Letzte Position:
(auf Karte anzeigen)

Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest
31.12.2018 -Sangkapura, Bawean, Indonesien

Eigentlich wollten wir ja Sylvester dieses Jahr zwei Mal feiern...

„Die Uhr am richtigen Zeitpunkt eine Stunde zurück stellen, schon können wir zwei Mal ballern“, dachten wir als wir in Bali den Anker aus dem Wasser zogen. Seither haben wir drei weitgehend schlaflose Nächte hinter uns und haben wieder einiges zu erzählen:

Ein Lichtermeer in der Madura Bucht

Gestartet sind wir auf unsere Sylvester Passage ganz gemächlich, unter Segeln mit Wind aus Süden. Da der Nordwestmonsun um diese Jahreszeit durch die Javasee westwärts fegt, bogen wir von Bali aus nicht Richtung Norden ab, sondern entlang weniger befahrener Wege nach Westen. Wir segelten im Schutz der Insel Madura, entlang der Nordostküste Javas. Und tatsächlich funktionierte unsere Idee eigentlich ganz gut, ohne Gegenwind und Welle fuhren wir langsam Richtung Surabaya. Vor der großen Hafenstadt ist die Madura Bucht so flach, dass sie eine natürliche Sackgasse für große Schiffe darstellt. Dicke waren hier also nicht zu erwarten, aber dafür hatten wir es mit hunderten kleiner Fischerboote und Fischerbojen zu tun. Manche der Boote waren beleuchtet wie Christbäume, andere wiederum hatten nur ein kleines Lämpchen, so dass man sie erst kurz vorher in der Dunkelheit erkennen kann. Dazwischen lagen zusätzlich noch teilweise beleuchtete Bojen, an denen die Fischer anlegen. In der Bucht darf nicht geankert werden, da sie früher vermintes Gebiet gewesen ist und man auch heute nicht so richtig weiß, ob da nicht noch die ein oder andere Mine übrig geblieben ist. Für uns bedeutete das, dass wir Moya durch ein Lichtermeer manövrierten. Anstatt im Cockpit zu sitzen und alle 10 Minuten einen Rundumblick zu machen, war die ganze Nacht höchste Aufmerksamkeit gefordert. Spätestens nach der zwanzigsten Kursänderung hatte ich wirklich keine Lust mehr, aber das half auch nicht weiter.

Von Barrieren und Kamikazetankern

Unser Timing war dieses Mal nicht wirklich gut, wir erreichten den flachen Teil der Bucht kurz nach Sonnenuntergang. Eigentlich sollten laut Seekarte Tonnen den Weg bis nach Surabaya markieren, aber in der Realität war von der Tonnenstrasse nicht mehr viel übrig. Ankern konnten wir nicht, beidrehen war wegen der südöstlich laufenden Strömung in der Bucht auch keine optimale Lösung, somit hatten wir die Wahl zwischen die Nacht über Kreise drehen oder nach einem Weg in die Stadt zu suchen. Unser Radargerät hat uns schon öfter in solchen Situationen gerettet, so war das auch dieses Mal. Wir fanden das Überbleibsel einer grünen Tonne, ohne Topzeichen, aber genau dort wo sie laut Seekarte hätte sein sollen. Von hier aus sahen wir in der Ferne ein rotes Blinkelicht. Wie sich herausstellte, war das eine neue rote Tonne, die auf unseren Seekarten nicht verzeichnet war, alle weiteren Tonnen gab es nicht mehr. Trotzdem sahen wir viele längliche Echos auf dem Radarschirm. Wir hatten keine Ahnung, um was es sich dabei handelt, vor allem weil diese Barrieren teilweise bis ins Fahrwasser hineinreichten. Zu zweit, einer am Ausguck, einer am Radar, brauchten wir die ganze Nacht bis wir im Morgengrauen Indonesiens größte Brücke erreichten, die die Insel Madura mit Java verbindet. Wir erkannten nun auch, dass die länglichen Echos Zäune mit Netzen sind, die die Fischer hier einfach überall aufgestellt hatten. Mit dem ersten Tageslicht, kamen die auch wie die Ameisen aus ihrem Hügel gekrabbelt und legten ihre Fischernetze aus. Dabei war es ihnen auch ziemlich gleichgültig, ob sie uns mit ihren Netzen den Weg abschnitten. Ein solches Netz im Propeller kann ein Schiff wie Moya manövrierunfähig machen, deshalb hatten wir keine andere Wahl als abenteuerliche Schlaufen zu fahren. Kurz vor der Brücke hielten wir die Luft an, Moya war so groß und die Brückenhöhe erschien so gering. Konnten das wirklich 35 Meter sein? Doppelt so hoch wie unser Mast sah das wirklich nicht aus, aber wir passten zumindest ohne Probleme durch. Auf der anderen Seite wartete der Militär- und Industriehafen von Surabaya mit vielen dicken Ankerliegern, aber auch Frachtverkehr. Vor Anker waren mir die Großen wesentlich lieber, denn auf dem Wasser dampften sie in vollem Tempo rücksichtslos durch das Fahrwasser. Um Haaresbreite wäre ein kleiner Fischer über den Haufen gefahren worden. Anstatt den Kurs anzupassen oder zu bremsen, hupte der Frachter nur. Später segelten wir, um die Berufsschiffe nicht zu stören außerhalb des Fahrwassers, als auch wir zwei Mal im Abstand von weniger als einer Moya Bootslänge passiert wurden. Einer der Beiden, ein Gastanker, fuhr bei dieser Aktion noch fast auf ein Riff. Obwohl wir ganz an der Steuerbordseite des Fahrwassern waren, wollte er uns unbedingt an Steuerbord passieren. Als einzige Erklärung fällt mir ein, dass die Indonesier den Linksverkehr ihrer Straßen auch auf ihren Schifffahrtsstrassen betreiben - ganz im Gegensatz zu den Schifffahrt Kollisonsverhütungsregeln.

Von Ölförderunsplattformen, Gegenwind und Gewitterstürmen

Trotz des Gegenwindes der uns erwartete, war ich froh, als wir die Schifffahrtsstrasse hinter uns lassen konnten und Abstand zwischen uns und die Kamikazetanker brachten. Der Wind kam aus WNW, genauso wie die beträchtlichen Wellen, zudem erschwerte uns ein nach Osten gehender Strom Kurs zu halten. Anstatt nach NNW schafften wir gerade einmal nach NO zu segeln. Wir kreuzten und kämpften, Moya machte Lage, so hart am Wind. Bei Sonnenuntergang setzten dann die Gewitter ein, 40 Knoten Sturmböen, sich türmende See, Starkregen und Blitze in allen Richtungen. In all dem Chaos blinkte es dann auch noch. Das Abendessen wurde erst einmal auf Eis gelegt, bis wir an den Ölförderstationen vorbei waren und Moya einen einigermaßen akzeptablen Kurs gefunden hatte. Die Gewitter wechselten sich die gesamte Nacht hindurch mit Flauten ab. Manchmal entstanden die Gewitterzellen regelrecht über unseren Köpfen. Wo eine halbe Stunde vorher im Umkreise von vielen Meilen noch kein Regenecho auf dem Radar zu sehen war, kübelte, blitze und wehte es wie aus dem Nichts. Das Vorankommen war zäh, es gab zu viel oder zu wenig Wind und natürlich unzählige Ein- und Ausreff Manöver.

Ciao 2018

Müde entschieden wir heute Morgen eine Erholungspause einzulegen, um 2018 nicht mit dieser anstrengenden Passage abschließen zu müssen. Besser einmal feierlich ins neue Jahr kommen, als zweimal durchs Schiff hangelnd.

Wir wünschen Euch eine großartige Feier heute Nacht und einen entspannten Start ins neue Jahr 2019. Wir freuen uns schon drauf.

Zu diesem Eintrag gibt es einen Kommentar.
31.12.2018:
Kommentar fromAdolf Korte
Euch auch ein frohes "Neujahr", einen guten Rutsch , alles Gute für Crew und Schiff in 2019 und eine glückliche Weiterreise , Adolf