Irgendwo im Nirgendwo
Die langgezogene, schmale Insel Cayo Carenero war unsere Ankerbucht für heute nacht. Am östlichen Ende gibt es einige Häuser von Fischern, am westlichen Ende nur Sand, Mangroven und von der See aufgetürmte Korallenstücke. Über einen Großteil der Länge ist Cayo Carenero nur wenige Meter breit, gerade so viel, dass die Wellen von der Nordseite gebremst werden und dahinter ein geschützter Bereich entsteht. Moya stand hier bis auf ein kleines Fischerböotchen neben uns alleine, den Anker so fest im Sand eingegraben, dass wir ihn nur mit Mühe wieder herausreißen konnten als wir uns gegen Mittag nach Cayo de Aqua aufmachten. Zuvor ging es aber noch auf Entdeckungstour. Mit Tilly sind wir übergesetzt und haben zwischen den angespülten Korallen ein kleines Stücken Sand zum Anlanden erwischt, wo wir sie sicher abstellten und zu Fuss weitermarschierten. Auf unserem Abenteuer entdeckten die Jungs immer neue Muscheln, Stöcke und Korallen und fingen an eine kleine Sammlung zu erstellen.
Nachdem wir unsere Expedition abgeschlossen hatten, segelten wir mit Moya nur wenige Meilen nach Westen und arbeiteten uns langsam ins Innere der ringförmig angeordneten Inseln. In der Anfahrt zogen die Wolken immer wieder vor die Sonne, so dass das Wasser von hellblau, über türkis, aquamarine bis dunkelblau seine Farbe änderte. Es sah zwar schön aus, wenn der Ozean immer wieder hell aufleuchtete, war aber für die Interpretation der Wassertiefen etwas tricky, da wir die Untiefen nur noch sehr schwer ausmachen konnten. Wir tasteten also sehr langsam gegen den Wind, um bei Bodenkontakt nicht auf das Riff geschoben zu werden, und liegen nun in 4 Meter Wassertiefe vor der östlichen Insel. Cayo de Aqua ist unbewohnt, wir waren hier heute vollkommen allein. Bis auf einige angeschwemmte Plastikflaschen läßt nichts an Menschen und Zivilisation erinnern. Wir fühlten uns ein bißchen wie Robinson Cruso auf unserer ersten einsamen Insel. Am Strand fühlte sich der Sand an wie Puderzucker, in dem man nur seine eigenen Fussabdrücke und der von einigen Seevögeln sah. In der Luft flogen die Pelikane immer wieder Angriffe auf Fische und stürzten ins Meer. Im Wasser gab es bereits direkt am Strand hunderte Fische, viele ganz kleine aber auch einige ganz schön große, die neugierig auf uns zu schwamen. Am Nachmittag fingen wir an Treibholz zusammen zu tragen um ein Lagerfeuer zu machen. Joshua und Jonathan waren in ihrem Element und wahnsinnig aufgeregt über unser Inselabenteuer. Immer wieder liefen sie am Strand hin und her und holten Holz. Am Ende hatten wir einen stattlichen Haufen trockener Äste aufgetürmt und bald loderten auch schon die Flammen. Fisch wäre schön gewesen, hatten wir aber nicht gefangen, also mussten unsere letzten eingeschweißten Würstchen und Folienkartoffeln herhalten. An einem einsamen Strand selbstgegrilltes Abendessen zu futtern und dabei die Sonne untergehen zu sehen hat trotz Würstchen wirklich was.