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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuWeltumsegelung

16.08.2019 -Veruda Marina, Pula, Kroatien

Am Ziel in Pula

Angekommen

Ein lokaler Travel guide kürte die Strände des Naturparks Kamenjaks als die einsamsten der Welt. Das Wasser dort ist wunderbar klar, kleine Buchten unterbrechen die felsige, von Pinien bewachsene Küste. Wir legten Moya in einem der kleinen Einschnitte vor Anker, sprangen ins Wasser und bewunderten die Natur und das Treiben an Land. Auf den Felsen waren Sonnenschirme und Strandmuscheln aufgebaut, auch unter den Pinien in der zweiten Reihe saßen Leute und leerten ihre mitgebrachten Kühltaschen, im Wasser tummelten sich Schnorchler, Schwimmer, Luftmatratzen, aufblasbare Wale und Einhörner. Erst zu Sonnenuntergang wurde es ruhiger. Am nächsten Morgen noch vor 9 Uhr waren die besten Plätze schon wieder vergeben.

Einsam ist es hier im August nur nachts. Tatsächlich waren wir das einzige Boot, das hier nach Sonnenuntergang noch vor Anker lag. Ich saß noch lange in der Hängematte auf dem Vordeck nachdem die Kinder schon in ihren Kojen schlummerten und versuchte noch ein letztes Mal mit allen Sinnen zu genießen, ganz bewusst die Eindrücke noch einmal in mich aufzunehmen auf, den Wind, das leichte Schaukeln, den Himmel, den vom Land herüber wehenden Geruch nach Pinien. Konservieren, was nicht zu konservieren ist. Bis zu meinem nächsten Mal vor Anker wird es wohl ziemlich lange dauern.

Am nächsten Morgen gingen wir Anker auf und tuckerten die 5 restlichen Meilen in die Marina Veruda, dem Endhafen unserer Reise und Moyas Liegeplatz für die nächsten Jahre. Es war schon seltsam nicht mehr auf die Seekarte zu schauen und sich zu überlegen wo es als nächstes hingehen soll. Nicht mehr das Wetter zu beobachten und im Hinterkopf zu grübeln, ob Schiff und Crew auch sicher liegen.

Als die Leinen fest waren und Moya sicher am Steg vertäut war, hätten wir eigentlich feiern können. Moya hat uns sicher von Kappeln nach Pula gebracht - mit leichten Umwegen. In den 29000 Meilen, fast einmal um die Welt, hat sie sich immer gut um ihre Familiencrew gekümmert und uns nie im Stich gelassen. Keiner von uns vieren war so richtig in Feierlaune, denn es war nicht nur das Ende unserer Reise sondern auch das Ende unserer Zeit mit Moya.

Ausgezogen

Aber auch für Wehmut war keine Zeit, es lag viel Räumen, Sortieren und Putzen vor uns. Und Besuch bekamen wir auch noch mal. Tatsächlich drückten sich Lea, Benny, Slatko, Katrin, Alex und Uli, die Klinke quasi in die Hand. Das war zwischen der ganzen Kramerei eine total nette Abwechslung. Die letzten Stunden an Bord in guter Gesellschaft fanden wir schon ganz besonders toll. Zwischendurch wurde natürlich gearbeitet, alte Kleidung kam in die Altkleidersammlung, die Spielsachen der Kinder in Kisten, unsere Kleidung in Taschen, die Muscheln in Tüten und natürlich auch das ein oder andere in den Müll. Aber es wanderte nur überraschend wenig in die Tonne, irgendwie hatten wir fast alles an Bord auch wirklich gebraucht. Die Schuhe von uns vieren passten in einen kleinen 25l Rucksack. Auf der Barfussroute braucht man einfach keine (und kann nur schwierig welche kaufen) und Sandalen und Flipflops brauchen wenig Platz. Nachdem alle Schapps und Fächer leer geräumt waren, wartete ein Berg Taschen am Steg. Mit Sackkarren und Bollerwagen fuhren wir die erste Hälfte in ein kleines Appartement in der Nähe der Marina. Die zweite Hälfte übernamen Slatko und Katrin mit dem Auto (ganz herzlichen Dank!). Schließlich war Moya leer und uns blieb nichts anderes übrig als uns wieder unter die Landratten zu mischen und unsere erste Nacht auf festem Boden zu verbringen. An dem Abend schliefen die Kinder nur schwer und mit Körperkontakt ein. Ich schlief schlecht und wachte oft auf, nur der Capitano blieb cool. Wir werden uns schon noch an das Landleben gewöhnen.

Zu diesem Eintrag gibt es6Kommentare.
18.08.2019:
Kommentar fromDody
Oh ... my! Ich sitze hier und mir kullern die Traenen die Backen runter, kann es nicht unterbrechen aber es hilft alles nix. Die brave Moya hat nur gutes verdient und ich bin mir sicher ihr habt die neuen Eigner sorgfaeltigst ausgewaehlt und sie werden gut auf Moya aufpassen. Euch vieren kann ich nichts anderes als eine gehoerige Portion Staerke zu schicken, gross genug fuer das jetzt grade eben, und fuer das, was noch kommt. Fair winds und big big hugs xxxx Dody
18.08.2019:
Kommentar fromMaxi
Oh Mann, oh Mann. Mir geht es wie meinem Vorredner! Obwohl ich eure Moya leider nie kennen gelernt habe, kommen mir wieder die Tränen bei dem Gedanken, dass ihr euch nun tatsächlich von ihr trennt. Wenn ich mir alleine nur vorstelle, wie es euch gehen muss... Unglaublich, dass Eure (aktuelle) Reise nun tatsächlich vorüber sein soll! Wie unendlich lang wirkte sie damals im Mai 2017, als wir uns das letzte Mal gesehen haben... Ihr werdet das Reisen vermissen und wir das Blog-Lesen. Dafür freuen wir uns, euch „live“ wieder zu sehen. So unter Landratten... Ich drücke Euch aus der Ferne und hoffe ihr alle 4 findet euch schnell in euren nächsten Lebensabschnitt ein. Ohne Moya und die Weltmeere unter euch, dafür mit anderen Familienabenteuern, die auf euch warten! Mit dicker Umarmung, Maxi
18.08.2019:
Kommentar fromChristina @ serenity | sailing
Oh mein Gott, ich habe Gänsehaut! Wie geht es einem, wenn er sein zu Hause der letzten zwei Jahre verlässt? Wie geht es einem, wenn man seine Langfahrt beendet und wieder zum Leben an Land zurückkehrt? Ich wünsche euch ein gutes wieder eingewöhnen und drücke euch virtuell ganz fest! Vielen Dank für eure tollen Berichte und Tipps! Liebe Grüße Christina serenity-sailing.de
19.08.2019:
Kommentar fromGabi
Hey, keine Sentimentalitäten! Moya wird ja nicht abgewrackt Sie hat euch einen Traum erfüllt, aber ihr habt sie auch super behandelt. Übergebt sie dem neuen Eigentümer ordentlich, ich glaube es gibt bei der Marine so ein bestimmtes Pfeifsignal dafür, dann ab in das Abenteuer Alltag. Ich wäre gerne noch einmal mitgesegelt, aber verpasste Chancen sind verpasste Chancen. Das Logbuch hat mich ja etwas in Erinnerungen schwelgen lassen. Bis bald!
19.08.2019:
Kommentar fromDody
Gabi, Sentimentalitaeten in so einem Fall sind mehr als ausserordentlich angebracht. Ein Schiff ist keine Sache wie ein Haus oder ein Auto. Man vertraut einem Schiff sein Leben an, im Fall der Moya 4 Leben. Und selbst wenn sie nicht so zuverlaessig und brav durchgehalten haette war sie trotzdem nicht nur schwimmender Untersatz sondern Zuhause, Schutz vor den Elementen, Fortbewegungsmittel, Spielplatz, Ort des Zusammentreffens mit Menschen die man nie vorher getroffen hat die einen aber trotzdem herzlich und mit offenen Armen aufgenommen haben ... . Mir fallen noch Bergeweise Argumente ein, aber ich lasse es jetzt mal gut sein. Liebe Gruesse Dody
20.08.2019:
Kommentar fromMoyaCrew
Dank Euch für die vielen mitfühlenden Kommentare. Es tut gut, dass Ihr an uns denkt!
05.04.2019 -Rotes Meer, 15°46' N / 41°21' O

Tag 22: Wir verlassen die Piraten Allee

Heute werden wir die militärisch kontrollierte Zone, auch high risk area oder Piraten Allee genannt, verlassen. Nachdem wir doch sehr lange überlegt und Risiken abgewogen haben, bevor wir unsere Entscheidung gefällt haben in dieses Gebiet zu segeln, würde ich gerne noch einmal die Gelegenheit nutzen und unsere Einschätzung der Lage zusammen fassen:

Unserer Meinung nach war es kein Zufall, dass unsere Passage ins Rote Meer unproblematisch und sicher verlief. Die Anti-Piraten Koalition leistet hier großartige Arbeit. Viele Nationen sichern in systematischer Zusammenarbeit die Sicherheit in einem schmalen Korridor durch den Golf von Aden bis ins Rote Meer hinein. Dieser Korridor, der IRTC, ist zusammen mit den sich anschließenden Schifffahrtsstrassen ins Rote Meer ca. 650 Meilen lang und hoch frequentiert. Während unserer etwa fünf tägigen Überfahrt haben wir in ihm hunderte von Schiffen gesehen. Das waren hauptsächlich Tanker und Containerschiffe, aber auch einige Segler und Kreuzfahrtschiffe. Jeden Tag wurden wir mindestens einmal von einem Militärflugzeug überflogen, das aktiv den Funkkontakt mit uns suchte und sich erkundigte, ob alles in Ordnung an Bord ist. Kriegsschiffe haben wir nur ein Einziges real gesehen und keins am AIS, was aus zwei Gesichtspunkten auch durchaus Sinn macht: Zum einen wäre es wohl kontraproduktiv, würden die Kriegsschiffe ihre Position über AIS übertragen, dann würden potentielle Piraten zu jeder Zeit wissen wo sich ihre Kontrahenten aufhalten oder auch nicht. Zum anderen ist es logischer, wenn die Kriegsschiffe nördlich und südlich außerhalb des Korridors patrouillieren, um die Lage zu sichern, als zwischen dem vielen Verkehr herum zu fahren. Über ihre Anwesenheit kann allerdings kein Zweifel bestehen, wir haben sie mehrfach täglich auf Kanal 16 und 8 untereinander und mit den Frachtern funken hören. Außerdem könnte auch der Empfang weit entfernter AIS Signal im Zusammenhang stehen mit der Anwesenheit von militärischen Schiffen oder Flugzeugen und der Verwendung von Repeatern. Im Korridor gab es schon seit vielen Jahren keinen erfolgreichen Piratenübergriff mehr, auch nicht auf Frachter, während außerhalb dieses Bereichs, z.B. vor der somalischen Östküste durchaus Piraten aktiv waren. Zum Beispiel gab es 2017 insgesamt 11 Fälle versuchter oder erfolgreicher Piraterie auf Frachtschiffe in der Region, aber eben außerhalb des Transitkorridors. Vermutlich würde die Piraterie auch im Korridor eine Renaissance durchleben, wenn das Mandat der Anti-Piraten Koalition erlöschen würde. So aber scheinen die Watchkeepers durch systematische, fortwährende, effektive Überwachung, die Kommunikation mit den Schiffen und ihre militärische Präsenz die Sache innerhalb des Korridors im Griff zu haben.

Insgesamt wird Piraterie gegen Segelyachten oft emotional diskutiert. Das ist auch keine Überraschung geht es dabei ja um das leibliche Wohl von Schiff und Crew. Schaut man sich aber nüchtern die objektiven Zahlen an, gibt es in den letzten Jahren jährlich weniger als eine handvoll Berichte über erfolgreiche oder versuchte Piraterie auf Segelbooten weltweit und das obwohl da draußen tausende von Booten über die Weltmeere fahren. Einfacher Diebstahl fällt hierbei nicht unter die Definition von Piraterie, sondern nur Fälle von unautorisiertem Eindringen und Entwendung von Eigentum unter Gewaltandrohung. Auch bei dieser Faktenlage bleibt die Risikobewertung letztendlich beim Kapitän einer jeden Yacht, der die Relevanz der schlimmen Einzelfälle für das Wohl seines Schiffes einschätzen muss. Wir würden unter denselben Voraussetzungen noch einmal die Passage ins Rote Meer machen, wir haben uns die gesamten 3 Wochen sicher und gut überwacht gefühlt.

Momentan segeln wir Full Speed gegen Norden. Der Wind wurde wie mit einem Schalter heute morgen angeschaltet und weht jetzt mit 30 Knoten (wieder viel mehr als vorhergesagt) von achtern. Moya rauscht nur so über die aufgewühlte See, ohne Grosssegel, nur mit Genua und Fock. Das Wetter hier im Roten Meer hat es wirklich in sich.

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06.04.2019:
Kommentar fromMartin ( Schwiegervater von Sarah)
wünsche euch eine gute Fahrt durchs Rote Meer.....der Wind könnte laut Vorhersage sich mit eurer Fahrt zu euren Gunsten wenden...
03.03.2019 -Galle, Sri Lanka

Auf Wiedersehen Sri Lanka

Zurück an die Küste

Mit dem vollsten Bus aller Zeiten, fuhren wir zurück nach Galle. Ein Mann hatte Einsehen, dass es keine gute Idee ist, zwei kleine Kinder im Durchgang stehen zu lassen, so dass Joshi und Joni sich einen Platz teilten, während der Busfahrer im halsbrecherischen Tempo den Berg hinabschoss. Ich war froh hinten zu stehen, um die wilden Überholmanöver nicht auch noch sehen zu müssen. Nach 5 Stunden Fahrt konnten dann auch Christian und ich uns in einen der engen Sitze hineinfalten. Der letzte Teil der Strecke fuhr der Bus an der Küste entlang. Die Strände sahen toll aus. Ab und zu sahen wir einige der sri lankanischen Fischer, die im Meer auf Stelzen saßen. Mühevoll sah diese Art des Fischens aus.

Als wir endlich in Galle angekommen waren, fanden wir Moya unter einem dicken Staubpanzer. Die Zementfabrik hatte jeden Tag etwas zu uns rüber wehen lassen. Wir waren trotzdem froh wieder auf unserem schwimmenden zu Hause zu sein.

Der lange Weg nach Hause

Mit uns liegen 6 andere Segler im Hafen von Galle, alle auf dem Weg ins rote Meer oder von dort kommend. Wir nutzten die Gelegenheit Informationen aus erster Hand zu bekommen und fragten den beiden Yachten die bereits dort waren Löcher in den Bauch. Einige Begebenheiten im Golf von Aden, über die wir bereits im Internet gelesen hatten, rückten durch diese Gespräche in ein etwas anderes Licht. Eine ungeklärter Annäherung eines Bootes wurde zum Beispiel als gefällige Bezeichnung seitens der Behörden erklärt, da dem Segelboot der Treibstoff ausgegangen war und die Hilfe irgendwie gerechtfertigt werden musste. Wir hörten außerdem, dass in der Militär überwachten Zone, viel los sein soll. Kriegsschiffe und Flugzeuge kontrollieren, gleichzeitig sind wohl viele Frachtschiffe unterwegs. Seit vielen Jahren gab es keinen erfolgreichen Übergriff von Piraten auf eine Yacht mehr, obwohl wir davon ausgehen, dass momentan jährlich 50-100 Segelboote diese Route befahren. Wir sind natürlich trotzdem nicht ganz entspannt, aber die Gespräche mit den anderen Seglern sorgten dennoch für ein wenig besseres Gefühl. Und das ist auch gut so, denn um zum Ende unserer Elternzeit wieder in Deutschland sein zu können, gibt es nur einen Weg zurück ins Mittelmeer - der über das rote Meer. Die einzige Alternativstrecke zurück - um Südafrika herum, in die Karibik und von dort zurück nach Europa - ist in diesem Zeitrahmen nicht machbar und wegen den starken Strömungen und dem rauhen Wetter am Cape Angulhas außerdem auch nicht ganz ungefährlich.

Seit wir beschlossen haben ins Mittelmeer zurück zu segeln, haben wir konstant Informationen gesammelt, um eine fundiert Risikoabschätzung über die rote Meer Passage machen zu können. Jetzt nutzen wir jede freie Minute damit, aktuellste Berichte von anderen Seglern und den Behörden zusammen zu tragen, um optimal vorbereitet zu sein. Wir registrierten uns bei der MSCHOA, die die Anti Piraten Aktivitäten im Golf von Aden koordiniert und werden täglich an die Behörden berichten, damit die Kriegsschiffe immer genau über unseren Aufenthaltsort informiert sind und im schlimmsten Fall zur Hilfe kommen können. Wenn wir nicht der Überzeugung wären, dass der Weg ins rote Meer sicher ist, würden wir diese Passage nicht machen. Trotzdem steht uns wohl unsere nervenaufreibendste Passage noch bevor.

Moya ist inzwischen aus ihrem Panzer geschält, die Wäsche ist gewaschen, der Tank, die Gasflaschen, der Kühlschrank und die Gemüsenetze sind voll. Es kann also los gehen. Aber noch nicht ins rote Meer, sondern erst Mal zu den Malediven, wo wir noch einmal eine Woche am Strand und im Wasser verbringen wollen, bevor wir uns auf den langen Weg nach Hause machen.

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04.03.2019:
Kommentar fromChristina
Wow, ihr wollt es wirklich wagen! Wir waren am Wochenende beim Piratenpräventivworkshop der Bundespolizei und da wurde das Gebiet als klares No-Go bezeichnet. Ich drücke die Daumen und zittere mit euch mit, dass alles gut geht und ihr heile ankommt! Liebe Grüße, Christina, Serenity Sailing
04.03.2019:
Kommentar fromDody
Drueck' Euch ganz feste die Daumen, wird schon gutgehen irgendwie! Big hugs xxx
04.03.2019:
Kommentar fromAnna von SY Capetown
Wir sind in Gedanken bei euch. Ihr werdet es schon richtig machen. :)
04.03.2019:
Kommentar fromMarlene und Werner
Gute Reise und einen super Segelwind! Wir freuen uns euch bald wieder näher bei uns zu haben. Liebe Grüße aus Deutschland.
05.03.2019:
Kommentar fromGabi
Ihr seid einfach zu schnell. Ich hatte diese Woche geplant, nach Sri Lanka zu kommen. Jetzt muss ich Fasching hier feiern, denn auf den Malediven war ich erst. Keine Angst vor Piraten, die halten sich an Containerschiffe und Versorger oder Kreuzfahrer. Außerdem sieht euer magerer Captain nicht danach aus, als gäbe es was zu holen auf dem Schiff. Macht es weiterhin so super wie bisher, dann klappt schon alles.
11.02.2019 -Royal Langkawi Yacht Club, Langkawi, Malaysia

Aufbruchstimmung

Schön ist sie wieder, unsere Lady

Nach weiteren 5 Tagen Arbeiten an Bord und Gerenne durch die Stadt ist unsere Lady fertig für den indischen Ozean und sieht dabei auch noch richtig schick aus. Alle kleinen Roststellen sind repariert, unser Salonboden ist quasi neu, nachdem wir mit Heißluftföhn und Schleifmaschine den alten Lack attackiert haben, unser gelbliches Andenken vom Kumai River ist vom Lack entfernt, die Schalter sind neu verkabelt, das Rigg gecheckt, der Windpilot montiert, eine neue Funke, ein neuer AIS Splitter und ein Radio ist eingebaut, so dass es jetzt endlich losgehen kann. Nach den letzten Tagen sind wir zwar ganz schön geschafft, wir werden aber dennoch heute noch nach einer letzten warmen Dusche in der Marina, die Leinen los schmeissen. Ziel: Sri Lanka

Unsere Pläne bestimmt der Wind

Hier halten uns alle für ziemlich verrückt, dass wir Thailand rechts liegen lassen, ohne auch nur einen kleinen Zwischenstopp auf den wunderschönen Inseln zu machen, ganz zu Schweigen von dem hervorragenden Essen dort, aber leider bestimmen wir nicht alleine wann es losgehen muss. Auch sonst wäre ich hier noch gerne weiter gesegelt, es gäbe noch so viel zu entdecken in diesem wunderschönen Segelrevier: Anambas, Sulawesi, Tioman und die gesamte Ostküste Malaysias, Thailand, Myanmar sind alles tolle Ziele für ein Segelboot. Wenn wir nur noch ein bisschen Zeit hätten...

Haben wir aber nicht! Im September fängt für Joshi die Schule an, bis dahin müssen wir wieder in Deutschland gesettelt sein, die Uhr tickt. Wir haben lange überlegt, ob wir Moya hier in Malaysia verkaufen sollen, konnten uns aber noch nicht von ihr trennen. Deshalb werden wir nun in den nächsten Monaten unsere Weltumsegelung zumindest fast komplett machen und ins Mittelmeer zurück segeln. 4500 Meilen sind es ungefähr noch, genauso viel wie von hier nach Vanuatu. Eigentlich kein Problem diese Strecken in 6 Monaten zu segeln, wenn da nicht der Nordostmosun wäre. Den brauchen wir nämlich um nach Europa zurück zu kommen, nur weht er leider keine 6 Monate mehr. Deshalb sind wir einmal mehr unter Zeitdruck unterwegs, vor Mai müssen wir es über den indischen Ozean geschafft haben, bevor der Südwestpassat einsetzt und uns auf die Nase bläst.

Die Wettervorhersage von heute sagt der Wind passt für die nächsten Tage, wir müssen also los! Ko oder nicht, Leinen los!

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11.01.2019 -0°04 N, 108°56 O, Südchinesisches Meer

Zurück auf der Nordhalbkugel

Stille am Äquator

... das kennen wir schon von unserer ersten Äquatorüberquerung. Dieses Mal herrschte absolute Flaute und spiegelglatte See. Am Horizont türmen sich weiße Quellwolken und ein kleines Fischerboot zieht eine Schar weißer Vögel hinter sich her. Es ist richtig idyllisch. Getauft sind wir vier ja schon, deshalb bekommt Neptun bei unserer kleinen Äquatorparty nur ein Stückchen Kuchen und einen Schluck 5 Euro Apfelsaft - so viel zahlt man in Indonesien, wenn man Saft und kein Zuckerwasser trinken möchte. Für Neptun gibt es nur das Beste, denn er soll uns auch weiterhin so wohl gesonnen sein. Als der Capitano unseren Tribut zahlte, meinte Joshua “Aber Neptun ist doch am Himmel” - es dauerte kurz bis ich drauf kam, dass er den Planeten meinte. So gab es also neben unserer Feier noch einen Exkurs ins Weltall und zu den alten Griechen.

Nun sind wir also wieder auf der Nordhalbkugel, nach fast genau neun Monaten in der südlichen Hemisphäre. Ich wundere mich schon ziemlich, dass es erst neun Monate und ein paar Tage her ist, dass wir in Panama durch das Tor zum Pazifik und wenig später am 12. April letzten Jahres auf die Südhalbkugel gesegelt sind. So viel ist inzwischen passiert! Vielleicht ist unsere Rückkehr in “heimische Gefilde” am Anfang des Jahres ein guter Zeitpunkt das letzte Jahr Revue passieren zu lassen?

Recap 2018

Ich will es genau wissen und krame mein Notizbuch hervor:

  • Besuchte Länder: 15 (St. Vincent, Grenada, Venezuela, Curaçao, Kolumbien, Panama, Französisch Polynesien, Cook Inseln, Amerikanisch Samoa, Samoa, Tonga, Vanuatu, Papua-Neuguinea, Osttimor, Indonesien außerdem waren wir noch in den Hoheitsgewässern von Fiji und Australien)
  • Besegelte Ozeane und Meere: 3 + 7 (Atlantik, Karibisches Meer, Südpazifik, Korallenmeer, Salomonen See, Arafura Meer, Timor See, Indischer Ozean, Flores See, Java Meer)
  • Besuchte Orte + Inseln: 96 + 78
  • Gesegelte Meilen: 15359 nm (28444 km)
  • Durchschnittliche Geschwindigkeit: 4,9 Knoten
  • Nächte unter Segeln: 120
  • Nächte an Land: 3 im Bett + 5 mit Moya on the hard
  • Ganze Tage unter Segeln: 92
  • Ganze Tage an Land: 156
  • Davon Tage in der Marina am Steg: 16
  • Tage mit Auto: 9 gemietet + 1 mit Fahrer
  • Tage mit Crew an Bord: 33 (Nicole, Werner, Marlene, Kathi, Frank, Stefan, Mats, Adrian, Carli, Frank)
  • Stunden ohne Kinder: geschätzt ca. 24
  • Tage krank: Christian 7, Sabrina 10, Joni 3, Joshi 4
  • Sturmtage (<40kts): 3 auf See, 8 im Hafen
  • Squalls: unzählige, die meisten und heftigsten in Indonesien
  • Stärkster Wind: 60kt in Kolumbien und Indonesien
  • Große Defekte: 0
  • Kleinere Defekte: viele vom defekten Radio über kaputte Ladekabel bis hin zur gebrochenen Segellatte, die tropische Salzwasseratmosphäre ist eine echte Herausforderung für die Technik

Wow, so viele Tage waren wir auf See?! Das kam mir gar nicht so vor. Statistik ist wohl doch nicht alles.

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18.12.2018 -Lombok, Nusa Tenggara, Indonesien

Ganz oder gar nicht Segeln zwischen Komodo und Lombok

Eine Yacht!

Einen letzten Tag verbrachten wir faul vor Gililawa Darat und ließen uns von der Strömung über das Korallenriff schieben. Wir nahmen Tilly, arbeiteten uns gegen die Strömung durch die enge Passage zwischen den Inseln hindurch, stiegen aus und drifteten zurück zu Moya. Leider war das Wasser aufgewühlt, voller Schwebeteilchen, so dass wir die Schildkröten, Haie und großen Fische unter uns nur erahnen konnten. Was wir aber sahen war eine andere Yacht am anderen Ende der Bucht. Mike und Kym waren die ersten Segler, denen wir seit Papua Neuguinea begegneten. Wir trafen uns zum Nachmittagskaffee mit Wassermelone. Bevor die Kids ihr Boot in Einzelteile zerlegen konnten, zogen wir zum Sundowner auf Moya um. Wir genossen es durch und durch wieder westliche Gesprächspartner zu haben und nach fast zwei Monaten Familiendasein wieder andere Gesichter und Meinungen zu hören. 15 Jahre waren die beiden Australier mit ihrer Yacht in Südostasien unterwegs und sind jetzt auf dem Heimweg nach Down Under. Nach dieser langen Zeit in der Region hatten sie noch lange nicht alles gesehen und ich frage mich einmal mehr, ob wir nicht viel zu schnell um die Welt fliegen. Tiefere Einblicke in die Kulturen und intensive Begegnungen mit den Locals sind nur selten mit unserem Tempo vereinbar, dafür sehen wir die Highlights von vielen Regionen, verbringen aber auch relativ viel Zeit auf Passage. Leider wird es auch bei Kym und Mike bei der kurzen Begegnung bleiben, da wir mit dem Ende des Westwinds die Segel Richtung Lombok setzen.

Harte Arbeit bei Südwind

Die Wettervorhersage prophezeite Wind aus Süden. Nach Wochen, in denen sich Gegenwind mit Flaute abwechselten, freuten wir uns endlich wieder mit mehr als nur 3 Knoten unterwegs zu sein und sahen der 200 Seemeilen langen Passage entgegen. Wir starteten morgens um 5 Uhr, bei bedecktem Himmel und Flaute. Ein leichtes Lüftchen setzte aber bald ein, 5 Knoten Wind reichten um die Tücher zu hissen, so dass wir gut gelaunt auf die Nordwestecke von Komodo zu segelten. Bevor die Brise sich in Richtung guten Segelwind entwickeln konnte, wurde Moya von der um die Ecke herumschiebenden Strömung erfasst. Es ging also wieder nur im Schneckentempo vorwärts. Die Gegenströmung sollte uns bis nach Lombok erhalten bleiben, gegen bis zu zwei Knoten arbeiteten wir. Der Südwind legte in der Düse zwischen Komodo und Banta etwas zu, nur um im Schatten von Sumbaya wieder auszugehen. Auch dieses Mal war das Segeln mühsam, mit unzähligen Segelmanöver ganz nah an der Küste, da dort die Strömung am geringsten ist.

Nach einer weitgehend durchwachten Nacht erreichten wir am Morgen die Insel Satonda, machten an der Boje fest und vertraten uns die Beine an Land. Eigentlich hätten wir uns auch gerne den See angeschaut, aber der Ranger der Insel scheint dem Größenwahn verfallen zu sein. Den zwanzigfachen Eintrittspreis der Einheimischen sollten wir bezahlen um die Insel zu betreten, dabei war der Strand alles andere als schön. Christians Prinzipien gingen mit ihm durch, wir drehten um, während er seinen Unmut deutlich machte.

Der Gegenstrom blieb bei der Weiterfahrt, der wenige Wind auch. Die hohen Vulkane auf den Inseln schirmen die Flores See überraschend effektiv gegen den Südwind ab. Zumindest bis zu der Düse Lombok-Sumbawa. Aber zuerst merkten wir nicht den Wind, sondern die Wellen, die vom indischen Ozean heraufgelaufen kamen. Durch die Reflexion am Land entstand ein wildes Geschwappe und steile, kurze Wellen von vorne. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang, nahm auch der Wind immer stärker zu. Ich stand in der Küche und hatte alle Mühe das Abendessen zuzubereiten, trotz des kardanisch aufgehängten Ofens und meiner vielen Übungsstunden auf dem Ozean. Moya machte Lage, denn wir segelten hart am Wind gegen Strom, Welle und den südwestlich drehenden Wind, das war alles andere als angenehm. Wir packten die Kinder ins Bett, refften die Segel und starteten in unsere zweite Nacht. Während die Kids schliefen, hatte ich alle Mühe die Augen zu zu kriegen. Bei 8 Knoten Fahrt durchs Wasser, 25 Grad Lage und gegenan laufende Wellen spürt man die Spannung im Boot selbst in der Koje. Mit dem Erreichen der Nordostküste von Lombok fielen die 30 Knoten Wind in sich zusammen. Flaute, als hätte man einen Schalter betätigt. Die Winde schalteten heute Morgen wieder ein, ganz plötzlich. Man konnte die Windgrenze sogar von weitem im Wasser erkennen. Dieses Mal weht der Wind durch die Düse Bali - Lombok. Direkt auf die Nase! Wir kreuzen und wünschen die Mooring in der Medana Marina herbei. Bald sind wir da!

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03.09.2018 -19°21S; 177°46W; Pazifik

Vor exakt 365 Tagen

... sind wir in Nazaré in Portugal gestartet und haben das erste von vielen hunderten Malen Segel gesetzt. Flo, Patricia, Felix, Max und Katharina waren dabei als wir die Leinen im Club Nautico los schmissen und haben uns die ersten Meilen unsere Elternzeitreise begleitet. Mit so viel Action an Bord hatten Bedenken wie das Segeln mit den Kleinen so werden wird keinen Platz, so dass wir uns voller Tatendrang und Vorfreude ins Abenteuer stürzten. Es fühlte sich fast so an wie der Start eines Urlaubstörns. Nur ein bißchen traurig waren wir als Dody an der Hafenmauer winkte und wir die letzten Blicke auf den Leuchtturm auf dem charakteristischen Felsen vor der Stadt warfen. Wenn alles gut ging, würden wir beide eine lange Zeit nicht mehr sehen. Wo wir hinsegeln wollten wussten wir damals noch nicht so wirklich, außer erstmal über Marokko zu den Kanaren, von dort aus könnte man ja noch umdrehen, falls uns Moya, die Jungs oder der Atlantik über den Kopf wachsen sollte. Mögliche Optionen danach waren Segeln im Mittelmeer oder die Atlantikrunde. Der Südpazifik spukte zwar in unseren Hinterköpfen herum, dort zu segeln hatten wir ja immer erträumt, aber so richtig konkret wollten wir lieber nicht an die Inseln denken, wer wusste denn schon ob uns das Cruising Leben überhaupt gefallen wird.

Jetzt, genau ein Jahr später, sind wir schon im westlichen Pazifik angekommen, nachdem wir um die halbe Welt gesegelt sind. 13500 Seemeilen oder 25000 Kilometer liegen bereits in unserem Kielwasser. 16 Länder haben wir besucht und unzählige Entdeckungstouren an Land unternommen. Natürlich gab es Situationen, in welchen ich mich fragte „was mach ich hier eigentlich“, als dem Wind mal wieder die Puste ausging, als Moya von einer Seite auf die andere rollte und man trotz Flaute durchs Schiff fiel oder als wir nachts vor dem Hafen im Sturm standen und weder anlegen noch ankern konnten oder jedesmal wenn ich vor Übelkeit auf Sparflamme unterwegs war, froh wenn die Kinder sich selbst beschäftigten oder wenn die Dusche mal wieder kalt war, oder, oder, oder ... Aber richtig bereut habe ich die Entscheidung mit unseren Kindern unseren blauen Planeten zu entdecken keine Minute. Es ist zwar nicht so bequem wie zu Hause, alles ist zunächst einmal kompliziert. In jeder Bucht muss man aufs Neue herausfinden wo es was gibt. Es gibt keine Spülmaschine, keinen Fernseher, kein Auto, keine Waschmaschine, keinen Gefrierschrank, und Lebensmittel meistens auch nicht alle. Aber dafür erleben wir so schöne, aufregende Dinge, wie ich sie mir niemals hätte vorstellen können, lernen interessante Menschen und andersartige Kulturen kennen und erleben die Schönheit unserer Ozeane. Aber vor allem läuft die Zeit wieder normal und rast nicht an einem vorbei - fast so wie es als Kind war. So bleibt doppelt mehr Zeit für die Jungs.

Die deutsche Elternzeit ist ein riesiges Privileg. Wir haben segelnde Familien aus vielen Ländern kennen gelernt, aber keiner hatte es so einfach wie wir, die einfach die Taschen und Kinder gepackt und Familienzeit eingelegt haben. Wir freuen uns jetzt auf unser zweites Familienjahr und sind schon ganz gespannt was unser blauer Planet noch so auf Lager hat. Im Moment segeln wir gemächlich, südlich an der Laugruppe von Fiji vorbei und hoffen, dass der Wind nicht wieder ganz einschläft.

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03.09.2018:
Kommentar fromClaudia und Christoph
Hallo ihr vier, Wir finden das immer noch alles sehr aufregend was ihr da so täglich erlebt. Ist für uns inzwischen ein tägliches Ritual, zu schauen, ob es neue Nachrichten von Moya gibt. Wir finden schön, dass ihr so umpfangreich berichtet! Für den nächsten großen "Hopser" wünschen wir alles gute und drücken die Daumen, dass alles weiter so interessant und ohne große Komplikationen weiter läuft. Alles Liebe aus Hattingen von der Ruhr! Claudia und Christoph
11.09.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Danke Euch Beiden! Wie schön von Euch zu hören und dass es unser Blog zu Euch immer noch ins Wohnzimmer schafft. Rumpelnde Grüße aus Tanna
28.08.2018 -Tapana, Vava-U, Tonga

Fliegende Tage vor Anker

Inzwischen lagen hier in Kenutu 10 Boote, 17 Erwachsene und 12 Kinder vor Anker. In netter Gesellschaft vergingen die Tage wie im Flug. Während die größeren Kinder morgens Schule machen mussten, spielten die Kleinen an Bord, besuchten die anderen Kinder oder erkundeten die Insel. Am Nachmittag traf sich dann groß und klein am Strand. Die Kids passten gegenseitig aufeinander auf, rannten mit Stöcken über den weißen Sand, buddelten, schnitzten und errichteten Unterstände und Zelte. Sie bildeten ein richtiges Team und verteidigten ihr Territorium mit Stöcken und Kriegsbemalung gegen die Erwachsen. Von der vereinten Rasselbande umzingelt, hat man als Großer nichts mehr zu lachen und kam nur noch durch Aufgabe mit dem Leben davon. Es war wirklich große Klasse zu sehen wie die heterogene Kindergruppe mit Jungs und Mädels zwischen drei und 12 Jahren mit einander interagierte. Die achtjährige Sophie übersetzte sogar für Joshi und Joni, wenn es Kommunikationsprobleme gab. Besonders nett fand ich Joshuas Reaktion, als Joni und ich zu der Höhle der Kinder gingen und bedroht wurden: „Joni, darf schon mitmachen“ und „Das ist meine Mama, die darf man nicht hauen“.

Mit den versorgten Kindern hatten die Erwachsenen plötzlich ganz ungewohnt viel Zeit zum Schnacken, ein Buch zu lesen, an Bord etwas in Ordnung zu bringen oder Bordrezepte auszutauschen. Moya verfügt inzwischen über eine Joghurtkultur und eine Sauerteigkultur, die beide vehement dazu beitragen Pepp in die Pantry zu bringen. Heute Morgen gab es frisch gebackenes Sauerteigbrot und selbst gemachten Joghurt mit frischen Früchten - welch ein Luxus. Trotz des kalten Wetters hatten alle ziemlich viel Spaß und ließen die Abende am Lagerfeuer ausklingen bis die Kinder vom anstrengenden Tag so müde waren, dass die Augen beinahe im Stehen zuklappten.

Wir genossen die Zeit mit den anderen Familien sehr, trotzdem werde ich langsam unruhig. Es ist schon fast September und wir haben noch ca. 3500 Meilen vor uns bis wir die Zyklonregion Richtung Indonesien verlassen haben werden müssen. Das ist eine Menge - für uns, fast 30 Tage auf dem Wasser! Die nächsten zwei Monate werden wir also jeden zweiten Tag segelnd verbringen. Deshalb passt es uns momentan überhaupt nicht, dass das Wetter so wenig kooperativ ist. Eine Windscherung ist im Anmarsch, die viel Wind und rauhe See mit sich bringt. Mit Hummeln im Hintern warten wir also bis das Ding durch ist und hoffen auf guten Wind danach, bevor sich unsere Wege von den Family Cruisern, die fast ausschließlich nach Neuseeland und Australien unterwegs sind, trennen. Die meisten Familien verkaufen dort ihre Boote, wenige segeln nächstes Jahr ab Mai eine zweite Session im Südpazifik. Lange haben Christian und ich diskutiert, ob es nicht auch für uns das Beste wäre Moya nach Süden zum Ende der Session zu segeln, allerdings würde dies das Ende unserer Segelreise zum Jahresende bedeuten - jetzt, wo es gerade so viel Spaß macht. Aus diesem Grund entschieden wir uns für das Abenteuer Südostasien, auch wenn wir dann zunächst off the beaten track unterwegs sein und viele Meilen in unserem Kielwasser lassen werden bis wir im Reich der Orang-Utans und Sumatratiger ankommen.

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25.08.2018 -Kenutu, Vava-U, Tonga

Kindersegel- und Entdeckungstour in Vava-U

Hier in Vava-U treffen sich alle wieder. Die kleine Inselgruppe ist so schön, dass sie keiner auslassen will. Deshalb kommen die ganzen Boote aus allen Richtungen hier zusammen. Egal ob man vorher in Nuie, den Cook Inseln, Samoa oder von französisch Polynesien kommt, ist das Ziel Vava-U. Die Wale und Höhlen locken und natürlich möchten alle gerne noch einmal Zeit mit den neu gewonnenen befreundeten Seglern verbringen, bis sich die Wege trennen. Die Meisten werden von hier Richtung Süden nach Neuseeland segeln, einige nach Westen, um sich Fiji und Australien anzusehen, wenige werden nach Norden abbiegen, aber fast jeder wird bis spätestens November diese Region verlassen haben, um den tropischen Zyklonen zu entfliehen.

Momentan ist es noch nicht so weit und mit jedem Tag kommen mehr Boote an. Inzwischen sind wir von einer kleinen Armada von Kinderbooten umgeben, auch die Mango ist wieder dabei - weitere sind im Anmarsch. Dementsprechend viel los ist auf dem Ankerplätzen, ein Event jagt das nächste. Vorgestern haben wir eine Höhlentour für Mango und Yonder veranstaltet, gestern waren wir Brot und Gemüse Delivery Service für den Ankerplatz, da wir unsere Crew wieder zu ihrem Captain zurück ins Dorf gebracht haben, und heute war schnorcheln, wandern und Lagerfeuer mit Stockbrot angesagt. Die Jungs, vor allem Joshua, ist voll dabei wenn die Kinderrasselbande am Strand Höhlen bewacht, Sandbefestigungen baut und sie anschließend mit Holzschwertern verteidigt. Joni ist wie immer der Kleinste und manchmal ein bisschen frustriert nicht so schnell wie die anderen unterwegs zu sein. Dann ist es gar nicht so einfach ihn zu motivieren und davon abzuhalten die Kinder mit Sandwerfen und ähnlichen Garstigkeiten zu ärgern.

Die vierjährige Tara von der Bon Ami nimmt das gelassener hin. Vielleicht liegt das in den Genen, denn wie sonst sollte ihr Vater Richard mit ihr und ihrer siebenjährigen Schwester Kayla alleine durch den Pazifik segeln? Er hat jedenfalls meine größte Hochachtung und brachte es heute sogar fertig noch selbstgebackene Kokosnuss Cookies mit an den Strand zu bringen. Wow! Das ist der erste Halbhandsegler den wir bisher kennenlernen durften.

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27.08.2018:
Kommentar fromMonika Kurz
Es ist so spannend eure Abenteuer zu verfolgen. Leider kann ich gerade nicht alle Fotos öffnen. Weiterhin alles Gute für euch und noch viele schöne Erlebnisse. Liebe Grüße Volker und Moni
29.08.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Danke Moni! Mit welchen Bildern hast Du Probleme, kannst Du ein Beispiel nennen?
22.07.2018 -Pazifik 14°54.7S; 157°13.9W

Die gefährliche Mitte

so wurde der Abschnitt des Pazifiks zwischen Tahiti und Tonga von Cruisern benannt. Für viele war die Passage von Bora Bora nach Tonga sogar der schlimmste Teil ihrer Pazifiküberquerung oder gar einer noch längeren Reise wie der Weltumsegelung. Auch wir haben schon auf den Gesellschaftsinseln gemerkt, dass von einem konstant wehenden Südostpassat keine Rede sein kann und das Wetter keine Langeweile aufkommen lässt. Abwechselnd hatte es fast keinen Wind, dann steifen Wind mit 30 Knoten oder mehr und das vor Anker. Außerhalb der von den Riffen geschützten Lagunen kamen oft hohe Welle aus Süden dazu. Wir haben deshalb auch gehörigen Respekt vor den Elementen in diesem Gebiet.

Nachdem die Wettervorhersage in den Grib files dann auch oft unzuverlässig war, haben wir uns ein bißchen näher mit der Großwetterlage im Südpazifik beschäftigt und verstehen jetzt ein bißchen besser wie diese Phänomene zustande kommen. Südlich von uns befinden sich Hochdruckgebiete, welche uns die aus Südwesten wehenden Trade-Winds bringen. Im Winter auf der Südhalbkugel ziehen südlich von 30° Süd in regelmäßigen Abständen Tiefdruckgebiete von Westen nach Osten, welche auch das Wetter in unseren Breiten bestimmen. Zum einen verstärkt ein gerade vorbei gezogenes Tief den Südostwind im Hoch, man spricht von accelerated Trade Winds, die auch mal mit 30 Knoten blasen. Zum anderen treffen die südöstlich Winde, die nördlichen Winde der unten gerade vorbeiziehenden Überbleibsel der Tiefdruckfronten. Wenn das passiert sind die globalen Wettermodelle hilflos überfordert und sagen vorher, dass in den nordwestlichen Verlängerungen der Tiefdruckfronten die Winde sich gegenseitig auflösen, Flaute also. In diesen Scherungen findet tatsächlich aber alles andere als Flaute statt. Oft gibt es starke Böen aus verschiedenen Richtungen gepaart mit heftigen Squalls, Wetter in das man besser nicht hineinkommen möchte. Seit wir das verstanden haben ziehen wir zusätzlich zu den Gribfiles, die Wetterkarten von Honolulu für den gesamten Pazifik, damit sieht man zumindest die Tiefdruckgebiete schon weit im voraus und kann sich auf die assoziierten Scherungen einstellen oder sie ganz vermeiden indem man eine andere Route wählt.

Seitdem wir in Maupiti gestartet sind können wir uns aber über starken Seegang und viel Wind nicht beschweren, stattdessen kämpfen wir seit gestern mit dem Gegenteil, es weht nur eine schwache Brise mit weniger als 8 Knoten. Überdurchschnittlich viel klettern wir an Deck herum und versuchen die Segel zu optimieren. Erst Passatbesegelung mit ausgebauter Genua, Fock und und Grosssegel, dann Leichtwindbesegelung mit dem Assymetrischen und der Genua um besser voran zu kommen. Über Nacht Umbau wegen der Squalls, mit gerefftem Grosssegel und Genua und heute morgen wieder alles zurück auf Leichtwindbesegelung. Trotzdem schafften wir in den letzten 24h gerade mal 80 Meilen, aber wenigsten wachsen langsam die Seebeine. Und wenn der Wind wieder etwas draufpackt sind wir in drei Tagen da.

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10.05.2018 -Baie Tahauku, Hiva Oa, Marquesas

Landfall in der Südsee

4099 Meilen, 7591 Kilometer, 65 Motorstunden und 798 Segelstunden oder knapp 36 Tage auf See liegen hinter uns, als wir heute am frühen Nachmittag den Anker in der Baie Tahauku auf Hiva Oa versenkten. In der schmalen Bucht sind wir nicht alleine, ungefähr 25 andere Segler teilen sich den engen Raum mit Moya, denn hier muss jeder hin um offiziell nach französisch Polynesien einzureisen. Schon heute morgen hatten wir Land gesehen. Die hohen Felsen von Hiva Oa und der Nachbarinsel Mohotani waren plötzlich im Dunst am Horizont ganz deutlich zu sehen und es schallte in ohrenbetäubender Lautstärke vier mal “Land in Sicht” durch Moyas Bauch. Wir waren alle furchtbar aufgeregt, allen voran der Capitano, der kurzer Hand seinen ersten Logbucheintrag unserer Reise schrieb. Mit dem näher kommen sahen wir dann die hoch in den Himmel ragenden Felsen immer besser, von weitem sah noch alles bräunlich aus, aber dann erkannten wir, dass weite Teile mit dichten satt grünen Bäumen bewachsen sind. Nach Wochen von allen vorstellbaren Blauschattierungen, war das Grün und Braun der Insel etwas ganz Besonderes. Bis zum Abbiegen in unsere Ankerbucht, ragten Urwald und Felsen ohne jegliches Anzeichen von Zivilisation aus dem Meer - wild, schön und zeitlos. Vermutlich haben die Abenteuer vor 250 Jahren ähnliche Impressionen gehabt beim Landfall im Nirgendwo.

Auf den letzten Metern, hatten wir noch richtig viel zu tun. Ein Squall nach dem anderen fegte über Moya und die Küste von Hiva Oh hinweg. Wir schauten dem Naturschauspiel zu, arbeiteten immer wieder an den Segeln und schwupps waren wir plötzlich vor dem Eingang der Bucht. Die Tücher fielen und nur wenig später sah man eine deutsche Familie mit dem Dingi an Land rudern. Unser Außenborder wollte nicht anspringen, aber wir waren natürlich nicht an Bord zu halten. Als ich ins Dingi stieg war ich schockiert, ich sah das erste Mal das gesamte Ausmaß an Bewuchs an Moyas Unterwasserschiff. Katastrophal! Am liebsten hätte ich gleich angefangen zu schrubben, jeder Zentimeter unseres neuen Antifouling Anstrichs ist mit bis zu 10cm langen Füßchen von Rankenfusskrebsen bewachsen.

Aber natürlich hatte jetzt erst unser Landgang Priorität. Die Kinder wollten rennen und wir ins Dorf einklarieren, einkaufen und Internet organisieren. Also los per Pedes immer der Straße entlang den Berg hinauf. Pomelos und Mangos lachten uns von den Bäumen am Wegrand an. Nach ca. drei Kilometern kamen wir nach Atuona hinein. Leider waren alle Geschäfte geschlossen, es ist wohl Feiertag heute, so dass wir eben noch einen Tag ohne Internet und frische Sachen aushalten müssen. Zumindest fast, denn auf dem Rückweg hat uns ein netter Marquese per Anhalter mitgenommen, am Hafen abgesetzt und uns gleich noch einige Pomelos geschenkt. Die erste davon hat das Licht der Welt gar nicht gesehen, sondern ist direkt in kleinen Stücken in die Kinderschlünde gewandert. Unser Gang in den Ort war dennoch erfolgreich, denn die Gendarmerie war auch heute offen. Dort sind wir bei den nettesten Polizisten ever nach französisch Polynesien eingereist. Inzwischen sind wir wieder an Bord und freuen uns jetzt nach dem Abendessen auf unser Bett. Toll!

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11.05.2018:
Kommentar fromDody
Super, ganz ganz herzlichen Glueckwunsch an Euch alle!!! Allerdings, das mit den Rankenfusskrebsen auf dem neuen Antifouling ist nicht grade prickelnd. Koennt Ihr am Ankerplatz mal bitte fragen was die anderen als Antifouling benutzt haben und wie es bei ihnen ausgegangen ist damit? DANKE!!! Big hugs xxx Dody
12.05.2018:
Kommentar fromNici
Wahnsinn :) herzlichen Glückwunsch! Ich war die letzten Tage ganz nervös und habe aufgeregt auf euren neuen Beitrag gewartet. Ihr habt es geschafft und darauf könnt ihr unglaublich stolz sein. Habt eine wunderbare Zeit auf französisch Polynesien. Liebe Grüße aus dem Schwabenland:)
13.05.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Ja, wir wissen grade auch nicht so recht, ob es am Antifouling liegt oder ob das einfach normal ist. Heute sind zwei weitere Boote angekommen, die auch die Krebse am Rumpf hatten, aber weniger. Ein anderes hatte keine Probleme. Naja wir schaun mal wie sich das weiter entwickelt. Besten Dank für die Glückwünsche, wir freuen uns sehr, dass wir dieses dicke Brett gebohrt haben und ohne große Probleme angekommen sind.
13.03.2018 -Portobello, Panama

Blauwasserpläne

Chichime ist die äußerste westliche Inselgruppe im San Blas Archipel, dem entsprechend gut besucht ist sie. Zwischen den Inselchen und den Korallenriffen lagen bestimmt 30 Boote, großteils Charterboote die ihre Kojen an Backpacker vermieten, aber auch einige Cruiser und Überlebenskünstler. Dazu kommen noch einige Touristen vom Festland, die hier auf den Inseln campen oder in kleinen Guna Hütten wohnen. Nachdem wir die letzten Tage alleine unterwegs waren, hat Kathi im Nu eine kanadische Familie, einen amerikanischen Segler und zwei deutsche, junge Aussteiger kennen gelernt und die sozialen Defizite der letzten Zeit wieder ausgeglichen. Schwup war sie verschwunden auf der Bonafide der kleinen Segelyacht der beiden jungen Männer und wart für die nächsten Stunden nicht mehr gesehen.

Christian hingegen ist fast schon auf Moya gefangen, er kann wegen seiner Verletzung momentan nicht nur nicht im Meer schwimmen, sondern ist auch in den täglichen Tätigkeiten stark eingeschränkt. Da er den Fuss nicht belasten kann, hoppelt er auf einem Bein im Schiffbauch herum. Unser Capitano macht aber wie immer das Beste aus seiner misslichen Lage und setzte sich den Tag über mit dem Rechner ins Cockpit um unsere Website zu überarbeiten und sich zu überlegen, ob wir einen Agenten für die Panamakanaldurchfahrt brauchen oder es doch auf eigene Faust versuchen.

Vor einigen Tagen haben wir uns entschieden es wirklich zu wagen und mit Moya in den Pazifik zu schleusen. Wir haben lange überlegt, ob wir dieses Abenteuer eingehen oder nicht doch lieber eine Session länger in der Karibik verweilen, bevor wir nach Europa zurück segeln. Unser Zögern war nicht zuletzt deshalb, weil wir nicht wissen, ob uns nach der Kanaldurchfahrt die Zeit reichen wird, um Moya zurück nach Europa zu segeln oder wir unser zu Hause unterwegs verkaufen werden müssen. Und natürlich schrecken auch die fast 4000 Meilen Wasser zwischen Südamerika und französisch Polynesien ein wenig ab, die da auf uns warten. Trotzdem stehen wir jetzt am Tor zur Südsee und die ruft lauf "kommt". Da wir vermutlich nicht mehr allzu viele Chancen auf den Südpazifik haben werden, starten wir jetzt den nächsten Abschnitt unserer Reise und bereiten uns auf den stillen Ozean vor.

Nicht nur bei uns liegt Veränderung in der Luft, auch Kathi überlegt wo es die nächsten Jahre hingehen soll und die beiden deutschen Jungs suchen nach passenden Lebensmodellen für die Zukunft. Wir hatten also mehr als genug Gesprächsstoff als die Beiden abends noch zu Besuch kamen bevor wir unseren Anker lichteten und über Nacht nach Puerto Lindo motorten, da uns der Wind im Stich ließ. Unser Großsegel setzten wir trotzdem, damit Moya nicht so stark von den Wellen hin und her gedrückt wurde und wir besser schlafen konnten. Trotz der ruhigen Überfahrt kamen wir nach einer Nacht mit viel zu wenig Schlaf im Morgengrauen in Puerto Lindo an.

Wir frühstückten und gingen dann auf die Suche nach der Hafenbehörde, um unser Cruising Permit zu erstehen und endlich legal in Panama segeln zu dürfen. Nachdem Christian am Tag zuvor mit dem Außenboarder fast ins Wasser gefallen war, paddelten wir an Land und ließen den Capitano mit den Jungcaptians im Dingi. Kathi und ich wanderten zuerst durch das verschlafene Puerto Lindo und nach etwas herumfragen zur außerhalb gelegenen Marina, wo wir gleich am Eingang des Geländes den Container des Port Captain sahen. Der unglaublich nette Offizielle, war eine echte Überraschung nach dem gruseligen Bürokraten von Porvenir. Lächelnd erklärte er uns wir zu tun hatten, verkaufte uns das Cruising Permit für Moya und hielt sogar noch einmal Rücksprache mit der Migrationsbehörde um unseren Einreisestempel zu prüfen. Geht doch! Nach einer halben Stunde waren wir zurück am Dingidock und hatten sogar von einem fahrenden Händler noch frisches Obst und Gemüse erstanden, da nach San Blas in unserer Bilge gähnende Leere herrschte. Es war noch so früh, dass wir spontan entschieden nach Puertobello weiter zu fahren, wo die Kinder und ich heute morgen Kathi absetzten. Mit unserem kranken Skipper an Bord, blieb mir nichts anderes übrig als Tilly mit den dreien an Land zu rudern. Ich bin sicher, wir sorgten für gute Unterhaltung als wir uns langsam im Zickzack an Land arbeiteten.

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14.03.2018:
Kommentar fromDody
Klasse, und herzlichen Glueckwunsch zu Eurer Entscheidung! Ich freu mich so fuer Euch und bin mir ganz sicher, dass es die Richtige ist :-D! Ach und ueberhaupt, Ihr habt Eure Reise bis hierher wirklich fast Generalstabsmaessig durchgezogen und das ohne auf Spass und Geniessen zu verzichten. Wenn man dann ueberlegt, dass es die Teilnehmer der World ARC in einem einzigen Jahr schaffen ... macht Ihr es in dem Tempo weiter, warum sollte es nicht zu schaffen sein in den 2 Jahren die Ihr zur Verfuegung habt? Ich druecke Euch jedenfalls ganz ganz feste die Daumen! Fair winds xXXx Dody
17.03.2018:
Kommentar fromMoya Crew
Danke Dody! Das ist ja nett. An die World ARC wollen wir uns aber lieber nicht anlehnen, die rasen ja mit einem Affenzahn um die Welt. Irgendwo wird uns der Wind schon hinblasen, wir sind schon gespannt wo.
11.12.2017 -Les Anses d Arlets, Martinique

Wie war nun der Atlantik?

Seit 5 Tagen sind wir nun in der Karibik, lassen es ganz langsam angehen und genießen die Zeit die neue Welt am anderen Ende der Welt zu erkunden. Ich finde, es ist genau der richtige Zeitpunkt nochmal unsere Atlantiküberquerung Revue passieren zu lassen.

Wir waren 19 Tage auf dem Wasser und haben insgesamt 2237 nautische Meilen zurück gelegt, davon 2152 Meilen unter Segel. Wir hatten durchweg leichte bis sehr leichte Winde bis hin zur totalen Flaute und haben den Wind gesucht. Nach einer ungewöhnlichen Hurrikan Session 2017 folgte wohl eine ungewöhliche Zeit für den Nordostpassat, der zu dieser Jahreszeit noch ungewöhnlich schwach ausgeprägt war und uns eine mindestens 3 Tage längere Zeit auf dem Atlantik beschert hat. Neben den schwachen Winden hatten wir keine westliche gehende Strömung die normalerweise hier mit ungefähr einem halben Knoten schiebt. Die Atlantikwellen waren über weite Teile der Überfahrt wenig ausgeprägt, einige Tage haben wir die Ausläufer im Norden liegenden Tiefdruckgebietes in Form von sehr langen, ca 3 Meter hohen Atlantikdünnung, gespürt. An anderen Tagen war das Wasser unruhig durch die vielen durchziehenden Squalls und schwappte wild von allen Seiten.

Insgesamt fanden wir die Überfahrt sehr angenehm, vor allem die Kinder haben die Zeit an Bord sichtlich genossen. Die Jungs spielten fast die ganze Zeit im Salon und turnten durchs Schiff. Den ganzen Tag einfach nur ungestört zu Spielen war so toll, dass am ersten Tag an Land lieber an Bord bleiben wollte und weiterspielen. Wir hatten nicht den Eindruck, dass es den Beiden langweilig war, auch wenn Christian und ich beim 20 zigsten Durchgang "Mein Körper" etwas gestöhnt haben. Der Bewegungsdrang stillten die Jungs etwas indem sie in der Küche herum gekletterten oder durch Moyas Bauch fegten. Außerdem ist man ohnehin ständig am festhalten, ausgleichen und herumfallen, selbst bei wenig Wind und Seegang. Die Stoffwindeln waren auf der Überfahrt nur etwas aufwändig, da wir mehrfach am Tag Windeln gewaschen haben. Ich würde es wieder so machen, so hatten wir wenig Müll, ohne Gestank da wir alles abgespült haben. Wir hatten vorab ziemlich intensiv darüber nachgedacht Crew an Bord zu nehmen, um noch weitere Hände zum Segeln zu haben und die Wachen ein bisschen aufzuteilen. Wir wissen nicht wie die Passage mit Crew gelaufen wäre, aber ohne war es eine sehr schöne, wenn auch intensive Zeit für uns als Familie. Auch die Nachtwachen haben gut funktioniert und wir hatten bald einen etablierten ca. 3 Stunden Rhythmus, der uns beide nicht an unsere Reserven gehen ließ - vielleicht wäre das bei schwerem Wetter anders gewesen, so aber hatten wir keine Probleme mit Schlafen auf Raten. Keiner von uns war Seekrank, ich hatte als einzige die ersten 4 Tage mit ein bißchen Übelkeit zu kämpfen und konnte nicht vorlesen und habe viel Zeit im Freien verbracht. Danach hatte ich meine Seebeine gefunden und alle Tätigkeiten gingen ohne darüber nach zu denken wo wir waren.

Neben einigen kleineren Pannen hatten wir keine Schwierigkeiten auf See. Die Passatroute ist aber nicht ohne für Segel und Rigg, selbst bei den wirklich gemäßigten Bedingungen, konnten wir spüren wie der Wind manchmal an den Segeln riss und das gesamte Rigg vibrierte. Jeden Tag gehörte zu unserer Sonnenuntergangsroutine, einmal über das Schiff zu gehen und Rigg, Segel und Windpilot auf Verschleiß zu kontrollieren. Für die Nacht refften wir fast immer unser Großsegel damit wir für schnell heran rauschende Squalls gewappnet waren. Die Fock (auf Lee) und die ausgebaumte Genua (auf Luv) blieben beide gesetzt, da die Genua mit nur wenigen Handgriffen eingeholt werden konnte und die Fock mit ihrer geringen Segelfläche draußen bleiben konnte. Wenn auch der erste Squall uns etwas überrascht hat, waren es insgesamt weniger Squalls als erwartet und die süddrehenden Winde waren auch gar nicht so stark (<30 Knoten). Oft war der Nordostpassat nach einem Squall völlig durch einander und wir hatten teilweise für Stunden nur Leichtwind.

Essen und Proviant hat für die 19 Tage genau gepasst, am letzten Segeltag gab es noch Couscous mit Kürbis-Zucchini-Sugo, so dass wir keine frischen Lebensmittel vermisst haben. Wir haben auf der Passage ca 650 Liter Wasser verbraucht und waren sehr froh, dass wir unseren Wassermacher an Bord hatten, so dass wir mit Süßwasser duschen konnten und nicht Wasser sparen mussten. Unser Stromhaushalt hat weitgehend gepasst, nur 2 Mal haben wir Henry angeschmissen um Strom zu produzieren, als der Himmel bedeckt war und nur wenig Wind von hinten wehte. Rückblickend würden wir noch schneller, noch direkter nach Süden segeln um den leichten Winden noch besser zu entgehen und eventuell eher Abkreuzen damit der Wind nicht ganz direkt von hinten kommt und die Segel besser stehen. Gefehlt hat uns in den 2.5 Wochen eigentlich noch nichts, bis auf mir von Zeit zu Zeit etwas Privatsphäre, aber wir waren dann doch froh als wir wieder in ein Restaurant gehen konnten, einige Minuten für sich sein konnten und auch mal andere Gesichter vor Augen zu bekommen. ChristiansFazit: "Der Atlantik ist größer als ich dachte, ich weiß jetzt wo die Karibik liegt. Die Tage verschwimmen auf See ineinander, die Passage war gut ist aber nur Mittel zum Zweck von A nach B zu kommen." Sabrinas Fazit: "Die Passage hat mir gut gefallen, mit viel Zeit für die Familie um zur Ruhe zu kommen. Ankommen ist aber auch toll."

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