Heute war jedenfalls keiner dieser Tage die einfach so dahin plätschern, an welchen die Zeit verrinnt und man gar nicht so richtig weiß was man mit sich anfangen soll. Solche gibt es auf See definitiv auch- aber nicht heute:
4.12. / 12:00 Uhr: Christian knetet Teig, wir müssen noch einmal Backen vor dem Landfall. Die Kinder und ich starten die Weihnachtsbäckerei und machen einen Mürbeteig
4.12. / 13:00 Uhr: Wassermelonenalarm, die Kinder sind kaum zu halten
4.12. / 13:28 Uhr: Christian Handy bimmelt, Christian schnappt sich den Sextant zur Bestimmung der Mittagsbreite
4.12. / 13:40 Uhr: Ich gehe auf das Achterdeck und wasche Windeln mit unserer Windelwaschmaschine: Windel ins Netz, über Bord gehen lassen, hinter Moya her ziehen, danach eine Frischwasserspülung
4.12. / 14:00 Uhr: Ich lese Pixibücher mit den Jungs
4.12. / 14:15 Uhr: Wir hören "Was passiert im Krankenhaus". Joni zieht Schnürchen durch den Salon und baut Lager. Joshi ärgert ihn und funkt nebenbei. Am Horizont voraus zieht eine dunkle Regenwolke auf, wir beraten ob wir die Segel verkleinern, entscheiden uns aber erstmal dagegen
4.12. / 14:30 Uhr: Krrsch, Diiiiee, Krrsch - Christian schaltet die Funke an. Das Hörbuch geht unter Protest aus für die Intermar Abendrund (in D). Erstmal gibt es Wetter dann ruft Enrico in die Runde CQ. "Delta - Golf- Fünf- November- Foxtrott- Papa- Strich- Mike- Mike" antwortet Christian. "Hallo Christian kannst Du mich hören?" "Hallo Enrico, ja Du kommst mit 5 und 5 hier an, unsere Position ist 14?50'N; 54?30'W; Kurs 280 Grad mit 5.5 Knoten" "Wolf von der ARC ist noch über 1000 Meilen hinter Euch, aber gestern sind die ersten Kats in St. Lucia angekommen" "Wow, die sind auf den Kanaren einen Tag nach uns gestartet und schon da, bei uns sind es noch 370 Meilen" "Weiterhin gute Reise"
4.12. / 14:45 Uhr: Das Hörbuch geht weiter. Ich hole den Teig aus dem Kühlschrank und balanciere ihn in den Salon. Dort sitzen Joni und Joshi am Tisch und sind schon ganz aufgeregt, dass sie jetzt ausstechen dürfen. Anstatt eines Nudelholz verwenden wir ein Glas zum ausrollen. Der Teig rutscht mit der Unterlage immer wieder von einer Seite auf die andere Seite des Tische, wo er von der Tischumrandung vor dem Absturz bewahrt wird. 2 Bleche mit Herzchen, Sternchen, Stiefel und Tannenbäumen schaffen wir und das erste Plätzchen wir noch warm in den Mund gesteckt. Die werden es nicht bis zum Landfall schaffen.
4.12. / 15:30 Uhr: Das Brot darf nun in die Röhre, wir versuchen uns das Chaos einzuschränken
4.12. / 15:50 Uhr: Jetzt ist auch der Himmel hinter uns schwarz. Wir entscheiden uns ins Reff1 zu gehen. Christian zieht seine Schwimmweste an und geht an den Mast um die Reffleinen zu bedienen. Ich bleibe im Cockpit für die Steuerung und ziehe die Genua rein. Die ersten Tröpfchen fallen schon bevor Christian wieder im Cockpit ist. Wir rennen um die Fenster zu schließen - es wird sofort heiß.
4.12. / 16:15 Uhr: Die schwarzen Wolken sind durch, eigentlich hätten wir nicht reffen müssen. Wir setzen die Genua.
4.12. / 16:25 Uhr: Wir analysieren wie gut wir voran gekommen sind. 131 Meilen, aber leider nicht auf direkten Weg wegen der Gewitter und tragen alles auf unserem Planner im Salon ein
4.12. / 16:35 Uhr: Joni zerstört unsere Gardinenstange, Christian repariert
4.12. / 16:50 Uhr: Die Kinder holen die Malbücher raus. Christian startet den Motor. Wir segeln zwar noch, aber haben keinen Strom mehr, da der Himmel bedeckt war und es zu wenig Wind gab für unseren Windgenerator.
4.12. / 16:51 Uhr: Motor aus! Ich schaue Christian fragend an. "Es kommt kein Wasser aus dem Auspuff, die Kühlung funktioniert also nicht." Er verschwindet erstmal im Maschinenraum und geht auf Fehlersuche. Die Kinder sind im Salon uns mischen munter mit als Christian dann unseren Vorfilter für das Kühlwasser auseinander baut. Wo Wasser sein sollte war Luft, nur wo kam die bloß her? Wir checken alle Möglichkeiten und kommen zum Schluss, dass sie sich mit der Zeit angesammelt haben muss.
4.12. / 17:35 Uhr: Der Motor läuft wieder. Ich fange an Abendessen zu machen.
4.12. / 18:00 Uhr: Wir essen zu Abend, es gibt Kartoffelbrei mit Omlette
4.12. / 18:30 Uhr: Windel Waschen
4.12. / 18:45 Uhr: Ich kontrolliere die Lebensmittel. Joshi und Joni spielen Fireman Sam - Joshi ist Sam, Joni Elvis
4.12. / 19:15 Uhr: Zähne putzen, Schlafi an danach gibts noch den kleinen Drachen Kokosnuss als gute Nachtgeschichte. Der Motor ist jetzt wieder aus.
4.12. / 20:00 Uhr: Christian startet mit seiner ersten Nachtwache. Ich bleibe noch ein paar Minuten im Salon und lege mich dann hin
4.12. / 22:00 Uhr: Intermar Nachtrunde. Christian hört Gunter aus Costa Rica, er ihn aber nicht.
5.12. / 0:00 Uhr: Wir verkleinern die Genua. Ich starte meine erste Nachtwache heute um eine Stunde verspätet.
5.12. / 3:00 Uhr: Christian übernimmt wieder, Moya läuft mit 6 Knoten, es ist ruhig
5.12. / 6:00 Uhr: Die Kinder sind wach und stürmen den Salon. Ich komme ein paar Minuten später nach. Eine Segelyacht taucht Backbord zu uns am Horizont auf und kommt näher. Wir sind zum ersten Mal schneller als die. Wir sind so aufgeregt, dass wir alle zusammen erstmal frühstücken und Christian sich nicht wie sonst immer sofort aufs Ohr legt
5.12. / 7:30 Uhr: Wir sind jetzt ganz nahe dran und sehn sogar die gelbe Badehose des Skippers. Die blaue Yacht dreht in den Wind um ihr Groß aus zu reffen. Wir setzten unser Großsegel voll vor dem Wind, danach legt sich Christian hin.
5.12. / 7:45 Uhr: Wir räumen den Tisch ab. Die Jungs fangen an Lego Duplo zu spielen. Ab und zu kommt einer der beiden mit dicken Backen aus der Küche, die Weihnachtsplätzchen werden weniger.
5.12. / 8:00 Uhr: Windel Waschen.
5.12. / 8.15 Uhr: Wir hören "Alles über Piraten" und spielen nebenbei LottiKarotti
5.12. / 9:50 Uhr: Ich höre das Segel schlagen. Seltsam, es hängt ganz lose nach unten. Um zu schauen was los ist, ziehe ich die Schwimmweste an, klettere aufs Vordeck. Der Baumniederholer des Spibaums hängt in der Ankerhalterung. Ich löse sie, aber das Segel hängt immer noch. Ich wecke Christian.
5.12. / 10:00 Uhr: Es dauert ein bißchen bis wir den Grund für das flatternde Segel gefunden haben. Der Spibaum hatte sich eingefahren, obwohl wir eigentlich dachten, dass der Teleskopmechanismus nicht mehr funktionierte. Wir versuchten den Baum wieder auszufahren konnten ihn aber nicht richtig feststellen, wir versuchten es trotzdem die Genua wieder zu setzten nur um 2 Minuten später wieder mit eingefahrenen Baum dazu stehen.
5.12. / 12:00 Uhr: Unser Ersatz-Spibaum wollte auch nicht halten, er ist eher für Leichtwindsegel gedacht. Die blaue Segelyacht hat inzwischen wieder zu uns aufgeschlossen.
Die Reparatur ging noch fast den gesamten Nachmittag weiter, irgendwann hatten wir verstanden, dass die Voreigner den Spibaum festgenietet hatten. Wir konnten erfolgreich die abgebrochen Nieten entfernen und hatten sogar neue an Bord um den Baum wieder festzustellen - wenn da nur unsere Nietenzange nicht auf halben Weg den Geist aufgegeben hätte wäre das auch ganz schnell gegangen. Die Genua steht mittlerweile wieder und wir sind froh, dass nicht jeder Tag so viel Action mit sich bringt.