Welcome to Papua New Guinea
Wir waren ja nicht so sicher, ob wir durch die Snake Passage tatsächlich in die Lagune des Inselarchipels der Louisaden einlaufen würden können. Unsere cMAP Seekarte ist für die Louisaden nicht zu gebrauchen, sie zeigt nur eine einzige, grün blau gemusterte Fläche. Die Navionics Karte ist schon besser, aber auch auf ihr gibt es viele ausgegraute, ungenaue oder gar falsche Stellen. Die Wegpunkte der Snake Passage hatte ich noch in Vanuatu mit funktionierendem Internet auf Blogs von anderen Seglern recherchiert. Speziell Phil Bailey von der australischen Yacht Maranatha (www.maranatha.id.au) hatte sich in jahrelanger Arbeit und zahlreichen Trips in die Louisaden die Mühe gemacht, Wegpunkte für Ankerbuchten und Passagen durch die umliegenden Riffe zu erstellen. Wo er die Snake Passage, einen Pass im Riff, beschreibt, ist aber auf unserer Navionics Seekarte nur ein solides Riff eingezeichnet. Erst einige Stunden weiter nördlich gibt es laut Karte den ersten Pass in die Lagune, den Hudumalwa Pass. Dieser muss, genauso wie damals auf den Tuamotos, gut getimed angelaufen werden, da mit den Gezeiten und dem ein- und ausströmendem Wasser aus der riesigen Lagune sehr starke Strömungen bis zu 9 Knoten herrschen - da würden wir unter voller Maschinenlast rückwärts fahren. Am Hudumalwa Pass wären wir erst kurz vor Sonnenuntergang gewesen und hätten so nur noch sehr wenig Zeit gehabt um bei schlechtem Licht einen günstigen Ankerplatz zu suchen. Deshalb haben wir beschlossen uns anstatt dessen die Snake Passage aus der Nähe anzuschauen.
An der Stelle des beschriebenen Wegpunkts gab es kein Durchkommen. Später fanden wir heraus, dass sich wohl ein kleiner Typo in Phils PDF eingeschlichen hatte, denn 2 Minuten weiter nördlich war dann die Einfahrt in die Passage bei 11°20,98' S / 153°22,93' O (alle anderen Wegpunkte waren exakt). Von dort schlängelte sich die 50 Meter tiefe, etwa 100 Meter breite Wasserstraße wie eine Schlange durchs Riff und machte ihrem Namen alle Ehre. Zur Sicherheit stand ich vorne an Moyas Bug und hielt Ausschau nach Untiefen. Es regnete, der Himmel war grau, aber trotzdem genoss ich es pitschnass da zu stehen. Die Schönheit des Riffs war phantastisch, das flache Wasser leuchtete trotz des bedeckten Himmels in hunderten von türkis und blau Tönen. Die Calvados Gruppe im Hintergrund erstreckte sich mit sanften, saftigen, grünen Hügeln von rechts nach links. Neben dem dichten Urwald gibt es hier weite Grasflächen.
Nach einer Stunde hatte wir es geschafft, wir waren in der Lagune angekommen. Die gesamte Passage war breit und tief gewesen und unsere Seekarte ganz offensichtlich falsch. Wir werden bei nächster Gelegenheit unsere Tracks zu Navionics hochladen, vielleicht wird die Karte dann in Zukunft besser. Vor Anker gingen wir unweit des Ausgangs der Passage, in der Muhua Bucht (11°22,4' S / 153°18,1' O) in 8 Meter tiefem Wasser über Matsch, das Wasser war spiegelglatt, kein Lüftchen wehte.
Wegen des Regens kamen sie erst am nächsten Morgen, dafür direkt bei Sonnenaufgang. Kinder und junge Erwachsene und Elimo in ihren Ausleger-Einbäumen. Jeder hatte etwas zum Handeln dabei. Wir kochten Kaffee, den hier jeder so gerne trinkt, luden die Bande ins Cockpit ein und fragten, was sie denn brauchen. Nach dem anfänglichen Schnorchelsachen, die wir leider nicht dabei hatten, fand sich dann doch etwas für jeden. Haken und Köder zum Fischen waren am beliebtesten. Anders als in Vanuatu, fischen die Menschen hier in der Lagune und fahren sogar in großen besegelten Ausleger-Einbäumen raus ins offene Meer. Mit ihrem Gaffelsegel können sie sogar vorwärts und rückwärts fahren ohne zu wenden.
Später paddeln wir mit Tilly ins Dorf und Michael gibt uns eine Tour. Am Wasser liegen eigentlich nur die Einbäume, das eigentliche Dorf ist oben am Hügel. Zusammen mit Micheal und einigen Kinder wandern wir durch das dichte hüfthohe Gras die Küste hinauf. Immer wieder griff Micheal in seine Palmwedel-Handtasche zog ein weißes Pulver und eine kleine grüne Frucht, eine Bitternuss, hervor. Das Pulver wird aus verbrannten Korallen hergestellt, er streute es auf die Frucht, die sich rot verfärbte, kaute darauf herum und spuckt alles wieder aus. Auf dem kleinen ausgetretenen Pfad gab es überall schon rote Flecken auf dem Boden. Jeder hier scheint die Früchte zu kauen, denn alle haben rotbraun verfärbte Zähne. Das sieht zwar nicht schön aus, scheint aber die Zähne zu schützen, wir sahen eigentlich nur gesunde Gebisse. Wir treffen den Pastor, seine Frau und Tochter, viele Kinder und Schweine, die hier überall herumrennen. Dann lädt Michael uns zum Mango Essen auf die Veranda seines Hauses ein. Christian setzt sich lieber schnell hin, er hat Bedenken, dass die dünnen Bodenhölzer unter seinem Gewicht nachgeben. Eine alte Frau mit stahlblauen Augen kommt mit vielen 1-2 jährigen Kindern im Schlepptau, sie scheint auf die Kleinen aufzupassen. Eines der Kinder hält ein 30 cm langes Küchenmesser in der Hand. Die Messer sind hier die wichtigsten Werkzeuge, gut um Gras zu mähen, Zweige zu abzuschneiden, Früchte zu ernten - sie sind immer dabei. Als die Alte uns eine Yamwurzel in die Hand drückt, war unser Rucksack mit den Handelsgütern schon leer, so dass ich meinte, dass ich die Wurzel nicht annehmen kann, da ich ihr leider nichts geben kann. Sie meinte nur „don t worry“ und wollte ganz offensichtlich, dass wir sie haben sollten. Im Rucksack fand ich noch 2 alte Schnullis von Joni, die ich ihr mit einigen Bonbons gab. Nachdem ich ihr erklärt hatte, wofür Schnullis denn gut sind, war sie total begeistert. Ich bin allerdings nicht ganz so sicher, ob ich da etwas Gutes gemacht habe.
Auf dem Rückweg zu Moya treffen wir Elimo noch ein Mal. Er hatte uns gesucht und gab uns zwei „Briefe“. Einer der beschriebenen Blättern war für das Nachbardorf bestimmt, wir sollten es bitte dorthin mit nehmen, wenn wir weiter fahren. Das andere war für uns, es war ein Dankesschreiben, dass wir sein Dorf besucht haben - wir waren geehrt und etwas verlegen. Nach unserem Besuch im Dorf riss der Strom der Ausleger Einbäume nicht mehr ab, jeder wollte uns noch etwas Bringen und natürlich etwas dafür haben.