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Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
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vom
13.08.201911:45UTC+2
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Logbucheinträge imApril2019

30.04.2019 -Fury Shoal, Dolphin Reef, Ägypten, Rotes Meer

Zwischen Delfinen

Wow! Ich hätte niemals gedacht, dass man in freier Natur wirklich mit einer Schule Delfine schwimmen kann. Es war schon immer super, die Tiere am Bug von Moya schwimmen, springen und spielen zu sehen, aber zwischen den Tieren zu schwimmen ist eine einzigartige Erfahrung. Bestimmt 50 Tiere sind um uns herum geschwommen. Teilweise so nah, dass man die ledrige Haut anfassen konnte. Mama Define mit ihren Babys waren dabei. Einige Tiere schwammen im zweier Verband Bauch an Bauch. Anderer kuschelten in kleinen Grüppchen oder kabbelten sich. Sie hatten Spaß.

Dass wir Menschen zwischen ihnen herum paddelten waren sie längst gewohnt. Jedes der 17 Tauchschiffe, die an diesem Tag in der Lagune lagen, setzte seine um die 20 Tauchgäste ins Wasser, damit diese die Tiere aus der Nähe zu beobachten können. Wir hatten Glück, als wir mit Tilly in die Lagune hinüber tuckerten, waren wir zuerst alleine, erst später mussten wir die Tiere teilen. Der Menschenauflauf wurde uns bald zu viel, so dass wir zurück zu Moya flüchteten. Die Define aber sind munter weiter zwischen den Tauchbegeisterten umher geschwommen. Ganz ohne Scheu. Ob die Tauchboote die Tiere anfüttern wissen wir nicht, gesehen haben wir es zumindest nicht. Die Meeressäuger sollen sich fast täglich in der Lagune aufhalten. Der Name des Riffes ist also berechtigt.

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28.04.2019 -Fury Shoal, Dolphin Reef, Ägypten, Rotes Meer

Wir sind in Ägypten

Auf die Nase

Es dauerte einen ganzen Tag mehr als geplant, bis wir Moyas Bug an einer der Mooring Bojen hier am Riff vertäuten. Und dabei waren es nur 200 Meilen von Khor Shinab. Wir wollten einfach nicht die gesamte Strecke motoren und kämpften die Hälfte der Zeit unter Segeln, kreuzend gegen den Nordwind. Um das Kap Ras Banas pfeifft der Wind immer mit noch ein paar Knoten mehr herum. Es wäre gut gewesen hier bei Flaute oder Leichtwind vorbei zu kommen. Aber das Wetterfenster war kurz und bereits zu, als wir gestern Nacht schließlich am Kap vorbei kamen, bei 25 Knoten Wind auf die Nase. Schon tagsüber hatte der Wind zugenommen und wir hatten das Kneten des Brotteig auf den Boden verlegt, weil wir keine Chance mehr hatten, stehen zu bleiben ohne durchs Schiff zu fallen. Die Kinder hatten unsere Einkauftüten herausgekramt und sind damit mit Begeisterung über den Boden „Schlitten gefahren“. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie kreativ die kleinen Geister werden können.

Es wird kompliziert

In den letzten Wochen hörten wir im Internet, über E-Mail und im realen Leben Cruiser immer wieder sagen „I‘m fed up by the Egyptians“. Seit letztes Jahr im Oktober scheinen sie die Einreisegebühren in Port Ghalib verzehnfacht zu haben. Wer nach Hurghada will, muss nochmal und sogar noch tiefer in die Tasche greifen und das an Land gehen irgendwo anders muss trotzdem erstandenem Cruising Permit meist eine Tortur sein. In Suez wird jeder über den Tisch gezogen und nach Port Said soll man nur Segeln, wenn man bereits einen Platz in der Psychiatrie vorgebucht hat. Seit 1 April 2019 braucht man nun auch noch plötzlich eine Gelbfieberimpfung für die Einreise in Port Ghalib, falls man aus dem Sudan kommt. So die Meinungen der Yachties.

Dass zumindest einige dieser Brocken, die die Ägypter dem Yachttourismus in den Weg legen, nicht aus der Luft gegriffen sind haben wir auch schon erfahren. Das Angebot für unsere Einreise in Ghalib ist exorbitant und beinhaltet Unsinnigkeiten wie Automiete für Behördengänge, obwohl die Behörden sich vor Ort befinden und der Agent ein langjährigen Anbieter für Touren ins Landesinnere ist. Genau dieser hat seit kurzem das Monopol als Agent für die Einreise in Ghalib. Man nimmt es von den Lebenden. Andere Cruiser beginnen einen Boykott, aber uns bleibt kaum eine Wahl, schon jetzt gibt es nur Nudeln oder Reis zum Abendessen.

Auch die Küstenwache scheint übereifrig. Ein ägyptisches Kriegsschiff wies uns darauf hin in einem Sperrgebiet zu segeln, obwohl wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal in den ägyptischen Hohheitsgewässer befanden. Wir schauen mal wie es für uns weiter gehen wird und fragen uns schon jetzt, ob das Alles irgendwie mit dem Massentourismus zu tun haben könnte?

Am Delfin Riff

Dass es hier Touristen gibt, ist unbestreitbar. Als wir gestern Morgen nach Sonnenaufgang zwischen den Riffen den Weg in die Lagune suchten, lagen da bereits 10 große Motoryachten. Jede davon hatte eine ganze Ladung Tauchtouristen an Bord, die auf den Booten für ein oder zwei Wochen leben um die Riffe zu erkunden. Zu unserem Entzücken lagen auf der anderen Seite der Lagune aber auch zwei Segelboote, Melipal und Renegat. Die Malteser und Österreicher hatten zusammen mit Windchase nur 20 Meilen nördlich von uns die zehn Starkwindtage abgewettert. Wenn wir das gewusst hätten...

Wir zogen unsere Neoprenanzüge an und waren gleich nach dem Frühstück im Wasser. Das Wasser ist das erste Mal so kalt, dass wir die Anzüge wirklich brauchen. Wir verstehen nun, was der Australier Greg meinte, als er sagte „Greece is great, but the water is freezing“. Damals dachten wir noch, „der war noch nie in der Ostsee“, aber inzwischen scheinen wir auch verdorben zu sein. Obwohl die Delfine gestern nicht vorbei geschaut haben, war das Schnorcheln am Riff große Klasse. Das Wasser ist glasklar, so gute Sicht hatten wir, mal abgesehen von Sanganeb, seit den Tuamotus nicht mehr. Am Nachmittag hatten wir Spass mit den beiden anderen Crews. Es tat gut wieder einmal mit jemandem außerhalb der Familie zu sprechen. Wenn man hört „im nördlichen Roten Meer segelt man doch nicht“ fühlen sich die 120 Segelmeilen plötzlich wie eine kleine Heldentat an, anstatt zu denken „wieder nur ein Drittel des Weges gesegelt“.

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26.04.2019 -Rotes Meer, 22°23' N / 37°30 O'

On the road again

Windstille

Als wir gestern Morgen aufwachten fehlte etwas. Erst als ich ins Cockpit hinauf kletterte wurde mir bewusst was es war: Das Pfeifen des Windes. Moya schwamm im samtigen Wasser, spiegelglatt ohne die geringste Regung. 9 Tage lang zeigte ihr Bug Richtung Norden, nun hatte sie sich gedreht und hing locker am Gewicht ihrer Kette. Der fehlende Wind katalysierte unsere Aktivitäten. Innerhalb Minuten hatten wir gefrühstückt, uns fertig gemacht und Tilly gewässert. Wir tuckerten an Land. Endlich! Noch auf dem Wasser, schaltete sich der Wind wieder an. Von jetzt auf gleich. Wir konnten die Windgrenze auf dem Wasser klar ausmachen. Da war er also wieder, aber dieses Mal in humaner Stärke. Tilly sicher an einem Strauch vertäut, nahmen wir die Füße in die Hände um die Wüste zu erkunden. Wir fanden Grashüpfer, Sträucher, Kamelspuren und sehr viele Muscheln, die etwas fehl am Platz wirkten. Die Hügel am Rande des Marsas zogen uns an. Zwischen den scharfen Steinen suchten wir einen Weg hinauf. Von oben konnten wir weit in die Wüste hinein sehen und überlegten wie schrecklich es sein muss, durch die Wüste zu gehen und dann das Wasser des Marsas, Salzwasser, zu sehen.

Diktator Wind

Ohne Starkwind hätten wir gerne das Marsa noch näher erkundet. Zum ersten Mal sahen wir die Riffe von nahem. Das türkisblau Wasser, die bunten Korallen luden zum Schnorcheln ein, die Sandklippen zum Räubern. Trotzdem mussten wir weiter. Der Wind diktiert. Nach so langer Zeit in der Bucht wollten wir nicht riskieren, unsere Besuchszeit im Marsa weiter zu verlängern. Nur zwei Tage lang sollten die Nordwinde nachlassen. Aber nach unserem Besuch an Land wehte schon wieder eine frische Brise. Bedeutend weniger als die letzten Tage, aber nicht perfekt. Wir hoben den Anker und verließen den Schutz des Marsas. Die Wellen brachen sich an den Riffen rechts und links des Eingangs und den vorgelagerten Riffen, die unter diesen Bedingungen klar durch die weiße Gischt auszumachen waren. Der Schwell war noch beträchtlich. Stumpf unter Maschine dagegen anzubolzen, ist eine Möglichkeit, aber keine komfortable und auch keine schnelle. Stattdessen begannen wir zu Kreuzen und legten so ungefähr die dreifache Stecke zurück. Unser Plan, Samstag Morgen am Dolphin Reef zu ankern, ist jetzt schon obsolet. Mal sehen wie lange es dauern wird oder ob wir einen anderen sicheren Platz suchen müssen für die nächste Windwelle.

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27.04.2019:
Kommentar fromBirgit
Für die Einreise nach Ägypten braucht man ab dem 1.4. eine Gelbfieberimpfung wenn man aus dem Sudan kommt. Kein Witz!
29.04.2019:
Kommentar fromGerhard
Ihr seit ja schon in Ägypten und nach Marsa Alam ist es auch nicht mehr weit. Ein sicherer Hafen.
22.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

Sturm vor Anker

Der Osterhase war da

Kaum zu glauben! Gestern Morgen weckten uns die Jungs, weil sie erst bunte Ostereier, später dann sogar Osterkörbchen an Bord gefunden haben. Der sudanesische Hase hat es wohl irgendwie an Bord geschafft. Aber Schokoeier und Schokohasen gab es keine, die sind wahrscheinlich beim Weg durch die Wüste geschmolzen. Die Jungs freuten sich trotzdem ein Loch in Bauch. Wir hatten am Tag zuvor extra noch zusammen Osternestchen, Osterhasen und Hennen aus Hefeteig gebacken. Die waren eigentlich für den Osterhasen gedacht, aber der hat sie wohl nicht gefunden. Deshalb gab es zum Osterfrühstück auch etwas Abwechslung, denn unsere Vorräte sind mittlerweile recht ausgedünnt.

Gefangen an Bord

Es wird langsam Zeit, dass wir hier weg kommen. Schon seit einer Woche sitzen wir hier in der Bucht und waren immer noch nicht an Land. Es sind zwar alle wieder gesund, aber der Wind bläst immer noch ungebremst mit voller Kraft. 38 Knoten, zeigt unser Windmesser an, die Böen misst er nicht. Das ist stürmischer Wind. Und stürmisch ist es hier wirklich. Moya liegt vor Anker auch ohne Segel leicht gekränkt im Wasser. Obwohl man unseren Windpropeller meistens nicht hört, gibt er inzwischen Geräusche von sich, als ob Moya demnächst abhebt. Wir schalten ihn deshalb meistens aus, nur wenn der Wassermacher an ist läuft er und macht danach die Batterien im Handumdrehen wieder voll. Tilly liegt auf dem Vordeck, es ist undenkbar sie bei diesem Wind ins Wasser zu setzen. Selbst ein Teller mit Kartoffelschalen wurde Christian aus der Hand gerissen, als er die Schalen ins Wasser werfen wollte.

Unser Anker hielt prima bis heute Nachmittag der Wind noch ein Schippchen drauf legte. Wir Eumel hatten noch nicht einmal die komplette Ankerkette im Wasser. Peinlich! Moya stellte sich erst quer, dann fingen wir langsam an Richtung Riff zu draggen. Noch bevor der Ankeralarm piepte war ich im Cockpit und Christian am Zündschlüssel. Wir holten das Eisen aus dem Wasser mit eingespielten Handzeichen. Mit Rufen kann man sich schon lange nicht mehr verständigen. Das Pfeifen des Windes übertönt alles andere. Die Übung am Anker zahlte sich aus, nach einer halben Stunde lag Moya etwas weiter vom Riff entfernt. Der Anker hält, dieses Mal mit voller Kettenlänge. Da für Morgen ähnliches Wetter vorhergesagt ist, werden wir wohl gegen Abend, wenn der Wind in der Regel etwas nachlässt, unseren Zweitanker an unsere Ankerkette schäkeln, um noch mehr Gewicht ins Wasser zu kriegen und den Zug am Hauptanker zu verringern. Spätestens dann sollten wir sicher liegen. Über einen so langen Zeitraum so viel Wind hatten wir seit Kolumbien nicht. Man könnte denken, dass der Mittelmeerraum irgendwann keine Luft mehr haben sollte. Wir drücken die Daumen, dass der Spuk in drei Tagen zu Ende ist.

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19.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

Ostervorbereitungen in der Wüste

Nordwind

Pünktlich kam der Wind und bläst seither kräftig aus Norden. So stark, dass wir die letzten drei Tagen nicht von Bord gegangen sind. Obwohl wir in dem seeähnlichen Marsa liegen, bauen sich selbst über die nur wenigen Meter vom Land Wellen auf. Ein Übersetzen mit Tilly wäre vermutlich eine nasse Angelegenheit. Irgendwie hat unsere Situation momentan was von Überfahrt, nur dass wir Schlafen können.

Unsere Bord Apotheke wird gebraucht

Aber nicht nur das Wetter hielt uns davon ab, die Wüste zu erkunden, sondern auch Joshi, der sich seit unserer Ankunft in der Bucht nur mühevoll durchs Boot schleppte. Er klagte erst über Kopf- und Bauchschmerzen, dann auch über Halsschmerzen. Tatsächlich waren seine Mandeln mit weißen Eiterstipchen überzogen und er hatte Fieber, so dass ich ihn vor zwei Tagen auf Antibiotika setzte. Als gestern Morgen die Medikamente kaum Wirkung zeigten, riefen wir die funkärztliche Beratung in Cuxhaven an und arbeiteten mal wieder an Notfallplänen. Gegen den starken Wind zwischen den Riffen nach Ägypten zu kreuzen halten wir für sehr schwierig und vielleicht sogar unsicher, zurück nach Port Sudan fahren wäre eine sichere Möglichkeit würde uns aber um Tage zurückwerfen und wir wären immer noch im Sudan mit eventuell nicht westlichem Gesundheitsstandard. Ähnlich wäre das, wenn wir mit Tilly an Land gefahren wären und ein Auto zu der Straße, die hier am Marsa vorbeigeht, bestellt hätten, um nach Port Sudan zu fahren. Wahrscheinlich wären wir einmal über das rote Meer nach Jeddah gesegelt. In Saudi Arabien, darf man nur in Notsituationen anlegen, die mit einem kranken Kind an Bord ja gegeben wäre, außerdem würden wir erwarten, dass die medizinische Versorgung dort besser ist als im Sudan. Soweit kam es aber nicht.

Das Telefonat mit dem Arzt aus Cuxhaven, beruhigte mich. Er bestätigte meine laienhafte Diagnose, sowie Dosis und Medikation für Joshi. Außerdem stellte er uns Hilfe in Aussicht, falls das Antibiotikum auch weiterhin nicht wirken sollte und wir ein Krankenhaus brauchen sollten. Die funkärztliche Beratung berät vor allem die Berufsschiffe und ist mit ähnlichen Zentren in der ganzen Welt vernetzt. Das Telefonat hat seine Wirkung nicht verfehlt, nur einige Stunden später ging es Joshi schon deutlich besser und heute ist er schon wieder am Räubern.

Karfreitag am Wasser

Während der Wüstenwind Moya mit Sand eindeckt, verbringen wir auch den heutigen Tag innen. Ob sich der Osterhase in die Wüste verirrt und dann auch noch zu uns übersetzen kann, ist fraglich, aber falls er es schaffen sollte, würde er sich freuen. Die Jungs haben Bilder für ihn gemalt, Eierbecher gebastelt und Eier ausgeblasen, bemalt und den Salon damit dekoriert. Mal schauen was uns sonst noch so einfällt.

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16.04.2019 -Khor Shinab, Sudan

In Deckung in einem Marsa

Marsas das sind tiefe, flussartige Einschnitte des Meeres ins Land. Rechts und Links sind diese Meeresarme normalerweise ausgekleidet von Korallenriffen. Khor Shinab ist ein großes Marsa und führt sogar mehrere Meilen hinein ins Land, zwischen Hügelketten hindurch bis in die Wüste Nubia. Hier liegen wir seit dem späten Nachmittag und mehreren Stunden Suche nach einem geeigneten Platz vor Anker.

Schon draußen am Sanganeb Riff, gestern bei unserem kleinen Abstecher zu den Talia Inseln und nun wieder heute hatten wir Schwierigkeiten guten Ankergrund zu finden. Der Meeresboden scheint hier im roten Meer fast überall von Korallen bedeckt. Richtiggehende Korallen Canyons gibt es da unten. Das Gelände ist sehr uneben und das Wasser meist zu flach oder zu tief zum Ankern. Auf Koralle ankern wollen wir schon vom Umweltgedanken her nicht, aber selbst wenn wir den mal zur Seite schieben würden, würde der Anker auf Koralle schlecht halten und das Risiko wäre hoch ihn zu verlieren, da er sich irgendwo unwiederbringlich festhaken könnte. So fürchterliche Ankergründe wie hier im roten Meer hatten wir auf unserer Reise noch nirgendwo. Jedes Mal wenn das Eisen endlich hält ist mir die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.

Der Anker hält momentan gut, das sollte er auch, denn ab heute Nacht sind für 10 Tage starke nördliche Winde angesagt. Noch können wir uns das kaum vorstellen, Moya liegt hier bei absoluter Windstille. Aber wir haben schon vor einigen Tagen gesehen, dass der Wind hier wie von einem Schalter ein und ausgeschaltet wird. Auch heute Nacht soll er innerhalb einer Stunde um 180° seine Richtung ändern. Wir hatten gehofft die Windchase in unserem Marsa wieder zu treffen, aber leider sind wir hier alleine. Es gibt auch kein Dorf, nur Wasser, Wüste und Moya. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die 10 Tage bis zu unserer Weiterfahrt ziehen könnten. Aber es hilft nichts, 30 Knoten Wind sollten wir besser aussitzen.

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14.04.2019 -Sanganeb Riff, Sudan

Ein Leuchtturm, 6 Männer und eine unglaubliche Unterwasserwelt: Sanganeb

Trotz des guten Wetterfensters wollten wir uns einen Stopp am Sanganeb Riff nicht entgehen lassen. Das Riff mit dem 50 Meter hohem Leuchtturm drauf, liegt direkt vor der Haustür von Port Sudan und ist ein Geheimtipp unter Tauchern. Abgesehen vom Leuchtturm gibt es kein Land, aber ein riesiges Korallenriff mit einer Lagune in der Mitte.

Ganz langsam segelten wir die nur 40 Meilen von Suakin durch die Nacht, um nicht zu früh am Riff anzukommen. Es war kalt, ein Vorgeschmack auf das Mittelmeer, Zeit unsere Decken heraus zu kramen. In der Dunkelheit ist die Durchfahrt ins Innere der Lagune unmöglich und auch das Anlegen an dem langen Holzpier, der über einen Teil des Riffs führt, wäre definitiv ein Drahtseilakt. Im Morgengrauen kamen wir am Leuchtturm an, mit jeder Minute und steigender Sonne war das Riff besser auszumachen. Wir hatten uns vorgenommen mit einer Leine am Pier festzumachen und Moya vom ablandigen Wind nach hinten treiben zu lassen. Direkt vor dem hohen Anleger, mit den Wellen und Wind gegenan, erschien uns die Idee plötzlich aber gar nicht mehr so gut. Stattdessen fuhren wir durch den Pass ins Innere der Lagune. Die Suche nach einem geeigneten Ankerplatz zog sich. Die Lagune war tief, uneben und von Korallen bewachsen. Wir wollten schon aufgegeben, als wir dann doch noch einen großen, weitgehend Bommie freien Sandflecken direkt vor dem Riff entdeckten (19°44.0' N, 37°26.9' O). Das Eisen hielt sofort.

Nach dem Frühstück tuckerten wir hinüber zum Leuchtturm, um den Leuchtturmwärtern einen Besuch abzustatten. Was in Europa und vielen Teilen der sonstigen Welt vollautomatisiert ist, wird hier noch vom Menschen überwacht. Sechs Mann leben zusammen für zwei Wochen am Leuchtturm, um danach einen Monat im Hafen von Port Sudan zu arbeiten. Osman, der charismatische Chef, nahm uns unter seine Fittiche und lud uns erstmal zum gemeinsamen Frühstück mit seinen Männern ein. Es gab eine Art Pfannkuchen mit einer braunen, schleimigen Paste. Keine Ahnung was das gewesen ist. Alle aßen aus einer großen Schüssel mit der rechten Hand und schmunzelten gutmütig als Joni sein erstes Stück mit links abriss. Wir saßen im Vorhof vor dem Leuchtturm unter einer Pergola, ringsum umgeben von den unglaublichen Blautönen der See. Es war einfach wunderbar und wieder einmal war die Gastfreundschaft so armer Menschen schlicht großartig. Osman spricht hervorragend Englisch, fast jeden Tag hat er Besuch von einem der Tauchboote, die mit ihren internationalen Gästen zum Riff zum Tauchen kommen. Er erklärte uns die Technik des Leuchtturms während die Jungs viel Spaß mit einer Lore auf Schienen hatten, über die normalerweise die Versorgung vom Pier bis zum Turm transportiert wird. Wenig später standen wir oben auf dem Turm, direkt neben der großen Glühbirne, der Wind wehte uns um die Nase. Wir bewunderten die umwerfende Aussicht über das Riff und die echt afrikanische Technik. Der Capitano staunte und hatte seinen Spaß, aber auch er sah ein: es funktioniert.

Am vorderen Ende des Stegs bildet das Riff eine senkrechte Wand. Der Meeresboden fällt von Null auf mehr als dreißig Meter ab. Vom Pier aus schaut man nach unten wie in ein offenes Aquarium. Die bunten Fische tummeln sich im glasklaren Wasser an der Korallenwand. Zum Tauchen ist das ein Paradies, aber auch das Schnorcheln war weltklasse mit vielen kleinen Rifffischen, Clownfische, Doktorfische, Schmetterlingsfische und vielen anderen, aber auch den großen Jägern, die hier an der Wand nach Beute suchten. Bemerkenswert fand ich, dass die Fisch gar keine Scheu besaßen und ich überraschend nah an sie heran schwimmen konnte. Dazwischen wuchsen Korallen in vielen Farben und farbenprächtige Riesenmuscheln. Natürlich war ausgerechnet heute die Unterwasserkamera nicht dabei. Schön war es auch undokumentiert.

Ohne einen Kaffee und eine Fanta ließ Osman uns nicht gehen, so dass wir erst am Nachmittag wieder Richtung Norden gestartet sind - nicht ohne eine Einladung zum Abendessen zu bleiben. Was für herzliche Menschen, was für eine beeindruckende Natur, was für ein toller Tag!

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13.04.2019 -Suakin, Sudan

Kommunikation anders

Der Plan für den heutigen Tag war, kurz an Land gehen, um Mr. Mohamed unsere restlichen Spielsachen und Kinderkleidung in die Hand zu drücken und beim Markt vorbei zu schauen und dann den Anker zu heben und Richtung Norden zu segeln. Der Nordwind soll bis einschließlich Dienstag etwas nachlassen, so dass wir das Wetterfenster nutzen wollen, um weiter nach Norden zu segeln. Genauso haben wir es dann auch gemacht - mit einigen Umwegen.

Schon vor den Frühstück fiel mir ein, dass ich ganz verbaselt hatte mit einem Agenten in Ägypten in Kontakt zu treten. Internet wird es vermutlich erst dort wieder geben, also verbrachte ich erstmal einige Zeit vor dem Rechner. Es dauerte bis wir endlich mit drei vollen Taschen bepackt und Jonis’ Laufrad an Land standen. Nur heute war Mr. Mohamed nicht aufzutreiben. Letztendlich ließen wir die Sachen in der Obhut eines Mannes, der uns versprach Alles weiter zu geben. Eigentlich ist ja auch egal wie die Kleidung und Spielsachen unter die Kinder gemischt werden. Kaum waren wir weiter gegangen kam uns eine Gruppe Kinder entgegen und ich bedauerte sofort nichts mehr zum Verteilen zu haben. Ein kleiner Junge zog ein selbstgebasteltes Auto hinter sich her. Die Karosserie war ein Teil eines leeren Kanisters, die Achsen Nägel und die Räder Verschlusskappen.

Wir suchten ein Tuktuk, um zur Markthalle zu fahren, fanden aber erstmal keins, also gingen wir in das Teehaus und tranken Jelaba und Kaffee. Im Schatten saßen fast zwanzig Mann mit den kleinen Kaffee Fläschchen in der Hand und suchten Schutz vor der Mittagshitze. Um diese Tageszeit waren viele der Männer mit weißem Turban unterwegs. Sie winkten uns heran und versuchten sich mit uns zu unterhalten. Ohne Arabisch, kommt man hier allerdings nur mit Händen und Füssen weiter. Englisch spricht fast keiner. Selbst den Bäcker konnten wir nicht ausfindig machen, obwohl wir unzählige Male nach Brot gefragt haben und hier Viele mit Tüten voller kleiner Fladenbrote herumlaufen. Es lag nicht daran, dass die Menschen sich nicht bemüht hätten uns zu helfen. Das ist wirklich Schade, denn durch die Sprachbarriere können wir leider nur einen Bruchteil der hiesigen Kultur kennen lernen.

Es war trotzdem etwas ganz Besonderes, in der Mittagshitze zwischen den Männern im Schatten zu sitzen und das Treiben auf der Straße zu verfolgen. Gerade war der Wassermann mit seinem Eselkarren da und brachte das Wasser zum Teekochen mit aufgeschnittenen Kanistern, abgefüllt aus dem kleinen Metalltank der von seinem Esel gezogen wurde. Ab und zu huschte eine Frau über die Straße und verschwindet in einem Laden. Zwei Jungs ritten auf einem Esel vorbei. An der Ecke melkte ein Mann eine Ziege. Gegenüber hielt ein Taxi Tuktuk und kaufte eine Gasflasche. Unser Kaffee war gerade leer geworden und wir fragten, ob er uns mitnehmen würde, Mr. Mohamed hatte uns das Wort Markthalle auf Arabisch auf Band gesprochen. Der Mann lachte, brachte uns hin und weigerte sich standhaft Geld von uns zu nehmen.

In der Markthalle wurde nicht nur Obst und Gemüse verkauft, es gab auch Fleisch, das aufgehängt an der Luft hing. Nur Brot fanden wir wieder nicht. Auch nicht nebenan in den vielen kleinen Läden, die ein überraschend großes Sortiment an Waren anboten, von Lebensmittelknappheit war hier wenig zu spüren. Statt Brot kauften wir also Mehl zum Backen, tiefgekühltes Hackfleisch und ein Hähnchen.

Mit Wellenbewegungen mit der Hand zeigten wir unserem Tuktuk Fahrer wo wir hin wollten. Wenig später setzte er uns am Hafen ab. Eine neue Yacht war angekommen - Miss Cat. An Bord, der französische Captain und ein deutsches Paar, das in Suakin abgesetzt werden sollte. „Oh weh, da habt ihr ja jetzt ein Problem mit der Ausreise, bei den geschlossen Grenzen.“ Aber die beiden schüttelten lächelnd die Köpfe. „Nein, wir wohnen hier.“ Auf unserer Reise haben wir in fast allen Ländern Deutsche getroffen, wir sind wirklich überall. Nur Schweizer und Australier haben wir ähnlich häufig getroffen. Es ist immer wieder toll sich mit Expats zu unterhalten, fast jeder hat da eine interessante Geschichte zu erzählen. Heute erfuhren wir ein bisschen von der UN Blauhelm Mission in Darfur und die Arbeit für die deutsche Botschaft. Leider mussten Mike und Janine dann viel zu schnell los, um ihren Flieger nach Khartoum zu erwischen, wo sie leben und heute Abend mit den Menschen feiern wollen.

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12.04.2019 -Suakin, Sudan

Trostloses Alt Suakin

Jedes Mal wenn wir am Tor zu Alt Suakin vorbei gelaufen sind kam ein Mann lachend auf uns zu und winkte. Immer vertrösten wir ihn - später. Am Nachmittag dann traten wir endlich durch das Tor auf die kleine Insel. Hier steht wirklich gar nichts mehr von den alten aus Korallenblöcken gebauten Gebäuden. Allerdings fängt inzwischen die Türkei hier an, Gebäude wieder aufzubauen. Da scheint es eine gute Verbindung zwischen dem Sudan und der Türkei zu geben. Zwischen dem ganzen Korallengeröll liegen große zurecht gehauene Steinblöcke und ganz hinten wird doch tatsächlich gebaut. Es ist definitiv ein Großprojekt sich durch das Geröll des letzten Jahrhunderts zu arbeiten, aufzuräumen, was hier sonst keiner tut, und etwas Neues zu beginnen. Mr. Mohamed fuhr uns nach dem Spaziergang durch diese trostlose Szenerie mit seinem uralten Mercedes ins neue Suakin, das einige Kilometer entfernt liegt. Dort gab es richtige Straßen, Geschäfte und normale Häuser. Nicht der komplette Sudan besteht aus Trümmern. Ich bin froh dort gewesen zu sein, um mein Bild von dem Land wieder gerade zu rücken. Das beste war aber, dass er uns in ein Restaurant gebracht hat, das diesen Namen verdient. Es gab dort nur ein Gericht, gegrilltes Hähnchen mit Brot und Dips aus Linsen und Bohnen. Alles natürlich ohne Besteck, wie überall. Es war unser erstes Fleisch seit Wochen und schmeckte nicht nur deshalb himmlisch. Mit Kugelbäuchen verließen wir satt den Laden. Heute war Instandhaltung und Socialising angesagt. Die Winschen im Cockpit waren immer schwergängiger geworden und mussten dringen gewartet werden. Eine tagesfüllende Aufgabe. Die Einladung bei der Windchase war da eine willkommene Abwechslung. Die Kinder fanden es ohnehin großartig mal wieder auf einem anderen Boot zu sein, sogar einen Bootshund gab es.

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11.04.2019 -Suakin, Sudan

Putsch im Sudan: Es geht heiss her - aber nicht hier

Gestern Abend haben wir es doch noch an Land geschafft. Wir tuckerten mit Tilly hinüber zu der kleinen Insel. Es gab keinen Steg an dem wir anlegen konnten, wir banden die Festmacherleine an einem Seil im Boden an. Auf den Steinen lagen einige Reifen, so dass wir aus unserem kleinen Gummiboot aussteigen konnten. Wir standen direkt in den Ruinen. Sie sind hier überall, nicht nur auf der kleinen Insel sondern erstrecken sich auch entlang des Hafens. Kaum ein Gebäude ist mehr als solches zu erkennen, beschädigt sind sie alle, sogar die Moscheen. Bereits an Bord war mir aufgefallen, dass ich den Muezzin gar nicht höre. Jetzt sehe ich, dass der einfach ohne Lautsprecher zum Gebet ruft. Die Menschen leben in, ich weiß nicht, Bretterbuden wäre eine Übertreibung, zwischen den Trümmern. Wir treffen fast nur Männer und Kinder auf der staubigen, gestampften Straße, fast keine Frauen. Alle sind wahnsinnig nett und begrüßen uns lachend mit Welcome oder Assalamu Alaykum. Es ist sehr schmutzig, vor allem staubig, und ich frage mich wie zum Teufel die Männer ihre schneeweißen Roben in all dem Dreck sauber kriegen. Die Kinder sind neugierig und sagen Hallo. Wir laufen ein bisschen durch die Straßen und sind gar nicht mehr so sicher, ob wir wirklich an Land essen wollen. Fleisch auf keinen Fall, die Gefahr krank zu werden erscheint gross. Wir wagen uns dann doch in eine der Bretterbuden und ich bin erleichtert als wir frittierten Fisch, Brot und original versiegelte Flaschen Sprite serviert bekommen. Es war sehr lecker.

Heute Morgen haben wir dann den Gemüse Markt gefunden mit vielen kleinen Ständen. Jetzt haben wir wieder Tomaten, Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, Auberginen, eine Art Gurken, Bananen, Melonen und Orangen an Bord und ich freu mich jetzt schon auf einen Tomatensalat. Spannend war das Abwiegen der Waren, ein Kilo Tomaten wurden einfach mit dem gleichen Metallklotz gegen gewogen als die zwei Kilo Kartoffeln. Dass hier Bildung hier wirklich im Argen liegt, konnten wir dann auch gleich feststellen, als der Mann am Marktstand nicht zu überzeugen war, dass er uns zu viel Wechselgeld gegeben hat. Moyas Tank ist auch schon wieder voll, der Capitano hat dafür am Morgen hart mit zahlreichen Kanistern gearbeitet.

Ihr seht also, dass uns das Geschehen in Khartoum fast unberührt lässt. Das einzige was wir von der militärischen Übernahme und dem Abdanken des Präsidenten mitbekommen haben ist, dass die sozialen Netzwerke blockiert und einige Internetseiten zensiert sind. Wenn ich nicht in die Nachrichten geschaut hätte, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass hier ein Putsch statt gefunden hat. Uns geht’s gut. No worries!

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10.04.2019 -Suakin, Sudan

Immer noch an Bord

Oh ist das gemein. Jetzt ist es schon 16:00 Uhr und wir sitzen immer noch an Bord. Seit heute Morgen um 9:00 Uhr liegt Moya vor der kleinen kreisrunden Insel von Alt-Suakin vor Anker und wir können schon mal von Bord aus einen Blick auf die Ruinen des einst wichtigen Seehafens werfen. Aber leider eben immer noch von Moya aus. Dabei jucken die Beine. Sie würden gerne an Land Auslauf bekommen.

Die Korallengebäude aus einer anderen Zeit sind komplett in sich zusammen gefallen. Alt-Suakin sieht aus, wie nach einem großen Erdbeben oder so wie ich mir eine Stadt nach Bombenbeschuss vorstelle. Dabei ist die Stadt schon seit vielen Jahrzehnten beschädigt und verfällt im Laufe der Zeit immer mehr, bis heute kaum mehr Gebäude erkennbar sind. Seit der Gründung von Port Sudans zu Beginn des letzten Jahrhunderts verlor Suakin seine Bedeutung als einzige Hafenstadt des Sudans und wurde zur Geisterstadt. Sowohl der Markt, als auch die Geschäfte sollen sich trotzdem hier befinden, auch wenn das von unserer Position aus vor dem Fischerhafen kaum vorstellbar ist. Wir werden sehen.

Mr. Mohamed war vor zwei Stunden bei uns an Bord, wir füllten zusammen die Papiere aus, nun schlägt er sich durch den Papierkrieg mit den Behörden. Wir sind inzwischen immer noch „gefangen“ an Bord, aber wenigstens haben wir bereits Internet (das funktioniert hier überraschend gut) und einige sudanesische Pfund, so dass wir direkt übersetzen können, sobald wir unsere Pässe und die Hafenpässe in den Händen halten.

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09.04.2019 -Rotes Meer, 18°28' N / 38°11' O

Tag 26: Suakin wir kommen

Der ersehnte Wind ist dann doch noch gekommen. Erst tatsächlich von Süden, dann aber leider relativ schnell von Osten und inzwischen von Nordosten. Der direkten Kurs ist nicht zu halten, wir kreuzen auf. Es sind aber nur noch 70 Meilen bis nach Suakin, wir werden also Morgen unseren Landfall im Sudan machen.

Inzwischen schlängeln wir uns zwischen den vorgelagerten Riffen hindurch und bereiten uns auf Suakin vor. Die Jungs haben am Morgen schon eine große Tasche mit einem Teil ihrer Spielzeuge zusammen gepackt, die sie den armen sudanesischen Kindern schenken wollen. Die Trennung von ihren Lego Duplo und sonstigen Sachen war gar nicht so einfach für sie, aber dass andere Kinder gar nichts zum Spielen haben wollten sie noch weniger. Während dessen sortierte ich die Kleider der Kinder noch einmal durch, vermutlich werden wir auch für die aussortieren Sachen dankbare Abnehmer finden. Immerhin lag der Sudan in 2013 (neuere Daten habe ich nicht da) beim Human Development Index (HDI) gerade mal auf Platz 166 von insgesamt 187 bewerteten Ländern und gehört daher zu den sehr armen Ländern der Erde. Der Index berücksichtigt aber nicht nur das Bruttonationaleinkommen pro Kopf eines Landes sondern auch Lebenserwartung, Lebensstandard und Bildung der Menschen. Die Menschen im Sudan haben laut dem HDI sogar noch schlechtere Chancen auf menschliche Entwicklung als die Menschen in Papua-Neuguinea (Platz 157) und Vanuatu (Platz 131), den bisher ärmsten Ländern unserer Reise. Gerade mal 49% der Frauen und 71% der Männer sind in der Lage zu lesen und zu schreiben. Die von unseren Tauschhandel übrig geblieben Hefte, Farb- und Bleistifte habe deshalb auch schon mal bereit gelegt.

Mr. Mohamed, unser Agent, weiß auch schon Bescheid, dass wir morgen ankommen werden und fängt schon einmal an unsere Einreise und Diesel für Moya zu organisieren. Wir sind schon sehr gespannt auf die kleine Stadt und freuen uns auf Schwarzafrika.

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08.04.2019 -Rotes Meer, 17°37' N / 39°28' O

Tag 25: Endlich Land

Nach 24 Tagen auf dem Wasser waren wir gestern das erste Mal wieder an Land. Das war zwar nicht so ganz legal, aber die Hitze an Bord war nur schwer zu ertragen. Die Luft stand, die Sonne brannte mächtig auf uns herab. Wir badeten von unserer Badeplattform aus, bliesen ein Minischlauchboot auf, und die Kinder verwendeten es auf dem Achterdeck als Planschpool. Aber es war einfach nicht dasselbe, als im Sand zu buddeln und sich die Füße auszutreten. Der schöne weiße Sandstrand winkte so auffällig er konnte. Auf der kleinen Sandinsel schien es nichts zu geben, außer Sand, Wasser und viele, viele Möwen. Wir machten also doch noch Tilly startklar und tuckerten hinüber. Das grünliche Wasser war glasklar. Im fünf Meter tiefen Wasser konnten wir genau die kleinen Korallenpatches sehen und einige Fische, die dazwischen herum schwammen.

Auch an Land war es heiß, kein Schatten weit und breit. Wir stellten unseren Sonnenschirm auf und bekamen erst einmal eine Ladung Rost über die Füße. Ein neues Opfer der Salzwasseratmosphäre, sie hatte ihn von innen rosten lassen. Einmal stand er noch. Die Kinder vergnügten sich inzwischen damit über den Strand zu fetzen und die Möwen zu jagen. Bei unserem Strandspaziergang fanden wir tausende von Einsiedlerkrebse, einen wunderschönen Krebs, mehrere schöne Muschelschneckenhäuser und einen riesigen Schädel eines Vogels, vielleicht eines Pelikans. Trotz Schwimm-T-shirts und Lichtschutzfaktor 50 Sonnencreme mussten wir unsere Sachen schon relativ schnell wieder zusammen sammeln, man merkt dass hier die Wüste nicht weit entfernt ist.

Gegen Abend entschieden wir noch ein bisschen Diesel zu verfeuern und uns wieder auf den Weg nach Norden zu machen. Zum Glück ist unser Tank immer noch fast halbvoll. Jetzt warten wir angespannt bei absoluter Windstille auf den ersehnten Wind aus Süden.

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09.04.2019:
Kommentar fromAndré, SY Mirabella
Grandios! Immer wieder schön von euch zu lesen.
07.04.2019 -Entaasnu, Eritrea

Tag 24: Gegenwind

Wer gut auf unsere Position geachtet hat, ist bestimmt schon ausgefallen, dass wir an Massawa, unserem geplanten Zielhafen, vorbei gesegelt sind. Das liegt nicht daran, dass wir Eritrea doof finden oder Massawa nicht gerne gesehen hätten, die Stadt hat ja eine sehr dichte Geschichte, sondern wieder einmal am Wind.

Das rote Meer ist mit seiner Großwetterlage berechenbar. Im Winter weht im südlichen Teil, hauptsächlich ein Wind aus Süden während im nördlichen Teil der Wind aus Norden bläst. Dazwischen, so ungefähr auf Höhe der Grenze Eritrea-Sudan befindet sich eine Konvergenzzone, in der alle möglichen unmöglichen Wetterphänome auftreten. Im Sommer gibt es im gesamten roten Meer fast ausschließlich Wind aus Norden, für uns also Gegenwind. Zusätzlich treten lokale, schlecht vorhersagbare Effekte auf; das ist der Khamsin im Norden, ein heißer und trockener Wüstenwind, der viel Staub und Sand aus der Sahara mitbringt, der Belat im Süden, der in Sturmstärke von den Bergen der arabischen Insel herabweht und die See ordentlich aufmischt, der Haboob der auch mit Sturmstärke an der sudanesischen Küste wütet und der Kharif, der aus Somalia her bläst. Das Wetter im roten Meer ist also positiv formuliert eine Herausforderung.

Wir versuchen momentan die letzten Lüftchen aus Süden mit zunehmen, um dem Gegenwind möglichst lange aus dem Weg zu gehen, und haben deshalb entschieden noch ein paar Tage länger mit unserer leeren Kombüse zu leben und direkt Suakin im Sudan anzulaufen. Für Morgen war eigentlich einer, der auf unserer Höhe seltenen Winde aus Süden vorhergesagt, aber momentan sieht es schon wieder so aus als ob er es vielleicht doch nicht zu uns schafft.

Gestern sind wir bis zu der Insel Harmil gesegelt, um auf der Südseite der Insel Schutz gegen die nördlichen Winde und Wellen zu suchen. Der Anker war noch nicht richtig eingefahren, da raste auch schon ein kleines offenes Boot auf uns zu. 3 Mann waren an Bord, sie wollten unsere Papiere sehen, wussten dann aber nicht so richtig, was sie mit uns machen sollten. Irgendwann zogen sie mit unserem Papierkram ab und versprachen später wieder zu kommen. Ich war nervös, der Capitano tiefenentspannt, auch noch nach fünf Stunden. Kurz vor Sonnenuntergang kamen sie dann doch noch und verscheuchten uns aus der Bucht. Harmil sei Millitärzone, wir können aber vor der Nachbarinsel Entaasnu ankern. Dort liegen wir jetzt, wenn auch nicht ganz so gut geschützt.

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08.04.2019:
Kommentar fromGabi
Super gemacht bisher, aber ihr denkt schon an den Krieg im Sudan. Wenn ihr im Sudan Proviant bunkern wollt, befürchte ich, dass ihr eure letzten Dosen an die hungernde Bevölkerung spenden werdet. Hoffe, dass ich zu schwarz sehe. Weiterhin gutes Gelingen. Gabi
06.04.2019 -Rotes Meer, 16°27' N / 40°10' O

Tag 23: Schätze des Meeres

Gestern Morgen hatten wir zum ersten Mal überhaupt einen Blauflossen Thunfisch an der Angel, das wussten wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Diese Art von Thunfisch kann bis zu 4.5 Meter lang und 650 kg schwer werden. Unserer war ein kleines Exemplar, aber gekämpft hat er wie ein Großer. Erst später haben wir herausgefunden, welch ein Schatz wir aus dem Meer gezogen haben.

Ich schätze, dass unser Fang ungefähr zwei bis drei Jahre alt gewesen sein müsste, ca. 1 Meter lang und ca. 10 kg schwer. Wenn meine Schätzung richtig ist, war er wohl leider noch ein Teenager und er war noch nicht geschlechtsreif. Das ist sehr schade, denn Blauflossen Thunfische sind durch Überfischung zwar noch nicht vom Aussterben bedroht, aber stark gefährdet. Der Blauflossen Thun wird auch roter Thun genannt, da er dieses herrlich rote Fleisch besitzt, das auch beim Braten rot bleibt. In die Dose wandert dieser Thunfisch nicht, das sind ihre hellfleischigen Kollegen wie z.B. die Bonitos, die Langflossen oder die Gelbflossen Thunfische. Die roten Thuns sind eine Delikatesse. Wenn Ihr Thunfisch Sushi oder Sashimi in einem Sushi Restaurant bestellt, bekommt ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Blauflossen Thun. Sage und schreibe 80% des Roten Thuns, der hauptsächlich im Atlantik vorkommt, wird nach Japan zu genau diesem Zweck exportiert. Seit Jahren wird schon ein absolutes Fangverbot diskutiert, aber leider konnte man sich dazu bisher nicht durchringen. Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass es in paar Jahren den Blauflossen Thun nur noch im Sternerestaurant für viel Geld geben wird.

Auch bei uns landete unser toller Fang gestern roh als Sushi auf dem Tisch. Es war unglaublich lecker. Sogar Joshua, der sonst sehr piki ist und Sushi kategorisch verschmäht, probierte erst skeptisch, ließ es sich dann aber solange schmecken bis nichts mehr da war. Verhungern werden wir also Dank der Schätze des Meeres und Dank Eurer Rezeptideen nicht, die haben wir übrigens alle schon getestet und für lecker befunden. Die Kinder haben sogar einen regelrechten Streit um den letzten von Mekkis’ Kartoffelsterz angezettelt.

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06.04.2019:
Kommentar fromClaudia und Christoph
Hallo ihr Abenteurer, das war alles super spannend bis jetzt. Wir lesen täglich eure Berichte und können gar nicht glauben, dass Curacao schon über ein Jahr her sein soll. Wir drücken euch die Daumen, dass alles weiter so prima läuft! Lieben Gruß Claudia und Christoph
05.04.2019 -Rotes Meer, 15°46' N / 41°21' O

Tag 22: Wir verlassen die Piraten Allee

Heute werden wir die militärisch kontrollierte Zone, auch high risk area oder Piraten Allee genannt, verlassen. Nachdem wir doch sehr lange überlegt und Risiken abgewogen haben, bevor wir unsere Entscheidung gefällt haben in dieses Gebiet zu segeln, würde ich gerne noch einmal die Gelegenheit nutzen und unsere Einschätzung der Lage zusammen fassen:

Unserer Meinung nach war es kein Zufall, dass unsere Passage ins Rote Meer unproblematisch und sicher verlief. Die Anti-Piraten Koalition leistet hier großartige Arbeit. Viele Nationen sichern in systematischer Zusammenarbeit die Sicherheit in einem schmalen Korridor durch den Golf von Aden bis ins Rote Meer hinein. Dieser Korridor, der IRTC, ist zusammen mit den sich anschließenden Schifffahrtsstrassen ins Rote Meer ca. 650 Meilen lang und hoch frequentiert. Während unserer etwa fünf tägigen Überfahrt haben wir in ihm hunderte von Schiffen gesehen. Das waren hauptsächlich Tanker und Containerschiffe, aber auch einige Segler und Kreuzfahrtschiffe. Jeden Tag wurden wir mindestens einmal von einem Militärflugzeug überflogen, das aktiv den Funkkontakt mit uns suchte und sich erkundigte, ob alles in Ordnung an Bord ist. Kriegsschiffe haben wir nur ein Einziges real gesehen und keins am AIS, was aus zwei Gesichtspunkten auch durchaus Sinn macht: Zum einen wäre es wohl kontraproduktiv, würden die Kriegsschiffe ihre Position über AIS übertragen, dann würden potentielle Piraten zu jeder Zeit wissen wo sich ihre Kontrahenten aufhalten oder auch nicht. Zum anderen ist es logischer, wenn die Kriegsschiffe nördlich und südlich außerhalb des Korridors patrouillieren, um die Lage zu sichern, als zwischen dem vielen Verkehr herum zu fahren. Über ihre Anwesenheit kann allerdings kein Zweifel bestehen, wir haben sie mehrfach täglich auf Kanal 16 und 8 untereinander und mit den Frachtern funken hören. Außerdem könnte auch der Empfang weit entfernter AIS Signal im Zusammenhang stehen mit der Anwesenheit von militärischen Schiffen oder Flugzeugen und der Verwendung von Repeatern. Im Korridor gab es schon seit vielen Jahren keinen erfolgreichen Piratenübergriff mehr, auch nicht auf Frachter, während außerhalb dieses Bereichs, z.B. vor der somalischen Östküste durchaus Piraten aktiv waren. Zum Beispiel gab es 2017 insgesamt 11 Fälle versuchter oder erfolgreicher Piraterie auf Frachtschiffe in der Region, aber eben außerhalb des Transitkorridors. Vermutlich würde die Piraterie auch im Korridor eine Renaissance durchleben, wenn das Mandat der Anti-Piraten Koalition erlöschen würde. So aber scheinen die Watchkeepers durch systematische, fortwährende, effektive Überwachung, die Kommunikation mit den Schiffen und ihre militärische Präsenz die Sache innerhalb des Korridors im Griff zu haben.

Insgesamt wird Piraterie gegen Segelyachten oft emotional diskutiert. Das ist auch keine Überraschung geht es dabei ja um das leibliche Wohl von Schiff und Crew. Schaut man sich aber nüchtern die objektiven Zahlen an, gibt es in den letzten Jahren jährlich weniger als eine handvoll Berichte über erfolgreiche oder versuchte Piraterie auf Segelbooten weltweit und das obwohl da draußen tausende von Booten über die Weltmeere fahren. Einfacher Diebstahl fällt hierbei nicht unter die Definition von Piraterie, sondern nur Fälle von unautorisiertem Eindringen und Entwendung von Eigentum unter Gewaltandrohung. Auch bei dieser Faktenlage bleibt die Risikobewertung letztendlich beim Kapitän einer jeden Yacht, der die Relevanz der schlimmen Einzelfälle für das Wohl seines Schiffes einschätzen muss. Wir würden unter denselben Voraussetzungen noch einmal die Passage ins Rote Meer machen, wir haben uns die gesamten 3 Wochen sicher und gut überwacht gefühlt.

Momentan segeln wir Full Speed gegen Norden. Der Wind wurde wie mit einem Schalter heute morgen angeschaltet und weht jetzt mit 30 Knoten (wieder viel mehr als vorhergesagt) von achtern. Moya rauscht nur so über die aufgewühlte See, ohne Grosssegel, nur mit Genua und Fock. Das Wetter hier im Roten Meer hat es wirklich in sich.

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06.04.2019:
Kommentar fromMartin ( Schwiegervater von Sarah)
wünsche euch eine gute Fahrt durchs Rote Meer.....der Wind könnte laut Vorhersage sich mit eurer Fahrt zu euren Gunsten wenden...
04.04.2019 -Rotes Meer, 14°06' N / 41°52' O

Tag 21: Kurze Verschnaufpause bei Riesenquallen

Auch für diese Nacht war wieder Wind direkt auf die Nase vorhergesagt. Wir hatten aber überhaupt keine Lust noch eine Nacht gegen Wind und Wellen anzukämpfen. Außerdem schwächelte ich ein bisschen. Eine Pause vor Anker und eine ganze Nacht ohne Unterbrechung durchschlafen wirkte aber Wunder.

Schon seit dem Morgen wurden wir von Schwärmen schwarz weißer Möwen begleitet, die immer wieder Moya umkreisten, dann eine kleine Schwimmpause einlegten bevor sie wieder im Tiefflug über uns hinwegglitten. Majestätisch sah das aus. Joni und ich saßen fast eine Stunde an der Reling und beobachteten, was sie als nächstes machen würden. Den ganzen Tag über flogen sie neben uns her. Vielleicht dachten sie ja wir seinen ein Fischerboot und irgendwann würde etwas abfallen? Am späten Nachmittag erreichten wir die kleinen kargen Inselchen vor Mersa Dudo, Eritrea. Im Schatten der kleinen Insel Sadla wollten wir gerne ankern, vor dem Nordwind und den Wellen geschützt. Ein Fischerboot lag dort und ruhte sich für den nächste Nacht auf See aus. Das Boot war nicht groß und randvoll mit Netzen, Bojen und sieben tiefschwarzen Männern in bunten Klamotten, die uns beim Näherkommen winkten. Sie gingen gerade Anker auf, so dass ich gleich aufhören konnte darüber nachzugrübeln was ich ihnen wohl am besten geben könnte.

Als ich den Anker klar machte fielen mir große weiße Gebilde im Wasser auf. Im ersten Moment dachte ich es wären weiße Kanister oder leere Plastiktüten. Dann schaute ich genauer hin und sah die großen weißen Schirme, die weiße blumenkohlartige Tentakel hinter sich herzogen. Es waren Hunderte und sie waren riesig, nicht alle, aber ich sah die eine oder andere Qualle mit bestimmt einem ganzen Meter Durchmesser. Spontan strich ich die Idee vor Anker mit den Kindern ins Wasser zu springen. An Land gehen wollten wir ohnehin nicht, denn wir waren noch nicht in Eritrea eingereist und an der Küste scheint es überall Militärcamps zu geben. Stattdessen plünderte ich meine Schatzkiste, so dass es Gummibärchen und Eistee zur Feier des Tages gab.

Heute Morgen waren wir alle schon früh wach und trotzdem ausgeschlafen. Der Himmel ist ganz milchig. Wir sind schon wieder unterwegs Richtung Norden, um den bald einsetzenden Wind gänzlich mitzunehmen. Unsere Passage ist immer noch nicht zu Ende.

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05.04.2019:
Kommentar fromLars
Megaritt! Sehr spannend! Weiterhin gutes Gelingen und Spaß!
03.04.2019 -Rotes Meer, 13°44' N / 42°20' O

Tag 20: Land in Sicht!

Nach über 19 Tagen auf See haben wir gestern das erste Mal wieder Land gesehen und das gleich zweimal. Auf der Backbordseite tauchten zuerst die zu Dschibuti gehörenden Seba Inseln aus dem Dunst auf. Auf der Steuerbordseite folgte wenig später, die nur zwei Meilen vor dem Jemen liegende Insel Mayyun. Joshua wollte dort unbedingt eine Strandpause einlegen und verstand nicht so recht warum wir einfach an der Insel vorbei segelten. Schießen ist noch etwas romantisches für ihn, da helfen auch alle Erklärungen nichts. Nicht nur wegen des Bürgerkrieges kann man vor Mayyun nicht ankern, sie war schon vorher militärisches Sperrgebiet. Inzwischen haben aber die Houthi Rebellen vor vielen jemenitischen Häfen der Westküste Seeminen verlegt und es soll auch an manchen Orten auf Yachten geschossen worden sein. Der Jemen und alle vorgelagerten Inseln sind also absolut Tabu für uns. Die Durchfahrt durch die millitärkontrollierte Schifffahrtsstrasse in der Meerenge Bab El Mandeb wird somit unsere größte Annäherung an den Jemen gewesen sein. Mit moderatem Rückenwind segelten wir gestern, zwischen den Dicken, durch den Eingang zum roten Meer.

Vor 10 Tagen, kurz vor Soccotra, hatten wir tagsüber unsere Wachen verschärft. Fast immer saßen entweder Christian oder ich im Cockpit und scannten kontinuierlich den Horizont nach etwas Ungewöhnlichem ab. Kurz vor der Meerenge rief ich dann gestern das erste Mal „Christian, da ist ein Skiff.“ Tatsächlich waren es zwei, die ungefähr eine halbe Meile entfernt in entgegen gesetzter Richtung unterwegs waren. Die kleinen weißen, offenen Boote sind im Dunst und zwischen den weißen Wellenkämmen nur schwer zu erkennen. Jedes der Boote trug 5 Männer und war somit voll, Fässer, Leitern oder Fischernetze sahen wir keine und konnten daher auch überhaupt nicht einschätzen was sie wollten. Seltsam war das aber schon, zwei voll besetzte Böotchen in der Mitte der Schifffahrtstrasse in Richtung des hinter uns fahrenden Frachters fahren zu sehen. Wir beobachten sie noch ein bisschen, bereits nach einer Meile waren sie aber selbst mit dem Fernglas kaum mehr auszumachen. Es ist eher schwierig aus der Ferne einzuschätzen wer gut und wer böse ist. Wir würden aber eher auf gut tippen, von uns oder den hinter uns fahrenden Schiffen wollten sie jedenfalls nichts.

Mit der Dämmerung setzte dann der Gegenwind ein. Zu dem Zeitpunkt hatten wir die engste Stelle der Meerenge bereits hinter uns gelassen. Der Wind wehte stärker als angesagt und die erste Nachthälfte direkt auf die Nase. Da wir in der Schifffahrtstrasse bleiben wollten, blieb uns nichts anders übrig als mit der Maschine gegen die nun auch gegenläufige See anzubolzen. Schön war das nicht! Aber seit heute Morgen um 5 Uhr segeln wir wieder hart am Wind entlang der Küste Eritreas.

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02.04.2019 -Irgendwo im Golf von Aden

Tag 19: April, April!

Irgendjemanden musste ich doch in den April schicken und die Auswahl der Opfer an Bord ist begrenzt. Hand aufs Herz, wer hat geglaubt, dass wir in Aden sind? Sind wir natürlich nicht, die schönen Kirchen werden vergeblich auf uns warten. Den Logbucheintrag von gestern habe ich frei erfunden. Das einzige Richtige an dem gestrigen Eintrag ist, dass in unserem Obst- und Gemüsenetzen tatsächlich gähnende Leere herrscht.

Unsere frischen Sachen gehen dieses Mal nicht langsam, sondern schnell zu Neige. Das ist aber auch kein Wunder, der letzte Gemüsemarkt war in Galle und liegt inzwischen einen ganzen Monat zurück. Bis auf einige wenige, schrumplige Äpfel haben wir nur noch einige Zwiebeln, Kartoffeln, Kürbis und Weisskraut und wenige Eier. Meine Kreativität in der Pantry ist mal wieder gefragt, ich bin schon dazu über gegangen Ideen sofort aufzuschreiben, damit ich sie auch bloß nicht wieder vergesse. Denn die Küche wird ohne Fleisch, wenig Käse und fast keinen frischen Produkten doch schnell eintönig oder aufwendig. Nicht nur wegen des Geschaukels stehe ich auf Passage oft sehr lange in der Pantry, sondern einfach weil wir mal was anderes Essen wollen. Selbstgemachte Spätzle, Rotis, Gnocchis, Schupfnudeln, Linsenbällchen, Falafeln, Pizza dauern alle bis sie fertig sind, das brauchen wir aber, da es sonst eine Meuterei an Bord gäbe. Abwechselnd Reis und Nudeln essen hält man auf Dauer einfach nicht aus - zumindest nicht ohne schlechte Laune. Falls ihr noch eine Rezept Idee für mich haben solltet, schreibt sie doch bitte in einen Kommentar, ich würde mich sehr freuen. Heute wird es einfach werden mit dem Abendessen, wir haben nämlich gestern auf dem Weg nach Bab del Mandeb einen Barrakuda gefangen. Heute werden wir ins rote Meer flutschten, trotzdem wird es noch einige Tage dauern bis wir Massawa erreichen werden, es ist Gegenwind angesagt.

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02.04.2019:
Kommentar fromMarcus und Judith
Hey! Wir haben es geglaubt und uns Sorgen über Euren Geisteszustand gemacht! Für die gelungene Veräppelung gibt es jetzt ein Rezept für lecker Kartoffelsterz: 1 kg Kartoffeln (mehlig), 100g Mehl, (Weißmehl), 1 TL Salz, evtl. ein Ei. Die Kartoffeln kochen und vollständig auskühlen lassen. Die gekochten und erkalteten Kartoffeln reiben oder durchpressen und mit dem Mehl und Ei und dem Salz zu Streuseln verarbeiten. Falls die Kartoffeln nicht mehlig genug sind, braucht man u.U. mehr Mehl. Die Streusel in einer Pfanne im Fett anbraten. Entweder in der Pfanne langsam ausbacken, oder ca. 1 Stunde im Backofen bei 180 Grad im Backblech fertig backen, dabei immer mal wieder mit dem Pfannenwender durchmischen. Am Ende sollte er goldgelb und schön bröselig sein. Als Beilage gehen Apfelmus oder andere süße Kompotte. Man kann ihn aber auch deftig zu Sauerkraut servieren. Guten Appetit und viele liebe Grüße
03.04.2019:
Kommentar fromMarlene und Werner
Wir dachten ihr seid von allen guten Geistern verlassen. Der Aprilscherz ist gelungen Vielleicht lassen sich eure Lebensmittelvorräte für Griesschnittn oder Milchreis jeweils mit Kompott verwenden. Zuvor eine gebrannte Griessuppe. (4 Essl. Griess mit etwas Butter anrösten und mit Wasser ablöschen,etwas Suppenpulver dazugeben und ein verschlagenes Ei unter Rühren dazugeben.)
01.04.2019 -Irgendwo im Golf von Aden

Tag 18: Ungeplanter Abstecher nach Aden

Moya flog auch heute den gesamten Tag über die Wellen, der starke Wind hielt an. Um den starken Winddruck in unserem Rigg zu reduzieren, holten wir das Grosssegel ein und änderten unsere Segelkonfiguration. Zur ausgebaumten Genua setzten wir nur noch unsere kleine Fock dazu und verzichteten komplett auf unser Grosssegel. Es wurde deutlich komfortabler an Bord, Moya rollte nicht mehr so sehr von einer auf die andere Seite und segelte dennoch fast ungebremst Richtung Westsüdwesten. Auch mit den beiden Vorsegeln sind wir mit unserer Navigation eingeschränkt, da wir nur direkt vor dem Wind laufen können.

Kurz nach Sonnenuntergang drehte dann der Wind unerwartet auf Südost. Wir überlegten kurz, ob wir eine Turnstunde auf dem Vordeck einlegen sollten, entschieden uns aber dagegen. Es war schon dunkel, die Wellen immer noch hoch und der Wind pfiff. Statt dessen wollten wir die Schifffahrtsstrasse kurzfristig verlassen, um sie später wieder zu treffen. Da die Straße hier weiterhin in WSW Richtung verläuft, später aber nach Nordwesten abknickt, würden wir ein bisschen abkürzen können, wenn wir direkt nach Westen segeln, bei gleichzeitig besseren Windwinkel. Wir warteten also eine Lücke in der Schlange der Cargo Schiffe ab und mogelten uns nördlich aus der Schifffahrtstrasse. Unsere AIS Übertragung schalteten wir zur Sicherheit lieber mal aus. Christian legte sich hin, ich stellte den Timer für die Nachtwache auf 15 Minuten und gab mir 5 Minuten mehr zwischen den Rundumblicken als in der Schifffahrtstrasse, Verkehr war ja nicht zu erwarten.

Der Schlafmangel der letzten Tage schien mir doch mehr zugesetzt zu haben als ich dachte, schon nach den ersten Kontrollblicken muss ich eingeschlafen sein. So tief, dass ich den klingelnden Timer nicht wahrnahm. Normalerweise wecke ich Christian zum Ende meiner Wache, heute nicht. Als ich aufwachte war es noch dunkel, der Timer klingelte (immer noch) und ich stolperte nach draußen für den Rundumblick. Draußen war alles in Ordnung, die Segel standen, kein Lämpchen zu sehen. Erst der Blick auf unser GPS rüttelte mich wach. Kurs 303° und 4:31 Uhr stand dort. „Das kann nicht sein“ dachte ich und tippte auf den Bordcomputer, um ihn aus dem Standby Modus zu holen. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass es wirklich schon fast Morgen war und ich die ganze Nacht verschlafen haben muss. Inzwischen waren wir nicht wie geplant nach Westen gesegelt, sondern nach Nordwesten und waren nun kaum mehr 10 Meilen vom jemenitischen Festland entfernt. Aden musste direkt vor uns liegen. Mit weichen Knien weckte ich den Capitano.

Christian konnte meine Aufregung nicht so recht nachvollziehen. Er hatte gut geschlafen und schließlich war ja nichts passiert. „Wenn wir schon mal da sind, können wir doch auch gleich einen Tag bleiben und uns die Stadt anschauen“ meinte er. Ich bin mir zwar nicht so sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist, ließ mich aber davon überzeugen, dass wir eine kleine Pause bitter nötig haben, die Kinder Auslauf brauchen und die leeren Gemüsenetze wieder aufgefüllt werden müssen. Wir liegen also inzwischen im Hafen von Aden vor Anker und warten auf die Behörden. An Land sieht alles ruhig aus.

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01.04.2019:
Kommentar fromFlo
Sollen dort schöne Kirchen haben...