Die Liste
mit unseren To Dos will einfach nicht kürzer werden. Ich habe den Eindruck, dass sich allein die Position der einzelnen Aufgaben verschiebt. Ist eine Sache abgearbeitet, hat sich inzwischen mindestens ein neues item auf die Liste gemogelt und meistens nicht am Ende, sondern - weil irgendwas kaputt gegangen ist, das dringend gebraucht wird - verdrängt es die andern Aufgaben einfach. Jetzt, wo wir in unserem zukünftigen "Heimathafen" angekommen sind und noch dazu die Großeltern am Start haben, die sich freuen mit ihren Enkeln etwas zu unternehmen, sind Christian und ich dabei Moya aufzuhübschen, die Bilge zu füllen und Wäsche zu waschen. In den letzten Tagen ist Maintenance einfach ein bißchen zu kurz gekommen. Außerdem hat unsere Lady uns anstandslos über 1600 Seemeilen von der Ostsee bis nach Portugal gebracht, da ist der Ölwechsel mehr als nur gerechtfertigt. Da wir auf Moya jeden Zentimeter Platz -neben unseren persönlichen Sachen- mit Werkzeug, Farbe und sonstigen Heimwerker Utensilien gefüllt haben, sieht es jedesmal aus als hätte eine Bombe eingeschlagen, wenn wir am Arbeiten sind. Benötigt man zum Beispiel eben mal einen Schraubenzieher, müssen die Polster unserer Sitzgarnitur entfernt, der darunter liegende Deckel zur Seite gezogen und der Werkzeugkasten der im besten Fall oben auf liegt herausgenommen werden - oft räumt man aber auch das ganze Schapp aus bevor man findet was man gerade sucht. Wir haben uns beim Einräumen zwar Gedanken gemacht passende Dinge möglichst zusammen aufzubewaren, im Alltag räumen wir dennoch immer in mehreren Fächern rum. Der Höhepunkt unseres Chaos haben wir gestern Abend erreicht, es hatte gerade angefangen zu regnen. Im Schiff war Christian dabei Ölwechsel an unserer Maschine zu machen, ich hatte die Bilge ausgeräumt und rückte abwechselnd mit einigen Roststellen und Jonathan auf die Pelle. Nur mit größter Anstrengung konnte man sich noch im Schiff bewegen, da man um die großen "Löcher" im Boden und umstehende Kisten herum balanchieren musste. Selbst die Wäsche, die außen anstatt trocken immer nasser wurde, konnte ich nicht abhängen, da kein Platz mehr innen war. Genau zu diesem Zeitpunkt, waren Opa, Oma und Joshua von ihrem kleinen Ausflug zurück und ein schneller Kampf gegen die Entropie musste geführt werden. Heute rückten wir dann gegen den Rost außen an. Das Küchenfenster musste raus und der Ankerkasten wurde geleert um besser entrosten zu können. An zahlreichen Stellen schliffen, säuberten und strichen wir die erste der zahlreichen Schichten die im Laufe der nächsten Tage aufgetragen werden. Den ganzen Tag werkelten wir, dennoch gibt es immer noch gefühlte 100 Stellen an denen gearbeitet werden müsste. Ich hatte schon vorher gelesen "Die Eigner von Stahlschiffen sieht man immer mit Pinsel, sie können sich die schönsten Orte der Welt nicht anschauen, da sie immer am basteln sind" - ganz so würde ich es nicht sagen, aber so langsam verstehe ich was damit gemeint ist.