waren wir 4 Knoten schnell, als er anbiss. Wikipedia sagt, dass es über 250 unterschiedliche Kalmare gibt, alle haben 10 Tentakeln. Die Riesenkalmare werden bis zu 12m lang - das ist so groß wie Moya! - aber die leben zum Glück nur in der Tiefsee. Wow!

Gestern Abend leuchtet das Meer um uns herum, hunderte von eimergroßer Lichtflecken, nicht die kleinen Sterne, die wir sonst so beobachten. Ich bin fast sicher, dass wir wieder durch einen Tintenfisch Schwarm gesegelt sind. Es war beeindruckend! Ein Geburtstagsfeuerwerk von Neptun!

Ich frage mich, ob der Ozean hier noch gesünder ist. Ein Rückzugsort für die Meeresbewohner? Jedenfalls haben wir seit unserer Abfahrt auf den Malediven keine drei Schiffe gesehen (die fahren auf kürzester Strecke nördlich von uns) und kommerzielle Fischer schon gar nicht.

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