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14.11.2018 -Dili, Ost Timor

Papierkrieg in Dili

Erst seit 2002 ist Osttimor ein international anerkanntes, unabhänges Land, nachdem es zuvor erst von den Portugiesen, später dann von den Indonesiern kontrolliert wurde. Es ist 191 Mitglied der vereinten Nationen und eines der neust geborensten Länder der Erde. Wenn man durch Dili läuft ist der portugiesische Einfluss immer noch unverkennbar. Anders wie im nahe gelegenen Indonesien beherrschen Kirchen, anstatt Moscheen das Stadtbild, eine Jesusstatue überblickt den Hafen von Dili. Man findet in den Läden portugiesische Produkte von Pasteis de nata bis hin zu Vino Tinto vom Douro Fluss und die Menschen sprechen neben Tetum nicht Englisch sondern Portugiesisch.

Die Stadt ist in großen Teilen etwas verwahrlost, immer wieder kommt man an Häuser Ruinen und Abrissplätzen vorbei. Müll liegt herum, in manchen Stadtteilen gibt es sogar Tonnen zur Mülltrennung, die geflissentlich ignoriert werden. Als Touristen ist man hier weitgehend alleine, laut Lonely Planet (Stand 2008) sollen hier jedes Jahr nur ca. 1500 Touris herkommen. Entsprechend wenig touristisch entwickelt ist das Land und entsprechend einzigartig ist man als Weißer, vor allem als weißer, blonder 3 oder 5 jähriger. Die Jungs werden geliebt und müssen des öftern für Selfies mit den Locals herhalten. Denn anders als in PNG und Vanuatu haben die Menschen hier Handys, die Straßen sind geteert und es fahren Autos, Busse und Motorräder herum. Für uns war das gestern erstmal ein kleiner, lauter und schmutziger Schock nach den Wochen an abgasfreier, ruhiger Seeluft. Wir sind nun also zurück in einer Art von Zivilisation. Die Einreise hier war gestern Morgen unkompliziert und schmerzfrei, nachdem wir Immigration, Customs und den Hafenmeister gefunden hatten - aber danach ging die Odyssee erst los.

Manch einer hat sich inzwischen sicherlich schon gefragt „was wollen die eigentlich in Ost-Timor?“ und die Frage ist ziemlich pragmatisch zu beantworten: ein Visum für Indonesien! Eigentlich kann man mit unserem magenta farbenen Reisepass in Indonesien visumfrei einreisen, aber das Ganze ist auf 30 Tage beschränkt und nicht verlängerbar. Möchte man nun länger bleiben - immerhin besteht Indonesien aus über 18000 Inseln und ist kulturell gesehen ein großer Schatz - dann benötigt man auch als Deutscher ein vor Einreise in das Land erteiltes Visum.

In Dili liegt nun die nächste indonesische Botschaft an unserer geplanten Segelroute, aber ob es nicht schneller gewesen wäre ein Visum anderswo zu bekommen können wir momentan noch nicht sagen. Bei der Botschaft waren wir nämlich mittlerweile schon vier Mal und haben es bisher immer noch nicht geschafft, dass die Dame unsere Unterlagen entgegen nimmt. Bevor es los gehen kann muss der Name per email registriert sein. Danach müssen die richtigen Formulare ausgefüllt sein, Passbilder mit rotem Hintergrund werden gebraucht, die Pässe müssen kopiert sein (und nein der Kopierer nebenan kann nicht verwendet werden), die Crewlisten und Schiffsregistrierung müssen hinterlegt werden und ein ausgewiesener indonesischer Sponsor muss in einem Brief darlegen und unterstützen, dass wir nach Indonesien einreisen wollen. Alles eigentlich nicht sooo kompliziert, auch wenn wir im ersten Moment nicht wussten wo wir jetzt in Ost Timor einen Indonesier herkriegen sollen, der unsere Einreise befürwortet. Aber wofür gibt es das gute, alte Internet? Richtig tricky wird es erst, wenn die Informationen häppchenweise geliefert werden und den Inhalten der Botschaftswebsite teilweise widersprechen. Bei unserem letzten Besuch heute Nachmittag bemängelte Miss Indonesia, dass unsere Bewerbungsformulare nicht beidseitig bedruckt sind, sondern über 2 Seiten verteilt, nachdem sie unsere Zettel heute Morgen schon unkommentiert gesehen hatte und nur weitere Kopien haben wollte. Außerdem kann sie Unterlagen nur morgens zwischen 9 und 11 Uhr annehmen und natürlich kann sie die Pässe und Dokumente nicht auf ihrem Tisch liegen lassen und den Eingangsstempel morgen früh drauf machen, da müssen wir schon ein 5tes Mal kommen, sagte sie unwillig ohne den Blick von ihrem Handy zu nehmen.

Wir sind gespannt, ob wir morgen tatsächlich unsere Dokumente abgeben dürfen, lange Hosen ziehen wir jedenfalls an, dass es nicht wieder daran scheitert.

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