Bevor wir auf Langfahrt gestartet sind haben wir bereits einige Apps und Software installiert, die uns auf dem Wasser unterstützen sollten. Und natürlich haben wir auch unterwegs immer wieder etwas dazu gelernt, von anderen Cruisern inspiriert und ausprobiert. Erst unterwegs im Pazifik haben wir wirklich gemerkt, wie wichtig es ist Unabhängigkeit vom Internet zu schaffen, obwohl man sich das hätte ja auch denken können. Einige Apps helfen dabei, auch ohne Zugang zum world wide web fast ohne Einschränkungen zurecht zu kommen. Manches hat sich bewährt, anderes war unbrauchbar, im Folgenden nun unsere meist gebrauchten Software tools.
OpenCPN ist unser Hauptnavigationsprogramm und Anzeigeprogramm für unsere weltweiten CMAP Seekarten. Wir verwenden es sowohl auf unserem Raspberry PI Bordcomputer als auch auf unseren Laptops. Nach Kopplung mit GPS und AIS, zeigt es neben den Daten der Seekarten die Position von Moya und die AIS Positionen von Schiffen, Tonnen und sonstiger AIS-Ziele an. Moyas Position, die Position des Cursors, sowie der Abstand von Moya werden konstant angegeben. Es gibt die Möglichkeit Moya, als auch andere Schiffe zu tracken, sowie einen Richtungsvektor einzublenden, wo sich das entsprechende Objekt nach einer benutzerdefinierten Zeit befinden wird. Selbstredend kann man Routen erstellen und später editieren. Diese Funktionen verwenden wir täglich. Die Oberfläche kann über die Maus als auch direkt über einen touchpad fähigen Monitor bedient werden, wobei die Bedienung mit den Händen teilweise etwas buggy ist. Weiterhin können verschiedene PlugIns wie z.B. Weatherrouting (haben wir nie getestet) installiert werden. Folgende PlugIns finden wir besonders hilfreich und werden von uns regelmäßig verwendet: Climatology: Dieses PlugIn enthält zum einen die Zeitpunkte und Zugbahnen von Zyklonen weltweit, zwischen 1969 und 2011. Außerdem werden historische Windstärke und Richtung als Windrosen, sowie Strömungen als Pfeile, sowie weitere historische Wetterdaten zu definierten Zeitpunkten dargestellt und ersetzten so separate Pilot Charts. IACFleet: Ist ein Plugin, das codierte Wetterdaten, die beispielsweise über Funk empfangen werden, decodiert und graphisch darstellt. Celestialnavigation: Wie haben einen Sextanten an Bord und Christian bestimmt manchmal spaßeshalber unsere Position über Astronavigation. Diese Plugin nimmt ihm die länglichen Berechnungen ab. Es reicht den Stern oder Planeten, sowie den gemessenen Winkel im Plugin einzugeben, worauf dann die Position graphisch auf dem Bildschirm angezeigt wird.
Die Navionics App verwenden wir auf dem Tablet, als komplementäres Navigationsprogramm und Backup zu OpenCPN. Über die App können Seekarten weltweit für eine Gebühr heruntergeladen werden. Auch Navionics zeigt die Position und den Richtungsvektor von Moya an, nicht aber die von AIS targets. Routen können erstellt werden und Moya kann getracked werden. Die Navigation in der App funktioniert bequem über Handgesten auf dem Tablet. Hilfreich ist, dass die Seekarten, neben den Kartendaten des Herstellers auch Edits von anderen Cruisern anzeigen, so dass man oft weitere Informationen über Ankergründe oder geeigneten Stellen zum Tauchen oder Schnorcheln bekommt. Außerdem liefert Navionics für viele Orte aktuelle Tideninformationen.
Achtung: Weder unsere CMAP Seekarten noch Navionics sind immer 100% korrekt. In beiden Systemen haben wir, vor allem in den entlegenen Regionen der Erde schon Abweichungen zur Realität von 500 Metern oder mehr sowie falsche oder zu wenig detaillierte Angaben in den Seekarten gesehen. Deshalb navigieren wir in diesen Regionen in Küstennähe wenn möglich nur mit Ausguck und am Tag.
Am Anfang unserer Reise luden wir für schlecht kartographierte Regionen wie die San Blas Inseln in Panama Satelliten Bilder von Google Earth im Internet herunter. Die Bilder sind mit Positionstags versehen und können nach der Umwandlung in das kap-Format in OpenCPN eingelesen werden. Die Bootsposition wird dann direkt auf dem Satellitenbild dargestellt. Natürlich hat man bei dieser Art der Navigation keinerlei Tiefeninformation, aber man sieht die Position von Riffen und selbst Korallenköpfen in diesen Bildern oft hervorragend, so dass man um diese Hindernisse herum navigieren kann. Während unserer Reise haben die Positionen der Hindernisse auf diesen Bildern immer fast exakt mit der Realität übereingestimmt. Später haben wir die Bilder nicht mehr selbst heruntergeladen und bearbeitet, sondern haben uns schon bearbeite Fotos als kap-files, die direkt in OpenCPN dargestellt werden können, aus dem Internet geladen (z.B. von Sailing vessel SloggyPaws) oder kap-files mit anderen Cruisern getauscht.
Erst kürzlich haben wir bei einem anderen Cruiser die Ovital App entdeckt. Über diese kostenfreie App ist es möglich Satellitenfotos aus verschiedenen Quellen wie Google und Bing herunter zu laden und offline zur Navigation zu verwenden. Auch hier wird die Bootsposition direkt im Foto dargestellt.
Speziell in weniger befahrene Regionen der Erde und mit Riffen durchsetzte Gebieten (z.B. Tuamotus, Papua Neuguinea, Indonesien) finden wir die Navigation über Satellitenbilder sehr hilfreich in Kombination mit den Seekarten und natürlich immer einem Ausguck. Ein Nachteil ist aber, dass man sehr vorausschauend Planen muss und für den Download eine gute Internetverbindung verfügbar sein muss, um immer die benötigten Bilder an Bord zu haben. Die Bilder belegen leider viel Speicherplatz, so dass man nicht einfach alles abspeichern kann.
Natürlich kann man auch jeden beliebigen anderen GRIB file viewer verwenden, um sich Wetterdaten anzeigen zu lassen, wir aber verwenden schon seit Beginn unserer Reise die Weathertrack App (Kosten: ca. 10 Euro) und sind auch sehr zufrieden mit ihr. Mit funktionierender Internetverbindung können mit der App über einen Katalog oder über eine Auswahl auf einer Weltkarte Wetterdaten des GFS Models der amerikaischen NOOA als GRIB files heruntergeladen werden. Es ist möglich aus verschiedensten Parametern auszuwählen und neben Wind und Böen auch Wellen, Bewölkung, Niederschlag, Strömungen und anderes für einen Ort zu laden. Weiterhin beinhaltet die App einige direkte hilfreiche Links zu weitergehenden Wetterinformationen wie zum Beispiel dem Hurrican Centre der NOOA. Man kann GRIB files aber nicht nur per Internet über die App beziehen, sondern kann auch externe GRIB files (z.B. über KW-Funk empfangen) Files in die App laden (über iTunes oder AirDrop). An jedem geladenen Ort sind dann die entsprechenden Parameter graphisch dargestellt, Wind über Windfahnen, Wellen als Pfeile, Bewölkung und Niederschlag farblich codiert... Die beiden kostenpflichtigen PlugIns, den GRIB Robot der Files automatisch lädt und das Streckenwetter für Wetterrouting, verwenden wir nicht. Trotzdem ist Weathertrack unsere wichtigste Quelle, um uns über das Wetter auf See zu informieren.
Windy stellt Wetterinformationen nur online dar und man kann leider keine GRIB files herunterladen, so dass man nur einen groben Überblick über das Wettergeschehen für die nächsten 10 Tagen bekommen. Allerdings bringt Windy einen großen Vorteil, nämlich, dass zwischen Wetterinformationen des GFS und des europäischen ECM Models gewählt werden kann. Schaut man sich beide Modelle im Vergleich an, kann man ein besseres Gefühl darüber entwickeln, wie verlässlich die Wettervorhersage der nächsten Tage ist. Wenn möglich machen wir deshalb vor Beginn einer Passage Screenshots von den für uns relevanten Parametern wie Wind oder Welle an den gewünschten Zeitpunkten. Auf dem Wasser können wir dann zwar nicht die Daten an einem Ort abrufen, aber die ungefähre Windstärke aus den Screen shots abschätzen. Windy alleine zu verwenden wäre uns als Wetterquelle zu wenig, aber kombiniert mit Weathertrack, machen wir Gebrauch von den Vorteilen beider Apps.
Kiwix ist eine kostenfreie App die Wikis darstellen kann. Wir stellen über diese App unsere Offline Wikipedia dar, die wir täglich verwenden. Über Kiwix können auch direkt Wikis geladen werden, wenn Zugang zum Internet besteht.
Maps.me ist eine kostenfreie App, die auf Openstreetmap Karten zugreift und die Möglichkeit bietet sie offline zu speichern. Wir verwenden diese App in jedem Land, können oft direkt Wanderungen planen und Einkaufsmöglichkeiten oder Restaurants auch offline suchen.
Hierfür gibt es auch Apps, wir haben uns aber bei Cwarn.org angemeldet, um die Warnungen per SMS auch außerhalb von Internetreichweite zu bekommen. Man meldet sich dort mit seiner Handynummer sowie seinem Standort kostenlos an und bekommt anschließend potentielle Warnungen aufs Handy. Allerdings darf man nicht vergessen, den Standort von Zeit zu Zeit per Hand anzupassen.
Fldigi ist eine open source software, erhältlich für alle Betriebssysteme. Mit ihr decodieren wir digitale Informationen über Kurzwellenfunk, z.B Faxaussendungen, Wetterkarten und Fernschreiben des deutschen Wetterdienstes.
In manchen Gegenden der Welt, z.B Indonesien, gibt es zum Teil starke Tidenströmungen. Um zu vermeiden, dass wir am falschen Zeitpunkt am falschen Ort sind, schauen wir uns neben der tidenunabhängigen Strömungsvorhersagen auf den Grib files auch die tidenberücksichtigenden Strömungsinformationen von tidetech.org an, eine Quelle für weltweite Strömungsinformationen.
Diese App liefert Informationen zum Sternenhimmel abhängig vom seinem Standort. Man sieht so direkt welche Planeten man am Himmel sehen kann. Außerdem enthält sie die Auf- und Untergangszeiten aller Planeten und der Sonne, dies ist hilfreich für die Astronavigation. Die genaue Sonnenuntergangszeit ist aber auch hilfreich, wenn Buchten nur mit Tageslicht sicher zu navigieren sind.