Tag 6: Abgeschickt
Gestern Nachmittag wurde unser Salon zum Künstler Studio umgewandelt. Die Sache mit der Flaschenpost nahmen die Jungs sehr ernst. Beide wollten dem Finder bildlich zeigen wie es bei uns so zugeht und legten sich beim Malen so richtig ins Zeug. Joni malte Moya mit allem drum und dran, Segel, Mast, Fenster, Deckshaus, Windpilot, Solarpanels, Fischen im Wasser und uns im Schiffsbauch. Joshi zeichnete die einsame Insel mit Kokospalmen und eine große Welle aus der ein Wal sprang unter einen Regenbogen. Dann schnitten wir Buchstaben aus Buntpapier aus und klebten unsere Nachricht, bevor alles eingerollt wurde und in der Flasche verschwand. Der Capitano wurde kreativ beim Verschließen der Flasche und umwickelte sie mit einem Seil, falls jemand sie herausfischen will und damit sie sich vom Müll abhebt.
Obwohl wir gestern im Schildkröten Tempo unterwegs waren, verschwand die Flasche sehr schnell hinter aus, nachdem die Jungs ihren Brief aufgegeben hatten - 700 Meilen von der arabischen Halbinsel, 800 Meilen von Indien und 900 Meilen von Afrika entfernt. “Wer findet die denn?” wollte Joshua wissen und lauschte ganz gespannt als wir die Möglichkeiten durchgingen: Wir sind nicht weit vom Äquatorialstrom entfernt, wenn es die Flasche dorthin schafft, wir sie in Windeseile an die afrikanische Küste getragen. Vielleicht findet sie dort jemand aus Somalia oder Kenya oder sie wird weiter an Madagaskar vorbei in den Mozambikkanal gespült und trifft von dem kräftigen nach Süden gerichteten Agulhasstrom auf Südafrika. Auch dort könnte sie gefunden werden oder sie reist weiter um das Kap der Guten Hoffnung in den Atlantik. Es kann aber auch sein, dass unsere Flaschenpost da unten in die nach Osten gerichteten Strömungen der Roaring Forties gerät und dann noch einmal den gesamten Ozean überquert und an der australischen Westküste ankommt. Oder, oder, oder... Nur eins wollen wir nicht, dass sie in einem der Müllgürtel auf See oder einem Müllhaufen an Land landet. Wir nehmen noch Wetten an, wann unsere Post ankommen wird. Wer in den Kommentaren mitmacht und am nächsten dran ist, bekommt ein kleines Geschenk (wenn sie gar nicht ankommt, dann verlieren alle) - es kann sich nur um Jahre handeln ;-)
Die Meeresströmungen scheinen auf den ersten Blick zu vernachlässigen zu sein. Was ist schon ein halber Knoten Strom? Aber aus einem halben wir oft ein ganzer oder mehr Knoten. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten und einer 2200 Meilen langen Passage heißt das: entweder nach 15 oder nach 23 Tagen anzukommen, je nachdem ob die 1 Knoten Strömung mit oder entgegen läuft. Da wird dann vermutlich auch klar warum wir manchmal im Zickzack unterwegs sind. Trotzdem halfen alle Strömungsvorhersagen heute Nacht nichts, wir waren drin in einer entgegen laufenden Strömung und Wind gab es auch nur einstellig, also segelten wir fast auf der Stelle. Schlappe 76 Meilen haben wir seit gestern zurück gelegt. Aber wenigstens ist der Himmel blau, kein Wölkchen zu sehen.