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44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuEssen_auf_See

02.04.2019 -Irgendwo im Golf von Aden

Tag 19: April, April!

Irgendjemanden musste ich doch in den April schicken und die Auswahl der Opfer an Bord ist begrenzt. Hand aufs Herz, wer hat geglaubt, dass wir in Aden sind? Sind wir natürlich nicht, die schönen Kirchen werden vergeblich auf uns warten. Den Logbucheintrag von gestern habe ich frei erfunden. Das einzige Richtige an dem gestrigen Eintrag ist, dass in unserem Obst- und Gemüsenetzen tatsächlich gähnende Leere herrscht.

Unsere frischen Sachen gehen dieses Mal nicht langsam, sondern schnell zu Neige. Das ist aber auch kein Wunder, der letzte Gemüsemarkt war in Galle und liegt inzwischen einen ganzen Monat zurück. Bis auf einige wenige, schrumplige Äpfel haben wir nur noch einige Zwiebeln, Kartoffeln, Kürbis und Weisskraut und wenige Eier. Meine Kreativität in der Pantry ist mal wieder gefragt, ich bin schon dazu über gegangen Ideen sofort aufzuschreiben, damit ich sie auch bloß nicht wieder vergesse. Denn die Küche wird ohne Fleisch, wenig Käse und fast keinen frischen Produkten doch schnell eintönig oder aufwendig. Nicht nur wegen des Geschaukels stehe ich auf Passage oft sehr lange in der Pantry, sondern einfach weil wir mal was anderes Essen wollen. Selbstgemachte Spätzle, Rotis, Gnocchis, Schupfnudeln, Linsenbällchen, Falafeln, Pizza dauern alle bis sie fertig sind, das brauchen wir aber, da es sonst eine Meuterei an Bord gäbe. Abwechselnd Reis und Nudeln essen hält man auf Dauer einfach nicht aus - zumindest nicht ohne schlechte Laune. Falls ihr noch eine Rezept Idee für mich haben solltet, schreibt sie doch bitte in einen Kommentar, ich würde mich sehr freuen. Heute wird es einfach werden mit dem Abendessen, wir haben nämlich gestern auf dem Weg nach Bab del Mandeb einen Barrakuda gefangen. Heute werden wir ins rote Meer flutschten, trotzdem wird es noch einige Tage dauern bis wir Massawa erreichen werden, es ist Gegenwind angesagt.

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02.04.2019:
Kommentar fromMarcus und Judith
Hey! Wir haben es geglaubt und uns Sorgen über Euren Geisteszustand gemacht! Für die gelungene Veräppelung gibt es jetzt ein Rezept für lecker Kartoffelsterz: 1 kg Kartoffeln (mehlig), 100g Mehl, (Weißmehl), 1 TL Salz, evtl. ein Ei. Die Kartoffeln kochen und vollständig auskühlen lassen. Die gekochten und erkalteten Kartoffeln reiben oder durchpressen und mit dem Mehl und Ei und dem Salz zu Streuseln verarbeiten. Falls die Kartoffeln nicht mehlig genug sind, braucht man u.U. mehr Mehl. Die Streusel in einer Pfanne im Fett anbraten. Entweder in der Pfanne langsam ausbacken, oder ca. 1 Stunde im Backofen bei 180 Grad im Backblech fertig backen, dabei immer mal wieder mit dem Pfannenwender durchmischen. Am Ende sollte er goldgelb und schön bröselig sein. Als Beilage gehen Apfelmus oder andere süße Kompotte. Man kann ihn aber auch deftig zu Sauerkraut servieren. Guten Appetit und viele liebe Grüße
03.04.2019:
Kommentar fromMarlene und Werner
Wir dachten ihr seid von allen guten Geistern verlassen. Der Aprilscherz ist gelungen Vielleicht lassen sich eure Lebensmittelvorräte für Griesschnittn oder Milchreis jeweils mit Kompott verwenden. Zuvor eine gebrannte Griessuppe. (4 Essl. Griess mit etwas Butter anrösten und mit Wasser ablöschen,etwas Suppenpulver dazugeben und ein verschlagenes Ei unter Rühren dazugeben.)
06.11.2018 -Pazifik 9°20' S, 135°46' O

Sail2Indonesia im November

Normalerweise wachsen spätestens am vierten Tag auf Passage unsere Seebeine. Das heißt die Übelkeit geht zurück, das Bewegen an Bord fällt wieder leichter und vor allem lässt die lähmende Müdigkeit nach, so dass das Leben auf See richtig beginnt. Ganz doof sind deshalb, vor allem für mich, 2 bis 3 Tage-Überfahrten bei denen man erst gar nicht in den Passagenmodus übergeht und man sich so die gesamte Zeit auf See zu jeder Bewegung zwingen muss. Zum Glück sind die Kinder in dieser Zeit auch oft nicht so aktiv und hören viele Audiobooks, lesen und malen. Aber selbst, wenn man in den ersten Tagen auf See Putzen und sonstige Instandhaltungsaktivitäten weit von sich schiebt, bleibt immer noch das Minimalprogramm: Essen zubereiten, um die Crew ordentlich zu versorgen und die Wachen. Hört sich nach wenig an, ist es auch, fühlt sich aber vor allem bei rauher See nach ganz schön Arbeit an. Diese Passage ist besonders, das erste mal auf unseren über 16000 zurückgelegten Seemeilen hingen wir an Tag 6 immer noch in den Seilen, das raue Wetter, die Torrespassage und unser krankheitsgeschwächter Start hatten offensichtlich doch ausgewirkt. Jetzt nach einer Woche sind wir wieder im Flow, der Wind schiebt Moya nach wie vor von hinten über eine fast glatte Arafurasee und wir werkeln mit Leichtigkeit an Bord, lesen, backen Brot und Kuchen, Basteln und Spielen.

Nur Kochen wird mittlerweile jeden Tag zu einer größeren Herausforderung. In unserem Kühlschrank könnte eine Maus verhungern, wenn sie sich nicht bis ganz unten zu unseren Bierdosen aus Panama vorarbeiten und ein Löchlein hinein knabbern würde. Auch in unserer Bilge findet sich einfach nichts Neues, obwohl ich schon jeden Tag alle Schapps durchwühle. Essen ist genug da, aber die Möglichkeiten für die Essenszubereitung sind doch nach fast zwei Monaten ohne Supermarkt stark eingeschränkt. Nudelsuppen zum Mittagessen können selbst die Kinder nicht mehr sehen und meine Ideen für ein reichhaltiges Abendessen reichen oft nicht mehr viel weiter als Pasta mit Soße oder Reispfanne. Mit nur noch ein paar wenigen Packungen Milch, 10 Eiern, ohne Sahne, ohne Käse, ohne Fleisch und ohne frischem Gemüse, das über einige Süsskartoffeln und 2 Kürbisse hinausgeht, versuche ich meiner Kreativität in der Pantry zwar freien Lauf zu lassen, bräuchte aber dringend neue Inspiration. Unsere Sauerteigkultur beschert uns noch jeden zweiten Tag frisches Brot und als Christian vor ein paar Tagen noch ein Glas Nutella in den unendlichen Weiten unsere Bilge gefunden hat waren wir im kulinarischen Himmel. Trotzdem fantasieren wir schon von Dili (Osttimor) und stellen uns vor was es dort wohl alles zu Essen geben wird: Salat, frische Gurke, Tomaten, vielleicht sogar Äpfel oder Trauben und ein Burger mit Pommes und zum Nachtisch Eis stehen ganz oben auf der Wunschliste. Wir haben auf unseren Offline Straßenkarten sogar schon ausgespäht, wo im Notfall ein Burger King ist, falls wir kein vernünftiges Restaurant finden. Das wird ein Fest!

Die Wettervorhersage lag dieses Mal goldrichtig. Nach 9 Tagen auf See haben wir tatsächlich heute immer noch Wind und das, obwohl die Pilot Charts (unsere Klimatabellen) für Mitte November ca. 15 Tage Flaute in der Arafurasee angeben. Leider merken wir schon, dass der Wind weniger wird und laut aktueller Vorhersage wird ihm in den nächsten Tagen die Puste wohl ganz ausgehen. Bis jetzt segeln wir aber noch, mal mit beiden Segeln auf einer Seite, mal Wing-to-Wing, also das Großsegel und die Genua auf verschiedenen Seiten ausgebaumt und arbeiten uns in sehr angenehmer Fahrt, nämlich fast ohne Wellen Richtung Westen. 1100 Meilen liegen schon in unserem Kielwasser, noch 600 Meilen sind es nach Dili. Wir drücken die Daumen, dass der Wind doch noch ein bißchen länger weht, damit Henry nicht arbeiten muss. Es sind auch mit Wind und ohne Motorabwärme schon 35 Grad im Schiff, man merkt, dass wir uns dem Äquator nähern und jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit vor den Zyklonen sicher sind - puh!

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07.11.2018:
Kommentar fromMaxi
Wow, jetzt habt Ihr es wirklich schon weit um die Welt geschafft. Wenn nun Indonesien an der Reihe ist: Habt Komodo auf dem Schirm! Die Kinder (und Ihr) werden fasziniert sein von den großen Tieren. Uns ging es zumindest so! Gute Weiterreise!
13.11.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Vielen Dank Maxi für den Tipp! Komodo wird auf jeden Fall auf unsere Route aufgenommen. Joshi und Joni wollten schon wissen, ob die Drachen auch Feuer speien und wo ihre Flügel sind...
29.09.2018 -Nawono Bay, Vanua Lava, Vanuatu

Essen in Vanuatu & Schwertwale begleiten uns nach Vanua Lava

Wir bleiben nur eine Nacht auf Gaua, gerade so lange, um im Dorf „Hallo“ zu sagen und den Chief um Erlaubnis zu bitten vor seinem Dorf ankern zu dürfen. Die Dorfbewohner begrüßten uns wie überall hier in Vanuatu mit einem breiten Lachen. Wir hatten das Eisen noch nicht im Wasser versenkt, kam schon ein kleiner Ausleger Einbaum zu uns gepaddelt, um uns zu begrüßen, ein bißchen small-talk zu halten und nach Fisch zu fragen. Dass wir nach Fisch gefragt wurden, war neu, bisher wollte man uns Fisch immer verkaufen, deshalb hatten wir die Frage nach Fisch zu Beginn gar nicht richtig verstanden und geantwortet. „Ja, wir hätten gerne Fisch!“ Erst nach einer Weile klärte sich das Missverständnis auf. „Nein, wir haben leider keinen Fisch gefangen, tut uns leid!“ Es ist schon seltsam, dass die Menschen hier, die weitgehend abgeschottet auf so kleinen Inseln leben, nicht die Mittel haben größere Fische zu fangen. Mit den kleinen Einbäumen, kann bei ruhigem Wetter zwar prima mit Netzen gefischt werden, aber sobald die See nur ein wenig wellig ist, kann man sich mit den Einbäumen nicht mehr sicher bewegen und schon gar nicht das schützende Korallenriff verlassen. Große Fische wie Thunfisch, Wahoo oder Mahi beißen erst an, wenn der Köder sich mit einer gewissen Geschwindigkeit durchs Wasser bewegt, so dass die Ni-Vans mit ihren Einbäumen keine Chance auf den dicken Fang haben und das obwohl hier in den Banks Rekorde der größten gefangenen Schwertfische aufgestellt wurden.

Die Inselbewohner, leben weitgehend vom fruchtbaren Land das sie bewirtschaften und fangen die Lobster, die hier vor den Inseln leben. Auf den Inseln gibt es Obst und Gemüse, das ich zuvor noch nirgendwo gesehen habe. Die Kinder lieben Inselhimbeeren (sehen ähnlich aus wie Himbeeren, schmecken aber wie eine Kreuzung aus Him- und Erdbeere), Navarek (eine rote birnenförmige Frucht mit großem Kern in der Mitte), Pomelo, die kleinen süßen Bananen und die lokalen Papaya, obwohl sie die normalerweise nicht essen - aber ich finde, die sind hier besser als überall sonst. Seit wir hier sind experimentiere ich mit den wohlschmeckenden frischen Köstlichkeiten. Inselkraut und Bok Choy machen einen großartigen Salat, können aber auch mit Reis angebraten werden. Manjokpüree schmeckt ein bißchen wie Griesbrei, die rießigen Tarowurzeln ähneln Kartoffeln, Kumara schmecken nach Süßkartoffeln und aus grünen Kochbananen kann man super Reibekuchen machen. Mein persönlicher Favorit sind aber Choko, grüne birnenförmige schrumpelige Früchte von einer parasitären Rankpflanze, die man roh essen kann oder gekocht und wie eine Mischung aus Kohlrabi und Gurke schmecken. Neben diesen für uns Europäer eher ungewöhnlichem Gemüse gibt es hier aber auch Tomaten, Paprika, Kürbis und vereinzelt Gurken und Salat. All das tauschen die Inselbewohner gerne gegen eigentlich Alles, was man anbieten kann. Linette, die Tochter von Chief Robert, brachte uns bei unserem Besuch eine große Tasche buntes Gemüse, nachdem wir Kinderkleidung, Zucker, Reis, Hefte und Stifte dagelassen haben und den tiefen Schnitt ihres Vaters verarztet hatten. Der Chief war gerade dabei gewesen, das kleine „Restaurant“ wieder aufzubauen, als ein Bambusrohr brach und sich tief in seinen Daumen bohrte. Die Kids bekamen Lollis und freuten sich so darüber, dass wenig später zwei, in Masken und langen Graskostümen bekleidete, Gestalten auf uns zu kamen um uns zu erschrecken. Die Jungs hatten einen riesigen Spaß.

Gerne erlaubte uns der Chief in der Bucht zu ankern. Aber als wir auf seine Frage antworteten, wie lange wir bleiben würden, wurde er blas im Gesicht. Wir wollten wegen des Zyklons zügig nach Norden. Dass sich ein Zyklon in der Nähe der Inseln aufhält, hatte selbst der Chief noch nicht gehört und man sah ihm die einsetzende Anspannung richtig an. Vanuatu, liegt im Zentrum des Zyklongürtels und ist eines der Länder im Südpazifik die jährlich die meisten Zyklone überdauern. Trotzdem ist jeder Zyklon eine Katastrophe. Die Hütten aus Bambusrohren, Mangoholz und Palmenblättern halten den Kräften der Natur oft nicht stand und fallen ein, trotz Zyklonvorbereitung mit Sandsäcken und Extraschichten frischer Palmenblättern. Nach Pam 2015 stand kein Haus mehr. Auch am nächsten Morgen, als wir uns verabschiedeten, um weiter nach Vanua Lava zu segeln um den angesagten Ausläuferwinden zu entfliehen, war Roberts erste Frage nach neuen Zykloninformationen. Gut, dass wir ihn beruhigen konnten, weil Liua schon beim Abdrehen war.

Der Segeltag gestern war wunderbar. Weit genug entfernt von Liua, segelten wir mit 15 Knoten Wind Richtung Norden und sahen das erste Mal seit langem die Sonnen zwischen den Wolken hervorlugen. Es war zwar etwas holprig, aber das störte nicht weiter und wurde mit jedem Meter in Richtung Norden besser. Christian und ich grübelten gerade im Cockpit, wie wir nun unsere Reise am besten fortsetzten sollten, als ich fast von der Bank kippte. Im Augenwinkel hatte ich eine schwarze Rückenflosse direkt neben Moya gesehen - zu groß für einen Delfin. Ich sprang auf um besser sehen zu können und befürchtete einen großen Buckelwal unter uns zu entdecken. So nah wollte ich einen solchen Riesen dann noch lieber nicht sehen. Es war aber kein Buckelwal, sondern eine ganze Schule kleiner Schwertwale, die Verwandten der Orcas. Bestimmt 20 bis 30 Tiere schwammen um Moya herum, ließen sich immer wieder abfallen, um Schwung zu nehmen, am Schiff entlang zu schwimmen, um dann mit unseren Bug regelrecht zu kuscheln. Fast immer befanden sich 5 bis 6 Tiere direkt unter dem Bugspriet, prusten Wasser aus dem Luftloch, sprangen über die Wellen und tauchten wieder ab. Die Wale waren ganz schwarz und von unterschiedlicher Größe bis zu vielleicht 6 Meter lang. Sie hatten einen riesigen Spaß mit Moya und spielten mindestens 30 Minuten mit ihr. Joshua und Jonathan, die mittlerweile auch mit Schwimmwesten angeleint im Cockpit saßen, waren ganz aus dem Häuschen, zeigten und riefen, wenn sie wieder einen der Wale springen sahen. Am faszinierenden fand ich persönlich aber den Walgesang, eine Mischung aus pfeifen und piepsen, die man selbst außerhalb des Wassers gut hören konnte. Ich stand vorne am Bug und war den Walen zum Greifen nahe, nur 1 bis 2 Meter direkt unter mir schwammen sie. Kleine Schwertwale sind fast weltweit verbreitet, man weiß aber nur wenig über sie, da sie nur äußerst selten gesichtet werden - das war schon was ganz Besonderes.

Inzwischen stehen wir sicher vor Anker in der Nawono Bucht in Vanua Lava, Liuas Stärke nimmt weiter ab, sie befindet sich momentan 400 Meilen westlich von uns und soll sich in den nächsten Stunden auflösen. Trotzdem bläst es hier jetzt ganz ordentlich mit 25 Knoten, aber das Eisen hält bombig und die Bucht ist gut geschützt gegen den Schwell aus Südosten. Weiter südlich sind die Winde noch unangenehmer, dort wehen bis zu 40 Knoten, wir sind froh Richtung Norden gefahren zu sein.

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26.04.2018 -6°34'S / 111°10'W, Pazifik

3 Wochen auf See

Länger als jemals zuvor und wir sind noch nicht da. Aber wir sehen auf unserer Seekarte deutlich, dass wir nun näher an den Marquesas als an Panama sind. Es liegen „nur“ noch 1680 Meilen vor uns 2300 Meilen sind bereits geschafft. Navionics mutmaßt, dass wir noch weitere 12 Tage rollen werden - wir wagen allerdings noch keine Hochrechnung, da unser Tempo doch fast ausschließlich von Wind und Ozean bestimmt wird. Die Wellen haben inzwischen ein kleines bißchen nachgelassen, aber sie kommen dafür nicht mehr so konstant, das Meer ist unruhig, so dass wir jetzt noch mehr durchs Boot geschleudert werden wie die Tage davor. Manchmal haben unsere Bewegungen etwas von Slapstick und erinnern an James von Dinner for one beim Servieren des dritten Gangs „skull“. Nur die Kinder sind wesentlich graziöser unterwegs als Christian und ich.

Nachdem wir gestern den 6sten Tag in Folge Mahi gegessen haben und wir unseren Gaff in den dunkelblauen Tiefen versenkt haben, hat unsere Angel momentan Ruhepause. Es muss mal wieder etwas anderes auf den Tisch. Nach den letzten Tomaten gestern, haben wir heute unsere letzte Ananas verdrückt. Auch Bananen, Melonen, Broccoli, Paprika, Sellerie und Salat sind inzwischen aufgebraucht. Nach drei Wochen gibt es noch Orangen, Äpfel, Kokosnuss, Kartoffeln, Zwiebeln, Kürbis, Kraut, eine Gurke und zwei Karotten. Letztere werden es wohl nicht mehr bis morgen schaffen. Trotzdem bin ich überrascht wie lange unsere frischen Vorräte überlebt haben. Frischer als vom Gemüsegrossmarkt in Panama City bekommt man Obst und Gemüse vermutlich nur noch direkt beim Bauern. Auch die Lagerung der Vegis hat dieses Mal besser geklappt als bei unserer Atlantiküberquerung, bei der ich ständig gegen Fäulnis in der Bilge gekämpft habe. Karotten konnte ich bei der letzten Passage nur im Kühlschrank aufbewahren, da sie innerhalb von 3 Tagen in der Bilge angefangen haben zu schimmeln. In Panama waren die Karotten beim Einkauf nicht gekühlt, so dass sie per se schon viel länger haltbar sind. Dieses Mal liegen sie in einer gut belüfteten mit einem Tuch abgedunkelten Box zusammen mit den Kartoffeln im Vorschiff. Beides hat bisher ohne Fäulnis ungekühlt gehalten. In Zukunft werde ich wenn möglich nur noch auf dem Markt einkaufen.

Ansonsten ist alles beim Alten bei uns, auch nach drei Wochen auf dem Wasser herrscht der ganz normale Wahnsinn.

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28.04.2018:
Kommentar fromEva Maria Eugster
Hallo ihr Lieben! Wir sind am Donnerstag Morgen in Galapagos auf der Isla Santa Cruz angekommen. Haben uns nach langem hin- und her doch entschlossen einen Stopp einzulegen. Wünschen euch weiterhin eine gute Passage und hoffen, euch in den Marquesas zu treffen! Ganz liebe Grüsse von der Mirabella Crew
14.05.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Wow, da wart ihr ja schnell. Wir freuen uns sehr auf Euch. Die Jungs warten sehnsüchtig auf Eure Mädels.
19.04.2018 -5°55’S / 96°27’W, Pazifik

Frischer Fisch ...

... direkt aus dem Ozean gab es gestern und heute und morgen auch. Nach 2 Wochen haben wir gestern am frühen Morgen unseren ersten Fisch aus dem Wasser gezogen. Es war ein Mahi-Mahi, oder auch Dorado oder Goldmakrele. Wir freuten uns, denn wir kannten die Mahis schon vom Atlantik und fanden da schon, dass sie nicht nur die schönsten aller Fische sind - mit ihrer blau, grün, goldenen Farbe, den blauen fächerartigen Flossen und den blauen Punkten - sondern auch noch sehr gut schmecken. Der Bulle zog ganz schön, dass unsere Angel sich heftig bog, aber am Ende lag das schöne Tier bei uns am Achterdeck. Einen knappen Meter lang war er und hatte genau die richtige Größe, dass wir vier 2 Tage lang davon satt werden würden. Er kam genau richtig, denn unsere frischen Lebensmittel sind inzwischen stark ausgedünnt, so dass bald Konservendosen und Trockenfutter Hauptbestandteil unserer Mahlzeiten werden. Ich bin trotzdem jedes Mal ein bißchen traurig, wenn mit dem Auslöschen der Lebensgeister in Sekunden die glänzend goldene Farbe verblast und der Fisch kalkweiß anläuft. Der Bezug zu unserer nächsten Mahlzeit ist eindeutig für mich ein ganz anderer, wenn ich sie selbst erjagt und nicht im Supermarkt erstanden habe. Zumindest ist es sonst weniger in meinem Bewusstsein, dass da ein Lebewesen meinetwegen nicht mehr am Leben ist.

Ich war gerade fertig den Fisch zu filetieren, da rauschte unsere Angelschnur schon wieder raus. „Wie? Erst 2 Wochen gar nichts und dann 2 Fische an einem Tag?“ dachte ich, eilte an die Angel und fing an zu kurbeln. Noch ein Mahi zog an der Angel und kämpfte mit wilden Schwimmbewegungen gegen mich. So lange bis er mit einen riesigen Satz aus dem Wasser sprang und sich vom Haken los riss. Weg war er! Und ich war froh darüber, denn wir hatten ja unser Abendessen schon erlegt. Es gab seit langem mal wieder Sushi und schmeckte uns mit Ausnahme von Joshi hervorragend. Unser Großer bleib dann doch lieber bei Reis.

Heute ruckte es schon wieder an unserer Angel und wir landeten unseren zweiten Mahi der Passage. Ein Thunfisch wäre zwar auch schön gewesen, aber wir wollen uns nicht beschweren. So gibt es eben Mahi in verschiedenen Variationen nachdem wir so lange kein Angelglück hatten. Christian und ich rätselten schon die ganze Zeit an was es den liegen kann, dass wir keinen Fisch fangen und haben nebenbei unsere Handline immer weiter verbessert. Zuerst dachten wir, die Fische reißen die Wiederhaken aus den Haken und wir können deshalb keinen Fisch landen. Aber nach dem 5ten kaputten Haken, hängte Christian einfach einen Haken ohne Köder ins Wasser, nach 24h waren die Wiederhaken fast abkorrodiert. Wir hatten also gar keine Bisse, sondern die Haken gingen einfach nur durchs Schleppen kaputt und das obwohl wir extra große, stabil wirkende Haken im Laden für Hochseefischer gekauft hatten. So was Ärgerliches! Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen, überleben die Haken an der Angel viel länger als an der Handline, so dass wir jetzt wieder ausschließlich mit unserer Angel fischen. Fast zwei Wochen lang hatten wir beides im Wasser. Warum wir jetzt plötzlich einen Fisch nach dem anderen an der Leine haben können wir uns nicht so richtig erklären, aber vielleicht hängt es mit der Bootsgeschwindigkeit zusammen. Die Fische beißen zumindest erst seitdem wir flott unterwegs sind. Oder sie haben vor Galapagos unter Wasser Warnschilder aufgestellt? Da wundert mich gar nichts mehr.

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27.05.2018:
Kommentar fromadf
asd
02.12.2017 -Atlantik 13´41'N, 49°58'W

Essen auf See

Joni macht gerade -heute schon zum dritten Mal und es ist erst 9 Uhr- sein Tierpuzzle. Joshua sitzt neben mir und hilft beim Tippen. Christian steht gerade auf. Die Kinder haben schon ein Müsli gegessen damit sie durchhalten bis zu unserem gemeinsamen Frühstück. Die beiden stehen auf See immer im Morgengrauen auf, egal ob das heißt morgens um 5 oder um 8 Uhr aufzustehen. Es wird frisch gebackenes Vollkornbrot geben - wir haben schon seit den Kanaren angefangen selbst Brot zu backen. Die Brotversorgung an Bord ist also besser als auf den Kap Verden, wo es selbst bei den Bäckern nur wirklich grauenvolles Brot zu kaufen gibt, das schon bei Einkauf alt schmeckt. Vor zwei Tagen ist mir aufgefallen, dass der Grossteil unserer Hefe doch Backpulver ist, deshalb müssen wir ein bißchen Hefe sparen, aber bis Martinique wird es wohl reichen. Zu Mittag gibt es an Bord meist nur eine Kleinigkeit - Milchreis, Pudding, Suppe, Kuchen oder Obst. Richtig gegessen wird erst am frühen Abend bevor die Sonne untergeht und wir Moya für die Nacht klar machen.

Ich fand es ausserordentlich schwierig abzuschätzen, was wir in 2-3 Wochen auf See so essen werden und bin überrascht wie gut die Proviantierung dieses Mal geklappt hat. Eigentlich zählen hier nur die frischen Lebensmittel, weil wir für alles das lange haltbar ist einfach so lange Einkäufe in Moyas´ Bilge verstaut haben bis wir die Klappen nur noch unter Druck zu bekommen haben. Wenn man jetzt in die Schapps schaut, sieht man eigentlich gar nicht, dass wir schon etwas davon verbraucht haben - gut so, denn in der Karibik wird ´s teuer. Am Tag bevor wir die Leinen in Mindelo los geschmissen haben, war Großeinkauf auf dem Markt angesagt, wir kauften:

Obst: 5.5 kg Äpfel, 3.5 kg Orangen, 5 kg Bananen, 1 kg Zitronen, 1 kg Birnen, 1 Ananas, 1 Wassermelone und 1 Kokosnuss

Gemüse: 5 kg Kartoffeln, 3.5 kg Zwiebeln, 5 Knollen Knobi, 1 großen und 1 kleinen Kürbis, 6 Paprika, 2 grüne Salat, 5 Gurken, 3.5 kg Tomaten, 5 Zucchini, 1 Stange Lauch, 2 große Krautköpfe. Avocado hatten wir leider vergessen und Karotten absichtlich nicht gekauft, da diese aus mir unerfindlichen Gründen innerhalb kürzester Zeit an Bord anfangen zu faulen und schimmeln.

Fleisch, Käse und Eier: 700g Rinderhack, 700g Schweinefleisch, 1 gegrilltes Hähnchen, 50 Eier, 500g Schinken, 700g Gouda außerdem hatten wir noch von den Kanaren vakkumverpackten Käse, Butter, Streichkäse, Speck und Schinken.

Nur das Fleisch, Käse, Wurst und der grüne Salat hatten Platz im Kühlschrank, der Rest wanderte in 2 große Gemüsenetze und in die Bilge. Bisher mussten wir nur 2 Orangen über Bord gehen lassen und ich konnte jeden Tag ohne Probleme ein gesundes Abendessen kochen. Nach 2 Wochen auf dem Wasser haben wir wenig überraschend kein frisches Fleisch, Wurst und Käse mehr. Ich hoffe, dass wir bald wieder Angeln können - seit 7 Tagen ist das Wasser voll von Seegras, so dass unsere Angel fast die ganze Zeit an Bord ist und gestern abend hat noch ein ganz großer Brocken einfach unseren Köder mitgenommen, das Stahlvorfach war noch dran. Der Großteil von Obst und Gemüse wurde schon aufgefuttert, das letzte Viertel reicht aber hoffentlich für die letzten Tage. 1520 Meilen sind geschafft, es sind "nur" noch 650 nm, wenn der Wind so bleibt sind wir in 5 Tagen da!

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03.12.2017:
Kommentar fromIngeborg Tames
W4QNW...amateur radio code meines mannes..Sherwin sein name...ihr beide habt euch heute kurz via radio funk unterhalten...sherwin in den USA in South Carolina konnte die verbindung zu euch herstellen..Welch eine super und abenteuerliche fahrt ihr gerade mit euren kindern erlebt. Viel glueck und eine gefahrfreie reise. Schreibt ein buch darueber...Ich werde es Mir begeisterung lesen.. Alles gute fuer euch.. Wir werden weiter eure logbucheintragungen verfolgen Ingeborg und Sherwin
11.11.2017 -Porto Novo, Santo Antáo, Cape Verde

Pieeep!

Das war unser Ankeralarm. Ich stand gerade in der Küche und war bei Teil 2 meiner heutigen Tagesaufgabe. Heute war klar Schiff machen angesagt und da wir ohnehin schon den ganzen Tag an Bord waren, hatte ich mir überlegt das kapverdische Nationalgericht Cachupa Rica zu kochen. Cachupa stammt aus den frühen Tagen der Kap Verden, als die Schiffe von hier aus Richtung Amerika los segelten um Sklaven und Güter zu verschiffen. Die Kap Verden waren damals einer der wichtigsten Handelshäfen in der Region, weshalb die Portugiesen die Inseln schon sehr früh zu ihrer Kolonie erklärten. In dieser Zeit fingen die Leute hier aus Amerika stammendes Gemüse wie Mais, Bohnen oder Maniok anzubauen. Diese sind auch Grundlage für Cachupa, einem deftigen Eintopf, der ein wenig Ähnlichkeit mit Chilli con Carne hat. Die Bohnen standen auf der Flamme und brodelten vor sich hin als es plötzlich anfing zu piepen.

Draußen stand ein kräftiger Nordostwind in unserer Ankerbucht, wir hatten Böen bis 35 Knoten (für Nicht-Segler: das entspricht stürmischem Wind). Das erzeugte einen solchen Winddruck, dass sich Moya langsam aber sicher Richtung Südwesten arbeitete und das obwohl unsere volle Ankerkette im Wasser lag. Wir hatten nun zwei Alternativen: i) Anker auf und den Kanal de Sáo Vincente kreuzen um in der besser geschützten Bucht vor Mindelo zu ankern oder ii) einen anderen Ankerplatz hier finden, wo unser Eisen besser hält. Hinter dem Wellenbrecher lag der Kanal und heute blies es ordentlich durch die Düse, so dass auf die Wellen allesamt große Schaumkronen hatten, so ganz und gar nicht einladend, wenn man nicht gerade Ambitionen zum Bullenreiten mitbringt. Die hatten wir heute nicht, außerdem lag überall noch Wäsche quer im Cockpit verteilt die ich heute morgen gewaschen hatte, deshalb versuchten wir unser Glück an einer anderen Stelle in der Bucht. Christian stand am Ruder, die Kinder waren unten und haben sich um Legos gezofft und ich kniete über dem Ankerkasten und holte den Anker nach oben. Da Christian von hinten nicht sehen kann in welche Richtung die Kette zieht ist es hilfreich ihm mitzuteilen wo er hinfahren oder wann er stoppen soll. Selbst brüllen hat heute nicht geholfen, durch den Wind kam kein Ton bei Christian an, zum Glück habe ich auch noch Hände. Bei vierten Versuch peilte ich wieder über die Straßenlaterne zu den Bergen, die Peilung stand, unser Anker hielt - puhh!

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07.11.2017 -Tarrafal, Sáo Nicolau, Cape Verde

Ein kleines Thunfischabenteuer

Kostenloser, frischer Thunfisch direkt aus dem Meer gab es heute bei uns zum Abendessen. Christian erjagte den 3 kg Bigeye Tuna und ich verbrachte anschließend den gesamten Nachmittag damit an die Filets zu kommen. Das schöne Tier schimmerte silbrig blau im Sonnenschein, er hatte viele kleine scharfe Zähne und die gelben Flossen ließen sich fächerartig aufklappen. Während ich neben mir unseren Cruisers´ Fishing Guide aufgeschlagen hatte und durcharbeitete wie man so einen großen Fisch am besten ausblutet, ausnimmt und filetiert, hantierte ich mit dem Messer und versuchte die Anweisungen so gut wie möglich zu befolgen. Dabei war ich wahnsinnig froh, dass wir hier vor Anker lagen und ich nicht draußen auf dem Atlantik bei Wind und Welle meinen ersten großen Fisch präparierte. Vermutlich wäre mir dort entweder der Fisch über Bord gegangen oder das Messer oder letzteres wäre anstatt im Fisch in meinem Bein gelandet. Vermutlich ist es ganz leicht, aber ich fand es gar nicht so trivial die Innereien zusammen mit den Kiemen an einem Stück zu entfernen.

Joshua und Jonathan wichen mir nicht von der Seite und haben jeden Handgriff genauestens verfolgt. Besonders Joshua hat jetzt wieder einiges zu prozessieren, er stellte unentwegt Fragen und hat meines Erachtens heute das erste Mal verstanden was tot sein bedeutet. Schließlich hatte ich es geschafft - Profiarbeit war es zwar noch nicht, aber am Ende lagen da zwei prächtige Thunfischfilets auf meinem Tablett - lecker! Die eine Hälfte wanderte in den Kühlschrank die andere in die Pfanne und auf meine Sushi-Matte. Die Kinder haben sich wie wild über den Fisch hergemacht, ich hatte den Eindruck sie fanden es toll zu sehen wie ihr Essen auf den Teller kommt. Als wir dann zum Sushi kamen, fanden sie die Röllchen so toll, dass sie gleich anfingen ihre eigenen Kreationen zu entwickeln und zumindest Joni, Christian und mir haben die Makis herrlich geschmeckt. Da war dann auch egal, dass der Thunfisch kurz auf einem Fischerboot zwischengeparkt hatte bevor er von Christian erbeutet wurde.

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09.11.2017:
Kommentar fromKlaus Schweizer
Hallo Ihr vier! Voller Sehnsucht habe ich die Zeilen über die Kapverden gelesen. Ich war selbst schon mehrmals auf den Kapverden. Es ist erstaunlich wie schnell sich die Insel Sal dem Tourismus angepasst hat. Das ursprüngliche Santa Maria gibt es leider nicht mehr. Schade, dass ich zu spät mitbekommen habe, dass Ihr auf Sal gewesen seid. Ihr hättet ein paar Grüße ausrichten können. Hoffentlich habt Ihr Fogo auch auf dem Programm. Die Insel ist sehr imposant mir seinem Vulkan. Der Pico de Fogo ist zuletzt im November 2014 ausgebrochen. Die Lava hat leider 2 Dörfer verschlungen, und viel Leid über die Bevölkerung gebracht. Viele herzliche Grüße aus Sielmingen in den fernen Atlantik. No Stress
30.10.2017 -Atlantik 20°11'N, 22°54'W

Leben unter Atlantiksegeln

Der Nordost hat wieder eingesetzt, unser Henry kann also aus bleiben solange uns der Strom nicht ausgeht. Der wenige Wind gepaart mit dem bedeckten Himmel die letzten Tage hat an unseren Energiereserven gezerrt. Heute ist zwar der Himmel fast frei, da wir aber momentan Richtung Süden fahren liegen heute unsere Soloarpanels fast den ganzen Tag im Schatten. Stromsparen ist also angesagt. Moya wird von unserem Windy gesteuert, das braucht nicht nur keinen Strom sondern hat auch den Vorteil, dass der nicht nur nach dem Wind lenkt, sondern auch die ca. 2 Meter Wellen optimal ausfährt. Moya fährt deshalb relativ stabil, auch wenn wir etwas durchgeschüttelt werden.

Sonst ist hier eigentlich nicht viel los, wir machen so weiter wie die letzten Tage außer dass mittlerweile das Brot ausgegangen ist. Gestern habe ich das erste Bordbrot gebacken, was trotz Gasbackofen eigentlich ganz gut geklappt hat. Essen ist ohnehin so eine Sache. Hier auf dem Wasser schmeckt alles so unglaublich gut. Ich kenne eigentlich nur eine vergleichbare Situation nämlich wenn man seine mitgebrachte Jause oben auf der Bergspitze auspackt, dann gibt es auch nichts besseres als der Schwarzwälder Schicken und das Stück Brot, da können bei mir selbst Sterneköche nicht mithalten. Weil es so gut schmeckt verdrückt meine Mannschaft auch ganz schön was. Eine 500g Packung Nudeln reicht gerade ebenso, 4 normale Portionen Kartoffelbrei mit einer riesigen Schüssel Salat und einer großen Pfanne Boef Stroganoff haben dagegen nicht gereicht und ich musste nochmal improvisieren. Das Bananabread das ich vorgestern gebacken habe ist nicht mal kalt geworden. Die Kinder aßen die eine Hälfte des Kuches, Christian die andere. Für die zweite Atlantikhäfte muss ich die Kombüsse noch mehr aufstocken, sonst gibt es am Ende noch eine Meuterei.

Die Jungs sind gut gelaunt, werden aber langsam etwas anstrengend, wir müssen noch kreativere Ideen entwickeln wo die Beiden ihre überschüssige Energie loswerden können. Durchs Schiff, auf Mama und Papa klettern und mit voller Lautstärke Spielen ist nicht immer entspannend. Christian meinte dazu "Eigentlich braucht man sich um die Sicherheit der Kinder keine Sorgen machen, sondern mehr darum ob auch wir wieder ankommen." Gerade haben wir eine Flaschenpost abgeschickt, mal schaun ob sie jemand findet. Noch 199 Meilen - wir sind fast da!

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26.10.2017 -Atlantik

Leinen Los: Atlantiküberquerung Teil 1

Gestern hat mal wieder alles länger gedauert als erwartet. Die Idee war Moya seefertig zu machen und dann möglichst bald die Leinen los zu werfen. In Wirklichkeit wurden die wenigen Sachen die wir unbedingt noch vor Abfahrt erledigen müssen immer mehr. Die Badeleiter und die 2te Farbschicht sollte noch dran, das zweite Vorstag wollten wir gerne für die lange Überfahrt anbringen, die Jungs mussten noch zum Spielplatz und wir alle unter die Dusche und natürlich mussten wir den Hafen noch bezahlen.

Um 15:45 Uhr war es dann so weit, Christian schaltete den Motor an, ich zog die Leinen an Bord und wir legten ab - alles ganz so wie immer, wir hätten auch nur 5 Meilen um die nächste Ecke fahren können. Wir blickten auf La Palma zurück, da lag die Schöne unter wolkenlosem Himmel und machte uns den Abschied ein bißchen schwer: "Tschüß La Plama, Tschüß Europa, Tschüß Land". "Für 6 oder 7 Tagen werden wir jetzt auf See sein und kein Land sehen" sagte ich zu den Kindern. Trotz angesagtem Leichtwind konnten wir bereits direkt in der Hafenausfahrt die Segel setzten und Kurs Richtung Süden nehmen. Kurioserweise kam der Wind aber aus Westen anstatt aus Osten. In der Windabdeckung von La Palma bilden sich wohl Windverwirbelungen, die den Ostwind den wir später noch trafen, einmal um 180 Grad drehen.

Die Kinder fingen an im Salon aus unseren Sitzkissen Höhlen zu bauen und bereits nach einer Stunde Fahrt hatten die Jungs schon 2 Orangen, 1 Mandarine und 1 Pflaume verdrückt. Am Abend kochte ich dann einen Gemüse-Maronen-Eintopf und musste leider vorher noch unsere komplette Gemüsebox ausräumen. Die Paprika die ich im Supermarkt gekühlt gekauft hatte, hatte es bei uns in der Bilge nicht gefallen. Ich zog die leere Paprikahaut heraus, der Saft lief überall herum. Christian lachte: "Nach 2 Stunden auf See müssen wir schon unser Gemüse entsorgen". Inzwischen haben wir die erste ruhige Nacht und die ersten 90 Meilen hinter uns gelassen und ich konnte bei Sonnenaufgang gerade noch einen letzten Blick auf El Hierro werfen. Moya rauscht bei 15 Knoten Wind aus Südost durch den Atlantik und macht sehr angenehme Fahrt. Wir drücken die Daumen, dass es so bleibt.

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26.10.2017:
Kommentar fromAdolf
....das tue ich auch , vor allen Dingen damit die Kinder sich in ihrem Bewegungsdrang nicht zu sehr einschränken müssen. Bei dieser Gelegenheit auch ein riiiieeeesiges Kompliment an Sabrina für ihre immer lesenswerte und stilistisch tolle Logbuchführung , die auch viel atmosphärisches vermittelt ; fast als wäre man selbst dabei. "Mast-und Schotbruch" , Adolf