Gegen den Wind vor der Küste Apuliens
“Unser Kühlwasserschlauch leckt” stellte der Capitano fest als wir in Brindisi einliefen. Einige wenige Tröpfchen waren in die Bilge gelaufen. Nicht so schlimm dachten wir, starteten aber trotzdem auf die Suche nach Ersatz. Christian lief durch die Stadt und versuchte einen Händler für Bootszubehör zu finden. In der Nähe des Stadthafens gab es nur zwei, die führten aber nicht exakt das Teil, das bei uns verbaut worden war. Auch die KFZ Händler konnten nicht weiterhelfen, die Maße des Schlauchs sind für sie nicht ausreichend, ohne Fahrzeugtyp geht da nichts - hmpf. Wir kauften letztendlich doch den Schlauch mit dem passenden Durchmesser aus einem der Bootsläden, waren aber nicht sicher, ob wir ihn einbauen würden können, da er sehr starr wirkte. Den Umbau verschoben wir allerdings noch, da wir in Bari noch einmal auf die Suche gehen wollten. Wir wollten vermeiden, dass der alte Schlauch nach dem Ausbau unbrauchbar sein, der neue nicht passen und wir so ohne funktionsfähigen Motor dastehen würden.
Nach Ostuni waren es nur 25 Meilen, nahe genug, dass wir erst um die Mittagszeit starteten. Der Wind wehte aus Norden direkt auf die Nase. Wir hatten gerade den Wellenbrecher des äußeren Hafens von Brindisi hinter uns gelassen, als Christian aus dem Maschinenraum kam und meinte “Lass uns zügig Segel setzten”. Als das Großsegel gesetzt waren, schaltete er direkt die Maschine aus und verschwand wieder in unseren Katakomben. Ich setzte das Vorsegel und kämpfte einen brauchbaren Kurs zu finden. Mit den gerefften Tüchern kam der Wellenbrecher hinter uns und das flache Wasser vor der Küste rasch näher. Ich wendete. Nachdem der Bug gewechselt war und ein bisschen mehr Segel gesetzt waren, segelten wir auf die Adria hinaus. Erstmal Abstand kriegen. Wenig später erklärte mir der Capitano endlich was eigentlich los war. Der Kühlwasserschlauch hatte sich in der kurzen Motorzeit in seine Einzelteile zersetzt. Die Aussenhaut hatte sich von der Innenhaut und der Metallspirale gelöst. Der Schlauch hatte damit seine Stabilität verloren, war aufgebläht und wir hatten Bedenken, dass er explodieren könnte. Mit Takelgarn und Klebeband stabilisierte Christian den Schlauch. Henry war und blieb trotzdem erstmal ausser Betrieb. Wir dachten sofort an Alan, den Mann der mit seinem selbstgebauten Schoner die Welt ohne Motor rein unter Segel umrundete.
Statt am späten Nachmittag in Ostuni einzulaufen, kreuzten wir nun gegen den Nordwind und verdoppelten somit unsere gefahrene Strecke. Mit den letzten Lichtstrahlen wollten wir eben in Ostuni einlaufen, als Christian doch lieber noch einmal im Hafen anrief. Mit nur einigen wenigen Motorminuten wollten wir lieber jemanden am Pier haben, der uns beim Anlegen unterstützt. Im Hafen wollten sie uns plötzlich überhaupt nicht haben. Außerdem war der Hafen am Abend nicht tief genug wo am Nachmittag bei unserem ersten Telefonat noch keinerlei Einwände mit unserem Tiefgang kamen. Naja! Ohne vernünftig funktionierende Maschine machten wir im letzten Licht besser keine Experimente, drehten ab und starteten auf unfreiwillige Nachtfahrt. Unsere Motivation war im Keller.
Mit den ersten Sonnenstrahlen wurden wir am nächsten Morgen von einer Schule Delfine in Monopoli begrüßt. Wir segelten bis direkt in den Hafen, die Maschine brauchten wir nur zum Anbringen der Festmacher Leinen. Ich war dann doch erleichtert, als Moya sicher im Stadthafen vertäut lag. In der Theorie geht ja fast Alles ohne Maschine, in der Praxis bleibt sie eben doch unser Sicherheitsnetz und es fühlt sich seltsam an wenn sie nicht richtig funktioniert.
Im Hafen versuchte Christian dann doch den neu gekauften Ersatzschlauch einzubauen. Er passte 1A.