Der Plan für den heutigen Tag war, kurz an Land gehen, um Mr. Mohamed unsere restlichen Spielsachen und Kinderkleidung in die Hand zu drücken und beim Markt vorbei zu schauen und dann den Anker zu heben und Richtung Norden zu segeln. Der Nordwind soll bis einschließlich Dienstag etwas nachlassen, so dass wir das Wetterfenster nutzen wollen, um weiter nach Norden zu segeln. Genauso haben wir es dann auch gemacht - mit einigen Umwegen.
Schon vor den Frühstück fiel mir ein, dass ich ganz verbaselt hatte mit einem Agenten in Ägypten in Kontakt zu treten. Internet wird es vermutlich erst dort wieder geben, also verbrachte ich erstmal einige Zeit vor dem Rechner. Es dauerte bis wir endlich mit drei vollen Taschen bepackt und Jonis’ Laufrad an Land standen. Nur heute war Mr. Mohamed nicht aufzutreiben. Letztendlich ließen wir die Sachen in der Obhut eines Mannes, der uns versprach Alles weiter zu geben. Eigentlich ist ja auch egal wie die Kleidung und Spielsachen unter die Kinder gemischt werden. Kaum waren wir weiter gegangen kam uns eine Gruppe Kinder entgegen und ich bedauerte sofort nichts mehr zum Verteilen zu haben. Ein kleiner Junge zog ein selbstgebasteltes Auto hinter sich her. Die Karosserie war ein Teil eines leeren Kanisters, die Achsen Nägel und die Räder Verschlusskappen.
Wir suchten ein Tuktuk, um zur Markthalle zu fahren, fanden aber erstmal keins, also gingen wir in das Teehaus und tranken Jelaba und Kaffee. Im Schatten saßen fast zwanzig Mann mit den kleinen Kaffee Fläschchen in der Hand und suchten Schutz vor der Mittagshitze. Um diese Tageszeit waren viele der Männer mit weißem Turban unterwegs. Sie winkten uns heran und versuchten sich mit uns zu unterhalten. Ohne Arabisch, kommt man hier allerdings nur mit Händen und Füssen weiter. Englisch spricht fast keiner. Selbst den Bäcker konnten wir nicht ausfindig machen, obwohl wir unzählige Male nach Brot gefragt haben und hier Viele mit Tüten voller kleiner Fladenbrote herumlaufen. Es lag nicht daran, dass die Menschen sich nicht bemüht hätten uns zu helfen. Das ist wirklich Schade, denn durch die Sprachbarriere können wir leider nur einen Bruchteil der hiesigen Kultur kennen lernen.
Es war trotzdem etwas ganz Besonderes, in der Mittagshitze zwischen den Männern im Schatten zu sitzen und das Treiben auf der Straße zu verfolgen. Gerade war der Wassermann mit seinem Eselkarren da und brachte das Wasser zum Teekochen mit aufgeschnittenen Kanistern, abgefüllt aus dem kleinen Metalltank der von seinem Esel gezogen wurde. Ab und zu huschte eine Frau über die Straße und verschwindet in einem Laden. Zwei Jungs ritten auf einem Esel vorbei. An der Ecke melkte ein Mann eine Ziege. Gegenüber hielt ein Taxi Tuktuk und kaufte eine Gasflasche. Unser Kaffee war gerade leer geworden und wir fragten, ob er uns mitnehmen würde, Mr. Mohamed hatte uns das Wort Markthalle auf Arabisch auf Band gesprochen. Der Mann lachte, brachte uns hin und weigerte sich standhaft Geld von uns zu nehmen.
In der Markthalle wurde nicht nur Obst und Gemüse verkauft, es gab auch Fleisch, das aufgehängt an der Luft hing. Nur Brot fanden wir wieder nicht. Auch nicht nebenan in den vielen kleinen Läden, die ein überraschend großes Sortiment an Waren anboten, von Lebensmittelknappheit war hier wenig zu spüren. Statt Brot kauften wir also Mehl zum Backen, tiefgekühltes Hackfleisch und ein Hähnchen.
Mit Wellenbewegungen mit der Hand zeigten wir unserem Tuktuk Fahrer wo wir hin wollten. Wenig später setzte er uns am Hafen ab. Eine neue Yacht war angekommen - Miss Cat. An Bord, der französische Captain und ein deutsches Paar, das in Suakin abgesetzt werden sollte. „Oh weh, da habt ihr ja jetzt ein Problem mit der Ausreise, bei den geschlossen Grenzen.“ Aber die beiden schüttelten lächelnd die Köpfe. „Nein, wir wohnen hier.“ Auf unserer Reise haben wir in fast allen Ländern Deutsche getroffen, wir sind wirklich überall. Nur Schweizer und Australier haben wir ähnlich häufig getroffen. Es ist immer wieder toll sich mit Expats zu unterhalten, fast jeder hat da eine interessante Geschichte zu erzählen. Heute erfuhren wir ein bisschen von der UN Blauhelm Mission in Darfur und die Arbeit für die deutsche Botschaft. Leider mussten Mike und Janine dann viel zu schnell los, um ihren Flieger nach Khartoum zu erwischen, wo sie leben und heute Abend mit den Menschen feiern wollen.