Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
31 °C
Schwache Brise aus Nordwest
05.04.2019 - Rotes Meer, 15°46' N / 41°21' O

Tag 22: Wir verlassen die Piraten Allee

Heute werden wir die militärisch kontrollierte Zone, auch high risk area oder Piraten Allee genannt, verlassen. Nachdem wir doch sehr lange überlegt und Risiken abgewogen haben, bevor wir unsere Entscheidung gefällt haben in dieses Gebiet zu segeln, würde ich gerne noch einmal die Gelegenheit nutzen und unsere Einschätzung der Lage zusammen fassen:

Unserer Meinung nach war es kein Zufall, dass unsere Passage ins Rote Meer unproblematisch und sicher verlief. Die Anti-Piraten Koalition leistet hier großartige Arbeit. Viele Nationen sichern in systematischer Zusammenarbeit die Sicherheit in einem schmalen Korridor durch den Golf von Aden bis ins Rote Meer hinein. Dieser Korridor, der IRTC, ist zusammen mit den sich anschließenden Schifffahrtsstrassen ins Rote Meer ca. 650 Meilen lang und hoch frequentiert. Während unserer etwa fünf tägigen Überfahrt haben wir in ihm hunderte von Schiffen gesehen. Das waren hauptsächlich Tanker und Containerschiffe, aber auch einige Segler und Kreuzfahrtschiffe. Jeden Tag wurden wir mindestens einmal von einem Militärflugzeug überflogen, das aktiv den Funkkontakt mit uns suchte und sich erkundigte, ob alles in Ordnung an Bord ist. Kriegsschiffe haben wir nur ein Einziges real gesehen und keins am AIS, was aus zwei Gesichtspunkten auch durchaus Sinn macht: Zum einen wäre es wohl kontraproduktiv, würden die Kriegsschiffe ihre Position über AIS übertragen, dann würden potentielle Piraten zu jeder Zeit wissen wo sich ihre Kontrahenten aufhalten oder auch nicht. Zum anderen ist es logischer, wenn die Kriegsschiffe nördlich und südlich außerhalb des Korridors patrouillieren, um die Lage zu sichern, als zwischen dem vielen Verkehr herum zu fahren. Über ihre Anwesenheit kann allerdings kein Zweifel bestehen, wir haben sie mehrfach täglich auf Kanal 16 und 8 untereinander und mit den Frachtern funken hören. Außerdem könnte auch der Empfang weit entfernter AIS Signal im Zusammenhang stehen mit der Anwesenheit von militärischen Schiffen oder Flugzeugen und der Verwendung von Repeatern. Im Korridor gab es schon seit vielen Jahren keinen erfolgreichen Piratenübergriff mehr, auch nicht auf Frachter, während außerhalb dieses Bereichs, z.B. vor der somalischen Östküste durchaus Piraten aktiv waren. Zum Beispiel gab es 2017 insgesamt 11 Fälle versuchter oder erfolgreicher Piraterie auf Frachtschiffe in der Region, aber eben außerhalb des Transitkorridors. Vermutlich würde die Piraterie auch im Korridor eine Renaissance durchleben, wenn das Mandat der Anti-Piraten Koalition erlöschen würde. So aber scheinen die Watchkeepers durch systematische, fortwährende, effektive Überwachung, die Kommunikation mit den Schiffen und ihre militärische Präsenz die Sache innerhalb des Korridors im Griff zu haben.

Insgesamt wird Piraterie gegen Segelyachten oft emotional diskutiert. Das ist auch keine Überraschung geht es dabei ja um das leibliche Wohl von Schiff und Crew. Schaut man sich aber nüchtern die objektiven Zahlen an, gibt es in den letzten Jahren jährlich weniger als eine handvoll Berichte über erfolgreiche oder versuchte Piraterie auf Segelbooten weltweit und das obwohl da draußen tausende von Booten über die Weltmeere fahren. Einfacher Diebstahl fällt hierbei nicht unter die Definition von Piraterie, sondern nur Fälle von unautorisiertem Eindringen und Entwendung von Eigentum unter Gewaltandrohung. Auch bei dieser Faktenlage bleibt die Risikobewertung letztendlich beim Kapitän einer jeden Yacht, der die Relevanz der schlimmen Einzelfälle für das Wohl seines Schiffes einschätzen muss. Wir würden unter denselben Voraussetzungen noch einmal die Passage ins Rote Meer machen, wir haben uns die gesamten 3 Wochen sicher und gut überwacht gefühlt.

Momentan segeln wir Full Speed gegen Norden. Der Wind wurde wie mit einem Schalter heute morgen angeschaltet und weht jetzt mit 30 Knoten (wieder viel mehr als vorhergesagt) von achtern. Moya rauscht nur so über die aufgewühlte See, ohne Grosssegel, nur mit Genua und Fock. Das Wetter hier im Roten Meer hat es wirklich in sich.

Zu diesem Eintrag gibt es einen Kommentar.
06.04.2019:
Kommentar from Martin ( Schwiegervater von Sarah)
wünsche euch eine gute Fahrt durchs Rote Meer.....der Wind könnte laut Vorhersage sich mit eurer Fahrt zu euren Gunsten wenden...