Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Vorbereitungen für die Weltumsegelung

Bevor wir auf Langfahrt starteten musste bei uns zu Hause noch Einiges geregelt werden. Im Folgenden findet ihr unsere Vorbereitungen bevor es los ging:

Wohnung & Auto.

Zu Hause geht erstmal der Papierkrieg los. Je nachdem wie die Reisekasse bestückt ist, heißt es Wohnung verkaufen, Zwischenmieter finden, Wohnung kündigen oder die Wohnung einmotten. Gefühlte 100 Kleinigkeiten müssen bedacht werden wie z.B Nachsendeauftrag installieren, Strom abmelden, Telefon kündigen und möglichst alle Post auf online abrufbar umstellen.... Die Autos müssen verkauft oder sonstig untergebracht werden. Letztendlich schmeißen zumindest wir überschüssigen Balast ab und versuchen laufenden Kosten zu Hause zu senken.

Versicherungen.

Zu den laufenden Kosten gehören auch private Rentenverträge, Vereinsbeiträge sowie sonstige Versicherungen die man nicht unbedingt benötigt - alles wird entweder gekündigt oder gestundet soweit das möglich ist. Krankenversicherung war für uns ein großes Thema mit dem wir uns lange beschäftigt haben. Da die privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen im Ausland nur bedingt für die Arztkosten aufkommen, haben wir unsere deutschen Verträge ruhend gestellt. Ob das bei der freiwillig gesetzlichen Krankenversicherung wirklich nötig ist haben wir nicht zuverlässig herausfinden können (auch nach mehreren Telefonaten mit dem Versicherer) und sind dann lieber auf Nummer sicher gegangen und haben eine Anwartschaft abgeschlossen. Zusätzlich haben wir eine Familienversicherung für einen Langzeitauslandsaufenthalt abgeschlossen. Im Vergleich zu deutschen Inlandskrankenversicherungen sind die Auslandskrankenversicherungen relativ günstig - zumindest wenn alle Familienmitglieder jünger als 65 Jahre sind. Solche Versicherungen müssen im voraus bezahlt werden und sollten unbedingt vor Antritt der Reise noch in Deutschland abgeschlossen werden damit der Versicherungsschutz gegeben ist, bei vielen Anbietern ist die maximale Versicherungsdauer 5 Jahre. Wir haben darauf geachtet, dass Heimaturlaub auch mit versichert ist, falls wir temporär nach Deutschland zurück müssen oder wollen.

Visa

Wir haben in Deutschland das Glück in sehr viele Länder dieser Erde visafrei einreisen zu können. Dennoch empfiehlt es sich im Vorhinein genau zu recherchieren in welchen Ländern ein Visum oder Cruisingpermit vorab beantragt werden muss, damit man sich den Gang zur Botschaft unterwegs erspart. Neben dem auswärtigen Amt, ist die Noonsite absolut informativ und speziell für die Bedürfnisse von Blauwasserseglern ausgelegt. Zu jedem Land mit Küste findet man hier alle relevanten Einreisebestimmungen und noch vieles mehr. Bemerkenswert finde ich, dass wir uns in den letzten Jahren immer mehr über den digitalen Fortschritt freuen können, so dass mittlerweile das cruising permit für Indonesien sogar online beantragt werden kann und selbst Indien gestartet hat die ersten Visa über das Internet zu vergeben.

Routenplanung

Für die Routenplanung waren uns folgende Dinge besonders wichtig:

  • Meidung aller rauhen Seegebiete
  • Tropische Regionen nur außerhalb der Zyklon-Session befahren
  • Meidung von Seegebieten mit Piratenaktivität (soweit das geht)
  • Mit vorherrschenden Stömungen und Winden segeln
  • Planung verschiedener Ausstiegsoptionen, falls den Kindern unser Törn keinen Spaß bringt
  • Kein Zeitdruck, lieber weniger Orte anschauen und mehr genießen

Für die Grobroutenplannung haben wir mit Jimmy Cornells World Cruising Routes gearbeitet um Entfernung und Großwetterlagen abschätzen zu können. Außerdem sind die Pilotcharts, die auch als plugin in OpenCPN erhältlich sind hilfreich. Die Feinplanung machen wir unterwegs unterstützt von lokalen Cruising guides z.B RCC Atlantic Islands, Reeds nautical Almanac, Windward Islands, Panama Cruising Guide und einigen open source guides die wir auf freecruisingguides gefunden haben. Da wir entlang der europäischen Küste Probleme hatten an Gastlandflaggen unterwegs zu kommen, habe ich bereits in Deutschland einige vorab gekauft. Besser ist es alle schon vorab zu kaufen, da man die Gastlandflaggen dann auch im Atlantik und Pazifik nur schwierig findet. Alternativ kann man sich auch kreativ betätigen und die Flaggen auf Stoff selbst aufmalen.

Impfungen

Als Immunologin bin ich (über)vorsichtig, dass ein ausreichender Impfschutz für die Kinder und uns gegeben ist und empfehle deshalb vor der Abreise einen Blick in den Impfpass zu werfen. Neben den Impfungen die in Deutschland von der ständigen Impfkommission empfohlen werden (Mumps, Masern, Röteln, Pertussis, Diphtherie, Hepatitis B, Tetanus, Polio, Haemophilus Influenza Typ B, Pneumokokken, Meningokokken, Rotaviren) sollten man auch an Impfungen denken die vor Krankheiten schützten die auf der geplanten Reise vorkommen. Ich empfehle sich eingehend bei einem Reisemediziner oder -wenn es in tropische Regionen gehen soll- bei einem Tropenmediziner beraten zu lassen. Welche Impfungen gebraucht werden ist von der genauen Reiseroute abhängig. Für unseren potentiellen Reiseverlauf haben wir uns folgende Gedanken gemacht: Generell ist es empfehlenswert sich außerhalb Europas gegen Hepatitis A impfen zu lassen. Vor allem in Küstennähe, da das Virus durch verunreinigendes Trinkwasser, Lebensmittel und auch Meeresfrüchte übertragen werden und zu schweren Lebererkrankungen führen kann. Wenn Südamerika oder bestimmte Gebiete Afrikas bereist werden, sollte man sich überlegen ob eine Gelbfieberimpfung von Vorteil sein kann. Gelbfieber ist eine virale Krankheit, die nach Ausbruch nur schwer therapiert werden und in schlimmen Fällen zum Tod führen kann. Außerdem gibt es einige (oft benachbarte) Länder, die die Einreise verweigern, wenn man aus einem Gelbfieberland kommt. Typhus ist auf der Südhalbkugel weit verbreitet und wird durch verunreinigte Nahrungsmittel und Trinkwasser übertragen, so dass auch hier eine Impfung gegebenenfalls sinnvoll sein kann. Auch Typhus kann in unbehandelten Fällen zu schwerwiegenden Komplikationen bis hin zum Tode führen. Im Pazifik und Südostasien ist die japanische Enzephalitis weit verbreitet. Gegen diese Krankheit ist 2009 ein Impfstoff erhältlich. In 90% verläuft die virale Infektion, die durch Steckmücken übertragen wird, stumm, allerdings kann sie auch in einigen Fällen zu Gehirnhautentzündung, Bewusstseinstrübung und sogar zum Tod führen. Eine Therapie ist nicht vorhanden. Gegen weitere Krankheiten die durch Stechmücken übertragen werden z.B. Dengue oder Malaria gibt es leider noch keinen zugelassenen Impfstoff, so dass wir Insektenschutzmittel und Moskitonetze schon vorab gekauft haben als Expositionsprophylaxe. Gegen Malaria gibt es außerdem Chemoprophylaxe (Tabletten) die man prophylaktisch nehmen kann oder bei manchen Präparaten auch als Standby Notfallmedikation mitführen kann. Für andere Reisegebiete oder auch persönliche Vorlieben können andere Impfungen sinnvoll sein wie z.B Tuberkulose, FSME, Tollwut... Neben den deutschen Tropeninstituten, gibt auch die WHO ausführliche Impfempfehlungen für alle Regionen der Welt.

Vorsorge

Vor Abreise haben wir die nötigen Kindervorsorgeuntersuchungen gemacht. Außerdem waren wir neben dem Kinderarzt auch beim HNO und Augenarzt mit den Kindern und natürlich auch alle beim Zahnarzt. Bitte auch den Frauenarzt nicht vergessen und sonstige Ärzte falls man irgendwelche Zimperlein hat.

Bordapotheke

Medikamente die für die Bordapotheke sinnvoll sein könnten wurden im Buch von Meinhard Kohlfahl "Medizin auf See" sehr gut zusammengestellt. Im Prinzip erklärt dieses erste Hilfe Maßnahmen an Bord, stellt aber auch eine Liste von Medikamenten zusammen die man an Bord dabei haben sollte. Die Medikationsliste umfasst simple leichte Schmerzmittel aber beschreibt auch Medikamente die für schwerwiegendere Krankheiten oder Notfälle sinnvoll sein könnten. Da als Laie oft nicht entschieden werden kann welche Medikamente bei bestimmten Symptomen eingesetzt werden müssen, kann man sich im Notfall an Medico Cuxhafen wenden. Dort sitzen Ärzte, die sich bemühen nach telefonischer Beschreibung eine Ferndiagnose zu stellen und dann die richtigen Medikamente oder das richtige Vorgehen an Bord für die Crew zu beschreiben. Da die Empfehlungen für die Bordapotheke auch rezeptpflichtige Medikamente umfassen, empfiehlt es sich die Liste mit einem Arzt durch zu arbeiten. Welche Medikamente wir dabei haben findet ihr auf der Seite Bordapotheke

Kinderbetreuung & Schule

Da in Deutschland Schulpflicht besteht und Homeschooling wie in vielen anderen Ländern nicht ganz so einfach machbar ist, wollten wir unseren Törn starten bevor Joshua in die erste Klasse kommt. Wir haben beide Kinder aus der Kita und Kindergarten abgemeldet und haben Jonathan bereits wieder auf die Warteliste für einen Kindergartenplatz gesetzt. Für Joshua wollten wir die Schuleingangsuntersuchung schon vorziehen und haben dafür das regional Gesundheitsamt kontaktiert (in Baden Württemberg ist das schon im zweiten Schuljahr vor der Einschulung möglich), allerdings hat das dann am Ende gerade so nicht geklappt. Außerdem haben wir Kontakt mit der zukünftigen Schule aufgenommen und herausgefunden dass vor Schuleintritt die Kinder im Frühjahr persönlich angemeldet werden müssen. Um die Schulanmeldung zu ermöglichen haben wir eine Vollmacht ausgestellt, dass die Großeltern Joshua dann anmelden dürfen. Ganztagesbetreuung (nach der Schule) muss gegebenenfalls auch noch zusätzlich organisiert werden in unserem Fall bei der Stadt.