Latest position:
(show on map)

Latitude:
44° 50.5' N
Longitude:
13° 50.5' O
Place:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Date/Time:
13.08.2019
12:15UTC+2
Weather report:
from
13.08.201911:45UTC+2
88 °F
Gentle breezefrom Northwest

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Ship's log for the tagCrew

02.08.2019 -Bari, Italy

Historic, little towns and picturesque caves in Apulia

Weiße Altstadt

Monopoli war eine positive Überraschung. Eigentlich hatten wir ja nur in dem kleinen Hafen angelegt, um Henry wieder in Gang zu kriegen, aber tatsächlich ist die Altstadt ein kleines Juwel. Viele kleine Gässchen führen zwischen den alten Gebäuden, der Burg und gut Duzend Kirchen hindurch. Der helle Boden ist blankpoliert und glänzt. Hinter Gebäudeecken der massiven Bauten findet man süße Restaurants, Eisdielen oder kleine Läden. Von der Hafenmole, an der Moya lag, sind es nur wenige Meter zum Fischerhafen und nicht mal eine Minute zu Fuss bis in die wunderbare alte Stadt. Um die Mittagszeit waren die Gässchen leer. Die Museen, Kirchen, zahlreiche Läden und sogar die öffentlichen Toiletten waren von 13-17 Uhr geschlossen. Nur am kleinen Stadtstrand war richtig was los. Aber mit sinkender Sonne kamen immer mehr Menschen auf die Straße und mit eintretender Dunkelheit pulsierten die kleinen Gässchen vor Leben. Die schicken Italienerinnen gingen shoppen, die Kinder spielten in den autofreien Straßen Flussball, die liebevoll gestalteten Restaurants deckten ihre Tische ein, an den Ecken spielten die Straßenmusiker. Ich manövrierte mit dem Sackkarren durch das bunte Treiben auf der Suche nach einem Supermarkt. Nachdem ich einmal durch die halbe Stadt gelaufen war fand ich einen Minimarkt - auf geschätzt 50 Quadratmetern waren die Waren feilgeboten. Das Nötigste fand ich, fragte mich aber doch, ob die Monopolies von Luft und Liebe leben.

Als ich zu Moya zurückkam warteten die Jungs im Cockpit. Flo und Patrizia hatten einen Kurzbesuch angekündigt. Die Kids waren total aus dem Häuschen. So aufgeregt wie Joshi und Joni waren, war kein Gedanke an die Koje zu verschwenden. Wir sammelten also nur unsere neue Crew ein und mischten uns direkt unter die Nachteulen.

Sandstrand, Klippenstadt und Felsengrotten

Mit reparierter Maschine und neuer Crew ging es am nächsten Tag direkt weiter Richtung Bari. Wir ließen uns Zeit und arbeiteten uns langsam Richtung Norden. In der felsigen Küste, sahen wir immer wieder dunkle Stellen - Löcher in den Felsen. Das wollten wir uns genauer anschauen. Nachdem das Eisen versenkt und Tilly im Wasser war, packten wir alle Mann ins Dingi und tuckerten hinüber. Moya rollte derweil vor Anker in den Wellen. Das dunkle Loch in der Felsenwand mutierte beim Näherkommen zu einer Grotte, die einige Meter in den Felsen hineinführte. Am Höhlenende strahlte die Sonne ins Wasser durch Löcher in der Decke. Das Wasser innen war herrlich ruhig. Wir mussten einfach schwimmen gehen.

Später schauten wir uns die mittelalterliche Stadt Polignano a Mare vom Meer aus an. Die schmalen, hohen Steinhäuser waren direkt bis zu den Klippen gebaut und teilweise unterhöhlt von Grotten. Ein Nobelrestaurant war in eine der großen Höhlen in der Felswand gezogen und hatte dort weißen Tische, Stühle und Lampen aufgestellt. Der Blick hinaus aufs Meer muss sagenhaft von dort oben sein. Aber auch unsere Aussicht vom Boot aus war klasse. Direkt neben der Altstadt auf den Felsen lag ein Canyon mit einem kleinen, übervölkerten Strand am hinteren Ende. Die mutigen sprangen von den Klippen ins Meer. Schade, dass wir abends in Bari sein wollten, aber so müssen wir halt noch mal wieder kommen.

Am Nachmittag drohte dem Bademeister am Strand ein Herzinfarkt. Er musste sich aufgeregt haben, denn er zappelte herum und hörte gar nicht mehr auf in seine Trillerpeife zu pusten. Dabei wollten wir doch gar nicht an seinen Hotelstrand, sondern an den Naturstrand daneben und paddelten sogar, nachdem wir Moya ans Eisen gelegt hatten. Nach dem Badestopp ging es weiter nach Bari, wo wir als einziges Boot im alten Stadthafen festmachten. Ich frage mich immer noch wieso wir hier alleine waren, denn die Marina ist weit außerhalb der Stadt und somit ein schlechter Ausgangspunkt, um Bari zu erkunden. Wir nutzten die Lage des alten Hafens und starteten am Abend noch in die Altstadt. Zusammen hatten wir einen tollen Abend unter Freunden und schon ist unsere neue Crew wieder weg - leider!

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26.07.2019 -Palaiokastrita, Corfu, Greece

Waiting for Southerlies

Veräppelt

Wegen der vorhergesagten Nordwind planten wir eine weiter Nacht auf Paxos zu bleiben. Wir hatten keine große Lust gegen 25 Knoten Wind anzukreuzen oder noch doofer unter Maschine gegen den Wind zu bolzen. Als dann am Morgen der Wettermann überraschend Rückenwind prophezeite, strauchelten wir nicht lange, gingen Anker auf mit Kurs auf Corfus Nordwesten. Es war wieder einiges los auf dem Ionischen Meer, aber unsere Mitsegler bogen bald ab, um in der großen geschützten Meerenge zwischen Corfu und dem griechisch: albanischen Festland zu segeln. Wir waren alleine als am Nachmittag der NW in voller Stärke einsetzte und uns ordentlich eins auf die Nase gab. Nach Westen hin war die nächste Landmasse Italien, so dass auch die Wellen genügend Platz hatten und sich stündlich weiter vergrößerten. Den Kurs nach Palaiokastrita konnten wir nicht anhalten, also kreuzten wir und hatten genau das was wir eigentlich nicht wollten: der Ritt auf dem wilden Stier. Der Nachmittag kroch voran. Moya wirkte wie festgeklebt auf der Seekarte, jedes Mal wenn ich unseren Fortschritt verfolgte. An der Westküste Corfus’ gibt es auch wenige sichere alternative Ankerbuchten. Es hieß also Zähne zusammenbeißen und durch. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir den Schutz der Insel, der Anker fiel im letzten Dämmerlicht.

Am nächsten Morgen sahen wir erst wie schön es in der dreiarmigen Bucht zwischen den Felsen war. Nur wenige Segler hatten sich hierher verirrt, aber dafür gab es viele kleine Tret- und Ausflugsboote. Wo es schön ist, wollen eben gerne alle hin. Trotzdem war ich überrascht, als ich erfuhr, dass man die Liegen am Strand vorbuchen muss und der Anleger PRIVAT ist...

Verstärkung

Etwas Gutes hatte unser vorzeitiger Ausflug nach Corfu aber dennoch. Am nächsten Tag verdoppelte sich Moyas‘ Crew spontan. Christoph und Andrea waren mit ihren drei Kids auf der Insel zum Urlaub machen und besuchten uns an Bord. Joshi und Joni waren ganz aufgeregt und führten den Kindern Moya vor. Alle Spielsachen wurden heraus gekramt und natürlich mussten Lina, Benno und Jannis auch sehen wo wir essen, schlafen und ganz wichtig wo der Motor ist. Innerhalb von Minuten konnte man keinen Fuss mehr in den Salon setzen, die Kids hatten ihr Reich markiert. Aber das war auch gar nicht nötig, wir Großen wollten ohnehin lieber quatschen und in dem unglaublich klaren türkisfarbenen Wasser baden. Noch schöner als in Palaiokastrita, war das Planschen außerhalb, an der schroffen Steilküste. Aus Windmangel tuckerten wir dorthin - in Schlangenlinien, denn jedes Kind wollte gerne einmal steuern. Der dreijährige Jannis war am ausdauerndsten. Sein Kopf endete an der Steuerradnabe, er konnte also nicht über das Steuerrad und schon gar nicht nach vorne gucken, das störte ihn aber nicht weiter. Stolz drehte er auf Ansage am Rad, entweder zum Papa oder zu mir, und machte seine Sache richtig gut. Vor den Felsen der Westküste ließen wir dann das Eisen ins Wasser fallen und schauten dem Anker beim Eingraben zu. Ich war davon mindestens genauso begeistert wie die Kids. Es ist grandios, wenn man sogar von weitem sieht, dass wir sicher liegen. Der Nachmittag an der Steilküste verging viel zu schnell. Am Abend gab es dann noch Auslauf für die Rasselbande und ein Mythos, Souvlaki und einen griechischen Salat für uns. Welch ein großartiger Abschluss unserer Zeit in Griechenland. Jetzt heißt es nur noch warten auf Südwind und auf nach bella Italia.

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24.07.2019 -Mongonisi, Paxos, Greece

Ionian Island expedited

Fast wie im Urlaub

Oxia, Ithaca, Leftkas, Paxos... momentan liegen wir jeden Tag in einer anderen Bucht auf einer anderen Insel. Nach dem obligatorischen Sprung ins Wasser nach dem Frühstück gehen wir Anker auf, segeln einige Meilen weiter nach Nordwesten und beenden den Tag mit einem Landspaziergang und Quatschen bis in die Nacht hinein an Bord. Die Nächte sind lau und nahezu windstill. Auch tagsüber gibt es meist nur wenig Wind, wenn man mal von der nachmittäglichen Brise absieht. Das Meer ist ruhig mit einigen kleinen Windwellen, aber ohne den langen Schwell des Ozeans. Unter diesen Bedingungen segelt Moya schon mit dem kleinsten Lüftchen. Trotzdem sind wir froh über jede Meile, die wir unter Segel laufen können. Diese Art zu Segeln ist so ganz anders wie das Segeln in den Ozeanen der Welt. Entspannender, fast ohne Einschränkung der Bewegungsfreiheit an Bord und erinnert uns sehr an unsere vergangenen Urlaube mit den Charterbooten. Die Charterboote sind hier auf den Ionischen Inseln überall. Ungewohnt viel Verkehr gibt es draußen am Wasser, kreuz und quer fahren die Boote, teilweise unter Segeln aber meist unter Motor - viel zu tun für den Ausguck. Aber spannend wird es erst in den Buchten, denn irgendwo müssen die ganzen Boote ja am Abend hin. Dann wird es so richtig kuschelig. Die Boote liegen meist wie die Ölsardinen in der Dose, mit dem Anker im Wasser und einer Leine zum nächsten Felsen an Land, selbst wenn kein Anleger vorhanden ist. Da wird teilweise kräftig gewunken, gezetert und geflucht, wenn die Skipper sich um ihre Anker und Boote sorgen, denn fast überall liegen die Ankerketten übereinander und es ist keine Seltenheit, dass ablegende Boote die Anker ihrer Nachbarn herausreißen. Auch beim freien Ankern gibt es oft Unruhe am Ankerplatz, wenn unerfahrene Skipper ihre Yachten nur wenige Meter von den nächsten Booten legen, aber so froh über das geglückte Ankermanöver sind, dass sie nicht überzeugt werden können den nötigen Abstand zum Schwojen zu berücksichtigen. Entsprechend sind auch die Häfen voll. In einigen gibt es sogar Stellplätze, die speziell für die Charterboote reserviert sind und die Hafenmitarbeiter auf Anruf beim Anlegen unterstützen. Zwischen all den neuen, schicken Bavarias, Beneteaus, Hanses und Jeanneaus fällt Moya auf wie ein bunter Hund, denn Fahrtenyachten sind hier dünn gesät.

Time is flying

Nach einer Nacht auf Ithaca, einem Badestopp am Strand und einem Abstecher in einer der ausgespülten Höhlen war es tatsächlich schon wieder soweit: der letzte Abend, bevor Micheal wieder nach Hause fliegt. Schon wieder war eine Woche vorbei und Micheal hatte tatsächlich in der ganzen Zeit noch keine Gyros Pita. Das musste geändert werden, ohne das Nationalgericht konnten wir ihn unmöglich gehen lassen. Am nächsten Tag setzten wir ihn in Lefkada ab und stellten uns mit Moya für die Brückendurchfahrt an, um den Leftkas Kanal zu verlassen. Bis zurück zur Marina stauten sich die Boote, die alle durch das schmale Tor hinaus ins ionische Meer wollten. Stündlich öffnet die Brücke die Durchfahrt für die Segler für ganze 5 Minuten. Da der Capitano in der Vergangenheit schon einmal das Vergnügen hatte eine volle Stunde vor der Brücke zu warten, weil sie ihm vor der Nase zugeschoben wurde, wollte er dieses Mal kein Risiko eingehen. Wir fuhren an den zögerlichen Booten vorbei und warteten zur vollen Stunde direkt vor der Brücke. Tatsächlich wurden auch dieses Mal nur 15 Boote durchgelassen, der Rest der nicht enden wollenden Schlange hatte das Nachsehen. Einige setzten genauso wie wir die Segel auf der anderen Seite und dann ging es los. Immer dann wenn Boote in dieselbe Richtung segeln, passiert irgendetwas in den männlichen Gehirnen der Skipper, es bedarf keinerlei Absprache, und ist trotzdem glasklar: the race is on. Die Tücher werden gesetzt, es wird getrimmt und gekurbelt, selbst Joshis’ und Jonis‘ sportlicher Ehrgeiz war schon geweckt: die Jungs wollten die schnellsten sein. Normalerweise ist das mit unserer schwerer Lady, vergebene Mühe, sie ist eben kein Regattaboot, aber gestern waren wir richtig gut dabei. Hart am Wind, versägten wir einige der anderen Boote, obwohl die sogar einen etwas besseren Windwinkel hatten, da sie Preveza und nicht wie wir Paxos ansteuerten. Das war ein Fest.

Wir wollten Paxos mit dem letzten Sonnenstrahlen erreichen, um in der unbefeuerten engen Bucht zu ankern. Da passte es uns eigentlich gar nicht in den Kram, dass da irgendwas im Wasser trieb. Durchs Fernglas sah das Etwas ein bisschen aus wie ein Kite oder das Segel eines Surfers. Wir änderten unseren Kurs und retteten zum Glück nur einen selbstgebastelten Drachen und keine abgetriebene Person. Im letzten Licht fiel der Anker in der eigentlich viel zu vollen Bucht, aber es sollte ja kein Wind kommen...

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21.07.2019 -Frikes, Ithaca, Greece

Medieval Navpaktos & a night at the cliffs of Oxia

Geschichtsstunde hautnah

Bereits vom Meer kommend sieht Navpaktos beeindruckend aus. Nur eine schmale Lücke befindet sich in den dicken Steinmauern, die entlang der Küste eine dicke Barriere bilden und sich auch den Hügel hinaufwinden bis zur Burg, die das kleine Städtchen überblickt. Der Capitano lotste Moya durch die Steinmauern hinein in den kleinen Hafen, in dem sonst nur Fischerboote an den dicken Mauern lagen. Ich zögerte, ob wir da wohl wirklich festmachen sollten, aber Christian war ganz unbedarft, versenkte das Eisen an der Hafeneinfahrt, legte die Kette einmal quer durch das Hafenbecken und vertäute Moyas‘ Heck zwischen den kleinen Böötchen am Anleger. Es war ein großartiger Platz, um uns herum das Leben zu beobachten. Rings um den kleinen Hafen gab es Cafés und Tavernen, dahinter eine lebendige Straße und große, schattenspendende Bäume. Durch das Tor in der Hafenmauer konnten wir den belebten Kieselstrand sehen, daneben stand eine Statue von Miguel de Cervantes, dem Author von Don Quijote. Cervantes war 1571 nicht nur Augenzeuge der berühmten Seeschlacht zwischen der spanisch, venetischen Koalition und dem Osmanenheer, sondern verlor dabei auch seine linke Hand. Durch die Schlacht von Lepanto, dem damaligen Namen Navpaktos, wurde dem Vormarsch der Osmanen Einhalt geboten. Aber die Stadt war seit jeher heiß umkämpft, Athener, Venetianer, Römer, Türken, alle wollten die strategisch wichtige Stadt und damit den Golf von Corinth beherrschen.

Fast jeder Ort in Griechenland strotz nur so vor Geschichte, aber Navpaktos konzentriert sie regelrecht. Wir gingen durch die schmalen Gässchen, stiegen die engen Treppen hinauf, vorbei an traditionellen Häusern, alten Osmanen Bädern, befestigten Stadttoren, pinienbewachsenen Hängen bis hinauf zur Burg.

Geht nicht, gibt‘s nicht

Von oben sahen wir den Golf, die Berge des Peloponnes und die majestätische, neuartige Hängebrücke, die eigentlich hätte niemals gebaut werden können. Zumindest war das das Ergebnis der beratenden Experten der griechischen Ingenieurskammer, kurz vor der Veröffentlichung der Ausschreibung für die Brückenkonstruktion der zum damaligen Zeitpunkt längsten Hängebrücke der Welt. Der nicht tragfähige Untergrund, die tektonische Verschiebung, starke Winde und die seismische Aktivität waren die Hauptbedenken der Experten, trotzdem wurde der Bau nur wenige Jahre später begonnen. Jetzt steht sie da und thront über dem Meer, aber wer weiß schon was passiert, wenn die Erde das nächste mal bebt.

Wir jedenfalls sind am nächsten Tag ohne Zwischenfälle unter der Brücke hindurch gefahren und waren ab da im Ionischen Meer. Am Abend gingen wir vor Anker vor der Ostküste von Oxia. Oxia ist schroff, zerklüftet und die Hügel fallen steil ins Meer ab. Eine wilde Schönheit. Das fand auch der Emir von Qatar, der Oxia zusammen mit fünf weiteren Inseln für lächerliche 8.5 Millionen Euro zum Schnäppchenpreis erstand. Wir gingen im tiefen Wasser vor Anker und zogen Moyas Heck mit einer Leine zum Land. Wir badeten im dunklen Wasser, die Jungs spielten mit Tilly Fährboot und genossen den Abend. Zumindest bis eine riesige, brechende Welle an der Küstenlinie entlang auf uns zurollte. In der Dunkelheit sah ich nur die weißen Schaumkronen, hörte das Rauschen und war entsetzt die Welle auf uns zu kommen zu sehen. Die Wellen waren so groß, dass unsere Leine teilweise mindestens einen Meter unter Wasser gewesen sein muss, Moya rollte ein bisschen, dann wurde es wieder ruhiger. Einige Minuten später fand dasselbe Spiel erneut statt, nur weniger drastisch. Auch heute Morgen wurde ich von dem Geschaukel geweckt. Die vorbei fahrenden Fähren waren die Übeltäter, ihre Bugwellen treffen in Oxia ungebremst auf die Küste und werden munter reflektiert. Trotzdem war die einsame Bucht ein wahres Juwel.

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19.07.2019 -Navpaktos, Greece

Orange plantations, ancient ruins and the canal of Corinth

Zwischen Orangenbäumen in Epidhavros

Der Bus von Athen hält in Epidhavros. Das allein machte das kleine Städtchen zum ausgezeichneten Ort um Crew aufzunehmen. Der Plan stand also - auf nach Epidharvos. Morgens gingen wir dort vor Anker, um auf Micheal zu warten und waren sofort angetan von dem kleinen Ort zwischen den Hügeln des Peloponnes. Trotz der Dutzenden Cafes, Bars und Tavernen am Hafen geht das Leben dort einen gemächlichen Lauf. Die Straßen sind weitgehend leer, auch beim Metzger, Bäcker und in der Post ist nicht viel los, nur in der Cafebar neben der Bushaltestelle brummt der Bär. Epidhavros soll eines der best erhaltenen antiken Theatern beheimaten, allerdings liegt es ein wenig außerhalb, so dass wir nachdem wir Micheal eingesammelt hatten, nur seinen kleinen Bruder am Rande des Städtchens besuchten. Anschließend ging es den Hügel hinauf, durch Orangenhaine, um die Akropolis anzuschauen. Es standen nur noch ein paar wenige Steine, dafür aber nebenan eine kleine Kapelle und ein alter Baum, der zum Picknick einlud. Unterwegs hatten die Kinder Orangen geschenkt bekommen, als wir bei der Ernte zuschauten. Sie waren für die Jungs das Highlight unserer kleinen Wanderung und sogar noch besser als der mitgebrachte Kuchen und die Pfirsiche. Faszinierend fand ich aber auch die Geräuschkulisse. Zwischen den Orangenbäumen war es alles andere als leise. Die Luft war prall gefüllt von dem niemals endendem Gesang tausender männlicher Singzikaden. Obwohl die gar nicht mal so kleinen Insekten exzellent getarnt sind, haben wir wir Einige gesichtet und beobachtet wie ihr großer Hinterleib pulsiert.

Im Corinth Kanal

Nachdem die starken Nordwinde sich etwas gelegt hatten, verließen wir am nächsten Tag Epidhavros und tuckerten Richtung Norden. Über Nacht wollten wir gerne das mittelalterliche Städtchen Navpaktos erreichen, aber vorher mussten wir noch durch den Kanal von Corinth. Bevor wir in den nur 3 Meilen langen Kanal einfahren durften, mussten wir noch ordentlich in die Tasche greifen. Stattliche 223€ wollen die Griechen inzwischen von Booten in der Größe Moyas, die sich den Weg um den Peloponnes sparen wollen. Autsch! Nun waren wir da, alles Zetern half nicht nichts, am Ende waren wir etwas ärmer und die Kanalbehörde etwas reicher. Aber immerhin war die Durchfahrt spektakulär, schlechte Laune konnte also erst gar nicht aufkommen. Nachdem sich die Fahrbahn, der Autobrücke, nach unten abgesenkt hatte und die Ampel grünes Licht zeigte, rauschte auch schon die Funke. „Moya, please proceed full speed“. Ah, natürlich! Wie bei allen unseren Kanaldurchfahrten, hatten es auch die Griechen bei unserer vierten und letzten großen Kanaldurchfahrt eilig. Wir schmissen die Leinen los, legten von der Zahlstelle auf der Ostseite des Kanal ab und fuhren hinein. Rechts und links ragten die Felswände fast hundert Meter nahezu senkrecht in die Höhe. Auf der Ostseite waren die Felswände von alten Mauern verstärkt, auf der Westseite waren nur noch einige Überreste davon zu erkennen. Die unzähligen Abbrüche hatten inzwischen Höhlen und Buchten im Kanal gebildet, so dass er jeden Dienstag zum Ausbaggern für die Durchfahrt geschlossen ist. „Bei einem Erdbeben will man hier nicht sein“ dachte ich noch und staunte im Nachgang ziemlich, als nicht einmal 24h nach unserer Durchfahrt die Erde zwischen Corinth und Athen wackelte.

Im Golf von Corinth wurden wir, wenig überraschend, von Westwinden begrüßt. Die See war trotzdem angenehm ruhig. Ein Luxus, den wir bisher nur im Mittelmeer hatten. Unter solchen Bedingungen macht hart am Wind segeln richtig Spaß, so dass wir über Nacht gegen den Wind kreuzten. Am Morgen kamen wir, nach einer fast durch gequatschten Nacht, vor den mittelalterlichen Stadtmauern von Navpaktos an und suchten uns ein Plätzchen in dem alten Miniaturhafen.

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03.07.2019 -Nisiros, Greece

Cruising the Dodecanese

Nicole ist zurück

Ganze zwei Tage hat sie gebraucht um zu uns zu kommen. Der Flieger aus den USA war Stunden verspätet und die Anschlussflüge natürlich weg. Kein guter Start. Die Ladies und Gentleman von der Lufthansa haben sie ganz schön im Regen stehen gelassen. Sie buchte also alle Flüge neu, nur um am Flughafen zu sitzen und vergebens zu warten, dass der Anschluss pünktlich kommt. Am Ende verbrachte sie die zweite Nacht ihrer Anreise anstatt bei uns an Bord in Athen und kam am nächsten Morgen ohne ihre Tasche auf Rhodos an. Was ein Höllentrip! Trotzdem war sie voller Tatendrang. Wir frühstückten zusammen, schmissen anschließend die Leinen los und ich drückte alle Daumen und Zehen, dass Nicole nicht auch noch seekrank werden würde.

Wir fliegen nach Symi

Die Überfahrt nach Symi war fantastisch. Die See war nahezu glatt. Obwohl wir hart am Wind unterwegs waren, flogen wir geradezu nach Nordwesten. Mit 7 Knoten, später 8 Knoten, sogar 8.5 Knoten rasten wir dahin. Wow! So schnell! Ich fragte mich ersthaft, ob der neue Unterwasseranstrich uns schneller machte, aber wahrscheinlich waren es einfach traumhafte Bedingungen. Wenige Stunden später liefen wir in den Stadthafen von Symi ein. Wir versenkten das Eisen und legten bei 20 Knoten Wind von der Seite römischen-katholisch (mit dem Heck zur Hafenmauer) zwischen zwei anderen Yachten an. Dieses, für Griechenland so typische, Manöver brachte mich ganz schön ins Schwitzen, wir hatten es kaum irgendwo anders auf der Welt gebraucht. Drin waren wir zwar schnell, aber die Routine fehlte noch und wir checkten noch einige Male unsere Kette, bevor wir uns sicher waren, dass alles passte.

Vor 11 Jahren war Symi noch ein verschlafenes Nest, mit schönen kleinen Häusern in Pastelfarben. Die Insel war damals unsere Lieblingsinsel in Griechenland gewesen. Inzwischen hat sich einiges geändert. Die Uferpromenade ist schön hergerichtet, auch die Häuser dahinter waren makellos. Wo früher kleine Fischerboote lagen reihten sich jetzt Yachten und Tour Boote mit dem Heck zur Hafenmauer, die teilweise etwas herunter gekommenen Fassaden waren verschwunden. Es gab kaum ein Wohnhaus mehr in der ersten Reihe, statt dessen gab es unzählige Restaurants, kleine Läden und Bars. Obwohl die Tagestouristen von Rhodos schon mit den Schnellfähren auf dem Rückweg waren, pulsierten die kleinen Straßen. Es war viel los, auch nachts kam der Ort nicht mehr zur Ruhe. Objektiv ist der Ort jetzt sicherlich schöner, als damals, trotzdem fand ich Symi nicht mehr so beeindruckend, es wirkte für mich, als ob das Dorf seinen Charakter verloren hat.

Wir streiften durch die Gassen und liefen ein Stückchen den Berg hinauf. Der Ausblick von oben war gigantisch, aber die Kids hatten wenig Sinn dafür. Durst! ... und ich hatte das Wasser am Boot vergessen. Das Vergnügen war also eher ein kurzes. Stattdessen ging es zum Spielplatz. Am nächsten Morgen ging ich los und kaufte fürs Frühstück ein. Mit den herzlichen Grüßen der Griechen, frischem Brot und Obst, startete der Tag wunderbar.

Im Vulkan von Nisiros

Der Meltemi, das lokale Windphänomen der Ägäis, bringt im Sommer fast ausschließlich Wind aus Norden und Nordwesten. Die Winde sind am Nachmittag am stärksten und gehen oft in der Nacht etwas zurück. Manchmal bläst es aber auch nachts und zwar ganz beträchtlich, 30 Knoten sind nichts Außergewöhnliches. Im Juli ist es nicht sonderlich schlau Richtung Nordwesten zu segeln, da ist quasi vorprogrammiert, dass man eins auf die Nase bekommt. Da wir im August in Kroatien sein wollen, sind unsere Alternativen aber begrenzt, um nicht zu sagen nicht existent, so dass wir versuchen an Tagen mit wenig Wind voran zu kommen.

Am Morgen setzten wir die Segel und konnten bis zur Mittagszeit tatsächlich segeln. Am Nachmittag drehte der Wind und nahm zu, Henry war gefragt. Angenehm war das Gebolze gegen Wind und Welle nicht. Nicole wurde ganz grün im Gesicht, aber nicht nur sie war froh als wir endlich in dem kleinen Hafen von Nisiros anlegten. Für eine Vulkanexpedition war es schon zu spät, aber aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. Am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Mietwagen hinauf zum Krater und kletterten hinunter in den Schlot. Der Vulkan war schon seit tausenden von Jahren nicht mehr ausgebrochen, so dass im Krater Bäume wuchsen und Rinder weideten. Trotzdem ist der Vulkan noch aktiv, im Schlot riecht es streng nach Schwefelwasserstoff und es gibt dampfende Schlammlöcher und Schichten von grüngelblichen Ablagerungen. Mit der strahlenden Sonne von oben und der heißen Erde unter den Füssen fühlten wir uns fast wie im Backofen, so dass wir bald unseren Vulkanausflug beendeten und stattdessen das Dorf am Kraterrand und den Hauptort besuchten. Joshua machte währenddessen konstant Notfallpläne für den Fall eines Ausbruchs. Wie schon in Lanzarote und in Vanuatu war er schwer beeindruckt von der Naturgewalt eines Vulkans.

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24.07.2019:
Comment fromToni
Hallo Christian, Hallo Sabrina, schön das Ihr wieder im europäischen Gefilde seid. Darf ich erfahren wo und wann landet Ihr in Kroatien an? Bin vom 14.09. bis 21.09 dort auf Törn. Grüße vom Standort Freiburg
23.06.2019 -Rhodes, Greece

On the hard in Nereus Boat Yard

Endlich wieder Wasser

Bevor unsere Lady aus dem Wasser musste, machten wir noch einen kleinen Törn an der Nordspitze von Rhodos. Robert und Moritz waren dieses Mal als Crew dabei und packten ordentlich mit an. Da konnte ich mich zurück lehnen und einfach nur genießen. Nach fast drei Wochen in der Marina, war es toll mal wieder draußen am Wasser zu sein. Die Bedingungen waren perfekt. 20 Knoten Wind aus Nordwest. In der Abdeckung der Insel gab es kaum Schwell und wir machten 6 Knoten hart am Wind. Später kreuzten wir noch ein Stückchen auf bevor es zurück ging. Der Wind wehte uns um die Nasen, die Sonne schien, der Himmel war blau. Es war großartig. Nur die Jungs verschliefen den Törn zu großen Teilen. Joshua lag im Salon, Joni im Cockpit und schnarchten. Erst als Moya wieder fest vertäut am Steg lag wachten sie auf. Sie waren wohl das Segeln nicht mehr gewöhnt. Wie schnell sich Kinder doch anpassen! Nur drei Wochen am Steg hatten gereicht, dass unsere kleinen Seemänner die sonst bei den rauesten Bedingungen durchs Schiff turnten, von Moya in den Schlaf geschaukelt wurden. Welch Luxus!

Kranen

In der Nereus Werft gibt es nur einen relativ kleinen Travellift. Er krant 75 Tonnen, ist dabei ca. 10 Meter lang und hat eine lichte Höhe von 7 Metern. Das Gewicht ist natürlich kein Problem, aber bei der Höhe waren wir skeptisch. Wir waren schon vor einigen Tagen bei Elias in der Werft gewesen, um uns den Kran vorab anzuschauen. Mit dem Querträger des Krans und unserem in den Mast laufenden Vorstag, war vorwärts kranen ausgeschlossen. Aber mit 7 Meter Clearance war selbst rückwärts kranen kein Selbstläufer. Achtern befinden sich ja unser Gerätetäger mit Radar, Solarzellen und Windgenerator. Wir wollten besser auf Nummer sicher gehen, demontierten die Solarzellen und bereiteten den längeren Backbord Träger mit dem Windgenerator vor, gelegt zu werden. Dann tuckerten wir hinüber zu Werft. An der schmalen Kranstelle standen schon acht Mann und warteten die Leinen entgegen zu nehmen. Ich war, wie jedes Mal wenn Moya aus dem kühlen Nass gehoben wird, total aufgeregt und heilfroh, dass wir so viel Hilfe hatten, denn es wehte ordentlich und das Wasser schwappte. Der Capitano machte seine Sache hervorragend und parkte auf Anhieb ein - fest waren wir. Der Kran kam auch schon daher gerollt und siehe da, es passte doch. Der Träger konnte bleiben wo er war. Die Gurte wurden dann hinten zwischen Skeg und Kiel und vorne zwischen Kiel und Echolotgeber gefädelt, schnell nochmal im Wasser mit Taucherbrille geprüft, ob alles richtig sitzt, und schups, schwebte unsere Lady über dem Wasser.

Knapp 20 000 Seemeilen waren wir gesegelt seit wir das letzte Mal auf dem Trockenen waren und hatten Schlimmes befürchtet. Aber das Antifouling arbeitete noch. An manchen Stellen war es zwar schon abgefahren, aber große Teile des Unterwasserschiff waren noch schön schwarz, fast ohne Bewuchs. Im Roten Meer hatten wir das letzte Mal die Seepocken entfernt und den grünen Flaum, der im warmen Wasser so schnell wächst. Das Mittelmeer scheint sehr viel Eigner freundlicher zu sein - eine positive Überraschung.

Durchleuchtet

Gestern wurde dann jeder Winkel unseres Schiffes genauestens inspiziert. Herr Walsh war mit der Übernachtfähre aus Athen gekommen und wollte Moya auf Herz und Nieren überprüfen. Als erstes packte er sein Ultraschallmessgerät aus seinem Koffer aus und fing an mit hunderten Messpunkten Moya’s Rumpf systematisch zu inspizieren. Neben jeden Messpunkt schrieb er mit Kreide die Stahldicke in Millimeter. Am Ende war der Rumpf übersäht mit weißen 4.8 und 4.9, nur am Ruder war der Stahl dünner, dort hatte die Werft offensichtlich nur 4mm Stahl verwendet. Dann wurde Moya abgeklopft, 2 Runden mit dem Hammer. Herr Walsh hörte gespannt und war ganz überrascht als er an keiner Stelle Rieselgeräusche hörte. Dass der Rumpf tiptop in Ordnung ist sagte er aber erst nachdem er von Innen in alle Bilgenfächer geschaut hatte. Weiter ging es dann an Deck mit der Gasanlage, den Winschen, dem Ankerkasten, den Navigationsinstrumenten und Lichtern, alles wurde überprüft und fotografiert. Nach dem Öffnen der Staufächer, arbeitete er sich zu den Tanks, den Fenstern, der Ruder- und Wellenanlage vor, bevor der Experte schließlich im Maschinenraum landete und Heizung, Maschine, Toilettenanlage, Bilgenpumpen unter die Lupe nahm. Am Stevenrohr angekommen meinte er dann “It’s almost too clean. Steal yachts usually are showing corrosion here. This one is not.” Je länger es sich im Schiff aufhielt, desto mehr taute er auf. Am Ende der Untersuchung lächelte der Mann, der mein freundliches "Hallo" morgens komplett ignoriert hatte, sogar und witzelte mit uns. Ihm hatte gefallen was er gesehen hatte, da änderten auch unsere nicht gewarteten Schwimmwesten und Rettungsinsel nicht viel. Es war ein gutes Gefühl, wir hatten Moya immer so gut wir konnten instandgehalten, aber sicher sein konnten wir nicht, ob wir alles richtig gemacht hatten.

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24.06.2019:
Comment fromAMS
Wir freuen uns, dass ihr wieder in der Nähe seid. Alles Gute aus der Neckarstrasse
29.01.2019 -Coral Bay, Pulau Pangkor, Malaysia

A Goodbye and white sandy beaches at Pulau Pangkor

Eine Woche wie im Flug

Eine Woche an Bord von Moya fühlt sich im Normalfall deutlich länger an, als eine Woche zu Hause im Büro. Ich erinnere mich noch deutlich wie zu Hause Montage, zumindest gefühlt, direkt in Freitage übergehen, die dann wieder an Montage grenzen. Hier müssen wir zwar manchmal kurz überlegen, welcher Wochentag denn gerade ist, aber die Tage scheinen weniger ineinander zu verschwimmen, sieht man einmal von den Passagen ab. An was das liegt ist mir nicht so ganz klar. Vielleicht daran, dass wir immer wieder neue Orte besuchen, neue Menschen und Kulturen kennenlernen und so gar keine richtige Routine aufkommen kann? Vielleicht auch an unseren Nachtwachen, die die Tage natürlich verlängern, oder an der Langsamkeit unseres Vorankommens unter Segeln, das immer genügend Zeit erlaubt um das Erlebte zu verarbeiten? Vielleicht ist es auch die Kombination, die unser Leben entschleunigt, oder aber auch etwas ganz anderes, wer weiß?

Manchmal taucht aber auch bei uns das Phänomen der rasenden Zeit auf - so wie in der letzten Woche. Kaum war Micheal an Bord, war er auch schon wieder weg. Am Sonntag Nachmittag hat er seine Sachen gepackt und ist wieder zurück nach Deutschland geflogen. Es ist immer schwer, unseren Gästen “See you later” zu sagen, aber dieses Mal war die Zeit einfach davon geflogen, was das Abschiednehmen nicht gerade erleichterte. Das ist definitiv einer der Nachteile unserer Reise, wir lernen zwar viele sehr interessanten Menschen kennen, oft verbringen wir aber nur einige Stunden oder Tage mit Ihnen, bevor wir uns verabschieden, bei manchen für immer, bei anderen zumindest für eine sehr lange Zeit.

Wir machten das beste draus, gingen Einkaufen, Wäsche waschen und machten Moya seeklar für den nächsten Tag.

Über Nacht durch die Straße von Malakka

Wir sprangen noch ein letztes Mal in den Pool und schauten ein bißchen am Filmset zu, das gestern in der Marina aufgebaut war, bevor wir am Nachmittag die Segel Richtung Norden setzten. Wir hatten schon von den vielen Fischerbooten gehört, denen, neben den großen Tankern und Containerschiffen, die Strasse von Malakka gehören soll. Gesehen hatten wir bisher aber nur eine handvoll und ich fragte mich schon, ob die Geschichten ins Reich der Mythen gehören, als wir zu Sonnenuntergang die erste Flotte passierten. In Formation kamen sie auf uns zu, einige hatten AIS an Bord, andere nicht und wieder andere lösten auch heute wieder unseren Seenotalarm aus, zu Duzenden. Die ganze Nacht hindurch hatten wir Spaß am Ausguck mit dem Timer auf 5 Minuten gestellt. Aber die See war ruhig und die Strömung schob von hinten, so dass Moya schnell ihren Weg Richtung Norden fand.

Weiße Strände und psychedelische Tempel auf Pangkor

Gegen Mittag schmissen wir den Anker in der Emerald Bay. Die Bucht war tief eingeschnitten, rechts und links umgeben von Regenwald, das Meer war tiefgrün und der breite Strand weiß. Trotzdem blieben wir nur einige Minuten, wir fühlten uns nämlich alles andere als willkommen, denn vor uns lag im Wasser eine Kette aus weißen Bojen. Einen Blick ins Internet genügte dann auch, um festzustellen, dass Pulau Pangkor Laut eine private Insel ist. Ein exklusives Resort nimmt die ganze Insel ein. Dorthin kann man mit dem Heli für schlappe 30000 Ringgit (ca. 6000€) anreisen, was die Zimmer kostet, will ich erst gar nicht wissen. Wir gaben unserem Fluchtimpuls nach und tuckerten 3 Meilen nach Norden in die Coral Bay. Hier ist es weniger exklusiv aber genauso schön. Moya liegt vor der kleinen Koralleninsel im stillen Wasser. An Land gibt es einige touristische Restaurants und einen psychedelischen Tempel mit mehreren Buddahs, einem Drachen, Türen ins Nirgendwo, großen steinernen Pilzen und Schildkröten und einer riesigen Mickey Maus - eine ziemliche schräge Kombination. Die Kinder finden es großartig mal wieder im Meer zu baden, das letzte Mal liegt schon Wochen zurück, und wir genießen die Ruhe nach den Großstadttagen.

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27.01.2019 -Admiral Marina, Port Dickson, Malaysia

Space mission in Kuala Lumpur

Missionsstart in Port Dickson

Malakka ist nur einen Katzensprung von Port Dickson entfernt. Wir setzten noch vor dem Frühstück die Segel und legten schon am frühen Nachmittag zu Niedrigwasser in der leeren Admiral Marina an. Die Marina ist Bestandteil einer größeren Hotelanlage mit allen Annehmlichkeiten und so Lieblingsobjekt der Jungs. Sie lieben es von Moya klettern, über die Stege rennen und direkt in den Pool springen zu können. Am Dock liegen war aber auch für uns Erwachsenen fast wie Urlaub machen, vor allem mit einem fünften Mann an Bord. Wann kamen wir denn sonst in die Verlegenheit, dass zumindest eine Person, der Capitano oder ich, nachdem die Kids im Reich der Träume waren, das Boot verlassen und einen Sundowner an der Bar trinken konnten? - Genau! Eigentlich gar nicht.

Trotzdem war Port Dickson nur unsere Base. Wir wollten gerne Kuala Lumpur unsicher machen. Wir buchten am Abend zuvor spontan 4 Kapseln im Raumschiff Space Hotel und ließen uns nach KL fahren. Der Verkehr meinte es gut mit uns, so dass selbst die 20-minütige, liebevolle Zubereitung meines Take away Kaffees nicht weiter ins Gewicht fiel. Nach knapp 2 Stunden schlugen wir im unserem Hotel in Chinatown auf, checkten für unsere 2-tägige Mission ein und bezogen unsere Kapseln.

Mit WARP2 nach Kuala Lumpur

Die Flure des kleinen, sauberen Hotels sind mit Astronauten, Planeten, Sternen und schwarzen Löchern bemalt. An den Decken hängen spacige Lampen, eine Rutsche verbindet die Decks dieses Raumschiffes. Mit Karten gelangt man in die unterschiedlichen Schleusen, von dort in abschließbare Kapseln. Joni war so beeindruckt, dass er am Abend sagte “ich will nicht so lange schlafen” nachdem ich zum Einschlafen von unserer bevorstehenden 2-jährigen Reise zum Mars erzählt hatte. Joshi war so aufgekratzt, dass er nur mit großer Mühe eingeschlafen ist.

Vorerst musste der Abenteuerspielplatz Raumschiff aber noch etwas warten. Ganz langweilig mit 2 Beinen und 100 Watt Antrieb, wanderten wir durch Chinatown, zum Central Market und dem kolonialen Viertel. Wir ließen uns treiben und schauten uns das an, was gerade interessant aussah. Die City Gallery beeindruckte uns mit einer Miniaturversion der Stadt und der Vision wie es hier weitergehen soll. Kuala Lumpur boomt! Überall sind neue, schillernde Großprojekte geplant. Das nächste Mega Hochhaus ist bereits im Bau, 118 Stockwerke und 644 Meter sollen es werden und soll damit die Petronas Towers bei Weitem überragen. Daneben entstehen an jeder Ecke, so wie auch schon in Johor Baru, neue Hochhochsiedlungen. Ich frage mich, wer da eigentlich wohnen soll und vor allem wer da sooo unglaublich viel Geld investiert.

Wir tingeln weiter, durch die National Moschee und durch das Islamic Art Museum. Die Ausstellung ist umwerfend. Selbst Joshua war fast nicht mehr aus dem großen, architektonisch interessanten Gebäude herauszukriegen. Die alten islamischen Buchkunstwerke hatte es ihm angetan. Zusammen mit Michael, der Bücher ohnehin liebt, stand er oft minutenlang vor einem Glaskasten mit einem aufgeschlagenem Buch. Die Seiten waren mit kleinen Absätzen arabischer Schrift beschrieben, filigran bemalt und mit Blattgold verziert. Neben der Manuskriptausstellung besuchten wir nur einen Bruchteil der Dauerausstellung mit Modellen von Heiligtümer, alten Waffen, Rüstungen, Textilien, Schalen und Gefäßen. Der voll holzvertäfelte Damaskus Raum gehörte zu meinen Highlights. Als wir uns losreißen konnten war es bereits zu spät für den Vogelpark, deshalb spazierten wir durch den botanischen Garten und die Kids eroberten den riesigen Spielplatz dort. Danach aßen wir in einem kleinen, lokalen, etwas schäbigen, aber zum bersten vollen Restaurant zu Abend. Das authentisches Essen war großartig, allerdings wagten wir uns nicht an den Haferschleim mit Hühnchen, auch wenn dieses Gericht bei den Einheimischen sehr beliebt war.

Während die Jungs auf Marsmission im Reich der Träume gingen, hatten die Männer Ausgang. Die Petronas Towers bei Nacht sind schon auf den Bildern spektakulär, finde ich. Am Morgen danach waren die Zwillingstürme zwar auch sehr beeindruckend, aber die Atmosphäre bei Nacht hat schon was. Auf mich wirkten die beiden Chromgiganten wie zwei riesige Raketen mit Booster und Brücke. Wenn sie abgehoben hätten, wäre ich wenig überrascht gewesen. Im Gegensatz zu den Türmen, merkt man dem Science Discovery Center zumindest am Anfang der Ausstellung an, dass es schon etwas in die Jahre gekommen ist. Allerdings war das den Kids überhaupt nicht wichtig, sie fanden die interaktiven Experimente zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen spannend. Nur unter Widerstand brachten wir sie aus dem großen Spielplatz. Es war Zeit für ein bißchen Kultur.

Batu Caves bei Thaipusam

Das Hindhi Fest Thaipusam gedenkt unter anderem dem Kriegsgott Murugan. Es findet bei Vollmond in Januar oder Februar statt, wir hatten es also gerade verpasst. Jedes Jahr pilgern dann tausende Hindis aus KL zu den 13 km nördlich gelegenen, heiligen Höhlen von Batu, die von einer riesigen Statue Murugans bewacht werden. Auch wir wollten dort hin. Noch auf der Autobahn merkten wir, dass in Batu noch einiges los war. Die Abfahrt war gesperrt, auf dem Parkplatz waren unzählige Stände aufgebaut und überall liefen statt Touristen Hindi in traditioneller indischer Kleidung umher. Das Festival war doch noch nicht ganz vorbei.

Wir mischten uns unter die Masse. Die Gläubigen mühten sich ab, Milch in glänzenden Gefäßen auf ihrem Kopf die 272 Stufen zu den Tempeln in den Höhlen zu bringen. Manche hatten sichtlich Mühe die steile Treppe zu bezwingen. Einige hatten die Köpfe glattrasiert. Auch Frauen rasierten ihre langen Haare, als Opfer an die Tempel. Es war ein kunterbuntes Treiben. Zwischen den Menschen befanden sich die noch bunteren, kitschigen Tempel und natürlich der 42 Meter große, goldene Murugan der majestätisch auf alles herabschaut. Die großen Kalksteinhöhlen waren taghell beleuchtet, innen gab es weitere Tempel und Schreine. Ehrlich gesagt erinnerte uns das Innere eher an den Eingang in eine Einkaufsmall als an ein religiöses Heiligtum. Beeindruckt waren wir trotzdem und traten die Rückreise unserer Mission an.

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24.01.2019 -Admiral Marina, Port Dickson, Malaysia

Challenges in the strait of Malacca

Mann über Bord?

Wir blieben uns treu. Trotz aller Bemühungen musste unsere neue Crew erst einmal beweisen, wie ernst sie es mit der Segelei meint. Mit leichtem Wind von hinten segelten wir aus der Johor strait, an den dicken Ankerlegern vorbei, hinaus in die Straße von Malakka. Die Wettervorhersage kündigte leichte nordöstliche Winde an, ideal um im Lee der Peninsula über Nacht nach Malakka zu hüpfen. So die Theorie. Wie ihr Euch denken könnt, sah die Praxis einmal mehr ziemlich anders aus. Es fing damit an, dass der Wind zulegte. Wir refften die Segel, Moya fegte parallel zur Schifffahrtsstrasse nach Nordwesten, soweit kein Problem. Um 22 Uhr, ich war gerade eingeschlafen, weckte mich ein penetrantes Piepsen. Ich wunderte mich, es klang anders als unser AIS Kollisionsalarm, war aber müde genug mich umzudrehen und den Lärm zu ignorieren. Zumindest bis Christian kam.

Wir hatten das Signal eines AIR Mann über Bord Senders empfangen. In der Mitte der stark befahrenden Schifffahrtsstrasse schien etwas mit der Strömung Richtung Süden zu treiben. Die Dicken ignorierten das Notfallsignal geflissentlich und fuhren in großer Zahl ohne Kurs- oder Geschwindigkeitsänderung daran vorbei. Wir waren schockiert und überlegten wie wir uns nun am Besten verhalten sollten. “Im schlimmsten Fall ziehen wir eine tote Person aus dem Wasser” dachte ich. Auch Christian war unsicher, in der Nacht in eine von riesigen Schiffen stark frequentierte Schifffahrtstraße quer zur Fahrtrichtung hinein zu fahren. Das wär auch für uns nicht ungefährlich. Aber Notfall ist Notfall, deshalb war handeln angesagt. Wir packten unser Satelliten Telefon aus, riefen das Maritime Rescue Coordination Center in Bremen an, das rund um die Uhr besetzt ist, und zogen den Rat der Experten dazu. Diese rieten uns, von einer Rettungsaktion abzusehen und verständigten sofort die malaysische Küstenwache. Aufgewühlt beobachteten wir das Seenotsignal auf unserem AIS Schirm und hofften, dass die Küstenwache bald da sein würde, als der Piepser zum zweiten Mal auslöste. Wie konnte das sein? Auf unserer gesamten Reise hatten wir so ein Signal noch nicht einmal gesehen und nun zwei innerhalb von zwei Stunden? War da etwa ein Schiff untergegangen? überlegten wir bis wir den Geschwindigkeitsvektor des zweiten Senders sahen. Mit 20 Knoten bewegte sich das Etwas. Das konnte unmöglich eine im Wasser treibende Person sein. Uns begann zu dämmern, dass das Signal von einem Schiff gesendet wurde.

Christian und Michael konnten sich endlich hinlegen, ich beobachtete weiter und sah wenig später die zugehörigen Navigationslichter des zweiten "Seenotsignals". Auch das Erste bewegte sich nun nicht mehr mit der Strömung, sondern im Zickzack auf die Küste zu. Mir blieb die Spucke weg. Die Ignoranz der Berufsschifffahrt machte nun trauriger Weise Sinn. Die einzige Erklärung die uns einfiel war, dass die Seenotsignale wohl keine Einzelfälle sind, sondern die weniger teuren Mann über Bord Sender von lokalen Booten als AIS Sender missbraucht werden. Das vernichtet mit einem Schlag die eigentliche Funktion der Transponder - sehr ärgerlich!

Finsternis bei Vollmond

Für meinen Geschmack war das schon genügend Abenteuer für eine Nacht, aber sie hatte noch mehr auf Lager. Die Nacht wurde dunkler. Erfahrungsgemäß ist das kein gutes Zeichen. Ich überprüfte auf dem Radar, ob ein Squall auf uns zu zog, sah aber keine Regenechos. Der Wind drehte nach Westen und nahm weiter zu. Starker Wind von über 30 Knoten wehte inzwischen auf Moyas Nase. Übelst kurze, steile Wellen bildeten sich in kürzester Zeit. Dann fing es zu regnen an. So hatte sich Michael wohl seine ersten Tag auf See nicht vorgestellt. Der Arme tat kein Auge zu, bis ich unser blasses neustes Crewmitglied ins Cockpit verfrachtete und ihn mit einem Pflaster gegen die Seekrankheit versorgte. Der von Sumatra heran rollende Squall wütete mehrere Stunden, erst gegen Morgen ließ der Wind und schließlich auch die Wellen nach. Im Gegensatz zu den Kindern, die Alles verschlafen hatten, waren wir Erwachsenen am Morgen ziemlich groggy und froh als wir am Nachmittag den Anker vor Pulau Besar im Wasser versenkten.

Der Strand war zwar nicht weiß und das Wasser nicht blau wie es die Reiseführer versprechen, trotzdem war er jetzt genau das Richtige für uns. Die Kids konnten toben, während wir Kaffee tranken. Italienischer Espresso wäre mir zwar lieber gewesen, aber das zum Großteil aus Zucker bestehende braune Getränk weckte auch so die Lebensgeister. Die Jungs probierten ABC, eine irre Kombination aus Sirup, crushed Ice, Mais, Bohnen und allerlei Undefinierbarem, die uns auf unsere Frage nach Eis verkauft wurde.

Nächtlicher Besuch in Malakka

Der Morgen danach startete laaaaangsam. Wir gingen nochmal zum Strand und machten uns erst spät auf den anderthalb stündigen Törn nach Malakka. Zu Niedrigwasser wollten wir die Marina anlaufen, gaben aber bald auf. Viel weniger Wasser als auf den Seekarten verzeichnet, stand in der Bucht. Der Anker fiel und kurz danach fuhren wir mit dem Dinghi an Land. Die Innenstadt lag weniger als zwei Kilometer vom Hafen entfernt. Ein toller Spaziergang am Nachmittag. Ich weiß nicht genau was ich erwartet hatte, aber ich war positiv überrascht. Die kleine von der Geschichte geprägte Stadt war sauber und schön, mit gepflegter Promenade entlang des Flusses, netten Restaurants und vielen Orten zum Entdecken. Die Chinesen waren vor hunderten von Jahren hierhin gekommen, im Zentrum der Stadt lag das mit roten Laternen geschmückten China town. An jeder Ecke gab es dort einen anderen Buddha Tempel zu entdecken. An die portugiesische Besatzung erinnerte das Fort und der Nachbau des größten Frachtschiffes seiner Zeit, der portugiesischen Flora de la mar. Auch die Holländer hatten der Stadt ihren Stempel aufgeprägt, christliche Kirchen gebaut und das prächtige Stadthuys hinterlassen. Nur von der britischen Herrschaft konnten wir auf die Schnelle keinerlei Hinterlassenschaften erkennen. Leider hatten die Tempel und Museum schon zu, so dass wir nur einen ersten Eindruck sammeln konnten. Trotzdem war es wunderschön in der lauen Nachtluft durch die Stadt zu tingeln und die lokale Küche zu testen. Besonders die blinkenden, mit Stofftieren bestückten Fahrrad Rikschas sind wohl einzigartig - jedenfalls hatten wir etwas Vergleichbares noch nie gesehen.

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21.01.2019 -Puteri Habour Marina, Malaysia

Visiting the first world city Singapur

Neue Welten für Singapur

An der malayischen Küste werden riesige Wohnsiedlungen aus dem Boden gestampft. In Singapur gibt es zu wenig und zu teuren Wohnraum. Alternativen werden also gebraucht. Investoren müssen da nicht lange nachdenken, sondern investieren riesige Geldsummen in Hochhaussiedlungen, Siedlungen mit Einfamilienhäusern und Infrastruktur. Auch Puteri Harbour gehört zu diesen am Reisbrett entworfenen Alternativen. Der Marinakomplex existiert erst seit 10 Jahren, die hübsche Uferpromenade mit den vielen kleinen Restaurants erst seit 5 Jahren. Alles erscheint noch im Glanz des Neuen. Hier wohnt eindeutig nicht der durchschnittliche Malaysier. In den Restaurants vergnügen sich weiße oder chinesisch aussehende Menschen. Nur sie zahlen für ein Bier das Doppelte wie für ein Abendessen. Die Marina selbst ist großzügig angelegt, mit breiten Stegen, die mit Golfautos befahren und 24h am Tag überwacht werden. Die Liegeplätze sind riesig, wir hätten mit Moya quer in der Box anlegen können und hätten unseren Nachbarn immer noch nicht gestört. Trotzdem war die Marina zum großen Teil leer als wir ankamen und füllte sich auch während unseres Aufenthaltes nicht. Ich frage mich warum: Nebensession? oder vielleicht doch zu weit von Singapur entfernt?

Stunden in der Johor strait

Die räumliche Nähe zu Singapur ist da, nur einige hundert Meter ist das andere Ufer entfernt. Es gibt gute Zubringer Busse, die Malaysia über die beiden Brücken mit Singapur verbinden. Trotzdem dauert es, in die Stadt zu gelangen. Wenn die Busse fahren sind sie schnell, allerdings dauert es seine Zeit erst am malayischen Checkpoint auf der Nordseite der Brücke auszusteigen, um die Ausreisestempel in den Pass gedrückt zu bekommen, den Bus über die Brücke zu nehmen und dann auf der Südseite die Einreisestempel Singapurs in langen, schneckenden Schlangen zu erstehen. Ein Hurra auf Schengen, dieses Grenzgetue erscheint so sinnlos. Nach drei verschiedenen Bussen, zweimal Fingerabdruck nehmen und drei ätzenden Stunden, hatten wir es geschafft: wir waren in der Stadt und froh, dass wir ein Hotel für die nächsten beiden Nächte hatten und nicht am gleichen Tag noch einmal auf Odyssee gehen mussten. Die malayische Alternative erschien mir plötzlich viel weniger verlockend.

3 Tage mit Kindern in Singapur

Die Möglichkeiten in der 5 Millionen Metropole sind schier unbegrenzt. Es gibt unzählige Museen, Cafes, Theater, Shopping Malls, Restaurants, selbst das Angebot der Citytouren ist von mir nicht zu überschauen. Dazu kommen noch viele außergewöhnliche Aktivitäten wie den Singapur Flyer, die Night Safari, einen Spaziergang durch den botanischen Garten unter riesigen künstlichen Bäumen, Zoo, Aquarium, Riversafari, Wissenschaftszentrum, Sentosa Island mit den Erlebnisparks und Stränden... Wir waren überfordert. Ich bräuchte Wochen, um mir nur das anzuschauen, was mich interessiert. Anstatt große Pläne zu schmieden, liefen wir einfach los, nach Little India und ließen uns von Indern in traditioneller Kleidung ein bißchen zwischen die Marktstände und indischen Restaurants schieben. Henna tattoos gab es, Obst, Milch, Kitsch und ganz viele Blumenketten als Opfergaben für die bunten hinduistischen Tempel, die so ganz anders aussahen wie in Bali. Anschließend schlenderten wir nach Kampong Glam, das von der großen Sultan Moschee dominiert wird und wo hervorragendes Essen aus dem mittleren Osten angeboten wurde. Es gibt in Singapur ohnehin alle Essensrichtungen, von Fastfood zum Sternekoch über alle Herrenländer. Alles probieren kann man ohnehin nicht, aber doof war, dass wir es nicht schafften den singapurischen Chicken Rice zu testen.

Dann ging es einmal quer durch die Stadt zum Zoo. Das öffentliche Verkehrssystem hat mich schwer beeindruckt. Die MRT, die U-Bahn Singapurs, fährt in eine Richtung meist im Abstand von weniger als fünf Minuten. Sie ist blitzesauber, schnell, modern und schafft riesige Menschenmengen von A nach B. Bereits in der Bahn wird der Aufriss der nächsten Haltestelle mit allen Ausgängen gezeigt. Alles ist auf Effektivität getrimmt, Busfahrer geben kein Rückgeld, an den Fahrscheinautomaten gibt es nur Standardfahrscheine, für alles Spezielle gibt es separate Büros - mit klassischen, nämlich unfreundlichen, erste Welt Mitarbeitern. Mittlerweile denke ich fast da könnte es einen Zusammenhang geben. Auch spannend fand ich die Schilder in der MRT, die auf die Terrorgefahr hinweisen “not if, but when. Be prepared” oder die Werbung für das Militär “to enhance a nations might”. Dass die nicht so richtig locker unterwegs sind, haben wir nicht nur an den Strafen für ungefähr Alles gesehen (Essen auf der Straße!?), sondern auch an den Düsenjägern die über uns Kreise flogen, den Schüssen die wir in Puteri vom Millitarübungsgelände hörten, daran dass die Küstenwache uns bat sofort die nationalen Gewässer zu verlassen, obwohl wir uns nur ein paar wenige Meter außerhalb der Schifffahrtstrasse befanden, und an dem Funk Battle zwischen dem malayischen Bojenleger Polaris und Singapurs Küstenwache, die im immer wieder gleichen OTon darüber stritten, ob der Ankerplatz der Polaris in singapurianischen oder malaysischen Hoheitsgewässern liegt.

Als wir am Zoo ankamen, dachten wir mit einer der nächsten Trams auf Night Safari starten zu können, aber weit gefehlt, da war die Hölle los. Hunderte von Menschen wollten auch Elefanten, Löwen und Tiger bei Nacht sehen. Wir stellten uns geduldig an. Die Kinder waren aufgeregt und waren auch nach der Tour mit dem Zug so fit, dass sie noch alle der vier kleinen Nachtwanderungen zwischen den Gehegen der Tiere mitmachten. Es war ein tolles Erlebnis, hatte aber weniger was von Safari als mehr ein Zoo bei Nacht Feeling. Es war fast Mitternacht als wir uns ein Grab-Taxi suchten und uns nach Hause bringen ließen. Die Kinder fielen wie die Steine ins Bett und schliefen unglaublich bis fast neun Uhr am Morgen.

Der einzige Apple store in Südost Asien befindet sind in Singapur. Dort mussten wir hin, denn Christians Mac Book ist seit Monaten nur noch im halb geschlossenen Zustand zu gebrauchen. Das Kabel zum Display hat einen Wackler. Der Konstruktionsmangel ist bekannt - Apple ist halt auch nicht mehr das was es mal war. Ärgerlich, aber es hilft nichts, Singapur ist unsere einzige Möglichkeit das Ding repariert zu kriegen. Nur doof, dass die eigentlich Termine zwei Wochen im vorhinein verlangen. Aber der Capitano hat mal wieder Glück und überredet Apple uns an der Warteschlange vorbei zu schieben. Am nächsten Tag ging der Rechner wieder.

Dann waren wir auf der Orchard unterwegs, der Einkaufsstraße Singapurs, mit hunderten von Ländern und schillernden Malls in verspiegelten Hochhäusern. Der Apple store war schon beeindruckend groß, wurde aber noch getoppt vom ION, das Gebäude wurde 2009 eröffnet, hier verkauft nur wer Rang und Namen hat: Lagerfeld, Dolce und Gabbana, und wie sie alle heißen... Das ION besitzt auch eine Aussichtsplattform im obersten Stockwerk, wer 20 Dollar in der Mall ausgegeben hat darf hoch - das Problem ist nur etwas zu finden, das so günstig ist. Der Häagen Daz Laden war unsere einzige Chance. Zumindest bis wir begriffen, das jedes Familienmitglied 20 Dollar liegen lassen muss - aber mit Christian diskutieren wollten der Concierge dann noch weniger und drückte ein Auge zu. Von oben hatten wir eine großartige Aussicht über die Stadt und die Singapur strait. Am beeindruckensten war das Marina Bay Sands Hotel mit seinen drei Türmen und dem riesigen querliegenden Infinity Pool auf dem Dach. Das mussten wir uns anschauen, aber zuerst holten wir Michael in Chinatown ab. Er ist unser neues Crewmitglied fur die nächsten Tage.

Chinatown war dann wieder ganz anders. Unglaublich viele Menschen waren dort unter tausenden von Lampingons unterwegs. Das chinesische Neujahrsfest naht und das Viertel ist geschmückt. Schade, dass wir das Fest knapp verpassen, denn dann wird es hier viele Umzüge geben. Wir kämpfen uns zum Buddah Tooth Relict Tempel vor. Es gibt dort Buddah Statuen von riesig bis Mini, hunderte, sehr bunt. Mit Michael spazieren wir dann zu den Quays, genießen die angenehmen nächtlichen Temperaturen und verzetteln uns um ein Haar, denn es gab einfach so viel zu erzählen. Geradeso schaffen wir es noch zu Marina Bay Sands, fast hätten es zu gemacht ohne dass wir einen Blick von oben auf die beleuchtete Stadt erhaschen hätten können. Im Dunkeln mit tausenden von Lichtern waren die künstlich entworfenen Stadtteile sogar noch besser zu sehen als bei Tag. Super Aussicht auf Disneyland im Großformat.

Nach einem weiteren Spaziergang durch das Kolonialviertel und einem Besuch im Civil defence Museum schlossen wir unsere erste Entdeckungstour in Little India ab und begaben uns mit einem weiteren Mann auf den langen Weg zurück zu Moya. Dabei hätte es noch so viel zu entdecken gegeben.

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28.11.2018 -Flores, Nusa Tenggara, Indonesia

Navigation adventure in the Larantuka Narrows

Franks Urlaub ist leider zu Ende, so dass wir uns schon wieder von unserem neusten Crew Mitglied trennen mussten. Vor allem den Kindern ist das Abschiednehmen schwer gefallen, hatten sie doch jede Menge neuer Wege Quatsch zu machen von ihm gelernt. Wir sagen „bis zum nächsten Mal“ und hoffen, dass Mr. Frank noch einmal den Weg auf unser Schiff findet und uns ein paar weitere 5-Minuten-Kinderauszeiten schenkt. Das Bier ist jedenfalls schon vorgekühlt.

Mit dem Bemo zum Pasar Inpres in Kupang

Mit Frank im Flieger trennten uns eigentlich nur noch unsere leeren Obstnetze davon, Kupang im Kielwasser liegen zu lassen. Wir nahmen also noch ein letztes Mal eines der Bemos, dieses Mal der Linie 2, den Berg hinauf. Einige der Minibusse sind wahre Kunstwerke aus vielen kleinen Bildern und Schriftzügen. Das Design ist so wichtig, dass dabei oft auch die Windschutzscheibe nicht ausgespart wird. Gerade als ich mich fragte wie die Fahrer die Straßen noch sehen können, schaute ich ins Innere eines solchen Art-Bemos und stellte fest, dass der Druck auf der Scheibe, nicht der einschränkende Faktor für den Durchblick des Fahrers ist. Von innen war eine Wand aus Kuscheltieren vor der Scheibe aufgebaut. Der Fahrer und geldeintreibende Beifahrer, der immer aus der offenen Tür hängend mitfuhr, stimmten in mein schallendes Gelächter ein. Wir steuerten aber dann doch lieber ein Bemo mit Durchblick an. Ich war ganz angetan, dass in dem Gefährt unserer Wahl auch meine Trommelfelle eine Pause bekamen, die Musik spielte überraschend in Zimmerlautstärke. Nach zwei Minuten Fahrt fuhr der Fahrer links ran, es roch nach verschlissener Kupplung, alle mussten aussteigen. Die Locals waren wenig überrascht und schienen es gewohnt zu sein, das nächste Bemo zu nehmen, das auch schon um die Ecke kam. Wir hängten uns an und kamen nach einer Tour durch das Zentrum der Stadt mit vielen Geschäften beim Markt an. Der Geldeintreiber bekam den lokalen Preis für Zwei: 6000 Rupien (30 Eurocent) und gab uns ohne zu Murren unser Wechselgeld.

Pasar Inpres ist ein großer Markt unterteilt in verschiedene Bereiche: Gemüse, Süsskartoffeln, Bananen, Ananas, anderes Obst, Eier, Geflügel, Fisch, Fleisch, Textilien. Teils sind die Stände in den mit rostendem Rollblech bedeckten Markthallen, teils an kleinen Schotterpisten unter freiem Himmel. Wir arbeiten uns im Slalom um die Pfützen herum und nahmen uns vor den zwischen den Ständen umherfahrenden Motorrädern in acht. Besonders sauber war es hier nicht, man erkannte mit der Nase wo man sich gerade befindet und an den Fliegenschwärmen, die den Weg zu Fisch und Fleisch wiesen. Dafür werden wir allseits von lächelnden Gesichter begrüßt. „Selamat siang“ können wir inzwischen auch schon erwidern. Touristen scheint es hier selten zu geben, wir haben sogar den Eindruck, dass wir ungefähr das gleiche wie die Einheimischen bezahlen. Am Ende trugen wir zwei riesige Taschen mit Obst und Gemüse zur Straße für umgerechnet 7 Euros, nur die Eier kosteten für hiesige Verhältnisse viel: 3 Euro für 30 Stück.

Für den nach Hause Weg gönnten wir uns „Grab“, das ist die südostasiatische Version von Uber und funktioniert in Kupang hervorragend. Einen Klick mit der App und zwei Minuten später steht ein klimatisiertes Auto an der Straße und nimmt einen mit - einmal durch die Stadt für 1.20 Euro, unbegreiflich wie sich das rechnen soll.

Adventsvorbereitungen unter Segeln nach Flores

Tatsächlich konnten wir die Segel setzten, nachdem wir aus der Bucht von Kupang herausgetuckert waren. Es gab zwar wenig Wind, aber dafür auch keine Welle, so dass wir immerhin 4 Knoten Fahrt durchs Wasser machten. So war die Passage wesentlich angenehmer als unsere Nacht vor Semau. Nur die Gewitter störten. Die Blitze zuckten immer wieder am Himmel und erleuchteten die Wolken. Nur selten sahen wir einen Blitz der bis zur Erde herab sauste, die meisten zuckten von Wolke zu Wolke ganz ohne Donner. Trotzdem, manchmal gab es die großen gleißenden Bänder bis hinunter zum Wasser. Auch wenn sie weit weg waren, machten sie mich nervös, so dass ich während meiner Nachtwache kontinuierlich zwischen Radar und Cockpit pendelte um ja nicht zu verpassen, falls so ein Ding auf uns zudrehen sollte. Den Winden war nicht zu trauen, die kamen nämlich munter mal aus der einen dann aus der anderen Richtung. Auch tagsüber schafften wir es das laue Lüftchen einzusammeln, allerdings zerstörte der wenige Wind und die Gegenströmung unseren Plan noch bei Tageslicht durch die Engstelle zwischen Flores und Adunara zu segeln.

Während wir dahin dümpelten, beschlossen die Kinder als Einstimmung für die Weihnachtszeit Sterne zu falten und vor allem ihren Wunschzettel an den Weihnachtsmann zu malen. Joshua war zwar etwas skeptisch, ob Santa seine Wünsche auch erhalten würde, wenn wir sie per Flaschenpost losschicken, aber unsere Ermutigungen, dass er ja seine Späher überall hat, die die Flasche schon finden werden, beruhigten ihn dann.

In den nächtlichen Stromschnellen von Larantuka

Auch in der zweiten Nacht war an Schlaf wenig zu denken. Nach Sonnenuntergang war es stockdunkel, der abnehmende Mond ließ noch auf sich warten und wir segelten auf eine schwarze Wand zu. Die beiden Leuchtfeuer der Einfahrt waren zwar zu erkennen, aber vom Gefühl hätten sie doch viel weiter backbord sein müssen. Die Strömung versetzte Moya nach steuerbord, so dass unsere Augen nicht mit dem Kurs einverstanden waren. Beim näher Kommen war unser Radar wirklich eine große Hilfe, die vor der Einfahrt liegenden unbefeuerten Inselchen, waren in der Dunkelheit nicht auszumachen, aber auf unserem Schirm an Bord. Einmal in der Einfahrt wurde es leichter, da an der Küste Lichter zu sehen waren und der Mond nun am Himmel stand. Trotzdem war das letzte Stück der Durchfahrt ein wenig beängstigend. Ich hatte mich schon seit wir los gefahren waren gefragt, ob es eine gute Idee ist durch die nur 300 Meter breite Engstelle in der Nusa Tenggara Inselkette zu gehen. Zwei große Wassersysteme, der indische Ozean und das Australasiatische Mittelmeer, werden von den Inseln mit nur sehr wenigen schmalen Durchfahrten getrennt. Da war schon abzusehen, dass es ordentlich strömen würde. Ich vermutete, je nach Tide mal in die eine mal in die andere Richtung. Inzwischen weiß ich, dass die Larantuka Engen zumindest bei Flut zu brodelnden Stromschnellen werden. Und wir hatten Glück, der Strom schob Moya von hinten. Und wie! In der Durchfahrt war der Wind weg und wir tuckerten mit 5 Knoten durchs Wasser. Tätsächlich rasten die Lichter an Land aber geradezu an uns vorbei. Mit 11 Knoten über Grund flogen wir durch die Engstelle, selbst in der Dunkelheit sahen wir die starken Verwirbelungen im Wasser. Ob wir bei Ebbe rückwärts gefahren wären, werden wir wohl nicht mehr rausfinden.

Im nächtlichen Minenfeld

Nachdem uns das rauschende Wasser ausgespukt hatte, blieb es weiterhin spannend. An der Nordostküste von Flores sahen wir auf unserem Radarschirm Duzende von Echos rund um uns herum. Einige dieser Minen konnten wir im Dunklen als Schatten ausmachen, andere waren mit bunten blinkenden Lichtern befeuert und wieder andere sahen wir nur im Schiffsbauch auf dem Schirm. Schon zum zweiten Mal diese Nacht hat unser Radargerät uns gerettet, ohne hätten wir wohl mit großer Wahrscheinlichkeit eins der Fish attracting devices mitgenommen. Am Morgen wurden die schattenspendenden Holzflösse von kleinen Fischerbooten abgelöst, die ihre Netze an der Nordküste durchs Wasser spannten. Als auch diese Hindernisse sicher umschifft waren, waren wir froh endlich den Haken im Wasser zu versenken und springen jetzt erstmal ins Wasser.

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25.11.2018 -Kupang, East Nusa Tenggara, Indonesia

Kiting at the amazing beaches of Semau

Unsere nächtliche Achterbahnfahrt hat sich am Ende doch noch gelohnt.

Ein Labyrinth von Fish attraction devices

Am Morgen war es so heiß, dass man es spätestens um sieben Uhr morgens nicht mehr in seiner Koje aushielt. Kein Lüftchen wehte, das Wasser war hier, wie immer am Morgen, spiegelglatt. Joni zeigte auf unsere Ankerkette, die sich dunkel wie eine Schlagen über den Sandboden schlängelte. Vor dem Frühstück sprangen wir erstmal ins grünlich türkise Wasser des indischen Ozeans, um uns wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Der indische Ozean ist doch ein wenig anders als der Pazifik, die Farben sind andere, man findet andere Muscheln am Strand und ein kurzer Blick unter die Wasseroberfläche reichte, um zu erkennen, dass man auch andere bunte Fische sieht. Moya bekam eine Rumpfreinigung, dann gab es Frühstück bevor wir mit Tilly an Land tuckerten, Slalom hindurch zwischen vielen seltsamen Konstruktionen im Wasser. Seile waren da in unzähligen Reihen gespannt, an leeren Flaschen als Schwimmer aufgehängt. Erst dachten wir, dass dort Netze hängen würden, aber vermutlich dienten die Leinen nur dazu, dass sich daran Wasserpflanzen anhaften und darin Fische ansiedeln. Solche Fish Attraction Devices gibt es in allen möglichen Formen, manche davon sind gar nicht verankert und schwimmen meist unbeleuchtet einfach auf dem Ozean herum. Prädestiniert, dass man als Segelboot früher oder später dagegen rumst. Die gespannten Leinen waren kein Problem, sie waren nahe am Land und mit ein wenig Zickzack manövrierten wir herum und ließen uns mit den Wellen an den Strand spülen.

Kitingstunden am Traumstrand von Semau

Der Strand war super toll! Kilometer lang, feiner weißer Sand, davor herrliches Wasser in verschiedenen Blautönen mit bunten Fischerkanus. Dahinter lag ein kleines Dorf aus Bambushütten. Zuerst schauten die Kühe im Schatten der Wanderpalmen neugierig in unsere Richtung. Später standen dort die Einheimischen und schauten mit respektvollen Abstand was wir denn hier machen. Als seien wir gefährliche Tiere im Zoo, dauerte es ein bißchen bis sie sich näher heran wagten. Leider war niemand dabei, der Englisch sprach, aber Drachen steigen lassen ging auch ohne Sprache. Christians alter Freund Frank nahm die Sache in die Hand und gab Kiting Stunden im kniehohen Wasser. Die jungen Männer hatten Spaß. Die Kinder spielten dann lieber mit Joshi und Joni in einiger Entfernung fangen, ich denke, sie hatten ein wenig Angst vor dem Kite der immer wieder im Sand einschlug.

Essensuche in Kupang

Am Nachmittag kam ein bißchen Wind auf und wir segelten nach Kupang zurück. Mit dem obligatorischen allabendlichen Gewitter, kamen wir bei Dunkelheit, viel Regen, gleißenden Blitzen und rumpelndem Magen an unserem letzten Ankerplatz an. Schnell an Land noch etwas Essen, dachten wir, aber das schnell stellte uns vor Herausforderungen. Wir fanden nach längerem Laufen kein Restaurant. Später landeten wir dann wieder in der ehemaligen Teddys Bar, jetzt das Resto 999, wo wir letztes Mal schon gefeiert hatten. Das war nicht ganz überraschend, hatte ich doch gelesen, dass die touristischen Attraktionen, auch die Restaurants, eher übersichtlich sind. Top5 laut Internet: Markt, Twilight Markt, Resto 999, Lippo Plaza (ein Einkaufszentrum) und die eine Stunde entfernte Crystal Cave. Bei der tagsüber pulsierenden Metropole mit über 300000 Einwohnern hätte ich mehr Auswahl erwartet, so aber landeten wir nochmal im Resto 999, tranken das süffige Lokalgebräu Bintang und perfekt zubereitetes Nasi Goreng in allen Variationen.

Vom Schleppen, Überleben und Genießen in Kupang

Heute frönten wir ganz und gar dem Konsum. Zuerst wollte Henry aber Dieselnachschub und Moya ein bißchen gepflegt werden. Der Tank war zwar weit davon entfernt leer zu sein, da wir aber vermutlich in den abgelegeneren Orten schlecht tanken können, gingen wir auf Nummer sicher und beauftragten den netten Indonesier Natan, der einen kleinen Kiosk neben Teddies Bar besaß und uns immer mit dem Dingi half, Kanister mitzubringen um uns beim Tanken zu helfen (14000 Rupien/Liter). Eigentlich ist es seit den terroristische Anschlägen vor Jahren verboten Kanistern zu betanken, aber ohne Bootstankstelle hatten wir keine Alternative an Treibstoff zu kommen. Da wir schon von Dieselpest, also Algenwachstum im Tank, anderer Cruiser nach Tanken von indonesischem, schmutzigem Diesel gelesen hatten, fuhren Christian und Frank besser mit zu der Tankstelle, überwachten die Dieselqualität und halfen beim Kanisterschleppen. Am Strand wurden dann die acht Kanister in Tilly umgeladen und zu Moya gebracht, wo dann über einen externen Wasserabscheider der Diesel 20 Liter weise in den Schiffsbauch floss. Als die Capitanos fertig waren mit der Schlepperei, hatten die Jungs und ich Moya auch wieder in einem annehmbaren Zustand, so dass es gleich weiter ging an Land: die Fahrt im dröhnenden Minibus überleben. Nach dem Motto je lauter desto besser, drehen eigentlich alle Fahrer die Musik so weit auf, dass man die Druckunterschiede des Basses spüren kann und rasen durch die Straßen. Ohren zu halten hilft nur bedingt. Verkehrsregeln scheint es, bis auf der Stärke gewinnt, keine zu geben. Als der Fahrer dann den Bus am Hügel abwürgte und rückwärts rollte, wäre Joshua fast aus der offenen Tür gesprungen. Ich hatte schon auf ein schönes Anschiebefoto der beiden Capitanos spekuliert, als der Teenager nach mehreren Versuchen sein Gefährt wieder zum Anspringen bewegte und uns die letzten Meter zum Lippo Plaza brachte. Das Lippo Plaza ist eine westliche Einkaufsmall mit riesigem Baumarkt, Kaufhaus, Supermarkt, einem Foodcourt und einer Spielecke für Kinder. Die Deko sorgte sogar für ein bißchen Weihnachtsstimmung. Frank fühlte sich wie zu Hause, die Kinder in der Spielecke wie im siebten Himmel, der Capitano hatte einen Endorphinkick beim Burger Essen und ich beim Shoppen. Dieses Jahr wird es einen Adventskalender an Bord geben!

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23.11.2018 -Semau, East Nusa Tenggara, Indonesia

Anchoring expedition

Passagiere an Bord

Da Frank nur einige wenige Tage an Bord sein kann und nach der doch sehr unruhigen Nacht vor Anker in Kupang, wollten wir ihm die schöneren Seiten des Cruisens möglichst schnell zeigen und gingen Anker auf. Als wir das Eisen aus dem Wasser zogen, hatten wir nicht nur Frank als weiteren Passagier an Bord, sondern auch hunderte kleiner, schwarzer, fliegender, blinder Passagiere. Eine richtige Invasion der Fliegen war das, aufgegabelt in nicht mal 24 Stunden. Den Kampf gegen die kleinen Biester mit der Fliegenklatsche zu gewinnen erschien aussichtslos, wir grübelten nach Alternativen als wir Kurs in die nördliche Bucht von Semau nahmen.

Satelittennavigation in die Nordbucht von Semau

Nur ein kurzer Schlag sollte es werden, hart am Wind in einer angenehmen Brise, die die hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen erträglicher machte. Wir hatten Spass und freuten uns schon auf einen Spaziergang am Strand, als wir in die Bucht einliefen. Da unsere Seekarten wenig aussagekräftig waren und wir auf den Satellitenbilder in Strandnähe dunkle Schatten sahen, nahm ich meinen Stammplatz am Bug ein und starrte ins Wasser. Christian sagte mir die Tiefe an. Bei 8 Metern unter Kiel sah ich noch nichts, 6 Meter nichts, ich war irritiert, bei 5 Metern erahnte ich Korallen, bei 4 Metern war ich mir sicher, dass Korallen unter Moya waren, konnte aber unmöglich die Tiefe des flacher werdenden Wassers abschätzen. Das Wasser war ungewohnt trüb. Immer wieder ragten Korallen weiter hinauf. Frank kam dazu und wir versuchten zusammen zu entscheiden, ob das Wasser tief genug für Moya ist. Drei Mal tasteten wir uns vorwärts, bis wir nur noch einige Meter von der Grenze entfernt waren, an welcher das Wasser heller aussah und wir Sand vermuteten, drei Mal brachen wir ab. Laut Seekarte sollten wir uns in 20 Meter tiefen Wasser befinden, auch die Satellitenbilder implizierten durch die dunkelblaue Farbe, dass es tief sein müsste. Mit einigen Fragezeichen im Gesicht fragten wir die beiden Fischer, die in einem Holzkanu neben uns angelten, ob wir mit 1,9 m Tiefgang das Riff passieren können. Nach Rückbestätigung klappte der Transit endlich, dann war der Haken auch schnell geworfen und Moya lag im spiegelglatten Wasser. Ohne Sonne sahen wir jetzt auch das feine Band auf den Satellitenbildern, das sich durch die Bucht zog und etwas dunkler war als das Wasser. Wenigstens die Satellitenbilder passten also, auch wenn deren Interpretation manchmal wirklich schwierig ist. Schnell noch ein paar Fliegenfallen aufgestellt und dann nichts wie zum Strand... der leider gar nicht mal so hübsch war und wegen Matsch und Wasserpflanzen auch gar nicht zum Baden einlud. Den Kids war das egal, Hauptsache war, sie konnten Buddeln und Raufen.

Die Fliegen beschäftigen uns auch am Strand, so dass wir einen Schätzwettbewerb veranstalteten. Wieviele Tierchen werden wir wohl gefangen haben? 92! in 2 Stunden zählten wir beim Zurückkommen und viele flogen noch... Da musste heute also die chemische Keule her, aber auch die hatte es schwer, die Biester waren nämlich schlau und flogen einfach ins Freie. Fahrtwind und Chemie gemeinsam haben dann gewirkt.

Ankern vor der Luvseite von Semau

Aber die Ankerexpedition war noch nicht zu Ende... Der Capitano wollte zu den weißen Stränden an der Luv Seite von Semau. Zwischen den Korallen waren auf den Satellitenbilder immer wieder helle Flecken zu sehen, dort wollten wir es versuchen. Wir tuckerten um die Ecke, außerhalb der Inselabdeckung nahm der Schwell zu. An der vorgemerkten Stelle schien es tatsächlich Sandflächen zwischen den Korallen zu geben, wir versenkten also das Eisen. Noch beim Ankermanöver kam der Anker kurzstak, bei jeder Welle riss es erneut am Bugspriet, Anker oder Kette saßen bombenfest. So ein Käse! Das war kein guter Ort zum bleiben. Wir kämpften anschließend, um den Haken zu befreien und schafften es schließlich doch noch von Bord aus, kurz vor einer Taucheinlage.

Einige Meilen weiter südlich hinter einem Knick in der Küste versuchten wir noch einmal zu ankern. Hier gab es weniger Bommies, mehr Sand und weniger Schwell. Der Anker fiel und hielt. An Land wurde in den Wellen gebadet, Muscheln gesammelt, Drachen steigen gelassen und gebuddelt, so lange bis der Himmel um uns herum ganz dunkel wurde, die brechenden Wellen immer höher und Moyas Bewegungen immer heftiger wurden. Es war Zeit zurück an Bord zu gehen. Aus dem schönen ruhigen vor Anker liegen war inzwischen eine Schiffschaukel geworden, die nach Sonnenuntergang zur Achterbahnfahrt mutierte.

Am dunklen Himmel zucken im Moment die Blitze, Donnergrollen ist zu hören, zum Glück aber weit weg. Gewitter an Bord brauchen wir überhaupt nicht. Wir harren der Dinge und hoffen, dass der Schwell ein wenig nachlässt und die Wolken sich verziehen, sonst wir es schwierig werden einzuschlafen. Die Elemente versuchen einmal mehr unsere Gäste zu vergraulen...

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22.08.2018 -Kapa, Vava-U, Tonga

Cave diving between the islands of Vava-U

„Magic kids club is moving today to anchorage 7, everybody who would like to join is invited“ hörten wir auf Kanal 26 auf der allmorgendlichen Funkrunde. Die Ankerbuchten hier auf Vava-U sind durchnummeriert, dazwischen ist das Wasser so tief, dass man fast keine Chance hat zu ankern, das macht es einfach sich zu verabreden, denn jeder weiß genau was gemeint ist. Matts und Alesia von der Magic nutzten das und die Funkrunde, um die Koordination der Kinderboote in die Hand zu nehmen - ideal um neue Gesichter zu treffen. Wir zögerte gerade so lange, bis Moya startklar gemacht war, lösten uns von unserem Mooringball und tuckerten bei absoluter Flaute die wenigen Meilen zur Kapa Bucht.

Seit gestern liegen 5.5 Kinderboote und noch einige Boote mit alt gewordenen Kindern hier in Bucht 7 zusammen vor Anker und haben jede Menge Spaß. Wie immer sind die meisten Boote größer als Moya, trotzdem zählt sie dieses Mal wie anderthalb Boote, denn wir haben Verstärkung an Bord bekommen. Carli und Adrian von der Yonder sind für die nächsten Tage Moyas` neue Crew. Ihr Captain musste leider zurück auf Yonder bleiben, um den Motor des Schiffs ganz ohne Kinderstress wieder flott zu machen. Unsere Jungs freuten sich ein Loch in den Bauch einen weiteren 5-jährigen Jungen mit an Bord zu haben und haben ihm gleich all ihre Spielsachen vorgeführt und ihm gezeigt wo sie schlafen, und wo er und seine Mum schlafen können. Um den Energiehaushalt ausgeglichen zu halten, packten wir trotz leichten Nieselregens Tilly und fuhren an Land. Wir stiegen aus und unsere Füsse sanken in feinen, weichen, weißen Sand. Die Jungs fanden das absolut perfekt um barfuss zu rennen, Sandburgen zu bauen und sich im Sand zu wälzen. Nach zwei Stunden waren die Energiepegel wieder im grünen Bereich und wir beschlossen uns mit Tilly auf die Suche nach der Swallows Cave zu machen. Wir wußten, dass sie an der nördwestlichen Landspitze der Insel liegen musste, waren aber ansonsten völlig unbedarft. Nach 20 Minuten Dingifahrt fanden wir den Höhleneingang. Die Felsen öffneten sich über und unter dem Wasser, so dass man ganz bequem mit dem Beiboot hineinpaddeln kann. Durch eine Öffnung im Dach der Höhle fällt an einer Stelle Tageslicht hinein, sonst ist es relativ duster, mit steilen Felswänden und einer hohen Decke, an der Fledermäuse herabhängen. Unsere drei Jungs waren etwas skeptisch. Wir wollten schon wieder gehen, als uns im Wasser die Fische auffielen - tausende kleiner Fischen schwammen da in großen Schwärmen. Da wir ohnehin die Schnorchel dabei hatten, glitten wir ins Wasser und waren mittendrin. Der Schwarm teilte sich, wenn man ihm zu nah kam und formierte sich an einer anderen Stelle neu. Manchmal tauchten die kleinen Fischen ab und bildeten im sehr tiefen Wasser der Höhle Spiralen oder andere Formen. Dann kam außen die Sonne zwischen den Wolken hervor, so dass das Wasser innen türkisblau aufleuchtete und Lichtstrahlen das Wasser zerteilte. Ein unbeschreibliches Erlebnis, auch für die Kids! Immer wieder tauchten wir unter, um mit den Fischen zu interagieren und durch die Schwärme hindurch zu schwimmen. Wir waren alle so fasziniert von dem Naturschauspiel, dass wir am Ende total durchgefroren, mit blauen Lippen zu Moya zurück tuckerten. In der Bucht machten sich bereits alle Boote bereit, um am Abend ein Lagerfeuer am Strand zu machen, deshalb zogen wir uns nur kurz um, bevor es weiter ging mit räubern mit den anderen Kids am Strand.

Heute ging dann der Magic Kidsclub in die zweite Runde und beherbergte tagsüber die Kids und die Erwachsenen, um die Mariners Cave zu erkunden. Mit der 53-Fuss Yacht fuhren wir an der Steilküste entlang. Irgendwann stoppte Matts, die Stelle war wie jede andere, nichts deutete auf eine Höhle hin. Das Wasser war tief, 80 Meter, zu tief zum Ankern. Die Kinder blieben an Bord und die Erwachsenen wechselten sich ab, um zu den Felsen hinüber zu schwimmen. Christian ging mit dem erste Schwung, während ich guckte wie sich erst die bunten Schnorchelspitzen an einer Stelle konzentrierten und dann einer nach dem anderen verschwanden. Die Mariners Cave hat einen Unterwassereingang. Man gelangt nur hinein, wenn man 3 Meter unter der Wasseroberfläche durch ein nachtschwarzes Loch hindurch taucht. Ich war skeptisch, ob ich das machen würde. Mit der nächsten Runde ging ich, ich wollte mir wenigstens den Eingang von außen ansehen: Ein großes dunkles Loch im Meer. Bevor mich meine Skepsis einholen konnte, tauchte ich unter und schwamm ins Dunkle. Komisches Gefühl, wenn man nicht weiß wann man wieder auftauchen kann, aber zum Glück waren die anderen vor mir drin, so dass ich mich nicht fragen musste, ob an der anderen Seite eine Luftblase kommt. Irgendwann sah ich weiße Flossen vor mir und wusste, dass es jetzt wohl sicher ist, den Kopf durch die Wasseroberfläche zu stecken. Es war dunkel, das einzige Licht kam türkis aus dem Wasser vom Höhleneingang, die Luft war gefüllt von Wasserdampf. Das Wasser war so klar, dass man trotz der geschätzten 10 bis 15 Meter bis zum Grund der Höhle schauen konnte. Beim Blick zurück leuchtete die Wasseröberfläche türkis. Wow! Ich war froh, dass der Angsthase in mir in seinem Bau verschwunden war. Der Weg nach draußen war einfacher, man folge einfach dem Licht.

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02.04.2018 -Panama City, Panama

Ostern auf dem Wasser

Joshua hatte sich die letzten Tage schon Sorgen gemacht, ob der Osterhase wohl einen Weg finden würde an Bord zu kommen. Deshalb war er nicht so sicher, ob es dieses Jahr auch Ostereier geben würde. Am Sonntag Morgen, meinte Christian dann zu den Jungs "Ich vorhin gehört wie es geplatsch hat, als ihr noch geschlafen habt, vielleicht war der Osterhase mit einem Ruderboot da und hat ein Osternest versteckt". Im Schiff gibt es 1001 Verstecke, so dass die Jungs erst einmal nichts gefunden haben, umso größer war die Freude als Joshua ein Osterkörbchen unter dem Navigationstisch hervorzog. Er schaute hinein und meinte "Hat der Osterhase die Eier mit unseren Farben angemalt? Kurz darauf fand auch Joni ein Nestchen. Beide fanden es ganz ok, dass es dieses Jahr keine Schokoladenhasen und Eier gab, die wären hier ja auch ganz schnell geschmolzen. Im Nestchen lagen angemalte, gekochte Eier, Gummibärchen, Knete, Bonbons und Kinderbuenos. Joshua schaute, das Körbchen ganz kritisch an und fragte dann "Mama, hast Du die Osterkörbchen versteckt?" Auf meine Nachfrage wie er den darauf komme, sagte er er habe die Körbchen schon vorher an Bord gesehen. "Natürlich, ich habe sie ja auch gestern Abend dem Osterhasen hingelegt, damit er die Eier hineinlegen kann und die Körbchen verstecken." Puh, grade nochmal die Kurve gekriegt, aber ich fürchte lange bleibt die Kinderwelt nicht mehr heil. Frank war noch bei uns beim Osterfrühstück bevor er sich auf den Rückweg nach Portobello gemacht hat. Wir fanden das prima und hoffen immer noch, dass er seine Pläne ändert und schon diese Session nach französisch Polynesien übersetzt. Ansonsten sehen wir ihn wohl nicht mehr so schnell. Am Esstisch hatten wir viel Spaß, vor allem Joni ist beim Eiergechsen in Höchstform aufgelaufen. Unser kleiner Destructor durfte endlich mal etwas kaputt machen und hatte riesigen Spaß daran, die Eier von allen anderen aufzuknacken.

Moya liegt hier in der Playita Anchorage, vor der Isla Naos, einige Kilometer vor Panama City. Am Feiertag kommen die Leute hierin aus der Stadt und flanieren an dem schön angelegten Wellenbrecher, fuhren mit Fahrrädern und assen an den Essständen. Im Gegensatz dazu waren wir an Bord und warteten auf Tito, der unsere geliehenen Leinen und Reifenfender wieder abholen wollte, erst um 10 Uhr, dann um 12 Uhr, um 14 Uhr, um 16-17 Uhr und schließlich ist er gar nicht gekommen - argh.

Heute hielt uns dann nichts mehr an Bord, wir tuckerten erstmal in die Playita Marina um dort mit dem Dingi anzulegen. Die haben dort eine Preispolitik zum Schreien, einen Tag mit dem Dingi anlegen kostet 7.50 USD, zwei Tage bis eine Woche 50 USD. Jede Woche fängt am Montag an, wenn man also Samstag kommt und bis Montag bleibt zahlt man für drei Tage 100 USD. Christian fragte nach, ob sie das ernst meinen und bekam als Antwort "These are the rules". Uns blieb nichts anderes übrig als die 50 Dollar + Tax abzudrücken, aber zum Glück war heute ja Montag. Und nein, bei diesem Schnäppchenpreis ist Internet natürlich nicht inbegriffen. Hier auf der Panama City Seite haben die Marinas eine Art Monopol und nutzen ihre Stellung gnadenlos aus.

Da wir um 14 Uhr einen Termin zum Tanken hatten und vorher noch zum Markt wollten und in die Stadt, nahmen wir uns ausnahmsweise ein Taxi und fuhren zum Farmers Market. Der Markt liegt fast direkt vor dem Balboa Yacht Club, für uns am nächstmöglichen Ort, ist aber trotzdem 15 Taximinuten entfernt. Hier verkaufen die Bauern direkt ihre Waren an Restaurants, Supermärkte und auch uns. In den großen Hallen bekommt man das lokale Obst und Gemüse teilweise nur in riesigen Säcken, an einigen Ständen gibt es nur Melonen, an anderen nur Papayas, nur Mais, nur Kürbisse, nur Tomaten - eigentlich alles, was in Panama wächst. Wir kaufen ein Kilo Cherrytomaten für einen Dollar und eine Zucchini und werden wieder kommen, wenn wir Moya für unsere nächste Passage fertig machen.

Danach fuhren wir weiter in die Stadt, ins Viertel der Automechaniker. Eine Werkstatt war hier neben der anderen, dazwischen gab es Läden, die Autozubehör verkauften. Was wir hier wollten? Unser Inverter, der uns 220V Strom liefert, war vor einiger Zeit abgeraucht. Unsere Flex, die für den Notfall an Bord ist, um unsere Wanten zu kappen zieht 700W/220V. Die meisten anderen Geräte laufen bei uns an Bord mit 12V. Im Normalfall brauchen wir den Inverter also nicht, aber im Notfall muss das Teil seine Arbeit machen. Wir fanden ein Geschäft, das uns einen ausreichend dimensionierten Inverter verkauft, nur spukt dieser 110V aus. In einem 110V Land einen anderen zu finden ist vielleicht nicht unmöglich, aber schwierig, deshalb entschieden wir uns dafür ihn zu kaufen und gleich noch einen 110V-220V Transformator dazu. Der Vorteil ist, jetzt können wir sogar in 110V Ländern Landstrom ziehen - nicht, dass wir das bräuchten.

Um 13:30 Uhr waren wir zurück bei Moya und warteten mal wieder. 14:30 Uhr durften wir dann zum Tanken anlegen. Unser Tank ist jetzt randvoll mit 750 Liter Diesel. Den vielen Sprit werden wir vermutlich leider auch brauchen, wenn wir die Intertropical Convergenzzone (ITCZ) kreuzen, die sich von hier bis nach Galapagos erstreckt und fast windstill ist. Die nächsten zwei Tage gibt es hier sogar noch Wind, aber genau dann wenn wir fertig zum Aufbruch wären, ist totale Flaute angesagt.

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31.03.2018 -Panama City, Panama

Wir erobern den Pazifik - Panama Kanal, Teil 2

5:30 Uhr: Wir quälen uns aus den Betten, gestern war es spät geworden. Erst Viertel nach Sieben waren wir fest an der Boje, haben danach gegessen und sind dann im Cockpit versumpft. Es war einfach sehr toll einen Abend an Bord mit anderen Erwachsenen zu verbringen und sich zu unterhalten. In der Nacht hatte es dann kurz angefangen zu regnen, gerade so viel, dass ich aufgestanden bin um alle Luken zu schließen und dann gleich wieder aufzureissen. Zum Glück waren keine Mücken unterwegs, denn ihm See war es selbst mit offenen Luken kaum auszuhalten. Dementsprechend schwer ist es jetzt, noch vor Sonnenaufgang aus den Federn zu kommen.

7:00 Uhr: Fertig gefrühstückt und ablege-bereit warten wir auf den Lotsen. Er sollte eigentlich zwischen 6 und 6:30 Uhr an Bord kommen. Wir vermuten, die Kanalbehörde rechnet nicht mit deutscher Pünktlichkeit und plant mit Puffern. Neben uns liegen die Dicken in einer Reihe und warten darauf in die Gatun Schleuse zu fahren. Hinter uns rufen die Brüllaffen im Dschungel, kleine Vögel kommen zu Besuch, setzten sich unerschrocken neben unseren Windpropeller und die Solarpanels. Sie sehen vermutlich nicht allzu viele Menschen, denn sie haben überhaupt keine Angst vor uns.

7:45 Uhr: Endlich kommt das Pilotboot herangefahren. Vorne steht ein Mann mit Schwimmweste, fertig zum Übersteigen. Zu unserer Überraschung war es Franklin, der abgesetzt wurde. Er war heute Morgen überraschend von der Kanalbehörde angerufen worden und hatte so vermutlich noch eine kürzere Nacht als wir, denn er musste ja gestern noch 45 Minuten nach Hause fahren und heute morgen wieder hier her. Er war nicht überrascht, die Lotsen bekommen immer erst am Nachmittag davor gesagt, ob sie am nächsten Tag arbeiten werden. Wenn nicht, kommt es trotzdem öfter vor, dass sie kurzfristig gerufen werden. Das passiert immer dann, wenn sich durch die Schleusung eines kleineren Containerschiffes einen Slot für den Yachttransit auftut. Entsprechend, kann man als Yacht auch einen sehr kurzfristigen Termin durch wiederholtes Anrufen bei der Kanalbehörde bekommen.

8:05 Uhr: Wir legen ab und machen uns auf den Weg durch den Gatun Lake. Der See ist wunderschön, überall sehen wir von Regenwald bewachsene Miniinseln, die früher einmal bevor der Rio Chagres gestaut worden ist, die Spitzen kleiner Hügel darstellten. Schade, dass wir nicht länger hierbleiben können, es wäre toll gewesen einige Tage den See zu erkunden. Der Regenwald blüht wie jedes Jahr zu Ostern, gelb und pink. Christian verschwindet im Keller und schaltet unseren Wassermacher an, der braucht hier im Süsswasser sehr viel weniger Energie als im Ozean, außerdem sind unsere Tanks durch die vielen Menschen an Bord kurz vorm Austrocknen.

9:35 Uhr: Hinter uns fahren, neben der italienischen Yacht noch zwei Katamarane, die heute Morgen schon durch die Gatun Locks gekommen sind. Unser Motorbootfreund ist schon auf und davon. Im Gänsemarsch tuckern wir am Rande des gut Betonten Fahrwassers durch den See. Immer wieder kommen uns die Dicken entgegen oder überholen uns. Franklin ist im ständigen Kontakt zu den Lotsen der anderen Yachten und der passierenden Großen. Gerade kommen wir am Smithsonian Institute vorbei, die hier den Regenwald erforschen und tatsächlich schon vor dem Kanal hier waren. Hier sind damals, fernab von allem Trubel in aller Stille die Verträge für den Kanal ausgehandelt worden. Ich frage Franklin, ob er bereits hier arbeitete, als die Amerikaner den Kanal betrieben haben. "1979 started the transitioning to Panama, during this time I started to work here". Sie haben damals erst das mittlere Management von Amerikaner auf Panamesen umgestellt, danach die höheren Etagen bevor vor der Jahrtausendwende der Kanal offiziell an Panama übergeben wurde. Seither hat sich an der Kanalführung nicht viel geändert, mit Ausnahme der Regel, dass die Pilots jetzt für ihre Schiffe persönlich verantwortlich sind, was die Unfallzahl im Kanal drastisch reduziert hat.

11:15 Uhr: Wir legen zusammen mit den beiden Kats und dem Italiener an einer Boje an. Ein Dicker weiter vorne im Kanal hat Motorprobleme und muss jetzt von einem Schlepper gezogen werden. Franklin erwartet eine zweistündige Verzögerung. Mir kommt das gar nicht so ungelegen, dann kann ich jetzt in Ruhe das Mittagessen vorbereiten.

12:10 Uhr: Das Mittagessen ist fertig, allerdings muss es erst mal warten, denn wir legen ab und wollen in einer Stunde bei der Pedro Miguel Schleuse sein.

12:30 Uhr: Wir essen während wir durch die engsten Stellen des Kanals fahren. Hier ist der Kanal in massives Gestein gesprengt worden. Über 10000 Menschen sind damals beim Kanalbau gestorben, die meisten davon hier. Zur Zeit wird hier der Kanal verbreitert, damit zwei der Dicken aneinander vorbei fahren können und so noch mehr Schiffe durch den Kanal können. Die Großen zahlen für die Durchfahrt im Schnitt eine halbe Million USD, so dass sich die schweren Bauarbeiten in nicht allzu langer Zeit amortisieren. Seit der Eröffnung der neuen Locks vor 1.5 Jahren sind bereits 1200 der Neo-Panamax Schiffe durch den Kanal gefahren, on Top zu dem was davor schon durch kam.

13:30 Uhr: Der deutsche Katamaran Vava-U nimmt die Italiener an ihre Steuerbordseite und uns auf die Backbordseite. Ab jetzt geht es im Dreiergespann weiter, wir haben dabei die nette Vava-U Crew zum Plaudern. Henry hat kurze Pause, da die Vava-U uns mitnimmt.

13:40 Uhr: Von unserer Backbordseite gehen zwei Seile hinüber zur Schleuse, genauso wie auf der Steuerbordseite der Italiener. Hinter uns wird der Dicke von den Zügen, rechts und links auf der Schleusenmauer in die Kammer gezogen. Wir wundern uns, wie klein die Kammer eigentlich ist (110 x 1000 Fuss) - vor 100 Jahren, waren die Schiffe noch kleiner. Jetzt füllt sogar der kleine Dicke, die gesamte Breite aus.

14:00 Uhr: Die beiden Schleusentore öffnen sich - wir sind nun schon auf dem Weg bergab. Wir und die Italiener haben gerade mit dem ablaufendem Wasser die Festmacher nachgegeben, so dass die drei Boote den Weg hinunter schön in der Schleusenmitte blieben.

14:15 Uhr: Vertäut mit den anderen beiden Schiffen fahren wir durch den Miraflores Lake Richtung Schleuse.

14:45 Uhr: Der Kanal ist fast geschafft. Jetzt müssen wir nur noch durch die beiden letzten Schleusenkammern der Miraflores Schleuse und werden dabei wie die Affen im Zoo von hunderten Touristen auf der Aussichtsplattform beobachtet.

15:45 Uhr: Das letzte Schleusentor öffnet sich. Vor uns liegt der Pazifik! Wow, wir sind nun auf dem Weg in die Südsee. Das ist ganz schön aufregend aber auch ein bißchen beängstigend. Das bergab Schleusen hat trotz der starken Strömung in den Kammern sehr entspannt funktioniert, nicht zu vergleichen mit unserem bergauf Abenteuer von gestern.

16:45 Uhr: Franklin wird vor dem Balboa Yachtclub abgeholt. Er und die Crew haben einen großartigen Job gemacht. Unsere beiden kleinen Kapitäne, waren die ganze Kanalfahrt angeleint im Cockpit und haben das Treiben interessiert verfolgt. Sie haben zwar ab und an Frank und Stefan belagert, waren heute aber wirklich große Klasse und prima mitgemacht als es besonders wichtig war. Retrospektiv, finden wir, die Kanaldurchfahrt war zwar anstrengend, aber sehr interessant. Einen Agenten haben wir an keiner Stelle, weder für die Durchfahrt noch für die vorherige Organisation gebraucht.

17:05 Uhr: Wir ankern vor der Marina Playita und stoßen auf das geglückte Bezwingen des Kanals an. Geschafft! Trotzdem bin ich ein bißchen traurig, denn Mats und Stefan verlassen uns jetzt ohne Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen. Frank bleibt noch über Nacht bevor er morgen nach Colon zurück fährt.

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02.04.2018:
Comment fromMarlene und Werner
Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Kanaldurchfahrt. Wir haben eure interessanten Berichte und Bilder täglich verfolgt und wünschen euch weiterhin eine gute Reise.
03.04.2018:
Comment fromJudith und Marcus
Ihr Lieben, herzlichen Glückwunsch zur Kanaldurchquerung und hallo im Pazifik. Wahnsinn. Wir reiben uns die Augen bei Euren Abenteuern und fiebern mit. Wir vermissen Euch natürlich... aber zum Glück gibt es das tolle Logbuch. Liebe Frühlingsgrüße aus BaWü
05.04.2018:
Comment fromMoyaCrew
Vielen Dank für Eure Glückwünsche! Uns hat es richtig Spaß gemacht. Der Panama Kanal war wirklich eine tolle Erfahrung. @Judith und Marcus: Unsere Gästekabine ist momentan frei. Kommt doch mal vorbei.
30.03.2018 -Lake Gatun, Panama Kanal, Panama

Gatun Locks - Panama Kanal, Teil 1

Heute war also der große Tag an dem wir den berühmten Panama Kanal befahren würden. Schon beim Aufstehen war ich ganz schön nervös. Gestern war zwar unsere Durchfahrt bestätigt worden, aber die Kanalbehörde hat bis zum letzten Moment die Möglichkeit um zu planen und den Transit zu verschieben. Und selbst wenn es klappt, wie würden wir die Schleuse nehmen, an der Seite eines Schleppers, im dreier Päckchen oder alleine in der Schleusenmitte? Außerdem war Stefan, unser letzter Line Hander noch nicht in Colon angekommen - ohne ihn geht nichts. Für den Transit brauchen wir neben dem Capitano, den Pilot und zusätzlich noch 4 Mann an den Leinen. Da Joshi und Joni noch nicht ganz so weit sind, werden wir die nächsten zwei Tage mit 8 Mann an Bord unterwegs sein. Ich machte mich daran die Laken zu waschen und für unsere ungewöhnlich große Crew Essen vor zu bereiten und backte Brot, Kuchen und kochte schon Mal für später vor - 8 Münder zu stopfen ist bei meiner Pantry schon eine kleine Herausforderung.

Christian hatte unsere Solarzellen abgeklebt um sie in den Schleusen vor den von oben kommenden Seilen zu schützen und bastelte draußen mit Mats am Außenborder und hat mittlerweile den Vergaser schon zum vierte Mal auseinander gebaut. Die Maschine streikt schon seit zwei Tagen und eigentlich brauchen wir sie dringend um Frank und Stefan an Bord zu bringen. Die Kinder wuseln abwechselnd im Cockpit und Salon herum und veranstalten Chaos.

Als ich den Kuchen gerade in den Ofen schob, klingelte das Telefon. Stefan stand an den Toren des Industriehafens vor verschlossenen Türen. In den Flats an Bord zu kommen, war ein Problem, wir hatten schon beim letzten Mal keinen Landzugang gefunden und letztendlich mit Moya vor dem Club Nautico geankert. Wir bissen in sauren Apfel und wollten das sündhaft teure Wassertaxi für Stefan rufen, mit Antwort "Manana". Dabei blieb es auch und war natürlich was für den Eimer. Aber für 20 Dollar fuhr auch ein Privatmann Stefan gerne zu Moya - keine 5 Minuten dauerte die Fahrt von der Muelle 5. Christian holte inzwischen Frank ab. Unser Außenborder funktionierte genau bis zu Franks' Maxim, Christian und er ruderten zurück und da nun alle an Bord waren gaben sie die Mission Motorfix bis auf Weiteres auf.

Statt dessen gingen wir an die Leinen, der Capitano briefte uns und gab Anweisungen wie er die Leinen gerne angebracht hätte und wann welche Leine zuerst fixiert werden muss, bevor jeder einmal einen Probewurf unter den kritischen Skipperaugen absolvierte. Die letzten Stunden hatten wir stündlich unseren Transit Termin bestätigt. 14:30 Uhr sollte der Pilot an Bord kommen - nur wo war er? 15:30 Uhr kam dann endlich das Pilotboot heran gerast und setzte Franklin bei uns ab. Wir hatten Glück und einen sehr erfahrenden Advisor mit schon über 800 Kanaldurchfahrten an Bord und erfuhren, dass unser Dicker mit dem wir schleusen würden schon unterwegs war. Die amerikanische Motoryacht, die seit ungefähr 2 Stunden Kreise drehet würde auch mit uns schleusen, genauso wie die italienische Segelyacht.

Und los ging es, Anker hoch und immer dem Motorboot folgen. Moya lief unter Maschine und wurde von 20 Knoten Nordwind Richtung Schleuse gedrückt. Vor der ersten Schleusenkammer verzögerte sich die Weiterfahrt. Der Feiertagsverkehr über das Schleusentor war dicht, die Kammer blieb zu bis alle Autos passiert hatten und wir Boote warteten.

Nach 45 Minuten ging es endlich weiter, zuerst fuhr das kleine Containerschiff in die Schleuse, dahinter das Motorboot, das an der Seitenwand anlegte. Wir dockten längsseits an der Backbordseite der Motoryacht an, an unserer anderen Seite folgte dann die italienische Yacht. Die Pilots achteten penibel darauf, dass die Schiffe möglichst eng mit einander vertäut sind, dann schloss sich das Tor und das Wasser fing an zu kochen. Leider nur auf der rechten Seite der Kammer, genau da wo wir lagen brodelte es, die Boote ruckten in die Leinen und arbeiteten gegeneinander. Scary! Besonders auf die Achterleine wirkten unglaubliche Kräfte. Seeehr lange 10 Minuten später, war die Schleuse gefüllt mit Wasser und Moya bereits 8 Meter über dem Meer. Die Seile hatten gehalten, wir atmeten auf. Unser italienischer Nachbar legte ab, Christian kündigte an zum Ablegen in die Spring zu dampfen um den teuren Dampfer rechts von uns nicht zu beschädigen. Der Skipper der Motoryacht fing an zu schimpfen und gab seinen Leuten die Anweisung unsere Leine zu lösen und Moya weg zu drücken. Unsere Lady drückt man nicht so schnell. Wir wissen, wir brauchen die Leine damit es keine Katastrophen gibt. Christian fuhr das Manöver noch bevor die Spring ab war - lehrbuchmäßig.

In der nächsten Schleusenkammer hieß es zurück auf Los und noch einmal. Dieses Mal komandierte unser Motorfreund schon beim Anlegen. Gleiches Spiel, das Tor schloss sich hinter uns und Wasser strömte in die Kammer, dieses Mal auf beiden Seiten, was die Leinen besser wegsteckten. Beim Ablegen eskalierte die Situation, unser Bootsnachbar wollte unter keinen Umständen, dass wir die Spring zum Ablegen verwenden. Er war offensichtlich um seine Yacht besorgt, kannte sich aber kein bißchen mit Langkielern aus. Großmündig befahl er wie Christian Moya besser fahren solle. Da sein Vorschlag sein Schiff eher beschädigen würde und wir es dann bezahlen würden müssen, konnten wir hier einfach nicht nachgeben. Wir sind wie zuvor mit Vorspring abgelegt, ohne jeglichen Probleme. Brüllend stand er an Bord und verweigerte, dass wir in der nächsten Kammer an ihm anlegten.

Franklin reagierte bedacht und bat uns und die italienische Yacht unsere Leinen um zu bauen und die beiden Yachten zu vertäuen, um als Alternative in der Mitte der Schleuse zu schleusen. Gleichzeitig funkte er nach oben zum Bodenpersonal, dass die Leinenwerfer sich bereit machen müssen. Die Konstellation zwischen den Kammern zu ändern war eigentlich verboten, da es schwierig ist die Boote in den Strömungen zu halten, außerdem rennt die Zeit. Franklin hatte in seinen 800 Handline Durchfahrten so etwas noch nie anordnen müssen. Dementsprechend hektisch wurde es an Bord, trotzdem hatten wir die Leinen in Rekordgeschwindigkeit umgelegt und uns mit der italienischen Yacht vertäut um gemeinsam in der Kammermitte hinauf zu schleusen. Die letzte Schleusung war dann ein Kinderspiel.

Mit dem letzten Tageslicht fuhren wir aus der Kammer, an den neuen Schleusen vorbei und legten an eine Boje an, an der wir die Nacht verbrachten. Wir waren alle geschafft und froh, dass es erst am nächsten Morgen weiter geht.

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01.04.2018:
Comment fromAlexandra
Hallo Joschi! Bei den vielen Neffen und Nichten hab' ich Deinen Geburtstag glatt vergessen (habe geglaubt es ist erst im Mai soweit), entschuldige bitte. Dafür jetzt nachträglich noch alles Gute von Deiner Tante Alex :))
02.04.2018:
Comment fromMoya Crew
Danke Alex! Liebe Grüße nach Passau.
29.03.2018 -Christobal, Panama

Mystical Rio Chagres

Fast hätten wir unseren Ausflug zum Rio Chagres gestern abgebrochen. Mit dem Wind von hinten ging es ziemlich zügig an der Küste entlang bis zur Flussmündung des Rio Chagres. Laut Seekarte liegt vor der Flussmündung ein Riff, so dass wir entschieden uns ein bißchen nach Osten drücken zu lassen, um dann Richtung Westen das Riff anzufahren. Die recht großen Wellen kamen von der Seite und mit dem näher kommen an die Küste fingen sie sich im flachen Wasser an zu brechen. "Lass uns umdrehen!" rief ich Christian zu. Ich stand vorne am Bugspriet, der immer wieder ins Wasser krachte, Moya war der Grenze der brechenden Wellen gefährlich nahe, trotzdem konnte ich das Riff noch nicht ausmachen. Christian drehte Moyas' Nase in die Wellen und lief zurück in tiefe Wasser. Wir schauten uns die Seekarte noch einmal genau an und legten sie über unsere elektronische Karte, wir versuchten von weiter außen auszumachen wo sich das Riff befinden musste. An einer Stelle brachen sich die Wellen immer wieder, so dass wir ziemlich sicher waren, dass hier das Riff sein musste. Mit den Wellen von hinten gaben wir der Anfahrt noch eine Chance. Dieses Mal klappte es besser, wir waren näher an der Küste, die hier einen Knick machte, und somit in ein wenig ruhigerem Wasser. Das Riff war tatsächlich da wo wir es vermutet hatten.

Einmal dahinter war das Wasser ruhig wie in einem Ententeich. Moya tuckerte noch einige Meilen den Fluss hinauf -rechts uns links von uns tiefster Regenwald. Wir schmissen unseren Anker in der Flussbiegung. Dort wehte ein wenig Wind. Wir genossen den Nachmittag an Deck und badeten im Fluss. Mats ging auf Erkundungstour in den Seitenarmen mit Tilly. Das Kreischen, der Kinder störte hier wirklich keinen.

In der Nacht fühlte sich der Dschungel noch näher an. Neben dem lauten Zirpen, gab es noch aller Hand andere Geräusche, die wir nicht wirklich Tieren zuordnen konnten. Ich wurde mehrmals von lautem Krächzen und bellenden Lauten geweckt, beides hörte sich nicht so an als käme es von kleinen Tieren. Ich war froh, dass wir in der Flussmitte ankerten, drehte mich um und schlief wieder ein. An diesem Ort ist es unmöglich zu sagen in welcher Zeit man sich befindet, wir hätten genauso gut 200 Jahre in der Zukunft oder 500 Jahr in der Vergangenheit sein können.

Gleich nach dem Frühstück legten wir heute morgen ab und kreuzten gegen den Wind bis zur Hafeneinfahrt von Colon. Dort funkten wir mit der Shelterbay Marina um vor der Kanaldurchfahrt unseren Tank noch aufzufüllen, aber leider war der Tankbarke der Diesel ausgegangen. Ziemlich doof, da wir nicht so genau wußten wieviel Diesel genau wir noch im Tank hatten und wir morgen ja durch den Kanal wollen. Vor Anker in den Flats maß Christian nach und stellte erleichtert fest, dass noch mehr als genug Diesel in unserem Kieltank ist. Vielleicht schaffen wir es noch morgen zu tanken - wenn nicht- auch kein Problem, dann machen wir das einfach in Panama City. Heute Nachmittag trafen wir Alan und Frank wieder, beide waren bei uns zu Gast an Bord. Es war toll unsere Segelbekannte wieder zu treffen. Die Kinder lieben die Beiden, waren total aus dem Häuschen und spielten Krümelmonster. Wir durften aus dem unendlichen Erfahrungschatz von Alan schöpfen und haben wieder mal viel übers Segeln gelernt.

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01.04.2018:
Comment fromDieter
Vermutlich bin ich jetzt mal schneller als Sabrinas Logbuch. Also herzlichen Glückwunsch zur Passage des Kanals. Die Bilder von Yilva mit den Kindern sind sehr schön. Wir werden sie im Sommer sehen. Bin gespannt wie es weitergeht. Liebe Grüße Dieter
02.04.2018:
Comment fromMoya Crew
Dieter, Du bist ja schneller als die Feuerwehr. Vielen Dank für die Glückwünsche! Wir freuen uns sehr auf den Pazifik und unsere Südseeabenteuer.
28.03.2018 -Karibische See, Panama

Endlich wieder auf dem Wasser - Sweet Day Sail zum Rio Chagres

Christian schaut heute morgen ins Logbuch und fragt "Sabrina, wann sind wir zum letzten Mal gesegelt? Das Logbuch sagt wir stehen seit dem 16 März hier, aber es kann doch nicht sein, dass wir schon seit 12 Tage hier sind!". Ich überlege kurz und stelle dann erstaunt fest, dass wir tatsächlich schon seit knapp 2 Wochen in Portobello vor Anker liegen. Dass die Bucht hervorragend ist, um ruhige Tage vor Anker zu verbringen wusste sogar schon Kolumbus, der hier -nachdem er sich in den ersten drei Expeditionen nur auf den karibischen Inseln aufgehalten hat- bei seiner vierten Entdeckungstour vor Anker gegangen ist. Auch später wurde die Bucht von den Spaniern rege verwendet und mit Forts aufgerüstet, vor allem nach der Plünderung von Nombre de Dios.

Zum letzten Mal ist Moya an einem Ort so lange in Nazaré gelegen und vor Anker vermutlich noch nie, zumindest nicht seitdem sie unsere Lady ist. Beim Anker Manöver stutzte ich ziemlich, als ich sah, dass die öberflächennahen Teile der Ankerkette mit Algen bewachsen waren und die Kette weiter unten rötlich verfärbt war. Offensichtlich wurde es höchste Zeit unsere Zelte hier abzubrechen und Portobello den Rücken zu kehren. Kaum zu glauben, dass wir wirklich 12 Tage hier waren, durch die Vorbereitungen für den Pazifik ist die Zeit einfach an uns vorbei gerannt. Eher hätten wir aber kaum fahren können, denn erst gestern haben wir das letzte Fenster wieder eingebaut. Ich im Beiboot mit Stirnlampe auf dem Kopf, denn es war schon dunkel, und Christian mit Schraubendreher bewaffnet in der Achterkoje haben wir zusammen etwas gebastelt bis das Fenster wieder in der Bordwand verschwand. Ob es dicht ist sehen wir später, denn Moya liegt momentan auf ihrer Backbordseite und cruised Richtung Südwesten.

Aber nicht nur das Fenster werden wir später genauestens unter die Lupe nehmen, sondern auch unsere Bilge. Wir hatten nämlich gestern ein Erlebnis der anderen Art, als wir feststellten, dass wir Salzwasser in der Bilge hatten - der Alptraum jeden Seglers. Es war zwar weniger als ein halbes Wasserglas, aber trotzdem macht Wasser im Schiff absolut keinen Spass, vor allem dann wenn man nicht so richtig sagen kann wo es eigentlich her kommt. Das Wasser stand hinten unter unserem Bett und wir dachten vor ein paar Tagen, dass es zum offenen Fenster hereingeregnet hatte. Da das Wasser trotz mehrmaligem Aufwischen immer wieder nach tropfte und das Fenster inzwischen zugeklebt war, mussten wir gestern schließlich einsehen, dass es wohl irgendwo anders herkommen muss. Nur wo? Moya hat so weit achterlich eigentlich nur einen Auslass, der in dem das Ruderlager steckt - nur da war alles trocken. Wir pressten trotzdem mal Fett ins Lager und tatsächlich war gestern Abend fast kein Wasser mehr nachgelaufen und wir sind guter Dinge das Leck gefixt zu haben.

Seit heute Morgen sind wir übrigens nicht mehr allein an Bord, sondern mit Mats unterwegs. Wir haben den Schweden im Hostel von Portobello aufgetan, denn uns hat immer noch der letzte Line Hander für den Kanal Transit gefehlt. Neben dem Kapitän und dem Kanal Piloten, braucht man nämlich noch 4 Leuten an den Seilen damit man für die Durchfahrt zugelassen wird. Mats ist auch Segler aber momentan mit dem Rucksack unterwegs, wollte sich den Kanal ohnehin gerne anschauen und sucht schon seit Tagen nach einer Möglichkeit zu segeln. Jetzt liegt er auf dem Vordeck und genießt die tollen Bedingungen auf dem Wasser. Mit fliegenden Tüchern segelt Moya bei moderater Welle von der Seite und 18 Knoten Wind aus Norden, die uns in die richtige Richtung schieben. Anstatt direkt nach Colon abzubiegen, finden wir unseren Weg zwischen den Dicken hindurch, lassen die Tanker und Kontainerschiffe hinter uns liegen und segeln noch ein paar Meilen weiter nach Western zum Rio Chagres. Dort bleiben wir über Nacht, bevor wir Morgen früh das letzte Mal für eine lange Zeit im Atlantik segeln werden.

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13.03.2018 -Portobello, Panama

Blauwasserpläne

Chichime ist die äußerste westliche Inselgruppe im San Blas Archipel, dem entsprechend gut besucht ist sie. Zwischen den Inselchen und den Korallenriffen lagen bestimmt 30 Boote, großteils Charterboote die ihre Kojen an Backpacker vermieten, aber auch einige Cruiser und Überlebenskünstler. Dazu kommen noch einige Touristen vom Festland, die hier auf den Inseln campen oder in kleinen Guna Hütten wohnen. Nachdem wir die letzten Tage alleine unterwegs waren, hat Kathi im Nu eine kanadische Familie, einen amerikanischen Segler und zwei deutsche, junge Aussteiger kennen gelernt und die sozialen Defizite der letzten Zeit wieder ausgeglichen. Schwup war sie verschwunden auf der Bonafide der kleinen Segelyacht der beiden jungen Männer und wart für die nächsten Stunden nicht mehr gesehen.

Christian hingegen ist fast schon auf Moya gefangen, er kann wegen seiner Verletzung momentan nicht nur nicht im Meer schwimmen, sondern ist auch in den täglichen Tätigkeiten stark eingeschränkt. Da er den Fuss nicht belasten kann, hoppelt er auf einem Bein im Schiffbauch herum. Unser Capitano macht aber wie immer das Beste aus seiner misslichen Lage und setzte sich den Tag über mit dem Rechner ins Cockpit um unsere Website zu überarbeiten und sich zu überlegen, ob wir einen Agenten für die Panamakanaldurchfahrt brauchen oder es doch auf eigene Faust versuchen.

Vor einigen Tagen haben wir uns entschieden es wirklich zu wagen und mit Moya in den Pazifik zu schleusen. Wir haben lange überlegt, ob wir dieses Abenteuer eingehen oder nicht doch lieber eine Session länger in der Karibik verweilen, bevor wir nach Europa zurück segeln. Unser Zögern war nicht zuletzt deshalb, weil wir nicht wissen, ob uns nach der Kanaldurchfahrt die Zeit reichen wird, um Moya zurück nach Europa zu segeln oder wir unser zu Hause unterwegs verkaufen werden müssen. Und natürlich schrecken auch die fast 4000 Meilen Wasser zwischen Südamerika und französisch Polynesien ein wenig ab, die da auf uns warten. Trotzdem stehen wir jetzt am Tor zur Südsee und die ruft lauf "kommt". Da wir vermutlich nicht mehr allzu viele Chancen auf den Südpazifik haben werden, starten wir jetzt den nächsten Abschnitt unserer Reise und bereiten uns auf den stillen Ozean vor.

Nicht nur bei uns liegt Veränderung in der Luft, auch Kathi überlegt wo es die nächsten Jahre hingehen soll und die beiden deutschen Jungs suchen nach passenden Lebensmodellen für die Zukunft. Wir hatten also mehr als genug Gesprächsstoff als die Beiden abends noch zu Besuch kamen bevor wir unseren Anker lichteten und über Nacht nach Puerto Lindo motorten, da uns der Wind im Stich ließ. Unser Großsegel setzten wir trotzdem, damit Moya nicht so stark von den Wellen hin und her gedrückt wurde und wir besser schlafen konnten. Trotz der ruhigen Überfahrt kamen wir nach einer Nacht mit viel zu wenig Schlaf im Morgengrauen in Puerto Lindo an.

Wir frühstückten und gingen dann auf die Suche nach der Hafenbehörde, um unser Cruising Permit zu erstehen und endlich legal in Panama segeln zu dürfen. Nachdem Christian am Tag zuvor mit dem Außenboarder fast ins Wasser gefallen war, paddelten wir an Land und ließen den Capitano mit den Jungcaptians im Dingi. Kathi und ich wanderten zuerst durch das verschlafene Puerto Lindo und nach etwas herumfragen zur außerhalb gelegenen Marina, wo wir gleich am Eingang des Geländes den Container des Port Captain sahen. Der unglaublich nette Offizielle, war eine echte Überraschung nach dem gruseligen Bürokraten von Porvenir. Lächelnd erklärte er uns wir zu tun hatten, verkaufte uns das Cruising Permit für Moya und hielt sogar noch einmal Rücksprache mit der Migrationsbehörde um unseren Einreisestempel zu prüfen. Geht doch! Nach einer halben Stunde waren wir zurück am Dingidock und hatten sogar von einem fahrenden Händler noch frisches Obst und Gemüse erstanden, da nach San Blas in unserer Bilge gähnende Leere herrschte. Es war noch so früh, dass wir spontan entschieden nach Puertobello weiter zu fahren, wo die Kinder und ich heute morgen Kathi absetzten. Mit unserem kranken Skipper an Bord, blieb mir nichts anderes übrig als Tilly mit den dreien an Land zu rudern. Ich bin sicher, wir sorgten für gute Unterhaltung als wir uns langsam im Zickzack an Land arbeiteten.

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14.03.2018:
Comment fromDody
Klasse, und herzlichen Glueckwunsch zu Eurer Entscheidung! Ich freu mich so fuer Euch und bin mir ganz sicher, dass es die Richtige ist :-D! Ach und ueberhaupt, Ihr habt Eure Reise bis hierher wirklich fast Generalstabsmaessig durchgezogen und das ohne auf Spass und Geniessen zu verzichten. Wenn man dann ueberlegt, dass es die Teilnehmer der World ARC in einem einzigen Jahr schaffen ... macht Ihr es in dem Tempo weiter, warum sollte es nicht zu schaffen sein in den 2 Jahren die Ihr zur Verfuegung habt? Ich druecke Euch jedenfalls ganz ganz feste die Daumen! Fair winds xXXx Dody
17.03.2018:
Comment fromMoya Crew
Danke Dody! Das ist ja nett. An die World ARC wollen wir uns aber lieber nicht anlehnen, die rasen ja mit einem Affenzahn um die Welt. Irgendwo wird uns der Wind schon hinblasen, wir sind schon gespannt wo.
08.03.2018 -Porvenir, San Blas, Panama

Einreiseversuch auf San Blas

Als wir vor einigen Tagen auf den San Blas Inseln ankamen, waren wir etwas nervös und schauten immer wieder an den Horizont um nach einen Küstenwachenschiff Ausschau zu halten. Wir hatten unseren Landfall auf den San Blas Inseln gemacht ohne uns direkt bei den Behörden anzumelden und waren sozusagen illegal im Land. Das hatten wir bisher noch nirgendwo so gemacht. Hier hätte eine Anmeldung einen mehrtägigen Umweg bedeutet, da die nächste Einreisebehörde viele Meilen weit entfernt lag. Im Laufe der Zeit wurden wir immer entspannter und dachten nur noch ab und an an die panamesische Küstenwache, nicht zuletzt da uns langjährige panamesische Segler bestätigt hatten, dass es keine Kontrollen der Küstenwache hier in Panama geben soll und es vollkommen normal sei erst einzuklarieren, wenn man ohnehin bei der Einreisebehörde vorbei kommt. Gestern kam es dann anders. Wir trafen die "TaDa" vor den Coco Bandero Cays, die eben erst von den Panamesen kontrolliert worden war. 1000 USD Strafe für jeden nicht gestempelten Pass wollten wir auf keinen Fall riskieren. Und da der Umweg mittlerweile auf nur wenige Stunden zusammengeschrumpft war, setzten wir heute frühmorgens, bevor uns ein Küstenwacheschiff abgreifen konnte, die Segel und nahmen Kurs nach Porvenir.

Mit 20 Knoten Wind von der Seite flog Moya über die ruhige See und unser Eisen fiel bereits mittags ins blaue Wasser. Neben uns lag die Maxim mit dem Einhandsegler Frank, den wir bereits in Santa Marta getroffen hatten. Auch er war schon einige Wochen hier unterwegs und wollte heute, wie der Zufall so wollte, einklarieren. Auf der kleinen Insel am westlichen Ende von San Blas befindet sich bis auf einen kleinen Flughafen, ein Hotel und die Einwanderungsbehörde wenig mehr, so dass unser Weg nur kurz war und wir den zuständigen Officer bald gefunden hatten. Der war aber alles andere als freundlich und war überfordert, dass er am Nachmittag noch 3 Boote abarbeiten sollte. Nach ein bißchen Überredungsarbeit und nettem Lächeln von Katharina, ließ er sich nach anfänglichem "Manana" dazu bewegen unsere Pässe heute noch zu stempeln. Er schaute sehr genau in unsere Bootspapiere um sich zu vergewissern, dass der Eigner persönlich einreiste.

Die Guna haben seit einigen Monaten Probleme mit den vielen Charterbooten aus Panama und Kolumbien, die Kojen an Touristen vermieten. In der Vergangenheit schliefen die Touristen auf den Inseln, so dass auch die Guna Yala ein bißchen vom fetten Kuchen des Inseltourismus abbekamen. Seit einiger Zeit, blieben die Touristen nun aber auf den Booten anstatt in den Hostels der Guna zu übernachten und die Guna gingen leer aus. Der Guna Kongress beschloss deshalb die Vercharterer zu boykottieren und wir vermuten, dass der strenge Blick in unsere Bootspapiere damit zusammen hängen könnte. Wir kauften unser Permit für die San Blas Inseln und wollten dann, so wie es in allen unseren Quellen beschrieben war, auch unsere Einreise für Moya machen. Leider scheiterten wir damit und müssen jetzt innerhalb der nächsten 72 Stunden im zuständigen Hafen Porto Lindo, 50 nautische Meilen weiter westlich vorsprechen. Außerdem stellten wir fest, nachdem wir nach 2 Stunden wieder bei unserem Migrationsbeamten standen, dass unsere Pässe anstatt eines Touristenvisums nur einen Eingangsstempel enthielten, so dass wir vermutlich noch in einen weiteren Hafen, nach Portobello, segeln müssen um die richtigen Stempel zu bekommen. Unser Retter wollte dennoch für seine tolle Arbeit gelobt werden, was wir entnervt taten. Hier war nichts mehr zu machen. Anstatt unsere Einreise in Porvenir abzuschließen wie es in unserem Cruising Guide und der Noonsite steht, hatten wir leider absolut gar nichts erreicht, abgesehen von einer nun tickenden Uhr. Vielleicht hatte die allgemeine Verstimmung der Guna damit etwas zu tun - we will never know.

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07.03.2018 -Coco Bandero Cays, San Blas, Panama

Amazing Coco Bandero Cays

Dass wir im touristischen Teil von San Blas angelangt sind, ist offensichtlich: plötzlich gibt es andere Segelyachten um uns herum, die Seekarten zeigen wieder halbwegs den wahren Küstenverlauf und die Basics können wieder eingekauft werden. Trotzdem sind wir noch nicht ganz zurück in der Zivilisation, sondern eher am Rande, so dass eine Flugbuchung zur mehrstündigen Odyssee wird. Katharina hatte ihren Rückflug von Panama nach Kolumbien offen gelassen und vorgestern Abend versucht im Internet zu buchen. Die Internetseiten laden mal in Schneckentempo, so dass man nach 10 Minuten die Seiteninhalte sehen kann, manchmal aber auch gar nicht, was die Flugbuchung zu einer Art Glücksspiel macht. Nach mehreren Versuchen gaben wir auf und versuchten es gestern Morgen noch einmal, da vermutlich außen auf den unbewohnten Inseln die Internet Coverage noch schlechter werden wird. Wir verlegten die Buchung über Online Chat der Fluggesellschaft, um mit geringerer Bandbreite auszukommen und schafften es nach mehreren Stunden tatsächlich einen bestätigten Flug zu haben, gerade bevor unsere Internetverbindung wieder komplett zusammenbrach. Puh!

Während Christian und Kathi zusammen am Rechner arbeiteten spielten die Jungs zusammen in Joshis' Koje, bauten wilde Konstruktionen aus Lego und Magneten und ließen die Erwachsenen mit ihren Problemchen in Ruhe. Ich putzte inzwischen, die Salz-Sandkruste von unseren Holzfussböden und kippte dabei meinen Putzeimer versehentlich um, so dass fast das gesamte Putzwasser in unseren Vorratsbilgen verschwand. In unserer Gemüsekiste stand das Wasser, unser in Folie eingeschweißtes Mehl stand im Wasser, der Zucker war durchweicht und die Konservendosen standen in der Suppe. Was mich am meisten ärgerte war aber, dass selbst nach ausräumen und trockenen der Bilge die Vorratsfächer noch Tage später feucht sein würden und das Gemüse so leichter anfangen würde zu schimmeln. Nach 2 Stunden entsaften waren die Fächer zumindest oberflächlich trocken, die Klappen blieben aber weiterhin offen damit die Feuchtigkeit langsam abdampfen würde. Wir gingen Anker auf und ließen Nargana hinter uns. Zuerst erkundeten wir den Mangrovenwald, dessen enge Kanäle tief genug sind um mit Moya hindurch zu fahren. Später richteten wir dann Moyas Bug Richtung Norden mit Kurs auf die Coco Bandero Cays, 8 Miniinseln, die von einem großen Riff vor den Wellen des karibischen Meers geschützt werden. Nur 5 Meilen waren es bis dorthin durch ruhiges Wasser, gegen den Wind. Kurz vor unserer Ankunft schepperte es laut, die einzige Welle weit und breit hatte unsere Kaffeekanne von der Küchenablage gefegt. Sie war in die offenen Vorratsklappen gefallen und der übrig gebliebene Kaffee vom Frühstück verteilte sich samt Kaffeesatz über alles was ich gerade eben erst sauber gemacht hatte. Das Schicksal hat manchmal wirklich einen ätzenden Sinn für Humor.

Nachdem der Anker im azurblauem Wasser verschwunden war und sich im Sand festgebissen hatte, ging die Putzerei also wieder vorne los. Der Sprung ins kristallklare Wasser, der Mantarochen, die lebenden Korallen, die wie von weißen Rosen bewachsenen Stämme im Wasser, die Kokospalmen, der weiße Sandstrand von Olosicuidup und Guarladup und die untergehende Sonne entschädigten mich aber sofort für meine Mühen. Unser Ankerplatz hier zwischen den Inseln ist umwerfend schön und lädt zum Verweilen ein.

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02.03.2018 -San Ignacio de Tupile, San Blas, Panama

Es lebe die Elternzeit

Als ich heute morgen kurz nach dem Ablegen auf unserem Bugspriet stand, mir den Wind um die Nase hab wehen lassen und dabei Ausschau nach Korallenriffen gehalten habe, wurde mir einmal mehr richtig bewusst was für ein Geschenk Deutschland uns mit unserer Elternzeit gemacht hat. An einem Freitag hier zu stehen und nicht im Büro zu sein ist Luxus pur, zumal wir uns an einem der schönsten Orte der Welt -zumindest meiner Welt- befinden. Durch die äußeren Korallenriffe ist das Meer hier glatt wie ein See, Moya gleitet fast ohne Bewegung durch das stille Wasser. Über uns erstreckt sich strahlend blauer Himmel unterbrochen von Cumuluswolken, die sich ab und zu vor die Sonne schieben und zum Figurenraten animieren. Links von uns liegt die Küste Panamas mit unerschlossenem Dschungel ohne jegliche Siedlung oder auch nur den Hauch eines Pfades und rechts liegen die vielen kleinen Insel von San Blas, jede davon könnte aus einem Reiseprospekt entsprungen sein. Wir sind nun wirklich an einem der Bilderbuchorte, von denen ich immer dachte, dass es sie nur in den Katalogen gibt.

Die Idylle geht selbst im Wasser weiter, wenn die Guna Yala mit ihren Einbäumen zwischen den Insel und dem Festland hin und her paddeln oder für weitere Strecken auch mal Segel setzten. Ein romantisches Fotomotiv jagt das nächste - fast schon kitschig. Wir sind Mitten drin und dürfen Fragen beantworten wie "ist die Spinne dort giftig?" "was sind das für Schneckenhäuser?" oder "sind die Häuser hier alles aus Holz gebaut?" und erkunden mit unseren Jungs diese atemberaubenden neuen Orte. Natürlich hadere ich auch manchmal damit, dass vor allem Joshua weit von seiner Kindergartengang entfernt ist und wir leider auch nicht so häufig wie wir es gerne hätten Kinder auf anderen Segelbooten treffen.

Aber meistens freue ich mich einfach nur darüber wie die Kinder die vielen neuen Eindrücke verarbeiten und dabei neugierig und glücklich in die Welt hinaus gehen. An Tagen wie heute lächele ich gerade zu von Innen, als ich Joshuas strahlendes Gesicht sah, als er einen Miniatureinbaum von einem alten Guna in die Hand gedrückt bekommen hatte und wenige später mit Benicai, einem kleinen Guna Jungen, und Joni zwischen den Hütten hindurch fegte und fangen spielte. Es ist so schön zu sehen wie die Kinder Spielen ohne Grenze, ohne Vorurteile, ohne sich von irgendwelchen Barrieren aufhalten zu lassen.

Heute morgen waren wir nach Mono Island gefahren. Die Navigation hatte es ganz schön in sich, trotz meiner Position auf dem Bugspriet und idealem Sonnenstand, sah ich die Korallenpatches immer erst wenn Moya gefühlt schon aufgelaufen war. Auch das Echolot fiel von 15 Meter Tiefe unter Kiel auf nur 1 Meter in Sekunden. Lautes Rufen "Links", "Rechts" oder "Rückwärts" verhinderten Grundberührung, aber teilweise war in Moyas Drehung nur noch eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Unsere Inselexpedition auf Mono ist heute dann doch kürzer ausgefallen, nachdem wir kurz nach dem Anlanden sahen wie eine handgrosse Spinne in ihrem Netz eine Raupe verspeiste. Mit Flipflops an den Füssen hatten wir ein ungutes Gefühl zwischen Palmen und Gestrüpp herum zu turnen. Nach dem nachmittäglichen Irrfahrt durch die Untiefen, haben wir dann vor San Ignacio de Tupile den Anker geworfen, um unser zweites und ein wenig weniger traditionelles Guna Dorf zu besuchen. Bis zum letzten Meter ist die gesamte Insel von Häusern bedeckt, die meisten davon traditionelle Hütten mit Palmwedeln als Dach, dazwischen gibt es aber auch einige Wellblechhäuser. Die Hütten am Wasser hatten außerdem einen kleinen Verschlag direkt über dem Wasser aufgebaut, unten offen. Auf der Insel waren viele vor allem die jüngeren Guna Frauen in westlicher Kleidung und ohne den traditionellen Guna Arm und Beinschmuck bekleidet. Während auf Mamitupu keinerlei elektronischen Geräte zu sehen waren, saßen hier einige mit Mobiltelefon vor ihrer Hütte. Die Kinder ließen dennoch selbstgebaute Drachen aus Treibgut steigen und waren stolz als wir sie bewunderten. Einige Male fehlte Joni kurz, als er zu seinem Entsetzten am Arm weg gelots wurde, Kinder und Frauen wollten den Kleinen am liebsten von möglichst nahem sehen und anfassen.

Es gibt ein kleines Hotel und eine Art Restaurant in dem wir zu Abend gegessen haben. Unsere Getränke mussten wir selbst mitbringen zu Essen gab es zur Auswahl frittierte Kochbananen mit Fisch oder Hähnchenbeine. Kathi trug das Essen zusammen mit dem Koch und gleichzeitig Kellner aus dem Nebenraum in den heruntergekommenen Schankraum in dem drei verwaiste Plastiktische mit zusammengewürfelten Plastikstühlen standen, an der Wand hing eine Tafel, der Putz bröckelte von der Wand und über den Fussboden bahnte sich eine Ameisenautobahn. Als der Guna Koch dann für frittierte Kochbanane, zwei Hähnchenbeine und einen halben Fisch 20 USD abrechnen wollte, begann es in Kathis Venen zu brodeln. Sie verhandelte hart und beglich unsere Rechnung dann im beider-seitigen Einvernehmen, aber zum Frühstück werden wir wohl eher nicht mehr kommen. Heute Morgen diskutierten wir noch wo eigentlich der ganze Müll den wir auf den Inseln gesehen haben herkommen könnte. Heute Abend waren wir dann entsetzt und ernüchtert als wir gleich mehrere Männer sahen, die volle Mülltonnen mit Plastik und Kartonabfällen im Meer entsorgten und so ihr kleines Paradies selbst vergifteten. Traurig! Als wir dann kurz vor Anbruch der Dunkelheit ablegten wurden wir am Bootsanleger umringt von Gunas, sie schauten wie wir ins Dingi kletterten, unsere Paddel auspackten und Richtung Moya davon dümpelten. Ich könnte mir vorstellen, dass Zootiere sich in etwas so fühlen müssen wie wir in dieser Situation. Benicai rannte am Land entlang, kletterte über die festgemachten Einbäume und winkte bis wir nicht mehr zu sehen waren.

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01.03.2018 -Bahia Golondrina, San Blas, Panama

Erste Entdeckungstour auf San Blas

Nach dem Frühstück heute morgen kam Katharina aus der Toilette und fragte "Welchen Schalter muss ich bedienen, damit die Toilette absaugt?". Christian erklärte ihr noch einmal unser Sicherungspanel und sie verschwand wieder im Bad. Kurz darauf rief sie "bei mir saugt die Toilette nicht". Bei mir gingen sofort die Alarmglocken an, nicht schon wieder eine defekte Toilette. Im hinteren Bad war alles ok, aber auch nach wiederholter Betätigung der Spülung war im vorderen stillen Örtchen nichts zu machen, die Suppe stand genauso wie zuvor. Eine Verstopfung hatten wir bisher noch nie.

Mit Fragezeichen im Kopf starteten wir trotzdem erstmal die Maschine, die Sonne stand schon recht hoch am Himmel und wir wollten heute gerne ein Stück weiter Richtung Norden tuckern. Eigentlich wollten wir noch lieber segeln, aber der Wind kam aus Nordwesten und wir wollten im engen Kanal zwischen dem äußeren Riff und dem Festland zwischen den Korallenköpfen volle Manövrierfähigkeit behalten, also musste Henry heute zum Dienst treten.

Wir zogen den Anker aus dem Wasser und wagten uns zwischen die Korallenköpfe, Christian am Steuer und ich oben auf unserem Decksaufbau um einen besseren Blickwinkel ins Wasser zu haben. Mit der Sonne hoch am Himmel konnten wir die Korallenabschnitte dunkel im blauen Wasser erkennen und haben uns so langsam durch den Korallenhindernissparcour gearbeitet. Auf den 3 Meilen, die wir heute unterwegs waren, haben wir insgesamt eine weitere bewohnte und 6 unbewohnte Inselchen gesehen, jede von Ihnen ein wenig anders. Unterwegs haben uns einige Delfine begleitet und sich an Moyas` Bug vergnügt. Vor Anker gingen wir dann in der Mitte von drei kleinen Inselchen mit weißem Sandstrand und Palmen. Moya lag ruhig wie in einem Ententeich, da all die kleinen Inseln vor den Wellen der karibischen See vom äußeren Riff abgeschirmt sind.

Während Kathi, die Kinder und ich mit unserem Paddelboard an Land paddelten, verschwand Christian im Schiffsbauch auf Fehlersuche des wichtigsten Platzes an Bord. Wir erkundeten Islandia und fanden Kokosnüsse, Palmen und leider auch einiges an Treibgut. Dabei waren T-Shirts, Jacken, Kinderwägen, Rucksäcke, Plastikflaschen und vor allem viele Schuhe, so viele dass ich an jedem Fuss am Ende einen passenden Schuh hatte. Joni lief den restlichen Tag mit einem Fundschuh herum und wir bauten eine Burg dekoriert mit Fundstücken von Holzstücken bis Elektronikplatinen war alles dabei. Die Kinder genossen es das erste Mal seit Curacao wieder ausgiebig am Strand zu buddeln, nur baden wollten sie nicht, da sich Seegras direkt an den weißen Strand im Wasser anschloss.

Währenddessen hatte Christian den Übertäter in den Rohren gefunden. Unser Capitano war heute definitiv der Held des Tages, der alles ohne Murren und Knurren reparierte - er hat was gut. Unsere Toilettenschulung müssen wir in Zukunft noch verbessern, damit solche Unfälle nicht mehr passieren.

Nachdem auch der schweisstriefende Skipper abgekühlt war, tuckerten wir noch in die Bahia Golondrina, eine Bucht komplett umgeben von Mangroven, die direkt an den dichten Regenwald angrenzt. Schon von außen sehen die mit Urwald bewachsenen Berge undurchdringlich, unberührt und wahnsinnig schön aus. Im Wald scheint es immer noch viele Orte zu geben, die noch nie von einem Mensch gesehen wurden. Dazwischen fließen Flüsse, die immer noch Gold bringen, aber durch die Gesetze der Guna nicht zum Schürfen frei gegeben sind. Selbst sie kaufen das Gold um ihren Goldschmuck herzustellen. Beim Eintreffen in die Bucht wurden wir von einen über das Wasser laufenden Fisch und weißen Vögeln begrüßt und liegen jetzt unter einem riesigen orangenen Mond am Himmel, allein am Rande des grünen Meeres und trinken Rumpunsch.

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28.02.2018 -Mamiputu, San Blas, Panama

Unspoilt San Blas

Bei Dunkelheit lag die Skyline mit den vielen kleinen beleuchteten Fenster der Hochhäuser hinter uns. Die roten und grünen Lämpchen der Tonnen blinkten in der Einfahrt zum inneren Hafen, das Blinken der Gefahrentonne war nur schwer auszumachen, vor all den Lichtern der Stadt. Nachdem alle Papiere beisammen waren, wollten wir los und hatten gerade die Kinder in ihre Kojen verstaut. Nur der Anker schien uns ein Schnäppchen schlagen zu wollen. Moyas` Ankerkette führte direkt unter die seit heute vor uns liegende Segelyacht, so dass wir ohne Hilfe des fremden Skippers erstmal hier festhingen. Aber wir hatten Glück Richard war an Bord, aber alleine, so dass er zwar gewillt war uns zu helfen, aber die Yacht nicht von der Mooringboje trennen konnte, da er sonst nicht wieder hätte anlegen können. Wir fenderten beide Boote ab und tasteten uns bis ans Heck von "The second Life" mit der Hoffnung uns an ihrer Seite entlang nach vorne ziehen zu können. Erst als Richard seinen Motor startete und ein Stückchen nach vorne fuhr hatten wir ein bißchen Platz um einen Teil der Ankerkette zu bergen. The second Life war dabei bedenklich nah, nur zwei Meter von unserem Bugspriet entfernt und wurde von dem wenigen Wind in der Bucht wieder in unsere Richtung gedrückt. Der Capitano schaltete schnell, dampfte rückwärts und schleppte, die Ankerkette nur noch wenige Meter im Wasser, das Eisen mit uns mit. Puh! Zu viel Action für den Start einer Passage.

Es ging dann gemächlicher weiter, mit leichter Brise von hinten, langsam aus dem Hafen hinaus durch die Bucht von Cartagena und dann durch die flugzeuglandebahnähnlich beleuchtete Bocca Chicca hinaus. In der Ausfahrt, nachdem alle Lichter identifiziert waren, legte ich mich hin um vor meiner Wache noch ein wenig Schlaf zu tanken. Gerade als ich mich über das gemächliche Tempo freute, legte sich Moya auf die Backbordseite und wurde von den Wellen des karibischen Meers einmal mehr durchgeschüttelt. Mit einem Schlag waren aus 15 Knoten 35 geworden und Moya rollte wie in der Achterbahn. Ich dachte: "Ohje, wie jedesmal wird unsere neue Crew ins kalte Wasser geschmissen?" und drückte die Daumen, dass Kathi nicht seekrank wird. Die Wettervorhersage hatte zwar gründlich daneben gelegen, aber das Schlimmste war schon nach der Hälfte der Nacht vorbei und am Morgen lernte ich, Kathi war nicht seekrank. Schlafen konnten zwar nur die Kinder und der Skipper gut in der ersten Nacht, aber wenigstens fütterte keiner die Fische.

Während die meisten meiner Nachtwachen ausgesprochen öde verlaufen, gab es gestern richtig was zu erleben. Schon bei der Wachübergabe sah ich die beiden Lämpchen von Matra N in der Ferne, nach einer Stunde piepste dann unser AIS das davor warnte, dass innerhalb der nächsten halben Stunde ein Fahrzeug weniger als 500 Meter von uns entfernt sein würde. Nach weiteren 10 Minuten sah ich in der hellen Mondnacht die Umrisse des riesigen Schiffs für meinen Geschmack viel zu nah hinter unserem Heck und funkte hinüber, um sicher zu gehen, dass der Große uns auch sieht. 63 Meter Entfernung zu Matra N in 15 Minuten zeigte unser AIS. Der nette Mann an der Funke sagte zwar "I will take care" machte es aber sehr spannend, erst nach 10 Minuten, kurz bevor ich hart nach Steuerbord abgedrehte und schon innerlich fluchte, änderte er seinen Kurs und dampfte an uns vorbei. Christian sagte mir später, dass unser AIS Sender ausgeschaltet war, so dass Matra N wohl Schwierigkeiten damit gehabt hatte unseren Kurs abzuschätzen. Es lebe das AIS!

Bis auf eine nächtliche Dusche im Bett verlief der Rest der Überfahrt unspektakulär, der Wind nahm auf guten Segelwind ab, die Wellen wurden immer kleiner, so dass wir heute morgen nach knappen 1.5 Tagen im Morgengrauen Panama vor uns sahen. Wir verkleinerten unsere Segel und warteten auf die Sonne, bevor wir uns ins Labyrinth der Korallenköpfe navigierten. Nur mit Eric Bauhaus` Cruising guide und Sonne von hinten wagten wir den Landfall auf der kleinen Guna Yala Insel Mamitupu. Unsere Navionics und OpenCPN Karten sind für die San Blas Inseln im besten Fall grobe Anhaltspunkte an welcher Stelle man auf Festland treffen würde aber völlig unzureichend für die Lage der Inseln, der Riffe und die Angaben der Tiefen. Trotz der sehr guten Karten von Eric stieg mein Puls bei der Anfahrt, als die Karte noch 31 Meter angab wir aber nur noch 7 Meter Wasser unter dem Kiel hatten. Einige Meter weiter waren wir wieder im tiefen Wasser. Flache und tiefe Stelle wechselten sehr abrupt. Die bis an die Oberfläche reichenden Korallen ließen sich zwar leicht durch die brechenden Wellen aus machen, aber Stellen mit nur wenig Tiefgang sind weniger leicht zu spotten. Moya lief langsam unter Motor, segeln hatten wir uns in der Anfahrt nicht getraut, bis wir zwischen Festland und Mamitupu den Anker schmissen.

Unsere nächsten Nachbarn: Korallenköpfe, die Palmen bewachsene, unbewohnte Insel Uasdup, unberührter, dichter Dschungel und das kleine Dorf der Guna Yala - von einem anderen Segelboot ist weit und breit nichts zu sehn. Mamitupu sieht malerisch aus. Auf der Westseite stehen Einbäume unter Palmen auf weißem Sandstrand und warten darauf zu Wasser gelassen zu werden. Auf der Ostseite reihen sich dicht die kleinen Palmenblätter gedeckten Häuser aneinander. Gleich nach dem Frühstück bekamen wir Besuch von mehreren Einbäumen mit Männern und Kindern. Die Guna verkauften Kokosnüsse, Kochbananen und Fisch, alles was sie zum Leben brauchten. Auf unserem Inselrundgang trafen wir dann Männer in westlicher Kleidung, viele lachende Kinder und auch die traditionell gekleideten, kurzhaarigen Frauen mit den vielen Kettchen um die Waden, bedruckten Röcken um die Hüften und farbenfroh bestickten Blusen. Die Menschen fanden uns, oder eigentlich unsere beiden Blondschöpfe, genauso interessant wie wir sie. So liefen wir durch die engen Gassen, wurden von neugierigen Blicken verfolgt und immer wieder auf Spanisch in kurze Gespräche verwickelt. Dass Joni und Joshi 3 und 5 Jahre sind konnten sie kaum glauben, waren doch die neunjährigen Jungen in etwas so groß wie Joshua. Oft sahen wir die gleichen Personen hinter der nächsten Ecke wieder auftauchen und neugierig zu uns herüber schauen. Die Frauen verkauften schön bestickte Blusen und Deckchen. Alle waren sehr nett und zuvorkommend, nur fotografiert werden wollten die meisten nicht. Die Gässchen waren sauber und gepflegt, nur die Küste war vom Treibgut übersäht. Viele Häuser hatten eine eigene Solarzelle, die Strom für das Nötigste liefert. Ein Restaurant oder Pub gibt es hier nicht, nur einen kleinen Laden, dessen Regale dünn bestückt sind aber dennoch einen Kühlschrank mit kalten Getränke besitzt. Es gibt sogar eine kleine Schule auf der Insel. Im Kongresshaus, treffen sich Abends alle Bewohner der Insel um wichtige Dinge zu besprechen und Entscheidungen zu treffen, vielleicht waren wir dort sogar Thema heute?

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26.02.2018 -Cartagena, Kolumbien

Das andere Cartagena

Die Überfahrt von Cartagena nach San Blas ist eigentlich nur 1.5 Tage, dennoch bereiten wir Moya wie für eine längere Passage vor. Die meisten der insgesamt 370 San Blas Inseln sind unbewohnt und auf den bewohnten leben die Gunas, ein indigener Volksstamm, weitgehend unbeeinflusst von der westlichen Zivilisation. Auf den Inseln wird es keinen Geldautomaten geben und die Einkaufsmöglichkeiten werden auch eingeschränkt sein. Die Guna sollen zwar Touristen gegenüber aufgeschlossen sein und auch mal Obst und Gemüse verkaufen, aber wie genau unsere Interaktion mit dieser Volksgruppe aussehen wird wissen wir jetzt noch nicht und sind sehr gespannt darauf. Um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir unsere neue Crew Katharina heute auf den Markt von Cartagena geschleppt und so viel Obst und Gemüse gekauft bis unsere Vorratskammern überquollen und ich gar nicht mehr wusste wo ich das ganze Zeug noch hinstecken sollte.

Unser Ausflug zum Markt hat uns ein etwas anderes Gesicht von Cartagena gezeigt, während die Altstadt sehr vom Tourismus geprägt ist, sahen wir auf unserem Spaziergang durch Manga erst ein reiches Viertel mit vielen Villen aus der republikanischen Zeit und dann später auf dem Markt Bazurto das wahre Leben der Großteil der Bevölkerung. Die vielen schäbigen Verschläge standen eng nebeneinander auf schmutzigem Lehmboden, darüber waren Fetzen aus alten Planen und Tüchern gespannt um ein wenig Schatten zu spenden. Zwischen den Buden schoben Budenbesitzer schwere Holzkarren mit Metall bezogenen Holzrädern. Auf Ihnen türmten sich Schachteln und Kisten. Das Marktviertel ist riesig und je verkaufter Ware in verschiedene Bereiche eingeteilt. Im Fischbereich sahen wir haufenweise ungekühlte nur mit Wasser bespritzen Fisch, von Wahoo über Hai bis zu Red Sapper gab es dort alles zu haben, der Boden war bedeckt von Schuppen, es roch streng. Im Gemüseviertel liefen Hühner und Katzen zwischen unseren Füssen umher und es gab alles was in Kolumbien so angebaut wird: Mangos, Papayas, Bananen, Kartoffeln, Karotten, Auberginen, Tomaten und noch vielen mehr. Unter anderem auch einige exotische Früchte die für mich neu waren.

Kathi kannte die meisten davon, meine Kindergartenfreundin lebt hier in Kolumbien in der Kaffeezone und übernahm so auch die harten Verhandlungen an den Marktständen. Zusammen mit Joshua sind die beiden durch die Reihen gezogen und haben bewundernde Blicke geerntet als sie aussuchten was wir die nächsten Tage Essen werden. Neben unzähligen Komplimenten kamen wir so schwer bepackt zwischen den Marktständen hervor, dass Christian fast zusammengebrochen wäre. Der Capitano war nämlich auch fürs Tragen der meisten Ladung verantwortlich. Wir nahmen uns ein Taxi kamen trotzdem alle total erschöpft bei Moya wieder an. Nun musste nur noch die Wäsche und unsere Ausreise abgeholt werden, bevor wir jetzt endlich bereit sind zum Auslaufen.

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28.02.2018:
Comment fromRobert
Hallo alle zusammen. Tolles Abenteuer, anschauliche Berichte und schöne Bilder. Es werden euch viele um eure Reise beneiden. Grüße aus Gochsen an euch und meine Tochter speziell.
04.02.2018 -Piscadera, Curacao

See you later!

2 Wochen sind tatsächlich schon um, so dass sich Oma und Opa heute morgen bei uns verabschiedet haben. Es war super sie für einige Zeit an Bord zu haben und sie an unserem Bootleben teilhaben zu lassen. Wie jedes Mal haben wir die Zeit mit Gästen an Bord genossen. Jedes Mal merken wir dann noch mehr wie sonst wie schön es ist einfach morgens nach dem Frühstück ins Wasser springen zu können oder bei lauer Brise und glatter See in den Sonnenuntergang zu segeln. Gleichzeitig stellen wir aber auch immer wieder fest, dass das Leben an Bord doch oft etwas komplizierter ist wie an Land. Abspülen, Wäsche Waschen, Duschen und sogar auf die Toilette gehen ist nicht ganz so einfach wie wir das von zu Hause kennen. Mehrere Kilometer bis zum nächsten Brot oder Supermarkt zu laufen ist für uns inzwischen normal, sorgte aber bei unseren Gästen schon das ein oder andere Mal für überraschte Blicke. Selbst von Bord zu gehen mit unserem kleinen Dingi kann zu einem kleinen Abenteuer werden. Uns auch bewusst wie privilegiert wir sind, mit der oft mangelnden Privatsphäre an Bord und den Bewegungen von Moya gut klar zu kommen. Aber am meisten sind wir darüber froh, bei normalen Bedingungen nicht wirklich schlimm seekrank zu werden. Unsere Reise wäre vermutlich nicht halb so schön, wenn vor allem die Kinder sich vor jeder Passage vor Seekrankheit fürchten müssten.

Heute steht der nächste Hüpfer bevor, wir haben bereits den Papierkrieg bewältigt und sind zurück an Bord. Wenn ich gleich das Tablet zu klappe, ziehen wir den Anker aus dem Wasser, setzen Segel und drehen Moyas` Nase nach Westen. Unser nächstes Ziel ist Santa Marta in Kolumbien, wo wir vermutlich in 3 Tagen ankommen werden. Da die Wettervorhersage recht viel Wind und Welle ansagt, wird es etwas ruppiger werden. Wundert Euch also nicht wenn ihr erst wieder etwas von uns hört wenn wir angekommen sind. Einträge schreiben macht mein Magen nur bei milden Bedingungen mit.

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06.02.2018:
Comment fromAndre Rüegg, SY Mirabella
Ich wünsche euch guten Wind für diese Passage!
02.02.2018 -Spanish Water, Curacao

Autos, Flamingos, Dschungel und alte Herrenhäuser

Das ist die Kurzzusammenfassung unserer Curacao Entdeckungstour auf dem Landweg. Wir sind hier auf Curacao etwas eingeschränkt die Insel vom Seeweg zu erkunden. Das liegt daran, dass Ankern nur an einigen sehr wenigen Plätzen erlaubt ist und es auch keine weiteren Anlege- oder Mooringmöglichkeiten gibt. Da wir normalerweise Moya schnappen und dahin fahren wo es uns gefällt, ist es sehr ungewohnt nun auf nur wenige Orte limitiert zu sein. Mit den Minibusen, die hier überall über die Insel heizen, kann man zwar gut in die Stadt fahren, aber um längere Strecken über die Insel zurücklegen sind auch sie nicht geeignet. Um unseren Bewegungsradius zu erhöhen und ein bißchen mehr von der Insel kennen zu lernen, haben wir uns gestern ein Auto gemietet.

Gleich nach dem Frühstück sind wir Richtung Westen gestartet, wir wollten gerne bis an das Westende der Insel fahren und uns den Christoffel Nationalpark anschauen. Spanish Water liegt fast am Ostende der Insel, so dass wir mit dem Auto die fast gesamte Insel überquerten und über 50 Kilometer zurücklegten. Wir waren überrascht wie stark die Insel bebaut ist, von Spanish Water arbeiteten wir uns 1 Stunde lang vorwärts bis wir in ein Gebiet kamen, in dem Büsche die Häuser ablösten. Unsere Fahrt ging stellenweise etwas zäh, da wir im Verkehr festhingen. Auf Curacao scheint jeder mindestens ein Auto zu haben, zumindest sind die Straßen voll von tauschenden 4 rädrigen Vehikeln. Auf dem Weg nach Westen hielten wir bei den alten Salinen an und beobachteten die Flamingos, die sich hier niedergelassen haben. Im flachen Wasser gab es wahnsinnig viele Quallen, die sich total witzig auf den Kopf stellten und ihre Fäden im Wasser nach oben treiben ließen. Auf den ersten Blick sah das aus wie bräunliche, grünliche und bläuliche blumenkohlartige Pflanzen. Die Kinder haben sich einen Spass daraus gemacht und haben die Wirbellosen etwas geneckt um sie zum Schwimmen zu bewegen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in einer kleinen abgeschiedenen Bucht, der Daaiboolbay, wo sich Sonnenhungrige, Taucher und Schnorchler an einem tollen Strand treffen, ging es weiter bis an die Westspitze der Insel. Dort stand auch gerade der Scuba Bus, mit dem man über die ganze Insel fahren kann und sich von einer fantastischen Tauchlokation zur nächsten bringen lassen kann.

Christian und ich hatten vor einigen Tagen kurz überlegt einen Tauchkurs zu machen, da Curacao und nochmehr Bonair absolute Highlights unter Wasser zu bieten haben. Da wir später nur Single tauchen hätten können, wegen der Kinder, haben wir uns dagegen entschieden, werden das aber bestimmte noch irgendwann mal nachholen. Für jetzt ist Schnorcheln genial, da können alle dabei sein. Als wir beim Christoffel Nationalpark ankamen war es schon früher Nachmittag, unsere Mägen knurrten und das kleine Cactus Cafe sah so verlockend aus, dass wir uns im Schatten niederließen, Kaffee und Limo tranken und einen weltklasse Salat aßen. Um 14 Uhr wollten wir dann auf eine kleine Wanderung aufbrechen. Daraus wurde leider nichts. Wer konnte denn schon ahnen, dass der Park schon eine halbe Stunde zuvor seine Tor zuschließt und keinen mehr hinein läßt. Sogar das kleine Museum war mit schweren Holztüren und Metallriegeln verrammelt. Nur auf die Esel und Wildschweine konnten wir noch einen Blick werfen, bevor plötzlich auch dieses Tor zu war. Still und heimlich hatte das Personal die Schotten dicht gemacht und war wie vom Erdboden verschluckt. Da standen wir etwas betröppelt, wir hatten uns so darauf gefreut Curacaos andere hügelige Seite kennen zu lernen und die kleine Tropfsteinhöhle zu besichtigen. Auf dem Weg zurück zu Moya kamen wir zufällig an einem Schild Hofi Pastor vorbei, wir hatten keine Ahnung was das sein sollte, hielten aber spontan an. Es war ein kleiner Naturpark, so dass wir doch noch ein bißchen durch die Wildniss laufen konnten und einen atemberaubenden 800 Jahre alten Baum, dichtesten Urwald und Hügel bewachsen mit tausend und einer Kaktee erkunden konnten. Spontan war heute mal wieder unbezahlbar!

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31.01.2018 -Punta Santa Barbara, Curacao

Eigentlich fast überhaupt nicht!

War schon das zweite Mal die Antwort auf meine morgendliche Frage "Wie habt ihr geschlafen?". Moya lag auf der Leeseite (der Wind abgewandten Seite) von Klein Curacao. Die kleine Insel befand sich zwischen den Atlantikwellen und dem von Osten wehenden Trade Wind, ansonsten gab es keinerlei Deckung und einige ganz penetrante Wellen suchten sich ihren Weg um die Insel herum. Entsprechen bewegte sich Moya leicht von einer Seite auf die andere. Was wir kaum merkten und uns nur noch besser schlafen ließ, war für die Großeltern, die erst das zweite Mal in ihrem Leben für mehrere Tage an Bord eines Segelschiffes lebten, nachts nur schwer zu ertragen. Zwei weitgehend schlaflose Nächte nach unserer hard am Wind Schneckenetappe gegen den starken Äquatorialstrom nach Klein Curacao waren nur schwer durch den weißen Sandstrand und das glasklare, türkisfarbene Wasser wieder weg zu machen. Mit müden Augen sieht man eben auch den schönsten Ort nicht von seiner besten Seite. Offensichtlich dauert es länger für gestandene Landbewohner bis die Seebeine letztendlich irgendwann gefunden werden. Nun hatte auch noch die Atlantikwelle an Fahrt zugelegt, so dass das Anlanden am Strand zu einem kleinen vermutlich nassen Abenteuer geworden wäre, das bestimmt nicht auf der Habenseite der positiven Erlebnisse abgespeichert werden würde. Deshalb beschlossen wir anstatt noch einmal einen Besuch auf der kleinen Insel zu machen, lieber Moyas' Hintern in den Wind zu drehen und uns 11 Meilen nach Curacao zurück spülen zu lassen.

Wir setzten nur das Großsegel und segelten dieses Mal mit Wind, Strom und Welle von hinten. Die ersten Meilen waren dennoch etwas holprig, da die 2 bis 3 Meter hohe Atlantikwelle sich von links und rechts um Klein Curacao herum arbeitete und teilweise regelrechte Wasserlöcher durch Überlagerungseffekte entstehen ließ. Bald waren wir aber so weit von der Insel entfernt, dass Moya über die Wellen surfte und nach nicht einmal 2 Stunden schmissen wir bereits den Anker in der Fuik Baai, einer durch vorgelagerte Landzungen sehr geschützten Bucht. Moya lag hier wie in einem Ententeich und machte nicht den Hauch einer Bewegung, was zur angenehmen Nachtruhe der Crew erheblich beitrug. Um auf der Habenseite zu bleiben, ging es gestern nur 2 Meilen weiter Richtung Norden, bis an die Einfahrt nach Spanish Water, wo sich direkt am Meer die Santa Barabara Plantation befindet. Es handelt sich dabei weniger um eine Plantage als mehr um ein schickes Hotel mit Pool, Golfplatz und einem Bootsanlegersteg davor. Wenigstens eine Nacht wollten wir unseren tapferen Kurzschläfern hier gönnen. Moya ist fest angebunden an dem Steg, von dem man ganz unkompliziert ohne Dingi an Land kommt, wo wir alle Annehmlichkeiten der Hotelgäste teilen dürfen. Die beiden Jungs liegen schon gleich nach dem Frühstück im Pool. Joshua macht große Schritte in Richtung Schwimmen lernen und hat seine Leidenschaft fürs Schachspielen entdeckt, mit Figuren die fast so groß sind wie er selbst.

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12.01.2018 -St. George, Grenada

Man kann nicht alles haben

Seit 5 Tagen ist Nicole schon mit uns unterwegs und bisher hatte sie noch keinen wirklich schönen Strand gesehen. Der Strand vor Hog Island hatte zwar schön aus gesehen, aber das Meer war voll von Seegras und irgendwelchen Tierchen, die brennende rote Stellen auf der Haut hinterließen. Da wir unmöglich zulassen konnten, dass die Texanerin ihren Karibikurlaub ohne weißen Sandstrand und blaues Wasser abschließen muss, parkten wir Moya noch einmal um und gingen vor St. George vor Anker.

Die Grand Anse mit ihrem 2 Kilometer langen Strand grenzt im Süden an die Hauptstadt von Grenada, kann aber nicht per Yacht erreicht werden, da ankern hier der Schwimmer wegen verboten ist. Aber St. George ist nicht weit und Moya stand nur um die Ecke, so dass wir schon von Bord aus den weißen Palmenstrand sahen. Obwohl es erst 11 Uhr am Vormittag war, waren wir schon mehrmals durchnäßt, erst beim Segel setzen an der Mooring Boje, dann kurz vor der Ankunft vor St. George und schließlich beim Ankermanöver und nun regnete es schon wieder wie aus Kübeln. Wir warteten lieber noch ein bißchen bevor wir mit Tilly übersetzten und Christian neckte Nicole "You just ordered beach and forgot about ordering sun - you can't have it all." Nasser Sand und tropfende Bäume bei bedeckten Himmel lockten uns nicht wirklich, trotzdem stiegen wir, als der Regen nachgelassen hatte, unmotiviert ins Dingi, fuhren Richtung Strand und landeten an. Wenig überraschend war am Strand bis auf einige Bauarbeiter, die gerade einen Pier bauten, kein Mensch. Wir hatten die Anse für uns alleine und mit jedem Schritt zogen die Wolken ein wenig weiter auf und ließen die Sonne durch.

Letztendlich bekam Nicole doch Alles: weißen Sand, Palmen, blauen Himmel, kristallklares Wasser, einen Eiskaffee vom kleinen Marktstand nebenan und die fröhlichsten Menschen weit und breit. 2 Männer mit Schubkarre und Rechen gingen den Strand entlang, sie waren gerade fertig damit die runtergefallenen Blätter der Bäume vor dem Radisson Hotel einzusammeln. Die beiden waren so gut gelaunt, dass sie sich schallend lachend unterhielten und gar nicht mehr aufhören konnten zu kichern. Mit breitem Grinsen unterhielten wir uns und sie antworteten auf meine Frage "How are you today?" "We are very happy". Das waren sie offensichtlich wirklich und ansteckend war es auch. Am Abend legten wir noch einmal um in den Yacht Club von St. George. Mit dem Heck am Steg, war Moya seit über einem Monat das erste Mal wieder fest am Steg vertäut und es wurde heiß an Bord. Der Wind der unser Schiff vor Anker kühlt fehlt in der Marina einfach. Dafür gab es eine zwar kalte aber richtige Dusche, die Annehmlichkeiten von 220 Volt Strom und direkten Zugang zum Land. Nicoles' Urlaub ist leider schon vorbei, nach einem letzten Stadtrundgang heute verabschiedeten sich die Jungs nur unter Protest. Wir alle hätten sie gerne noch ein bißchen da behalten.

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13.01.2018:
Comment fromMartina & Stefan
Bei Karibik denkt immer jeder an Bacardi-Song und weiße Strände mit Sonne. Aber bei Regen sind alle Buchten - egal wo auf der Welt - grau. Schade, wenn man einen festgelegten knappen Zeitrahmen hat. Aber umso mehr kann man dann die Sonne wirklich bewußt genießen, wenn sie scheint. Wir wünschen Euch weiterhin sooft und soviel Sonne, wie Ihr sie nur vertragen könnt - und nur gelegentliche "Erfrischungen".
16.01.2018:
Comment fromMoya Crew
Zum Glück haben wir sogar Zeit für Regen ;-) Nur für unsere Gäste ist es schade, wenn sie extra aus der Ferne der Sonne wegen angereist kommen. Nächstes Mal einfach länger bleiben, die Sonne kommt bestimmt.
08.01.2018 -Prickly Bay, Grenada

Grenadas Südküste

Nach der unruhigen Nacht vor Anker hielt uns in St. Davids Habour nichts mehr. An Land hatten wir alles gesehen und Moya rollte vor Anker von einer Seite auf die andre. Uns stört das Geschaukle mittlerweile gar nicht mehr so sehr, allerdings ist es echt schwer zu ertragen, wenn man krank ist und der Körper sich noch nicht an die Bootsbewegungen gewöhnt hat. Also gingen wir gleich nach dem Frühstück Anker auf um einen kleinen Sprung westwärts zu machen. Das sonntägliche Cruiser BBQ auf Hog Island war unser Ziel von dem die beiden Dänen Jasper und Linda geschwärmt hatten.

Bereits auf dem Weg hinaus aus der Bucht von St Davids Harbour sahen wir die Wellen an den Riffen brechen und wussten es wird etwas ungemütlich werden. Sobald wir den Schutz der Insel verließen wehte der Wind mit 25 Knoten von der Seite und - ich würde sagen - wir durften die bisher größten Wellen unserer Reise erfahren, direkt von der Seite. Ganz schlechtes Timing! Es tat mir wahnsinnig Leid, dass unsere neue Crew an ihrem ersten Urlaubstag unten in ihrer Koje liegen musst und tapfer gegen die Übelkeit kämpfte. Als dann noch eine große Welle gegen Moyas Seite klatschte und ein riesiger Schwall Wasser zur vorderen Deckenluke auf Nicole herabfiel, war sie im wahrsten Sinne ins kalte Wasser geschmissen worden. Zum Glück drehten wir kurz darauf vor den Wind und bereits eine Stunde später nahmen wir Kurs auf Hog Island. Nach der Slalomfahrt zwischen den Riffen, versenkten wir unser Eisen und Moya lag ruhiger als in einer Marina im Schutz der Insel.

Am Strand waren bereits bunte Stände aufgebaut und die BBQs wurden angeschürt. Neben den Segler trudelten auch immer mehr Studenten von der St. George University ein und bald lagen am Stranden mehrere Duzende Dingis. Essen und Getränke wurden für ein Picknick ausgepackt, einige Segler bauten ihr Musikequipment auf und fingen jazzige Rhythmen zu spielen und an der Beachbar wurden Rumpunch und Cocktails ausgeschenkt. Eine richtige Beachparty. Anstatt der Charterboote die wir in den Grenadinen so oft getroffen hatten, standen vor Hog Island das erste Mal wieder Langfahrtensegler. Es gab kaum noch Katamarne und fast jedes Boot hatte Solarpanals und Windgenerator, manche davon liegen hier definitiv schon länger mit dem Heck an den Mangroven vertäut. Die Stimmung an Land war weniger geprägt durch die euphorische Urlaubstimmung der Feiertage, sondern mehr ein relaxtes Miteinander der wettergegerbten Yachties. Nach dem kleinen Landabstecher war Nicoles Seekrankheit zu den Akten gelegt, sie konnte heute sogar die kleine Segeleinlage in die Prickly Bay genießen und half eifrig bei den Manövern - Yeaha!

Als wir gerade von Bord gehen wollten um die Landzunge zwischen der Nachbarbucht Secret Harbour zu Fuss zu erobern, trauten wir unseren Augen kaum. Direkt neben uns stand Lily, das norwegische Schiff mit den 3 Kindern das wir bereits in Marokko und auf den Cap Verden getroffen hatten. Also gab es eine kleine Planänderung und einen Abstecher zu Lily bevor wir an Land gingen. An Land wanderten wir los durch die üppige Vegetation Grenadas - hier scheint alles zu wachsen und wir haben gleich mal eine Mango und eine Papaya eingesammelt - überall blüht es in allen Farben, dazwischen stehen schmucke Häuser - es ist einfach wunderschön.

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10.01.2018:
Comment fromDieter
Falls ihr was am UW-Schiff machen müsst: Ihr seid ja vermutlich auf dem Kurs Richtung Trini-Tobago? Wir waren seinerzeit auf der Werft in Chaguaramas (Propellerwechsel). Lagen da sehr gut an Land ( großer Travellift) , Service ok und ein schönes Restaurant gab es da auch. Alles Gute weiterhin! Dieter
11.01.2018:
Comment fromMoya Crew
Danke Dieter für den guten Tipp. Leider müssen wir Trinidad und Tobago auslassen, da wir schon Ende Januar auf den ABC Islands verabredet sind. Das Unterwasserschiff ist hier viel anfälliger für Wachstum als in good old Germany, aber abgesehen vom Wasserpass ist alles noch tipptopp. Wir werden wohl in Panama aus dem Wasser gehn.
07.01.2018 -St. Davids Habour, Grenada

Texans aboard

Wir legten uns nochmal aufs Ohr bevor wir um Mitternacht hinaus auf den Atlantik fuhren. Nur 35 Seemeilen waren es bis nach Saint Davids´ Habour entlang der Ostküste von Grenada wo der Atlantik mit voller Wucht auf die Küste schlägt. Unsere letzte Nachtfahrt war gefühlt Monate entfernt, so dass wir es genossen den Anker in der Stille der Nacht aus dem Wasser zu ziehen und ganz gemächlich die Segel zu setzen und aus der Bucht hinaus zu gleiten. Das Wasser war glatt und der Wind reichte nur ebenso um zu segeln, aber wir wussten sobald wir aus dem Schutz der Insel hinausfuhren, würde genug Wind wehen um uns die Küste hinunter zu tragen. Der Wind setzte früher ein als gedacht, als die nächste dunkele Wolke auftauchte und mit dem Regen auch Wind brachte. Das war der Anfang einer Fenster auf/zu Odyssee, die die nächsten 2 Tage anhalten sollte. Ungewöhnlich viele Squalls schütteten immer wieder unglaubliche Wassermengen auf uns herunter.

Wir kreuzten einen Unterwasservulkan und mehrere kleinere Inseln zwischen Carriacou und Grenada bis wir Bird Island zu Steuerbord liegen ließen und nach Süden abdrehten. Die Nacht verlief gemächlich bis bei Sonnenaufgang die Kinder aus ihren Kojen fielen und frühstücken wollten. St. Davids Harbour lag bereits um die nächste Ecke und wartete.

Den Tag gebrachten wir den einst wichtigen Hafen zu erkunden, inzwischen ist von ihm nur noch ein Boatyard übrig geblieben, in dem Boote überwintern, Reparaturarbeiten durchgeführt werden oder bei schlechtem Wetter an Land auf ihre nächste Wasserung warten. Angrenzend gibt es ein verlassenes Hotel. Die vielen kleinen hübschen Häuschen werden von der Natur zurückerobert, der Pool ist bereits völlig eingewachsen, aber man kann immer noch spüren wie schön dieser Ort einmal gewesen sein muss. Ansonsten gab es hier neben einem kleinen Pub nur Urwald, durch den ich mehrere Kilometer entlang der Straße liefen um ein Brot zu organisieren - frisch gebacken in einem Privathaus, das man nur durch die leckeren Brotdüfte erkennen konnte.

Ich war alleine unterwegs und wollte anschließend zu den Jungs aufschließen, die schon einmal entlang der Küste auf eine Wanderung aufgebrochen waren. Gerade als ich dachte "ohje, die finde ich ja nie" endete das Unterfangen in einer Art Schnitzeljagd bei der aus grüne Zeichen auf dem Boden mir die richtige Richtung zeigten. Die drei hatten super Arbeit geleistet, die Abzweigungen waren so gut markiert, dass ich keine Probleme hatte sie zu finden. Am Abend war es dann endlich soweit, Nicole stieg aus einem Taxi aus und wir freuten uns die nette Texanerin endlich wieder zu sehen. Es gab viel zu erzählen, zu lachen und gutes Essen, so dass wir in der Bar versumpften bis es schon dunkel war. An ihre erste Nacht an Bord wird Nicole vermutlich keine guten Erinnerungen haben, erst wurde sie seekrank, dann fing die Ankerkette an geräuschvoll über den Boden zu rutschen und der nächste Squall holte sie triefnass aus ihrer Koje. Schlafen war also nicht allzu großgeschrieben heute Nacht, ich drücke ganz fest die Daumen, dass es ab jetzt bergauf geht.

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10.01.2018:
Comment fromPam
Awww Poor Nicole! I hope its gotten better.
11.01.2018:
Comment fromMoya Crew
Thanks Pam for careing. I'm glad that Nicole is fine now. She is actually awesome at the helm - maybe we'll just keep her on board.
14.12.2017 -Pointe du Bout, Martinique

Von Kreuzfahrern und 5-Mastern

Im Hafen von Fort de France lagen gestern 4 große Kreuzfahrtschiffe die zusammen gut und gerne 5000 Gäste unterbringen. Bei diesen Tourimassen haben wir kurz überlegt direkt Kurs auf die nächste Ankerbucht zu nehmen, aber wir brauchten noch Kleber um unser Dingi zu reparieren, Joni ein paar neue Schuhe und die Kinder Auslauf auf dem Spielplatz. Also sind wir doch übergesetzt und waren ganz überrascht, dass in der Stadt gar nicht so viel los war. Die meisten Cruiser sind an den Souvenir Ständen direkt am Hafen hängen geblieben, nur einen Straßenzug entfernt sah man fast niemanden mehr mit buntem Band und Kärtchen um den Hals.

Fort de France ist ein kleines französisch geprägtes Städtchen mit unendlich vielen Autos. Überall gibt es kleine Geschäfte und Restaurants, nur auf der Suche nach einer Bäckerei habe ich mir die Hacken krumm gelaufen. Nachdem wir unsere Besorgungen erledigt haben sind wir Anker auf gegangen um auf die Südseite der Bucht nach Anse a L´Ane zu fahren. Die ist eine kleine Bucht mit Sandstrand und Palmen und wir sollten unser repariertes Leichtwindsegel heute wieder bekommen. Wir Armen mussten also am Strand warten bis wir unser Segel gebracht bekamen und durften solange im Meer schwimmen, schnorcheln, Sandburgen bauen und Muscheln sammeln.

Gleich nach dem Frühstück waren wir mit den Kindern schon da und haben Gabi eine Kinder-Auszeit am Boot gegönnt. Als wir ankamen war der Strand noch weitgehend unbesiedelt, nur ein Rastaman mit dicken Dreadlocks unter der Rastamütze stand mit einem Wurfnetz am Strand und hat Anchovies gefischt und ein anderer hatte einen gelben Eimer neben sich stehen in dem zwei riesige Muscheln lagen - beide ungefähr so groß wie mein Kopf. Hinter uns in der Bucht lag majestätisch ein großer 5-Master vor Anker. Ich meinte noch zu Christian "Es gibt doch gar nicht so viele 5 Master, lass uns mal schauen wie der heißt". An Bord schaute Christian dann auf unser AIS und meinte "Ah, die Royal Clipper liegt dort im Hafen. Aber Moment wie kann das sein? Der da liegt doch vor Anker!". Nach einigem Stirnrunzeln fanden wir heraus, dass tatsächlich von den nur drei weltweit fahrenden 5-Master Segelbooten, 2 momentan in Sichtweite lagen, nur das Schwesternschiff der Wind Surf, die Club Med 2 segelte wo anders.

Überhaupt gab es laut Wikipedia nur insgesamt 12 so große Segelschiffe von welchen 9 verschwunden oder gesunken sind, die meisten tatsächlich schon am Anfang des letzten Jahrhunderts. Heute Nachmittag hat dann die Royal Clipper ihre volle Besegelung gesetzt und ist in einem ziemlichen Tempo davon gesegelt und hat dabei wirklich atemberaubend ausgeschaut. Wer will kann im April mit ihr den Atlantik überqueren, sie benötigt dafür garantiert weniger als 19 Tage ;-). Wir sind dann nochmal eine Bucht weiter gefahren bis zum Pointe du Bout, dort haben wir unseren Anker unter dem weit und breit einzigen Felsbrocken verkeilt und Christian musste ein Anker-Rescue-Manöver tauchen um uns wieder zu befreien. Nach dem Abendessen kann es jetzt weiter gehen über Nacht nach St. Lucia.

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10.12.2017 -Anses de Arlets, Martinique

Endlich Strand

Wir wollten gestern gleich nach dem Aufstehen los. In der Marina Marin war es etwas stickig, es wehte kein Lüftchen. Die Marina ist zwar riesig und Moya liegt sicher, aber besonders ansprechend ist der Ort nicht und außerdem wollten wir dringend zum Strand. Es war bereits der dritte Tag in der Karibik und wir waren noch nicht mal im Wasser -das musste einfach geändert werden. Aus gleich nach dem Aufsehen wurde - fast gleich nach dem Aufstehen. Wir mussten natürlich noch Frühstücken, zum Segelladen, zum Angelladen, zum Segelmacher, zum Markt und nochmal in den Supermarkt um die letzten Sachen zu besorgen die wir am Tag zuvor vergessen hatten. Die Fock musste runter, das Dingi wollte wieder aufgeblasen werden und am Vordeck verzurrt werden und das Babystag entfernt. Und natürlich wollte die Marina noch ihr Geld.

Nachdem alles geschafft war, war ich total erledigt, Gabi hatte schon das zehnte Mal mit Joshua und Jonathan Hund gespielt und die Uhr zeigte 15:30 Uhr. "Wollen wir wirklich noch raus, um 18 Uhr ist es schon dunkel?" fragte ich Christian vor mich hinschwitzend und ohne jegliche Motivation mich zu bewegen. Christian zog es aufs Wasser und Gabi war zum Segeln da und nicht zum rumstehen. Minuten später schmissen wir die Leinen los und winkten dem netten deutschen Paar von nebenan. Kaum war der Steg hinter uns war auch schon die Genua draußen und ich froh, dass wir noch los gekommen waren. Der leichte Wind schob Moya im Fahrwasser aus der Bucht hinaus und blies die drückend schwüle Luft fort. Eine Stunde später hatten wir unser Eisen vor Saint Anne versenkt. Der kleine verschlafene Ort lag auf der anderen Seite der Bucht und hatte das größte Ankerliegerfeld vor der Tür das wir bisher gesehen haben - hunderte Yachten lagen dort.

Zum Strand haben wir es nicht mehr geschafft, stattdessen sind wir alle von Moyas Badeplattform ins Wasser gehüpft - sogar Joshua. Es war herrlich endlich im (gar nicht so) kühlen Nass zu sein und zu plantschen. Danach sind wir übergesetzt um Saint Anne zu erkunden. Wir freuten uns total, dass es dort einen Steg gab, der nur zum Anlegen der Dingis gedacht war, so dass wir ganz bequem aussteigen konnten. Das Beste war, dass es direkt nebenan einen Spielplatz gab. Gegenüber, war die Kirche aufgesperrt, die Kronleuchter im Inneren leuchteten und die Einheimischen versammelten sich langsam. Immer wieder wurden Lieder gesungen, wir lauschten fasziniert von draußen. Heute dann war es soweit, wir sind die wenigen Meilen an der Küste entlang gesegelt bis zum Anse Meunier, wo wir vor Anker gegangen sind und der schöne Sandstrand uns angelacht hat. Kurze Zeit später hatten wir auch schon ein Plätzchen unter den Mangroven am Strand gefunden, haben gebadet und gestrandelt - endlich! Nicht nur die Jungs fanden das super. Am Nachmittag sind wir dann noch ein bißchen an der Küste entlang spaziert, direkt hinter dem Strand führt ein Wanderweg durch die Mangroven. Joni war beeindruckt von den vielen Krabben, die wir dort in wirklich allen Farben -blau, orange, rot, braun, schwarz, lila - gesehen haben. Es ist hier so anders und wahnsinnig spannend.

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11.12.2017:
Comment fromBetty von der bugaboo
Hallo! Nachdem ihr in Le Marin aufgebrochen seid, hörten wir dass St. Anne extrem voll ist. Die Hurricanes haben im Norden gewütet und viele Segler mussten umdenken. Wir werden uns das per Dinghi anschauen, Situation checken, denn auch wir verweilen dort gerne bevor Gäste eintreffen. Schön, dass ihr endlich Strand genießen könnt! Viele Grüße von Ralf und Betty
11.12.2017:
Comment fromAlexandra
Hallo zusammen! Verspätete Glückwünsche zur gelungenen Atlantiküberquerung, meinen Respekt! Genießt Eure Zeit in der Karibik, obwohl ja Weihnachten ohne Schnee irgendwie komisch ist... Viele Grüße von den Skifahrern aus Passau
23.10.2017 -Tazacorte, La Palma

Nach 30 Minuten Winter...

auf Teneriffa hatten wir heute einen Tag Herbst auf La Palma. Wir sind heute morgen bei 24 Grad und Sonnenschein mit dem Auto gestartet um zum einen unseren Erkundungsradius etwas aus zu weiten, zum anderen einzukaufen, aber am wichtigsten um Peter zum Flughafen nach Santa Cruz de La Palma zu bringen. Die 2 Wochen mit Opa sind wie im Fluge vorbei gegangen, die Kinder haben es genossen einen Spielpartner zu haben und wir hatten etwas mehr Zeit für uns und Moya - jetzt ist es ein bißchen leer ohne ihn.

Zum Abschluss sind wir heute noch ein bißchen über die Insel gekurvt und waren ganz überrascht als wir nach den sommerlichen Temperaturen hier an der Westküste der Insel, trübes graues Wetter weiter oben in den Bergen antrafen - dabei haben wir oft an Euch zu Hause gedacht. Es war stellenweise so neblig, dass man keine 50 Meter weit schauen konnte. Als wir aus der Küstenregion heraus kamen, war das Wetter nicht nur kühler sondern die Vegetation hatte sich auch komplett geändert. Während unten Agaven, Bananen und Palmen wachsen, trifft man weiter oben auf Wein, Maronenbäume und Kiefern. Am Ozean gibt es keinerlei Hinweise auf den Herbst oder den kommenden Winter, oben ist das Laub gelb und orange verfärbt und liegt in großen Haufen mitten auf der Straße. Ich konnte es nicht lassen und habe angefangen Maronen zu sammeln und bin schon super gespannt, ob die genauso gut schmecken wie bei uns auf dem Weihnachtsmarkt.

La Palma wird auch "Die Schöne" und "Die Grüne" genannt und tatsächlich ist die Vegetation hier viel üppiger als auf den anderen Inseln, es regnet hier mehr. Bereits in den letzten Tagen konnten wir die beobachten wie sich die Wolken um die Caldera - einem der größten Erosionskrater der Welt- festsetzten. So war es auch heute. Ganz oben auf dem Roque de los Muchachos waren wir teilweise über den Wolken, teilweise sind die Wolken über die bizarren Felsen geflossen, was eine surreale, schöne Welt entstehen hat lassen. Nur den 9 km großen Krater haben wir leider nicht gesehen, der lag komplett unter der Wolkendecke. Dort oben, fern von jeglicher Lichtverschmutzung stehen auch zahlreiche Teleskope mit denen wir Europäer den Sternenhimmel erkunden. Wir hätten sie nur zur gerne angeschaut, aber leider haben wir kein Besucherzentrum gefunden. An der Ostseite der Insel war der Nebel noch dichter und mündete in Regen. Der vorherrschende Nordostwind läßt die warme Luft hier aufsteigen und kondensieren, so gibt es im Osten Regen, während wir auf der Westseite Strand und Sonne genießen können.

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21.10.2017 -Tazacorte, La Palma

Ausflug durch Bananenplantagen

Nachdem der gestrige Tag sehr langsam verlief mit ein bißchen Puerto Tazacorte erkunden und strandeln wollten wir heute ins "Oberland". Mit dem Bus ging es nach Los Llanos, eine der größeren Städte hier auf La Palma mit netter Fussgängerzone, toll begrünt von wo aus man von Geschäft zu Geschäft laufen kann oder sich auch nur in ein Café setzen und den Tag genießen. Letzteres haben wir gemacht, Christian, Peter und ich haben einen starken Kaffee getrunken, die Kinder frisch gepressten Orangensaft und Baguette dazu. Um uns herum war alles lebendig, da Lokal war gut gefüllt, überall hörte man Geschirr klappern, spanisches Geschnatter und auch immer wieder einige deutsche Fetzen. Die Jungs hatte sich zu anderen kanarischen Kindern gesellt und schauten ihnen mehr beim Spielen zu als dass sie zusammen spielten. Irgendwann fingen ein paar Straßenmusiker an Klarinette und Saxophon zu spielen.

Weil es heute nicht ganz so warm war wie die letzten Tage, beschlossen wir spontan den Strandnachmittag zu canceln und stattdessen den Weg zurück nach Tazacorte zu laufen. Joshi und Joni hatten ihre Fahrzeuge dabei, so dass Strand leicht gegen Eis eingetauscht wurde. Danach ging es munter den Berg hinab fast konstant durch Bananenplantagen. Von der Blüte, über Minibananen bis fast fertige Bananen, die in Säcken an der Staude hingen, haben wir alles gesehen, nur reife Bananen waren weit und breit nicht zu kriegen. In den Plantagen gibt es hochgebaute Finkas, von wo aus man aus den oberen Stockwerken über das Bananenmeer hinweg sehen kann - alle sehr schön bepflanzt und alle hatten einen kleinen Wachhund.

Tazacorte, das auf halber Höhe der Klippen liegt, ist voll von schönen Orten - steile Wege von den Plantagen die in den Ort hinein führen, der Plaza de Espania mit der alten Kirche und der überwachsenen Pergola davor, weiter unten eine Kneipe mit Blick über den Ozean in der live nachmittags ein DJ Platten auflegte und man Bier trinken und Tapas essen konnte, kleine Pavillons in denen Kaffee und Bier ausgeschenkt wird direkt neben dem Supermarkt vor dem mit Mosaik dekorierte Säulen stehen. Zu Fuss entdeckte ich heute 101 Kleinigkeiten, die mich zum Lächeln gebracht haben, die mir mit Motor unterm Hintern nie aufgefallen wären.

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19.10.2017 -Valle Gran Rey, La Gomera

Canyoning light

"Wann geht der Wanderweg los?" fragte Joshua gestern als wir ungefähr auf halber Strecke zwischen Vueltas, dem Ort in dem der Hafen liegt und El Greco waren. "Wir laufen doch schon!" - "Nein, bei Wandern klettert man auch!" - Joshua hat schon seine festen Vorstellungen, wie die Dinge zu laufen haben. Wir waren gestern Vormittag losgegangen und wollten gerne ein Stück das Valle Grey Rey hinauf. Unterwegs sind wir an Bananenstauden, Papaya-, Mango und Avocadobäumen vorbei gekommen. Die Menschen wässern fleißig den sonst kargen Boden, so dass es hier grün und blüht. Als wir gerade an einem Mangobaum vorbei kamen, kam uns ein netter Einheimischer hinterher mit einer Mango in der Hand für die Kinder. Das war tatsächlich die frischeste Mango, die ich je hatte - und die beste!

Schon nach kurzer Zeit kamen wir in der kleinen deutschen Künstlerenklave El Greco an. Nur die Häuser unten am Berg kann man mit einem Auto erreichen, zu den restlichen kommt man nur über kleine Fusswege und Treppen. Wir entdecken hier hinter jeder Ecke etwas Neues, Türen zusammen gezimmert aus bunten Holzresten, Bunte Glasfenster, Mosaiken aus Fliesen oder auch Mal Steinköpfe die plötzlich über hin wegschauen. Da wir alle noch fit waren, ging es weiter den Berg hinauf an einem kleinen Bachlauf entlang. Hier hat Joshua seine Klettereinlage noch bekommen. Wir stiegen rechts und links immer wieder die Hänge am Bach hinauf. Dazwischen gab es einen Hindernis Parcour, über Steine balancieren um nicht in den Matsch zu treten, über oder unter Baumstämme hindurch klettern, durch Schilftunnel hindurch und den Wasserlauf queren. Der Weg wurde immer schwieriger, aber auch immer schöner und Joshua wollte unbedingt bis zum Wasserfall gehen, der am Endes des Weges wartete. Kurz gegen Ende gab es noch eine Leiter die wir hinauf mussten, dann waren wir da und genossen das herunter plätschernde Wasser bei einer ausgiebigen Rast. Bis dahin lief alles super, aber da der Trail doch länger und schwieriger war wie gedacht hatte ich etwas Bammel ob Joshua den Abstieg durchhält. Nach 19 000 Schritten, 12 Kilometern, 650 Höhenmetern bergauf und wieder bergab waren wir zurück im Hafen kurz bevor die Sonne unterging. Alle fanden: es war toll!

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13.10.2017 -San Miguel, Teneriffa

Ein Autokran, ein Drachenschiff und ein U-Boot

Heute morgen haben wir die Kids von Jajapami Asyl gewährt. Der Kat musste aus dem Wasser, da der Motor Seewasser leckte. Der große Travellit der Marina war hierfür viel zu klein, deshalb kam ein großer Autokran der die Saba50 an Land setzte. Die Jungs waren von dem Autokran total fasziniert, es ist schon sehr beeindruckend den Arm immer länger werden zu sehen. Ich dachte erst wie soll den dieses kleine Kränchen das großer Boot heben können. Aber wenn dann der Kranarm seeehr hoch nach oben in den Himmel ragt und an dem großen Haken ein 15 Meter langes Stahlrohr mit langen Gurten schwebt auf denen jeweils 10 Tonnen steht, passt dann doch alles. Während repariert wurde, haben wir zuerst versucht die vielen bunten Fische die es hier gibt zu keschern.

Heute war es drückend heiß, so dass wir nicht lange durchgehalten haben und dann lieber mit den Fischen im Hafenbecken gebadet haben. Direkt am Hafenbüro hatte der Hafenmeister eine Badestelle für sein Kinder angelegt, die durften wir verwenden. Alle außer Joshua, dem war zwar auch heiß, aber ins Wasser war er hier nicht zu kriegen - nicht mal die Kinder konnten ihn überzeugen. Aber das Drachenschiff das direkt daneben am Steg lag hatte es ihm angetan und als dann noch ein echtes U-Boot um die Ecke kam mussten wieder viele Fragen beantwortet werden. Am Nachmittag kam ein witzig kleines Lüftchen auf, so dass wir unsere Wanderschuhe anzogen und an der Küste entlang gegangen sind. Leider waren wir viel zu spät dran, so dass wir die Wanderung nicht bis zu Ende gehen konnten und auch so schon nach Sonnenuntergang erst wieder bei Moya waren. Unterwegs haben wir Kaktusfeigen und hunderte von winziger Stacheln im Finger gesammelt, die sind zwar klein aber auch gemein da man sie kaum sieht nur spürt. Unsere persönlichen Highlights heute: Joshua: Als Opa die Stacheln in der Hand hatte, Jonathan: der Tag (???), Christian: Als Joni die paar Meter gelaufen ist, Peter: Als die Stacheln entfernt waren, Sabrina: Die Dusche heute Abend

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