Unterwegs am Gargano
Apulien pur in Trani und Manfredonia
Trani ist eine kleine Stadt mit riesiger Kathedrale, engen Gassen und einem ziemlich großen Hafen. Tagsüber sind auch hier wie in den übrigen Städtchen, die wir bisher in Apulien besucht haben, die Gehsteige hoch geklappt. Zwischen 13 und 17 Uhr kamen wir uns vor wie in einer Geisterstadt. Nach Sonnenuntergang aber steppt hier der Bär. Die Straßen waren brechend voll, alles was Beine hat war draußen, todschick, und flanierte in den mit bunten Lichtern geschmückten Straßen. Auf und ab, ohne Ziel - sehen und gesehen werden. Tausende von Menschen waren unterwegs, dabei war es ein ganz normaler Samstag Abend. Wir überlegten ernsthaft, wo die Leute sich tagsüber alle versteckten. Deutsch, Englisch oder andere fremde Sprachen hörten wir fast gar nicht, wenn überhaupt waren hier neben den Einheimischen italienische Touris unterwegs. Es gab ein riesiges Feuerwerk und zu jeder vollen Stunde am Hafen eine Lichtershow mit Musik, die letzte um 1 Uhr. Ganz normal, dass auch die Kids solange am Start waren.
In der neuen, fast leeren Marina del Gargano von Manfredonia wurden wir am nächsten Tag von Toni und Gina mit einer Flasche selbst gepressten Olivenöl begrüßt. Der Olivenbauer und seine Partnerin führten uns auch am nächsten Tag durch die Stadt und die Umgebung. Wir besuchten die Burg, das Rathaus, die Kirche und natürlich die Flaniermeile, lernten von unserem einheimischen Führer woher die Stadt ihren Namen hat, wo es das beste Eis und die besten Panzerotti (traditionell gefüllte Teigtaschen) gibt und bekamen so einen besseren Einblick in das apulische Leben.
Auf den Spuren von Pater Pio
Bevor wir unsere Tour abschlossen, packte Toni uns ins Auto und fuhr mit uns in die Berge. Vorbei an Oliven- und Mandelhainen, die Serpentinenstraße hinauf auf den Garagano bis nach San Giovanni Rotondo. Der 1968 gestorbene, und mittlerweile heilig gesprochene Padre Pio, hatte hier gelebt und gewirkt. Der Kapuziner mit den Stigmata an Händen und Füßen, lebte sein Leben nach dem Vorbild Jesus Christus. Auch ihm wurde nachgesagt Menschen heilen zu können. Er versuchte Menschen zu helfen, und gründete unter anderem ein Krankenhaus. Um Pater Pio entwickelte sich einen Kult, der jedes Jahr Tausende von Menschen nach San Giovanni pilgern lässt, nicht zuletzt um einen Blick auf die Gebeine des Heiligen zu erhaschen. San Giovanni wurde zum Wallfahrtsort und beherbergt die, nach dem Petersdom, zweitgrößte Kirche Europas. Das moderne Gotteshaus fasst im Hauptsaal 6500 Menschen, in der unterirdischen Kapelle noch einmal 1000 und 30000 auf dem Vorplatz. Sie wurde erst 2004 fertig gestellt und das Design ist toll, hell, luftig, geschmackvoll aber trotzdem prunkvoll. Dutzende von überlebensgroßen Mosaiken erzählen vom Leben des Paters. Wir waren angemessen beeindruckt.
Entlang der Steilküste des Garganos
Bevor wir heute Vieste erreichten, tingelten wir den Tag an der weißen Steilküste des Garganos entlang. Das Kalkgestein wird hier von Meer unterspült, erodiert und ist durchzogen von kleinen Grotten und Abbrüchen. Trotz der beeindruckenden Natur sind hier kaum Segler unterwegs, da es kaum eine Möglichkeit gibt, geschützt zu ankern. Ohne Wind lagen wir trotzdem sicher unter dem weißen Massiv. Statt Segler trafen wir unzählige Tourenboote, Motoryachten und größere Dingis. Dazu kamen Kanus, SUPs und Tretboote in der Nähe der Strände, die es hier immer wieder eingebetet in die Felsen gibt und teilweise mit Aufzügen zugänglich sind. Nach den vielen schönen Städten Apuliens entlang der sonst weitgehend ungeschützten Ostküste Italiens freuten wir uns aber heute, als wir auch endlich wieder einmal in der Mitte von Nirgendwo von Anker gehen und ins Wasser springen konnten, wo es uns gefiel.