Cruising the Dodecanese
Nicole ist zurück
Ganze zwei Tage hat sie gebraucht um zu uns zu kommen. Der Flieger aus den USA war Stunden verspätet und die Anschlussflüge natürlich weg. Kein guter Start. Die Ladies und Gentleman von der Lufthansa haben sie ganz schön im Regen stehen gelassen. Sie buchte also alle Flüge neu, nur um am Flughafen zu sitzen und vergebens zu warten, dass der Anschluss pünktlich kommt. Am Ende verbrachte sie die zweite Nacht ihrer Anreise anstatt bei uns an Bord in Athen und kam am nächsten Morgen ohne ihre Tasche auf Rhodos an. Was ein Höllentrip! Trotzdem war sie voller Tatendrang. Wir frühstückten zusammen, schmissen anschließend die Leinen los und ich drückte alle Daumen und Zehen, dass Nicole nicht auch noch seekrank werden würde.
Wir fliegen nach Symi
Die Überfahrt nach Symi war fantastisch. Die See war nahezu glatt. Obwohl wir hart am Wind unterwegs waren, flogen wir geradezu nach Nordwesten. Mit 7 Knoten, später 8 Knoten, sogar 8.5 Knoten rasten wir dahin. Wow! So schnell! Ich fragte mich ersthaft, ob der neue Unterwasseranstrich uns schneller machte, aber wahrscheinlich waren es einfach traumhafte Bedingungen. Wenige Stunden später liefen wir in den Stadthafen von Symi ein. Wir versenkten das Eisen und legten bei 20 Knoten Wind von der Seite römischen-katholisch (mit dem Heck zur Hafenmauer) zwischen zwei anderen Yachten an. Dieses, für Griechenland so typische, Manöver brachte mich ganz schön ins Schwitzen, wir hatten es kaum irgendwo anders auf der Welt gebraucht. Drin waren wir zwar schnell, aber die Routine fehlte noch und wir checkten noch einige Male unsere Kette, bevor wir uns sicher waren, dass alles passte.
Vor 11 Jahren war Symi noch ein verschlafenes Nest, mit schönen kleinen Häusern in Pastelfarben. Die Insel war damals unsere Lieblingsinsel in Griechenland gewesen. Inzwischen hat sich einiges geändert. Die Uferpromenade ist schön hergerichtet, auch die Häuser dahinter waren makellos. Wo früher kleine Fischerboote lagen reihten sich jetzt Yachten und Tour Boote mit dem Heck zur Hafenmauer, die teilweise etwas herunter gekommenen Fassaden waren verschwunden. Es gab kaum ein Wohnhaus mehr in der ersten Reihe, statt dessen gab es unzählige Restaurants, kleine Läden und Bars. Obwohl die Tagestouristen von Rhodos schon mit den Schnellfähren auf dem Rückweg waren, pulsierten die kleinen Straßen. Es war viel los, auch nachts kam der Ort nicht mehr zur Ruhe. Objektiv ist der Ort jetzt sicherlich schöner, als damals, trotzdem fand ich Symi nicht mehr so beeindruckend, es wirkte für mich, als ob das Dorf seinen Charakter verloren hat.
Wir streiften durch die Gassen und liefen ein Stückchen den Berg hinauf. Der Ausblick von oben war gigantisch, aber die Kids hatten wenig Sinn dafür. Durst! ... und ich hatte das Wasser am Boot vergessen. Das Vergnügen war also eher ein kurzes. Stattdessen ging es zum Spielplatz. Am nächsten Morgen ging ich los und kaufte fürs Frühstück ein. Mit den herzlichen Grüßen der Griechen, frischem Brot und Obst, startete der Tag wunderbar.
Im Vulkan von Nisiros
Der Meltemi, das lokale Windphänomen der Ägäis, bringt im Sommer fast ausschließlich Wind aus Norden und Nordwesten. Die Winde sind am Nachmittag am stärksten und gehen oft in der Nacht etwas zurück. Manchmal bläst es aber auch nachts und zwar ganz beträchtlich, 30 Knoten sind nichts Außergewöhnliches. Im Juli ist es nicht sonderlich schlau Richtung Nordwesten zu segeln, da ist quasi vorprogrammiert, dass man eins auf die Nase bekommt. Da wir im August in Kroatien sein wollen, sind unsere Alternativen aber begrenzt, um nicht zu sagen nicht existent, so dass wir versuchen an Tagen mit wenig Wind voran zu kommen.
Am Morgen setzten wir die Segel und konnten bis zur Mittagszeit tatsächlich segeln. Am Nachmittag drehte der Wind und nahm zu, Henry war gefragt. Angenehm war das Gebolze gegen Wind und Welle nicht. Nicole wurde ganz grün im Gesicht, aber nicht nur sie war froh als wir endlich in dem kleinen Hafen von Nisiros anlegten. Für eine Vulkanexpedition war es schon zu spät, aber aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. Am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Mietwagen hinauf zum Krater und kletterten hinunter in den Schlot. Der Vulkan war schon seit tausenden von Jahren nicht mehr ausgebrochen, so dass im Krater Bäume wuchsen und Rinder weideten. Trotzdem ist der Vulkan noch aktiv, im Schlot riecht es streng nach Schwefelwasserstoff und es gibt dampfende Schlammlöcher und Schichten von grüngelblichen Ablagerungen. Mit der strahlenden Sonne von oben und der heißen Erde unter den Füssen fühlten wir uns fast wie im Backofen, so dass wir bald unseren Vulkanausflug beendeten und stattdessen das Dorf am Kraterrand und den Hauptort besuchten. Joshua machte währenddessen konstant Notfallpläne für den Fall eines Ausbruchs. Wie schon in Lanzarote und in Vanuatu war er schwer beeindruckt von der Naturgewalt eines Vulkans.