Am Ziel in Pula
Angekommen
Ein lokaler Travel guide kürte die Strände des Naturparks Kamenjaks als die einsamsten der Welt. Das Wasser dort ist wunderbar klar, kleine Buchten unterbrechen die felsige, von Pinien bewachsene Küste. Wir legten Moya in einem der kleinen Einschnitte vor Anker, sprangen ins Wasser und bewunderten die Natur und das Treiben an Land. Auf den Felsen waren Sonnenschirme und Strandmuscheln aufgebaut, auch unter den Pinien in der zweiten Reihe saßen Leute und leerten ihre mitgebrachten Kühltaschen, im Wasser tummelten sich Schnorchler, Schwimmer, Luftmatratzen, aufblasbare Wale und Einhörner. Erst zu Sonnenuntergang wurde es ruhiger. Am nächsten Morgen noch vor 9 Uhr waren die besten Plätze schon wieder vergeben.
Einsam ist es hier im August nur nachts. Tatsächlich waren wir das einzige Boot, das hier nach Sonnenuntergang noch vor Anker lag. Ich saß noch lange in der Hängematte auf dem Vordeck nachdem die Kinder schon in ihren Kojen schlummerten und versuchte noch ein letztes Mal mit allen Sinnen zu genießen, ganz bewusst die Eindrücke noch einmal in mich aufzunehmen auf, den Wind, das leichte Schaukeln, den Himmel, den vom Land herüber wehenden Geruch nach Pinien. Konservieren, was nicht zu konservieren ist. Bis zu meinem nächsten Mal vor Anker wird es wohl ziemlich lange dauern.
Am nächsten Morgen gingen wir Anker auf und tuckerten die 5 restlichen Meilen in die Marina Veruda, dem Endhafen unserer Reise und Moyas Liegeplatz für die nächsten Jahre. Es war schon seltsam nicht mehr auf die Seekarte zu schauen und sich zu überlegen wo es als nächstes hingehen soll. Nicht mehr das Wetter zu beobachten und im Hinterkopf zu grübeln, ob Schiff und Crew auch sicher liegen.
Als die Leinen fest waren und Moya sicher am Steg vertäut war, hätten wir eigentlich feiern können. Moya hat uns sicher von Kappeln nach Pula gebracht - mit leichten Umwegen. In den 29000 Meilen, fast einmal um die Welt, hat sie sich immer gut um ihre Familiencrew gekümmert und uns nie im Stich gelassen. Keiner von uns vieren war so richtig in Feierlaune, denn es war nicht nur das Ende unserer Reise sondern auch das Ende unserer Zeit mit Moya.
Ausgezogen
Aber auch für Wehmut war keine Zeit, es lag viel Räumen, Sortieren und Putzen vor uns. Und Besuch bekamen wir auch noch mal. Tatsächlich drückten sich Lea, Benny, Slatko, Katrin, Alex und Uli, die Klinke quasi in die Hand. Das war zwischen der ganzen Kramerei eine total nette Abwechslung. Die letzten Stunden an Bord in guter Gesellschaft fanden wir schon ganz besonders toll. Zwischendurch wurde natürlich gearbeitet, alte Kleidung kam in die Altkleidersammlung, die Spielsachen der Kinder in Kisten, unsere Kleidung in Taschen, die Muscheln in Tüten und natürlich auch das ein oder andere in den Müll. Aber es wanderte nur überraschend wenig in die Tonne, irgendwie hatten wir fast alles an Bord auch wirklich gebraucht. Die Schuhe von uns vieren passten in einen kleinen 25l Rucksack. Auf der Barfussroute braucht man einfach keine (und kann nur schwierig welche kaufen) und Sandalen und Flipflops brauchen wenig Platz. Nachdem alle Schapps und Fächer leer geräumt waren, wartete ein Berg Taschen am Steg. Mit Sackkarren und Bollerwagen fuhren wir die erste Hälfte in ein kleines Appartement in der Nähe der Marina. Die zweite Hälfte übernamen Slatko und Katrin mit dem Auto (ganz herzlichen Dank!). Schließlich war Moya leer und uns blieb nichts anderes übrig als uns wieder unter die Landratten zu mischen und unsere erste Nacht auf festem Boden zu verbringen. An dem Abend schliefen die Kinder nur schwer und mit Körperkontakt ein. Ich schlief schlecht und wachte oft auf, nur der Capitano blieb cool. Wir werden uns schon noch an das Landleben gewöhnen.