2 Tage in der Sierra Nevada de Santa Marta
Gestern morgen haben wir kurzentschlossen einen kleinen Rucksack mit dem Nötigsten zusammen gepackt, haben unseren Tragegurt und die Kinder geschnappt und sind hinauf in die Sierra Nevada de Santa Marta gefahren. In dem kleinen Örtchen Minca sind wir ausgesteigen und haben dem Taxifahrer gerade Mal 40 000 Pesos (umgerechnet 12 Euros) in die Hand gedrückt. Er hatte uns fast eine Stunde von der Marina aus, erst durch Santa Marta hindurch und dann den Berg hinauf gefahren.
Mit dem Verlassen der Stadt wurde der Verkehr geordneter und die Häuser einfacher. Die Straße schlängelte sich den Berg hinauf durch kleinere Ortschaften, bis schließlich von der asphaltierten Straße nur noch eine gestampfte Lehmstraße übrig war. Viele kleine Häuschen standen entlang der Straße und verkauften Wasser, Snacks, Empanadas oder boten Essen oder günstige Schlafunterkünfte an. Auf den Straßen waren meist nur noch Enduros unterwegs, die hier als Motortaxi fungierten, dazwischen schlängelten sich junge weiße Männer und Frauen mit riesigen Rucksäcken auf dem Rücken. Wir waren in einem Backpackerort gelandet. Da wir spontan unterwegs waren, hatten wir weder ein Zimmer gebucht noch hatten wir einen Plan was wir eigentlich hier machen wollten und setzten uns erst Mal ins nächstbeste Bistro um ein gigantisch gutes gegrilltes Hähnchen zu essen. Bevor wir uns verzettelten wollten doch wenigstens die Mägen voll sein.
Nach dem kurzen Abstecher am Spielplatz gingen wir dann den Trampelpfad entlang, dort wo am meisten los war, aus dem Ort hinaus. Unterwegs fragten wir uns durch wo wir den eigentlich hinliefen und waren sehr zufrieden, dass es zu den Marinka Wasserfällen gehen sollte. Zwei Stunden ging es den Berg hinauf, Joni bei Christian im Tragegurt, das Gepäck auf meinem Rücken und Joshua tapfer zu Fuss unterwegs. Auf dem Weg haben wir viele junge Menschen getroffen und haben -oft in deutsch- geschnackt. Oben kamen wir an einen tollen Wasserfall mit gestautem Bassin. Das eiskalte Wasser war genau richtig um unsere kochenden Körper wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Die Jungs haben nebenbei Müllabfuhr gespielt und die Blätter aus dem Wasser beseitigt und danach in einer riesigen Hängematte getollt.
Gegen 17:30 Uhr waren wir wieder zurück in Minca und gingen auf die Suche nach einem Bett. Auf Empfehlung von drei jungen Deutschen haben wir uns die Mühe gemacht nochmal unzählige Stufen den Berg hinauf zu klettern und im Casa Loma zu übernachten. Wir wurden nicht enttäuscht, das Casa ist ein fantastischer Ort. In ein einem Haus, weitgehend ohne Wände befindet sich der Gesellschaftsraum, hier wird gegessen, in Hängematten relaxed, Cocktails geschlürft und die unglaubliche Aussicht bis ans Meer genossen. Schlafmöglichkeiten gibt es in Hängematten, Zelten oder Mini-Einraumhäuschen. Duschen und Toiletten sind separat. Überall hängen Fotos, Karten, Flyer, Zeitungsausschnitte und Zeichnungen. Internet gibt es nicht und Abendessen nur nach dem Motto "Take it or Leave it". Dafür saßen abends nach dem Abendessen die jungen Leute zusammen haben über Gott und die Welt geredet und unploughed musiziert. Wir sind mal wieder als einzige Familie zwischen den Backpackern aus aller Welt aufgefallen und als sich dann noch herum sprach, dass wir nicht mit dem Flugzeug da sind, war für Gesprächsstoff gesorgt. Auch die Jungs waren total aus dem Häuschen, seit Monaten das erste Mal an Land zu schlafen und dann noch in einem Camp.
Heute morgen waren wir dann besser informiert und wanderten gezielt auf der anderen Seite von Minca steil den Berg hinauf zu der kleinen Kaffee und Schokoladenfarm La Candelaria. Oben gab es dann nicht nur eine Schokitour mit Schokoladenverkostung und Schokomaske sondern auch Tukane die hier reinflatterten wenn sie Lust hatten. Die Bioschokolade war ein Traum nur leider hatten sie keine zum kaufen - was eine Lücke im Businessplan. Gestärkt gingen wir weiter, auf kleinen Wegen erst zwischen Kaffee und Kakaopflanzen hindurch und dann durch den Dschungel. Hier war jetzt keiner mehr, nur wir, vereinzelte Häuser in den Bergen, der Rio Minca und eine schwarz,rot,weiß gestreifte Schlage, die mich einen Meter weit hat hüpfen lassen. Nach zwei Stunden Abstieg kreuzten wir dann den Hauptweg und waren wenig später wieder bei den anderen Touris am Pozo Azul. Wir badeten an den Wasserfällen und gingen dann zurück nach Minca. Die letzten Meter waren hart für Joshua, aber als wir dann da waren war einer seiner ersten Sätze " das können wir bald wieder machen". Kurz vor Sonnenuntergang nach 10 Kilometern und 500 Höhenmetern, stiegen wir in ein Taxi, ließen uns zurückfallen und wollten entspannt nach Santa Marta zurück. Aus entspannt wurde nichts, unser Blick verließ keine Sekunde die Strasse, als der Kamikazetaxifahrer wie vom Henker gejagt den Berg hinunter bretterte. Jetzt sind wir wieder zu Hause, die Kinder schlafen und ich bald auch.