Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuSudan

26.04.2019 -Rotes Meer, 22°23' N / 37°30 O'

On the road again

Windstille

Als wir gestern Morgen aufwachten fehlte etwas. Erst als ich ins Cockpit hinauf kletterte wurde mir bewusst was es war: Das Pfeifen des Windes. Moya schwamm im samtigen Wasser, spiegelglatt ohne die geringste Regung. 9 Tage lang zeigte ihr Bug Richtung Norden, nun hatte sie sich gedreht und hing locker am Gewicht ihrer Kette. Der fehlende Wind katalysierte unsere Aktivitäten. Innerhalb Minuten hatten wir gefrühstückt, uns fertig gemacht und Tilly gewässert. Wir tuckerten an Land. Endlich! Noch auf dem Wasser, schaltete sich der Wind wieder an. Von jetzt auf gleich. Wir konnten die Windgrenze auf dem Wasser klar ausmachen. Da war er also wieder, aber dieses Mal in humaner Stärke. Tilly sicher an einem Strauch vertäut, nahmen wir die Füße in die Hände um die Wüste zu erkunden. Wir fanden Grashüpfer, Sträucher, Kamelspuren und sehr viele Muscheln, die etwas fehl am Platz wirkten. Die Hügel am Rande des Marsas zogen uns an. Zwischen den scharfen Steinen suchten wir einen Weg hinauf. Von oben konnten wir weit in die Wüste hinein sehen und überlegten wie schrecklich es sein muss, durch die Wüste zu gehen und dann das Wasser des Marsas, Salzwasser, zu sehen.

Diktator Wind

Ohne Starkwind hätten wir gerne das Marsa noch näher erkundet. Zum ersten Mal sahen wir die Riffe von nahem. Das türkisblau Wasser, die bunten Korallen luden zum Schnorcheln ein, die Sandklippen zum Räubern. Trotzdem mussten wir weiter. Der Wind diktiert. Nach so langer Zeit in der Bucht wollten wir nicht riskieren, unsere Besuchszeit im Marsa weiter zu verlängern. Nur zwei Tage lang sollten die Nordwinde nachlassen. Aber nach unserem Besuch an Land wehte schon wieder eine frische Brise. Bedeutend weniger als die letzten Tage, aber nicht perfekt. Wir hoben den Anker und verließen den Schutz des Marsas. Die Wellen brachen sich an den Riffen rechts und links des Eingangs und den vorgelagerten Riffen, die unter diesen Bedingungen klar durch die weiße Gischt auszumachen waren. Der Schwell war noch beträchtlich. Stumpf unter Maschine dagegen anzubolzen, ist eine Möglichkeit, aber keine komfortable und auch keine schnelle. Stattdessen begannen wir zu Kreuzen und legten so ungefähr die dreifache Stecke zurück. Unser Plan, Samstag Morgen am Dolphin Reef zu ankern, ist jetzt schon obsolet. Mal sehen wie lange es dauern wird oder ob wir einen anderen sicheren Platz suchen müssen für die nächste Windwelle.

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27.04.2019:
Kommentar fromBirgit
Für die Einreise nach Ägypten braucht man ab dem 1.4. eine Gelbfieberimpfung wenn man aus dem Sudan kommt. Kein Witz!
29.04.2019:
Kommentar fromGerhard
Ihr seit ja schon in Ägypten und nach Marsa Alam ist es auch nicht mehr weit. Ein sicherer Hafen.
22.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

Sturm vor Anker

Der Osterhase war da

Kaum zu glauben! Gestern Morgen weckten uns die Jungs, weil sie erst bunte Ostereier, später dann sogar Osterkörbchen an Bord gefunden haben. Der sudanesische Hase hat es wohl irgendwie an Bord geschafft. Aber Schokoeier und Schokohasen gab es keine, die sind wahrscheinlich beim Weg durch die Wüste geschmolzen. Die Jungs freuten sich trotzdem ein Loch in Bauch. Wir hatten am Tag zuvor extra noch zusammen Osternestchen, Osterhasen und Hennen aus Hefeteig gebacken. Die waren eigentlich für den Osterhasen gedacht, aber der hat sie wohl nicht gefunden. Deshalb gab es zum Osterfrühstück auch etwas Abwechslung, denn unsere Vorräte sind mittlerweile recht ausgedünnt.

Gefangen an Bord

Es wird langsam Zeit, dass wir hier weg kommen. Schon seit einer Woche sitzen wir hier in der Bucht und waren immer noch nicht an Land. Es sind zwar alle wieder gesund, aber der Wind bläst immer noch ungebremst mit voller Kraft. 38 Knoten, zeigt unser Windmesser an, die Böen misst er nicht. Das ist stürmischer Wind. Und stürmisch ist es hier wirklich. Moya liegt vor Anker auch ohne Segel leicht gekränkt im Wasser. Obwohl man unseren Windpropeller meistens nicht hört, gibt er inzwischen Geräusche von sich, als ob Moya demnächst abhebt. Wir schalten ihn deshalb meistens aus, nur wenn der Wassermacher an ist läuft er und macht danach die Batterien im Handumdrehen wieder voll. Tilly liegt auf dem Vordeck, es ist undenkbar sie bei diesem Wind ins Wasser zu setzen. Selbst ein Teller mit Kartoffelschalen wurde Christian aus der Hand gerissen, als er die Schalen ins Wasser werfen wollte.

Unser Anker hielt prima bis heute Nachmittag der Wind noch ein Schippchen drauf legte. Wir Eumel hatten noch nicht einmal die komplette Ankerkette im Wasser. Peinlich! Moya stellte sich erst quer, dann fingen wir langsam an Richtung Riff zu draggen. Noch bevor der Ankeralarm piepte war ich im Cockpit und Christian am Zündschlüssel. Wir holten das Eisen aus dem Wasser mit eingespielten Handzeichen. Mit Rufen kann man sich schon lange nicht mehr verständigen. Das Pfeifen des Windes übertönt alles andere. Die Übung am Anker zahlte sich aus, nach einer halben Stunde lag Moya etwas weiter vom Riff entfernt. Der Anker hält, dieses Mal mit voller Kettenlänge. Da für Morgen ähnliches Wetter vorhergesagt ist, werden wir wohl gegen Abend, wenn der Wind in der Regel etwas nachlässt, unseren Zweitanker an unsere Ankerkette schäkeln, um noch mehr Gewicht ins Wasser zu kriegen und den Zug am Hauptanker zu verringern. Spätestens dann sollten wir sicher liegen. Über einen so langen Zeitraum so viel Wind hatten wir seit Kolumbien nicht. Man könnte denken, dass der Mittelmeerraum irgendwann keine Luft mehr haben sollte. Wir drücken die Daumen, dass der Spuk in drei Tagen zu Ende ist.

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19.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

Ostervorbereitungen in der Wüste

Nordwind

Pünktlich kam der Wind und bläst seither kräftig aus Norden. So stark, dass wir die letzten drei Tagen nicht von Bord gegangen sind. Obwohl wir in dem seeähnlichen Marsa liegen, bauen sich selbst über die nur wenigen Meter vom Land Wellen auf. Ein Übersetzen mit Tilly wäre vermutlich eine nasse Angelegenheit. Irgendwie hat unsere Situation momentan was von Überfahrt, nur dass wir Schlafen können.

Unsere Bord Apotheke wird gebraucht

Aber nicht nur das Wetter hielt uns davon ab, die Wüste zu erkunden, sondern auch Joshi, der sich seit unserer Ankunft in der Bucht nur mühevoll durchs Boot schleppte. Er klagte erst über Kopf- und Bauchschmerzen, dann auch über Halsschmerzen. Tatsächlich waren seine Mandeln mit weißen Eiterstipchen überzogen und er hatte Fieber, so dass ich ihn vor zwei Tagen auf Antibiotika setzte. Als gestern Morgen die Medikamente kaum Wirkung zeigten, riefen wir die funkärztliche Beratung in Cuxhaven an und arbeiteten mal wieder an Notfallplänen. Gegen den starken Wind zwischen den Riffen nach Ägypten zu kreuzen halten wir für sehr schwierig und vielleicht sogar unsicher, zurück nach Port Sudan fahren wäre eine sichere Möglichkeit würde uns aber um Tage zurückwerfen und wir wären immer noch im Sudan mit eventuell nicht westlichem Gesundheitsstandard. Ähnlich wäre das, wenn wir mit Tilly an Land gefahren wären und ein Auto zu der Straße, die hier am Marsa vorbeigeht, bestellt hätten, um nach Port Sudan zu fahren. Wahrscheinlich wären wir einmal über das rote Meer nach Jeddah gesegelt. In Saudi Arabien, darf man nur in Notsituationen anlegen, die mit einem kranken Kind an Bord ja gegeben wäre, außerdem würden wir erwarten, dass die medizinische Versorgung dort besser ist als im Sudan. Soweit kam es aber nicht.

Das Telefonat mit dem Arzt aus Cuxhaven, beruhigte mich. Er bestätigte meine laienhafte Diagnose, sowie Dosis und Medikation für Joshi. Außerdem stellte er uns Hilfe in Aussicht, falls das Antibiotikum auch weiterhin nicht wirken sollte und wir ein Krankenhaus brauchen sollten. Die funkärztliche Beratung berät vor allem die Berufsschiffe und ist mit ähnlichen Zentren in der ganzen Welt vernetzt. Das Telefonat hat seine Wirkung nicht verfehlt, nur einige Stunden später ging es Joshi schon deutlich besser und heute ist er schon wieder am Räubern.

Karfreitag am Wasser

Während der Wüstenwind Moya mit Sand eindeckt, verbringen wir auch den heutigen Tag innen. Ob sich der Osterhase in die Wüste verirrt und dann auch noch zu uns übersetzen kann, ist fraglich, aber falls er es schaffen sollte, würde er sich freuen. Die Jungs haben Bilder für ihn gemalt, Eierbecher gebastelt und Eier ausgeblasen, bemalt und den Salon damit dekoriert. Mal schauen was uns sonst noch so einfällt.

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16.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

In Deckung in einem Marsa

Marsas das sind tiefe, flussartige Einschnitte des Meeres ins Land. Rechts und Links sind diese Meeresarme normalerweise ausgekleidet von Korallenriffen. Khor Shinab ist ein großes Marsa und führt sogar mehrere Meilen hinein ins Land, zwischen Hügelketten hindurch bis in die Wüste Nubia. Hier liegen wir seit dem späten Nachmittag und mehreren Stunden Suche nach einem geeigneten Platz vor Anker.

Schon draußen am Sanganeb Riff, gestern bei unserem kleinen Abstecher zu den Talia Inseln und nun wieder heute hatten wir Schwierigkeiten guten Ankergrund zu finden. Der Meeresboden scheint hier im roten Meer fast überall von Korallen bedeckt. Richtiggehende Korallen Canyons gibt es da unten. Das Gelände ist sehr uneben und das Wasser meist zu flach oder zu tief zum Ankern. Auf Koralle ankern wollen wir schon vom Umweltgedanken her nicht, aber selbst wenn wir den mal zur Seite schieben würden, würde der Anker auf Koralle schlecht halten und das Risiko wäre hoch ihn zu verlieren, da er sich irgendwo unwiederbringlich festhaken könnte. So fürchterliche Ankergründe wie hier im roten Meer hatten wir auf unserer Reise noch nirgendwo. Jedes Mal wenn das Eisen endlich hält ist mir die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.

Der Anker hält momentan gut, das sollte er auch, denn ab heute Nacht sind für 10 Tage starke nördliche Winde angesagt. Noch können wir uns das kaum vorstellen, Moya liegt hier bei absoluter Windstille. Aber wir haben schon vor einigen Tagen gesehen, dass der Wind hier wie von einem Schalter ein und ausgeschaltet wird. Auch heute Nacht soll er innerhalb einer Stunde um 180° seine Richtung ändern. Wir hatten gehofft die Windchase in unserem Marsa wieder zu treffen, aber leider sind wir hier alleine. Es gibt auch kein Dorf, nur Wasser, Wüste und Moya. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die 10 Tage bis zu unserer Weiterfahrt ziehen könnten. Aber es hilft nichts, 30 Knoten Wind sollten wir besser aussitzen.

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14.04.2019 -Sanganeb Riff, Sudan

Ein Leuchtturm, 6 Männer und eine unglaubliche Unterwasserwelt: Sanganeb

Trotz des guten Wetterfensters wollten wir uns einen Stopp am Sanganeb Riff nicht entgehen lassen. Das Riff mit dem 50 Meter hohem Leuchtturm drauf, liegt direkt vor der Haustür von Port Sudan und ist ein Geheimtipp unter Tauchern. Abgesehen vom Leuchtturm gibt es kein Land, aber ein riesiges Korallenriff mit einer Lagune in der Mitte.

Ganz langsam segelten wir die nur 40 Meilen von Suakin durch die Nacht, um nicht zu früh am Riff anzukommen. Es war kalt, ein Vorgeschmack auf das Mittelmeer, Zeit unsere Decken heraus zu kramen. In der Dunkelheit ist die Durchfahrt ins Innere der Lagune unmöglich und auch das Anlegen an dem langen Holzpier, der über einen Teil des Riffs führt, wäre definitiv ein Drahtseilakt. Im Morgengrauen kamen wir am Leuchtturm an, mit jeder Minute und steigender Sonne war das Riff besser auszumachen. Wir hatten uns vorgenommen mit einer Leine am Pier festzumachen und Moya vom ablandigen Wind nach hinten treiben zu lassen. Direkt vor dem hohen Anleger, mit den Wellen und Wind gegenan, erschien uns die Idee plötzlich aber gar nicht mehr so gut. Stattdessen fuhren wir durch den Pass ins Innere der Lagune. Die Suche nach einem geeigneten Ankerplatz zog sich. Die Lagune war tief, uneben und von Korallen bewachsen. Wir wollten schon aufgegeben, als wir dann doch noch einen großen, weitgehend Bommie freien Sandflecken direkt vor dem Riff entdeckten (19°44.0' N, 37°26.9' O). Das Eisen hielt sofort.

Nach dem Frühstück tuckerten wir hinüber zum Leuchtturm, um den Leuchtturmwärtern einen Besuch abzustatten. Was in Europa und vielen Teilen der sonstigen Welt vollautomatisiert ist, wird hier noch vom Menschen überwacht. Sechs Mann leben zusammen für zwei Wochen am Leuchtturm, um danach einen Monat im Hafen von Port Sudan zu arbeiten. Osman, der charismatische Chef, nahm uns unter seine Fittiche und lud uns erstmal zum gemeinsamen Frühstück mit seinen Männern ein. Es gab eine Art Pfannkuchen mit einer braunen, schleimigen Paste. Keine Ahnung was das gewesen ist. Alle aßen aus einer großen Schüssel mit der rechten Hand und schmunzelten gutmütig als Joni sein erstes Stück mit links abriss. Wir saßen im Vorhof vor dem Leuchtturm unter einer Pergola, ringsum umgeben von den unglaublichen Blautönen der See. Es war einfach wunderbar und wieder einmal war die Gastfreundschaft so armer Menschen schlicht großartig. Osman spricht hervorragend Englisch, fast jeden Tag hat er Besuch von einem der Tauchboote, die mit ihren internationalen Gästen zum Riff zum Tauchen kommen. Er erklärte uns die Technik des Leuchtturms während die Jungs viel Spaß mit einer Lore auf Schienen hatten, über die normalerweise die Versorgung vom Pier bis zum Turm transportiert wird. Wenig später standen wir oben auf dem Turm, direkt neben der großen Glühbirne, der Wind wehte uns um die Nase. Wir bewunderten die umwerfende Aussicht über das Riff und die echt afrikanische Technik. Der Capitano staunte und hatte seinen Spaß, aber auch er sah ein: es funktioniert.

Am vorderen Ende des Stegs bildet das Riff eine senkrechte Wand. Der Meeresboden fällt von Null auf mehr als dreißig Meter ab. Vom Pier aus schaut man nach unten wie in ein offenes Aquarium. Die bunten Fische tummeln sich im glasklaren Wasser an der Korallenwand. Zum Tauchen ist das ein Paradies, aber auch das Schnorcheln war weltklasse mit vielen kleinen Rifffischen, Clownfische, Doktorfische, Schmetterlingsfische und vielen anderen, aber auch den großen Jägern, die hier an der Wand nach Beute suchten. Bemerkenswert fand ich, dass die Fisch gar keine Scheu besaßen und ich überraschend nah an sie heran schwimmen konnte. Dazwischen wuchsen Korallen in vielen Farben und farbenprächtige Riesenmuscheln. Natürlich war ausgerechnet heute die Unterwasserkamera nicht dabei. Schön war es auch undokumentiert.

Ohne einen Kaffee und eine Fanta ließ Osman uns nicht gehen, so dass wir erst am Nachmittag wieder Richtung Norden gestartet sind - nicht ohne eine Einladung zum Abendessen zu bleiben. Was für herzliche Menschen, was für eine beeindruckende Natur, was für ein toller Tag!

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13.04.2019 -Suakin, Sudan

Kommunikation anders

Der Plan für den heutigen Tag war, kurz an Land gehen, um Mr. Mohamed unsere restlichen Spielsachen und Kinderkleidung in die Hand zu drücken und beim Markt vorbei zu schauen und dann den Anker zu heben und Richtung Norden zu segeln. Der Nordwind soll bis einschließlich Dienstag etwas nachlassen, so dass wir das Wetterfenster nutzen wollen, um weiter nach Norden zu segeln. Genauso haben wir es dann auch gemacht - mit einigen Umwegen.

Schon vor den Frühstück fiel mir ein, dass ich ganz verbaselt hatte mit einem Agenten in Ägypten in Kontakt zu treten. Internet wird es vermutlich erst dort wieder geben, also verbrachte ich erstmal einige Zeit vor dem Rechner. Es dauerte bis wir endlich mit drei vollen Taschen bepackt und Jonis’ Laufrad an Land standen. Nur heute war Mr. Mohamed nicht aufzutreiben. Letztendlich ließen wir die Sachen in der Obhut eines Mannes, der uns versprach Alles weiter zu geben. Eigentlich ist ja auch egal wie die Kleidung und Spielsachen unter die Kinder gemischt werden. Kaum waren wir weiter gegangen kam uns eine Gruppe Kinder entgegen und ich bedauerte sofort nichts mehr zum Verteilen zu haben. Ein kleiner Junge zog ein selbstgebasteltes Auto hinter sich her. Die Karosserie war ein Teil eines leeren Kanisters, die Achsen Nägel und die Räder Verschlusskappen.

Wir suchten ein Tuktuk, um zur Markthalle zu fahren, fanden aber erstmal keins, also gingen wir in das Teehaus und tranken Jelaba und Kaffee. Im Schatten saßen fast zwanzig Mann mit den kleinen Kaffee Fläschchen in der Hand und suchten Schutz vor der Mittagshitze. Um diese Tageszeit waren viele der Männer mit weißem Turban unterwegs. Sie winkten uns heran und versuchten sich mit uns zu unterhalten. Ohne Arabisch, kommt man hier allerdings nur mit Händen und Füssen weiter. Englisch spricht fast keiner. Selbst den Bäcker konnten wir nicht ausfindig machen, obwohl wir unzählige Male nach Brot gefragt haben und hier Viele mit Tüten voller kleiner Fladenbrote herumlaufen. Es lag nicht daran, dass die Menschen sich nicht bemüht hätten uns zu helfen. Das ist wirklich Schade, denn durch die Sprachbarriere können wir leider nur einen Bruchteil der hiesigen Kultur kennen lernen.

Es war trotzdem etwas ganz Besonderes, in der Mittagshitze zwischen den Männern im Schatten zu sitzen und das Treiben auf der Straße zu verfolgen. Gerade war der Wassermann mit seinem Eselkarren da und brachte das Wasser zum Teekochen mit aufgeschnittenen Kanistern, abgefüllt aus dem kleinen Metalltank der von seinem Esel gezogen wurde. Ab und zu huschte eine Frau über die Straße und verschwindet in einem Laden. Zwei Jungs ritten auf einem Esel vorbei. An der Ecke melkte ein Mann eine Ziege. Gegenüber hielt ein Taxi Tuktuk und kaufte eine Gasflasche. Unser Kaffee war gerade leer geworden und wir fragten, ob er uns mitnehmen würde, Mr. Mohamed hatte uns das Wort Markthalle auf Arabisch auf Band gesprochen. Der Mann lachte, brachte uns hin und weigerte sich standhaft Geld von uns zu nehmen.

In der Markthalle wurde nicht nur Obst und Gemüse verkauft, es gab auch Fleisch, das aufgehängt an der Luft hing. Nur Brot fanden wir wieder nicht. Auch nicht nebenan in den vielen kleinen Läden, die ein überraschend großes Sortiment an Waren anboten, von Lebensmittelknappheit war hier wenig zu spüren. Statt Brot kauften wir also Mehl zum Backen, tiefgekühltes Hackfleisch und ein Hähnchen.

Mit Wellenbewegungen mit der Hand zeigten wir unserem Tuktuk Fahrer wo wir hin wollten. Wenig später setzte er uns am Hafen ab. Eine neue Yacht war angekommen - Miss Cat. An Bord, der französische Captain und ein deutsches Paar, das in Suakin abgesetzt werden sollte. „Oh weh, da habt ihr ja jetzt ein Problem mit der Ausreise, bei den geschlossen Grenzen.“ Aber die beiden schüttelten lächelnd die Köpfe. „Nein, wir wohnen hier.“ Auf unserer Reise haben wir in fast allen Ländern Deutsche getroffen, wir sind wirklich überall. Nur Schweizer und Australier haben wir ähnlich häufig getroffen. Es ist immer wieder toll sich mit Expats zu unterhalten, fast jeder hat da eine interessante Geschichte zu erzählen. Heute erfuhren wir ein bisschen von der UN Blauhelm Mission in Darfur und die Arbeit für die deutsche Botschaft. Leider mussten Mike und Janine dann viel zu schnell los, um ihren Flieger nach Khartoum zu erwischen, wo sie leben und heute Abend mit den Menschen feiern wollen.

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12.04.2019 -Suakin, Sudan

Trostloses Alt Suakin

Jedes Mal wenn wir am Tor zu Alt Suakin vorbei gelaufen sind kam ein Mann lachend auf uns zu und winkte. Immer vertrösten wir ihn - später. Am Nachmittag dann traten wir endlich durch das Tor auf die kleine Insel. Hier steht wirklich gar nichts mehr von den alten aus Korallenblöcken gebauten Gebäuden. Allerdings fängt inzwischen die Türkei hier an, Gebäude wieder aufzubauen. Da scheint es eine gute Verbindung zwischen dem Sudan und der Türkei zu geben. Zwischen dem ganzen Korallengeröll liegen große zurecht gehauene Steinblöcke und ganz hinten wird doch tatsächlich gebaut. Es ist definitiv ein Großprojekt sich durch das Geröll des letzten Jahrhunderts zu arbeiten, aufzuräumen, was hier sonst keiner tut, und etwas Neues zu beginnen. Mr. Mohamed fuhr uns nach dem Spaziergang durch diese trostlose Szenerie mit seinem uralten Mercedes ins neue Suakin, das einige Kilometer entfernt liegt. Dort gab es richtige Straßen, Geschäfte und normale Häuser. Nicht der komplette Sudan besteht aus Trümmern. Ich bin froh dort gewesen zu sein, um mein Bild von dem Land wieder gerade zu rücken. Das beste war aber, dass er uns in ein Restaurant gebracht hat, das diesen Namen verdient. Es gab dort nur ein Gericht, gegrilltes Hähnchen mit Brot und Dips aus Linsen und Bohnen. Alles natürlich ohne Besteck, wie überall. Es war unser erstes Fleisch seit Wochen und schmeckte nicht nur deshalb himmlisch. Mit Kugelbäuchen verließen wir satt den Laden. Heute war Instandhaltung und Socialising angesagt. Die Winschen im Cockpit waren immer schwergängiger geworden und mussten dringen gewartet werden. Eine tagesfüllende Aufgabe. Die Einladung bei der Windchase war da eine willkommene Abwechslung. Die Kinder fanden es ohnehin großartig mal wieder auf einem anderen Boot zu sein, sogar einen Bootshund gab es.

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11.04.2019 -Suakin, Sudan

Putsch im Sudan: Es geht heiss her - aber nicht hier

Gestern Abend haben wir es doch noch an Land geschafft. Wir tuckerten mit Tilly hinüber zu der kleinen Insel. Es gab keinen Steg an dem wir anlegen konnten, wir banden die Festmacherleine an einem Seil im Boden an. Auf den Steinen lagen einige Reifen, so dass wir aus unserem kleinen Gummiboot aussteigen konnten. Wir standen direkt in den Ruinen. Sie sind hier überall, nicht nur auf der kleinen Insel sondern erstrecken sich auch entlang des Hafens. Kaum ein Gebäude ist mehr als solches zu erkennen, beschädigt sind sie alle, sogar die Moscheen. Bereits an Bord war mir aufgefallen, dass ich den Muezzin gar nicht höre. Jetzt sehe ich, dass der einfach ohne Lautsprecher zum Gebet ruft. Die Menschen leben in, ich weiß nicht, Bretterbuden wäre eine Übertreibung, zwischen den Trümmern. Wir treffen fast nur Männer und Kinder auf der staubigen, gestampften Straße, fast keine Frauen. Alle sind wahnsinnig nett und begrüßen uns lachend mit Welcome oder Assalamu Alaykum. Es ist sehr schmutzig, vor allem staubig, und ich frage mich wie zum Teufel die Männer ihre schneeweißen Roben in all dem Dreck sauber kriegen. Die Kinder sind neugierig und sagen Hallo. Wir laufen ein bisschen durch die Straßen und sind gar nicht mehr so sicher, ob wir wirklich an Land essen wollen. Fleisch auf keinen Fall, die Gefahr krank zu werden erscheint gross. Wir wagen uns dann doch in eine der Bretterbuden und ich bin erleichtert als wir frittierten Fisch, Brot und original versiegelte Flaschen Sprite serviert bekommen. Es war sehr lecker.

Heute Morgen haben wir dann den Gemüse Markt gefunden mit vielen kleinen Ständen. Jetzt haben wir wieder Tomaten, Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, Auberginen, eine Art Gurken, Bananen, Melonen und Orangen an Bord und ich freu mich jetzt schon auf einen Tomatensalat. Spannend war das Abwiegen der Waren, ein Kilo Tomaten wurden einfach mit dem gleichen Metallklotz gegen gewogen als die zwei Kilo Kartoffeln. Dass hier Bildung hier wirklich im Argen liegt, konnten wir dann auch gleich feststellen, als der Mann am Marktstand nicht zu überzeugen war, dass er uns zu viel Wechselgeld gegeben hat. Moyas Tank ist auch schon wieder voll, der Capitano hat dafür am Morgen hart mit zahlreichen Kanistern gearbeitet.

Ihr seht also, dass uns das Geschehen in Khartoum fast unberührt lässt. Das einzige was wir von der militärischen Übernahme und dem Abdanken des Präsidenten mitbekommen haben ist, dass die sozialen Netzwerke blockiert und einige Internetseiten zensiert sind. Wenn ich nicht in die Nachrichten geschaut hätte, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass hier ein Putsch statt gefunden hat. Uns geht’s gut. No worries!

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10.04.2019 -Suakin, Sudan

Immer noch an Bord

Oh ist das gemein. Jetzt ist es schon 16:00 Uhr und wir sitzen immer noch an Bord. Seit heute Morgen um 9:00 Uhr liegt Moya vor der kleinen kreisrunden Insel von Alt-Suakin vor Anker und wir können schon mal von Bord aus einen Blick auf die Ruinen des einst wichtigen Seehafens werfen. Aber leider eben immer noch von Moya aus. Dabei jucken die Beine. Sie würden gerne an Land Auslauf bekommen.

Die Korallengebäude aus einer anderen Zeit sind komplett in sich zusammen gefallen. Alt-Suakin sieht aus, wie nach einem großen Erdbeben oder so wie ich mir eine Stadt nach Bombenbeschuss vorstelle. Dabei ist die Stadt schon seit vielen Jahrzehnten beschädigt und verfällt im Laufe der Zeit immer mehr, bis heute kaum mehr Gebäude erkennbar sind. Seit der Gründung von Port Sudans zu Beginn des letzten Jahrhunderts verlor Suakin seine Bedeutung als einzige Hafenstadt des Sudans und wurde zur Geisterstadt. Sowohl der Markt, als auch die Geschäfte sollen sich trotzdem hier befinden, auch wenn das von unserer Position aus vor dem Fischerhafen kaum vorstellbar ist. Wir werden sehen.

Mr. Mohamed war vor zwei Stunden bei uns an Bord, wir füllten zusammen die Papiere aus, nun schlägt er sich durch den Papierkrieg mit den Behörden. Wir sind inzwischen immer noch „gefangen“ an Bord, aber wenigstens haben wir bereits Internet (das funktioniert hier überraschend gut) und einige sudanesische Pfund, so dass wir direkt übersetzen können, sobald wir unsere Pässe und die Hafenpässe in den Händen halten.

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09.04.2019 -Rotes Meer, 18°28' N / 38°11' O

Tag 26: Suakin wir kommen

Der ersehnte Wind ist dann doch noch gekommen. Erst tatsächlich von Süden, dann aber leider relativ schnell von Osten und inzwischen von Nordosten. Der direkten Kurs ist nicht zu halten, wir kreuzen auf. Es sind aber nur noch 70 Meilen bis nach Suakin, wir werden also Morgen unseren Landfall im Sudan machen.

Inzwischen schlängeln wir uns zwischen den vorgelagerten Riffen hindurch und bereiten uns auf Suakin vor. Die Jungs haben am Morgen schon eine große Tasche mit einem Teil ihrer Spielzeuge zusammen gepackt, die sie den armen sudanesischen Kindern schenken wollen. Die Trennung von ihren Lego Duplo und sonstigen Sachen war gar nicht so einfach für sie, aber dass andere Kinder gar nichts zum Spielen haben wollten sie noch weniger. Während dessen sortierte ich die Kleider der Kinder noch einmal durch, vermutlich werden wir auch für die aussortieren Sachen dankbare Abnehmer finden. Immerhin lag der Sudan in 2013 (neuere Daten habe ich nicht da) beim Human Development Index (HDI) gerade mal auf Platz 166 von insgesamt 187 bewerteten Ländern und gehört daher zu den sehr armen Ländern der Erde. Der Index berücksichtigt aber nicht nur das Bruttonationaleinkommen pro Kopf eines Landes sondern auch Lebenserwartung, Lebensstandard und Bildung der Menschen. Die Menschen im Sudan haben laut dem HDI sogar noch schlechtere Chancen auf menschliche Entwicklung als die Menschen in Papua-Neuguinea (Platz 157) und Vanuatu (Platz 131), den bisher ärmsten Ländern unserer Reise. Gerade mal 49% der Frauen und 71% der Männer sind in der Lage zu lesen und zu schreiben. Die von unseren Tauschhandel übrig geblieben Hefte, Farb- und Bleistifte habe deshalb auch schon mal bereit gelegt.

Mr. Mohamed, unser Agent, weiß auch schon Bescheid, dass wir morgen ankommen werden und fängt schon einmal an unsere Einreise und Diesel für Moya zu organisieren. Wir sind schon sehr gespannt auf die kleine Stadt und freuen uns auf Schwarzafrika.

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