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44° 50.5' N
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13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
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vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
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Logbucheinträge zu Cruising_life

08.05.2019 - Marsa Abu Makhadiq, Ägypten, Rotes Meer

Der Wurm ist drin...

Angenagt

...oder doch eher die Ratte. Ich bin am verzweifeln. An unserem letzten Tag in Port Ghalib fand ich eine angefressene Kartoffel auf der oberen Koje in der Bugkabine. Die Hälfte der Kartoffel war abgekaut. Mir war sofort klar, dass wir ein Tier an Bord haben müssen - ein großes. Wie sonst sollte eine Kartoffel aus unserem Korb heraus kommen. Selbst die Kinder wissen, dass das Gemüse kein Spielzeug ist und hinein beißen würden sie erst recht nicht. Obwohl die Bissspuren fast von den Zähnchen der Kleinen stammen hätte können. Nein, eine Maus war das nicht. Wohl eher eine Ratte. Mir rollten sich die Fussnägel hoch. Ich durchsuchte unsere Bugkabine, fand aber nichts.

Natürlich hatten wir keine Falle an Bord. Renegade half aus. Allerdings trauten wir uns noch nicht die Falle zu aktivieren, da wir über Nacht nach Norden unterwegs waren. Wir hatten Bedenken einer Fehlzündung. Die Ratte musste weg und das beim ersten Mal, denn sonst würde sie die Falle in Zukunft meiden. Am nächsten Morgen kontrollierte ich die Lebensmittel - alles war in Ordnung. War sie vielleicht gleich wieder von Bord gegangen? Nein, war sie nicht! Ich hatte sie bei meiner Suchaktion versehentlich bei der Ankerwinsch eingesperrt. Joshua hörte sie. Jetzt wussten wir wenigstens wo sie war. Der Capitano wurde kreativ und schmiedete 101 verrückte Pläne sie dort heraus zu holen. Wir versuchten es erst mit einem Sack. Als das nicht funktionierte, ganz pragmatisch mit der Rattenfalle und Käse. Tür zu und warten. Ein halbe Stunde später schepperte es. „Das war‘s“ - dachte ich.

Schwarze Männer

Auf unserem Weg nach Marsa Abu Makhadiq, erhielten wir einen Funkspruch von der Windchase. Aus ihrem Plan Suez zu erreichen war auch nichts geworden. Ihre Maschine streikte - Totalausfall. Und das hier im Roten Meer mit all den Riffen und dem Gegenwind. Sie segelten momentan und würden am nächsten Morgen auf Höhe von Marsa Abu Makhadiq sein. Wir planten sie in die Bucht zu schleppen. Aber als wir ankamen, hatten sie es bereits geschafft. Nur zum Anker einfahren, zogen wir sie kräftig mit Moya zurück. Der Anker hielt, das war auch wichtig, denn 35 Knoten Wind sollten einmal mehr über uns hinweg fegen. Wir schäkelten besser mal unseren Zweitanker an unsere Kette, damit sich die Windlast auf zwei Anker verteilt.

Die beiden Peter von Renegade und Melipal waren Motorexperten, beide verschwanden zusammen mit Paul für zwei Tage auf die Windchase und kriegten in mühevoller, schweißtreibender Arbeit in der engen Motorbilge die Maschine wieder in Gang. Danach waren sie von Kopf bis Fuss schwarz, genauso wie das Schiff - aber die Maschine lief wieder. Es war wieder einmal Wahnsinn, wie verlässlich, hilfsbereit und gut die Segler zusammenarbeiten. Die Community ist einfach großartig, wirklich jeder tut was er kann, wenn ein anderer in Not ist. Paul und Sue hatten schon das zweite Mal auf ihrer gerade einmal acht monatigen Reise aus Neuseeland befürchtet, dass ein Defekt das Ende ihrer Segelreise bedeuten würde. Schon in Indien wäre um ein Haar ihr Mast gekippt, und nun war es die Maschine.

Nach Sonnenuntergang

Da weder Mann nach Maus mehr auf die Windchase gepasst hätten, arbeiten wir inzwischen an unserer To-Do-Liste. Unser Vergaser des Außenborders musste mal wieder gereinigt werden, genauso wie die Polster im Salon. Der Niedergang brauchte einen neuen Anstrich und der Lack an der Leiste im Salon wartete auch auf eine Erneuerung. Das Relingnetz war nicht mehr weiß, sondern rot von Staub der Wüste, es musste zum Waschen runter. Die Jungs sind inzwischen so groß, dass sie uns prima bei den Arbeiten unterstützten. Am Abend gingen wir dann mit einem Bärenhunger an Land, um Einzukaufen und Essen zu gehen.

Die ganze Bucht ist zugepflastert, alles gehört hier einem Mann, der nicht aufhört, immer weitere Hotels bauen zu lassen, ganz egal, ob die anderen leer stehen oder schon wieder nieder gerissen werden. 2002 gab es hier in der Bucht noch gar nichts und nun findet man kein freies Plätzchen mehr an der Küste. Zwischen den Hotels, Hotelskeletten, Rohbauten und Baustellen fanden wir schließlich ein Restaurant. Bestellen konnten wir aber noch nicht. Seit Sonntag hat der Fastenmonat Ramadan angefangen und bei Sonnenuntergang gibt es dann Frühstück, für Koch, Kellner und alle. Die Straßen und Lokale liegen für eine halbe Stunde verlassen, bis auf die Gäste. Wir fasteten also auch, wenigstens ein bisschen.

Zerstörung

Als die Kids im Bett waren, schauten Christian und ich noch einen Film. Zumindest bevor mich der Schlag traf. Da rannte doch tatsächlich eine Ratte direkt auf meinen Kopf zu in Richtung Gemüsenetz. Ich konnte es kaum glauben, dass wir tatsächlich noch ein zweites Tier an Bord haben sollte. Die musste schon die ganze Zeit da sein, denn hier liegen wir vor Anker. Im Nachhinein ärgere ich mich unheimlich, dass wir in Ghalib das erste Boot neben dem Hotel und den Mülleimern waren. Zur Sicherheit hatten wir noch Klebefallen gekauft. Wir stellten unser Arsenal auf, aber das Tier ist schlau und mittlerweile auch zu unseren Lebensmittel Vorräten vorgedrungen. Innerhalb einer Nacht verwüstete Sie einen guten Teil davon, frass sich durch Reispackungen, Milchtüten und Keksschachteln. Jetzt sind alle Lebensmittel in Plastikkisten verpackt und stehen in der rattenfreien und -dichten Vorderkabine. Heute nacht gibt es nur noch Käse und Wurst in zahlreichen Fallen ...

Zu diesem Eintrag gibt es 4 Kommentare.
09.05.2019:
Kommentar from Martin
Ihr armen Rattenfänger, ihr tut mir leid, da kann ich als Tierarzt aus der Ferne auch nicht helfen, würde euch eine Katze schicken....lg aus dem verregneten kühlen Germany
09.05.2019:
Kommentar from Marcus und Judith
Oh jeh... habt ihr den Trick 35 aus https://www.yacht.de/schenk/trick/trick35.html schon versucht? Viele Grüße und viel Glück aus Stuttgart
10.05.2019:
Kommentar from Dody
Oh Sch...e!!! Druecke Euch ganz feste die Daumen dass sie wenigstens von Euren Kabeln und Schlaeuchen wegbleibt. So ist es an sich schon schlimm genug, aber das andere wuerde ich nicht mal meinem aergsten Feind wuenschen (wenn ich sowas haette)! Big hugs und "Força" wie die Portugiesen sagen wuerden. xxx
11.05.2019:
Kommentar from Andre Rüegg
Oh, Mist . Viel Glück mit dieser Ratte!
28.04.2019 - Fury Shoal, Dolphin Reef, Ägypten, Rotes Meer

Wir sind in Ägypten

Auf die Nase

Es dauerte einen ganzen Tag mehr als geplant, bis wir Moyas Bug an einer der Mooring Bojen hier am Riff vertäuten. Und dabei waren es nur 200 Meilen von Khor Shinab. Wir wollten einfach nicht die gesamte Strecke motoren und kämpften die Hälfte der Zeit unter Segeln, kreuzend gegen den Nordwind. Um das Kap Ras Banas pfeifft der Wind immer mit noch ein paar Knoten mehr herum. Es wäre gut gewesen hier bei Flaute oder Leichtwind vorbei zu kommen. Aber das Wetterfenster war kurz und bereits zu, als wir gestern Nacht schließlich am Kap vorbei kamen, bei 25 Knoten Wind auf die Nase. Schon tagsüber hatte der Wind zugenommen und wir hatten das Kneten des Brotteig auf den Boden verlegt, weil wir keine Chance mehr hatten, stehen zu bleiben ohne durchs Schiff zu fallen. Die Kinder hatten unsere Einkauftüten herausgekramt und sind damit mit Begeisterung über den Boden „Schlitten gefahren“. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie kreativ die kleinen Geister werden können.

Es wird kompliziert

In den letzten Wochen hörten wir im Internet, über E-Mail und im realen Leben Cruiser immer wieder sagen „I‘m fed up by the Egyptians“. Seit letztes Jahr im Oktober scheinen sie die Einreisegebühren in Port Ghalib verzehnfacht zu haben. Wer nach Hurghada will, muss nochmal und sogar noch tiefer in die Tasche greifen und das an Land gehen irgendwo anders muss trotzdem erstandenem Cruising Permit meist eine Tortur sein. In Suez wird jeder über den Tisch gezogen und nach Port Said soll man nur Segeln, wenn man bereits einen Platz in der Psychiatrie vorgebucht hat. Seit 1 April 2019 braucht man nun auch noch plötzlich eine Gelbfieberimpfung für die Einreise in Port Ghalib, falls man aus dem Sudan kommt. So die Meinungen der Yachties.

Dass zumindest einige dieser Brocken, die die Ägypter dem Yachttourismus in den Weg legen, nicht aus der Luft gegriffen sind haben wir auch schon erfahren. Das Angebot für unsere Einreise in Ghalib ist exorbitant und beinhaltet Unsinnigkeiten wie Automiete für Behördengänge, obwohl die Behörden sich vor Ort befinden und der Agent ein langjährigen Anbieter für Touren ins Landesinnere ist. Genau dieser hat seit kurzem das Monopol als Agent für die Einreise in Ghalib. Man nimmt es von den Lebenden. Andere Cruiser beginnen einen Boykott, aber uns bleibt kaum eine Wahl, schon jetzt gibt es nur Nudeln oder Reis zum Abendessen.

Auch die Küstenwache scheint übereifrig. Ein ägyptisches Kriegsschiff wies uns darauf hin in einem Sperrgebiet zu segeln, obwohl wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal in den ägyptischen Hohheitsgewässer befanden. Wir schauen mal wie es für uns weiter gehen wird und fragen uns schon jetzt, ob das Alles irgendwie mit dem Massentourismus zu tun haben könnte?

Am Delfin Riff

Dass es hier Touristen gibt, ist unbestreitbar. Als wir gestern Morgen nach Sonnenaufgang zwischen den Riffen den Weg in die Lagune suchten, lagen da bereits 10 große Motoryachten. Jede davon hatte eine ganze Ladung Tauchtouristen an Bord, die auf den Booten für ein oder zwei Wochen leben um die Riffe zu erkunden. Zu unserem Entzücken lagen auf der anderen Seite der Lagune aber auch zwei Segelboote, Melipal und Renegat. Die Malteser und Österreicher hatten zusammen mit Windchase nur 20 Meilen nördlich von uns die zehn Starkwindtage abgewettert. Wenn wir das gewusst hätten...

Wir zogen unsere Neoprenanzüge an und waren gleich nach dem Frühstück im Wasser. Das Wasser ist das erste Mal so kalt, dass wir die Anzüge wirklich brauchen. Wir verstehen nun, was der Australier Greg meinte, als er sagte „Greece is great, but the water is freezing“. Damals dachten wir noch, „der war noch nie in der Ostsee“, aber inzwischen scheinen wir auch verdorben zu sein. Obwohl die Delfine gestern nicht vorbei geschaut haben, war das Schnorcheln am Riff große Klasse. Das Wasser ist glasklar, so gute Sicht hatten wir, mal abgesehen von Sanganeb, seit den Tuamotus nicht mehr. Am Nachmittag hatten wir Spass mit den beiden anderen Crews. Es tat gut wieder einmal mit jemandem außerhalb der Familie zu sprechen. Wenn man hört „im nördlichen Roten Meer segelt man doch nicht“ fühlen sich die 120 Segelmeilen plötzlich wie eine kleine Heldentat an, anstatt zu denken „wieder nur ein Drittel des Weges gesegelt“.

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12.03.2019 - Uligan, Malediven

Adoptiert von einer maledivischen Familie

Sailorsdinner

Mittlerweile war es richtig voll geworden am Ankerplatz. Die beiden britischen Yachten Calliope und Miss Tiggy lagen nun neben Moya, am anderen Ende der Insel war ein kanadisches Boot angekommen. Vier Boote vor Anker waren Grund genug für Assad ein Willkommens Dinner für die Crews nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft zu organisieren.

Bevor es so weit war, gingen wir zu dem zauberhaften weißen Sandstrand gleich hinter dem Hafen. Die Kinder genossen es sichtlich, seit langem mal wieder ausgiebig den Strand umzugraben. Aber noch besser fanden sie die Einsiedlerkrebse. Bei genauerem Hinsehen erspähten wir hunderte der kleinen, sich bewegenden Schneckenhäuser. Die Jungs fingen eine Sammlung an und bauten schließlich, damit die Hermiten nicht immer wieder ausbüchsen ein Labyrinth. Manche schafften es trotzdem zu entkommen, per Räuberleiter.

Nach Anbruch der Dunkelheit war dann eine Festtafel für uns gedeckt und wir lernten die Crews der beiden britischen Schiffe kennen. Auch sie sind auf dem Weg zurück ins Mittelmeer. Genauso wie wir sind sie eher schnell um den Globus unterwegs. Tatsächlich sind sie die ersten Boote, die wir auf unserer Reise trafen, die ihre Weltumsegelung in unter drei Jahren beenden werden. Wir hatten direkt einen Draht zueinander. Zu dumm, dass sie am nächsten Tag schon wieder aufgebrochen sind, um noch einen Abstecher in Male zu machen, vor der langen Passage “nach Hause”.

Während wir tratschten, futterten wir gegrillten Fisch, Rotis, Dal, Curry und Reis. Die Frauen hatten ein richtiges Festmahl gezaubert. Während Assad und Imaadh mit uns aßen, waren die Frauen leider nicht von der Partie. Irgendwann wurde Joni müde und musste mal dringend. Der Abend endete abrupt. Spannend fand ich aber, dass Imaadh uns nach meiner Frage nach einer Toilette in ein Haus in der Nähe des Hafens führte. Es war aber nicht Imaadhs Haus. Er führte uns durch das blitzblanke Wohnzimmer und ein Schlafzimmer ins moderne Bad. Erst am nächsten Tag erfuhr ich, dass wir bei seiner Cousine waren. Die Verwandtschaftsverhältnisse hier auf der Insel finde ich ohnehin sehr interessant. Heute hörte ich schon zum dritten Mal von dem Onkel in Deutschland und erntete Staunen, als ich seinen Namen wusste. Es scheint also viele Cousinen zu geben. Inzwischen habe ich fast den Eindruck, die 500 Seelen der Insel sind eigentlich eine große Familie.

Familienausflug

Gestern Morgen pingte mein Handy. “Wir fahren auf eine andere Insel und holen Euch um 10 Uhr ab.” Ok gut, wir machen wohl einen Ausflug, dachte ich. Wohin hatten wir keine Ahnung. Die einheimischen Kinder haben diese Woche Ferien, deshalb kam zwei Stunden später eine kleines Speedboat mit 5 Erwachsenen und 4 Kindern an Bord und sammelten uns ein. Wir fuhren nach Dhidhdhoo, der Hauptinsel der Region. Assads Familie wollte sich im Krankenhaus durchchecken lassen, Imaadh wollte gerne seine Frau und seinen Sohn sehen und uns sein neu gebautes Haus zeigen, zwei der Mädchen wollten ihre Papas sehen. Es scheint hier völlig normal zu sein, dass die Familien oft getrennt auf verschiedenen Inseln wohnen und sich nur alle ein bis zwei Monate sehen. Imaads Frau und Sohn werden in das neue Haus in Dhidhdhoo einziehen, während er ein zweites Haus für sich auf Uligan baut.

Nach der Hausführung tingelte unsere Gruppe zum Strand. Dort gab es einen Wasserhüpfpark. Die Kinder und Papas hatten inzwischen Ganzkörper Badesachen an und verschwanden sofort zusammen im Wasser. Die Frauen saßen mit ihren langen Roben und Kopftüchern am Ufer und schauten dem Treiben zu. Trotz der Hitze trugen sie unter den Röcken Jeans und Socken, so dass man keinen Zentimeter Haut sehen konnte mit Ausnahme von Gesicht und Händen. Ich setzte mich dazu und versuchte es mit ein bisschen small talk. Die Frauen lachten herzlich, allerdings scheiterten meine Kommunikationsversuche trotzdem. Während die Männer fast perfekt englisch sprechen, verstehen die meisten Frauen nur wenig. In Zukunft wird sich das vielleicht ändern, denn die kleinen Mädchen plappern schon eifrig mit, da die meisten Schulbücher hier auf englisch gedruckt sind. Der Wasserpark war auch bei unseren Jungs ein voller Erfolg. Auf der Rückfahrt wollten ihre Augen einfach nicht mehr offen bleiben, sie sahen deshalb auch den fliegenden Fisch nicht, der sekundenlang in unserem Tempo neben dem Speedboot herflog.

Spass vor Anker

Vor jeder großen Passage klettert Christian ins Rigg und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Heute wollte der Rest der Familie auch mal Moya von oben sehen. Der Ausblick vom Masttop ist toll. Man konnte über Uligan hinweg sehen und unter uns sah man die Schildkröten an Moya vorbei schwimmen. Eine Drohne müsste man haben. Danach probierten die Kinder noch aus, wie gut man den Bootsmannstuhl als Schaukel verwenden kann.

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03.03.2019 - Galle, Sri Lanka

Auf Wiedersehen Sri Lanka

Zurück an die Küste

Mit dem vollsten Bus aller Zeiten, fuhren wir zurück nach Galle. Ein Mann hatte Einsehen, dass es keine gute Idee ist, zwei kleine Kinder im Durchgang stehen zu lassen, so dass Joshi und Joni sich einen Platz teilten, während der Busfahrer im halsbrecherischen Tempo den Berg hinabschoss. Ich war froh hinten zu stehen, um die wilden Überholmanöver nicht auch noch sehen zu müssen. Nach 5 Stunden Fahrt konnten dann auch Christian und ich uns in einen der engen Sitze hineinfalten. Der letzte Teil der Strecke fuhr der Bus an der Küste entlang. Die Strände sahen toll aus. Ab und zu sahen wir einige der sri lankanischen Fischer, die im Meer auf Stelzen saßen. Mühevoll sah diese Art des Fischens aus.

Als wir endlich in Galle angekommen waren, fanden wir Moya unter einem dicken Staubpanzer. Die Zementfabrik hatte jeden Tag etwas zu uns rüber wehen lassen. Wir waren trotzdem froh wieder auf unserem schwimmenden zu Hause zu sein.

Der lange Weg nach Hause

Mit uns liegen 6 andere Segler im Hafen von Galle, alle auf dem Weg ins rote Meer oder von dort kommend. Wir nutzten die Gelegenheit Informationen aus erster Hand zu bekommen und fragten den beiden Yachten die bereits dort waren Löcher in den Bauch. Einige Begebenheiten im Golf von Aden, über die wir bereits im Internet gelesen hatten, rückten durch diese Gespräche in ein etwas anderes Licht. Eine ungeklärter Annäherung eines Bootes wurde zum Beispiel als gefällige Bezeichnung seitens der Behörden erklärt, da dem Segelboot der Treibstoff ausgegangen war und die Hilfe irgendwie gerechtfertigt werden musste. Wir hörten außerdem, dass in der Militär überwachten Zone, viel los sein soll. Kriegsschiffe und Flugzeuge kontrollieren, gleichzeitig sind wohl viele Frachtschiffe unterwegs. Seit vielen Jahren gab es keinen erfolgreichen Übergriff von Piraten auf eine Yacht mehr, obwohl wir davon ausgehen, dass momentan jährlich 50-100 Segelboote diese Route befahren. Wir sind natürlich trotzdem nicht ganz entspannt, aber die Gespräche mit den anderen Seglern sorgten dennoch für ein wenig besseres Gefühl. Und das ist auch gut so, denn um zum Ende unserer Elternzeit wieder in Deutschland sein zu können, gibt es nur einen Weg zurück ins Mittelmeer - der über das rote Meer. Die einzige Alternativstrecke zurück - um Südafrika herum, in die Karibik und von dort zurück nach Europa - ist in diesem Zeitrahmen nicht machbar und wegen den starken Strömungen und dem rauhen Wetter am Cape Angulhas außerdem auch nicht ganz ungefährlich.

Seit wir beschlossen haben ins Mittelmeer zurück zu segeln, haben wir konstant Informationen gesammelt, um eine fundiert Risikoabschätzung über die rote Meer Passage machen zu können. Jetzt nutzen wir jede freie Minute damit, aktuellste Berichte von anderen Seglern und den Behörden zusammen zu tragen, um optimal vorbereitet zu sein. Wir registrierten uns bei der MSCHOA, die die Anti Piraten Aktivitäten im Golf von Aden koordiniert und werden täglich an die Behörden berichten, damit die Kriegsschiffe immer genau über unseren Aufenthaltsort informiert sind und im schlimmsten Fall zur Hilfe kommen können. Wenn wir nicht der Überzeugung wären, dass der Weg ins rote Meer sicher ist, würden wir diese Passage nicht machen. Trotzdem steht uns wohl unsere nervenaufreibendste Passage noch bevor.

Moya ist inzwischen aus ihrem Panzer geschält, die Wäsche ist gewaschen, der Tank, die Gasflaschen, der Kühlschrank und die Gemüsenetze sind voll. Es kann also los gehen. Aber noch nicht ins rote Meer, sondern erst Mal zu den Malediven, wo wir noch einmal eine Woche am Strand und im Wasser verbringen wollen, bevor wir uns auf den langen Weg nach Hause machen.

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04.03.2019:
Kommentar from Christina
Wow, ihr wollt es wirklich wagen! Wir waren am Wochenende beim Piratenpräventivworkshop der Bundespolizei und da wurde das Gebiet als klares No-Go bezeichnet. Ich drücke die Daumen und zittere mit euch mit, dass alles gut geht und ihr heile ankommt! Liebe Grüße, Christina, Serenity Sailing
04.03.2019:
Kommentar from Dody
Drueck' Euch ganz feste die Daumen, wird schon gutgehen irgendwie! Big hugs xxx
04.03.2019:
Kommentar from Anna von SY Capetown
Wir sind in Gedanken bei euch. Ihr werdet es schon richtig machen. :)
04.03.2019:
Kommentar from Marlene und Werner
Gute Reise und einen super Segelwind! Wir freuen uns euch bald wieder näher bei uns zu haben. Liebe Grüße aus Deutschland.
05.03.2019:
Kommentar from Gabi
Ihr seid einfach zu schnell. Ich hatte diese Woche geplant, nach Sri Lanka zu kommen. Jetzt muss ich Fasching hier feiern, denn auf den Malediven war ich erst. Keine Angst vor Piraten, die halten sich an Containerschiffe und Versorger oder Kreuzfahrer. Außerdem sieht euer magerer Captain nicht danach aus, als gäbe es was zu holen auf dem Schiff. Macht es weiterhin so super wie bisher, dann klappt schon alles.
01.02.2019 - Pulau Dayang Bunting, Langkawi, Malaysia

Langkawi - hier müssen sie sein

Wo sind sie nur alle?

... sie, sind die anderen Cruiser, die wir bis auf einige wenige Ausnahmen, seit Vanuatu aus den Augen verloren haben. Aus “spätestens in Bali holen wir unsere Mitsegler ein” wurde ein, “vielleicht in Singapur”, dann ein “vielleicht in Malakka oder Port Dickson”. Dass es keine brilliante Idee ist, bei Nordwest Monsun durch Indonesien Richtung Norden zu segeln, haben wir inzwischen selbst gemerkt, aber spätestens in der Straße von Malakka, für die der vorherrschende Nordost Monsun exzellente Segelbedingungen liefert, hätten wir das ein oder andere Böötchen erwartet. Gestern waren wir auf Pulau Pangkor immer noch alleine. Touristen haben wir unterwegs immer wieder getroffen, aber fast keine Segler. Die müssen sich einfach auf Langkawi häuslich niedergelassen haben.

Schroffe Schönheit im Meer

Heute nacht waren die Sterne mal wieder ins Wasser gefallen. Um Moya herum glitzerte es, sobald ihr Rumpf das Wasser durchschnitt. Rechts und links funkelte das auseinander gedrückte Wasser und wurde dadurch sanft beleuchtet. Diesem Naturschauspiel zu zuschauen ist schon etwas sehr Besonderes, aber leider mit unserem Equipment überhaupt nicht auf einem Foto oder Video festzuhalten. Genauso wie ich es nie geschafft habe, die Milchstraße von unserem sich bewegendem zu Hause einzufangen.

Am Morgen, bei Sonnenaufgang sah ich sie dann schon, die Langkawi Gruppe mit ihren insgesamt 99 Inselchen. Grün bewachsene Berge ragten aus dem Wasser und plötzlich begriff ich auch, warum die Segler alle hier sein mussten: sie ist wunderschön! Der Wind legte nochmal ein wenig zu und Moya rauschte mit 7 Knoten der Küste entgegen. Beim Näherkommen sahen wir sie dann, gleich vier andere Segelboote und dabei sind wir noch gar nicht nach Kuah, dem Hauptort von Langkawi gefahren, sondern haben vor einer vorgelagerten Insel geankert. Wir freuen uns jetzt schon drauf “Hallo” zu sagen, vielleicht kennen wir ja sogar jemanden?

Zwischen den Felsen gibt es hier immer wieder kleinere und größere verlassenen Sandstrände. Ich muss spontan an die Vava-U von Tonga denken, verbringe den Nachmittag mit einer Tasse Kaffee auf dem Vordeck und lasse mir den Wind um die Nase wehen. Christian und die Kinder sind an Land. Ich ignoriere das Chaos im Schiffsbauch noch ein bißchen, höre dem Rauschen der Wellen, der Bäume an Land und dem undefinierbaren, singsang-artigen Klängen, die von den Bergen immer wieder herüber wehen, zu, und genieße die friedliche Schönheiten der Insel.

Ab Morgen gibt es viel zu tun - Anoden und ein neues Funkgerät warten bereits in der Marina auf uns, außerdem hat sich Moya ein bisschen Wellnessprogram mehr als verdient.

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18.12.2018 - Lombok, Nusa Tenggara, Indonesien

Ganz oder gar nicht Segeln zwischen Komodo und Lombok

Eine Yacht!

Einen letzten Tag verbrachten wir faul vor Gililawa Darat und ließen uns von der Strömung über das Korallenriff schieben. Wir nahmen Tilly, arbeiteten uns gegen die Strömung durch die enge Passage zwischen den Inseln hindurch, stiegen aus und drifteten zurück zu Moya. Leider war das Wasser aufgewühlt, voller Schwebeteilchen, so dass wir die Schildkröten, Haie und großen Fische unter uns nur erahnen konnten. Was wir aber sahen war eine andere Yacht am anderen Ende der Bucht. Mike und Kym waren die ersten Segler, denen wir seit Papua Neuguinea begegneten. Wir trafen uns zum Nachmittagskaffee mit Wassermelone. Bevor die Kids ihr Boot in Einzelteile zerlegen konnten, zogen wir zum Sundowner auf Moya um. Wir genossen es durch und durch wieder westliche Gesprächspartner zu haben und nach fast zwei Monaten Familiendasein wieder andere Gesichter und Meinungen zu hören. 15 Jahre waren die beiden Australier mit ihrer Yacht in Südostasien unterwegs und sind jetzt auf dem Heimweg nach Down Under. Nach dieser langen Zeit in der Region hatten sie noch lange nicht alles gesehen und ich frage mich einmal mehr, ob wir nicht viel zu schnell um die Welt fliegen. Tiefere Einblicke in die Kulturen und intensive Begegnungen mit den Locals sind nur selten mit unserem Tempo vereinbar, dafür sehen wir die Highlights von vielen Regionen, verbringen aber auch relativ viel Zeit auf Passage. Leider wird es auch bei Kym und Mike bei der kurzen Begegnung bleiben, da wir mit dem Ende des Westwinds die Segel Richtung Lombok setzen.

Harte Arbeit bei Südwind

Die Wettervorhersage prophezeite Wind aus Süden. Nach Wochen, in denen sich Gegenwind mit Flaute abwechselten, freuten wir uns endlich wieder mit mehr als nur 3 Knoten unterwegs zu sein und sahen der 200 Seemeilen langen Passage entgegen. Wir starteten morgens um 5 Uhr, bei bedecktem Himmel und Flaute. Ein leichtes Lüftchen setzte aber bald ein, 5 Knoten Wind reichten um die Tücher zu hissen, so dass wir gut gelaunt auf die Nordwestecke von Komodo zu segelten. Bevor die Brise sich in Richtung guten Segelwind entwickeln konnte, wurde Moya von der um die Ecke herumschiebenden Strömung erfasst. Es ging also wieder nur im Schneckentempo vorwärts. Die Gegenströmung sollte uns bis nach Lombok erhalten bleiben, gegen bis zu zwei Knoten arbeiteten wir. Der Südwind legte in der Düse zwischen Komodo und Banta etwas zu, nur um im Schatten von Sumbaya wieder auszugehen. Auch dieses Mal war das Segeln mühsam, mit unzähligen Segelmanöver ganz nah an der Küste, da dort die Strömung am geringsten ist.

Nach einer weitgehend durchwachten Nacht erreichten wir am Morgen die Insel Satonda, machten an der Boje fest und vertraten uns die Beine an Land. Eigentlich hätten wir uns auch gerne den See angeschaut, aber der Ranger der Insel scheint dem Größenwahn verfallen zu sein. Den zwanzigfachen Eintrittspreis der Einheimischen sollten wir bezahlen um die Insel zu betreten, dabei war der Strand alles andere als schön. Christians Prinzipien gingen mit ihm durch, wir drehten um, während er seinen Unmut deutlich machte.

Der Gegenstrom blieb bei der Weiterfahrt, der wenige Wind auch. Die hohen Vulkane auf den Inseln schirmen die Flores See überraschend effektiv gegen den Südwind ab. Zumindest bis zu der Düse Lombok-Sumbawa. Aber zuerst merkten wir nicht den Wind, sondern die Wellen, die vom indischen Ozean heraufgelaufen kamen. Durch die Reflexion am Land entstand ein wildes Geschwappe und steile, kurze Wellen von vorne. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang, nahm auch der Wind immer stärker zu. Ich stand in der Küche und hatte alle Mühe das Abendessen zuzubereiten, trotz des kardanisch aufgehängten Ofens und meiner vielen Übungsstunden auf dem Ozean. Moya machte Lage, denn wir segelten hart am Wind gegen Strom, Welle und den südwestlich drehenden Wind, das war alles andere als angenehm. Wir packten die Kinder ins Bett, refften die Segel und starteten in unsere zweite Nacht. Während die Kids schliefen, hatte ich alle Mühe die Augen zu zu kriegen. Bei 8 Knoten Fahrt durchs Wasser, 25 Grad Lage und gegenan laufende Wellen spürt man die Spannung im Boot selbst in der Koje. Mit dem Erreichen der Nordostküste von Lombok fielen die 30 Knoten Wind in sich zusammen. Flaute, als hätte man einen Schalter betätigt. Die Winde schalteten heute Morgen wieder ein, ganz plötzlich. Man konnte die Windgrenze sogar von weitem im Wasser erkennen. Dieses Mal weht der Wind durch die Düse Bali - Lombok. Direkt auf die Nase! Wir kreuzen und wünschen die Mooring in der Medana Marina herbei. Bald sind wir da!

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19.11.2018 - Dili, Ost Timor

Dili für Cruisers

Nach Papua Neuguinea war Dili für uns zurückkehren in die Zivilisation. Trotzdem ist es für Segler kein Selbstläufer, also kein Ort, an dem man anlegt und prompt wunschlos glücklich über die Versorgung mit Diesel, Benzin, Wasser, Lebensmitteln, Gas oder Ersatzteilen ist. Wir sind nun sechs Tage durch die Stadt gelaufen und haben folgendes herausgefunden:

Ankern und Anlanden.

Der Hafen von Dili liegt geschützt hinter zwei großen Riffen. Die Einfahrt in die Bucht ist betonnt und befeuert. Nachts ankommen würden wir aber auf Grund des Riffs in der Bucht nicht empfehlen. Während unseres Aufenthaltes war das Wasser sehr ruhig, fast ohne Schwell. Wir ankerten östlich von den Containerterminals, zwischen der Hafenpromenade und dem kleinen Riff in der Bucht (8°33,11 S, 125°34,67 O) im 12 Meter tiefen Wasser. Der Anker hielt gut und war fest im Matsch eingegraben. Wind gab es wenig, aber dafür aus allen Richtungen. Nach starkem Regen wird das Wasser in der Bucht fürchterlich schmutzig und Müll schwimmt herum, der aus den Entwässerungskanälen ins Meer gespült wird.

Zum Einklarieren haben wir auf dem Hafengelände neben der Fähre mit dem Dingi angelandet. Dort sind überall Steine und es gibt keinen Anleger, deshalb haben uns die Hafenarbeiter geholfen, das Dingi aus dem Wasser zu heben und an Land abzustellen. Auch sonst scheint es in der Stadt keinen Dingianleger zu geben, die Locals haben ihre kleinen Boote an Moorings und ziehen sie mit Landleinen zum Strand. Wir strandeten Tilly deshalb und schlossen sie an einem Baum an der Uferpromenade an.

Einreise

Wir wollten unsere Ankunft über Funk ankündigen, bekamen aber keine Antwort, was auch kein Problem darstellte. Die Einreise nach Osttimor ist unkompliziert, wenn man weiß wohin man muss. Die Immigration befindet sich in einem großen, herunter gekommen Gebäude innerhalb des Hafengeländes, direkt am Wasser, im ersten Stock. Man erkennt es gut, da auf dem Balkon meist Uniformierte stehen. Zu Immigration muss man zuerst und bekommt dort die Stempel in den Pass und auf die Crewliste. Dann geht es weiter zum Zoll, direkt gegenüber, östlich vom Haupteingang des Hafens. Wir füllten dort ein Formular zur Einreise aus und gaben eine Kopie von unserem Schiffspapieren und der Crewliste ab. Zuletzt besucht man den Harbour Master. Das Gebäude befindet sich außerhalb des Hafengeländes, gegenüber der Motael Kirche. Der Harbour Master prüft die gestempelte Crewliste von Immigration und behält die letzte Port Clearance, zusätzlich füllten wir ein kurzes Formular aus. Wir hatten den Eindruck, dass das Harbour Master Büro am organisiertesten ist und die Kontrolle über die Abfertigung der Schiffe hat.

Wasser, Diesel und Benzin

Es gibt in Dili keinen Anleger und auch keine Bootstankstelle. Jegliche Flüssigkeit muss somit in Kanistern mit dem Dingi an Bord gebracht werden, was etwas mühsam ist, vor allem weil es ja auch kein Dingidock gibt. Tankstellen haben wir im unmittelbaren Stadtzentrum keine gesehen, aber einige im Westen der Stadt in der Nähe vom Timor Plaza. Mit dem Taxi (1-3 USD in der Stadt) oder Microlet (ca. 25 Centavos pro Person, Streckenplan auf www.dilimicrolets.com) sollte es kein Problem sein, dort zu tanken.

Gas

Wir haben in Dili niemanden gefunden, der europäische oder amerikanische Gasflaschen auffüllt. Allerdings kann man in Osttimor Gasflaschen mit indonesischem Gewinde, ohne Hahn, oder Gasflaschen mit australischem Gewinde und Hahn kaufen. Die kleinsten Flaschen beinhalten 10kg Butan. Mit einem Hochdruckschlauch und einem passenden Adapter haben wir unsere deutschen Gasflaschen selber wieder befüllt. Den Schlauch haben wir standardmäßig an Bord, den Adapter erstanden wir nach einigem Suchen bei Klean Gas. Sie haben eine Filiale (Gino Gas) in der Nähe des Hafens, wir mussten allerdings in das Hauptgeschäft von Klean Gas (+670 7723 1057) im Westen der Stadt (-8.5677, 125.5308), um aus ihrer großen Auswahl einen passenden Adapter zu bekommen (7 USD). Beim W4 Supermarkt im Stadtzentrum (nahe Burger King) konnten wir gegen 20 USD Pfand eine Gasflasche mit australischen Gewind für einen Tag für unsere Umfüllaktion leihen, das Gas kostete weitere 30 USD. Unsere Flaschen in Dili zu füllen war für uns wichtig, da nach unseren Informationen das Auffüllen von europäischen Gasflaschen in Indonesien sehr schwierig bis unmöglich sein soll.

Provisionierung

Fast alle Lebensmittel konnten wir in den zahlreichen Supermärkten in Dili kaufen. Allerdings muss man für bestimmte Produkte wie Butter und frisches Fleisch schon mal zu mehreren Geschäften. Frischkäse bekamen wir überhaupt nicht, Käse nur sehr eingeschränkt, Ceddar gab es zum Beispiel. Provisionieren in Dili ist nicht billig bis teuer, da fast alle Produkte importiert sind. Kmanek und Lita Supermarkt haben mir am besten gefallen. Pateo hat tolle portugiesische Produkte, ist aber sehr teuer. Exzellentes, portugiesisches Brot gibt es bei fast allen Märkten. Frisches, lokales Obst und Gemüse kaufen wir auf dem Lecidere Markt, es gibt aber auch importierte Äpfel, Trauben und Kiwi in den Supermärkten. Milch und Wein und Bier sind überall relativ teuer. Achtung, manche Supermärkte nehmen keine ausländischen Kreditkarten.

Ersatzteile

Weder am Timor Plaza noch in der Stadt fanden wir einen Laden der Bootszubehör verkauft. In der Rua Colmera gibt es einige „Baumärkte“ und Läden die Gastlandflaggen nähen.

Internet und Geld

Wir haben für 1 USD eine SIM Karte der Timor Telekom gekauft. Mit weiteren 5 USD erstanden wir Credit für 1.1 GB und zwei Wochen Nutzung, es gibt auch andere Pakete. SIM Karten gibt es bei Telekom direkt oder im Phonehouse im Timor Plaza oder der Rua de Comera. Credit gibt es an jeder Straßenecke oder bei denselben Geschäften. Das Internet war das schnellste seit Panama.

Osttimor verwendet USD als Währung hat aber zusätzlich einheimische Münzen, Centavos (100 sind 1USD). Bei Straßenhändlern kann man indonesische Rupien tauschen. Bei zahlreichen Bankautomaten können USD mit Kreditkarte abgehoben werden.

Wäsche

In der Stadt haben wir keine self service Wäscherei gefunden. Wir brachten unsere Wäsche zu Mana Laundry (www.manalaundry.com) um die Ecke der indonesischen Botschaft. Nach zwei Tagen konnten wir die Sachen getrocknet, gebügelt, gefaltet, in Folie verpackt, gut riechend und einwandfrei sauber wieder abholen (2 USD/kg, 1 Tag Express Service 4 USD/kg).

Ausreise

Zuerst meldet man sich beim Harbour Master. Er berechnet die Anzahl der Tage des Aufenthalts. Danach wurden wir zur Zahlstelle geschickt, 1 Woche Aufenthalt im Hafengebiet kostete 17 USD. Beim Zoll füllten wir das Ausreiseformular aus, danach wurden bei Immigration unsere Pässe gestempelt. Mit allen Quittungen ging es wieder zurück zum Harbour Master, der die Clearance zur Weiterfahrt ausstellte.

Visum für Indonesien

Die indonesische Botschaft in Dili ist sehr genau. Ein Visum (auch 30 Tage) bekommt man dort nur mit Sponsorletter eines Indonesiers. Bevor man zur Botschaft geht, müssen die Namen per E-Mail (imigrasikbridili@gmail.com) angekündigt sein, allerdings kann man seine Unterlagen nur physisch morgens zwischen 9 und 11 Uhr einreichen (obwohl es anders auf der Website steht). Zur Einreichung benötigt man für jede Person Kopien der Schiffspapiere und der Crewliste, des Sponsorletters und Ausweises des Sponsors, Kopien des Passes, Passbilder mit rotem Hintergrund und das mit schwarzen Stift, beidseitig (!) bedruckte, ausgefüllte Antragsformular, es kann nichts nachgereicht werden. Das Visum kostet 50 USD pro Person. Am dritten Arbeitstag kann es am Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr abgeholt werden. In die Botschaft gelangt man nur mit langen Hosen.

Kym von Dili central Backpackers unterstützt bei der Beantragung des Visums inklusive Sponsorletter, allerdings dauert die Bearbeitung dann ca. 3-4 Tage länger, als wenn man selbst zur Botschaft geht und ist wesentlich teurer (50 USD pro Person allein für den Sponsorletter). Wir organisierten unser Visum deshalb selbst. Passbilder kann man am westlichen Ende der Rua de Calmera machen lassen, in der gleichen Straße gibt es auch einige Copyshops. Den Sponsorletter organisierten wir über das Internet von Raymond Lesmana, dem Organisator der Sail2Indonesia Rally (raymond@sailtoindonesia.com, 75 USD für alle Crewmitglieder eines Schiffes, Bezahlung erst in Indonesien). Er bearbeitete unsere Anfrage sofort, noch am selben Tag bekamen wir den Brief.

Sicherheit & Sprache

Die Leute auf der Straße freuen sich Touristen zu sehen und lächeln einen fast ohne Ausnahme an. An einigen Stellen war es ein wenig holprig mit Englisch durch zu kommen, aber da sich ausnahmslos jeder bemühte, konnten wir alles lösen. Trotz weiter Spaziergänge in den verschiedenen Vierteln der Stadt haben wir uns an keiner Stelle unsicher gefühlt. Teilweise lagerten wir unsere Einkäufe in unserer Abwesenheit im Dingi am Strand, es kam nichts weg.

Jetzt sind wir wieder auf dem Wasser, unterwegs Richtung Indonesien.

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19.11.2018:
Kommentar from Timo FF Sielmingen
hi ihr 4, kommen gerade von den gilis, davor waren wir auf java und haben den norden von bali bereist - traumhaft schön hier in ID. sind jetzt noch ein paar tage in kuta. schöne reise euch weiterhin!!
21.11.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Timo, schön von Dir zu hören! Da haben wir uns gerade verpasst. Wenn Du noch Empfehlungen für Indonesien hast würden wir uns freuen!
08.11.2018 - Pazifik 8°45' S, 132°46' O

Die Arafura See ist wieder blau

21:45 Uhr: Der Timer hört nicht auf zu piepen. Joni wird wach und ich auch. Ich bringe Joni etwas zu Trinken, er schläft sofort wieder ein und schaue danach ins Cockpit. Christian sitzt am Steuerrad und schaut etwas nervös auf unsere Backbordseite. Das Großsegel ist dichtgeholt. Nur wenige Meter von Moya entfernt erkenne ich nun ein kleines weißes Boot sich gegen das schwarze Wasser abzeichnen. Es driftet oder liegt vor Anker, sein kleines Lichtlein ist so dunkel, dass es fast nicht von den Sternen zu unterscheiden ist. Vermutlich ein Fischer. Ich frage mich, ob er schläft oder einfach darauf vertraut, dass ihm die Schiffe, auch die ganz Dicken, die hier regelmäßig an uns vorbeifahren, aus dem Weg gehen. Genau wie die anderen Fischer, die wir seit ein paar Tagen immer wieder angetroffen haben, sieht man ihn auf dem AIS nicht. „Haben wir sein Netz erwischt?“ frage ich Christian, er schüttelt den Kopf und meint „Nein, ich denke jetzt sind wir vorbei, ohne Navigationslichter war das gar nicht so einfach.“ Beunruhigt lege ich mich wieder hin, ohne vernünftige Beleuchtung und AIS Signal war es schon Glück, dass Christian das Boot gesehen hat. Mir fallen die Geschichten wieder ein, die ich von der letztjährigen Sail2Indonesia Rally gelesen habe: Bei der Rally haben sich hier in der Arafura See einige der teilnehmenden Yachten in unbeleuchtete Fischernetze verheddert, dabei teilweise sogar ihr Ruder verloren und drifteten danach manövrierunfähig im Wasser bis sie abgeschleppt wurden. Das trägt nicht wirklich zu einem entspannten Nachtschlaf bei, auch wenn ich weis, dass Moya mit ihrem langen Kiel und dem geschützten Ruder weniger anfällig für ein Festsitzen im Fischernetz ist, wie die meisten anderen Yachten.

4:30 Uhr: Ich liege im Cockpit, die Milchstraße mit ihren Millionen Sternen über mir. Sie werden schon langsam blass, denn hinter mir am Horizont sieht man die Wolken schon am nicht mehr schwarzen, sondern nun dunkelblauen Himmel. Die Dämmerung fängt hier schon früh an. Moya schneidet wie ein Messer durchs leicht gekräuselte Wasser, der Fahrtwind fühlt sich angenehm kühl an. Seit ein paar Minuten ist die Maschine am Arbeiten, der Wind ist gestern immer schwächer geworden und nun ganz weg.

6:30 Uhr: Die Kinder sind gerade wach geworden. Es sind bereits 32 Grad im Schiff. Wir frühstücken, danach verschwinden Christian und ich auf das Vordeck. Der Windmesser zeigt wieder 6 Knoten Wind an, vielleicht gerade genug für unser Asymmetrisches? Wir baumen auf Backbord die Genua aus, nehmen das Großsegel herunter und setzen unseren Blister auf der Steuerbordseite. Das schwache Lüftchen füllt das leichte Tuch, das nun wie eine Wand vor Moya am Himmel steht, und zieht unsere Lady mit 3 Knoten durchs Wasser. Über Grund segeln wie sogar mit einem Knoten mehr. Vermutlich gibt es hier eine Tidenströmung, jeden Nachmittag und in der zweiten Nachthälfte ist der Strom gegen uns, am Morgen und Abend mit uns.

8:00 Uhr: Joshi und Joni fangen an ein Piratenschiff zu basteln.

11:00 Uhr: Delfine schauen bei uns vorbei und spielen ein bißchen mit Moya. Sie gleitet so ruhig durchs Wasser, dass man die Delfine auspusten und miteinander reden hört. Schon nach 10 Minuten schwimmen die bis zu 3 Meter langen Säuger wieder weg, Rauschefahrt macht ihnen wohl mehr Spaß. Mir fällt auf, dass das Wasser nicht mehr türkis ist, so wie die letzten Tage, sondern dunkelblau und der Blick auf das Echolot bestätigt meine Vermutung: Das Wasser ist wieder über 100 Meter tief. Gut so, die Fischernetze sind eher im flacheren Wasser.

13:00 Uhr: Es gibt Milchreis und Pfirsiche aus der Dose, dann setzten wir den Sauerteig zum Bortbacken an. Zum Nachtisch wird im Cockpit gelesen.

14:15 Uhr: Wir werden von einer Schule Delfine unterbrochen, Joni sieht sie zuerst, zeigt aufs Wasser hinaus und ruft „Wale!“ Bestimmt 20 Tiere spielen ganz übermütig mit Moya. Einer springt sogar komplett in die Luft, dreht sich auf den Rücken und lässt sich der Länge nach ins Wasser platschen. Joshua ist schwer beeindruckt. Danach lesen wir weiter. Das Doppelte Lottchen von Erich Kästner gefällt Joshi und Christian so gut, dass ich erst aufhören darf, als das komplette Buch fertig gelesen ist. Mein Hals ist ein bißchen rau, aber inzwischen bin ich das lange Vorlesen gewohnt. Es ist schon fast zum täglichen Ritual geworden, jeden Nachmittag ein neues Kinderbuch aus unserer großen zusammen getauschten eBook Kinderbibliothek zu lesen.

16:00 Uhr: Wir kühlen uns ein bißchen ab, aber nicht im Meer, sondern mit der Dusche. Danach kneten wir den Brot- und Pizzateig fürs Abendessen.

19:00 Uhr: Unser Spi und die Genua stehen nach dem Abendessen immer noch unangetastet am Himmel. Eigentlich wollten wir nachts ja nicht mehr blistern, aber so mühelos und angenehm sind wir schon lange nicht mehr voran gekommen. Squalls gab es bisher auch noch keine, also versuchen wir es heute Nacht unter Leichtwindsegel.

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06.11.2018 - Pazifik 9°20' S, 135°46' O

Sail2Indonesia im November

Normalerweise wachsen spätestens am vierten Tag auf Passage unsere Seebeine. Das heißt die Übelkeit geht zurück, das Bewegen an Bord fällt wieder leichter und vor allem lässt die lähmende Müdigkeit nach, so dass das Leben auf See richtig beginnt. Ganz doof sind deshalb, vor allem für mich, 2 bis 3 Tage-Überfahrten bei denen man erst gar nicht in den Passagenmodus übergeht und man sich so die gesamte Zeit auf See zu jeder Bewegung zwingen muss. Zum Glück sind die Kinder in dieser Zeit auch oft nicht so aktiv und hören viele Audiobooks, lesen und malen. Aber selbst, wenn man in den ersten Tagen auf See Putzen und sonstige Instandhaltungsaktivitäten weit von sich schiebt, bleibt immer noch das Minimalprogramm: Essen zubereiten, um die Crew ordentlich zu versorgen und die Wachen. Hört sich nach wenig an, ist es auch, fühlt sich aber vor allem bei rauher See nach ganz schön Arbeit an. Diese Passage ist besonders, das erste mal auf unseren über 16000 zurückgelegten Seemeilen hingen wir an Tag 6 immer noch in den Seilen, das raue Wetter, die Torrespassage und unser krankheitsgeschwächter Start hatten offensichtlich doch ausgewirkt. Jetzt nach einer Woche sind wir wieder im Flow, der Wind schiebt Moya nach wie vor von hinten über eine fast glatte Arafurasee und wir werkeln mit Leichtigkeit an Bord, lesen, backen Brot und Kuchen, Basteln und Spielen.

Nur Kochen wird mittlerweile jeden Tag zu einer größeren Herausforderung. In unserem Kühlschrank könnte eine Maus verhungern, wenn sie sich nicht bis ganz unten zu unseren Bierdosen aus Panama vorarbeiten und ein Löchlein hinein knabbern würde. Auch in unserer Bilge findet sich einfach nichts Neues, obwohl ich schon jeden Tag alle Schapps durchwühle. Essen ist genug da, aber die Möglichkeiten für die Essenszubereitung sind doch nach fast zwei Monaten ohne Supermarkt stark eingeschränkt. Nudelsuppen zum Mittagessen können selbst die Kinder nicht mehr sehen und meine Ideen für ein reichhaltiges Abendessen reichen oft nicht mehr viel weiter als Pasta mit Soße oder Reispfanne. Mit nur noch ein paar wenigen Packungen Milch, 10 Eiern, ohne Sahne, ohne Käse, ohne Fleisch und ohne frischem Gemüse, das über einige Süsskartoffeln und 2 Kürbisse hinausgeht, versuche ich meiner Kreativität in der Pantry zwar freien Lauf zu lassen, bräuchte aber dringend neue Inspiration. Unsere Sauerteigkultur beschert uns noch jeden zweiten Tag frisches Brot und als Christian vor ein paar Tagen noch ein Glas Nutella in den unendlichen Weiten unsere Bilge gefunden hat waren wir im kulinarischen Himmel. Trotzdem fantasieren wir schon von Dili (Osttimor) und stellen uns vor was es dort wohl alles zu Essen geben wird: Salat, frische Gurke, Tomaten, vielleicht sogar Äpfel oder Trauben und ein Burger mit Pommes und zum Nachtisch Eis stehen ganz oben auf der Wunschliste. Wir haben auf unseren Offline Straßenkarten sogar schon ausgespäht, wo im Notfall ein Burger King ist, falls wir kein vernünftiges Restaurant finden. Das wird ein Fest!

Die Wettervorhersage lag dieses Mal goldrichtig. Nach 9 Tagen auf See haben wir tatsächlich heute immer noch Wind und das, obwohl die Pilot Charts (unsere Klimatabellen) für Mitte November ca. 15 Tage Flaute in der Arafurasee angeben. Leider merken wir schon, dass der Wind weniger wird und laut aktueller Vorhersage wird ihm in den nächsten Tagen die Puste wohl ganz ausgehen. Bis jetzt segeln wir aber noch, mal mit beiden Segeln auf einer Seite, mal Wing-to-Wing, also das Großsegel und die Genua auf verschiedenen Seiten ausgebaumt und arbeiten uns in sehr angenehmer Fahrt, nämlich fast ohne Wellen Richtung Westen. 1100 Meilen liegen schon in unserem Kielwasser, noch 600 Meilen sind es nach Dili. Wir drücken die Daumen, dass der Wind doch noch ein bißchen länger weht, damit Henry nicht arbeiten muss. Es sind auch mit Wind und ohne Motorabwärme schon 35 Grad im Schiff, man merkt, dass wir uns dem Äquator nähern und jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit vor den Zyklonen sicher sind - puh!

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07.11.2018:
Kommentar from Maxi
Wow, jetzt habt Ihr es wirklich schon weit um die Welt geschafft. Wenn nun Indonesien an der Reihe ist: Habt Komodo auf dem Schirm! Die Kinder (und Ihr) werden fasziniert sein von den großen Tieren. Uns ging es zumindest so! Gute Weiterreise!
13.11.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Vielen Dank Maxi für den Tipp! Komodo wird auf jeden Fall auf unsere Route aufgenommen. Joshi und Joni wollten schon wissen, ob die Drachen auch Feuer speien und wo ihre Flügel sind...
19.10.2018 - Epoko Island, Renard Inseln, Papua Neuguinea

Tauchen wie im Aquarium auf den Renard Inseln

Durch den Chubudi Pass segelten wir zusammen mit dem australischen Kat kurz vor Niedrigwasser aus dem Louisaden Archipel heraus. Der breite Pass lag ruhig vor uns, es war slack water. Sogar die besegelten Ausleger Einbäume trauten sich bei dem ruhigen Wetter und bei dem bald einsetzenden einströmenden Wasser aus dem schützenden Barriereriff hinaus. Wenn die Ebbe das Wasser aus dem Pass ins Meer reist, hätten sie wohl keine Chance zurück in die Lagune zu kommen und müssten bis zum nächsten Niedrigwasser warten - das hier seltsamerweise nur einmal am Tag stattfindet.

Der Wind reichte geradeso um mit halben Wind zur nordöstlich gelegenen Renard Gruppe zu segeln. Im Schutz des Riffs, das die Insel Epoko umgibt, gingen wir in 8 Meter tiefem Wasser vor Anker. Das Wasser hier ist glasklar! Beim Ankern sah ich genau, wie sich der Anker in den Sand eingrub und sich die Kette zwischen zwei kleine Korallenköpfe legte. Bis zur Insel lag das Wasser ruhig vor uns, türkis mit dunkelblau durchsetzt, dort wo unter Wasser die Korallen leben. Auf der kleinen unbewohnten Insel gibt es einen weissen Sandstrand, der die Kinder magisch anzog. Wir gingen auf Entdeckungstour und fanden hunderte von babyfaustgrossen leeren Schneckenhäuser im flachen Wasser am Strand. Natürlich zogen wir auch Taucherbrille und Schnorchel auf, um zu schauen wer dort unten so alles rum schwimmt.

Am nächsten Tag war bei uns grosses Brotbacken. Wir hatten Karen und Greg am Abend zu einer echt deutschen Brotzeit eingeladen und gaben uns deshalb ganz besonders viel Mühe in unserer kleinen Bäckerei. Eigentlich haben wir ja genug Übung im Brotbacken, aber seit ein paar Wochen experimentieren wir wieder in der Backstube mit Zutaten, Knet- und Ruhezeit und Backbedingungen, so dass wir nicht ganz sicher waren, ob das Brot auch gut werden wird. In den Ruhezeiten hatten wir dieses Mal ein ganz besonderes Programm. Greg, hat auf der Entice einen Kompressor installiert und besitzt zwei komplette Taucherausrüstungen. Da Karen nicht taucht, lud er Christian und mich zu einem Besuch in die Tiefe ein. Am Morgen gingen die beiden Capitanos direkt ans Aussenriff und tauchten an einer fast senkrechten Riffwand in 35 Metern Tiefe. Dabei waren sie von Schwärmen von Einhornfischen umgeben. Später durfte auch ich einen Versuch machen. Allerdings war es mir wesentlich lieber im flachen Wasser zu bleiben, so dass wir uns einfach das Leben unter unseren Booten anschauten. Wir schwammen von Korallenkopf zu Korallenkopf und es fühlte sich so an, als ob man von einem Aquarium ins nächste springt, nur viel näher dran. Am besten hat mir gefallen, als ich mich einfach auf den Meeresboden setzte und ganz ruhig wartete bis sich die Fische an mich gewöhnt hatten und aus ihren Verstecken herauskamen. Endlich gab es mal genug Zeit die vielen bunten Fische ausgiebig aus der Nähe anzuschauen. Ich habe Chirurgenfische, Schmetterlingsfische, Clownfische, Rochen und viele andere gesehen, aber keine Haie. Mein Highlight war aber ein Tintenfisch, der wie ein Ufo zwischen den Korallen umher schwebte. Nach einer Stunde, war mir zwar unheimlich kalt, auftauchen wollte ich aber trotzdem erst als Greg auf den Tauchcomputer tippt und mir ein Zeichen gab, dass es Zeit war nach oben zu schwimmen. Fasziniert und durchgefroren tauchte ich auf - was für ein Erlebnis!

Später hörten wir ganz unerwartet ein knatterndes Geräusch. Mit zwei Booten mit grossen Outboardern waren 15 Mann unterwegs, um nach Seegurken zu tauchen. Mit gutem Fang hielten sie bei uns für ein Schwätzchen an und versprachen am nächsten Tag mit Lobster wieder zu kommen. „Oh toll, das hatten wir schon so lange nicht mehr“ dachte ich und freute mich schon mal. Tatsächlich kamen die Jungs heute Morgen wieder und brachten uns drei kleine, der Entice 6 grosse Lobster. Während ich für Reis, Zucker und Mehl getraded hatte, hatten die Australier ihnen den big deal versprochen - Taucherbrillen, Flossen, T-Shirts für alle.

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14.09.2018 - Port Vila, Efata, Vanuatu

Künstlerische Workshops in Port Resolution

Die beiden Lindas von den Nachbarbooten fragten mich auf der Heimfahrt vom Vulkan zurück nach Port Resolution, ob ich Lust hätte am nächsten Tag etwas zu zeichnen. Zeichnen? Das habe ich seit der Schulzeit nicht mehr gemacht, mal abgesehen von den Strichmännchen und fünf-Strich Häusern, die ich mit den Kindern zusammen male. Aber warum eigentlich nicht? Das wird bestimmt spannend was die beiden Künstlerinnen da machen, dachte ich. Ich bekam ein paar Stunden kinderfrei und kam am nächsten Morgen mit ins Dorf. Bevor es los ging tranken wir bei Sara, einer kleinen einheimischen Frau mit kurzen krausen Haaren und breitem strahlendem Lächeln, einen Kaffee. Die Bohnen werden hier auf der Insel angebaut und in Efata geröstet, um dann wieder zurück zu kommen und an die Touris ausgeschenkt zu werden - lecker. Ihre 2 jährige Tochter lief mit einem Handtuch über dem Kopf durch die kleine Palmwedelhütte. David gab ihr einen Kaugummi mit dem sie die nächste Stunde beschäftigt war - friedlich vor sich hin mampfend. Für uns gab es Bananen und einige Geschichten zum Kaffee.

Wir Mädels setzten uns anschließend in die Mitte des Dorfes, packten Stifte, Zeichenblöcke und Papier aus und begannen die kleinen Hütten zu zeichnen. Es dauerte nicht lange, da lugten die ersten neugierigen Kinderköpfe hervor und schauten was wir da so machen. Linda verteilte Blätter und Stifte und lud die Kids ein mitzumachen. Nach wenigen Minuten waren 20-30 Kinder zwischen ein und 12 Jahren um uns versammelt, schauten und zeichneten richtig tolle Bilder von Bäumen, Blumen und Fischen. Offensichtlich machten sie das öfter- vielleicht in der Schule? Die größeren Kinder passten auf die Kleinen auf, ein Siebenjähriger schob ein Baby mit einem alten Buggy herum. Es gab kein Geschrei, kein Geweine und keinen Streit, zumindest bis Joshi und Joni kamen und mitmischten. Wie immer kabbelten die Jojos sich. Als wir Kekse verteilten und die local Kids nicht sicher waren, ob es für alle reichen würde, gab es keinerlei Drängeln, im Gegenteil die Kekskinder sorgten sich um die anderen und brachen Stücke für sie ab bis jeder mit einem Keks versorgt war. Da schaute ich! Wenig später gesellte sich die Second Wind Crew zu uns. Sie hatten eine Geige und eine Ukulele dabei und gaben spontan ein kleines Konzert. Die Kids hörten fasziniert zu, einige tanzten. Was für ein schöner interkultureller Vormittag für alle.

Am Nachmittag besuchten wir noch die heißen Quellen, kochten dort Eier im ausströmenden Wasser und wanderten auf einem der Erdpfade in der Regenwald bis heißer Dampf vor uns aus den Felsen schoß. Die Australierin Lulu, die jedes Jahr nach Vanuatu segelt, gab uns noch eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Tauschhandel bevor wir dann gestern Anker auf gingen, um über Nacht nach Port Vila zu segeln. Ich war überrascht und sehr dankbar, als sie uns erklärte, dass die Menschen hier kein Geld wollen, sondern viel größeren Nutzen an Waren haben. Von Geld können sie sich in Port Resolution, 2 Stunden im teuren Taxi entfernt vom nächsten Geschäft, nichts kaufen. Stattdessen brauchen sie Reis, Mehl, Öl, Zucker, Kinderkleidung einfach alles was man erübrigen kann. Wir haben damit gerechnet, dass wir in Gegenden kommen werden, in denen man Tauschhandel ohne Geld betreibt, allerdings war ich ziemlich baff, dass das schon hier anfängt. Es wird allerhöchste Zeit in Port Vila nicht nur für uns aufzustocken.

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01.09.2018 - Hunga, Vava-U, Tonga

Losreißen

... mussten wir uns regelrecht von Vava-U. Fast wären wir doch noch länger geblieben. In den letzten beiden Tagen hatten wir hier noch einmal viele tolle Begegnungen mit alten und neuen Freunden und der bezaubernden Lagune von Hunga sowie der blauen Lagune nebenan, so dass wir jetzt mit gemischten Gefühlen losfahren. Auf der einen Seite fällt es uns super schwer good bye zu sagen, auf der anderen freuen wir uns schon sehr auf Vanuatu und alles was danach noch so auf uns wartet. Ungefähr 1000 Seemeilen, also über 1800 Kilometer liegen jetzt vor uns, die Überfahrtstimmung und auch der angesagte Wind lassen noch auf sich warten.

Wir werden unterwegs genügend Zeit haben, um zu rekapitulieren wie schön und ereignisreich unser Abschied von Tonga war. Schon am Donnerstagabend hatten wir in Neiafu ausklariert mit dem Ziel Freitagabend zu starten. Allerdings mussten wir vorher noch unbedingt Carli, Rob und Adrian von der Yonder sehen, um uns anständig zu verabschieden und zu Elke und Werner wollten wir auch noch. Und wie so oft haben wir uns festgequatscht. Rob und Christian waren kaum zu trennen und die kleinen Capitanos Adrian, Joshi und Joni schon gar nicht, so dass wir erst am frühen Nachmittag Richtung Hunga aufbrachen und dann auch noch zur ungünstigen Zeit des Tages bei Niedrigwasser ankamen. Die Hunga Lagune ist eine alter ausgelöschter Vulkankrater der durch eine winzige Einfahrt an der Westseite der Inselgruppe erreichbar ist. Die Felsen rundherum schützen die Lagune vor Wind und Wetter, so dass Boote hier sogar Zyklone abwettern. Hätte Elke uns nicht gelotst, hätten wir uns nicht getraut bei Niedrigwasser durch die nur wenige Meter auseinander liegenden Felsen zu fahren. Ich stand am Bug und sah den Boden näher kommen, mit nur 1 Meter Wasser unterm Kiel passierten wir die Flachstelle, da wird man schon mal nervös selbst wenn man weiß, dass es tief genug sein sollte. Immerhin hatte sich Elke erkundigt aus welchem Material Moya ist, bevor sie uns grünes Licht gab in die Lagune zu tuckern „notfalls schaufelt ihr das Geröll einfach beiseite“ - soweit kam es zum Glück nicht. Als wir an der Mooring lagen war es dann schon 16:30 Uhr, zu spät für die zwanzig minütige Wanderung über die Insel zur blauen Lagune. Da der Weg schwierig zu finden sei, wollten uns unsere Gastgeber nämlich abholen. Anstatt dessen dingiten wir heute Morgen hinüber, bei Hochwasser kann man nämlich über die Riffe fahren, die die beiden Lagunen voneinander trennen.

Elke und Werner hatten selbst 22 Jahre auf dem Boot gelebt und sich dann hier an diesem wundervollen Ort nieder gelassen. Ihr Boot ist mittlerweile verkauft, dafür steht ein kleines stabil-deutsches Häuschen an Land. Mit eigenen Händen haben sie die Betonplatten dafür gegossen und die Möbel bebaut. In den Wänden sind überall leere Flaschen eingelassen, durch die das Tageslicht, neben den Fenstern nach innen dringt. Sehr charmant! Und man fühlt sich fast wie auf dem Segelschiff mit Solarpanelen, 12 Volt Sicherungen für die Elektrik und einer Schiffstoilette. Mit ihrem Trans Ocean Stützpunkt helfen die beiden Seglern aus aller Welt und freuen sich immer über Besuch. Joshi und Joni waren wie immer ein bißchen wild, so dass die Kurzleih-großeltern dann vermutlich auch nichts dagegen hatten, als wir Ihnen zum Abschied zuwinkten.

Schön war Tonga!

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30.08.2018 - Neiafu, Vava-U, Tonga

Abschied in Raten

Nachdem wir uns in Kenutu schon von den segelnden Familien verabschiedet haben, bekamen wir überraschend Besuch in Ankerbucht 11. Wie im Entenmarsch kamen die Boote hinter der kleinen Insel hervor und spurteten Richtung Mooring Bojen - erst die Bare Feet, dann die Dol Selene, die Raftkin, die Tranquilo und schließlich kam auch noch die Mango um die Ecke. Schon auf dem AIS Schirm hatten wir zuvor gesehen wie ein regelrechtes Wettrennen begann, jeder wollte zuerst da sein, in etwa wie der Run auf die Poolliegen beim Cluburlaub. Selbst in der Engstelle durch das Riff wollte keiner dem anderen einen Vorsprung lassen und wir sahen die Boote auf dem Bildschirm fast übereinander. Cool - alle wollen zu uns, so viel Aufwand wäre aber nicht nötig gewesen ;-) Wir freuten uns natürlich ein Loch in Bauch über einen weiteren Tag mit der Mango Crew und sind zusammen auf Entdeckungstour gestartet. Dabei habe zumindest ich viel gelernt, dass die haarigen Beinchen im Wasser Seesterne sind, und dass die hübschen Kegelschnecken gar nicht so nett sind sondern mit einer Gift bestückten Harpune um sich schießen können. Bisher hatten wir die immer gesammelt, zum Glück ist nichts passiert. Das Wetter machte uns aber einen dicken Strich durch die Rechnung, der Wind blies kalt und brachte Regen mit. Da war die beste Idee auf Moya zu flüchten zum Kaffee trinken, Kekse und tatsächlich Salzstangen essen - uih!

Heute war es dann endgültig soweit, wir verabschiedeten uns vermutlich für eine sehr lange Zeit. Das nächste Mal werden wir Nick, Isabel, Sophie und Erik wohl in Deutschland treffen. Das war ganz schön traurig, nicht nur für die Kinder! Die Mangos segeln nach Australien, wir Richtung Norden. Weil wir ein bißchen langsamer unterwegs waren und einige Umwege eingelegt haben, werden wir nun wohl, wenn und sobald es das Wetter zulässt, den Südseetraum Fiji auslassen und direkt nach Vanuatu segeln.

Am Vormittag setzten wir heute aber nur die Segel Richtung Neiafu, dem Hauptort der Vava-U Gruppe, dort sitzen die Behörden und die Chinesen, die hier wie fast überall auf der Welt fleissig ihre Waren verticken. Wir klapperten alle Chinaläden ab auf der Suche nach Eier, die schon letzte Woche überall ausverkauft waren. Auch heute gab es keine am Markt. Moya ohne Eier ist eine kleine Katastrophe, oft ohne Fleisch und frische Lebensmitteln profitiert die Bordküche ausserordentlich von dem Gelege, das sich tatsächlich auch für mehrere Wochen ungekühlt hält. Wir hatten Glück - das Versorgungsschiff war gestern da, so dass wir 30 Eier ungewisser Herkunft und Alters erstehen konnten. Wie einfach man doch zufriedenzustellen ist, nach fast einem Jahr als Ozeannomade.

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28.08.2018 - Tapana, Vava-U, Tonga

Fliegende Tage vor Anker

Inzwischen lagen hier in Kenutu 10 Boote, 17 Erwachsene und 12 Kinder vor Anker. In netter Gesellschaft vergingen die Tage wie im Flug. Während die größeren Kinder morgens Schule machen mussten, spielten die Kleinen an Bord, besuchten die anderen Kinder oder erkundeten die Insel. Am Nachmittag traf sich dann groß und klein am Strand. Die Kids passten gegenseitig aufeinander auf, rannten mit Stöcken über den weißen Sand, buddelten, schnitzten und errichteten Unterstände und Zelte. Sie bildeten ein richtiges Team und verteidigten ihr Territorium mit Stöcken und Kriegsbemalung gegen die Erwachsen. Von der vereinten Rasselbande umzingelt, hat man als Großer nichts mehr zu lachen und kam nur noch durch Aufgabe mit dem Leben davon. Es war wirklich große Klasse zu sehen wie die heterogene Kindergruppe mit Jungs und Mädels zwischen drei und 12 Jahren mit einander interagierte. Die achtjährige Sophie übersetzte sogar für Joshi und Joni, wenn es Kommunikationsprobleme gab. Besonders nett fand ich Joshuas Reaktion, als Joni und ich zu der Höhle der Kinder gingen und bedroht wurden: „Joni, darf schon mitmachen“ und „Das ist meine Mama, die darf man nicht hauen“.

Mit den versorgten Kindern hatten die Erwachsenen plötzlich ganz ungewohnt viel Zeit zum Schnacken, ein Buch zu lesen, an Bord etwas in Ordnung zu bringen oder Bordrezepte auszutauschen. Moya verfügt inzwischen über eine Joghurtkultur und eine Sauerteigkultur, die beide vehement dazu beitragen Pepp in die Pantry zu bringen. Heute Morgen gab es frisch gebackenes Sauerteigbrot und selbst gemachten Joghurt mit frischen Früchten - welch ein Luxus. Trotz des kalten Wetters hatten alle ziemlich viel Spaß und ließen die Abende am Lagerfeuer ausklingen bis die Kinder vom anstrengenden Tag so müde waren, dass die Augen beinahe im Stehen zuklappten.

Wir genossen die Zeit mit den anderen Familien sehr, trotzdem werde ich langsam unruhig. Es ist schon fast September und wir haben noch ca. 3500 Meilen vor uns bis wir die Zyklonregion Richtung Indonesien verlassen haben werden müssen. Das ist eine Menge - für uns, fast 30 Tage auf dem Wasser! Die nächsten zwei Monate werden wir also jeden zweiten Tag segelnd verbringen. Deshalb passt es uns momentan überhaupt nicht, dass das Wetter so wenig kooperativ ist. Eine Windscherung ist im Anmarsch, die viel Wind und rauhe See mit sich bringt. Mit Hummeln im Hintern warten wir also bis das Ding durch ist und hoffen auf guten Wind danach, bevor sich unsere Wege von den Family Cruisern, die fast ausschließlich nach Neuseeland und Australien unterwegs sind, trennen. Die meisten Familien verkaufen dort ihre Boote, wenige segeln nächstes Jahr ab Mai eine zweite Session im Südpazifik. Lange haben Christian und ich diskutiert, ob es nicht auch für uns das Beste wäre Moya nach Süden zum Ende der Session zu segeln, allerdings würde dies das Ende unserer Segelreise zum Jahresende bedeuten - jetzt, wo es gerade so viel Spaß macht. Aus diesem Grund entschieden wir uns für das Abenteuer Südostasien, auch wenn wir dann zunächst off the beaten track unterwegs sein und viele Meilen in unserem Kielwasser lassen werden bis wir im Reich der Orang-Utans und Sumatratiger ankommen.

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25.08.2018 - Kenutu, Vava-U, Tonga

Kindersegel- und Entdeckungstour in Vava-U

Hier in Vava-U treffen sich alle wieder. Die kleine Inselgruppe ist so schön, dass sie keiner auslassen will. Deshalb kommen die ganzen Boote aus allen Richtungen hier zusammen. Egal ob man vorher in Nuie, den Cook Inseln, Samoa oder von französisch Polynesien kommt, ist das Ziel Vava-U. Die Wale und Höhlen locken und natürlich möchten alle gerne noch einmal Zeit mit den neu gewonnenen befreundeten Seglern verbringen, bis sich die Wege trennen. Die Meisten werden von hier Richtung Süden nach Neuseeland segeln, einige nach Westen, um sich Fiji und Australien anzusehen, wenige werden nach Norden abbiegen, aber fast jeder wird bis spätestens November diese Region verlassen haben, um den tropischen Zyklonen zu entfliehen.

Momentan ist es noch nicht so weit und mit jedem Tag kommen mehr Boote an. Inzwischen sind wir von einer kleinen Armada von Kinderbooten umgeben, auch die Mango ist wieder dabei - weitere sind im Anmarsch. Dementsprechend viel los ist auf dem Ankerplätzen, ein Event jagt das nächste. Vorgestern haben wir eine Höhlentour für Mango und Yonder veranstaltet, gestern waren wir Brot und Gemüse Delivery Service für den Ankerplatz, da wir unsere Crew wieder zu ihrem Captain zurück ins Dorf gebracht haben, und heute war schnorcheln, wandern und Lagerfeuer mit Stockbrot angesagt. Die Jungs, vor allem Joshua, ist voll dabei wenn die Kinderrasselbande am Strand Höhlen bewacht, Sandbefestigungen baut und sie anschließend mit Holzschwertern verteidigt. Joni ist wie immer der Kleinste und manchmal ein bisschen frustriert nicht so schnell wie die anderen unterwegs zu sein. Dann ist es gar nicht so einfach ihn zu motivieren und davon abzuhalten die Kinder mit Sandwerfen und ähnlichen Garstigkeiten zu ärgern.

Die vierjährige Tara von der Bon Ami nimmt das gelassener hin. Vielleicht liegt das in den Genen, denn wie sonst sollte ihr Vater Richard mit ihr und ihrer siebenjährigen Schwester Kayla alleine durch den Pazifik segeln? Er hat jedenfalls meine größte Hochachtung und brachte es heute sogar fertig noch selbstgebackene Kokosnuss Cookies mit an den Strand zu bringen. Wow! Das ist der erste Halbhandsegler den wir bisher kennenlernen durften.

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27.08.2018:
Kommentar from Monika Kurz
Es ist so spannend eure Abenteuer zu verfolgen. Leider kann ich gerade nicht alle Fotos öffnen. Weiterhin alles Gute für euch und noch viele schöne Erlebnisse. Liebe Grüße Volker und Moni
29.08.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Danke Moni! Mit welchen Bildern hast Du Probleme, kannst Du ein Beispiel nennen?
22.08.2018 - Kapa, Vava-U, Tonga

Höhlentauchen in den Inseln von Vava-U

„Magic kids club is moving today to anchorage 7, everybody who would like to join is invited“ hörten wir auf Kanal 26 auf der allmorgendlichen Funkrunde. Die Ankerbuchten hier auf Vava-U sind durchnummeriert, dazwischen ist das Wasser so tief, dass man fast keine Chance hat zu ankern, das macht es einfach sich zu verabreden, denn jeder weiß genau was gemeint ist. Matts und Alesia von der Magic nutzten das und die Funkrunde, um die Koordination der Kinderboote in die Hand zu nehmen - ideal um neue Gesichter zu treffen. Wir zögerte gerade so lange, bis Moya startklar gemacht war, lösten uns von unserem Mooringball und tuckerten bei absoluter Flaute die wenigen Meilen zur Kapa Bucht.

Seit gestern liegen 5.5 Kinderboote und noch einige Boote mit alt gewordenen Kindern hier in Bucht 7 zusammen vor Anker und haben jede Menge Spaß. Wie immer sind die meisten Boote größer als Moya, trotzdem zählt sie dieses Mal wie anderthalb Boote, denn wir haben Verstärkung an Bord bekommen. Carli und Adrian von der Yonder sind für die nächsten Tage Moyas` neue Crew. Ihr Captain musste leider zurück auf Yonder bleiben, um den Motor des Schiffs ganz ohne Kinderstress wieder flott zu machen. Unsere Jungs freuten sich ein Loch in den Bauch einen weiteren 5-jährigen Jungen mit an Bord zu haben und haben ihm gleich all ihre Spielsachen vorgeführt und ihm gezeigt wo sie schlafen, und wo er und seine Mum schlafen können. Um den Energiehaushalt ausgeglichen zu halten, packten wir trotz leichten Nieselregens Tilly und fuhren an Land. Wir stiegen aus und unsere Füsse sanken in feinen, weichen, weißen Sand. Die Jungs fanden das absolut perfekt um barfuss zu rennen, Sandburgen zu bauen und sich im Sand zu wälzen. Nach zwei Stunden waren die Energiepegel wieder im grünen Bereich und wir beschlossen uns mit Tilly auf die Suche nach der Swallows Cave zu machen. Wir wußten, dass sie an der nördwestlichen Landspitze der Insel liegen musste, waren aber ansonsten völlig unbedarft. Nach 20 Minuten Dingifahrt fanden wir den Höhleneingang. Die Felsen öffneten sich über und unter dem Wasser, so dass man ganz bequem mit dem Beiboot hineinpaddeln kann. Durch eine Öffnung im Dach der Höhle fällt an einer Stelle Tageslicht hinein, sonst ist es relativ duster, mit steilen Felswänden und einer hohen Decke, an der Fledermäuse herabhängen. Unsere drei Jungs waren etwas skeptisch. Wir wollten schon wieder gehen, als uns im Wasser die Fische auffielen - tausende kleiner Fischen schwammen da in großen Schwärmen. Da wir ohnehin die Schnorchel dabei hatten, glitten wir ins Wasser und waren mittendrin. Der Schwarm teilte sich, wenn man ihm zu nah kam und formierte sich an einer anderen Stelle neu. Manchmal tauchten die kleinen Fischen ab und bildeten im sehr tiefen Wasser der Höhle Spiralen oder andere Formen. Dann kam außen die Sonne zwischen den Wolken hervor, so dass das Wasser innen türkisblau aufleuchtete und Lichtstrahlen das Wasser zerteilte. Ein unbeschreibliches Erlebnis, auch für die Kids! Immer wieder tauchten wir unter, um mit den Fischen zu interagieren und durch die Schwärme hindurch zu schwimmen. Wir waren alle so fasziniert von dem Naturschauspiel, dass wir am Ende total durchgefroren, mit blauen Lippen zu Moya zurück tuckerten. In der Bucht machten sich bereits alle Boote bereit, um am Abend ein Lagerfeuer am Strand zu machen, deshalb zogen wir uns nur kurz um, bevor es weiter ging mit räubern mit den anderen Kids am Strand.

Heute ging dann der Magic Kidsclub in die zweite Runde und beherbergte tagsüber die Kids und die Erwachsenen, um die Mariners Cave zu erkunden. Mit der 53-Fuss Yacht fuhren wir an der Steilküste entlang. Irgendwann stoppte Matts, die Stelle war wie jede andere, nichts deutete auf eine Höhle hin. Das Wasser war tief, 80 Meter, zu tief zum Ankern. Die Kinder blieben an Bord und die Erwachsenen wechselten sich ab, um zu den Felsen hinüber zu schwimmen. Christian ging mit dem erste Schwung, während ich guckte wie sich erst die bunten Schnorchelspitzen an einer Stelle konzentrierten und dann einer nach dem anderen verschwanden. Die Mariners Cave hat einen Unterwassereingang. Man gelangt nur hinein, wenn man 3 Meter unter der Wasseroberfläche durch ein nachtschwarzes Loch hindurch taucht. Ich war skeptisch, ob ich das machen würde. Mit der nächsten Runde ging ich, ich wollte mir wenigstens den Eingang von außen ansehen: Ein großes dunkles Loch im Meer. Bevor mich meine Skepsis einholen konnte, tauchte ich unter und schwamm ins Dunkle. Komisches Gefühl, wenn man nicht weiß wann man wieder auftauchen kann, aber zum Glück waren die anderen vor mir drin, so dass ich mich nicht fragen musste, ob an der anderen Seite eine Luftblase kommt. Irgendwann sah ich weiße Flossen vor mir und wusste, dass es jetzt wohl sicher ist, den Kopf durch die Wasseroberfläche zu stecken. Es war dunkel, das einzige Licht kam türkis aus dem Wasser vom Höhleneingang, die Luft war gefüllt von Wasserdampf. Das Wasser war so klar, dass man trotz der geschätzten 10 bis 15 Meter bis zum Grund der Höhle schauen konnte. Beim Blick zurück leuchtete die Wasseröberfläche türkis. Wow! Ich war froh, dass der Angsthase in mir in seinem Bau verschwunden war. Der Weg nach draußen war einfacher, man folge einfach dem Licht.

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19.08.2018 - Neiafu, VavaU, Tonga

Bebender Sonntag in Tonga

Seit gestern Nachmittag sind wir schon in Neiafu, der Hauptstadt der Vava-U Gruppe auf Tonga. Die zwei Tage am Wind segeln hatten sich viel länger angefühlt, so dass wir alle wirklich froh waren die Passage hinter uns zu haben. Später sollten wir lernen, dass die Überfahrt von Niuatoputapu nach Vava-U für viele andere Segler ähnlich anstrengend war wie für uns. Mit den ersten Sonnenstrahlen seit Tagen liefen in die Vava-U Gruppe ein, das Wasser leuchtete tiefblau, die vielen kleinen Inselchen sind grün bewachsen und fallen so senkrecht ins Wasser ab, dass wir mit Moya längsseits hätten anlegen können, hätte es einen Poller geben. Das Wasser ist zwischen den Inseln ist glasklar und tief, vor dem Ort fast 50 Meter, deshalb vertäuten wir Moya an einer der zahlreichen Mooring Bojen zwischen rund 30 anderen Boote und tausenden Mondquallen, die elegant durchs Wasser floateten. Anstatt Entspannung nach der Passage war aber erst einmal Bilge leeren angesagt. Unser aufgegabeltes Wasser war in unsere Lebensmittelbilgen gelaufen und unsere Vorräte schwammen. Zum Glück war das meiste verpackt, so dass wir nur wenig entsorgen mussten. Allerdings dauerte die Entsaftungs- und Putzaktion trotz schlafender Kinder mehrere Stunden, bis eben alle Dosen und Verpackungen vom Salzwasser befreit waren.

Heute Morgen schalten wir gleich nach dem Frühstück erst einmal unsere Funke ein. Auf Kanal 26 gibt es hier das morgendliche Cruisersnet, beim dem alles was wichtige sein könnte besprochen wird: Notfälle, Wetter, Crewgesuche, Suche nach Ersatzteilen, Aktionen an Land... Danach ging es auf direkten Weg in die Kirche. Wie schon auf Samoa haben die christlichen Missionare damals auch auf Tonga ganze Arbeit geleistet. Die Menschen hier sind sehr gläubig. Als wir einige Minuten nach 10 Uhr in der großen Kathedrale ankamen, war diese bereits bis auf den letzten Platz gefüllt, bestimmt 300 - 400 Menschen saßen innen und auch vor den offen stehenden Türen um dem Priester zu lauschen und zu singen. Der ganze Ort schien hier zu sein, die Straßen waren wie ausgestorben, man sah kein Auto und keine Menschenseele weit und breit. Von Neugeborenen bis zur Oma waren alle hier, geschniegelt und gestriegelt in allerbester Festtagskleidung. Die Männer in LavaLavas, die Frauen in Röcken und Blusen mit den traditionellen Bastmatten um die Hüften gewickelt. Schon als wir zur Kirche hinauf liefen, schalte uns der inbrünstige mehrstimmige Gesang der Gemeinde entgegen - ich bekam direkt Gänsehaut, noch nie hatte ich eine Kirchengemeinde so schön und kraftvoll singen hören. Später sahen wir, dass das wohl regelmäßig geübt wird, ein Dirigent koordiniert den Gesang. Der Gottesdienst war teilweise in englisch, der Hauptteil in tonganisch und ähnelt einer katholischen europäischen Messe. Allerdings wird hier auch schon mal gelacht. Im Anschluss fuhren die meisten Familien mit ihren Autos nach Hause, viele auch in ihrer schicken Kleidung auf der Ladefläche der Pickups.

Im Ort war nicht viel los, nur das Cruiser Cafe unten am Steg hatte geöffnet, wo wir mit der La Pecadora Crew zu mittag aßen und unser erstes Erdbeben erlebten. Zwischen Fiji und Tonga bebte die Erde mit 8.2 auf der Richterskala, wir merkten davon hier aber nur ein Ruckeln des Stegs. Die Cruiser schauten sich irritiert um, die Einheimischen waren aber ganz gelassen, das scheint hier öfter mal vorzukommen. Später versumpften wir auf der Magic, einem australischen Kinderboot, mit den Familiencrews von Yonder und Westy und erfuhren wie glimpflich wir die Etappe von französisch Polynesien bis Tonga durchsegelt hatten. Bei den anderen Booten waren Segel zerfetzt, Segellatten gebrochen, Fenster im Sturm verloren gegangen, es gab einen Motorschaden, einen ausgefallenen Autopiloten, gebrochene Wassertanks, und ein Schiff das kurz vor Vava-U wegen des Gegenwindes umdrehen und den ganzen Weg nach amerikanisch Samoa zurücksegeln musste. Unsere paar Liter Wasser in der Bilge waren da zwar nervig, aber selbstverschuldet und außerdem kalter Kaffee im Vergleich zu den Erfahrungen unserer Mitsegler.

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07.08.2018 - Apia, Upolu, Samoa

Kava, Tattoo, Feuer und Tanz ...

sind alles traditionell samoanische Künste, die wir allesamt gleich nach unserer Einreise in die ehemalig deutsche Kolonie miterleben durften.

Die Marina in Apia ist klein, hier liegen die wenigen Gästeyachten die Samoa besuchen. Neben uns, einem Kanadier und einem neuseeländischen Boot, liegt hier auch die Mango mit der es ein heiss ersehntes lautes Wiedersehen gab. Die Kids hatten sich viel zu erzählen - sehr amüsant im übrigen, wenn man als Erwachsener daneben steht und 5-jährigen ganz altklug daherreden hört was man so erlebt hat und was man besser auslässt. Wir wussten also in Minuten welche Aktivitäten wir in den nächsten Tagen unbedingt mitmachen mussten und fingen gleich heute damit an das Cultural Village zu besuchen.

Das Cultural Village ist eine kostenlose Touristenveranstaltung, bei der jeder der möchte in die Traditionen und Gebräuche Samoas Einblicke bekommt. Da wir noch unseren Papierkrieg fertig machen mussten, waren wir ein bißchen zu spät und verpassten den Anfang der Veranstaltung, bei der aus Palmenblätter Teller geflochten wurden. Die Teller waren Grundlage für das das danach kam, nämlich das Kochen auf der Erde. Traditionell essen die Samoaner Taru (eine Yam Wurzel), grüne Bananen, Fisch und Kokosnuss, diese Zutaten werden auf der Erde gegart. Dazu werden erst Steine in einem Feuer heiß gemacht und danach auf der Erde ausgebreitet, darauf legen die Samoaner Bananenblätter, dann die Taru Wurzeln, Bananen und in Palmenblätter eingeflochtenen Fisch. In der nächsten Ebene folgen wieder Bananenblätter, heiße Steine und darauf alles was schneller gar wird wie Meeresfrüchte oder in Blätter eingewickelte Kokosmilch. Alles wird dann mit vielen Blättern bedeckt, bis ein dampfender Haufen entsteht. Die Hitze der Steine gart nun das Essen, nach 45 Minuten war alles durch und wurde nett auf den grünen Teller serviert. Gegessen wird mit der Hand - ganz ökölogisch bleibt so nichts übrig.

Bis das Essen soweit war, bekamen wir eine Einführung in die samoanische Kunst zu tätowieren. Die meist-geachtetsten Männer tragen hier mit stolz eine sogenannte Ganzkörpertätowierung. Diese Tätowierung bedeckt nicht den ganzen Körper, aber jeden Zentimeter Haut von den Knien bis zum Bauchnabel, vorne wie hinten, und wird an 12 Tagen in je 3-4 Stunden tätowiert. Nur Männer von zwei Familien in Samoa sind berechtigt zu tätowieren und auch nur dann, wenn sie selbst eine Ganzkörpertätowierung besitzen und ihre jahrelange Lehre abgeschlossen haben. Nur ein Mann der selbst den körperlichen und mentalen Prozess überdauert hat, soll einem anderen begleiten dürfen. Tätowiert wird anstatt mit Nadel traditionell mit Schildkrötenpanzerstücken, inzwischen sind sie durch Platin ersetzt, aber dennoch werden die bis zu drei Zentimeter breiten mit Tinte getränkten Stücke unter die Haut geklopft. Die Männer verlieren bei jeder Session erhebliche Mengen Blut und vollenden alle 12 Sessions nur mit äußerster Willenskraft und mentaler Stärke. Die ganze Familie unterstützt dabei wo sie nur kann, denn wer abbricht bringt Schande über die gesamte Familie. Die Familie ist in Samoa fast schon heilig, nicht nur Eltern und Kinder sondern auch Großeltern, Tanten und Onkel leben zusammen. Wer allerdings durchhält wird von nun an mit Respekt behandelt, darf nun die besonders schwierigen Herausforderungen meistern und kann es bis zum Häuptling des Dorfes bringen, einer Aufgabe die beträchtliches Ansehen mit sich bringt. Auf Upulo gibt es über 150 Dörfer, die sich autonom verwalten. Selbst Apia besteht eigentlich nur aus vielen Dörfern, jedes davon mit einem Häuptling aber dafür mit keiner weiteren Regierungsebene für die Stadt.

Nachdem wir beim Tätowieren zugeschaut haben, wurde uns gezeigt wie traditionell Holzschalen gefertigt wurden und Stoff für die festlichen Gewänder aus der Rinde eines bestimmten Baumes hergestellt wurde. Wir waren dabei wie eine Willkommenszeremonie mit Kava für uns veranstaltet wurde und nach dem Essen wurde dann noch getanzt. Die Frauen, ganz züchtig, in langen Roben bewegten sie hauptsächlich ihre Hände in wellenartigen Bewegungen. Während die Männer mit in ihren LavaLavas und bastbebundenen Unterschenkeln richtig Gas gaben und stampften bis der Boden wackelte. Joni fing an lauthals zu lachen und kommentierte ”die kämpfen, Mama!“.

Für den Abend hatten wir uns schon am Vortag für die Feuershow angemeldet. Auch dort tanzten Männer, Frauen und Kinder. Dann kamen die Jungs mit den brennenden Stöcken und wirbelten sie in einer unglaublichen Geschwindigkeit durch die Luft und um ihre Körper herum. Die Hitze war bis zu uns zu spüren. Die jungen Männer sind regelrechte Feuerakrobaten, mutig, schnell aber auch zäh, die ein oder andere Verbrennung blieb da sicherlich nicht aus.

Ein schöneren Einblick in die samoaische Kultur hätten wir uns nicht vorstellen können und haben wir bisher auch noch in keinem anderen Land erhalten.

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04.08.2018 - Pago Pago, Amerikanisch Samoa, USA

Samoaner

Wir waren ein bißchen auf der Insel unterwegs. Vor allem wollten wir proviantieren und einige amerikanische Kleinigkeiten für Moya kaufen, die es eben nur hier gibt - Flex Tape, klebt sogar unter Wasser, Silikonhandschuhe, damit wir uns nicht ständig am Gasofen verbrennen und die Küchenhandtücher nicht in Flammen aufgehen, einen LED Strahler zum Ankern und eine vernünftige Kühltasche zum Einkaufen. Ganz nebenbei haben wir aber noch einige nette Episoden mit den unglaublich herzlichen Samoanern erlebt:

Wir waren ja schon am Vortag im Supermarkt gewesen, um zu sehen was es hier gibt. Pete, der Manager, hatte sofort angeboten uns die Lebensmittel zum Hafen fahren zu lassen - nur heute ginge es nicht. Das ist für uns ein super Angebot, denn größere Einkäufe mit den Kids und den Öffentlichen werden manchmal echt anstrengend. So waren wir also nochmal wieder gekommen. Als wir den Wagen durch die Regalzeilen mit den gigantischen Verpackungen schoben, hielt der Gabelstapler neben uns: „I always see you here“ sagte der rundliche Samoaner und bot uns Transporthilfe an. Er dachte wir wären wieder gekommen, weil wir die Sachen nicht auf einmal haben tragen können. Was für ein Star! Wo gibt es das denn anderswo?

Als wir dann nach unseren Einkäufen auf unseren Fahrer warteten, lernten wir die Frauen Handball Olympia Mannschaft von Amerikanisch Samoa kennen. Die jungen Frauen saßen heute schon zum zweiten Mal am Eingang des Supermarkts, verschenkten Lollies und verkauften T-shirts, um an Geld zu kommen, um im Oktober zur Olympiade zu fahren. Die Mädels waren ganz angetan von Joshi und Joni und fanden es total spannend, dass wir aus Deutschland sind. Das Stück gemeinsame Geschichte reicht wohl aus, dass jede von Ihnen auch mal in Deutschland vorbei schauen will. Als Richy, unsere Fahrer dann eintrudelte, trug die ganze Mannschaft unsere Einkäufe zum Van. Weder die jungen Frauen, noch Ricky wussten so richtig eine Antwort auf meine Frage, was sie uns empfehlen hier auf der Inseln zu unternehmen. Stattdessen fragten beide, ob wir denn Western Samoa besuchen würden - dort sei es schön. Ich hakte ein wenig nach und erfuhr, dass jeder Bewohner amerikanisch Samoas immer noch Familie in Western Samoa hat. Ganz wehmütig erzählte Richy, dass jeder neue Governor danach strebt, die Samoaner wieder zu vereinigen. Ich dachte sofort an den Mauerfall. Auch die Samoaner sind ein Volk, nur sind sie schon seit über hundert Jahren auf zwei Länder geteilt, erst Deutschland, USA, später dann neuseeländisch Zugehörigkeit und Unabhängigkeit für Western Samoa. Richy jedenfalls glaubt nicht so richtig daran, dass die Wiedervereinigung, die er sich sichtlich wünscht, bald kommen wird. Wie unfair! Trotzdem, und auch nicht durch die Zyklone, die hier jährlich durchgehen (wir sehen immer noch beschädigte Häuser vom letzten) oder die Tsunamis, lässt sich der große Mann sein tiefes, herzliches Lachen und seine Hilfsbereitschaft verderben. Ich bin nicht sicher an was es liegt, aber hier im Pazifik sind die Menschen schon sehr Besonders.

Zurück im Hafen, waren einige Cruiser gerade dabei die Counting Stars zu retten. Die Familie war von Bord gegangen und der Katamaran quer über die Bucht gedriftet. Der Ankergrund ist immer noch voller Unrat, der vom Tsunami 2009 ins Meer gerissen worden ist und deshalb schlecht - die Anker halten nicht. Zu viert schafften sie den Anker per Hand ohne Winde aus dem Wasser zu ziehen und neu zu setzen. Wie schon bei der Aftermath, die im übrigen noch auf Suwarrow wieder repariert werden konnte, ist die Community unschlagbar. Man gehört dazu sobald man mindestens ein Segel dabei hat, so wussten wir auch sofort, dass am Abend eine kulturelle Veranstaltung an der Markthalle stattfinden wird und wir am Sonntag zum Potluck eingeladen sind.

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29.07.2018 - Pazifik 14°06.1S; 165°04.1W

Überraschungsstart Richtung Tonga

Auch für uns - ganz so schnell wollten wir eigentlich von hier gar nicht wieder weg. Vor allem jetzt nachdem wir die Crews der 10 Boote vor Anker bei einem der legendären Pot lucks kennengelernt hatten.

Gestern hatten wir uns mit den Cruisern am Strand zum Mittagessen verabredet. Jeder brachte einen Beitrag mit, so entstand für alle ein tolles, wenn auch interessantes Buffet. An den Essen merkte man schon, dass inzwischen bei fast allen die frischen Lebensmitteln rar geworden sind, so dass die meisten improvisierten: Reissalat mit Rotebeete und Erbsen, gebackene Reis-Bohnenplätzchen, Nanbrot mit Bohnendipp, Knäckebrot mit Käse und Pickels, Salat mit Palmenherzen und Mais, Kokoskuchen, Popcorn, Muffins und tatsächlich auch noch einen Krautsalat. Das beste aber waren die Juwelen - das Rinderfilet, das von dem Seglerehepaar von der La Pecadora, einer nagelneuen todschicken 20 Meter Segelyacht, gestiftet wurde. Rinderfilet für alle geht nur mit großer tiefgekühlter Schatztruhe an Bord gepaart mit Großzügigkeit der Eigner. Wir waren entsprechend beeindruckt über den Leckerbissen, der da über einem halben leeren alten Fass gegrillt wurde und wirklich dann auch umwerfend gut schmeckte.

Nebenbei haben wir unsere Bootsnachbarn näher kennen gelernt und von manchen auch Geschichten aus ihrem früheren Leben gehört. Ums Feuer standen da Menschen aus unterschiedlichsten Nationen: Engländer, US-Amerikaner, Letten, Franzosen, Costa Ricaner, Deutsche und viele Kanadier aus allen Altersschichten zwischen 3 und 70 Jahren. Es waren Professoren, Lehrer, Kameramänner, Regisseure, Unternehmer, Pharmazeuten, Softwareentwickler und Lebenskünstler dabei, Menschen die einen festen Zeitplan folgten und andere die nur bis zum Ende der Session planten und danach entscheiden wie es weiter gehen soll. Eine bunte Gruppe also, die aber eines gemeinsam haben.

Mit gefüllten Bäuchen und vielen neuen Kontakten haben wir schon einmal unsere Ausreise bei den Rangern erledigt, um die nächsten Tage unser Nomadenleben wieder aufzunehmen zu können. Es war etwas traurig, denn Harry und John hatten wir bereits nach so kurzer Zeit ins Herz geschlossen. Danach tuckerten wir zu Moya zurück und kriegten noch Besuch von Brain, der Wetter mitbrachte. Nach einem Blick in die Vorhersage entschieden wir spontan direkt los zu segeln, da nächstes Wochenende eine Front über die Region hinwegziehen soll und wir gerne bis dahin in Tonga sein würden. Die Alternative wäre gewesen noch über eine Woche auf Suwarrow zu bleiben, bevor das Wetter es wieder erlaubt weiter zu segeln. Weniger als eine Stunde nach unserer Entscheidung gingen wir Anker auf und fuhren mit dem letzten Tageslicht durch den Pass.

Den ersten Tag sind wir gut voran gekommen, Moya flog geradezu über die Wellen, dennoch sind es noch weitere 600 Meilen bis zum Ziel. Wir hoffen es bis Freitag Morgen nach Tonga zu schaffen, bevor es ungemütlich wird.

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26.07.2018 - Suwarrow, Cook Inseln

Erste Abenteuer auf Suwarrow

Heute ist ein ganzer Schwung neuer Boote angekommen, die meisten davon Kanadier. Darunter war auch die AfterMath mit ihrem einhandsegelnden Skipper. Nur war das Ankommen für Sie ein regelrechter Krimi. Suwarrow ist zwar ein Atoll, aber der Pass ist tagsüber bei guter Sicht immer befahrbar. Man muss also nicht auf Stillwasser warten. Das war auch gut so, denn die AfterMath hatte einen Motorschaden auf der Passage von Bora Bora hierher und musste deshalb unter Segeln den Ankerplatz anlaufen. Auch wir waren gestern durch den Pass gesegelt, aber am Ende schießt man eben in den Wind, zieht die Tücher rein, schaltet die Maschine an, schmeißt in aller Ruhe das Eisen ins Wasser und fährt dann rückwärts bis der Haken hält. Ankern ohne Maschine ist dann nicht ganz so einfach, vor allem weil man schlecht nach geeignetem Grund suchen kann. Die Patience, die inzwischen auch angekommen ist, wurde vorgewarnt und wusste Bescheid was an Bord der AfterMath im Argen lag - zumindest so weit wie eine Diagnose am Wasser überhaupt möglich ist: Motorkühlung funktioniert nicht. Im Nu waren ganz selbstverständlich drei Dingis im Wasser, auch wir, und warteten bis das segelnde Schiff in die Nähe des Ankerplatzes kam um es die restliche Strecke zu ziehen und im Wind zu halten bis der Anker sicher im Wasser versenkt ist. Die AfterMath kam, die Tücher fielen, die Dingies drückten das Schiff an die richtige Stelle und in den Wind - und dann - fiel der Anker nicht. Da wir mit unseren 2.5 Pferdestärken Außenborder ohnehin wenig ausrichten können, kletterte Christian an Bord, um zu helfen. Die Ankerkette hatte sich im Ankerkasten verheddert, die Glieder verkanteten. Nur zu zweit konnten die beiden Ordnung ins Chaos bringen, während sie weiterhin von den Dingis in Position gehalten wurden. Zum Glück war der Wind heute nicht sehr stark, so dass das Schiff nun sicher vor Anker liegt. Aber entspannt sicherlich nicht, ohne Motor kommt man auch nicht mehr ohne weiteres von hier weg und Ersatzteile gibt es nur so viele wie in den Schapps der Segelboote vor Ort liegen. Keine Frage, wird die nächsten Tage jeder helfen so gut er kann und Werkzeuge leihen, Ersatzteile in den Bilgen suchen und improvisieren, wenn es nur geht. Der Zusammenhalt ist stark. Trotzdem kann man nur die Daumen drücken, dass wir die AfterMath wieder flott kriegen.

Nach dem Wasserabenteuer ging es an Land weiter. Unser Geocaching Quest war inzwischen fertig, der Schatz war versteckt, die Rätselfragen auf Papier. Die Kinder machten sich zusammen mit der Mango Crew daran die Aufgaben zu lösen, den Weg über die Insel zu finden und hatten einen riesigen Spaß dabei. Es gab also eine Schatzsuche auf einer einsamen Insel in der Mitte des Pazifiks, ziemlich genau am anderen Ende der Welt. Und am Ende erfolgreich. Wir sind sehr gespannt, wer den Schatz noch finden wird, vielleicht kriegen wir dann ja eine E-Mail.

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25.07.2018 - Suwarrow, Cook Inseln

Nationalpark Suwarrow

Heute Mittag sind wir auf Suwarrow angekommen. Es ist ein relativ großes Atoll, mitten im Nirgendwo und gehört zu den Cook Inseln, obwohl die anderen Cooks viele hundert Meilen entfernt von hier liegen. Suwarrow ist unbewohnt bis auf einen Ranger und seinen Gehilfen, die hier im Nationalpark nach dem Rechten schauen. Zu Anfang der Session im Mai werden die beiden hier ausgesetzt und müssen von jetzt ab für sechs Monaten mit dem auskommen, das sie mitgebracht haben. Hierhin kommt kein Versorgungsschiff und keine Fischer und es gibt auch keinen Flughafen, nur die Segler haben das Privileg das wunderschöne Stückchen Erde zu sehen. Sie sind hier gern gesehene Gäste, denn sie sind die einzige Möglichkeit an den ein oder anderen Apfel oder ein Abendessen zu kommen. Auch sonst sind die Ranger auf sich gestellt, wenn etwas kaputt geht wie neulich ihr Funkgerät oder der Generator, dann müssen sie es reparieren oder auf einen Cruiser hoffen, der sich auskennt, so lange taut die Tiefkühltruhe dann auch schon mal ab, ohne Strom. Da kommt Laune auf, genauso wie im letzten Jahr, als man sie statt im November erst Mitte Dezember von hier abgeholt hat. Unvorstellbar für die deutsche Gründlichkeit.

Aber Regeln gibt es hier auch und zwar stolze 28 an der Zahl, was dann wiederum mit den schwäbischen Mehrfamilienhaus Hausordnungen mithalten kann, nur dass hier keiner wohnt, außer Haie, Manta Rochen, Kokosnuss Krabben, Rifffische und ab und zu Wale. Die Regeln haben wir kurz zu Gesicht bekommen, als die Ranger an Bord waren, um unseren Papierkrieg zu erledigen. Aber behalten konnten wir sie nicht, denn es gibt nur diese eine Kopie, aber dafür wurden wir mit zahlreichen anderen Dokumenten ausgestattet und haben mind. 20 Seiten Papier gefüllt, angefangen von Crew Listen in multipler Ausführung, über Zollformulare bis zu detaillierten Listen über unsere frischen Lebensmitteln und ihren Lagerplatz an Bord. Um zu gewährleisten, dass das Atoll so bleibt wie es ist dürfen keine Samen, Früchte und Gemüse auf die Insel gelangen und natürlich keine Mosquitoes damit keine Krankheiten eingeschleppt werden. Blutsauger haben sie hier genug, aber virenfrei.

Als die Einreise geschafft war, trafen wir uns am Strand mit den Crews von Mango und Counting Stars. 7 Kinder schaukelten auf den aufgehängten Hängematten und Schaukeln am Strand, während die Erwachsenen Zeit zum schnacken hatten und ich die Rätsel für die bevorstehende Schatzsuche zusammensuchte. Die Ranger verschwanden ein halbes Stündchen mit ihrem kleinen Boot, als sie wieder kamen hatten sie 5 große Rainbow Runner gefangen. Am Aussenriff nahmen sie die Tiere aus.

Das wussten auch die Haie, die dort bereits zu Duzenden auf die Innereien warteten. Nicht nur die Kinder schauten fasziniert dem Spektakel zu wie sich Grauhaie, Blacktip und Whitetip Haie um die Beute stritten und dabei regelrecht auf den Strand krochen, von wo sie nur mit Hilfe der Ranger wieder ins Wasser fanden. Es gab auch andere Zuschauer darunter eine 6 jährige Kokosnuss Krabbe. Die war so groß, dass ich Angst um meine Finger und Zehen hatten. Sie wachsen ihr ganzes Leben und werden bis zu 50 Jahre alt, so dass ich deren großen Bruder lieber erst gar nicht begegnen möchte.

Nach der Vorführung wurden wir mit Fischfilets zurück auf die Boote geschickt und genossen den fantastisch schmeckenden Fisch und danach ein Schwätzchen im Cockpit unter Erwachsenen, als die Kinder im Bett waren.

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02.06.2018 - Raroia, Tuamotus, Französisch Polynesien

Raroia - wir erobern unser erstes Atoll

1:00 Uhr: In den ersten beiden Tage unserer Passage zu den Tuamotus waren wir gut voran gekommen. Der Wind kam zwar relativ von vorn, wir konnten den Kurs dennoch geradeso anhalten ohne kreuzen zu müssen. So hart am Wind unterwegs zu sein war zwar etwas ungemütlich -vor allem meinem Magen gefiel das gar nicht- aber es ging vorwärts.

Gestern hatte dann der Wind etwas nachgelassen. Bereits beim Aufstehen zu meiner Morgenwache merkte ich wie die Lebensgeister zurückkehrten und neue Energie mich antrieb. Ich nutzte den Schub, um erst einmal ein ausgiebiges Frühstück vorzubereiten, nachdem flauen Gefühl der letzten Tage und den eher simplen Mac n Cheese von gestern Abend hatte ich nun richtig Hunger. Nach dem Frühstück machte ich mich dann daran Christians Schrank auszuräumen und die Wäsche nach und nach zu waschen. Wir hatten vorgestern festgestellt, dass es im Schrank ein bißchen müffelt. Als wir die Sachen dann rausgenommen hatten merkten wir, dass fast alle Kleidungsstücke an der einen oder anderen Stelle leichte Schimmelspuren hatten. In meinem Schrank war alles in Ordnung, deshalb vermuten wir, dass es als wir das Fenster über Christians Schrank draußen hatten und es rein geregnet hat im Schrank klamm geworden ist. Jetzt hoffe ich, dass wir das Zeug durch Waschen und gut trocknen wieder dauerhaft verbannen können, die Shirts sehen zumindest erstmal wieder gut aus.

Der Wind hat den Tag über weiter nachgelassen und ist jetzt um 1:00 Uhr morgens vollkommen eingeschlafen. Es sind noch 20 Meilen bis zum Pass von Raroia. Der Ozean ist absolut glatt, Moya steht in die richtige Richtung und driftet. Ich grüble noch einmal darüber nach wann denn jetzt genau Stillwasser sein wird. Auf den ersten Blick scheint diese Frage trivial nämlich genau zu Hoch- oder Niedrigwasser, aber auf den zweiten scheint dann noch nicht alles so einfach. Zum einen ist da das Problem, dass die Gezeitentafeln nicht für jedes der Atolle vorhanden sind, zum zweiten weichen die Tafeln unterschiedlicher Quellen zum Teil signifikant voneinander ab, zum dritten gibt es eine unbestimmte Verzögerung des Slack waters, da der Wasserstrom in die Atolle hinein und aus den Atolle heraus oft an nur einer Stelle, dem Pass, abfließen kann und zum vierten müssen dann auch noch Richtung und Stärke von Wind und Wellen berücksichtigt werden, da diese Stillwasser weiter verzögern können oder sogar ganz verhindern. Da heute kein Wind weht und die See glatt ist, können wir wenigstens Punkt 4 vergessen. Punkt 1 ist hoffentlich auch nicht so dramatisch, da wir über die Tideninfos der anderen Atolle extrapolieren. Punkt 2 ist da schon blöder - eigentlich hätte ich gedacht, dass die Information der amerikanischen NOAA verlässlich sein sollten, aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären warum sie die lokalen Wasserstände in UTC-11 anstatt der hiesigen Zeitzone UTC-10 angeben. Außerdem haben wir mittlerweile von einigen anderen Yachten gehört, die bei der Einfahrt mit den NOAA Wasserständen arbeiteten, noch eine starke Strömung und stehende Wellen im Pass erlebten. Ob das jetzt an nicht exakten Tideninformationen der NOAA liegt oder daran, dass Stillwasser verschoben ist (Punkt 3) wissen wir nicht. Es bleibt ein bißchen Raten, wann der beste Zeitpunkt für unsere Einfahrt sein wird. Momentan planen wir bei Sonnenaufgang da zu sein, um uns alles gut anzuschauen und dann Slackwater für die Einfahrt irgendwann zwischen 6 und 8 Uhr abzuwarten.

5:30 Uhr: Moya läuft unter Motor seit einer Stunde. Wir wollen rechtzeitig am Pass sein. Joni kommt zu mir in die Koje „Mama, ich sehe viele kleine Inseln“ kurz darauf überbrachte er auch Christian die Nachricht. Unser Capitano erschreckte, er hatte die Inselchen, die in einem großen Kreis das Atoll markieren noch gar nicht bemerkt.

6:30 Uhr: Die Sonne ist vor einer halben Stunde aufgegangen. Sie schob sich am Horizont hinter den dunklen Wolken nach oben, an einzelnen Stellen fanden ihre Strahlen den Weg zu uns und spiegelte sich auf der glatten Wasseroberfläche. Die Farben des Himmels reichten von dunkelblau über lila, rose, hellblau bis hin zu gelb und orange. Wow! Gerade haben wir die Peilstäbe entdeckt, die den Weg durch den Pass weisen. Im Pass ist das Wasser spiegelglatt, kein Lüftchen weht, wir fahren also direkt drauf zu. Ich stehe vorne am Bug, schaut ins Wasser und erschrecke fürchterlich als plötzlich der Boden unter Moya auftaucht. Er sieht so nah aus, obwohl er an der flachsten Stelle 9 Meter unter uns liegt. Wir sind in der Mitte des Passes, ich sehe Fische unter uns im Wasser schwimmen und neben uns aus dem Wasser springen. Das Wasser steht - slack water. Vor uns liegt die Lagune umringt von hunderten kleine Islets. Wir biegen rechts ab, um vor dem Dorf zu ankern. Wir hatten mal wieder Glück mit den Bedingungen, unsere erste Atoll Einfahrt hätte besser nicht laufen können.

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05.05.2018 - 7°28'S / 130°10'W, Pazifik

6 Jahre

Gestern morgen hat es plötzlich angefangen zu regnen. Der Regen prasselte auf Moyas Deck und spülte die Salzwasserreste weg. Es war nur ein kurzer Regenschauer. Genau wie sechs Jahre davor, als es auch wie aus heiterem Himmel begonnen hatte zu schütten. Damals fuhren Christian und ich gerade mit Gabis zitronengelben Zweisitzer durch enge Straßen auf die Maisenburg. Es ging entlang von Bäumen, die gerade in weisser Blüte standen oder ihre ersten hellgrünen Blätter sprießen ließen. Vor dem Wolkenbruch war es schon sommerlich warm. Wenn mich an diesem Freitag jemand gefragt hätte „wo wirst du in sechs Jahren sein“, hätte ich ihm wohl vieles geantwortet, aber sicher nicht „mit zwei kleinen Kindern auf einem Segelboot auf dem Weg nach französisch Polynesien“.

Jetzt haben wir zwar gerade genug von Wasser soweit das Auge reicht, aber ich finde trotzdem, dass es wohl nur wenige bessere Plätze für uns hätte geben können. In ein paar Tagen werden wir in Hiva Oa ankommen und ein Stückchen Erde erkunden auf das man ohne Segelboot nur schwierig kommt. Ich bin schon so gespannt was uns dort und auch auf unserer weiteren Reise erwartet.

Um Moya schon einmal schick für die Ankunft zu machen, haben wir heute die Gunst der Stunde genutzt und geputzt, gewaschen und geschrubbt. Nur von Innen natürlich, von außen sieht unsere Lady momentan schrecklich aus, wo das Wasser hinspritzt ist der weisse Lack gelblich braun und am Unterwasserschiff - zumindest das was man von Deck aus sieht- wachsen irgendwelche länglichen Ärmchen ins Wasser. Das Wasser des Pazifik scheint anders zusammengesetzt zu sein wie das des Atlantiks, wo wir so etwas gar nicht beobachteten hatten. Ich fürchte mich ja schon ein wenig vor dem Blick ins Wasser und gehe davon aus, dass wir Stunden brauchen werden bis der Bewuchs ab ist obwohl wir eben erst das Antifouling erneuert haben.

Innen gab es heute dafür frisch geputzte Fenster, frisch gewaschene Bettwäsche und geschrubbte Polster im Decksalon. Der Schwell, der uns mittlerweile schon seit Wochen durchrüttelt, war heute deutlich kleiner, so dass wir nicht mehr wie die Sturztrunkenen durchs Boot fielen, wir am Tisch keine Unfälle hatten und ein bißchen für den Landfall vorbereitet konnten. Ja - ich weiß - es sind zwar noch ein paar Tage, aber man weiß ja nie welche Überraschung der Ozean für morgen parat hat. The downside: mit der schwächeren Welle, hat auch der Südostwind nachgelassen, wir sind also mal wieder im Schneckentempo unterwegs.

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24.04.2018 - 7°04’S / 106°57’W, Pazifik

Pacific Crossing Tag 20: Die Hälfte ist geschafft!

2000 Meilen sind wir jetzt von Panama City entfernt, genauso weit ist es noch zu den Marquesas. Wir feiern Bergfest und essen zur Feier des Tages Pfannkuchen. Die Kinder sind begeistert. Während ich in der Pantry arbeite und mit der Pfanne, dem Mehl und den Eiern jongliere, verdrücken die beiden einen Eierkuchen nach dem anderen und grinsen dabei über beide Backen. Ich kann kaum so schnell nachliefern wie die beiden und der Capitano essen. Die Kuchenbäckerei ist bei fast drei Meter Wellengang (laut unseren GRIB files) auch eine etwas wackelige Angelegenheit. Der Herd schwingt und gleicht die Bootsbewegungen aus während ich nebenan tippele damit die Teigkelle in der Pfanne landet und sich nicht im Boot verteilt. Am Bauch spürte ich die Hitze der Flammen einige Male ziemlich intensiv, auch wenn ich inzwischen geübt bin im Rollercoaster Essen zuzubereiten. Aber ich denke trotzdem wir jammern hier auf hohem Niveau, Moya macht ihre Sache wirklich gut und pflügt durch die Wellen des Pazifiks. Seit zwei Tagen stehen Genua und Mainsail unangetastet auf der Steuerbordseite und ziehen uns mit 7 Knoten, unserer Höchstgeschwindigkeit, Richtung Westen. Wir legen Etmale von über 140 Meilen hin - für uns ist das absolute Spitze.

Trotzdem haben uns bisher alle anderen Segler überholt. Mittlerweile waren es 4, die wir am AIS haben vorbeiziehen sehen. Die letzte Yacht Dol Selene, die kleinste, nur 2 Meter länger als wir, hat uns weite Strecken der Nacht begleitet, bevor auch ihr Lichtlein wieder im Dunst verschwand. Die schnellen, großen Segelboote und Katamarane kämpfen weniger mit der Geschwindigkeit, aber dafür mit dem Material. Wir haben schon von Mastbruch in einer 8 Beaufort Windböe, gebrochnem Ruder, großen Mengen an Salzwasser in der Bilge, gebrochenen Bäumen und zuletzt gestern von einem gebrochenen Geräteträger auf Passage gehört. Bisher waren wir (klopf, klopf, klopf - das war meine Faust auf Holz) von solch schlimmen Dingen verschont und sind bei diesen Geschichten immer wieder froh wie stark, zuverlässig und sicher Moya ist. Natürlich können auch wir Probleme bekommen, aber bei den momentanen Bedingungen waren wir überrascht, dass die „Barefeet“ nur wenige Meilen von uns entfernt einen Bruch ihres Geräteträgers meldeten. Auf Grund der Zitat „rauhen See“ müssen sie nun notdürftig ihr Dingi und die Solarpanels vom Absturz in den Ozean bewahren.

Nach den Wellengiganten von Kolumbien sind die Wellen hier für unser Empfinden zwar etwas wackelig, aber noch kein Grund zur besonderen Besorgnis. Wir sind aber trotzdem froh, dass die See die nächsten Tage wieder etwas ruhiger werden soll. Der Südost hingegen wird laut Vorhersage weiter stetig mit 15 bis 18 Knoten wehen, so dass wir guter Dinge sind, dass die zweite Hälfte unseres Paddel Jumps weniger als 20 Tage dauern sollte.

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25.04.2018:
Kommentar from Dieter
Herzliche Grüße aus dem Museumshafen in Kappeln und großen Glückwunsch zum Bergfest. Euch und den Kindern weiterhin eine glückliche Weiterreise! Wir freuen uns , dass sich Moya so gut macht. Dieter, Adolf und Wolfgang
14.05.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Danke Dieter et al. Ihr habt halt einfach super Arbeit geleistet und könnt wirklich immer noch stolz darauf sein.
28.03.2018 - Karibische See, Panama

Endlich wieder auf dem Wasser - Sweet Day Sail zum Rio Chagres

Christian schaut heute morgen ins Logbuch und fragt "Sabrina, wann sind wir zum letzten Mal gesegelt? Das Logbuch sagt wir stehen seit dem 16 März hier, aber es kann doch nicht sein, dass wir schon seit 12 Tage hier sind!". Ich überlege kurz und stelle dann erstaunt fest, dass wir tatsächlich schon seit knapp 2 Wochen in Portobello vor Anker liegen. Dass die Bucht hervorragend ist, um ruhige Tage vor Anker zu verbringen wusste sogar schon Kolumbus, der hier -nachdem er sich in den ersten drei Expeditionen nur auf den karibischen Inseln aufgehalten hat- bei seiner vierten Entdeckungstour vor Anker gegangen ist. Auch später wurde die Bucht von den Spaniern rege verwendet und mit Forts aufgerüstet, vor allem nach der Plünderung von Nombre de Dios.

Zum letzten Mal ist Moya an einem Ort so lange in Nazaré gelegen und vor Anker vermutlich noch nie, zumindest nicht seitdem sie unsere Lady ist. Beim Anker Manöver stutzte ich ziemlich, als ich sah, dass die öberflächennahen Teile der Ankerkette mit Algen bewachsen waren und die Kette weiter unten rötlich verfärbt war. Offensichtlich wurde es höchste Zeit unsere Zelte hier abzubrechen und Portobello den Rücken zu kehren. Kaum zu glauben, dass wir wirklich 12 Tage hier waren, durch die Vorbereitungen für den Pazifik ist die Zeit einfach an uns vorbei gerannt. Eher hätten wir aber kaum fahren können, denn erst gestern haben wir das letzte Fenster wieder eingebaut. Ich im Beiboot mit Stirnlampe auf dem Kopf, denn es war schon dunkel, und Christian mit Schraubendreher bewaffnet in der Achterkoje haben wir zusammen etwas gebastelt bis das Fenster wieder in der Bordwand verschwand. Ob es dicht ist sehen wir später, denn Moya liegt momentan auf ihrer Backbordseite und cruised Richtung Südwesten.

Aber nicht nur das Fenster werden wir später genauestens unter die Lupe nehmen, sondern auch unsere Bilge. Wir hatten nämlich gestern ein Erlebnis der anderen Art, als wir feststellten, dass wir Salzwasser in der Bilge hatten - der Alptraum jeden Seglers. Es war zwar weniger als ein halbes Wasserglas, aber trotzdem macht Wasser im Schiff absolut keinen Spass, vor allem dann wenn man nicht so richtig sagen kann wo es eigentlich her kommt. Das Wasser stand hinten unter unserem Bett und wir dachten vor ein paar Tagen, dass es zum offenen Fenster hereingeregnet hatte. Da das Wasser trotz mehrmaligem Aufwischen immer wieder nach tropfte und das Fenster inzwischen zugeklebt war, mussten wir gestern schließlich einsehen, dass es wohl irgendwo anders herkommen muss. Nur wo? Moya hat so weit achterlich eigentlich nur einen Auslass, der in dem das Ruderlager steckt - nur da war alles trocken. Wir pressten trotzdem mal Fett ins Lager und tatsächlich war gestern Abend fast kein Wasser mehr nachgelaufen und wir sind guter Dinge das Leck gefixt zu haben.

Seit heute Morgen sind wir übrigens nicht mehr allein an Bord, sondern mit Mats unterwegs. Wir haben den Schweden im Hostel von Portobello aufgetan, denn uns hat immer noch der letzte Line Hander für den Kanal Transit gefehlt. Neben dem Kapitän und dem Kanal Piloten, braucht man nämlich noch 4 Leuten an den Seilen damit man für die Durchfahrt zugelassen wird. Mats ist auch Segler aber momentan mit dem Rucksack unterwegs, wollte sich den Kanal ohnehin gerne anschauen und sucht schon seit Tagen nach einer Möglichkeit zu segeln. Jetzt liegt er auf dem Vordeck und genießt die tollen Bedingungen auf dem Wasser. Mit fliegenden Tüchern segelt Moya bei moderater Welle von der Seite und 18 Knoten Wind aus Norden, die uns in die richtige Richtung schieben. Anstatt direkt nach Colon abzubiegen, finden wir unseren Weg zwischen den Dicken hindurch, lassen die Tanker und Kontainerschiffe hinter uns liegen und segeln noch ein paar Meilen weiter nach Western zum Rio Chagres. Dort bleiben wir über Nacht, bevor wir Morgen früh das letzte Mal für eine lange Zeit im Atlantik segeln werden.

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17.03.2018 - Portobello, Panama

Ohne Strom nichts los

Heute Morgen direkt nach dem Frühstück ist Christian bei uns im Keller verschwunden. Der Keller ist an den Maschinenraum angeschlossen und der Ort an dem wir große Dinge wie die Fahrräder der Kinder, die Ersatzsegel und auch Moyas Batterien lagern. Unsere neuen Akkus sollten um 13 Uhr geliefert werden im Tausch gegen unsere alten, deshalb wollte Christian pünktlich anfangen, damit er rechtzeitig die neuen Batterien in Empfang nehmen konnte. Während er werkelte fing ich an Tilly klar zu machen. Zwischen Zähneputzen, wiederholten Toilettengehen und multiplen Anziehversuchen der Kinder lud den Müll der letzten Tage ins Dingi. Ich wurde immer wieder von Joni`s Rufen "ich muss Kacka" unterbrochen, nachdem wir zum 6sten Mal auf der Toilette waren, -Hose runter, rauf auf den Sitz, kommt nichts, Hose hoch- hatte ich es schließlich geschafft, die Kinder saßen mit Schwimmwesten im Beiboot, der Müll war untergebracht, die Paddel als Ruder angebracht, der Rucksack mit den Einkaufstaschen lag am Heck, daneben die leere Gasflasche. Danach entknotete ich noch die Leine und ran ging es an die Ruder. Es ging genauso schlecht wie beim letzten Mal, aber der Wind kam von hinten und wir segelten Richtung Pier.

Am Dingidock stiegen gerade eben 6 Backpacker aus einem Dingi und der Eigner verabschiedete sie auf deutsch. Grund genug kurz mit ihm zu Plaudern und dabei zu erfahren, wo ich mit meiner Gasflasche hinlaufen sollte. Das Casa Vela ist hier Treffpunkt der Cruiser, schon morgens sitzen die Yachties hier, surfen im Internet und unterhalten sich. Neben der netten Pizzeria der deutschen Auswanderer, gibt es hier auch eine Segelwerkstatt und allerhand hilfreiche Informationen die das Leben der Cruiser erleichtern. Nur Gas gab es hier nicht, wenn man keine lokale Flasche hat, kann nur Eloy helfen, der die Flaschen auf obskure, will ich gar nicht weiter wissen, Weise wieder auffüllt. Frank kam gerade um die Ecke mit seiner Gasflasche und hilfsbereit wie er ist, nahm er unsere auch gleich mit und lieferte sie bei Eloy ab.

Die Kinder und ich gingen inzwischen auf Gemüsejagd und fanden auch einen der fahrenden Gemüsehändler die über Mikrofon ihre Waren anpreisen und anhalten, wenn jemand etwas kaufen will. 7 kleine Mangos kauften wir für einen Dollar, aber dafür kostete 1 kg Kartoffeln zwei Dollar. Christian war am Funkgerät schon etwas unruhig, es war bereits 12 Uhr und die Batterien waren immer noch nicht an Land, deshalb eilten wir zurück zu Tilly. Tüten rein, Schwimmwesten an, Kinder ins Boot und ran an die Ruder, dieses Mal gegen den Wind. Wir kamen keinen Meter voran da wir genauso schnell zurück geblasen wurden, wie ich vorwärts paddeln konnte. Ich hatte noch nicht einmal angefangen zu überlegen was ich jetzt machen sollte, kam da wieder Frank um die Ecke und ruderte uns zu Moya. Das war gleich doppelt gut, denn Christian hatte noch etwas Problem mit seiner Verletzung die 40 kg schweren Bleiakkus herum zu tragen. Gemeinsam ging das doch wesentlich einfacher.

Um Viertel vor eins stand Christian mit den Batterien am vereinbarten Treffpunkt und wartete. Viertel nach eins rief er das erste Mal beim Casa de Batterias an " Der Fahrer kommt erst um 14 Uhr". Um 15:30 Uhr folgte dann der zweite Anruf. Christian war am Verdursten, da er die alten Batterien nicht einfach herumstehen lassen wollte, da wir für sie einen Discount auf die neuen bekamen und schon mehrere Leute sie mitnehmen wollten. Um 16:15 Uhr kam dann tatsächlich das weiße Auto und 10 Minuten später standen unsere neuen Akkus auf unserem Achterdeck. Im Schiffsbauch herrschte Chaos, unser Kellerinhalt lag im Schiff verteilt, dazwischen Werkzeug. Moya lag stromlos vor Anker, der Kühlschrank war aus, der Windpropeller festgebunden, Wasserpumpe und Toilette funktionslos. Wir hatten die Batterien so gekauft, dass keinerlei Umbau bei Moya nötig ist, also mussten jetzt nur noch die Batterien in die Halterung gesteckt werden, um dann wieder Saft an Bord zu haben. Fast hätte das auch geklappt, wären die neuen Batterien nicht aus den USA gekommen und ihre Anschlüsse standard nicht metrisch. Wir hatten natürlich nur metrische Schrauben und Muttern an Bord. Es war Samstag Nachmittag 17 Uhr.

Während Christian weiter baute, schnappte ich mir Tilly und tuckerte das erste Mal seit Jahren mit dem Außenborder an Land, mit ähnlicher Eleganz wie beim rudern. Kurz vor dem Dingidock verlegte ich mich wieder auf die Paddel und kämpft den Außenborder zurück zu klappen - Frank war schon wieder da und rettete mich schon zum dritten Mal. Im Casa Vela fragte ich bei den Cruisern herum, ob jemand 5/16 inc Muttern an Bord hat auf die er verzichten kann. Die Norweger am Ecktisch sprangen ein "you can buy them here" und Raidar der nette Norweger mit den Lachfältchen um die Augen zeigte mir den Weg zum 5ten Chinesen im Portobello, der neben Lebensmitteln auch ein kleines Sortiment an Schrauben hatte. Für 3 Doller und ein Bier hatte ich die heiß ersehnten Muttern erstanden. Zurück im Dingi kämpfte ich wieder mit dem Außenborder dieses Mal schaffte ich es einfach nicht das Ding nach unten zu klappen bis Raidar zur fünften Rettung des Tages eilte. Ich machte mir eine Gedankennotiz in Zukunft zu trainieren Tilly zu zähmen. Die Muttern passten!

Nach der Aufregung gingen wir zurück an Land, mischten uns unter das Cruiser Volk und aßen die beste Pizza Panamas. Der Kanadier Allen saß bei uns am Tisch und unterhielt uns exzellent mit den Geschichten von seinem selbst gebauten Schoner "Sarah", mit der er jetzt nach 4.5 Jahren seine Weltumrundung abschließt. Je länger wir ihm zuhörten, desto größer wurden unsere Augen. Er hatte nicht nur die Welt umrundet, sondern war sogar jeden Meter davon gesegelt, da "Sarah" gar keinen Motor besaß. Das Holz für seine Lady hatte er selbst gefällt und ihr Hauptmast, stand einmal in seinem Garten. Überhaupt treffen wir hier, vor dem Tor zum Pazifik ausgesprochen interessante Leute, die mit stabilen Hochseeyachten unterwegs sind und nicht mehr die fancy Badeplattformboote, die wir bisher meist gesehen haben.

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07.03.2018 - Coco Bandero Cays, San Blas, Panama

Amazing Coco Bandero Cays

Dass wir im touristischen Teil von San Blas angelangt sind, ist offensichtlich: plötzlich gibt es andere Segelyachten um uns herum, die Seekarten zeigen wieder halbwegs den wahren Küstenverlauf und die Basics können wieder eingekauft werden. Trotzdem sind wir noch nicht ganz zurück in der Zivilisation, sondern eher am Rande, so dass eine Flugbuchung zur mehrstündigen Odyssee wird. Katharina hatte ihren Rückflug von Panama nach Kolumbien offen gelassen und vorgestern Abend versucht im Internet zu buchen. Die Internetseiten laden mal in Schneckentempo, so dass man nach 10 Minuten die Seiteninhalte sehen kann, manchmal aber auch gar nicht, was die Flugbuchung zu einer Art Glücksspiel macht. Nach mehreren Versuchen gaben wir auf und versuchten es gestern Morgen noch einmal, da vermutlich außen auf den unbewohnten Inseln die Internet Coverage noch schlechter werden wird. Wir verlegten die Buchung über Online Chat der Fluggesellschaft, um mit geringerer Bandbreite auszukommen und schafften es nach mehreren Stunden tatsächlich einen bestätigten Flug zu haben, gerade bevor unsere Internetverbindung wieder komplett zusammenbrach. Puh!

Während Christian und Kathi zusammen am Rechner arbeiteten spielten die Jungs zusammen in Joshis' Koje, bauten wilde Konstruktionen aus Lego und Magneten und ließen die Erwachsenen mit ihren Problemchen in Ruhe. Ich putzte inzwischen, die Salz-Sandkruste von unseren Holzfussböden und kippte dabei meinen Putzeimer versehentlich um, so dass fast das gesamte Putzwasser in unseren Vorratsbilgen verschwand. In unserer Gemüsekiste stand das Wasser, unser in Folie eingeschweißtes Mehl stand im Wasser, der Zucker war durchweicht und die Konservendosen standen in der Suppe. Was mich am meisten ärgerte war aber, dass selbst nach ausräumen und trockenen der Bilge die Vorratsfächer noch Tage später feucht sein würden und das Gemüse so leichter anfangen würde zu schimmeln. Nach 2 Stunden entsaften waren die Fächer zumindest oberflächlich trocken, die Klappen blieben aber weiterhin offen damit die Feuchtigkeit langsam abdampfen würde. Wir gingen Anker auf und ließen Nargana hinter uns. Zuerst erkundeten wir den Mangrovenwald, dessen enge Kanäle tief genug sind um mit Moya hindurch zu fahren. Später richteten wir dann Moyas Bug Richtung Norden mit Kurs auf die Coco Bandero Cays, 8 Miniinseln, die von einem großen Riff vor den Wellen des karibischen Meers geschützt werden. Nur 5 Meilen waren es bis dorthin durch ruhiges Wasser, gegen den Wind. Kurz vor unserer Ankunft schepperte es laut, die einzige Welle weit und breit hatte unsere Kaffeekanne von der Küchenablage gefegt. Sie war in die offenen Vorratsklappen gefallen und der übrig gebliebene Kaffee vom Frühstück verteilte sich samt Kaffeesatz über alles was ich gerade eben erst sauber gemacht hatte. Das Schicksal hat manchmal wirklich einen ätzenden Sinn für Humor.

Nachdem der Anker im azurblauem Wasser verschwunden war und sich im Sand festgebissen hatte, ging die Putzerei also wieder vorne los. Der Sprung ins kristallklare Wasser, der Mantarochen, die lebenden Korallen, die wie von weißen Rosen bewachsenen Stämme im Wasser, die Kokospalmen, der weiße Sandstrand von Olosicuidup und Guarladup und die untergehende Sonne entschädigten mich aber sofort für meine Mühen. Unser Ankerplatz hier zwischen den Inseln ist umwerfend schön und lädt zum Verweilen ein.

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18.02.2018 - Cartagena, Kolumbien

Kultur statt Streichen

Eigentlich brennen uns die Bootsreparaturen unter den Nägeln, aber an einem Sonntag sind selbst hier in Kolumbien alle Läden dicht und die Menschen im wohlverdienten Wochenende. Gestern hatten wir uns schon nach neuen Servicebatterien umgeschaut und überall nach einem Segelmacher herum gefragt, aber noch nicht so richtig geschafft mit einem der beiden Namen die wir gehört hatten in Kontakt zu treten. Ich war in 5 verschiedenen Geschäfte, die Bootsequipment verkaufen, bin aber aus zweien nach wenigen Sekunden wieder herausgelaufen, nachdem ich die Sprachbarriere auch mit Händen und Füssen nicht überwinden konnte. Auf "Reparar vela?" kam in jedem Geschäft ein Kopfschütteln und danach prasselten spanische Sätze über mich, die in meinem Hirn nur ein großes Fragezeichen auslösten. Meine Nachfragen, wer denn so etwas in der Stadt kann, wurde wieder mit Kopfwiegen quittiert, nur in einem Laden wurde uns Mario Julio genannt, der wohl Segel reparieren kann. Also setzte ich mein bestes Lächeln auf, um mein fast nicht vorhandenes Spanisch etwas zu entschuldigen und bedankte mich herzlich.

Morgens hatten wir schon von unserem Nachbarschiff der Naja gehört dass Margarita die Tochter des gestorbenen Segelmachers sei und uns eventuell helfen kann. Heute haben wir zumindest Mario Julio im Club De Pesca treffen können. Allerdings hätte uns das noch nicht viel geholfen, denn Mario Julio spricht so wie die meisten Menschen hier nur Spanisch. Eine Familie die eben vorbei kam merkte unser Dilemma und übersetzte für uns. Die hatten keine Ahnung vom Segeln, wir konnten kein Spanisch und Mario Julio kein Englisch, so ging unsere Kommunikation munter im Kreis herum und hatte etwas von Flüsterpost. Am Ende wissen wir nicht so richtig, wie gut Senior Julio unsere Reparaturen durchführen kann und sind zögerlich vor allem weil wir von anderer Seite hörten, dass es in der Stadt keine empfehlenswerten Segelmacher gäbe. Jetzt ist guter Rat teuer, der UV Schutz unserer Genua ist schon am abbröckeln, aber zu irgendjemand wollen wir das Segel auch nicht geben. Moya wird hoffentlich diese Woche aus dem Wasser gehoben, um ihr Unterwasserschiff zu erneuern, aber wann das genau passiert konnten wir noch nicht festklopfen.

Da wir ohnehin mit der Organisation unserer Arbeiten nicht weiterkamen, entschieden wir uns für ein bißchen Kulturprogramm und spazierten zum Castillo San Felipe de Barajas. Die Festung ist die größte, die die Spanier jemals in einer ihrer Kolonien gebaut haben und ein Meisterwerk der militärischen Ingenieurskunst - sie ist überhaupt nie in feindliche Hand gefallen. In mehreren Terrassen ist das Fort angelegt und ist untertunnelt mit vielen Gängen, die teilweise bis heute noch nicht alle wieder entdeckt sind. Wir sind durch die spärlich beleuchteten Tunneln gelaufen, teilweise war es so finster, dass wir sogar unsere Handytaschenlampen anschalten mussten um weiter zu gehen. Die Katakomben waren ein richtiges Abenteuer für die Jungs, die gar nicht mehr gehen wollten, vor allem Joshua wollte an jeder Tafel im Detail erklärt haben wie das hier früher war.

Vom Fort aus hatten wir eine exzellente Aussicht über die Altstadt, die Bocagrande und den Containerhafen. Von dort oben, sah es auch so aus als ob direkt in der Altstadt ein riesiger Mast eines Segelschiffes steht. Er war so hoch wie ein Hochhaus und höher wie die Kirchen. Als wir später erst durch das Getsemani Viertel liefen, sahen wir die Yacht schon von weitem direkt vor dem Torre del reloj, dem Eingang zur Altstadt. Es ist die M5, das größte Einmaster Segelschiff der Welt, der Mast ist 240 Fuss hoch, so dass die Yacht unter keiner Brücke der Welt hindurch fahren kann, weil sie entweder zu hoch ist oder zu viel Tiefgang hat.

Unser Weg führte durch die lebendige, zwar etwas touristische aber wunderschöne Altstadt. Am Portal de los Dulces waren viele Stände aufgebaut, hier werden heute Süssigkeiten verkauft, früher wurde hier mit Sklaven gehandelt. Viele Händler waren mit Wägen unterwegs und wir hörten überall "Aqua, Aqua, Aqua" oder sie verkauften Tinto, Wasser mit viel Zucker und etwas Kaffee. Dazwischen liefen Schwarze Damen in bunten Kleidern mit Obstschalen auf dem Kopf, die gibt es nur hier in der Altstadt, extra für die Touristen, posieren sie und lassen sich gegen Dollars fotografieren. In den vielen kolonialen Häusern gibt es zahlreiche Souvenirläden, Cafes und Restaurants, die Preise sind astronomisch für Kolumbien, aber dafür fühlt man sich in den Straßen Jahrhunderte zurück versetzt. Leider hatte die Kathedrale wie schon am Samstag geschlossen, so dass wir die Kirche nur von außen bewundern konnten. Da Cartagena ein so wichtiger Umschlagspunkt für Güter und Sklaven war, gab es hier auch ein Tribunal der Inquisition. Der Palacio de la Inquisicion ist eines der schönsten Gebäude der Stadt, mit vielen Holzbalkonen und wurde umgebaut zum Museum. In Englisch und Spanisch wird hier die Geschichte der Stadt und Taten der Inquisition in Mittelamerika mit Bildern, Filmen und Ausstellungsstücken erklärt. Als wir nach den Folterinstrumenten im Hof vor der Guillotine standen, war Joshua ganz schön eingeschüchtert, solche Dinge passen einfach überhaupt nicht in seine heile Welt.

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04.02.2018 - Piscadera, Curacao

See you later!

2 Wochen sind tatsächlich schon um, so dass sich Oma und Opa heute morgen bei uns verabschiedet haben. Es war super sie für einige Zeit an Bord zu haben und sie an unserem Bootleben teilhaben zu lassen. Wie jedes Mal haben wir die Zeit mit Gästen an Bord genossen. Jedes Mal merken wir dann noch mehr wie sonst wie schön es ist einfach morgens nach dem Frühstück ins Wasser springen zu können oder bei lauer Brise und glatter See in den Sonnenuntergang zu segeln. Gleichzeitig stellen wir aber auch immer wieder fest, dass das Leben an Bord doch oft etwas komplizierter ist wie an Land. Abspülen, Wäsche Waschen, Duschen und sogar auf die Toilette gehen ist nicht ganz so einfach wie wir das von zu Hause kennen. Mehrere Kilometer bis zum nächsten Brot oder Supermarkt zu laufen ist für uns inzwischen normal, sorgte aber bei unseren Gästen schon das ein oder andere Mal für überraschte Blicke. Selbst von Bord zu gehen mit unserem kleinen Dingi kann zu einem kleinen Abenteuer werden. Uns auch bewusst wie privilegiert wir sind, mit der oft mangelnden Privatsphäre an Bord und den Bewegungen von Moya gut klar zu kommen. Aber am meisten sind wir darüber froh, bei normalen Bedingungen nicht wirklich schlimm seekrank zu werden. Unsere Reise wäre vermutlich nicht halb so schön, wenn vor allem die Kinder sich vor jeder Passage vor Seekrankheit fürchten müssten.

Heute steht der nächste Hüpfer bevor, wir haben bereits den Papierkrieg bewältigt und sind zurück an Bord. Wenn ich gleich das Tablet zu klappe, ziehen wir den Anker aus dem Wasser, setzen Segel und drehen Moyas` Nase nach Westen. Unser nächstes Ziel ist Santa Marta in Kolumbien, wo wir vermutlich in 3 Tagen ankommen werden. Da die Wettervorhersage recht viel Wind und Welle ansagt, wird es etwas ruppiger werden. Wundert Euch also nicht wenn ihr erst wieder etwas von uns hört wenn wir angekommen sind. Einträge schreiben macht mein Magen nur bei milden Bedingungen mit.

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06.02.2018:
Kommentar from Andre Rüegg, SY Mirabella
Ich wünsche euch guten Wind für diese Passage!
23.01.2018 - Piscadera, Curacao

Kleine Segelauszeit

Seit vorgestern morgen stehen wir in der Piscadera Bucht, gleich neben dem Hilton Hotel - in dem die Großeltern eingecheckt haben - und haben Moya noch keinen Zentimeter bewegt. An Land und der Küste bläst der Wind kräftig, aber hier vor Anker spüren wir kaum etwas davon. Moya liegt so ruhig als seien wir in einer Marina. Einen kleinen Nachteil gibt es aber, es ist ziemlich heiß an Bord, so dass wir nachts schwitzen, weil wir das letzte kleine Lüftchen auch noch mit den Fliegengitter vor die Luken ausgesperrt haben, um nicht lebendig aufgefressen zu werden. Die Kinder finden es genial mal nicht im Meer sondern im Pool zu plantschen und den Fernseher von Oma und Opa am Nachmittag zu missbrauchen, wenn es zu heiß ist. Es geht also bei uns momentan noch gemächlicher zu als normalerweise.

Selbst für Wäsche waschen, Putzen und Moyas' To Do Liste bleibt noch jede Menge Zeit und das beste daran ist, dass es sogar ein bißchen Spaß macht hier an Bord die Dinge zu erledigen, wenn die beiden Kurzen nicht zwischen den Beinen herumklettern und alles wieder durch einander bringen. Moya sieht inzwischen wieder so stattlich aus, dass wir es sogar gewagt haben, Besuch mit an Bord zu bringen. Claudia und Christoph haben uns beim Einlaufen gesehen und uns ein großartiges Angebot gemacht für das wir uns gerne bedanken wollten. Die beiden sind auch leidenschaftliche Segler, deshalb wussten sie wieviel Geschleppe und Gerenne ein Einkauf ohne Auto sein kann, und haben uns kurzer Hand mit ihrem Leihwagen zum nächsten Supermarkt gebracht. Es war ein riesiger Markt bestückt mit vielen niederländischen Produkten, als gab alles was wir schon so lange nicht mehr hatten: Gouda, gekochter Schinken, Salami, Eis, Äpfel und sogar Pfirsiche. Da alles auch noch halb so teuer war wie auf den anderen karibischen Inseln, konnten wir gar nicht mehr aufhören einzuladen bis unser Einkaufswagen am Ende randvoll war.

Gestern haben wir unseren zweiten Versuch gestartet an ein Anchor Permit zu kommen und sind leider wieder gescheitert. Die Behörde zieht momentan um, so dass wir den ganzen Weg umsonst gemacht hatten. Aber wenigstens waren dieses Mal die Kinder nicht dabei. Das holländische Sea Research Ship lag immer noch am Kai und dieses Mal konnten wir tatsächlich den ersten Offizier dazu überreden uns herum zu führen. Momentan fährt die Pelagia unter dem wissenschaftlichen Projekt NICO in 12 Etappen über den Atlantik durch die Karibik und wieder zurück nach Texel (Holland). Die Wissenschaftler sammeln dabei Wasser und Sedimentproben vom Grund des Atlantiks (in bis zu 8000 Meter Tiefe) um zu erforschen wie sich der Klimawandel auf den Ozean auswirkt. 11 Mann Crew und 14 Wissenschaftler leben und forschen zusammen an Bord. Ich war ganz aufgeregt, das Zusammenspiel von high Tech Science und der Grobmechanik der großen Schiffsmotoren, Kräne und schwerem Equipment für die Probennahme zu sehen. Und offensichtlich war nicht nur ich begeistert, die kleine Doktorandin, die daran arbeitet wie sich der erhöhte CO2 Gehalt im Wasser auf kleine Schneckentierchen (ich habe den Namen vergessen) auswirkt, ist schon seit 7 Wochen an Bord und strahlte immer noch als sie über das Projekt sprach. Sie wird zwar seekrank, aber wofür gibt es Medikamente, die Zeit die Sie hier an Bord hat, muss genutzt werden. Unser kleiner Ausflug in die Stadt war also doch noch erfolgreich gewesen.

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25.01.2018:
Kommentar from sarah
soooo toll! endlich hab ich mal wieder geschmökert und bin (wie immer) begeistert von euren abenteuern und bildern! lg aus nz :-)
25.01.2018:
Kommentar from Dieter
Ich habe einen uralten Segelfreund, Jogi, der schon sehr lange in Panama lebt und eine guten Draht zu vielen Marinas und vor allem auch zu den Kunas auf San Blas hat. Ich werde ihn informieren, dass ihr in der Gegend sein werdet. Er kennt die Moya sehr gut und würde sich sicher sehr freuen, sie wieder zu sehen und euch kennenzulernen. Und wenn ihr Tips oder Hilfe braucht, seid ihr an der besten Adresse. Tel. und Mail schicke ich an eure E-Mail-Adresse. Alles Gute, Dieter
26.01.2018:
Kommentar from Moya Crew
Liebe Sarah, schön, dass Du immer noch Zeit findest trotz großer Fahrt und Baby Franz auf unsere Seite zu schauen. Das freut mich sehr. Grüße zu Euch Kiwis. Lieber Dieter, einen Kontakt in Panama, wäre wirklich große klasse! Vielen Dank für Euren noch immer unermüdlichen Support. Das wissen wir sehr zu schätzen.
10.01.2018 - Point Moliniere, Grenada

Durch den Dschungel zu den 7 Schwestern

Um Grenada ein bißchen besser kennen zu lernen und einen Blick ins Landesinnere zu werfen, mieteten wir uns gestern ein Auto. Mit Kind und Kegel standen wir um 10 Uhr morgens fertig bepackt an der Prickly Bay Marina. Dort wartete bereits der Herr von der Autovermietung mit einem schicken weißen Geländewagen. Christian mußte noch eine vorläufigen Führerschein für Grenada bei der Autovermietung erstehen, dann konnten wir losfahren. Es sollte ins Innere Grenadas gegen. Die engen sich schlängelnden Straßen sorgten zusammen mit den wie verrückt fahrenden Minibusen für den ein oder anderen Adrenalinschock. Wenn wieder einmal ein Fahrzeug plötzlich hinter der Biegung der Straße auftauchte und gefühlt nur noch einen Meter unserer Fahrspur freiließ zuckte ich regelmäßig heftig zusammen. Wir passierten St. George und kämpften uns dann die Berge hinauf erst entlang von Häusern, später ging es durch den dichten Regenwald.

Bei dem Schild "7 Sisters" bogen wir rechts ab und parken in einem Privatgrundstück. Von hier aus marschierten wir los einen kleinen Wanderweg entlang. Stellenweise ging es wirklich steil über angelegte Stufen bergauf und bergab. In den letzten Tagen hatte es so viel geregnet, dass der Boden komplett aufgeweicht war und unsere Schuhe teilweise im Morast einsanken und mit schmatzenden Geräuschen wieder auftauchten. Der Weg durch den Regenwald war aufregend mit viel dichten grün und uns neuen Geräuschen. Vor allem die riesigen Bambusstauden machten seltsame Töne, neben Affen, Vögeln und dem immer lauter werdenden Plätschern. Schließlich standen wir vor zwei Wasserfällen. Vom größeren der beiden kann man in den darunter liegenden Pool springen. Wir entschieden uns gegen ein Bad, der kleine Fluss führte zu viel aufgewühltes Wasser. Außerdem war ein Bad bei dem nassen Boden und der kühlen Luft nicht so richtig einladend. Stattdessen gab es Cookies und Obst, dann machten wir uns auf den Rückweg.

Bevor wir zurück an die Küste fuhren hielten wir noch an einem gefluteten Vulkankrater an und stiegen auf einem der höchsten Punkte der Insel. Von hier aus konnten wir über das grüne Meer des Regenwaldes bis zur Küste und den davor liegenden kleinen Inselchen blicken. Es regnete immer wieder, die Wolken blieben einfach an den Bergen hängen und ich wusste sofort, dass es keine Übertreibung war als uns eine einheimische Frau sagte "here it´s raining even if everywhere else it isn't".

Nach dem anschließenden obligatorischen Supermarktbesuch (einkaufen mit Auto ist einfach soooo viel einfacher als ohne) tuckerten wir zurück in die Prickly Bay um dort mit der Lily Crew bei einer Trivia night in der Marina Bar teil zu nehmen. Ehrlich gesagt waren wir ziemlich schlecht, wer will schon wissen wie Bob Dylan oder Pele mit richtigen Namen heißen? Nichtsdestotrotz ist die Flasche Rumpunch auf Umwegen doch bei uns gelandet und machte uns somit zum Sieger. Leider hat es heute den ganzen Tag mit nur sehr kleinen Unterbrechungen geregnet, deshalb ist unser Strandtag heute ins Wasser gefallen. Immer wieder zog der Himmel zu, machte seine Tore auf und es schüttete so stark, dass man das Land vom Boot aus nicht mehr sah. Der Regen war kalt, das karibische Wasser aber nicht, also machten wir das Beste aus dem verregneten Tag. Wir rauschten mit fliegenden Segeln auf die karibische Seite Grenadas zum Point Moliniere, zogen Taucherbrille und Schnorchel an und erkundeten den berühmten Unterwasserskulpturenpark. Bis zum letzten Hurrikan gab es hier einen Kreis aus stehenden Kinderskulpturen die am Meeresboden verankert waren. Der Strum zerstörte die Figuren teilweise, teilweise riss er sie um, so dass sie jetzt im Sand liegen. Obwohl wir wussten was es war, war das ganz schön unheimlich als ob man richtige Menschen versenkt hätte.

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08.01.2018 - Prickly Bay, Grenada

Grenadas Südküste

Nach der unruhigen Nacht vor Anker hielt uns in St. Davids Habour nichts mehr. An Land hatten wir alles gesehen und Moya rollte vor Anker von einer Seite auf die andre. Uns stört das Geschaukle mittlerweile gar nicht mehr so sehr, allerdings ist es echt schwer zu ertragen, wenn man krank ist und der Körper sich noch nicht an die Bootsbewegungen gewöhnt hat. Also gingen wir gleich nach dem Frühstück Anker auf um einen kleinen Sprung westwärts zu machen. Das sonntägliche Cruiser BBQ auf Hog Island war unser Ziel von dem die beiden Dänen Jasper und Linda geschwärmt hatten.

Bereits auf dem Weg hinaus aus der Bucht von St Davids Harbour sahen wir die Wellen an den Riffen brechen und wussten es wird etwas ungemütlich werden. Sobald wir den Schutz der Insel verließen wehte der Wind mit 25 Knoten von der Seite und - ich würde sagen - wir durften die bisher größten Wellen unserer Reise erfahren, direkt von der Seite. Ganz schlechtes Timing! Es tat mir wahnsinnig Leid, dass unsere neue Crew an ihrem ersten Urlaubstag unten in ihrer Koje liegen musst und tapfer gegen die Übelkeit kämpfte. Als dann noch eine große Welle gegen Moyas Seite klatschte und ein riesiger Schwall Wasser zur vorderen Deckenluke auf Nicole herabfiel, war sie im wahrsten Sinne ins kalte Wasser geschmissen worden. Zum Glück drehten wir kurz darauf vor den Wind und bereits eine Stunde später nahmen wir Kurs auf Hog Island. Nach der Slalomfahrt zwischen den Riffen, versenkten wir unser Eisen und Moya lag ruhiger als in einer Marina im Schutz der Insel.

Am Strand waren bereits bunte Stände aufgebaut und die BBQs wurden angeschürt. Neben den Segler trudelten auch immer mehr Studenten von der St. George University ein und bald lagen am Stranden mehrere Duzende Dingis. Essen und Getränke wurden für ein Picknick ausgepackt, einige Segler bauten ihr Musikequipment auf und fingen jazzige Rhythmen zu spielen und an der Beachbar wurden Rumpunch und Cocktails ausgeschenkt. Eine richtige Beachparty. Anstatt der Charterboote die wir in den Grenadinen so oft getroffen hatten, standen vor Hog Island das erste Mal wieder Langfahrtensegler. Es gab kaum noch Katamarne und fast jedes Boot hatte Solarpanals und Windgenerator, manche davon liegen hier definitiv schon länger mit dem Heck an den Mangroven vertäut. Die Stimmung an Land war weniger geprägt durch die euphorische Urlaubstimmung der Feiertage, sondern mehr ein relaxtes Miteinander der wettergegerbten Yachties. Nach dem kleinen Landabstecher war Nicoles Seekrankheit zu den Akten gelegt, sie konnte heute sogar die kleine Segeleinlage in die Prickly Bay genießen und half eifrig bei den Manövern - Yeaha!

Als wir gerade von Bord gehen wollten um die Landzunge zwischen der Nachbarbucht Secret Harbour zu Fuss zu erobern, trauten wir unseren Augen kaum. Direkt neben uns stand Lily, das norwegische Schiff mit den 3 Kindern das wir bereits in Marokko und auf den Cap Verden getroffen hatten. Also gab es eine kleine Planänderung und einen Abstecher zu Lily bevor wir an Land gingen. An Land wanderten wir los durch die üppige Vegetation Grenadas - hier scheint alles zu wachsen und wir haben gleich mal eine Mango und eine Papaya eingesammelt - überall blüht es in allen Farben, dazwischen stehen schmucke Häuser - es ist einfach wunderschön.

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10.01.2018:
Kommentar from Dieter
Falls ihr was am UW-Schiff machen müsst: Ihr seid ja vermutlich auf dem Kurs Richtung Trini-Tobago? Wir waren seinerzeit auf der Werft in Chaguaramas (Propellerwechsel). Lagen da sehr gut an Land ( großer Travellift) , Service ok und ein schönes Restaurant gab es da auch. Alles Gute weiterhin! Dieter
11.01.2018:
Kommentar from Moya Crew
Danke Dieter für den guten Tipp. Leider müssen wir Trinidad und Tobago auslassen, da wir schon Ende Januar auf den ABC Islands verabredet sind. Das Unterwasserschiff ist hier viel anfälliger für Wachstum als in good old Germany, aber abgesehen vom Wasserpass ist alles noch tipptopp. Wir werden wohl in Panama aus dem Wasser gehn.
05.01.2018 - Sandy Island, Carriacou

Ruhige Tage vor Carriacou

Obwohl Carriacou zu der Inselgruppe der Grenadinen gehört, gehört es nicht zu St. Vincent sondern zu Grenada. Wir haben somit innerhalb der Grenadinen den Staat gewechselt und sind gestern ganz offiziell nach Grenada eingereist. Es ging dabei wie bisher immer sehr relaxed zu und war dieses Mal ein eher länglicher Prozess. Erst gingen wir zur Polizei um die Einreisestempel in unsere Pässe abzuholen, dann zum Zoll und anschließend zum Hafen. Es wollten noch andere in Hillborough nach Grenada einreisen, deshalb hieß es bei jeder Station erst mal warten. Schließlich kamen wir dran und durften die Formulare ausfüllen, Stempel drunter und dann warten bis alles geprüft war. Es dauerte. Wir wollten eigentlich noch auf die Ostseite der Insel um ein bißchen zu wandern, aber als wir fertig waren, zeigte die Uhr schon halb drei und da es um sechs schon dunkel wird, haben wir unsere Pläne geändert und sind statt dessen durch das nette Örtchen gelaufen.

Obwohl Carriacou nur wenige Kilometer südlich von Union Island liegt, sehen die Straßen ein bißchen anders aus - alles ist ein bißchen ordentlicher. Die Häuser besser gepflegt, die Autos größer, die Menschen schicker. Da wir plötzlich nicht verplante Zeit hatten, haben wir noch einige Einkäufe erledigt und haben sogar einen Cappuccino ergattert - in Patty´s Deli. Der kleine sehr hübsche Laden verkauft außerdem französischen Käse und Wurstaufschnitt. Das mag trivial klingen, war für uns aber so toll, dass wir mit leuchtenden Augen vor der Theke standen, denn mit Ausnahme von Martinique hatten wir so ein Angebot in der ganzen Karibik noch nicht. Zurück an Bord sind wir noch ein kleines Stück weitergefahren und sind vor Sandy Island vor Anker gegangen. Dort stehen wir immer noch, nachdem wir den Tag heute sehr ruhig mit Baden, Schnorcheln und Bootinstandhaltung verbracht hatten. Tilly hatte einige Löcher die gestopft werden mussten, Moya einen 20 cm langen grünen Algenteppich rum um ihren Wasserpass, der weg musste, das Unterwasserschiff schaute schon etwas grünlich aus und gehörte doch eigentlich blau, der weiße Lack hatte einige Kratzer, die ausgebessert werden wollten, der Mastanschlusskasten wollte abgedichtet werden, das Relingnetz für die Kinder umgebaut werden und die Lüfterabdeckung vom vorderen Bad wieder angebracht werden. Schwups war es dunkel. Jetzt klaren wir auf und machen uns, wenn die Kinder in ihren Kojen liegen, auf nach Grenada, wo morgen Nicole zu uns an Bord kommen wird.

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01.01.2018 - Clifton Habour, Union Island

Ein etwas anderer Start 2018

Anstatt dicke Jacke, Schal und Handschuhe trugen wir zum Ende des Jahres Sommerkleid, kurze Hosen und T-Shirts. Anstatt Raclette, Fondeau oder Häppchen hatten wir an Sylvester gegrillten Fisch und Lobster karibisch zubereitet. Anstatt mit Familie oder Freunden warten wir mit hunderten von anderen Yachties auf den Jahresanfang 2018. Anstatt im Restaurant oder in einer Wohnung zu verbringen, waren wir am Strand und hatten unser Sylvesteressen unter offenem Himmel, hinter uns das Meer wo die Ankerlichter der Boote den Sternenhimmel ergänzten. Anstatt Feuerwerk, gab es Hupkonzert der Nebelhörner mit vereinzelte Raketen. Anstatt mit Sektgläser auf das neue Jahr anzustoßen, klapperten bei uns die Bierdosen aneinander - wir waren dieses Jahr zu schlecht organisiert und hatten es verpasst auf Bequia Sekt zu kaufen, hier gab keinen. Anstatt uns über Dinner-for-One zu amüsieren, standen wir eine Stunde vor Mitternacht an Bord von Moya.

Die Kinder waren müde geworden, so dass wir an Bord zurück gegangen waren. Kurze Zeit später, die Kinder waren gerade eingeschlafen, drehte der Strom in der Durchfahrt zwischen den beiden Inseln in der wir ankern. Der Wind fegte weiter mit 25 Knoten von Osten, aber die Strömung kam jetzt von hinten. Moyas Hintern wurde in den Kanal gedrückt, der Bug drehte hin zum Land, genau dort wo die Ananas ein Charterkatameran lag, der heute am Nachmittag innerhalb unseres Schwojbereichs geankert hatte. Der Kat drehte nicht mit, da er nicht so anfällig für den Strom war wie wir uns sich deshalb nur im Wind ausrichtete. Während Christian den Motor startete und verhinderte, dass wir mit der Ananas zusammen stießen, stand ich vorne am Bugspriet versicherte mich dass unser Anker noch hielt und sagte Christian den Abstand zum anderen Boot an "3 Meter, 2 Meter...". Unser Anker hielt und da wir bei Wind und Strömung ungern ein neues Ankermanöver starten wollten harrten wir der Dinge und blinkten das Nachbarboot immer wieder mit unserem großen Strahler an. Irgendwann kam von der anderen Seite der Durchfahrt ein Dingi und fragte ob wir Hilfe benötigten. Der nette Familienvater fuhr für uns zum Strand und suchte den Ananasskipper, der daraufhin in einem Mördertempo zum Schiff zurück gerast kam - er dachte wohl, dass die Ananas driftete. Nach kurzem Schwätzchen war alles geklärt, offensichtlich kannte er die Strom gegen Wind Konstellation schon, er meinte das passiert hier ständig. Unser Erlöser ging sofort Anker auf und machte Platz für Moya -welch ein Champ. Der Spuk war noch vor Mitternacht vorbei, so dass wir pünktlich auf das neue Jahr anstoßen konnten.

Zu Jahresbeginn holten wir unser wie einzementiertes Eisen aus dem Wasser und verließen die Cays Richtung Süden. Zwischen zwei Riffen hindurch nahmen wir Kurs auf Union Island wo wir bereits eine Stunde später vor Anker gingen und das leergefegte Clifton erkundeten. Wir erfuhren von den wenigen unheimlich herzlichen Einheimischen, dass hier in der Nacht ein Sturm tobte, der erst am morgen abebbte - die Partygänger lagen jetzt alle selig in ihren Betten, um sich vom Partysturm zu erholen oder ließen sich auf dem Kiteboard vom Wind den Kopf wieder frei blasen. Wir hoffen ihr hattet einen ähnlich guten Start wie das Partyfolk von hier - Happy new year to you all!

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26.12.2017 - Charlestown Bay, Canouan

Bittersweet

Joni brach heute Abend in Tränen aus nachdem ich seine Frage "Sind die Kinder noch da?" verneinte. Unser Kleiner ist momentan etwas unausgeglichen, hat er doch ganz tapfer alle seine Schnullis dem Christkind mitgegeben, damit sie an die Babies weiterverschenkt werden können. Tagsüber merkt man nur subtil was in ihm vorgeht, er ärgert Joshi, stört beim Spielen und weiß nicht so recht was er mit sich anfangen soll. Abends im Bett sieht man ihm seinen Kampf richtig an. Da kann nur Mama und auch nur mit Mühe helfen. Jonis emotionales Gleichgewicht ist also labil, Weinen und Lachen sehr nahe beieinander, da war es einfach für ihn zu viel, dass die beiden kleinen Jungs von der JaJaPaMi nicht mehr zum Spielen da waren.

Joshua und Jonathan waren die beiden letzten Tage im siebten Himmel, natürlich war es super, dass das Christkind da war, aber fast besser war noch mit Paul und Michel zu spielen und all die schönen Spielsachen zu testen, die Platz auf dem großen Katamaran hatten. Auch Christian und ich haben es genossen andere erwachsene Gesichter zu sehen und sich nett zu unterhalten mit Menschen die Ähnliches bewegt - sind sie doch auch Segler, Atlantiküberquerer und Eltern. Nach einem relaxten Spielnachmittag, haben unsere beiden Familienboote mit den beiden reizenden Britten Maria und Allan von der Lady Jane den Weihnachtsabend verbracht. Bevor es los ging zwang sich Christian zum ersten Mal seit Monaten in lange Hosen, Joshua freute sich sogar darauf eine Hemd zu tragen und ich suchte in den Tiefen meines Kulturbeutels Mascara heraus. Dann stellte ich fest, dass ich gar keine High Heels an Bord hatte - ohje keine Schuhe zum Kleid. Ich hatte keine andere Chance, als mit FlipFlops zum Restaurant zu gehen. Als wir aus dem Dingi am Anleger ausstiegen stellte ich schmunzelnd fest - ich war nicht allein.

Der Wind frischte auf, der gefühlt 17te Squall des Tages war im Anmarsch, wir joggten los und drückten die Daumen, dass wir nicht triefnaß beim Abendessen sitzen würden. Im Beach Hotel Bequia haben wir (trocken) bei hervorragendem Service, karibischen Ambiente, süffigen Cocktails und leckeren Essen den Abend verbracht. Wir saßen auf der Terrasse hin zum Meer, die Jungs konnten räubern ohne zu stören und hatten einen so tollen Abend, dass sie bis spät in die Nacht durchhielten. Bei guter Gesellschaft und aufgeräumten Kindern verging der Abend viel zu schnell. Die anschließende Nacht war überraschend ruhig, Moya rollte weniger wie die Tage zuvor von einer auf die andere Seite und die Luken waren und blieben offen, ohne multiples Aufstehen um Schiffsüberflutungen zu verhindern.

Nach diesem Tag war Abschied nehmen für keinen einfach - aber zum Glück sieht man sich ja immer zweimal oder vielleicht auch drei oder viermal. Die Pami und Lady Jane starteten nach Norden, wir sind nach Süden abgebogen. Bei 20-25 Knoten und subjektiv ganz schön ordentlichen Wellen sind wir nach Canouan gecruised und haben seit langem mal wieder unsere Angelleine ausgelegt. Nachdem ich den Köder ausgebracht hatte, hörte ich noch auf dem Weg zurück ins Cockpit "krrrrssssssssssssssss", die Angelschnur rauschte nur so raus. Immer ersten Augenblick dachte ich, der Haken hat sich in irgendetwas verfangen. Ich merkte aber schnell, da war einer so richtig wütend und kämpfte. Nur 3 kg schwer und 90 cm lang war der Fighter, aber die Zähne des Barracudas haben mir trotzdem ganz schön Respekt eingeflöst. Allein hätte ich ihn nicht landen können, nur zusammen haben Christian und ich den Fisch an Bord gebracht und ich war froh, dass hinterher alle Finger noch heile waren.

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27.12.2017:
Kommentar from Alexandra
Hallo Christian! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und viele liebe Grüße von der Reiteralm!
27.12.2017:
Kommentar from Gabi
Hallo Christian, auch von mir herzliche Glückwünsche zum Geburtstag.Schade, dass ich nicht mehr an Bord bin, sonst hätten wir im Beach Hotel noch einmal gefeiert, nachdem ihr doch tatsächlich dort Weihnachten feiern konntet ohne dass die englischen Ladies eure beiden Süßen an eine Palme haben ketten lassen. Viel Vergnügen weiterhin und vielleicht sehen wir uns ja noch einmal in der Südsee. Gabi
27.12.2017:
Kommentar from Christian
Hallo Christian, wünschen dir alles Gute zum Geburtstag - deine Kollegen vom Projekt. Rutscht gut ins Neue Jahr.
27.12.2017:
Kommentar from Steppke
Hallo ihr Vier, herzlichen Glückwunsch an den Skipper. Liebe Grüße, SSLTx :-)
27.12.2017:
Kommentar from Flo
Hallo Christian, wir wünschen Dir alles Gute zum Geburtstag! Wo habt habt ihr eigentlich den hübschen Weihnachtsbaum her? ;) Gruss Flo,Patsy+FKM
27.12.2017:
Kommentar from Maxi, Lars und Benno
Hallo Christian, auch nochmal auf diesem Weg alles Gute zum Geburtstag! Lass Dich schön feiern!
28.12.2017:
Kommentar from Moya Crew
Danke für die vielen Geburtstagsgrüße. Und der Baum kommt natürlich aus ... China. Christian.
22.12.2017 - Friendship Bay, Bequia

Nächste Station: Paradies

...hieß es nach unserem Abstecher in Kingstown. Bequia ist die größte Insel der Grenadinen, dennoch ist sie weniger als zwei Kilometer breit, nicht mal 10 Kilometer lang und beherbergt nur 5000 Einwohner. Im einzigen Dorf der Insel Port Elizabeth ist trotzdem einiges los. Die Admirality Bay die vor dem Ort liegt is voll von ankernden Yachten. Dazwischen fahren kleine Boote herum, verkaufen Eis, Wasser, Diesel, sammeln Wäsche ein, bieten ihre illegal gelegen Mooring Bojen oder Taxiservice an. Hier sind sie also alle! Wir haben uns schon die letzten Tage gewundert, dass wir am Horizont so viele Segler gesehen haben, aber die Buchten entlang der Küste leer waren. Kein Wunder, die Insel ist grün, das Wasser in der Bucht an den tieferen Stellen dunkelblau an den seichten Stellen türkisblau, der Strand ist weiß und der Ort wunderschön. Entlang der Bucht ragen Felsen auf und bilden unter Wasser ideale Plätze zum Schnorcheln oder Tauchen. Die Häuser sind bunt und sehr gepflegt und alles ist darauf ausgelegt die Yachties glücklich zu machen. Es gibt unzählige Bars, Cafés und Restaurants, Läden mit Angelbedarf, Delikatessupermärkte, Obst und Gemüseläden, eine Tauchschule, einen Rigger, verschiedene Segelmacher und sogar einen Paparazzi.

Letzterer hat uns bereits vor der Insel aufs Korn genommen und Action-Fotos von Moya gemacht. Wir wunderten uns schon ziemlich als das kleine Schlauchboot angerast kam und der Typ mit einem riesigen Teleobjektiv in alle 4 Richtungen abgespannt in seinem Boot stand und knipste. Die Fotos von Moya unter Segeln, die wir selbst nicht machen können, haben uns zuerst prima gefallen, dann aber ist uns die Luft weggeblieben und wir fanden sie gar nicht mehr so toll.

So ähnlich ging es uns später auch bei Doris Fresh Food, auf einem Tablett lag ein Leib Vollkornbrot, daneben ein Olivenciabatta und Schokocrossaints - mir ist schon das Wasser im Munde zusammengelaufen bis der Schwabe in mir Oberwasser bekommen hat. In dem kleinen Laden mitten im karibischen Nirgendwo findet man Alles von Lindt Schokolade bis Hengstenberg Saure Gurken und jeder Artikel kostet in etwa gleich so um die 10 Euronen. Bei Doris einzukaufen war nicht drin, aber 2 Smoothies für die Kinder und Cappuccinos aus der Siebträgermaschine für Christian und mich mit Blick auf die Bay mussten dann einfach sein. Bevor es zurück an Bord ging sind wir den Belmont Walkway um die Bucht gelaufen, ein schmaler Weg direkt am Wasser entlang der bis zum Strand führt und von dem man die Waterfront hervorragend erkunden kann.

Zurück bei Moya schaue ich noch einmal in unseren Cruising Guide um mich noch ein bißchen über den Ort zu informieren - dabei stolpere ich über den Absatz "avoid anchoring on the wreck that is 13°00,67'N, 61°14,47'W" und frage Christian ob es wisse, dass es hier ein Wrack gibt. Auf sein Kopfschütteln schaue ich auf unser GPS -Bingo! Genauer kann man gar nicht mehr treffen, 2 Meter unter Moyas´ Kiel liegt wohl noch ein Boot, das laut Hafenführer schon einige Anker verschlungen hat. Unser Eisen ist wieder aus dem Wasser gekommen als wir uns am Nachmittag in die Friendshipbay aufgemacht haben, wo wir Weihnachten verbringen werden.

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05.12.2017 - Atlantik 14´49'N, 57°05'W

Atlantik Tag 17 - uns ist immer noch nicht langweilig

Heute war jedenfalls keiner dieser Tage die einfach so dahin plätschern, an welchen die Zeit verrinnt und man gar nicht so richtig weiß was man mit sich anfangen soll. Solche gibt es auf See definitiv auch- aber nicht heute:

4.12. / 12:00 Uhr: Christian knetet Teig, wir müssen noch einmal Backen vor dem Landfall. Die Kinder und ich starten die Weihnachtsbäckerei und machen einen Mürbeteig

4.12. / 13:00 Uhr: Wassermelonenalarm, die Kinder sind kaum zu halten

4.12. / 13:28 Uhr: Christian Handy bimmelt, Christian schnappt sich den Sextant zur Bestimmung der Mittagsbreite

4.12. / 13:40 Uhr: Ich gehe auf das Achterdeck und wasche Windeln mit unserer Windelwaschmaschine: Windel ins Netz, über Bord gehen lassen, hinter Moya her ziehen, danach eine Frischwasserspülung

4.12. / 14:00 Uhr: Ich lese Pixibücher mit den Jungs

4.12. / 14:15 Uhr: Wir hören "Was passiert im Krankenhaus". Joni zieht Schnürchen durch den Salon und baut Lager. Joshi ärgert ihn und funkt nebenbei. Am Horizont voraus zieht eine dunkle Regenwolke auf, wir beraten ob wir die Segel verkleinern, entscheiden uns aber erstmal dagegen

4.12. / 14:30 Uhr: Krrsch, Diiiiee, Krrsch - Christian schaltet die Funke an. Das Hörbuch geht unter Protest aus für die Intermar Abendrund (in D). Erstmal gibt es Wetter dann ruft Enrico in die Runde CQ. "Delta - Golf- Fünf- November- Foxtrott- Papa- Strich- Mike- Mike" antwortet Christian. "Hallo Christian kannst Du mich hören?" "Hallo Enrico, ja Du kommst mit 5 und 5 hier an, unsere Position ist 14?50'N; 54?30'W; Kurs 280 Grad mit 5.5 Knoten" "Wolf von der ARC ist noch über 1000 Meilen hinter Euch, aber gestern sind die ersten Kats in St. Lucia angekommen" "Wow, die sind auf den Kanaren einen Tag nach uns gestartet und schon da, bei uns sind es noch 370 Meilen" "Weiterhin gute Reise"

4.12. / 14:45 Uhr: Das Hörbuch geht weiter. Ich hole den Teig aus dem Kühlschrank und balanciere ihn in den Salon. Dort sitzen Joni und Joshi am Tisch und sind schon ganz aufgeregt, dass sie jetzt ausstechen dürfen. Anstatt eines Nudelholz verwenden wir ein Glas zum ausrollen. Der Teig rutscht mit der Unterlage immer wieder von einer Seite auf die andere Seite des Tische, wo er von der Tischumrandung vor dem Absturz bewahrt wird. 2 Bleche mit Herzchen, Sternchen, Stiefel und Tannenbäumen schaffen wir und das erste Plätzchen wir noch warm in den Mund gesteckt. Die werden es nicht bis zum Landfall schaffen.

4.12. / 15:30 Uhr: Das Brot darf nun in die Röhre, wir versuchen uns das Chaos einzuschränken

4.12. / 15:50 Uhr: Jetzt ist auch der Himmel hinter uns schwarz. Wir entscheiden uns ins Reff1 zu gehen. Christian zieht seine Schwimmweste an und geht an den Mast um die Reffleinen zu bedienen. Ich bleibe im Cockpit für die Steuerung und ziehe die Genua rein. Die ersten Tröpfchen fallen schon bevor Christian wieder im Cockpit ist. Wir rennen um die Fenster zu schließen - es wird sofort heiß.

4.12. / 16:15 Uhr: Die schwarzen Wolken sind durch, eigentlich hätten wir nicht reffen müssen. Wir setzen die Genua.

4.12. / 16:25 Uhr: Wir analysieren wie gut wir voran gekommen sind. 131 Meilen, aber leider nicht auf direkten Weg wegen der Gewitter und tragen alles auf unserem Planner im Salon ein

4.12. / 16:35 Uhr: Joni zerstört unsere Gardinenstange, Christian repariert

4.12. / 16:50 Uhr: Die Kinder holen die Malbücher raus. Christian startet den Motor. Wir segeln zwar noch, aber haben keinen Strom mehr, da der Himmel bedeckt war und es zu wenig Wind gab für unseren Windgenerator.

4.12. / 16:51 Uhr: Motor aus! Ich schaue Christian fragend an. "Es kommt kein Wasser aus dem Auspuff, die Kühlung funktioniert also nicht." Er verschwindet erstmal im Maschinenraum und geht auf Fehlersuche. Die Kinder sind im Salon uns mischen munter mit als Christian dann unseren Vorfilter für das Kühlwasser auseinander baut. Wo Wasser sein sollte war Luft, nur wo kam die bloß her? Wir checken alle Möglichkeiten und kommen zum Schluss, dass sie sich mit der Zeit angesammelt haben muss.

4.12. / 17:35 Uhr: Der Motor läuft wieder. Ich fange an Abendessen zu machen.

4.12. / 18:00 Uhr: Wir essen zu Abend, es gibt Kartoffelbrei mit Omlette

4.12. / 18:30 Uhr: Windel Waschen

4.12. / 18:45 Uhr: Ich kontrolliere die Lebensmittel. Joshi und Joni spielen Fireman Sam - Joshi ist Sam, Joni Elvis

4.12. / 19:15 Uhr: Zähne putzen, Schlafi an danach gibts noch den kleinen Drachen Kokosnuss als gute Nachtgeschichte. Der Motor ist jetzt wieder aus.

4.12. / 20:00 Uhr: Christian startet mit seiner ersten Nachtwache. Ich bleibe noch ein paar Minuten im Salon und lege mich dann hin

4.12. / 22:00 Uhr: Intermar Nachtrunde. Christian hört Gunter aus Costa Rica, er ihn aber nicht.

5.12. / 0:00 Uhr: Wir verkleinern die Genua. Ich starte meine erste Nachtwache heute um eine Stunde verspätet.

5.12. / 3:00 Uhr: Christian übernimmt wieder, Moya läuft mit 6 Knoten, es ist ruhig

5.12. / 6:00 Uhr: Die Kinder sind wach und stürmen den Salon. Ich komme ein paar Minuten später nach. Eine Segelyacht taucht Backbord zu uns am Horizont auf und kommt näher. Wir sind zum ersten Mal schneller als die. Wir sind so aufgeregt, dass wir alle zusammen erstmal frühstücken und Christian sich nicht wie sonst immer sofort aufs Ohr legt

5.12. / 7:30 Uhr: Wir sind jetzt ganz nahe dran und sehn sogar die gelbe Badehose des Skippers. Die blaue Yacht dreht in den Wind um ihr Groß aus zu reffen. Wir setzten unser Großsegel voll vor dem Wind, danach legt sich Christian hin.

5.12. / 7:45 Uhr: Wir räumen den Tisch ab. Die Jungs fangen an Lego Duplo zu spielen. Ab und zu kommt einer der beiden mit dicken Backen aus der Küche, die Weihnachtsplätzchen werden weniger.

5.12. / 8:00 Uhr: Windel Waschen.

5.12. / 8.15 Uhr: Wir hören "Alles über Piraten" und spielen nebenbei LottiKarotti

5.12. / 9:50 Uhr: Ich höre das Segel schlagen. Seltsam, es hängt ganz lose nach unten. Um zu schauen was los ist, ziehe ich die Schwimmweste an, klettere aufs Vordeck. Der Baumniederholer des Spibaums hängt in der Ankerhalterung. Ich löse sie, aber das Segel hängt immer noch. Ich wecke Christian.

5.12. / 10:00 Uhr: Es dauert ein bißchen bis wir den Grund für das flatternde Segel gefunden haben. Der Spibaum hatte sich eingefahren, obwohl wir eigentlich dachten, dass der Teleskopmechanismus nicht mehr funktionierte. Wir versuchten den Baum wieder auszufahren konnten ihn aber nicht richtig feststellen, wir versuchten es trotzdem die Genua wieder zu setzten nur um 2 Minuten später wieder mit eingefahrenen Baum dazu stehen.

5.12. / 12:00 Uhr: Unser Ersatz-Spibaum wollte auch nicht halten, er ist eher für Leichtwindsegel gedacht. Die blaue Segelyacht hat inzwischen wieder zu uns aufgeschlossen.

Die Reparatur ging noch fast den gesamten Nachmittag weiter, irgendwann hatten wir verstanden, dass die Voreigner den Spibaum festgenietet hatten. Wir konnten erfolgreich die abgebrochen Nieten entfernen und hatten sogar neue an Bord um den Baum wieder festzustellen - wenn da nur unsere Nietenzange nicht auf halben Weg den Geist aufgegeben hätte wäre das auch ganz schnell gegangen. Die Genua steht mittlerweile wieder und wir sind froh, dass nicht jeder Tag so viel Action mit sich bringt.

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06.12.2017:
Kommentar from Lars
Es ist so toll Eure Reiseberichte zu verfolgen! Und Plätzchen am frühen morgen ist definitiv Urlaub pur - genauso soll es sein! Freue mich für Euch, dass ihr es bald geschafft habt. Möge der Wind mit Euch sein!
11.11.2017 - Porto Novo, Santo Antáo, Cape Verde

Pieeep!

Das war unser Ankeralarm. Ich stand gerade in der Küche und war bei Teil 2 meiner heutigen Tagesaufgabe. Heute war klar Schiff machen angesagt und da wir ohnehin schon den ganzen Tag an Bord waren, hatte ich mir überlegt das kapverdische Nationalgericht Cachupa Rica zu kochen. Cachupa stammt aus den frühen Tagen der Kap Verden, als die Schiffe von hier aus Richtung Amerika los segelten um Sklaven und Güter zu verschiffen. Die Kap Verden waren damals einer der wichtigsten Handelshäfen in der Region, weshalb die Portugiesen die Inseln schon sehr früh zu ihrer Kolonie erklärten. In dieser Zeit fingen die Leute hier aus Amerika stammendes Gemüse wie Mais, Bohnen oder Maniok anzubauen. Diese sind auch Grundlage für Cachupa, einem deftigen Eintopf, der ein wenig Ähnlichkeit mit Chilli con Carne hat. Die Bohnen standen auf der Flamme und brodelten vor sich hin als es plötzlich anfing zu piepen.

Draußen stand ein kräftiger Nordostwind in unserer Ankerbucht, wir hatten Böen bis 35 Knoten (für Nicht-Segler: das entspricht stürmischem Wind). Das erzeugte einen solchen Winddruck, dass sich Moya langsam aber sicher Richtung Südwesten arbeitete und das obwohl unsere volle Ankerkette im Wasser lag. Wir hatten nun zwei Alternativen: i) Anker auf und den Kanal de Sáo Vincente kreuzen um in der besser geschützten Bucht vor Mindelo zu ankern oder ii) einen anderen Ankerplatz hier finden, wo unser Eisen besser hält. Hinter dem Wellenbrecher lag der Kanal und heute blies es ordentlich durch die Düse, so dass auf die Wellen allesamt große Schaumkronen hatten, so ganz und gar nicht einladend, wenn man nicht gerade Ambitionen zum Bullenreiten mitbringt. Die hatten wir heute nicht, außerdem lag überall noch Wäsche quer im Cockpit verteilt die ich heute morgen gewaschen hatte, deshalb versuchten wir unser Glück an einer anderen Stelle in der Bucht. Christian stand am Ruder, die Kinder waren unten und haben sich um Legos gezofft und ich kniete über dem Ankerkasten und holte den Anker nach oben. Da Christian von hinten nicht sehen kann in welche Richtung die Kette zieht ist es hilfreich ihm mitzuteilen wo er hinfahren oder wann er stoppen soll. Selbst brüllen hat heute nicht geholfen, durch den Wind kam kein Ton bei Christian an, zum Glück habe ich auch noch Hände. Bei vierten Versuch peilte ich wieder über die Straßenlaterne zu den Bergen, die Peilung stand, unser Anker hielt - puhh!

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02.11.2017 - Palmeira, Sal, Cape Verde

Energy for Sal - and for us

Palmeira ist ein kleines, noch weitgehend vom Tourismus unbeeinflusstes Dorf an der Westküste von Sal. Es gibt hier keine Hotels und nur einige wenige Restaurants, selbst einen Bankautomat findet man erst in der nah gelegenen Inselhauptstadt Espargos. Die Häuser hier sind meist einstöckig auf denen zwar ein zweites Stockwerk angefangen wurde, das aber nie zu Ende gebracht wurde. Im Dorf war es gestern wie leergefegt, wir sind nur wenigen Menschen begegnet. Auch die Hafenpolizei und die Immigrationbehörden waren nicht besetzt - an einem Mittwoch (im Traum wären wir nicht drauf gekommen, dass Allerheiligen hier ein nationaler Feiertag ist). Im Hafen saßen einige Cape Verdis unter einem Baum im Schatten und tranken ein Bier, unten am kleinen Fischeranleger wurde der Tagesfang geschuppt und ausgenommen. Ab und an brauste ein Land Rover von Tui durch die Straßen und brachte eine Ladung Touris, die dann umgehend auf einen Katamaran verfrachtet wurden.

In Palmeira befinden sich die Docks von Sal, die Energiereservoirs sowie eine Entsalzungsplantage zur Versorgung der gesamten Insel. Bis zur Hauptstadt sind es nur 5 km, für die wir den Minibus genommen haben, um an Escudos und eine Sim Karte zu kommen. Auch hier war auf den Straßen nur wenig los, aber dafür saßen die Einheimischen in Bars und Cafes, die allesamt draußen Musik abspielten, so dass man wenn man durch die Straßen läuft alle möglichen Klänge hört und dann wiegenden Schrittes weitergeht. Im kleinen Supermarkt, saß der relaxeste Mensch überhaupt an der Kasse und kassierte, ohne Kassenband, ohne Eile, aber dafür zufrieden mit sich obwohl die Schlange immer länger wurde. Der Obst und Gemüseverkauf liegt hier in der Hand von Frauen, die mit großen Schüsseln auf dem Kopf herumlaufen und ihre Ware anbieten, so wie man das aus Reportagen über Schwarzafrika kennt - wir waren schwer beeindruckt.

Heute starteten wir Mission Einklarieren und Mission Gas Auffüllen - erst Christian alleine während ich mit den Kidies am Strand gebudelt habe, später haben dann Joshua und Jonathan mitgemischt. Bei den Behörden muss alles seine Richtigkeit haben - Christian war der 4te in der Schlage bei der Immigration. Vor ihm war ein Pärchen, die auch für die Einreise da waren, jeder von ihnen musste eine Gebühr von 5€ bezahlen und nein einmal mit einem Zehner bezahlen ging nicht - erst musste der Mann 5€ löhnen, dann durfte die Frau auch mit 10€ bezahlen und bekam einen Fünfer zurück. Das alleine ist ja schon amüsant genug, aber Christian der als Captain seine Mannschaft anmeldete, musste für uns alle nur 5 Euronen da lassen - obwohl wir alle unseren Stempel in den Pass bekamen. Wir hatten morgens schon unsere Gasflaschen vom Schiff mitgebracht und wollten gerne unsere deutschen Flaschen aufgefüllt bekommen. Auf Nachfrage wurden wir direkt zu dem Energiedepot mit den riesigen Tanks geschickt, also wackelten wir mit unserem Sackkarren zu dem mit einer Mauer eingezäunten Gelände. Die Tore waren verschlossen, fast hätten wir uns nicht getraut zu klopfen, da sonst nur die Tanklaster hier rein und raus fuhren. Wir wurden freundlich hineingebeten, ins Gästebuch eintragen, Handy aus und drin waren wir mit Kind und Kegel. Die beiden Kurzen waren total hinweg. Leider hatten sie dort nur Gasanschlüsse für die Gaslaster, aber im Dorf kann man uns im Café Arminda bestimmt mit einem Adapter weiter helfen. Während ich auf die Gasflaschen aufpasste, liefen Christian und die Jungs (sie waren nicht davon abzuhalten) zurück ins Dorf und fanden das Café, wo leider niemand englisch sprach. Irgendwann war trotzdem klar was wir wollten und wurden dann weiter zu Carlosch geschickt. Die Jungs fanden ihn tatsächlich und wenig später waren dann unsere Flaschen wieder voll - Mission Gas Refill successfully completed! Es ist hier sehr anders als in Europa, ein ganz bestimmter Vibe liegt in der Luft: relaxte Lebensfreude!

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03.11.2017:
Kommentar from Gabi
Na, langsam wird es exotisch. In Sao Vincente soll es in der Marina Mindelo alles für den Atlantiksegler geben. Capoverde soll ein schönes Segelrevier sein. Ihr habt jetzt Zeit, euch auf den etwas größeren Törn der Einsamkeit vorzubereiten. Auf die Gangart in der Karibik werdet ihr ja schon bestens eingestimmt. See you later. Gabi
03.11.2017:
Kommentar from Thomas F
hi ihr. habt ihr auf sal schon den salzsee in dem krater angeguggt?
03.11.2017:
Kommentar from Dody
Freut mich riesig fuer Euch dass alles so prima geklappt hat (naja, wenn man mal von der Antenne absieht!), congrats! Geniesst schoen und weiter so :-D!
04.11.2017:
Kommentar from Lars
Stark das Bild von den Jungs - möge die Macht mit Euch sein!!!!
30.06.2022:
Kommentar from Gacor
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30.06.2022:
Kommentar from Gacor
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