Heimaturlaub
"Wow ist das gemütlich!" waren Joshuas` erste Worte nachdem wir heute bei Leon de Baviera von der hellen Straße in das im Zweilicht liegende Innere der Kneipe getreten waren. Leon oder eigentlich Stephan begrüßte darauf mit einem Lächeln und "Servus". Der Bayer war vor 17 Jahren ausgewandert, hat neben Frau und Tochter, eine Kneipe in Cartagena aufgemacht. An den Wänden hängen schwarz-weiß Bilder von Anfang des letzten Jahrhunderts, Rock Poster, Tafeln auf denen in weißer Kreise deutsche Sprüche und Gerichte stehen und respektable große Banner auf denen Paulaner zu lesen ist. Wir setzten uns auf die dunkle Kunstledereckbank und wussten gar nicht was wir bestellen sollten nachdem wir die Speisekarte in den Händen hielten. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich gesagt "Nein deutsches Essen vermisse ich nicht, außer natürlich unser gutes Brot", aber mit dem in der Hand halten der Karte und dem Wandern der Augen über die deutschen Köstlichkeiten, wuchs der Appetit und das Bedürfnis die Karte einmal hoch und wieder runter zu bestellen. Käsespätzle, Bratwürste mit Sauerkraut, Weißwürste, Wiener Schnitzel, Brezeln, Apfelstrudel und noch viel mehr das wir seid unserer Abreise letzten Sommer nicht mehr gegessen hatten. Auch die Jungs konnten sich erst entscheiden, nachdem ich ihnen zusagte, dass wir Käsespätzle auch an Bord kochen können.
Wenig später saßen wir da und warteten mit hängender Zunge auf unser Essen. Christian mit einem Weißbier in der Hand, die Jungs mit Limo und ich mit Radler - und alle vier jetzt schon mit einem dicken Grinser auf den Backen. Mein Essen kam zuerst, Bratwürste mit Bratkartoffeln und Sauerkraut und schwupps waren vier Kinderhände auf meinem Teller und klauten die gebratenen Erdäpfel. Ich konnte kaum so schnell schneiden wie auch die Wurst von meinem Teller verschwand. Als ich dann selbst probiert hatte, verstand ich keinen Spaß mehr, das war meine Wurst. Aber da kamen auch schon die Weißwürste mit echtem süssen Senf und großen bayrischen Brezeln direkt aus dem Backofen. Man war das gut!
An der Bar stand Stephan und unterhielt sich anregt mit Ricky, einem 60 jährigen kanadischen Backpacker. Da sonst nicht viel los war, waren wir im Nu mit von der Partie und es wurde ein urgemütlicher, fröhlicher Nachmittag mit vielen Reise- und Segelgeschichten. Wir waren exzellent unterhalten und die Jungs genossen es auf deutsch mit jemand anderen außer Mama und Papa zu kommunizieren. Wir bemerkten gar nicht wie schnell die Zeit vorbei ging und als ich auf die Uhr schaute waren wir bereits zu spät für unseren Termin mit Margarita der Segelmacherin. Also nahmen wir die Beine in die Hand und joggten zurück in den Club Nautico. Leons` Kneipe war nur einige Minuten zu Fuss von dem Club Nautico entfernt, wir hätten aber vermutlich dennoch nicht hierher gefunden, wäre da nicht Christoph und Claudia gewesen. Wir hatten die Beiden auf Curacao getroffen und waren dort schon begeistert, dass sie uns kurzerhand zum Einkaufen fuhren. Jetzt haben unsere Stars noch eins drauf gesetzt, von Deutschland aus Leon ausfindig gemacht und uns virtuell zum Essen eingeladen. Das wahr wirklich ein absolut geniales Geschenk! Danke Euch Beiden.