Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuWetter

22.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

Sturm vor Anker

Der Osterhase war da

Kaum zu glauben! Gestern Morgen weckten uns die Jungs, weil sie erst bunte Ostereier, später dann sogar Osterkörbchen an Bord gefunden haben. Der sudanesische Hase hat es wohl irgendwie an Bord geschafft. Aber Schokoeier und Schokohasen gab es keine, die sind wahrscheinlich beim Weg durch die Wüste geschmolzen. Die Jungs freuten sich trotzdem ein Loch in Bauch. Wir hatten am Tag zuvor extra noch zusammen Osternestchen, Osterhasen und Hennen aus Hefeteig gebacken. Die waren eigentlich für den Osterhasen gedacht, aber der hat sie wohl nicht gefunden. Deshalb gab es zum Osterfrühstück auch etwas Abwechslung, denn unsere Vorräte sind mittlerweile recht ausgedünnt.

Gefangen an Bord

Es wird langsam Zeit, dass wir hier weg kommen. Schon seit einer Woche sitzen wir hier in der Bucht und waren immer noch nicht an Land. Es sind zwar alle wieder gesund, aber der Wind bläst immer noch ungebremst mit voller Kraft. 38 Knoten, zeigt unser Windmesser an, die Böen misst er nicht. Das ist stürmischer Wind. Und stürmisch ist es hier wirklich. Moya liegt vor Anker auch ohne Segel leicht gekränkt im Wasser. Obwohl man unseren Windpropeller meistens nicht hört, gibt er inzwischen Geräusche von sich, als ob Moya demnächst abhebt. Wir schalten ihn deshalb meistens aus, nur wenn der Wassermacher an ist läuft er und macht danach die Batterien im Handumdrehen wieder voll. Tilly liegt auf dem Vordeck, es ist undenkbar sie bei diesem Wind ins Wasser zu setzen. Selbst ein Teller mit Kartoffelschalen wurde Christian aus der Hand gerissen, als er die Schalen ins Wasser werfen wollte.

Unser Anker hielt prima bis heute Nachmittag der Wind noch ein Schippchen drauf legte. Wir Eumel hatten noch nicht einmal die komplette Ankerkette im Wasser. Peinlich! Moya stellte sich erst quer, dann fingen wir langsam an Richtung Riff zu draggen. Noch bevor der Ankeralarm piepte war ich im Cockpit und Christian am Zündschlüssel. Wir holten das Eisen aus dem Wasser mit eingespielten Handzeichen. Mit Rufen kann man sich schon lange nicht mehr verständigen. Das Pfeifen des Windes übertönt alles andere. Die Übung am Anker zahlte sich aus, nach einer halben Stunde lag Moya etwas weiter vom Riff entfernt. Der Anker hält, dieses Mal mit voller Kettenlänge. Da für Morgen ähnliches Wetter vorhergesagt ist, werden wir wohl gegen Abend, wenn der Wind in der Regel etwas nachlässt, unseren Zweitanker an unsere Ankerkette schäkeln, um noch mehr Gewicht ins Wasser zu kriegen und den Zug am Hauptanker zu verringern. Spätestens dann sollten wir sicher liegen. Über einen so langen Zeitraum so viel Wind hatten wir seit Kolumbien nicht. Man könnte denken, dass der Mittelmeerraum irgendwann keine Luft mehr haben sollte. Wir drücken die Daumen, dass der Spuk in drei Tagen zu Ende ist.

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19.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

Ostervorbereitungen in der Wüste

Nordwind

Pünktlich kam der Wind und bläst seither kräftig aus Norden. So stark, dass wir die letzten drei Tagen nicht von Bord gegangen sind. Obwohl wir in dem seeähnlichen Marsa liegen, bauen sich selbst über die nur wenigen Meter vom Land Wellen auf. Ein Übersetzen mit Tilly wäre vermutlich eine nasse Angelegenheit. Irgendwie hat unsere Situation momentan was von Überfahrt, nur dass wir Schlafen können.

Unsere Bord Apotheke wird gebraucht

Aber nicht nur das Wetter hielt uns davon ab, die Wüste zu erkunden, sondern auch Joshi, der sich seit unserer Ankunft in der Bucht nur mühevoll durchs Boot schleppte. Er klagte erst über Kopf- und Bauchschmerzen, dann auch über Halsschmerzen. Tatsächlich waren seine Mandeln mit weißen Eiterstipchen überzogen und er hatte Fieber, so dass ich ihn vor zwei Tagen auf Antibiotika setzte. Als gestern Morgen die Medikamente kaum Wirkung zeigten, riefen wir die funkärztliche Beratung in Cuxhaven an und arbeiteten mal wieder an Notfallplänen. Gegen den starken Wind zwischen den Riffen nach Ägypten zu kreuzen halten wir für sehr schwierig und vielleicht sogar unsicher, zurück nach Port Sudan fahren wäre eine sichere Möglichkeit würde uns aber um Tage zurückwerfen und wir wären immer noch im Sudan mit eventuell nicht westlichem Gesundheitsstandard. Ähnlich wäre das, wenn wir mit Tilly an Land gefahren wären und ein Auto zu der Straße, die hier am Marsa vorbeigeht, bestellt hätten, um nach Port Sudan zu fahren. Wahrscheinlich wären wir einmal über das rote Meer nach Jeddah gesegelt. In Saudi Arabien, darf man nur in Notsituationen anlegen, die mit einem kranken Kind an Bord ja gegeben wäre, außerdem würden wir erwarten, dass die medizinische Versorgung dort besser ist als im Sudan. Soweit kam es aber nicht.

Das Telefonat mit dem Arzt aus Cuxhaven, beruhigte mich. Er bestätigte meine laienhafte Diagnose, sowie Dosis und Medikation für Joshi. Außerdem stellte er uns Hilfe in Aussicht, falls das Antibiotikum auch weiterhin nicht wirken sollte und wir ein Krankenhaus brauchen sollten. Die funkärztliche Beratung berät vor allem die Berufsschiffe und ist mit ähnlichen Zentren in der ganzen Welt vernetzt. Das Telefonat hat seine Wirkung nicht verfehlt, nur einige Stunden später ging es Joshi schon deutlich besser und heute ist er schon wieder am Räubern.

Karfreitag am Wasser

Während der Wüstenwind Moya mit Sand eindeckt, verbringen wir auch den heutigen Tag innen. Ob sich der Osterhase in die Wüste verirrt und dann auch noch zu uns übersetzen kann, ist fraglich, aber falls er es schaffen sollte, würde er sich freuen. Die Jungs haben Bilder für ihn gemalt, Eierbecher gebastelt und Eier ausgeblasen, bemalt und den Salon damit dekoriert. Mal schauen was uns sonst noch so einfällt.

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16.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

In Deckung in einem Marsa

Marsas das sind tiefe, flussartige Einschnitte des Meeres ins Land. Rechts und Links sind diese Meeresarme normalerweise ausgekleidet von Korallenriffen. Khor Shinab ist ein großes Marsa und führt sogar mehrere Meilen hinein ins Land, zwischen Hügelketten hindurch bis in die Wüste Nubia. Hier liegen wir seit dem späten Nachmittag und mehreren Stunden Suche nach einem geeigneten Platz vor Anker.

Schon draußen am Sanganeb Riff, gestern bei unserem kleinen Abstecher zu den Talia Inseln und nun wieder heute hatten wir Schwierigkeiten guten Ankergrund zu finden. Der Meeresboden scheint hier im roten Meer fast überall von Korallen bedeckt. Richtiggehende Korallen Canyons gibt es da unten. Das Gelände ist sehr uneben und das Wasser meist zu flach oder zu tief zum Ankern. Auf Koralle ankern wollen wir schon vom Umweltgedanken her nicht, aber selbst wenn wir den mal zur Seite schieben würden, würde der Anker auf Koralle schlecht halten und das Risiko wäre hoch ihn zu verlieren, da er sich irgendwo unwiederbringlich festhaken könnte. So fürchterliche Ankergründe wie hier im roten Meer hatten wir auf unserer Reise noch nirgendwo. Jedes Mal wenn das Eisen endlich hält ist mir die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.

Der Anker hält momentan gut, das sollte er auch, denn ab heute Nacht sind für 10 Tage starke nördliche Winde angesagt. Noch können wir uns das kaum vorstellen, Moya liegt hier bei absoluter Windstille. Aber wir haben schon vor einigen Tagen gesehen, dass der Wind hier wie von einem Schalter ein und ausgeschaltet wird. Auch heute Nacht soll er innerhalb einer Stunde um 180° seine Richtung ändern. Wir hatten gehofft die Windchase in unserem Marsa wieder zu treffen, aber leider sind wir hier alleine. Es gibt auch kein Dorf, nur Wasser, Wüste und Moya. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die 10 Tage bis zu unserer Weiterfahrt ziehen könnten. Aber es hilft nichts, 30 Knoten Wind sollten wir besser aussitzen.

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07.04.2019 -Entaasnu, Eritrea

Tag 24: Gegenwind

Wer gut auf unsere Position geachtet hat, ist bestimmt schon ausgefallen, dass wir an Massawa, unserem geplanten Zielhafen, vorbei gesegelt sind. Das liegt nicht daran, dass wir Eritrea doof finden oder Massawa nicht gerne gesehen hätten, die Stadt hat ja eine sehr dichte Geschichte, sondern wieder einmal am Wind.

Das rote Meer ist mit seiner Großwetterlage berechenbar. Im Winter weht im südlichen Teil, hauptsächlich ein Wind aus Süden während im nördlichen Teil der Wind aus Norden bläst. Dazwischen, so ungefähr auf Höhe der Grenze Eritrea-Sudan befindet sich eine Konvergenzzone, in der alle möglichen unmöglichen Wetterphänome auftreten. Im Sommer gibt es im gesamten roten Meer fast ausschließlich Wind aus Norden, für uns also Gegenwind. Zusätzlich treten lokale, schlecht vorhersagbare Effekte auf; das ist der Khamsin im Norden, ein heißer und trockener Wüstenwind, der viel Staub und Sand aus der Sahara mitbringt, der Belat im Süden, der in Sturmstärke von den Bergen der arabischen Insel herabweht und die See ordentlich aufmischt, der Haboob der auch mit Sturmstärke an der sudanesischen Küste wütet und der Kharif, der aus Somalia her bläst. Das Wetter im roten Meer ist also positiv formuliert eine Herausforderung.

Wir versuchen momentan die letzten Lüftchen aus Süden mit zunehmen, um dem Gegenwind möglichst lange aus dem Weg zu gehen, und haben deshalb entschieden noch ein paar Tage länger mit unserer leeren Kombüse zu leben und direkt Suakin im Sudan anzulaufen. Für Morgen war eigentlich einer, der auf unserer Höhe seltenen Winde aus Süden vorhergesagt, aber momentan sieht es schon wieder so aus als ob er es vielleicht doch nicht zu uns schafft.

Gestern sind wir bis zu der Insel Harmil gesegelt, um auf der Südseite der Insel Schutz gegen die nördlichen Winde und Wellen zu suchen. Der Anker war noch nicht richtig eingefahren, da raste auch schon ein kleines offenes Boot auf uns zu. 3 Mann waren an Bord, sie wollten unsere Papiere sehen, wussten dann aber nicht so richtig, was sie mit uns machen sollten. Irgendwann zogen sie mit unserem Papierkram ab und versprachen später wieder zu kommen. Ich war nervös, der Capitano tiefenentspannt, auch noch nach fünf Stunden. Kurz vor Sonnenuntergang kamen sie dann doch noch und verscheuchten uns aus der Bucht. Harmil sei Millitärzone, wir können aber vor der Nachbarinsel Entaasnu ankern. Dort liegen wir jetzt, wenn auch nicht ganz so gut geschützt.

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08.04.2019:
Kommentar fromGabi
Super gemacht bisher, aber ihr denkt schon an den Krieg im Sudan. Wenn ihr im Sudan Proviant bunkern wollt, befürchte ich, dass ihr eure letzten Dosen an die hungernde Bevölkerung spenden werdet. Hoffe, dass ich zu schwarz sehe. Weiterhin gutes Gelingen. Gabi
05.04.2019 -Rotes Meer, 15°46' N / 41°21' O

Tag 22: Wir verlassen die Piraten Allee

Heute werden wir die militärisch kontrollierte Zone, auch high risk area oder Piraten Allee genannt, verlassen. Nachdem wir doch sehr lange überlegt und Risiken abgewogen haben, bevor wir unsere Entscheidung gefällt haben in dieses Gebiet zu segeln, würde ich gerne noch einmal die Gelegenheit nutzen und unsere Einschätzung der Lage zusammen fassen:

Unserer Meinung nach war es kein Zufall, dass unsere Passage ins Rote Meer unproblematisch und sicher verlief. Die Anti-Piraten Koalition leistet hier großartige Arbeit. Viele Nationen sichern in systematischer Zusammenarbeit die Sicherheit in einem schmalen Korridor durch den Golf von Aden bis ins Rote Meer hinein. Dieser Korridor, der IRTC, ist zusammen mit den sich anschließenden Schifffahrtsstrassen ins Rote Meer ca. 650 Meilen lang und hoch frequentiert. Während unserer etwa fünf tägigen Überfahrt haben wir in ihm hunderte von Schiffen gesehen. Das waren hauptsächlich Tanker und Containerschiffe, aber auch einige Segler und Kreuzfahrtschiffe. Jeden Tag wurden wir mindestens einmal von einem Militärflugzeug überflogen, das aktiv den Funkkontakt mit uns suchte und sich erkundigte, ob alles in Ordnung an Bord ist. Kriegsschiffe haben wir nur ein Einziges real gesehen und keins am AIS, was aus zwei Gesichtspunkten auch durchaus Sinn macht: Zum einen wäre es wohl kontraproduktiv, würden die Kriegsschiffe ihre Position über AIS übertragen, dann würden potentielle Piraten zu jeder Zeit wissen wo sich ihre Kontrahenten aufhalten oder auch nicht. Zum anderen ist es logischer, wenn die Kriegsschiffe nördlich und südlich außerhalb des Korridors patrouillieren, um die Lage zu sichern, als zwischen dem vielen Verkehr herum zu fahren. Über ihre Anwesenheit kann allerdings kein Zweifel bestehen, wir haben sie mehrfach täglich auf Kanal 16 und 8 untereinander und mit den Frachtern funken hören. Außerdem könnte auch der Empfang weit entfernter AIS Signal im Zusammenhang stehen mit der Anwesenheit von militärischen Schiffen oder Flugzeugen und der Verwendung von Repeatern. Im Korridor gab es schon seit vielen Jahren keinen erfolgreichen Piratenübergriff mehr, auch nicht auf Frachter, während außerhalb dieses Bereichs, z.B. vor der somalischen Östküste durchaus Piraten aktiv waren. Zum Beispiel gab es 2017 insgesamt 11 Fälle versuchter oder erfolgreicher Piraterie auf Frachtschiffe in der Region, aber eben außerhalb des Transitkorridors. Vermutlich würde die Piraterie auch im Korridor eine Renaissance durchleben, wenn das Mandat der Anti-Piraten Koalition erlöschen würde. So aber scheinen die Watchkeepers durch systematische, fortwährende, effektive Überwachung, die Kommunikation mit den Schiffen und ihre militärische Präsenz die Sache innerhalb des Korridors im Griff zu haben.

Insgesamt wird Piraterie gegen Segelyachten oft emotional diskutiert. Das ist auch keine Überraschung geht es dabei ja um das leibliche Wohl von Schiff und Crew. Schaut man sich aber nüchtern die objektiven Zahlen an, gibt es in den letzten Jahren jährlich weniger als eine handvoll Berichte über erfolgreiche oder versuchte Piraterie auf Segelbooten weltweit und das obwohl da draußen tausende von Booten über die Weltmeere fahren. Einfacher Diebstahl fällt hierbei nicht unter die Definition von Piraterie, sondern nur Fälle von unautorisiertem Eindringen und Entwendung von Eigentum unter Gewaltandrohung. Auch bei dieser Faktenlage bleibt die Risikobewertung letztendlich beim Kapitän einer jeden Yacht, der die Relevanz der schlimmen Einzelfälle für das Wohl seines Schiffes einschätzen muss. Wir würden unter denselben Voraussetzungen noch einmal die Passage ins Rote Meer machen, wir haben uns die gesamten 3 Wochen sicher und gut überwacht gefühlt.

Momentan segeln wir Full Speed gegen Norden. Der Wind wurde wie mit einem Schalter heute morgen angeschaltet und weht jetzt mit 30 Knoten (wieder viel mehr als vorhergesagt) von achtern. Moya rauscht nur so über die aufgewühlte See, ohne Grosssegel, nur mit Genua und Fock. Das Wetter hier im Roten Meer hat es wirklich in sich.

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06.04.2019:
Kommentar fromMartin ( Schwiegervater von Sarah)
wünsche euch eine gute Fahrt durchs Rote Meer.....der Wind könnte laut Vorhersage sich mit eurer Fahrt zu euren Gunsten wenden...