Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuIndonesien

17.01.2019 -Puteri Habour Marina, Malaysia

Ein Labyrinth von Schiffen in der Singapur Strait

Chillen am Nongsa Point

Wenn man mal von unserer Bootschrubbaktion absieht, waren wir zwei Tage einfach nur faul. Seit Monaten hatten wir keinen Steg mehr an Moya’s Seite und haben das Schiff nur mit Tilly verlassen, deshalb war es nun schon ganz besonders toll, das Schiff zu Fuß verlassen zu können. Gedanken wie “haben wir auch wirklich Alles” erübrigen sich da, man kann ja einfach flugs zurück an Bord klettern. Wenn das Dingi erstmal an Land steht, überlegt man da schon eher “brauchen wir das jetzt wirklich?”, schließlich heißt es dann nicht nur zurück zum Schiff tuckern, sondern Schuhe aus, aufschließen und das Dingi wassern. Wir waren jedenfalls happy, einen Steg vor unseren Füßen zu haben. Die Jungs konnten gleich morgens losrennen und wir konnten viel besser als von Tilly aus Moya sauber machen. Nach dem Ausflug den Kumai Fluss hinauf hatte sich unsere Dame ein Wellnessprogramm mehr als verdient, denn das kaffeefarbene Wasser des Flusses hatte einen orangefarbenen Schleier auf ihrem Bauch hinterlassen. Der musste weg! Aber er wollte nicht. Ich nehme an, durch das Schürfen in den Minen Borneos wird Eisenoxid alias Rost im Wasser gelöst, das sich dann auf unserem weißen Lack niedergelassenen hat. Mann, haben wir geschrubbt. Joshi und Joni waren auch am Start, aber die beiden Feuerwehr-Möchtegerns haben lieber den Spritzpart übernommen. Nach getaner Arbeit ging es dann an den leeren Hotelpool zum Abkühlen. Was kann man sich Besseres vorstellen? Die Nongsa Point Marina ist relativ neu, sauber, sicher, abseits und total leer. Wir treffen nur ein anderes bewohntes Boot, sieht man von den Crews der dicken Motoryachten ab. Auch im Hotel war keiner. Wir hatten die Anlage fast für uns. Teilen mussten wir nur mit der Crew von Rehua und einer großen Echse, die sich im Hotelpool pudelwohl gefühlt hat. Joni entdeckt das Springen und hüpft in einer nicht mehr enden wollenden Serie immer wieder ins Wasser. Joshi kneift, lässt sich aber zum Tauchen überreden. Endlich darf mal Wasser ins Gesicht.

Ganz klein zwischen den ganz Dicken

Nach unserem faulen Tag in der Marina klarierten wir gestern Morgen aus und begaben uns auf unsere 45 Meilen lange Reise, durch die wohl meist befahrene Schifffahrtsstrasse der Welt. Unser kleiner Bordcomputer hatte Mühe alle mehr als 1500 AIS Signale mit zu tracken. Es waren so viele, dass sie in manchen Bereichen der Straße gar nicht von einander aufzulösen waren. Wir entschieden uns, noch ein bisschen auf der indonesischen Seite dem Hauptfeld aus dem Weg zu gehen und der Küste entlang zu segeln. Das hatte auch den großen Vorteil, dass wir so der Tidenströmung, die anfangs noch gegen uns lief, weitgehend entkamen. Aber irgendwann mussten wir nun mal auf die andere Seite, wir wollten ja schließlich nach Norden. Wir fuhren deshalb parallel zu der dreispurigen Schifffahrtsstrasse und warteten auf einen günstigen Augenblick den Verkehr zu kreuzen. Wie Perlen auf einer Schnur fuhren in der Strasse Tanker, Container Schiffe und Schlepper. Einer Spur Richtung Westen, eine Richtung Osten und dazwischen befand sich die Tiefwasser Route für die ganz Großen. Zwischen den Schiffen flitzten die Schnellfähren und überraschenderweise auch einige lebensmüde Kanufahrer. Wir warteten bis der 330 Meter lange Tanker vorbei war, dann drehten wir nach Norden und arbeiteten uns bis an die Küste Singapurs. Wohl ein wenig zu nah, denn wenig später bekamen wir Besuch von der Coast Guard, die uns höflich auf die singapurianischen Hoheitsgewässer hinwies. Jaja, wir sind ja schon weg! Nur noch der second Link trennte uns von Puteri Habour. Wir bibberten, ob wir wohl unter der Brücke durchkommen würden. Sie hatte an ihrer höchsten Stelle nur 25 Meter Durchfahrtshöhe. Da auf der Seekarte hier jedoch eine Untiefe verzeichnet war, mussten wir weiter am Rand an einer weniger hohen Stelle hindurch. Aber am Ende war alles gut und wir tuckerten zwischen der großen Baustelle, auf der in Singapur Neuland generiert wird, und der neuen malaysischen Hochhaussiedlung nach Puteri Habour, genau richtig zum Sonnenuntergang.

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14.01.2019 -Nongsa Point Marina, Palau Batam, Indonesien

Zwischen Indonesien und Singapur

Schneller als erwartet

Da unsere Indonesien Visa in ein paar Tage auslaufen, haben wir keinen Zwischenstop mehr in Indonesien eingelegt. Um rechtzeitig ausreisen zu können, wollten wir ein bißchen Puffer haben, falls uns der entgegen kommende Wind und die See aufhalten würden. Was nicht so unwahrscheinlich erschien, hatten wir das doch gerade erst in Bawean erlebt. Ein bißchen schade ist es schon, die knapp 700 nm von Kumai auf einen Satz in unserem Kielwasser verschwinden zu sehen, es hätte noch unzählige Möglichkeiten gegeben. Letztendlich haben wir gerade mal 13 der über 18000 Inseln in Indonesien besucht. Eigentlich können wir kaum sagen, wir haben Indonesien besucht. Das Wenige, das wir gesehen haben, hat uns aber super gefallen, so dass wir es hier eigentlich noch Monate aushalten hätten können. Aber wir müssen ja unserem Ruf gerecht werden: “habt ihr eigentlich überhaupt irgendwo angehalten” haben wir schon öfter von anderen Cruisern gehört.

Die letzten beiden Tage ist Moya über die Wellen westwärts gefegt. Mit dem Nordwind war Rauschefahrt angesagt. Überraschend schnell waren wir dann schon heute bei Sonnenaufgang vor der Insel Batam, unserem vorerst letzten Stopp in Indonesien, so dass wir unsere Ausreise nun ganz relaxed angehen lassen können.

In den Fängen Singapurs

Schon vor der Einfahrt in die Riau Inselgruppe haben wir gemerkt, dass die Uhren hier etwas anders ticken als auf den restlichen Inseln. Wir schlängelten uns erst zwischen den großen Tankern und Containerschiffen hindurch, später kamen dann die Fischer dazu und schließlich die Schnellfähren, die in einem Affenzahn an uns vorbei rasten. Nachts blinkte es überall, der Himmel war nicht dunkel, sondern schimmerte. Als wir dann heute Morgen in die Marina abbogen, sahen wir Singapur schon in der Ferne. Auch am Steg war der Einfluss der erste Welt Stadt Singapur nicht zu verfehlen. Die Marina und das angeschlossene Hotel ist tiptop gepflegt. An den Schwimmstegen liegen mehrere dicke Motoryachten, dazwischen ein paar Segler. Drei Mann warteten beim Anlegen auf uns am Steg, um die Seile entgegen zu nehmen. Die Marina genügt allen westlichen Standards, mit Restaurant, Minimarkt, Wäscherei, Bootstankstelle und könnte so auch im Mittelmeer liegen. Auch die Preise sind utopisch für Indonesien, aber hier legen wohl kaum Indonesier an. Selbst der Boat Boy am Steg fragt anstatt nach indonesischen Rupien nach Singapur Dollars. Wir sind nun wohl wirklich zurück in der Zivilisation, mit all ihren An- und Unannehmlichkeiten.

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11.01.2019 -0°04 N, 108°56 O, Südchinesisches Meer

Zurück auf der Nordhalbkugel

Stille am Äquator

... das kennen wir schon von unserer ersten Äquatorüberquerung. Dieses Mal herrschte absolute Flaute und spiegelglatte See. Am Horizont türmen sich weiße Quellwolken und ein kleines Fischerboot zieht eine Schar weißer Vögel hinter sich her. Es ist richtig idyllisch. Getauft sind wir vier ja schon, deshalb bekommt Neptun bei unserer kleinen Äquatorparty nur ein Stückchen Kuchen und einen Schluck 5 Euro Apfelsaft - so viel zahlt man in Indonesien, wenn man Saft und kein Zuckerwasser trinken möchte. Für Neptun gibt es nur das Beste, denn er soll uns auch weiterhin so wohl gesonnen sein. Als der Capitano unseren Tribut zahlte, meinte Joshua “Aber Neptun ist doch am Himmel” - es dauerte kurz bis ich drauf kam, dass er den Planeten meinte. So gab es also neben unserer Feier noch einen Exkurs ins Weltall und zu den alten Griechen.

Nun sind wir also wieder auf der Nordhalbkugel, nach fast genau neun Monaten in der südlichen Hemisphäre. Ich wundere mich schon ziemlich, dass es erst neun Monate und ein paar Tage her ist, dass wir in Panama durch das Tor zum Pazifik und wenig später am 12. April letzten Jahres auf die Südhalbkugel gesegelt sind. So viel ist inzwischen passiert! Vielleicht ist unsere Rückkehr in “heimische Gefilde” am Anfang des Jahres ein guter Zeitpunkt das letzte Jahr Revue passieren zu lassen?

Recap 2018

Ich will es genau wissen und krame mein Notizbuch hervor:

  • Besuchte Länder: 15 (St. Vincent, Grenada, Venezuela, Curaçao, Kolumbien, Panama, Französisch Polynesien, Cook Inseln, Amerikanisch Samoa, Samoa, Tonga, Vanuatu, Papua-Neuguinea, Osttimor, Indonesien außerdem waren wir noch in den Hoheitsgewässern von Fiji und Australien)
  • Besegelte Ozeane und Meere: 3 + 7 (Atlantik, Karibisches Meer, Südpazifik, Korallenmeer, Salomonen See, Arafura Meer, Timor See, Indischer Ozean, Flores See, Java Meer)
  • Besuchte Orte + Inseln: 96 + 78
  • Gesegelte Meilen: 15359 nm (28444 km)
  • Durchschnittliche Geschwindigkeit: 4,9 Knoten
  • Nächte unter Segeln: 120
  • Nächte an Land: 3 im Bett + 5 mit Moya on the hard
  • Ganze Tage unter Segeln: 92
  • Ganze Tage an Land: 156
  • Davon Tage in der Marina am Steg: 16
  • Tage mit Auto: 9 gemietet + 1 mit Fahrer
  • Tage mit Crew an Bord: 33 (Nicole, Werner, Marlene, Kathi, Frank, Stefan, Mats, Adrian, Carli, Frank)
  • Stunden ohne Kinder: geschätzt ca. 24
  • Tage krank: Christian 7, Sabrina 10, Joni 3, Joshi 4
  • Sturmtage (<40kts): 3 auf See, 8 im Hafen
  • Squalls: unzählige, die meisten und heftigsten in Indonesien
  • Stärkster Wind: 60kt in Kolumbien und Indonesien
  • Große Defekte: 0
  • Kleinere Defekte: viele vom defekten Radio über kaputte Ladekabel bis hin zur gebrochenen Segellatte, die tropische Salzwasseratmosphäre ist eine echte Herausforderung für die Technik

Wow, so viele Tage waren wir auf See?! Das kam mir gar nicht so vor. Statistik ist wohl doch nicht alles.

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09.01.2019 -1°37 S, 109°40 O, Südchinesisches Meer

Gegen den Nordwestmonsun Richtung Singapur

Palmöl statt Wald

Die Palmöl Problematik hat mich nicht mehr losgelassen. Und je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr wird mir bewusst, wie weit das Problem reicht. Schaut Euch mal auf Google Earth Borneo von oben an! Wenn ihr ein bisschen näher ran zoomt, werdet ihr die rechteckigen Muster in unterschiedlichen grünen und brauen Tönen sehen. Das sind die Plantagen der Ölpalmen- und sie sind einfach überall. Selbst in Kumai nördlich des Sekonyer Flusses erstrecken sie sich über viele Kilometer, so dass die Orang-Utans dort nichts mehr zu fressen finden und über den Fluss in den Nationalpark gerettet werden müssen. Sie selbst schwimmen nicht. Kein Wunder, dass sich ihre Population stark verkleinert hat. Aber darüber schweigen in Kumai die Guides und auch vom Palmöl wollen sie nichts wissen. Es ist einfach neben dem Tourismus eine der wenigen Einnahmequellen der Menschen auf Borneo. Deshalb roden sie den Regenwald, verkaufen das Holz und bauen Ölpalmen an. Sie sind trotzdem arm und brauchen die Einnahmen. Natürlich sind die Orang-utans nicht die einzigen Leidtragenden der Regenwald Rodung. In Borneo gibt es viele Arten wie zum Beispiel den Nasenaffen, das vom Aussterben bedrohte Sumatra Nashorn, die Borneo Zwergelefanten und den Großteil der 15000 Pflanzenarten, die nur hier endemisch, also zu Hause sind und natürlich verlieren auch sie alle ihren Lebensraum. Von der verschmutzten Luft, die hier in Indonesien die traumhaft schönen Sonnenuntergänge macht, muss ich vermutlich gar nicht erst angefangen. Die Abholzung hier ist nicht vernachlässigbar, Borneo ist die drittgrößte Insel der Erde, hat die doppelte Größe von Deutschland und ist nach dem Amazonasbecken und dem Kongobecken das drittgrößte Gebiet mit Tiefland Regenwald und somit eine der Lungen unseres Planeten.

Ich kann nur jedem empfehlen einmal her zu kommen und sich den Regenwald und die Orang-utans anzuschauen. So ein Besuch ist nicht nur ein besonderes Erlebnis, sondern hilft auch dem Regenwald und den Orang-utans direkt, denn durch das Geld das wir bringen muss weniger Geld im Öl-Business verdient werden. Der Tanjung Puting Nationalpark ist auch noch einfach zu erkunden, denn Kumai hat einen kleinen Flughafen auf dem Flugzeuge von Bali, einer der Lieblingsinseln von uns Deutschen, landen. Majid und Co. holen die Flugzeug Touristen direkt von dort ab und bringen sie nach dem Dschungelabenteuer auch wieder dort hin, so dass man überhaupt keinen extra Organisationsaufwand hat.

Bevor wir aus Kumai starteten machten wir Moyas Tank wieder voll. In die Kanister kam ausschließlich teurer Diesel ohne “Bioanteil”, nicht das schwarze günstigere Biogemisch mit Palmöl. Auch sonst überlegen wir, wie wir die Palmöl Industrie am besten boykottieren können. Aber diese Aufgabe ist alles andere als einfach und erfordert nicht nur große Opfer, sondern ist in manchen Regionen wie Indonesien vermutlich nicht praktikabel. Man findet kaum Produkte ohne Palmöl alias Speiseöl. Neben den offensichtlichen Kandidaten wie Biodiesel, Schokolade, Cracker, Kekse, Nutella und Chips kann es sogar als Natrium Lauryl Sulfat in Zahnpasta, Shampoo und Cremes vorkommen. Schaut mal auf Eure Kekspackungen, wir fanden keine, die nicht Palmöl beinhaltete. Ein absolutes Boykott werden wir wohl nicht schaffen, aber das Bewusstsein ist definitiv da.

Entlang der Küste Borneos

Der Nordostpassat der Nordhalbkugel wird südlich des Äquators durch die Corioliskraft nach links abgelenkt und wird zum Nordwestmonsun. Deshalb kommt er nur nahe des Äquators auf der Südhalbkugel vor. Hier in Indonesien weht er im europäischen Winter, von November bis März, während der Wind im Sommer aus der entgegen gesetzten Richtung weht. Einige Segler verwenden ihn, um von Thailand und Malaysia nach Australien oder Neuseeland zu segeln, der Großteil segelt aber im Sommer Richtung Norden. Wir sind nun im Winter Richtung Norden, also entgegen der Windrichtung, unterwegs und müssen deshalb kreativ werden. Die meisten von Seglern beschriebenen Ankerbuchten sind nichts für uns, da sie gegen südöstliche Winde geschützt sind. Wir betreten mal wieder Neuland.

Entlang der Inselkette von Nusa-Tenggara verfolgten wir die Strategie uns in Tagesetappen von Bucht zu Bucht zu hangeln, immer gerade dann, wenn der Nordwest gerade eine Pause macht. Zum Glück weht er weniger konstant als sein südöstlicher Bruder. Für die Passage Bali Borneo wollten wir mit halben Wind segeln und haben uns, um einen besseren Windwinkel zu erzielen, hinter der Insel Madura versteckt. Im Prinzip war das die richtige Strategie, trotzdem hat es dann nicht ganz gereicht in Kumai heraus zu kommen, da der Wind anstatt wie vorhergesagt aus West aus Nordwest blies und die starke Strömung uns nach Osten versetzte. Von Kumai aus segeln die meisten Cruiser erst nach Westen und dann nach Norden, um sich die Inseln Belitung, Bangka und die Lingga Inseln anzuschauen. Diese Route würde für uns 600 Meilen Gegenwind bedeuten, deshalb entschieden wir, uns an der weitgehend unbewohnten Küste Borneos nach Norden zu hangeln. Direkt an der Küste reduziert sich die nach Süden gerichtete Strömung und die sonst nördlichen Winde drehen nach Westen. Neben den vor der Küste vor Anker liegenden Frachtschiffen, die mit Holz und Ölfrüchten beladen werden, und den vielen Fischern gibt es hier nur Wildnis. Das Wasser ist braun gefärbt durch Borneos Flüsse, die in den Ozean münden. Die vielen kleinen Inseln sind grün, bewaldet mit unberührtem Regenwald.

Wir arbeiten uns seit Dienstag langsam an der Küste entlang, Henry muss zwar relativ oft ran, manchmal reicht es aber auch zum Segeln. Tatsächlich hatten wir heute sogar Unterstützung von einem Squall, der seitlich an uns vorbei zog und guten Segelwind brachte. An der südwestlichen Ecke Borneos brachte uns unsere Umarmung mit der Küste sogar Strömungseffekte, die die südliche Strömung umkehrten, und uns so mit Extraschub versorgten. Bisher scheint unsere unkonventionelle Route ein guter Weg zu sein, Richtung Norden voran zukommen.

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06.01.2019 -Camp Leakey, Tanjung Puting, Kalimantan, Indonesien

Auf dem Sekonyer Fluss durch den Regenwald

Braunes Gold aus Kumai

Im Morgengrauen erreichten wir die geschützten Gewässer des Kumai Deltas. Das Wasser dort ist an vielen Stellen flach, zu flach für Moya, und unsere Seekarten sind mal wieder viele Meter verschoben und deshalb für die Navigation alles andere als gut geeignet. Erschwerend kam hinzu, dass das Wasser des Kumai Flusses die Farbe von Coca Cola hat. Kurz vor Niedrigwasser alles nicht optimal, trotzdem waren wir nicht im Blindflug unterwegs, denn vor uns war ein Schlepper den Fluss hinauf gefahren. Der Capitano war geistesgegenwärtig genug, seinen AIS-Track aufzuzeichnen, so dass wir nur noch den Wegpunkten folgen mussten.

Auf dem Fluss kamen uns immer wieder mittelgrosse Frachtschiffe und viele viele Schlepper entgegen, die mit Seilen riesige Flöße beladen mit kleineren braunen Gebirgsketten hinter sich her zogen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was das ist. Erst nach ein wenig Recherche begriff ich heute, wie traurig diese Flöße eigentlich sind. Die braunen Berge bestehen aus den kleinen Früchten der Ölpalmen, die für die Produktion von Palmöl gebraucht werden. Die größten Herstellernationen von Palmöl sind Malaysia und Indonesien, die in den letzten Jahren ihre Produktivität vervielfachten. Um neues Land für die Ölpalmenplantagen zu generieren, wurde der Regenwald gnadenlos gerodet. Bizarr - wenn man bedenkt, dass neben Rapsöl, Palmöl unserem europäischen Biodiesel beigemischt wird, für „eine bessere Ökobilanz“. Regenwaldrodung mit Ökosiegel also - das ist zum verrückt werden!

Auf dem Sekonyer Fluss zu den Orang-Utans

Neben den bekannten Problemen, die mit dem Verschwinden des tropischen Regenwaldes einhergehen, wird auch der Lebensraum der Orang-Utans verringert, so dass ihre Population seit Jahrzehnten sinkt. Um die „Wald (utan) menschen (orang)“ besser zu verstehen und sie zu schützen, wurde schon 1971 die erste Forschung- und Rehabilitationsstation im späteren Tajung Puting Nationalpark eingerichtet. Mittlerweile gibt es einige dieser Stationen an vielen Orten Borneos. Damit die Tiere überleben, werden sie dort gefüttert, kleine Affen großgezogen und später wieder ausgewildert. Trotzdem gibt es nur noch zwischen 15.000 und 40.000 Borneo Orang-Utans, die Sumatra Art ist vom Aussterben bedroht.

Wegen den Waldmenschen waren wir nach Borneo gekommen. Auch wenn man sie hier zwar in freier Wildbahn, aber großteils nur an den Futterstationen stehen kann, wollten wir uns unsere nahen Verwandten gerne anschauen. Als wir das Hafendorf Kumai erreichten, war unser Anker noch nicht ins Wasser gefallen, als ein kleines Speedboot auf Moya zuhielt. An Bord winkte Majid und führte uns zur besten Ankerstelle. Majid war natürlich nicht nur deshalb zu uns herausgefahren, sondern auch, um Geschäfte mit uns zu machen. In der Regenzeit herrscht auch bei den Organ-Utan Touristen Nebensession, so dass Moya alleine im Fluss vor Anker lag und die meisten von Majids neun Klok Toks, der African Queen style Hausboote, an den Stegen vertäut lagen. Majid hatte Zeit, und trank erst einmal einen Kaffee mit uns, bevor er uns höflich seine Tour Optionen aufzählte. Wir entschieden uns für eine Tour, bei der man drei der Rehabilitation Stationen besucht und eine Nacht an Bord eines Hausboots im Dschungel übernachtet - und wurden nicht enttäuscht.

Schon am nächsten Tag ging es los. Morgens wurden wir direkt mit dem Klok Tok bei Moya abgeholt. An Bord waren neben Majid, der die Tour nur ausnahmsweise zum Spass als Guide machte (normalerweise hat er seine Jungs), der Fahrer, eine Köchin, ein Maschinist und der Kanadier Will, der spontan einen Tag mitfahren wollte. Ein Boat Boy blieb bei Moya, um aufzupassen. Während so eine Tour in vielen anderen Ländern unbezahlbar wäre, können wir uns das in Indonesien leisten, 400€ kostete der Spaß für uns alle zusammen, inklusive Eintrittsgelder, Essen und Trinken. Mit dem an Bord kommen, konnten Christian und ich uns zurück lehnen und relaxen. Die Kinder fanden das Hausboot super, denn an Deck waren zwei große Matratzen ausgebreitet auf denen sie hervorragend herumtoben konnten. Nachts wurden die Matrazen dann mit Fliegennetzen zu Himmelbetten umgebaut, so dass wir auf dem Fluss Mitten im Dschungel übernachten konnten. Mit Anbruch der Dunkelheit wurden die Dschungelgeräusche lauter, wir hörten Zirpen, Rascheln, Rauschen, Quaken und vieles undefinierbare. Morgens wurden wir vom Gebrüll der Nasenaffen geweckt, die neben uns in den Bäumen spielten. Insgesamt sahen wir überraschend viele Tiere unterwegs auf dem Fluss und bei den insgesamt drei kleinen Wanderungen am Tag und einer Nachtwanderung durch dem Dschungel: Taranteln, Gekos, Glühwürmchen, Langnasenaffen, Gibbons, Makaken, Wildschweine, Kingfisher, Riesenameisen, Stabheuschrecken, Schmetterlinge in allen Farben und natürlich auch die Orang-utans.

Treffen mit unserer roten Verwandtschaft

Vom Kumai Fluss bogen wir ab in einen Seitenfluss, den Sekonyer Fluss. Es ist wesentlich schmäler aber genauso kaffeebraun, rechts und links ragen Palmen und andere Bäume ins Wasser. In der Mitte des Flusses kamen uns immer wieder kleinen Pflanzeninseln entgegen. Wir schmunzelten über die blaue Verkehrsschilder an den Flussbiegungen, die dem Flussverlauf mit weißen Linien abbilden. In Indonesien sind Verkehrsschilder absolute Mangelware, noch seltener sind eigentlich nur noch Ampeln. Aber hier, wo man ganz sicher nicht verloren gehen kann, ist der Weg exzellent ausgeschildert. Während das Klok Tok dem Fluss hinauf tuckerte wurden wir bekocht mit indonesischen Köstlichkeiten. Wir machten noch einen kurzen Abstecher in ein Dorf und waren dann um kurz nach 15 Uhr auf dem Weg zur ersten Rehabilitations-Station. Auf Plattformen warteten dort schon aufgeschnittene Ananas darauf, dass die roten Menschenaffen kommen würden und davor noch ungefähr 30 Touristen. Die meisten waren bewaffnet mit riesigen Kameras, anschlagbereit, falls ein roter Zottel zwischen den Bäumen hervorlugt. Die Park Ranger saßen daneben und riefen immer wieder in den Wald hinein, um die Orang-Utans anzulocken. Ich bin mir zwar nicht so sicher, ob das half und denke das Rufen war eher kontraproduktiv.

Nichts regte sich und nach einer halben Stunde schon gaben die ersten auf und wanderten zu ihren Klok Toks zurück. Die Regenzeit ist auch Früchtezeit, deshalb finden die roten Zottel ihr Essen einfach im Wald und haben manchmal keine Lust auf Touris. Nach einer Stunde war immer noch nichts zu sehen. Wir waren mittlerweile mit Will und den netten Österreichern Kathi und Harry allein. Da raschelte es, die Äste bewegten sich und eine Orang-Utan Dame mit Baby kam langsam durch die Bäume geklettert. Wenig später kamen noch weitere insgesamt acht Weibchen, ein Männchen und drei Babies an die Futterstelle. The Show was ours! Es war umwerfend zu sehen mit welcher Kraft sich die Tiere mühelos durch die Bäume schwangen. Eine Hand blieb fast immer am Baum, auch wenn sie auf die Plattformen herunter kamen. Man sah Ihnen an, dass sie gegen ihre Instinkte arbeiteten, wenn sie Früchte vom Boden einsammelten. So schnell wie möglich wollten sie wieder in die sicheren Bäume hinauf. Wenn sie aber auf den Plattformen standen, war unsere Verwandtschaft unverkennbar. Für mich sahen sie aus wie Menschen mit zu langen Armen und roten Zotteln. Auch die Bewegungen waren denen von Menschen ähnlich: wie sie die Früchte aufhoben, mit dem Mund hielten, um beim Klettern die Hände frei zu haben, oder wie das Babyäffchen seiner Mutter das Obst hinhielt. Orang-Utans sind Einzelgänger, das Männchen bleibt nicht beim Weibchen und es gibt auch unter den Weibchen nur wenig Gruppenbildung. Nur die Jungaffen bleiben bei ihren Mütter bis sie sieben Jahre alt sind. Vermutlich kommunizieren sie deshalb wenig. Obwohl zwölf Tiere an der Fütterungsstelle waren, hörte man nichts. Interessant fand ich, dass die Tiere uns meist ihren Rücken zudrehten, als ob sie genervt sind, Zuschauer beim Essen zu haben. Manchmal sahen wir ihre Gesichter trotzdem, das war dann besonders toll, denn die Mimik ähnelt der unseren auch.

Auch heute hatten wir Glück, an beiden Camps sahen wir je zwei Orang-Utans. Diesmal mit mehr Publikum, maschinengewehrähnlichen Fotografiergeräuschen und traurigerweise Biltzlichtgewitter, was die Tiere ganz offensichtlich störte. Auch der Gibbon, der sich einige der Bananen klaute, wurde schnell von den Blitzen vertrieben. Die Lernkurve von einigen Homo Sapiens scheint eindeutig flacher zu verlaufen, als bei unserer roten Verwandtschaft. Der kurze Besuch des Gibbon war trotzdem super, viel schneller und akrobatischer als die Orang-Utans war er unterwegs und ist geradezu durch die Luft gesegelt, so als ob es für ihn keine Schwerkraft gäbe.

Nach einem langen Tag sind wir eben mit vollen Bäuchen wieder bei Moya abgesetzt worden und finden, unser Treffen mit den Orang-Utans war ein großartiges Erlebnis.

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11.01.2019:
Kommentar fromDody
Oh, dass sie fuer die Birds-Nests jetzt auch kuenstliche Gebaeude schaffen wusste ich nicht! In Thailand - und meines Wissens auch Malaysia - werden (wurden) die in den Hoehlen gesammelt die meist am Meer liegen, ein ziemlich gefaehrliches Unternehmen bei dem es haeufig zu Todesfaellen kommt (naja, kam!).
03.01.2019 -3°51,8' S / 112°33,2' O, Java Meer, Indischer Ozean

2018 endet glamourös, 2019 startet heftig

Fotoshooting wie mit Rock Stars auf Bawean

Trotz des starken Winds in der Ankerbucht und der an ihrer Kette rüttelnden Moya wollten wir unsere Beine zum Jahresende noch einmal in Schwung bringen. Die Jungs brauchten Auslauf und den Capitano packte die Entdeckungslust. Bei Sonnenuntergang balancierten wir in einer Regenpause ins Dingi und waren im Nu mit Rückenwind über die Wellen bis an den Anleger des Dorfes gesurft. Ein Fischer war auch noch dabei sein Boot zu vertäuen. Er sprach kein Englisch, was ihn aber nicht davon abhielt uns beim Anlegen zu helfen, uns danach den besten Ort zu zeigen, wo Tilly nicht von Wind und Wellen unter den Holzsteg gedrückt wurde, und uns dann seinen Roller anzubieten, um ins Dorf zu fahren. Joshua kriegen keine 10 Pferde auf ein Moped und wir wollten ja ohnehin laufen, also ging es per Pedes aus dem Hafengelände. Wir kamen nicht weit, schon nach wenigen Meter, kamen die ersten bekopftuchten Frauen, die gerne ein Selfi mit den Jungs wollten. Bawean ist eine muslimische Insel und offensichtlich wenig touristisch, obwohl die bergig, grüne Insel mit den vorgelagerten Riffen bei besserem Wetter bestimmt wunderschön ist. So waren wir hier die absolute Attraktion.

Fast jeder begrüßte uns mit dickem Grinsen und „Hello Mista“. Immer wieder kamen Roller mit neugierigen Fahrern vorbei, die grade eben schon einmal an uns vorbei getuckert waren. Wir kamen an einer Sylvester Party vorbei, wurden mit einer Mischung aus Englisch und Bahasa Indoneasia begrüßt und nach den obligatorischen Selfies auch gleich eingeladen mit zu feiern. Verlockend, aber wir hatten Hunger und setzten unsere Suche nach etwas Essbarem fort. Auch Indra, ein hübsches 16 jähriges Mädchen, sprach uns an. Englisch ist ihr Lieblingsfach in der Schule und man sah ihr die Aufregung richtig an mit der sie sich mit uns unterhielt und uns später ihr Zuhause und ihre Familie vorstellte. Dann trafen wir Lena, die gerade mit dem Roller unterwegs war. Sie hielt an, fragte, ob wir Hilfe brauchten und ließ dann einfach ihr Gefährt stehen, um uns zum Dorfplatz mit den Essensständen zu begleiten. Lena ist auf Bawean Englischlehrerin, während ihr Mann und ihre drei Kinder auf Java leben. Sie waren gerade zu Besuch und natürlich kamen sie wenig später dazu, um uns Touris zu sehen. Lena organisierte unser Essen, Baskso, gebratener Reis, frittiertes Hähnchen, Eistee und gefüllte Pfannkuchen. Unser Sylvesterdinner kostet umgerechnet unglaubliche 4 Euros. Ich war skeptisch wie unsere Mägen das Essen wohl verkraften würden, aber meine Zweifel waren unbegründet.

Während wir auf den schmalen Holzbänken saßen und aßen, kamen immer wieder neue Menschen, die sich gerne mit uns fotografieren lassen wollten. Manchmal fragten sie, manchmal stellten sie sich einfach dazu und drückten ab. Es muss hunderte von Fotos von diesem Abend auf Handys von unbekannten Menschen von uns geben. Scary! Und warum? Am Ende kam sogar noch der Polizeichef der Insel und begrüßte uns.

Spätestens seit Venezuela bin ich in fast jedem Land aufs Neue tief beeindruckt von der Herzlichkeit und Offenheit der Menschen, auf die wir vor allem abseits der touristischen Zentren trafen, wo die Dollarzeichen noch nicht in den Augen der Leute leuchten. Und jedes Mal frage ich mich wieder warum das Klischee der genauen, gewissenhaften aber auch ernsten, grimmigen und steifen Deutschen halt doch oft ein bißchen stimmt. Wo wird einem denn schon in Zentraleuropa ernsthaftig auf der Straße von Unbekannten Hilfe angeboten, ganz zu Schweigen von einer Einladung zur Neujahrsfeier? Zumindest ich bekam auch schon irritierte Gesichter als Antwort auf ein Lächeln auf der Straße in europäischen Städten. Das ist zum einem wirklich schade, zum anderen schätzen wir aber unsere Erfahrungen dadurch umso mehr.

Der Wind trieb uns zurück an Bord. Gegen den Wind und die Wellen durch die Bucht wurde mit Tilly zum nassen Abenteuer. Obwohl es nicht regnete, waren wir alle bis auf die Unterhose durchnässt als wir wieder an Bord standen. Dann warteten wir auf das neue Jahr, klassisch mit Spielen und Dinner for One. Ein kleines Feuerwerk gab es dann auch, abgeschossen vom über Bord hängenden Besenstiel. Zum Glück hatten wir auch eine Wunderkerze, denn der Wind fegte jede andere Flamme sofort aus.

Bali - Borneo: eine unserer härtesten Passagen

Andere Segler beschreiben diesen Teil ihrer Reise oft mit Leichtwindsegeln und Motorsegel wegen Flaute. Bei uns war das ein klein wenig anders. Anstatt im Sommer mit leichten südöstlichen Winden zu segeln, kämpften wir direkt gegen den Nordwestmonsun, die Wellen und die Strömung. Die entgegen rauschende See war teilweise beträchtlich, so hoch, dass ich auf der Luvseite stehend nicht mehr über die Wellenkämme schauen konnte. Es war nach Kolumbien unsere höchste See, nur dieses Mal von schräg vorne, anstatt von achtern, was das vorankommen schlichtweg ungemütlich machte. Selbst mit unserer starken Maschine kommt man unter diesen Bedingungen nur noch sehr langsam voran - wir versuchten es in den Windpausen zwischen den Gewitterzellen immer wieder. Um vorwärts zu kommen, mussten die Segel raus und der Sturm abgewettert werden.

Die Squalls und Gewitterzellen hier sind so stark wie wir sie bisher noch nirgends erlebt hatten. Aus dem Nichts entstand gestern Nacht eine Monsterzelle mit 15 bis 20 Meilen Durchmesser und über 50 Knoten Wind - fast Orkanstärke! Im Anfangsstadium gingen wir ins dritte Reff und waren einmal mehr froh über die Stärke unseres Riggs und Moya, die anstatt zu stampfen, großteils elegant über die Brecher glitt. Mit über 7 Knoten fegte sie trotz der Wellen Richtung Norden. Natürlich war im Schiff nichts mehr da wo es hin gehörte, alles was nicht niet- und nagelfest war purzelte herum. Bei über 30° Lage fliegen dann auch schon mal die Becher aus den sonst sicheren Halterungen. Auch gestern jagten die Squalls einander. Meist schrammten wir am Rande vorbei. Manchmal mussten wir durch, was von beiden eintraf, wussten wir immer erst hinterher, da die Wolken sich in minutenschnelle bilden und verändern. Die Segel blieben in den Pausen sicherheitshalber gerefft, auch wenn wir dann langsamer voran kamen.

Bei diesen Bedingungen konnten wir trotzdem nicht mehr mit kochendem Wasser hantieren, deshalb gab es Hefezopf und frisches Brot, die ich noch vor der Abfahrt gebacken hatte. Abgespült habe ich nachts um 3 Uhr, weil ich ohnehin wach war und weil es gerade eben ging nach dem letzten Squall. Die Kinder sind natürlich alles andere als begeistert, weil Spielen nur sehr eingeschränkt möglich ist, und seit einen Salzwasserspritzer durchs offene Fenster auch noch unser Radio die Biege gemacht hat und nun selbst Hörbücher out sind. Da muss dann auch mal das iPad helfen, aber das geht eben auch nicht den ganzen Tag. Alle freuen sich also aufs Ankommen.

Heute nacht nutzen wir die Winddrehung nach Norden, um ein bißchen westwärts zu segeln. Wir hatten bei dem NW Wind das NNW gelegene Kumai nicht anhalten können und müssen jetzt zusätzliche 100 Meilen westwärts segeln. Das ging ganz gut, bis zu dem nächsten heftigen Squall, der die Winde wieder komplett durcheinander brachte und uns auf der Stelle hin und her zu fahren ließ, ohne eine Meile voranzukommen. Im Morgengrauen kamen wir heute an der Küste Borneos an. Momentan herrscht im Schutz der Insel weitgehende Ruhe (vermutlich die vor dem Sturm), so dass Henry gerade arbeitet. Bis Morgen früh sollten wir es trotzdem bis in den Kumai Fluss, unserem Ziel, geschafft haben.

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31.12.2018 -Sangkapura, Bawean, Indonesien

Eigentlich wollten wir ja Sylvester dieses Jahr zwei Mal feiern...

„Die Uhr am richtigen Zeitpunkt eine Stunde zurück stellen, schon können wir zwei Mal ballern“, dachten wir als wir in Bali den Anker aus dem Wasser zogen. Seither haben wir drei weitgehend schlaflose Nächte hinter uns und haben wieder einiges zu erzählen:

Ein Lichtermeer in der Madura Bucht

Gestartet sind wir auf unsere Sylvester Passage ganz gemächlich, unter Segeln mit Wind aus Süden. Da der Nordwestmonsun um diese Jahreszeit durch die Javasee westwärts fegt, bogen wir von Bali aus nicht Richtung Norden ab, sondern entlang weniger befahrener Wege nach Westen. Wir segelten im Schutz der Insel Madura, entlang der Nordostküste Javas. Und tatsächlich funktionierte unsere Idee eigentlich ganz gut, ohne Gegenwind und Welle fuhren wir langsam Richtung Surabaya. Vor der großen Hafenstadt ist die Madura Bucht so flach, dass sie eine natürliche Sackgasse für große Schiffe darstellt. Dicke waren hier also nicht zu erwarten, aber dafür hatten wir es mit hunderten kleiner Fischerboote und Fischerbojen zu tun. Manche der Boote waren beleuchtet wie Christbäume, andere wiederum hatten nur ein kleines Lämpchen, so dass man sie erst kurz vorher in der Dunkelheit erkennen kann. Dazwischen lagen zusätzlich noch teilweise beleuchtete Bojen, an denen die Fischer anlegen. In der Bucht darf nicht geankert werden, da sie früher vermintes Gebiet gewesen ist und man auch heute nicht so richtig weiß, ob da nicht noch die ein oder andere Mine übrig geblieben ist. Für uns bedeutete das, dass wir Moya durch ein Lichtermeer manövrierten. Anstatt im Cockpit zu sitzen und alle 10 Minuten einen Rundumblick zu machen, war die ganze Nacht höchste Aufmerksamkeit gefordert. Spätestens nach der zwanzigsten Kursänderung hatte ich wirklich keine Lust mehr, aber das half auch nicht weiter.

Von Barrieren und Kamikazetankern

Unser Timing war dieses Mal nicht wirklich gut, wir erreichten den flachen Teil der Bucht kurz nach Sonnenuntergang. Eigentlich sollten laut Seekarte Tonnen den Weg bis nach Surabaya markieren, aber in der Realität war von der Tonnenstrasse nicht mehr viel übrig. Ankern konnten wir nicht, beidrehen war wegen der südöstlich laufenden Strömung in der Bucht auch keine optimale Lösung, somit hatten wir die Wahl zwischen die Nacht über Kreise drehen oder nach einem Weg in die Stadt zu suchen. Unser Radargerät hat uns schon öfter in solchen Situationen gerettet, so war das auch dieses Mal. Wir fanden das Überbleibsel einer grünen Tonne, ohne Topzeichen, aber genau dort wo sie laut Seekarte hätte sein sollen. Von hier aus sahen wir in der Ferne ein rotes Blinkelicht. Wie sich herausstellte, war das eine neue rote Tonne, die auf unseren Seekarten nicht verzeichnet war, alle weiteren Tonnen gab es nicht mehr. Trotzdem sahen wir viele längliche Echos auf dem Radarschirm. Wir hatten keine Ahnung, um was es sich dabei handelt, vor allem weil diese Barrieren teilweise bis ins Fahrwasser hineinreichten. Zu zweit, einer am Ausguck, einer am Radar, brauchten wir die ganze Nacht bis wir im Morgengrauen Indonesiens größte Brücke erreichten, die die Insel Madura mit Java verbindet. Wir erkannten nun auch, dass die länglichen Echos Zäune mit Netzen sind, die die Fischer hier einfach überall aufgestellt hatten. Mit dem ersten Tageslicht, kamen die auch wie die Ameisen aus ihrem Hügel gekrabbelt und legten ihre Fischernetze aus. Dabei war es ihnen auch ziemlich gleichgültig, ob sie uns mit ihren Netzen den Weg abschnitten. Ein solches Netz im Propeller kann ein Schiff wie Moya manövrierunfähig machen, deshalb hatten wir keine andere Wahl als abenteuerliche Schlaufen zu fahren. Kurz vor der Brücke hielten wir die Luft an, Moya war so groß und die Brückenhöhe erschien so gering. Konnten das wirklich 35 Meter sein? Doppelt so hoch wie unser Mast sah das wirklich nicht aus, aber wir passten zumindest ohne Probleme durch. Auf der anderen Seite wartete der Militär- und Industriehafen von Surabaya mit vielen dicken Ankerliegern, aber auch Frachtverkehr. Vor Anker waren mir die Großen wesentlich lieber, denn auf dem Wasser dampften sie in vollem Tempo rücksichtslos durch das Fahrwasser. Um Haaresbreite wäre ein kleiner Fischer über den Haufen gefahren worden. Anstatt den Kurs anzupassen oder zu bremsen, hupte der Frachter nur. Später segelten wir, um die Berufsschiffe nicht zu stören außerhalb des Fahrwassers, als auch wir zwei Mal im Abstand von weniger als einer Moya Bootslänge passiert wurden. Einer der Beiden, ein Gastanker, fuhr bei dieser Aktion noch fast auf ein Riff. Obwohl wir ganz an der Steuerbordseite des Fahrwassern waren, wollte er uns unbedingt an Steuerbord passieren. Als einzige Erklärung fällt mir ein, dass die Indonesier den Linksverkehr ihrer Straßen auch auf ihren Schifffahrtsstrassen betreiben - ganz im Gegensatz zu den Schifffahrt Kollisonsverhütungsregeln.

Von Ölförderunsplattformen, Gegenwind und Gewitterstürmen

Trotz des Gegenwindes der uns erwartete, war ich froh, als wir die Schifffahrtsstrasse hinter uns lassen konnten und Abstand zwischen uns und die Kamikazetanker brachten. Der Wind kam aus WNW, genauso wie die beträchtlichen Wellen, zudem erschwerte uns ein nach Osten gehender Strom Kurs zu halten. Anstatt nach NNW schafften wir gerade einmal nach NO zu segeln. Wir kreuzten und kämpften, Moya machte Lage, so hart am Wind. Bei Sonnenuntergang setzten dann die Gewitter ein, 40 Knoten Sturmböen, sich türmende See, Starkregen und Blitze in allen Richtungen. In all dem Chaos blinkte es dann auch noch. Das Abendessen wurde erst einmal auf Eis gelegt, bis wir an den Ölförderstationen vorbei waren und Moya einen einigermaßen akzeptablen Kurs gefunden hatte. Die Gewitter wechselten sich die gesamte Nacht hindurch mit Flauten ab. Manchmal entstanden die Gewitterzellen regelrecht über unseren Köpfen. Wo eine halbe Stunde vorher im Umkreise von vielen Meilen noch kein Regenecho auf dem Radar zu sehen war, kübelte, blitze und wehte es wie aus dem Nichts. Das Vorankommen war zäh, es gab zu viel oder zu wenig Wind und natürlich unzählige Ein- und Ausreff Manöver.

Ciao 2018

Müde entschieden wir heute Morgen eine Erholungspause einzulegen, um 2018 nicht mit dieser anstrengenden Passage abschließen zu müssen. Besser einmal feierlich ins neue Jahr kommen, als zweimal durchs Schiff hangelnd.

Wir wünschen Euch eine großartige Feier heute Nacht und einen entspannten Start ins neue Jahr 2019. Wir freuen uns schon drauf.

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31.12.2018:
Kommentar fromAdolf Korte
Euch auch ein frohes "Neujahr", einen guten Rutsch , alles Gute für Crew und Schiff in 2019 und eine glückliche Weiterreise , Adolf
28.12.2018 -Lovina, Bali, Indonesien

3 Tage Bali mit Kindern

Mit geschmierten Broten und geschnittenem Obst starteten wir von Lovina aus hinauf in die Berge. Strand und Schnorcheln hatten wir die letzten Wochen genug gehabt und nach Tiu Kelep auf Lombok lockten uns auch die Wasserfälle nicht sonderlich. Um den schlimmsten Touristen Massen zu entgehen, entschieden wir auch Pura Tanah Lot, Pura Uluwatu und den Monkey Forest auszulassen, die auf der Bucket List der meisten Bali Touris ganz oben stehen.

Pura Ulun Danu Bratan

Bei unserer Tour nach Denpasar vor Weihnachten hatten wir Pura Ulun Danu Bratan schon vom Auto aus gesehen. Der Tempel liegt hoch in den Bergen, am See Bratan. Die vielen Autos, Motorräder und Busse auf dem Parkplatz schreckten uns zwar ab, aber wo wir nun einmal da waren, wollten wir nicht wieder umdrehen. Wir bezahlten 5000 Rupien für den Parkplatz und 100000 Rupien (ca 7 Euro) für die Tickets, dann gingen wir auf das Tempel Gelände. Es nieselte, aber nicht lange, kaum waren wir drin machten die Wolken ihre Schleusen so richtig auf. Wir joggten von einem Unterstand zum nächsten durch die schön angelegte und in rot und gelb bepflanzte Tempelanlage. Der Haupttempel befand sich auf einer Insel im See, der mit den vielen schwarzen Dächern und Bergen im Hintergrund unter anderen Umständen bestimmt ein herrliches Fotomotiv abgegeben hätte. Pura Ulub Danu Bratan zählt zu den wichtigsten Tempeln auf Bali und gehört deshalb nicht einem bestimmten Dorf, sondern allen Balinesen. Der Wassertempel wurde schon im 17 Jahrhundert zu Ehren der Göttin Dewi Danu errichtet. Die hier abgehaltenen Zeremonien sollen die Wasserversorgung der Bauern sichern. Auf dem Tempelgelände gibt es neben den klassischen hinduistischen Statuen, viele Tierfiguren, die wir etwas bizarr, die Kids aber toll fanden. Außerdem ist da ein Spielplatz, der für die Jungs aber leider ins Wasser gefallen war. Das schlechte Wetter vertrieb uns aus den Bergen, hinab in die Reisfelder. Vorher hielten wir aber noch einmal kurz an, denn so viel konnte es gar nicht regnen, dass wir nicht für Erdbeeren angehalten hätten.

Reisterrassen von Jatiluwih

Durch das Labyrinth der kleinen chaotischen Sträßchen ging es hinunter, bis wir an einem kleinen Häuschen angehalten wurden. Wer weiter fahren wollte, musste bezahlen. Die Reisterrassen waren noch nicht in Sicht. Etwas irritiert bezahlten wir 80000 Rupien Wegzoll und auch gleich die Parkgebühren, schlängelten uns um einige Kurven und befanden uns dann in den Terrassen. Fast alle Terrassen waren gerade mit Wasser gefüllt oder wurden umgegraben, da der weisse Reis vor einigen Tagen geerntet worden war. Nur ein paar wenige Felder waren schon mit Setzlingen bestückt oder waren noch voll von den satten grünen Pflanzen. In einigen Wochen werden die Terrassen wie grüne Wiesen aussehen. Momentan wird der rote, nährstoffreiche Reis angepflanzt, der viel Wasser braucht und nur in der Regenzeit wächst. Da es schon relativ spät war, wählten wir den kleinen Rundgang, spazierten eine 2 km Runde durch die Reisfelder, schauten den Bauern bei der harten, großteils manuellen Arbeit zu und ließen uns den Reisanbau erklären. Am Wegrand gab es für die Kids Wippen aus Bambus und aufgehängte Bambusrohre, auf denen die Jungs mit den Klöppeln eifrig Musik machten.

Pura Luhur Batukaru

Nur 10 Autominuten von den Reisterrassen liegt der Bergtempel Luhur Batukaru im Wald. Er zählt zu den heiligsten Tempeln von Bali, deshalb ist nicht nur ein Sarong absolute Voraussetzung für den Eintritt: Dass menstruierende Frauen Tempel nicht betreten dürfen, hatten wir schon in den Bergen gesehen, aber Luhur Batukaru darf zudem nicht von Kindern besucht werden, die noch ihre ersten Zähne haben und von Frauen, deren Kinder noch keine Zähne haben. Kein Witz! Joni und Joshi mussten draußen warten, während erst Christian und später ich uns einen Sarong an der Tempelkasse liehen, 20000 Rupien Eintritt bezahlten, und dann durch das Gelände streiften. Der Tempel war hübsch geschmückt mit weißen und gelben Tüchern und Schirmen, er sah toll aus im letzten Sonnenlicht. Von innen kam klingeln und fremdartige Klänge und wenig später nach der Zeremonie, Männer, die Musikinstrumente trugen und traditionell gekleidete Frauen. Vor dem Tempeltor spielten sie Musik und tanzten, so dass die Jungs doch noch was zu gucken hatten. Außer uns waren nur noch zwei andere Touristen da.

Übernacht in Ubud

Bei Dunkelheit kamen wir im Zentrum von Ubud an, dort hatten wir von den Reisterrassen aus ein Apartment gebucht. Ubud wird mit seinen zahlreichen Künstlern und Galerien das kulturelle Zentrum Balis genannt, trotzdem schafften wir es gerade mal die Strasse hinunter, um etwas zu essen, bevor wir ins Bett fielen. Und das obwohl das Gusti Apartment nur 10 Gehminuten vom Ubud Palast liegt, perfekt um die Gegend zu erkunden und sich ins Nightlife zu stürzen. Das Haus hat einen tollen, schön bepflanzten kleinen Garten mit vielen Schreinen, Statuen und Pool. Am Morgen gab es ein hervorragendes Frühstück und teuer war es auch nicht, trotzdem waren wir die einzigen Gäste. Gut für uns, dann störte sich wenigstens keiner am wilden Getobe und Geschrei der Jungs, die den Pool schon vor dem Frühstück eroberten. Die zweite Übernachtung nutzten wir besser, wir schlenderten abends noch durch die belebten Strassen, aßen Eis und ließen uns von den traditionellen Tänzen verzaubern. Die Vorstellung im Ubud Palace war so gut, dass selbst die Kids 90 Minuten gespannt zuschauten und wie angewurzelt sitzen blieben.

Goa Gajah

... wird auch Elefantenhöhle genannt. Bereits am Parkplatz steht ein Steinelefant und begrüßte unsere begeisternden Jungs nachdem wir die nervigen, aufdringlichen, nicht locker lassenden Verkäuferinnen abgeschüttelt hatten. Die erzählen dann auch schon mal Märchen, um einen Sarong zu verkaufen. Sehr schade! Natürlich ist auch bei der Elefantenhöhle ein Miet-Sarong im Eintritt enthalten (50000 Rupien/Person), wie bei jedem anderen großen Tempel. Wir gingen hinunter, wuschen uns die Hände im heiligen Wasser und betraten dann durch den in den Stein gehauenen Elefantenmund eine kleine rauchige Höhle. Drinnen brannten hunderte von Räucherstäbchen, die Luft war zum Schneiden. Hier gab es nur wenige Einheimische, dafür eine ganze Menge Touristen. Schnell waren wir wieder draußen.

Penglipuran

Dieses traditionelle Dorf wurde uns empfohlen, um Galungan mit zu erleben. Das war ein Reinfall. Das Dorf mit den hunderten von kleinen Haustempeln mag zwar schön sein, wird aber von Touristen Massen überrollt. Schon bevor man mit dem Auto hineinfahren kann, muss Eintritt bezahlt werden. Überraschenderweise sind zu dieser Jahreszeit meist Inlandstouristen von Java unterwegs. Weiße sieht man außerhalb Ubuds gar nicht so viele, dafür viele Muslime. An fast jedem Haus fanden wir einen Stand, der Souvenirs, Sarongs und Snacks verkauft. Authentizität Fehlanzeige. Schnell weg.

Pura Titra Empul

An den heiligen Quellen war viel los. Aber die Touris waren ausnahmsweise in der Unterzahl. Die Einheimischen pilgerten an Galungan hierher, um große Obstkörbe als Opfergabe nieder zu legen, zu beten und heiliges Wasser zu holen. In den Becken mit heiligen Wasser, kann man voll bekleidet mit Sarong Baden, um den Körper zu reinigen. Allerdings sahen wir zu Galungan nur Touris im Wasser, die für Fotos posierten. Wir folgten der Prozession in den anderen Teil des Tempels und schauten gespannt der Zeremonie zu.

Pura Besakih

Die Mutter aller Tempel liegt am Fuss des großen Vulkans Agung und wurde bei dem letzten großen Ausbruch in den 1960zigern auch teilweise zerstört. Auch momentan grummelt der Vulkan, so dass der Tempel erst kürzlich wieder freigegeben wurde. Pura Besakih war nicht nur der erste hinduistische Tempel der Insel, sondern ist inzwischen eine ganze Tempelstadt und besteht aus zahlreichen Tempeln zu Ehren Shivas, Brahmas und Vishnus. Jedes Jahr, alle 10 Jahre und alle 100 Jahre finden hierher verschiedene Prozessionen statt. Im April gibt es einen dreiwöchigen Zeitraum, an dem alle Einwohner der Insel irgendwann einmal hierher pilgern. Wir sind nur den letzten Kilometer vom Parkplatz hinauf gelaufen, obwohl der Eintritt eigentlich den Ritt bergauf auf dem Motorrad enthält. Den Jungs waren die Roller aber suspekt, also liefen wir hinauf. Oben wartete unser Guide, der uns durch die große Anlage führte und ein bißchen über die Gebräuche erzählte. Die Aussicht von Besakih über den Ostteil von Bali bis ans Meer war super, aber der Agung hat sich leider in den Wolken versteckt. Wir blieben lange, so lange, dass wir unser restliches Tagesprogramm umwerfen mussten. Anstatt die heißen Quellen von Bangli und das buddhistische Kloster Brahama Arama Vihara zu besuchen, schafften wir gerade noch einen Stopp in den Bergen zum Kaffee Trinken.

Kintamani

Immerhin war es Kaffee aus der Siebträgermaschine mit dem besonderen Etwas. Nämlich den Blick über Danau Batur, dem Bergsee in einem alten Vulkankrater. Die Region würde sich auch für Wanderungen anbieten, aber es war schon spät und der Weg nach Lovina zwar nicht weit, aber lang, über die vielen kleinen Strässchen und mit dem dichten Verkehr.

Bali hätte noch so viel mehr zu bieten gehabt. Wir hätten ohne Probleme einen Monat bleiben können, ohne uns zu langweilen. Besonders die Bali Safari im Süden der Insel wäre mit den Kindern echt noch ein Hit gewesen. Da müssen wir wohl mal wieder kommen, denn seit heute nachmittag sind die Segel gesetzt Richtung Borneo und den Orang-utans.

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26.12.2018 -Ubud, Bali, Indonesien

Weihnachten und Neujahr an einem Tag - das geht auf Bali

Moya bleibt allein

Das erste Mal überhaupt wagen wir es, Moya mehrere Tage alleine vor Anker liegen zu lassen. Bei unseren bisherigen Landausflügen lag unsere Lady immer sicher am Steg vertäut. Wir zögerten kurz, es war schon ein seltsames Gefühl, unsere Dame sich selbst zu überlassen, aber die Vorraussetzungen waren optimal: die Bucht ist gegen die vorhergesagten Südwinde geschützt, der Ankergrund ist super und das Wasser nur 6 Meter tief. Wir schlossen Tilly an Land an, packten die Paddel und unsere Rucksäcke in unseren silbernen Flitzer und starteten am ersten Weihnachtstag ins Landesinnere. Dieses Mal wollten wir Bali richtig kennen lernen, anstatt uns nur durch das Straßenlabyrinth der Insel zu kämpfen. Viel zu kurze 3 Tage und zwei Nächte wollten wir uns dafür Zeit nehmen. Die Frage der Fragen war: Wo anfangen? - die Möglichkeiten schienen schier unbegrenzt, selbst nachdem wir alle Strände und Wassersportangebote strichen.

Tempel über Tempel

Da Bali nicht wie der Grossteil von Indonesien muslimisch, sondern hinduistisch geprägt ist, sollte ein Tempel unser erstes Ziel sein. Gefühlt gab es mindestens 1001 zur Auswahl, der erste gleich am Strand neben unserem Dingi, wo gerade als wir vorbei kamen eine Frau mit einem Tablett kleine, hübsch verzierte Körbchen mit Räucherstäbchen, Blumen und sonstigen Opfergaben verteilte. Überall stehen die kleinen Schälchen herum, in den Tempeln und Schreinen, aber auch auf dem Boden und Gehsteig, so dass man tierisch aufpassen muss nicht ausversehen hinein zu treten. Neben den privaten Haustempeln, die viele Haushalte hier haben, hat jeder noch so kleine Ort mindestens drei Temple, den Pura Puseh - Tempel des Ursprungs, den Pura Desa - Tempel zum Schutz der Dorfgemeinschaft und den Pura Dalem, den Tempel der Toten. Alle Tempel sind zwischen den Bergen und dem Meer sowie zwischen dem Sonnenauf- und -untergang ausgerichtet. In den Tempeln werden die Götter der hinduistischen Trinität Brahma (dem Schöpfer), Shiva (dem Zerstörer) und Vishnu (dem Beschützer) verehrt, aber nicht nur die, denn der Glaube der Balinesen ist kompliziert, weicht vom klassischen Hinduismus ab und wird durchdrungen vom früheren animistischen Glauben der beseelten Natur. Drei Tage waren für mich eindeutig zu wenig, um dieses komplexe Zusammenspiel verschiedener Strömungen zu verstehen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Balinesen ein sehr spirituelles, aber relaxtes Volk sind, die versuchen zur richtigen Zeit das Richtige zu tun und das Falsche möglichst zu lassen.

Wir feiern Galungan und Weihnachten

Wir waren dieses Mal definitiv zur richtigen Zeit am richtigen Ort und durften bei den Feierlichkeiten von Galungan am 26. Dezember teilhaben. Galungan ist der höchste Feiertag auf Bali, wird alle 210 Tage zum Anbruch des neuen balinesischen Jahres und dem historischen Triumph von Dharma über Adharma gefeiert. Spätestens am 25. Dezember stellen die Balinesen lange, hübsch dekorierte Bambusstangen vor ihren Häusern auf, deren Enden sich über die Straße neigen und so festliche Alleen bilden. Wahnsinnig schön! Heute waren alle Männer in weißen Hemden, Sarongs und weißen Stirnbinden unterwegs. Die Frauen mit bunten Sarongs und meist gelb oder orangefarbenen Spitzenoberteilen und Schärpen um die Taille. Alle sahen sehr festlich aus. Und sie waren geschäftig dabei, ihre Familien zu besuchen, in Tempeln zu beten und die bösen Geister zu verscheuchen. Wir besuchten eher zufällig die heiligen Quellen von Titra Empul und waren dort goldrichtig. Viele Balinesen kamen genau hierher um dort zu Beten, ihre großen Körbe mit Opfergaben niederzulegen und das heilige Wasser mitzunehmen, mit dem sie später ihre Häuser von dem Bösen befreien würden. Hunderte von Menschen saßen in den Tempelmauern und beteten je fünfmal mit beiden zusammen gelegten Händen über dem Kopf zu Shiva, Brahma und Vishnu und legten nach jedem Gebet eine gelbe, rote oder blaue Blume hinter die Ohren, auf den Kopf oder auf den Boden. Die Zeremonie wurde von leisem Klingeln begleitet und Mönche versprengten heiliges Wasser.

Schon am Vortag haben wir am Bergtempel Pura Luhur Batukaru das Ende einer Zeremonie mit angeschaut und den nachfolgenden spirituellen Tanz der Frauen. Für mich war die Andersartigkeit absolut faszinierend.

Nach der Zeremonie fuhren wir zurück nach Ubud, wo wir in einem kleinen Bed and Breakfast wohnten, wurden aber auf dem Weg dorthin mehrfach aufgehalten. Prozessionen zogen durch die Straßen, oft begleitet von einem Barong, einer löwenartige Gestalt, die die bösen Geister vertreiben soll. Vor allem die Jungs waren schwer beeindruckt von dem mystischen Tier, das wir am Abend sogar noch tanzen sehen durften.

Legong und Barong im Ubud Palast

Ubud ist das kulturelle Zentrum von Bali. Nirgendwo anders auf Bali gibt es mehr Vegane Cafes, Yoga work shops, Spas, Meditationsangebote, Boutiquen, BioRestaurants und Gallerien. Viele Künstler leben hier und auch die Touristen werden magisch von diesem Ort angezogen. Wo sollte man also besser als hier einen der balinesischen Tänze erleben können? An Galungan mussten wir einfach den Barong tanzen sehen. Zwei Männer hauchten dem riesigen Tier Leben ein, klapperten mit dem Holzmaul und interagierten gutgläubig mit einem Affen, der den Barong an der Nase herumführte. Es war unbeschreiblich! Genauso wie der klassisch balinesische Legong, bei dem sich die hübschen Frauen wie Roboter bewegten, den Blinzelreflex unterdrückten und die großen Augen in Perfektion rollten.

Unsere heutige Weihnachtsfeier war unkonventionell, aber durchaus geprägt von Tradition und Religion.

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27.12.2018:
Kommentar fromAlexandra
Hallo Christian! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und viele Grüße von der Reiteralm 🎿 Alexandra, Axel, Jakob und Bruno
27.12.2018:
Kommentar fromRobert Deuter
herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag lieber Christian! Ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr. Liebe Grüße Robert
24.12.2018 -Lovina, Bali, Indonesien

Frohe Weihnachten aus dem Norden von Bali

Pläne ändern sich

Wind, Welle und Strom bestimmen was wir machen. Eigentlich wollten wir Weihnachten im Süden von Balis vor der Insel Serangan verbringen, allerdings wollte das Neptun bei unser Passage vorgestern Nacht anders. Dass der Wind und damit auch die Welle von Süden zwischen Bali und Lombok hindurch pfeifen würde, wussten wir, aber dass nun der Strom der um diese Jahreszeit normalerweise nach Süden schiebt uns auch noch entgegen kommt, war nur schwer vorher zu sehen. Wir versuchten trotzdem unser Glück, gaben aber bald auf nachdem wir im stärker gewordenen Strom auf der Stelle kreuzten. Immer schön flexibel bleiben! Da die Küste Balis steil in die Tiefe abstürzt, gibt es nur sehr wenige Ankerplätze, die Auswahl war also beschränkt. Wir drehten ab und liegen seit gestern früh vor dem Stranddorf Lovina im Norden der Insel vor Anker.

In 16 Stunden in den Süden und zurück

Das Christkind war schon frühzeitig in Denpasar gewesen, um dort Geschenke für uns zu hinterlegen. Damit die dann rechtzeitig unter dem Christbaum liegen starteten wir gestern Morgen nach dem Frühstück. Ein Auto spontan zu mieten war hier in Lovina gar nicht so einfach. Wir liefen uns die Hacken wund, vorbei an den Händlern, die uns immer wieder zu Käufen überreden wollten, an Tempel und unzähligen Schreinen, für die wir aber gar keine Aufmerksamkeit übrig hatten, da wir schon vermuteten, dass es eine längere Fahrt werden würde. Ein Auto musste her, aber Autovermietungen sind hier rar, die meisten Touristen machen Touren von hier oder mieten sich alternativ ein Auto mit Fahrer. Nach zwei Stunden Suche hatten wir um die Mittagszeit dann doch den kleinen silbernen Flitzer organisiert und fuhren los. Oder besser standen los. Keine Ahnung, ob der Verkehr auf der Insel immer so dicht ist. Gestern war schon Stau als wir losfuhren, Stau hinauf in die Berg, Stau vorbei am Tor von Bali und dem Tempel Pura Ulun Danu Beratan, danach ging es ein wenig besser. Und dabei sollten wir bis spätestens 4 Uhr in Beboa am Hafen sein, um uns dort mit Armini zu treffen, die im Auftrag des Christkinds auf unsere Sachen aufpasste. Bis 4 Uhr schafften wir es nicht, nach 4.5 Stunden waren wir immer noch nicht in Benoa, aber dafür in Sanur, Denpasar, wohin Armini mittlerweile die Geschenke gebracht hatte. Sie ist ein echter Schatz. Die Jungs waren total aus dem Häuschen, als sie die große Tasche sahen, aber auspacken war noch nicht, es ist ja schließlich erst heute Weihnachten. Wir schauten in Kuta noch in der Bali Galerie vorbei bevor wir gegen 22 Uhr den Rückweg mit den lange gesuchten neuen Schuhen antraten. Sogar nachts war aber der Verkehr verrückt, wir standen Auto hinter Auto, um uns herum ein unendlicher Schwarm von surrenden, schwirrenden Rollern. Die Jungs schliefen auf der Heimfahrt, so dass sie, als wir um 2:30 Uhr am Dingi standen wieder topfit waren - im Gegensatz zu Christian und mir.

Warten aufs Christkind

Wie die meisten Kinder, warten auch Joshi und Joni gerade aufs Christkind. Mal sehn ob es den Weg zu uns findet.

Wir wünschen Euch ein tolles Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage. Wir denken in dieser Zeit noch öfter an Euch wie sonst. Feiert schön und lasst Euch reich beschenken - brav wart ihr ja bestimmt.

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24.12.2018:
Kommentar fromAnna, Jan, Sami und Luki
Wir wünschen euch wunderschöne Weihnachtstage. Wir lesen sehr gerne von euren Abenteurern, während wir uns auf unsere vorbereiten. LG aus Backnang bei Stuttgart
24.12.2018:
Kommentar fromGabi
Jetzt dürfte das Christkind Bali schon erreicht haben, es fliegt ja durch die Luft und segelt nicht auf dem Ozean. Ich wünsche euch ein schönes Fest und hört euch trotzdem die Nachrichten an, denn so richtige Entwarnung gibt es noch nicht, obwohl diesmal keine Vorwarnung gegeben werden konnte. Liebe Grüße von Tante Gabi
27.12.2018:
Kommentar fromSeppl und Tine
Lieber Christian, Wir wünschen dir alles, alles Liebe und Gute zum Geburtstag 🎂 und hoffen, dass wir uns in 2019 endlich Wiedersehen!!! Euch allen weiterhin viel Freude und Spaß bei Eurem Abenteuertrip, den wir mit Spannung verfolgen. Kommt gut ins neue Jahr! Liebe Grüße aus Bonn, Seppl und Tine plus die 3 Kerle 😘😘😘
27.12.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Danke für die Glückwünsche. Die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest ist ja hinlänglich bekannt. Nun kennen wir endlich auch die konkrete Frage: Wie alt bist Du? Christian.
21.12.2018 -Gili Air, Nusa Tenggara, Indonesien

Ungewohnte Stille auf Gili Air

Zugpferde der Gesellschaft

Schon bei unserem Ausflug gestern waren wir vom Verkehr beeindruckt, heute wurde noch eins drauf gesetzt. Natürlich fahren hier Autos, Minibusse und LKWs auf den Straßen, aber das mit weitem Abstand meist genutzte Fahrzeug ist der Motorroller. Dass auf so einem Gefährt ganze Familien unterwegs sind, kennen wir schon von Flores und Kupang, aber erst hier erkennen wir den wahren Wert der Zweiräder. Es gibt nichts, das nicht mit der kleinen Maschine transportiert werden kann. Reissäcke, Maisstauden, Baumaterial und vieles mehr - in Mengen, auch Dieselkanister. Nicht einen, sondern gleich sieben 35 Liter Kanister, wurden uns heute auf einem Roller zu Moya geliefert. Hierfür brauchte der Fahrer nur zwei Seile, der je zwei Kanister verband und wie Fahrradtaschen über den hinteren Teils des Sitzes gelegt wurden und ein Brett, um den Fussraum zu verbreitern. Auch bei allen anderen Waren, die transportiert werden, sind die Fahrer oft eingebaut und die Materialien kunstvoll aufgetürmt. Trotzdem hängt das Gut oft auf die andere Straßenseite über. Keiner stört sich daran, denn alle verwenden die motorisierten Zweiräder für einfach jede Begebenheit.

Nachdem der Diesel in Moyas Bauch war, legten wir schweren Herzen ab. Die Jungs wollten nicht gehen. Ich auch nicht, ich bin noch nicht fertig mit der Insel, Lombok hat noch so viel mehr zu bieten. Trotzdem wollen wir Weihnachten in Bali sein und zumindest eine kurzen Zwischenstopp auf den sagenhaften Gilis einlegen ...

Gili Air, Luftanhalten im touristischen Paradies

Nur einmal um die Ecke liegt Gili Air, die erste der drei Gili Inseln, von der Medana Bay. Wir waren also schnell da und schnappten uns eine Mooring direkt am Fähranleger. Kurze Zeit später waren wir an Land und spazierten über die kleine Insel. Auf Gili Air gibt es keine Verbrennungsmotoren, sondern nur Fahrräder und Pferdekutschen, die die Touristen auf der Insel von einem Ort zum nächsten bringen. Man kann aber auch laufen, in zwei Stunden ist man einmal herum gelaufen. Die Insel ist sehr touristisch mit unzähligen Restaurants, Tauchschulen, Tourenanbietern, kleinen Läden und Hotels. Die Strände sind toll und die Angebote stark westlich orientiert. Es gibt Vollkornbrot, Cappuccino, Pizza, veganes Essen, Eis, Papier- anstatt Plastiktüten, an jeder Ecke einen Pool, Liegestühle und Sitzsäcke, einfach alles was das Touristenherz begehrt. Obwohl Gili Air touristisch ist, gefällt es uns hier sehr. Die vielen Angebote sind mit viel Liebe zum Detail erstellt.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es auch auf Gili Air ungewohnt ruhig ist. Die Insel scheint noch die Luft anzuhalten. Die Straßen, Hotels und Restaurants sind nur wenig bevölkert, die Touristen bleiben in Bali und trauen sich nicht hierhin zu kommen. In der ersten Reihe sind nur wenige Schäden des Erdbebens zu sehen, die gut organisierten, oft europäischen Eigentümer, haben alles schnell reparieren lassen. Allerdings sind in der zweiten Reihe auch hier die Schäden unübersehbar und bei Weitem nicht beseitigt. Besonders die jungen Einheimischen haben Angst, das vorletzte große Beben fand 1979, vor ihrer Geburt, statt, so dass sie nun vollkommen verunsichert und überwältigt sind. Nach dem Tsunami in Sulawesi und dem Beben vor zwei Wochen fürchten die Locals auf der flachen Insel vor allem die Welle. Alle hoffen, dass jetzt das Schlimmste überstanden ist, mit jedem neuen leichten Erdstoss kommen aber wieder die Gedanken "Vielleicht war das nur ein Vorbeben?"

Zu diesem Eintrag gibt es5Kommentare.
23.12.2018:
Kommentar fromNici
Hallo ihr Lieben, habe gerade vom Tsunami erfahren und hoffe das es euch gut geht?
23.12.2018:
Kommentar fromMartina & Stefan
Hallo Ihr Lieben, auch wir machen uns große Sorgen, ob bei Euch alles in Ordnung ist?!? Eigentlich wollten wir Euch ein fröhliches und besinnliches Weihnachtsfest wünschen und weiterhin viele beeindruckende schöne Erlebnisse. Wir hoffen sehr, dass es Euch gut geht und verfolgen natürlich weiterhin Eure spannenden und schönen Logbucheinträge
23.12.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Entwarnung! Uns geht es gut. Wir waren gestern Abend als der Tsunami die Küste von Java und Sumatra traf mit Moya unterwegs. Auf dem Wasser, außerhalb der unmittelbaren Küstenregion würden wir von einem Tsunami gar nichts mit bekommen, da sich die Welle erst unmittelbar vor der Küste auftürmt. Der Tsunami ist als signifikante Welle im Norden von Bali, wo wir jetzt liegen aber wohl ohnehin nicht angekommen, zumindest sahen wir keinerlei Effekte an der Küste und hörten auch nichts von den Locals. Macht Euch keine Sorgen - Unkraut vergeht nicht
23.12.2018:
Kommentar fromFamilie Flier
Na Gott sei Dank. Passt weiter auf euch auf und genießt die Weihnachtszeit. Im Ländle ist übrigens auch die Regenzeit ausgebrochen ;-) Hohoho
24.12.2018:
Kommentar fromMarkus und Michaela
Viele Grüße und schöne Weihnachtsgrüße auch von uns vier aus RT. Schön zu hören, dass es Euch gut geht. Ein Weihnachtsfest im Warmen ist ja auch etwas schönes (wir hoffen nur, dass Euch die Weihnachtsmänner in den Touristenzentren erspart bleiben), viel Spaß beim Weihnachtsbaumschmücken und Geschenkeauspacken. Viele Grüße, Markus und Micha
20.12.2018 -Medana Bay, Lombok, Nusa Tenggara, Indonesien

Erdbebengeschichten

Unterwegs im Norden von Lombok

Adin fuhr uns heute an Lomboks Küste entlang an den Fuß des Mount Rinjani, der mächtige Vulkan, der den Norden von Lombok beherrscht. Zwei Stunden dauerte die Fahrt entlang von Reisfeldern und den Dörfern des Nordens. Die Verwüstung durch das Beben im August war unbeschreiblich, gar nicht so sehr in den Bergen, sondern vor allem in der Küstenregion. Während in Tanjung noch einige Häuser das Erdbeben weitgehend unbeschadet überlebt hatten, stand in manchen Dörfern weiter nördlich buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen. Überall bauten und werkelten die Menschen, trotzdem ist der Wiederaufbau schwierig. Trümmerteile liegen überall in Bergen herum und großes Gerät für ein effektives Räumen gibt es wenig. Noch schlimmer ist aber, dass sich die Menschen nicht trauen, neue Häuser zu bauen, aus Angst beim nächsten Beben wieder Familienmitglieder zu verlieren. Viele Familie sind erst gerade eben wieder aus den Bergen zu den Trümmern ihrer Häuser zurückgekehrt, da sie aus Angst vor einem Tsunami bisher nicht gewagt haben ins Flachland zurück zu kommen. Einen ganzen Monat lang hat im August hier die Erde jeden Tag gebebt und auch danach gab es immer wieder kleinere Nachbeben. Deshalb fängt der Wiederaufbau in manchen Orten gerade erst an. Noch immer bauen die Menschen Provisorien. Anstatt mit Ziegelsteinen oder Beton bauen sie Bambushütten. Schulen und Moscheen werden aus leichtem Alugerüst, mit Dach und Wänden aus Holz oder Wellblech erstellt, um möglichst wenig Schaden bei Folgebeben zu machen. Alle sehen deshalb gleich aus.

Auch Adin hat momentan kein Haus, sondern nur eine Holzhütte. Das Geld dafür - 2 Millionen Rupien oder ungefähr 150 Euro - musste er sich leihen. Er steht normalerweise mit seinem Auto im Hafen von Bangsal, um Touristen, die von Bali oder den Gili Inseln ankommen, Lombok zu zeigen. Jetzt, nachdem das anfängliche Chaos vorüber ist, ist sein Problem, und das eines großen Teils der Bevölkerung, dass keine Touristen da sind. Der Tourismus ist eine Haupteinnahmequelle des Nordens, ohne Touristen fehlt das Geld für den Wiederaufbau, vor allem weil das versprochene Geld von Seiten der Regierung bisher ausgeblieben ist. Die Menschen machen das Beste aus der Situation: wenn Wände fehlen wird das Restaurant zum Freiluftimbiss. Solange die Küchenzeile noch steht kann sie genutzt werden, auch wenn kein Haus mehr drum herum ist, fehlende Decken werden abgehängt ...

Zwei Monate hat es gedauert bis die Menschen aus dem Katastrophenzustand in den Wiederaufbaumodus übergegangen sind. Erst waren alle Länden geschlossen, es gab keinen Strom, Wasser und Lebensmittel wurden von LKWs verteilt. Inzwischen ist das Leben wieder einigermaßen normal, nur das die Häuser Zelte sind und die Läden Bretterbuden zwischen den Trümmern. Auch die riesige Erdspalte die sich aufgetan hat ist inzwischen zugeschüttet. Allerdings ist der Aufstieg zum Mount Rinjani, der als einer der schönsten Trekkingtouren Südostasiens gilt, momentan noch gesperrt, der Weg scheint unpassierbar. Aber die Wasserfälle am Fuß des Vulkans sind wieder zugänglich ...

Tiu Kelep nach dem Erdbeben

... wenn der Zugang auch etwas herausfordernder ist. Adin brachte uns nach Senaru, wo wir uns die Wanderschuhe anzogen. Der kleine Ort besteht fast ausschließlich aus Hotels und Restaurants, um die vielen Touristen zu bewirten, die hier normalerweise anzutreffen sind. Heute war es allerdings sehr still, auch wenn die Cafes und Suppenküchen fast alle in irgend einer Art und Weise geöffnet hatten. Es war seltsam einen so touristischen Ort ganz ohne Touristen zu sehen.

Auf einem gut befestigten Weg, der in Treppen bergab ging, wanderten wir selbst mit den Jungs in nur 15 Minuten zum Sedang Gila. An dem 30 Meter hohen Wasserfall trafen wir dann noch einige andere Wanderer, die für ein Foto posierten. Wir kauften einige gebratene Bananen, die wir gegen die aggressiven Affen verteidigten, und machten uns dann an den zweiten Teil der Wanderung. 20 Minuten sollten es dauern, um von Sedang Gila zu Tiu Kelep zu gelangen, wurde uns am Eingang zum Nationalpark gesagt. Das war vor dem Erdbeben.

Überall entlang des Pfades sahen wir die Spuren des Bebens. Gleich nachdem wir losgelaufen waren, überquerten wir einen Erdrutsch. Dann kamen wir zu einer Brücke, deren hinauf führende Treppe in der Mitte auseinander gebrochen war. Gleich danach waren Teile des Kanals, der die bergabliegenden Reisfelder mit Wasser versorgt, weggebrochen und notdürftig mit Sandsäcken geflickt. Immer wieder steigen wir über umgefallene Bäume und herab gerutschte Felsblöcke. Auf die Überquerung des Flusses waren wir vorbereitet, nicht aber auf den großen Steinrutsch kurz vor dem Wasserfall. Im flachen Flussbett läuft man normalerweise das letzte Stück bis zu einem Pool in dem man baden kann, wir kletterten aber über rutschige, nasse Felsen, die sich bis in den Fluss und den Pool ergossen hatten - allein für die letzten 100 Meter brauchten wir mit den Jungs 20 Minuten. Obwohl der mächtige Tiu Kelep beeindruckend war und wir gerne gebadet hätten, war unser Aufenthalt am Wasserfall kurz, denn wir standen auch noch viele Meter weit entfernt im Nebel des herab rauschenden, kalten Wassers und die Jungs fanden das letzte Stück des Weges dann doch etwas zu abenteuerlich. In die Höhle hinter dem Wasser wollte nur der Capitano, der aber auch ganz schnell wieder da war.

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19.12.2018 -Lombok, Nusa Tenggara, Indonesien

Leben in Trümmern im Norden Lomboks

Medana Bay Marina

Wenn man die Marinas aus Europa kennt, denkt man oder zumindest wir, bei Marina an schwimmende Stege mit Fingern, Strom- und Wasseranschluss, einem Duschhäuschen an Land und einer Marina Bar. Die Medana Bay Marina ist ein bißchen anders. Warme Duschen gibt es keine, aber bei nur 100 Booten im Jahr werden die auch nicht wirklich vermisst. Genauso wie Strom, denn Saft haben alle, die es bis hierhin geschafft haben, ohnehin selbst. Einen Schwimmsteg, an dem genau zwei Boote anlegen können, gibt es und ein Dingidock. Die restlichen Boote liegen in der Bucht an Moorings oder vor Anker. Von den nahe gelegenen Moscheen hört man sieben Mal täglich, mehrstimmig den Ruf zum Gebet. Die Muezzin singen großartig, aber einzeln und nicht Mitten in der Nacht gefällt mir der Gesang besser - aber selbst morgens um Viertel vor Fünf fühle ich mich so wie bei Alibaba. Wir Cruiser treffen in der Marina endlich wieder Gleichgesinnte und kommen in die Verlegenheit ganz einfach die Wäsche waschen lassen, den Müll mit gutem Gewissen abzugeben und die Marina Mitarbeiter befragen zu können. Natürlich bekommt man auch anders an Antworten auf triviale Fragen wie „Wie komme ich zum Markt?“ „Was gibt es hier zu sehen?“ oder „Wo ist der nächste Geldautomat?“, aber es ist einfach sooo viel bequemer ohne Recherche eine kompetente Auskunft zu bekommen. Aber die Marina ist nicht nur bei Seglern beliebt, auch die Locals sind hier gerne zum Feiern.

Hochzeit auf indonesisch

Für 1000 Menschen findet man nicht so einfach einen bezahlbaren Ort mit schönem Ambiente. Deshalb wird in der Marina öfter Hochzeit gefeiert. Heute Morgen hatten wir mal wieder vergessen Brot zu backen und gönnten uns an der Marina Bar den Luxus zu Frühstücken mit Blick auf eine echte indonesische Hochzeitszeremonie. Der Bräutigam kniete auf einem Podest vor dem Imam, der betete und sang. Die kunstvoll geschminkte und mit traditionellem Kopfschmuck drapierte Braut wartete unterhalb des Podests, dem Rücken des Imam zugewandt. Nach der Trauung küsste sie die Hände aller vermutlich (nun) verwandter, behuteter Männer (noch waren es nur 30-40), die auf den Stuhlreihen der Zeremonie zugeschaut hatten. Die bekopftuchten Frauen und kleinen Kinder bewegten sich seitlich und hatten einen weit schlechteren Blick auf das Hochzeitspaar. Im Anschluss gab es Essen im Stehen, unendlich viele Glückwünsche und Geschenke von immer neuen Gästen und neue Outfits für das Paar. Wer indonesisch ausschaut, kann einfach dazu kommen, denn jeder geladene Gast bringt ohnehin noch jemanden mit, so dass für die doppelte Anzahl von Personen gecatert wird. Das Paar hat keine Chance alle zu kennen. So intensiv die Feier auch ist, am Nachmittag war der Spuk bereits zu Ende und wir hatten Zeit uns Tanjung anzuschauen.

Schutt und Asche

Mit Taschen bewaffnet verließen wir das Marina Gelände und waren schon nach den ersten Schritten entsetzt über die Folgen der Erdbeben vom August. Mit einer Stärke von 6.9 und Epizentrum im Norden von Lombok hatte die Erde am 5ten August gewackelt. Danach noch mehrfach in fast gleicher Stärke. Straßen wurden beschädigt, Häuser fielen wie Schuhkartons in sich zusammen und 500 Menschen starben. So auch der sieben jährige Sohn von Ceti der uns heute auf der Straße ansprach, als wir an den immer noch aufgebauten Notunterkünften der Hilfsorganisationen vorbei liefen. Ceti wollte helfen, uns den Weg zeigen, nur wir wollten eigentlich nirgendwo hin, deshalb plauderten wir ein bißchen. Das Haus war einfach eingestürzt und hatte das Kind so schwer verletzt, dass es einige Tage später gestorben ist. Trotzdem lächelte Ceti, vielleicht weiß er nicht wie er sonst reagieren soll. Bei meiner Frage, ob es Unterstützung von der Regierung gibt, tut er so als verstehe er mich nicht, genauso wie noch einige andere bis ich schließlich herausfinde warum:

Den Menschen wurde Hilfe versprochen, allerdings ist sie zu großen Teilen noch immer nicht eingetroffen. Auch ausländische Hilfe gibt es fast keine, denn Hilfsangebote wurden von der Regierung abgelehnt, es sei ja nur eine lokale Begebenheit, mit der man im Land klarkomme.... Nach fast einem halben Jahr haben viele Menschen immer noch nur eine Plane über dem Kopf und die Regenzeit ist nicht nur im Abmarsch, sondern schon verspätet. Viele Häuser liegen immer noch in Trümmern oder es fehlen Wände. Von der Feuerwehr steht nur noch der Giebel, von der Moschee nur noch die Säulen, die das Dach tragen, das Marktgebäude ist eingestürzt und das Krankenhaus hat 1000 tiefe Risse, die zugespachtelt werden. An einigen Stellen wurden Holzverschläge, Zelte oder Bambushütten in den Lücken errichtet, es gibt aber auch schon neue Gebäude, Straßen und Gehsteige. Das Dorf wir richtig schön werden, wenn nur das nächste Erdbeben nicht so schnell kommt.

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20.12.2018:
Kommentar fromDody
Was ein Elend mit dem Erdbeben!!! Auf Noonsite schreiben sie dass vor dem Erdbeben 2 Schwimmpontons a 30 m da waren, und auch, dass die Cruisers-Community den Menschen an Land mit den Aufraeumarbeiten, aber auch mit Frischwasserversorgung mit ihren Wassermachern an Bord und vielem anderen geholfen hat. Um wieviel schlimmer das wohl gewesen sein muss im Vergleich zu dem was Ihr jetzt sehen und fuehlen koennt! Trotzdem freu' ich mich riesig dass Ihr in Lombok angekommen seid! Ich bin damals auf meiner Hochzeitsreise fuer 4 Wochen in Gili Meno haengen geblieben. Das ist jetzt 31 Jahre her. Ich hatte ein Fischerboot ueberredet uns ueberzusetzen, und auf der Insel gab es nur ein paar kleine Huettchen die man fuer 1,65 DM am Tag, 3 Mahlzeiten inclusive, mieten konnte. Ich bin mir sicher dass das heute ganz ganz ganz anders ist! Euch alles Gute und lustige Weihnachten!!! Big hugs Dody
22.12.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Ja, die Marina hatte großes Glück und ist nur mit wenigen Schäden davon gekommen. Wo an anderen Orten 2 Monate Chaos herrschte, öffnete die Marina drei Tage nach dem Erdbeben wieder. Das zugehörige Hotel war eines der ganz wenigen das noch stand, so dass die wenigen freiwilligen Helfer aus anderen Ländern hier schliefen. Für mich sind die ersten Tage nach dem Beben unvorstellbar, noch jetzt gibt es so viel Zerstörung... Gili Meno ist vermutlich wirklich sehr anders geworden, sie ist aber immer noch die Honeymoon Insel. Vielleicht habt ihr da damals was ins Rollen gebracht - wer weiß?
18.12.2018 -Lombok, Nusa Tenggara, Indonesien

Ganz oder gar nicht Segeln zwischen Komodo und Lombok

Eine Yacht!

Einen letzten Tag verbrachten wir faul vor Gililawa Darat und ließen uns von der Strömung über das Korallenriff schieben. Wir nahmen Tilly, arbeiteten uns gegen die Strömung durch die enge Passage zwischen den Inseln hindurch, stiegen aus und drifteten zurück zu Moya. Leider war das Wasser aufgewühlt, voller Schwebeteilchen, so dass wir die Schildkröten, Haie und großen Fische unter uns nur erahnen konnten. Was wir aber sahen war eine andere Yacht am anderen Ende der Bucht. Mike und Kym waren die ersten Segler, denen wir seit Papua Neuguinea begegneten. Wir trafen uns zum Nachmittagskaffee mit Wassermelone. Bevor die Kids ihr Boot in Einzelteile zerlegen konnten, zogen wir zum Sundowner auf Moya um. Wir genossen es durch und durch wieder westliche Gesprächspartner zu haben und nach fast zwei Monaten Familiendasein wieder andere Gesichter und Meinungen zu hören. 15 Jahre waren die beiden Australier mit ihrer Yacht in Südostasien unterwegs und sind jetzt auf dem Heimweg nach Down Under. Nach dieser langen Zeit in der Region hatten sie noch lange nicht alles gesehen und ich frage mich einmal mehr, ob wir nicht viel zu schnell um die Welt fliegen. Tiefere Einblicke in die Kulturen und intensive Begegnungen mit den Locals sind nur selten mit unserem Tempo vereinbar, dafür sehen wir die Highlights von vielen Regionen, verbringen aber auch relativ viel Zeit auf Passage. Leider wird es auch bei Kym und Mike bei der kurzen Begegnung bleiben, da wir mit dem Ende des Westwinds die Segel Richtung Lombok setzen.

Harte Arbeit bei Südwind

Die Wettervorhersage prophezeite Wind aus Süden. Nach Wochen, in denen sich Gegenwind mit Flaute abwechselten, freuten wir uns endlich wieder mit mehr als nur 3 Knoten unterwegs zu sein und sahen der 200 Seemeilen langen Passage entgegen. Wir starteten morgens um 5 Uhr, bei bedecktem Himmel und Flaute. Ein leichtes Lüftchen setzte aber bald ein, 5 Knoten Wind reichten um die Tücher zu hissen, so dass wir gut gelaunt auf die Nordwestecke von Komodo zu segelten. Bevor die Brise sich in Richtung guten Segelwind entwickeln konnte, wurde Moya von der um die Ecke herumschiebenden Strömung erfasst. Es ging also wieder nur im Schneckentempo vorwärts. Die Gegenströmung sollte uns bis nach Lombok erhalten bleiben, gegen bis zu zwei Knoten arbeiteten wir. Der Südwind legte in der Düse zwischen Komodo und Banta etwas zu, nur um im Schatten von Sumbaya wieder auszugehen. Auch dieses Mal war das Segeln mühsam, mit unzähligen Segelmanöver ganz nah an der Küste, da dort die Strömung am geringsten ist.

Nach einer weitgehend durchwachten Nacht erreichten wir am Morgen die Insel Satonda, machten an der Boje fest und vertraten uns die Beine an Land. Eigentlich hätten wir uns auch gerne den See angeschaut, aber der Ranger der Insel scheint dem Größenwahn verfallen zu sein. Den zwanzigfachen Eintrittspreis der Einheimischen sollten wir bezahlen um die Insel zu betreten, dabei war der Strand alles andere als schön. Christians Prinzipien gingen mit ihm durch, wir drehten um, während er seinen Unmut deutlich machte.

Der Gegenstrom blieb bei der Weiterfahrt, der wenige Wind auch. Die hohen Vulkane auf den Inseln schirmen die Flores See überraschend effektiv gegen den Südwind ab. Zumindest bis zu der Düse Lombok-Sumbawa. Aber zuerst merkten wir nicht den Wind, sondern die Wellen, die vom indischen Ozean heraufgelaufen kamen. Durch die Reflexion am Land entstand ein wildes Geschwappe und steile, kurze Wellen von vorne. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang, nahm auch der Wind immer stärker zu. Ich stand in der Küche und hatte alle Mühe das Abendessen zuzubereiten, trotz des kardanisch aufgehängten Ofens und meiner vielen Übungsstunden auf dem Ozean. Moya machte Lage, denn wir segelten hart am Wind gegen Strom, Welle und den südwestlich drehenden Wind, das war alles andere als angenehm. Wir packten die Kinder ins Bett, refften die Segel und starteten in unsere zweite Nacht. Während die Kids schliefen, hatte ich alle Mühe die Augen zu zu kriegen. Bei 8 Knoten Fahrt durchs Wasser, 25 Grad Lage und gegenan laufende Wellen spürt man die Spannung im Boot selbst in der Koje. Mit dem Erreichen der Nordostküste von Lombok fielen die 30 Knoten Wind in sich zusammen. Flaute, als hätte man einen Schalter betätigt. Die Winde schalteten heute Morgen wieder ein, ganz plötzlich. Man konnte die Windgrenze sogar von weitem im Wasser erkennen. Dieses Mal weht der Wind durch die Düse Bali - Lombok. Direkt auf die Nase! Wir kreuzen und wünschen die Mooring in der Medana Marina herbei. Bald sind wir da!

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14.12.2018 -Gililawa Darat, Nusa Tenggara, Indonesien

Komodo has it all

Inzwischen sind wir schwer begeistert von den Komodo Inseln. Es gibt hier einfach wahnsinnig viel zu entdecken, bestaunen und genießen. Wir könnten uns hier ohne Probleme noch Wochen aufhalten, langweilig würde uns sicherlich nicht werden. Die Inseln sind einfach perfekt für Wassersportliebhaber und Wanderer. In den letzten beiden Tagen sind wir ganz zufällig von einem Highlight zum nächsten gestolpert und haben dabei tolle Eindrücke und Erinnerung gesammelt.

Komodowarane

Erst waren wir bei den Drachen, die es neben einer kleinen Region im Norden von Flores nur hier auf den Komodo Inseln gibt, und haben einen Morgenspaziergang durch die Welt der Warane gemacht. Nur noch 4000 Warane gibt es weltweit und es war schon sehr beeindruckend, die grossen Echsen aus der Nähe zu sehen.

Nach der geführten Tour wollten wir die schönen Buchten im Süden der Insel Padar besuchen, doch es kam anders als erwartet.

Reißende Ströme

Ganz unbedarft lichteten wir den Anker, der Wind kam aus Westen, so dass wir die Tücher hochzogen, um aus der Krokodilbucht heraus zu segeln. Es waren nur 15 Meilen bis zu den Stränden von Padar, so dass wir den Nachmittag mit den Kids im Wasser zu verbringen wollten. Als wir um die Nordwest Ecke von Rinca herum segelten, wurden wir erst sehr langsam, dann sah ich wieder 5 Knoten auf unserer Geschwindigkeitsanzeige. Ein massiver Strom setzte zwischen den Inseln hindurch, er hatte uns gepackt und drückte Moya seitlich weg. Anstatt nach Südwesten fuhren wir dadurch 90 Grad versetzt nach Nordwesten. Wir schalteten Henry dazu, aber auch er hatte sein Mühe. Trotz unserer 90 PS Maschine schafften wir es nicht, gegen die Strömung anzukommen. Mit 6 Knoten kam uns das Wasser entgegen geschossen und bildete wilde Verwirbelungen. Stehende Peilung zur Insel - wir standen. Nach mehreren Versuchen, am Rande des Fahrwassers, in der Mitte und auf der anderen Seite, überzeugte ich Christian, unsere Pläne zu ändern und an der Nordseite von Padar vor Anker zu gehen. Nächstes Mal werden wir wieder besser auf die Tide schauen, denn ein paar Stunden später drehte sich der Spuk und das Wasser rauschte in die andere Richtung. Tidennavigation sind wir gar nicht mehr gewohnt.

Rosafarbene Strände

Wir ankerten also vor einem endlos erscheinenden Sandstrand im Norden (8°39,3' S / 119°33,3' O), dahinter nichts als die Hügel von Padar. Kein anderes Boot, kein Haus und kein Mensch waren zu sehen. Die Jungs wollten buddeln, also ging es schnell an den Strand. Schon von Weitem sah der Sand rosa aus, mit dem näher kommen wurde die Farbe aber immer intensiver. Fast Pink war der Sand an der Wasserlinie, fein und toll zum Burgen bauen und das Beste: es gab fast keinen Müll. Joshi und Joni bauten eine Brücke und ein Schiff aus Treibholz. Keiner war davon zu überzeugen die Beine in die Hand zu nehmen und eine kleine Trekkingtour zu unternehmen.

Sanfte Hügel mit weidenden Hirschen

Der Berg rief. So zog ich alleine meine Sportschuhe an und machte mich daran einen Weg den Berg hinauf zu finden. Richtige Wege gab es keine, dafür unzählige niedergetretene Pfade von den Rehen und Hirschen, die hier die Hügel bewohnten. Der Boden war bewachsen von hohem Gras, dazwischen lagen Geröll und Steine. Die Sonne war schon tief am Himmel, ich musste mich beeilen, um noch vor Sonnenuntergang wieder unten am Strand zu sein. Steil ging es hinauf, aber der Aufstieg bis auf den Grat der Bergkette lohnte sich, ich konnte die Buchten der Südseite sehen, hinüber nach Rinca und Komodo schauen und natürlich das Riff mit dem dahinter liegenden rosafarbenen Strand. Der Ausblick war gigantisch. Ich nahm einen anderen Rückweg, um die steile Kletterpassage zu umgehen und hoffte, dass ich nicht irgendwann vor einem Abgrund umdrehen würde müssen. Bergab liefen mir noch einige Hirsche und Rehe über den Weg, die aber schnell reißaus nahmen. Bald war ich wieder unten am rosafarbenen Strand, gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang und zum Bestaunen der gerade fertig gewordenen Bauten der Jungs.

Am nächsten Morgen wollten die Jungs nochmal zum Strand. Da führte kein Weg vorbei. Also los, die Taucherbrillen und Schnorchel waren auch dabei für einen Blick in die lebendige Korallenwelt.

Meeresschildkröten

Am Nachmittag tuckerten wir dann nur einige Meilen nach Norden zu der Insel Siaba, dort machten wir an einer der Mooring Bojen fest (8°32,7' S / 119°38,9' O). Um uns herum lagen in der kleinen Lagune zwischen den Riffen einige Ausflugschiffe. Wir fragten uns was es hier wohl zu sehen gibt und sprangen ins Wasser, genau dort wo die anderen Schnorchler auch paddelten. Es dauerte nicht lange bis wir begriffen, dass nicht das Riff mit den bunten Fischen der Anziehungspunkt der Ausflügler war, sondern die großen Meeresschildkröten, die hier zwischen dem Boden und der Wasseroberfläche pendelten. Es war das erste Mal, dass Joshi die großen Tiere - eine war ungefähr so groß wie ich selbst - hautnah erlebte und entsprechend aufgeregt war er danach. Joni traute sich nicht ins Wasser zu schauen, er war aber trotzdem ganz happy mit im Wasser dabei zu sein.

Lebendige Korallenriffe mit bunten Fischen

Heute wollten wir auf die Suche nach den Mantarochen gehen, die es an der Westseite von Komodo Island geben soll. Dieses Mal hatten wir die Tide im Blick und wussten, dass das Wasser ordentlich Richtung Süden spülen würde. Kein Problem für uns, denn wir fuhren quer zum Strom nur einen Katzensprung nach Westen. Auf halbem Weg lagen an einem kleinen Felsen, der aus dem Wasser schaute, Tauchboote im Stromschatten. Kurzerhand setzte mich Christian in den rauschenden Fluten ab. Zwei Schwimmzüge dann befand ich mich im fast stehenden Wasser hinter der Insel, unter mir 50 Meter blaugrünes Wasser. Beim näheren hinschauen sah ich erst die großen Fische, dann die Taucher unter mir und kurz vor dem Felsen, dann auch die senkrecht abfallende Wand aus Korallen. Wow! Tolle Rifffische gab es dort. Mein Favorit: ein 30 cm langes rosafarbenes, längliches Exemplar mit dutzenden von hellblauen Punkten. Es war ein großartiges, wenn auch kurzes Schnorchelerlebnis. Etwas mulmig fühlte es sich schon an hier alleine zu schwimmen und darauf zu achten nicht von der starken Strömung erfasst zu werden. Moya und die Jungs warteten, so dass ich schnell wieder an Bord war.

Mantarochen

Eine Meile weiter im Westen gingen wir in ruhigeren Gewässern vor Anker (8°32,0' S / 119°35,8' O), packten alle Mann an Bord von Tilly und gingen auf Manta Suche. Schon von Moya aus hatte ich es immer wieder Platschen hören, deshalb gingen wir davon aus, dass die Giganten in der Nähe sind. Gesehen hatten wir sie aber nicht. Nach einer halben Stunde auf Drift mit dem Dingi wollten wir schon aufgeben, aber dann tauchten sie ganz plötzlich auf. Joni sah sie zuerst. Sie winkten mit ihren schwarz-weißen Schwingen. Immer wieder kamen die Spitzen über die Wasseroberfläche. Mantas sind Vegetarier, sie fressen nur Plankton und kommen immer wieder an die gleichen Stellen mit nährstoffreichen Wasser. Um zu fressen, leiten sie das Wasser in ihre großen Münder und filtern es bevor es zu den Kiemen wieder hinausfließt. Heute waren wir dabei, so nah, dass wir sie hätten berühren können. Die großen Tier glitten vollkommen unbeeindruckt an uns vorbei. Einmal befand ich mich sogar in der Mitte von einigen Tieren. Sie schauten mich mit ihren seitlich stehenden Augen neugierig an und schwammen dann spiralförmig an mir vorbei. Es waren kleinere, aber auch Große mit Spannweiten von über drei Metern dabei. Majestätisch sahen sie aus! Immer wieder tauchten sie mit ihren eleganten Flügelschlägen auf und setzten ihre Reise fort. Wir konnten uns nur schwer trennen, aber irgendwann wurde es kalt (das Wasser ist hier viel kälter als bisher in Indonesien)...

Geschützte Ankerbuchten

Nach unserem Mantaabenteuer suchten wir eine Bucht für die Nacht. Zu exponiert lag Moya an der Ostseite Komodos. Drei Meilen weiter nördlich befindet sich die kleine Insel Gililawa Darat mit geschützten Buchten gegen jegliche Windrichtung. Wir liegen jetzt an der Südseite an einer Mooring, ganz ohne Schwell. Moorings gibt es hier in vielen Buchten, damit die Segler und Ausflugsboote nicht mit ihren Ankern die Korallen zerstören, meines Erachtens eine Win-Win Situation für Cruiser und Natur.

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12.12.2018 -Loh Buaya, Rinca, Nusa Tenggara, Indonesien

Ein Treffen mit Drachen in Komodo

Lebendig Riffe, Reissende Ströme

Auf unserem Weg nach Rinca zum Haupteingang des Komodo Nationalparks wollten wir gerne an der Insel Koaba stoppen, um uns die Unterwasserwelt anzuschauen. Komodo ist nicht nur in Indonesien für seine geschützten, lebendigen Riffe bekannt, sondern gilt auch international als einer der schönsten Tauchgründe weltweit. Obwohl wir diesen Superlativ auch schon von den Tuamotus und von Papua Neuguinea gehört haben, waren wir doch nach unserem ersten Schnorchelgang an dem zufällig gewählten Riff vor Palau Mangia Tang schwer beeindruckt. Koabas Riffe sollen nun besonders toll sein, sagte man uns in Labuan Bajo. Wir können dazu allerdings nichts sagen, obwohl wir uns redlich bemühten uns selbst ein Bild zu machen. Das Ankern war bereits herausfordernd, zu tiefes oder zu flaches Wasser war zur Auswahl. Als das Eisen nach mehreren Versuchen endlich hielt, war aber an Schnorcheln nicht zu denken. Das Wasser rings um Moya brodelte wie in einer Schleuse. Joshi fragte nach einigen Minuten „Fahren wir?“ Tatsächlich sah es so aus, denn die Fluten rauschten unter uns hindurch. Ich versuchte dennoch ins Wasser zu steigen, aber gab noch auf, bevor ich die Badeplattform los gelassen hatte, da das Wasser mich in kompletter Länge horizontal nach hinten drückte. Es fühlte sich so an, als würde ich durchs Wasser geschleppt. Hätte ich losgelassen, hätte Christian wohl eine Rettungsaktion starten müssen, denn gegen diese Strömung anzuschwimmen wäre selbst mit Flossen aussichtslos gewesen. Da die Inselwelt hier eine der wenigen Verbindungen zum indischen Ozean ist, hatten wir mit starken Strömungen zwischen den Inseln gerechnet. Trotzdem war ich etwas überrascht, da nur wenige Minuten vor unserem Ankermanöver die Strömung noch mit uns gewesen war. Offensichtlich sind die Effekte hier lokal und auch noch stark veränderlich, abhängig von der Tide. Mit den Kids werden wir hier gut aufpassen müssen.

Weihnachtsbäckerei in der Krokodilbucht

Um heute Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen bei den Drachen zu sein, ankerten wir noch gestern Abend in Loh Buaya, der Krokodilbucht, direkt vor dem Bootsanleger am Eingang zum Komodo Park. Hier lebten nicht nur die Komododrachen, sondern auch einige Salzwasserkrokodile, die aber seit einigen Jahren nicht mehr gesehen wurden. Wir gingen an Land, um vorab zu schauen, wo wir den heute hin mussten, danach ging es ans Teig kneten, Ausstechen und Backen. Damit verwandelten wir Moya in eine Sauna, aber was tut man nicht alles damit das Christkind auch wirklich kommt und die Kinder glücklich sind. Und das waren sie - schon beim Ausstechen und erst recht, als sie dann stolz ihre selbstgebackenen Plätzchen probierten.

Gut getarnte Riesen mit gelber Zunge

Um 5 Uhr heute Morgen weckten uns zwei aufgeregte Jungs. „Mama, wir müssen doch früh aufstehen, um die Drachen zu sehen.“ Ich hatte gestern noch den Eintrag zu den Komodo Drachen in unserer offline Wikipedia gelesen und muss zugeben, die Kids waren mit ihrer Aufregung nicht alleine. Bis zu 80 kg schwer und 3 Meter lang können die Riesenechsen werden. Sie essen zwar nur einmal im Monat, reißen aber durch ihre Giftdrüsen im Mund sogar ausgewachsene Wasserbüffel, Hirsch und die schlauen, flinken Affen. Angriffe auf Menschen gab es zwar selten, und wenn meist provoziert, aber wer weiß schon, ob die sich das nicht auch mal anders überlegen, wenn sie hungrig sind? Sehen wollten wir die Drachen aber trotzdem, setzten über und wurden kurz vor sieben von einem Ranger direkt am Steg empfangen. Primus hatte einen langen, gegabelten Holzstab in der Hand, mit dem er, falls nötig, die Drachen auf Distanz halten würde. Ob wir überhaupt einen zu Gesicht bekommen würden, war aber nicht sicher, sagte er. Wir bezahlten am Ticketbüro die Nationalparkgebühr, die Liegegebühr für Moya, die Gebühr für den obligatorischen Guide, die Gebühr zum Wandern, die Gebühr zum Tiere anschauen und die Steuern und bekamen im Gegenzug einen ganzen Stapel Eintrittskarten. Atmen war umsonst, wir haben jedenfalls nichts bezahlt, aber vielleicht haben wir auch nichtsahnend die Zeche geprellt?

Mit leichtem Schmunzeln auf den Lippen gingen wir los, kamen aber nicht weit. Direkt unter dem auf Pfählen errichteten Gebäude ließ sich einer der Drachen nieder und posierte sogar für meine Fotos. Ich finde die Drachen sehen ein bißchen so aus wie eine Mischung aus Krokodil und Schlange nur mit anderem Kopf. Dieses Exemplar war mit 2 Metern mittelgroß, dunkelbraun mit orangenen Flecken auf dem Rücken und grünen im Gesicht. Die gelbe, gespaltene Zunge war draußen um zu Riechen, das geht kilometerweit. Einige Schritte weiter befand sich das Küchenhaus und dahinter mindestens zehn Drachen, die von den Gerüchen angelockt worden waren. Es waren auch ganz Große dabei, vor denen hielten sogar die Kleineren Drachen Abstand. Schließlich hatten sie es schon weit gebracht, nur 1-2 Drachen eines Geleges (15-30 Eier) schaffen es erwachsen zu werden, und wollten nicht jetzt noch von ihren kannibalischen Artgenossen gefrühstückt werden. Die Bäuche der riesigen Tiere schienen zwar rundlich voll, wir kamen ihnen trotzdem mal lieber nicht zu nahe.

Wir erfuhren, dass die weißen, wie Kalk aussehenden Spuren am Boden, der hauptsächlich aus Knochenmehl bestehende Kot der Drachen ist, dass sie schwimmen können und bis zu einer Größe von 1.5 Metern senkrecht die Bäume erklimmen. Dann wanderten wir los, eine Schleife durch den Nationalpark, erst durch den Dschungel später durch offenes, hügeliges Gelände. Unterwegs sahen wir ein Weibchen in ihrem Erdnest, das sie sich mit einem Kiwi teilt. Die ersten Monate bis zum Beginn der Regenzeit beschützt sie die Eier, danach werden sie bis zum Schlüpfen nach 8 Monaten vom Schlamm geschützt. Zum Abschluss zeigte uns ein Ranger noch ein Video, in dem ein Drache ein junges Kalb erlegte. Als der Drache minutenlang Stücke aus dem Hinterbeins des leidenden Tiers herausbiss, war ich schockiert wie grausam die doch Natur sein kann. Wir gingen dann mal lieber...

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11.12.2018 -Loh Buaya, Rinca, Nusa Tenggara, Indonesien

Komodo muss warten

Kleine Insel, großartige Aussicht

Bevor wir uns in die Welt der Drachen stürzten, machten wir noch einmal ein paar Stunden Urlaub vom unserem Leben am Boot. Einen Vormittag lang bediente uns das nette Mädel des Atlantic Beach Clubs und laß uns unsere Wünsche an den Augen ab. Es war herrlich auf einem Liegestuhl im Schatten zu sitzen und einen richtigen Cappuccino zu trinken während sich die Kinder sich im leeren Pool austobten. Das war Pause von den Kids, Pause vom Kochen, Putzen, Segeln und allem womit wir sonst so den gesamten Tag füllen. Die Seele baumelte.

Bevor wir uns zu sehr an diesen Luxus gewöhnten, gingen wir am frühen Nachmittag Anker auf, unser Ziel war das kleine Inselchen Mangia Tang. Warum dorthin? Das wissen wir auch nicht so recht, es war eine Zufallsentscheidung - sozusagen russisch Roulette beim Blick auf die Seekarte. Zwei Segelstunden (ja, wir hatten tatsächlich Wind) später fiel das Eisen an der Ostseite der Insel (8°33' S / 119°49' O), direkt zwischen der weißen Sandbank und dem vorgelagertem Riff. Wir brauchten mal wieder mehrere Versuche bis der Anker auf dem gefühlt genau ein Quadratmeter großem optimalem Fleck saß, an dem der Sandgrund noch nicht im tiefen Wasser verschwand und wir trotzdem schon im sicheren Abstand vor dem Riff lagen, auch wenn der Wind drehen sollte. Genauso wie auch schon in Flores ist es hier nicht ganz trivial zu ankern, da die zu flachen Riffe fast immer steil in die zu großen Tiefen abfallen. Unser Eisen hielt jedenfalls bombig, trotz des um die Insel herum fegenden Windes, so dass wir nur kurz warteten und uns dann auf den Weg machten die Insel zu erklimmen. Es war eine ganz schöne Kraxelei, steil hinauf auf den kleinen Berg und noch dazu mit den falschen Schuhen. Flipflops statt Wanderschuhe befanden sich zumindest bergauf an unseren Füssen. Unseren Plan, den Sonnenuntergang über dem Komodo Nationalpark von oben anzuschauen, verwarfen wir noch auf dem Weg nach oben. Selbst ohne Kids wäre der Weg bergab in der Dunkelheit eine Schlitterpartie über das lose Geröll geworden. Der Blick über die Inselwelt der Komodo Drachen, war trotzdem sensationell, auch ohne rotgefärbten Himmel. Mit den Kids an der Hand, balancierten wir später auf blacken Sohlen und auf dem Hosenboden die steilen Hänge wieder herab.

Unten war inzwischen ein kleines Boot am Strand angekommen. 2 schneeweiße junge Männer waren dabei. Überrascht stellten wir fest, dass Wory und Anton aber keine Touristen sind, sondern dass sie bei den Rangern im Nationalpark in den nächsten Wochen ehrenamtlich mitarbeiten würden. Noch sahen sie aber sehr frisch aus und bekamen erstmal eine Tour durch die Inselwelt.

Zwischen den Welten

Meine erste Tat gestern Morgen war ins Wasser zu springen. Die Nacht war windlos und heiß gewesen und spätestens seit 6 Uhr war die Haut nass und ich restlos überhitzt. Mit Flossen, Taucherbrille und Kamera wollte ich das Riff erkunden. Was ich dann auch machte, aber nicht bevor ich unsere Unterwasserkamera killte. Das wasserdichte Gehäuse öffnete sich und Salzwasser flutete die Kamera. Noch bevor ich wieder aus dem Wasser war, hatte der Capitano die Kamera in ihre Einzelteile zerlegt und in Frischwasser gelegt. Aus früheren Unfällen mit elektrischen Geräten hatten wir gelernt, dass ein paar Tropfen Salzwasser, der fast sichere Tod für die Elektronik bedeuten, wenn das Salz nicht restlos entfernt wird. Sogar unsere Ladekabel, unsere Schnittstellen an den Computern und andere Elektronik wird an Bord allein von an der salzhaltigen Luft angegriffen und korrodieren. Mindestens die Hälfte unserer Kabel funktionieren nach einem Jahr auf See schon nicht mehr. Ob die Kamera überlebt wissen wir noch nicht, noch wagen wir es nicht sie wieder zusammen zu bauen und einzuschalten. Sie muss ganz trocken sein um nicht ins Nirvana überzugehen.

Schnorcheln delux

Nach der Not-OP ging es wieder ins Wasser. An der steil aufsteigenden Wand des Riffes wurden wir bereits von Schwärmen tropischer Fische begrüßt. Nicht nur Joshi war begeistert. Hier war es schon besonders toll zu schnorcheln. So viele verschiedene bunte Fische hatten wir auf unserer Reise noch nirgendwo gesehen. Wir sahen Nadelfische, Feuerfische, Clownfische, Anemonenfische, Moorish Idols, verschiedene Schmetterlingsfische und Chirurgenfische, Kugelfische, Papageienfische, Triggerfische und noch eine ganze Menge die ich nicht kenne (Ein Fischbestimmungsbuch steht auf meinen Wunschzettel fürs Christkind). Sie kamen gleich in ganzen Schwärmen und ganz ohne Angst auf uns zu. Die 20 cm langen weißen Fische mit den rosafarbenen Köpfen waren besonders neugierig und kamen manchmal ganz angriffslustig direkt auf uns zu geschwommen und zwickten in die Arme und Beine. Meine persönlichen Favoriten waren aber die 30 cm großen mit feinen blau und orangen Linien überzogenen Fische mit durchsichtig orange gestreiften Flossen, die länglichen mit den pink blauen Flossen, dem länglichen Schwanz und dem schön gemusterten Kopf und die rosafarbenen Anemonen mit den grünen Köpfchen zwischen denen die Nemos immer mal wieder herausschauten. Schade, dass ich das alles nicht besser beschreiben kann. Warum musste ich denn eigentlich ausgerechnet hier unsere Kamera ersäufen?

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09.12.2018 -Labuan Bajo, Flores, Nusa Tenggara, Indonesien

Von Null auf Hundert - Der Tourismus in Flores

Passage gegen den Strom

Nur ungefähr 90 Seemeilen trennen Labuan Bajo von Riung. Eine Strecke, für die wir gewöhnlich am Abend starten, um am nächsten Morgen den Anker zu versenken. Nach dem Blick auf die GRIB files dachten wir schon, dass es dieses Mal anders kommen könnte: kein Wind und Gegenströmung bevor die Westwinde einsetzen und für Tage auf Moyas Nase blasen und jegliches Vorankommen erschweren würde. Ab 10 Uhr am Morgen bewegt sich normalerweise die Gastlandflagge leicht, auch wenn sie weit davon entfernt ist im Wind zu wehen, davor steht die Luft und man kann sich im Wasser spiegeln. Auf den Ritt mit dem Stier hatten wir keine Lust, deshalb gingen wir gleich morgens mit dem Einsetzten des ersten Lufthauchs Anker auf, um es rechtzeitig nach Labuan Bajo zu schaffen. Zwischen den Riffen ging es noch unter Maschine aus der Bucht hinaus, dann setzen wir die Segel und warteten, was das Lüftchen mit Moya anstellen würde. Es war mühsam. Am Abend hatten wir uns gerade mal 15 Meilen von der Bucht von Riung entfernt. Der Wind war nicht nur sehr leicht, sondern wehte auch aus Südwesten, so dass wir den Labuan Bajo nicht direkt anhalten konnten, sondern Richtung Westen kreuzten, was den Weg verlängerte und uns effektiv noch langsamer machte. Nachts setzte dann noch ein nach Osten schiebender Gegenstrom ein, so dass sich Moya irgendwann nach Osten bewegte, obwohl wir weiter nach Westen segelten. Henry musst also antreten, aber zum Glück nicht lange. Unsere Fahrt ans Nordwestende von Flores ging zwar langsam, dafür aber meist unter Segeln. Nach einer Nacht und fast zwei Tagen liefen wir in die Bucht von Labuan Bajo ein und waren total überrascht:

Das Tor zum Komodo Nationalpark: Labuan Bajo

Vor dem kleinen Ort lagen einige Inselchen im Meer, dazwischen tummelten sich hunderte von Booten. Dicht an dicht besiedelten sie jeden Fleck außerhalb des Fahrwassers der Fähren und der Untiefen der Riffe. Zweimal versuchten wir uns an ein freies Plätzchen heran zu tasten und beide Male wären wir um ein Haar auf dem Riff gelandet, da das Wasser hier anstatt klar grünlich trüb ist und so die Navigation nicht gerade erleichtert. Die Boote lagen alle an Anlegebojen, oft nicht allein, sondern gleich mehrere Schiffe aneinander vertäut. Manche Schiffe hingen auch einfach mit einem Seil hinten an einem anderen dran. Gleich nebenan lag dann das nächste Päckchen an der nächsten Mooring. Dazwischen quetschen war also nicht. Wir fragten uns noch was denn passiert, wenn der Wind dreht, während wir entschieden den Schutz der Inseln zu verlassen und im Schwell des inzwischen ganz ordentlich blasenden Südwestswinds vor Anker zu gehen. Wir ergatterten eine Boje und bekamen noch in der Nacht die Antwort auf unsere Frage: Die Boots rumpsen bei Winddrehung einfach ein wenig zusammen bis sich alles neu ausgerichtet hat, was aber keinen zu stören scheint.

Bei den Booten handelt es sich zu 90 Prozent um Ausflugsschiffe und kleine Tauchboote, die Tagestouren zu den Tauchgründen vor Komodo anbieten, und große Dampfer, auf denen die Touristen mehrere Tage herum gefahren werden. Auf vielen davon stehen noch zwei Masten herum, aber segeltauglich erschienen die eigentlich auf keinem der Boote. Auf fast allen Booten herrschte reges Treiben, es wurde gehämmert, gemalert und gezimmert. Die Boatboys wohnten ganz offensichtlich auf den Schiffen. Obwohl da hunderte von Ausflugsbooten lagen, haben wir aber weit und breit keinen Touristen gesehen.

Das änderte sich auch heute bei unserem Spaziergang im Ort nicht. Zumindest die Hafenregion von Labuan Bajo besteht neben den einfachen Häusern der Einheimischen fast ausschließlich aus Hotels, Restaurants, Cafes und Dutzende von Tourenagenturen. Die meisten davon waren sehr schön hergerichtet, man weiß hier offensichtlich was wir Touristen gerne haben. Auch in der Stadt wird überall gebaut, alles wird aufgehübscht und man erkennt schon jetzt, dass der neue Bootsanleger und die Uferpromenade geschmackvoll und umwerfend werden. Während der Tourismus an allen anderen von uns besuchten Orten auf Flores meist gar nicht oder nur subtil erkennbar war, waren wir nun in einer Touristenhochburg gelandet. Von hier aus starten viele Touristen um sich den Komodo Nationalpark anzuschauen. Im Sommer und zu Weihnachten ist hier vermutlich die Hölle los, 8000 Menschen pro Woche wollen da versorgt werden, jetzt aber sind die Boote und die Straßen leer und wir sind selbst hier etwas Besonderes.

Wollten wir im Ort alle Cafes probieren, wären wir Weihnachten noch hier. Deshalb gönnten wir uns nur einen Cappuccino beim Italiener und ein Eis in der Creperie, bevor wir vor den Atlantic Beach Club umparkten. Dort gibt es einen Pool und tatsächlich das ein oder andere Exemplar der Gattung Tourist. Joshua fühlt sich wie im Paradies.

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07.12.2018 -Riung, Flores, Nusa Tenggara, Indonesien

Der Nikolaus zu Besuch

In Deutschland ist die Adventszeit vermutlich schon in vollem Gange. Die meisten Menschen haben inzwischen einen Adventskalender oder einen Adventskranz im Wohnzimmer stehen, waren schon auf dem Weihnachtsmarkt oder zumindest in weihnachtlich geschmückten Einkaufszentren unterwegs und kramen so langsam die Lichterketten für den Tannenbaum im Garten hervor.

Der Advent beginnt auf Moya

Auch Moya segelt langsam aber sicher Weihnachten entgegen, auch wenn es uns dann doch schwer fällt Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Tannenzweige für einen Adventskranz habe ich erst gar nicht versucht zu finden. Dies Unterfangen wäre wohl aussichtslos und selbst wenn ich irgendwo die grünen Zweige hätte herzaubern können, wären sie wohl bei den Temperaturen hier in Nullkommanichts welk und nadellos geworden. Anstatt eines Adventskranzes habe ich den Kindern einen Adventskalender gebastelt. Aber die Päckchen sind nicht mit Schokolade gefüllt, die eher davonlaufen würde, sondern mit Weihnachtsschmuck, Bastelutensilien und kleinen Geschenken. Joshi und Joni haben große Augen gemacht und freuen sich inzwischen jeden Morgen darauf, dass das Frühstück zu Ende ist und sie ein Geschenk auspacken dürfen. Zuerst wussten die Beiden gar nicht, warum da plötzlich 24 kleine Päckchen im Salon stehen. Letztes Jahr war im Gefecht der Atlantiküberquerung die Adventszeit ein bißchen zu kurz gekommen und an die Vorweihnachtszeit vor zwei Jahren konnten sich beide Jungs nicht mehr erinnern. Auf unserem Plan steht auch Weihnachtsplätzchen zu Backen, aber Joshi meinte, damit sollten wir noch ein bißchen Warten, da sonst, wie im letzten Jahr, die Plätzchen nicht bis Weihnachten überleben. In der Zwischenzeit essen wir die fantastischen Lebkuchen aus der Heimat, die Frank uns mitgebracht hat. An den Glühwein haben wir uns noch nicht herangewagt, den sparen wir uns für Weihnachten auf, allerdings spiele ich momentan mit dem Gedanken eisgekühlten Sangria alla Santa daraus zu machen...

Da Indonesien hauptsächlich muslimisch geprägt ist, sind wir bisher nur zweimal an Weihnachten erinnert worden. Das erstmal in Kupang, in der westlichen Einkaufsmall, deren Haupteingang mit Schneemann und Weihnachtsschmuck dekoriert war, und deren Läden Kerzen und Christbaumschmuck verkauften. Einen Weihnachtsbaum haben wir aber erst im Sea World Resort gesehen, auch wenn der nicht grün war, sondern aus geschmückten Palmenblättern bestand.

Der Nikolaus war in Riung

Auch wenn die Vorweihnachtszeit hier in den Tropen sehr anders ist als in Europa, hat der Nikolaus den Weg an Bord gefunden. Joshuas Skepsis gipfelte in der Frage „wie der Nikolaus denn kommen kann, wenn er nicht mehr lebt“ und war erst durch die gefüllten Stiefeln zu besänftigen. Nur die Wunschzettel hat er vergessen mitzunehmen, so dass wir die dann doch noch als Flaschenpost verschicken müssen. Gut informiert, scheint der Nikolaus aber zu sein, denn die Bucht von Riung ist mit unzähligen Riffen und 21 kleinen Inseln gespickt, so dass es bestimmt gar nicht so einfach war uns zu finden, zumal Moya gar nicht vor dem Ort, sondern vor der Insel Tangil ankerte (12 Meter über Sand, 8°23,3' S /121°03,4' O). Dort haben wir den Tag hauptsächlich im Wasser verbracht, entweder direkt am Strand oder einige Meter weiter draußen am Riff, wo wir das erste Mal auf unserer Reise Feuerfischen begegneten, die majestätisch im Wasser floateten, und auch sonst noch einige bisher unbekannte tropische Fische kennenlernen durften. Die Korallen hier waren zwar nicht so schön, aber dafür schwammen wir hier in Schwärmen kleiner bunter Fische, die auch gar keine Angst vor uns zu haben schienen, was das Schnorcheln unvergleichlich machte. Ich fand eine riesige Seeschnecke mit unheimlich schönem Haus, warf sie dann aber wieder ins Wasser und hoffe, dass sie kein Einheimischer findet, denn die töten die Schnecken ohne zu Zögern und verkaufen die schmucken Häuser an Touristen. Am Abend sammelten wir Treibholz, machten ein großes Lagerfeuer am Strand und grillten die Würstchen, die ich überraschenderweise in Maumere erstehen konnte. Welch ein ungewöhnlicher Nikolaustag!

Bestechung am Steg

Am nächsten Tag sind wir nur um die Ecke bis vor den Ort getuckert und ankerten in 7 Metern über Schlamm (8° 24,6' S / 121°01,7' O). Riung ist zu großen Teilen etwas ins Landesinnere versetzt, an der Küste gibt es aber einen langen Steg, an dem die Fischerboote nach getaner Arbeit festmachen. Seltsamerweise sehen die Boote in vielen Gegenden der Welt anders, dort dann aber alle gleich aus. Hier sind die Boote sehr schmal und lang, bananenförmig, mit Dach und eingebautem, unglaublich lautem Motor, der tuckert als hätte sein letztes Stündlein geschlagen. Wir legten Tilly zwischen die Boote und liefen zwischen den auf Pfählen errichteten Häusern direkt am Steg hindurch Richtung Dorf. Als wir ankamen winkten uns ein paar Frauen heran, die vor einem Kiosk zusammensaßen, mit Schönheitsmasken im Gesicht. Sie freuten sich die Jungs zu sehen und wollten gerne ein Foto mit ihnen haben. Joshi und Joni mögen es gar nicht fotografiert zu werden, aber dieses Mal machten sie mit. Während wir im Dorf Obst und Gemüse einkauften und beim Cafe del Mar aßen, sprach sich herum, dass wir da sind. Im Sommer wird Riung wohl von einige Touristen besucht, denn es gibt hier mehrere „Restaurants“, Hostels und Tourenangebote zu den Inseln, an denen wir gestern alleine waren. Bei unserer Rückkehr zum Hafen hatten sich die Einheimischen in kleinen Grüppchen am Steg postiert, um uns für ein Foto abzupassen. Selfies mit den Jungs waren hoch im Kurs, aber dieses Mal wehrte sich Joshua mit Händen und Füssen und war auch durch gutes Zureden nicht umzustimmen, Joni machte dann natürlich auch nicht mit. Da zückten die beiden Mädels mit dem Kopftüchern zwei Waffelriegel. Dies zauberte ein zauberhaftes Lächeln auf Joshuas Gesicht und sorgte für Fotos zum Umfallen. Die Sache mit der Korruption, müssen wir wohl noch besser erklären...

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04.12.2018 -Sada, Flores, Nusa Tenggara, Indonesien

Entdeckungstour an der Nordküste von Flores

Wir blieben noch einen nassen, gewittrigen Tag vor Anker vor dem Sea World Resort und genossen noch einmal das gute Essen und von den unglaublich netten Menschen dort umsorgt zu werden. Das war fast wie Urlaub vom Segeln. Nach einem heftigen Gewitter, mit Blitzeinschlägen nur wenige hundert Meter entfernt von Moya, spielten die Kinder am Strand im warmen Regen, während Christian und ich mit einem Cocktail auf der fast leeren Terrasse des Hotels saßen und im Nichtstun aufgingen.

Es gibt noch Missionare

Jeden Sonntagabend trifft sich die kleine deutschsprachige Community der Region zum Sun Downer bei Pater Bollen. Wir waren dieses Mal auch auf die Terrasse seiner Bambushütte eingeladen. Als wir kamen war noch niemand da. Die indonesische Haushälterin Maria begrüßte uns herzlich, holte den Pater, half ihm in seine Schuhe und kümmerte sich dann um die Getränke - ganz nach alter Schule, so wie ich mir das vorgestellt habe. Die anderen Gäste kamen, Pater Klaus, der noch in der Gemeinde tätig ist, und ein theologischer Professor aus Graz. Als die drei herausgefunden hatten, dass mein Mann von Haus aus Physiker ist, war die Diskussion schon in vollem Gange. Die drei Theologen hatten Spass und der Capitano suchte nach ganz ungewohnten Argumenten. Kann man Wissenschaft und Glaube unter einen Hut bringen? Pater Bollen meinte ja und war der festen Meinung, dass „der Einzug des Pandeismus in die katholische Kirche dem Islam endgültig den Garaus machen würde“. Da meine zumindest ich den Missionar herauszuhören. Während die Herren über ihren Drinks die Zukunft der Religion diskutierten, erlebten die Jungs einen Zuckerschock. Maria hatte sie mit Schokoriegeln und Limo angefüttert, nun waren sie vollkommen außer Rand und Band und wilderten auf der Terrasse herum. Ich saß interessiert dabei, versuchte die Kinder zu zähmen und die Skurrilität der Situation auf mich wirken zu lassen.

Segeln ohne Wind

Die Wettervorhersage sagte für die gesamte nächste Woche absolute Flaute voraus. Mit keiner Aussicht auf Wind rangen wir uns dazu durch, Anker auf zu gehen und unter Maschine aus der Bucht zu tuckern. Am Riff Gosong Unjuran ließen wir das Eisen im den Sand fallen, eigentlich nur als Gewicht, das Wasser war mal wieder ein Spiegel und die Luft stand. Wir schauten den Fischern zu, die am Riff mit Speeren arbeiteten, sprangen zum Abkühlen ins Wasser und schauten uns die bunten Fische an. Joshua sichtete eine Qualle und flüchtete panisch zurück an Bord, ins Wasser war er nicht mehr zu bekommen, aber auch an Bord war es spannend. In Moyas Schatten suchten tausende von Minifischchen Schutz vor den schönen weißen Vögeln und grösseren Fischen, die sie trotzdem immer wieder in Gemeinschaftsarbeit jagten. Die Kleinen sprangen, um den Unterwasserjägern zu entgehen und wurden dann von den Vögeln abgegriffen. Es sah fast so aus als fiele Regen ins Wasser, wenn der ganze Schwarm zurück ins Wasser plumpste.

Mit dem leisesten Hauch setzten wir Segel und ließen uns mehr von der Strömung schieben, als dass wir Fahrt durchs Wasser gemacht hätten. Wir brauchten Stunden für die nur noch 10 Meilen bis zur nächsten Ankerbucht, aber immer nur motoren finden wir total lästig. Außerdem waren wir ohnehin mit Pfannkuchen backen beschäftigt, da machte es keinen Unterschied, ob wir vor Anker lagen oder drifteten.

Der frühe Vogel...

... kann mich mal. Ist meist unser Motto. Allerdings hat es der frühe Vogel auch kühl und Kühle ist seit einiger Zeit absoluter Ausnahmezustand. Die letzte Nacht war windlos. Wir verbrachten sie zwar mit offenen, aber mit Moskitonetzen bedeckten Luken. Das hielt die Plagegeister draußen, hatte aber zur Folge das die Wärme des Tages, die sonst so effektiv zu unseren Decksalonfenstern hinausgepustet wurde, weitgehend im Schiff blieb. Es war heiß, so heiß, dass wir uns möglich gleichmäßig im Schiff verteilten, um der minimalen Temperaturerhöhung der Luft durch einen anderen Körper zu entgehen. Um fünf Uhr mit Sonnenaufgang waren wir wach, genossen die morgendlichen 30 Grad und schnappten unsere Wanderschuhe. Die sanften Hügel von Flores luden zu einer kleinen Trekkingtour ein. Hier in unserer Ankerbucht gibt es neben dem Riff nur drei kleine Häuser der Fischer am Strand. Dahinter erheben sich die überraschend unbewaldeten, grasbewachsenen Hügel, ohne Straßen und Wege. Vor der großen Hitze des Tages stiegen wir hinauf, immer höher, bis wir schließlich von oben eine tolle Aussicht über Moya und das Riff hatten und auch auf der anderen Seite der fjordähnlichen Hügelkette die einsamen Buchten sehen konnten. Die Jungs hatten Spass an der Kletterei, spielten im hüfthohen, trockenen Gras verstecken und banden sich Kränze ins Haar. Der Frühstückshunger und die Lust auf Abkühlung trieb uns dann wieder hinunter.

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01.12.2018 -Maumere, Flores, Nusa Tenggara, Indonesien

Auf zum Kelimutu

Die letzten Tage lag Moya in einsamen wunderschönen Buchten vor Anker mit viel Zeit für uns am Strand und im Wasser. So ganz ohne andere Menschen muss man auf Dauer schon ganz gut mich sich selbst auskommen. Das sind wir zwar von unseren Ozeanpassagen gewohnt, allerdings ist es dann auch wieder schön andere Gesichter zu sehen, über andere als Familienthemen zu reden und natürlich andere Menschen und Kulturen kennen zu lernen. Wir gingen also Anker auf mit Kurs nach Maumere zu dem kleinen Strandhotel Sea World.

Abendessen unter Palmen

Bei Sonnenuntergang fiel der Haken im dunklen Vulkansand. Wir fackelten nicht lange, sondern setzten direkt über. Trotzdem war es inzwischen dunkel, so dass wir vergeblich das Dingi Dock suchten und schließlich Tilly dort strandeten, wo gerade eine festliche Tafel direkt am Strand aufgebaut wurde. Die herzliche Kellnerin kam auf uns zu, hieß uns im Hotel willkommen und fragte, ob wir gerne zum Abendessen drinnen oder draußen sitzen wollen. Draußen natürlich! Im Handumdrehen war auch für uns der Tisch hergerichtet. Eine 10 köpfige Musikgruppe setzte sich neben uns und fing an ihren ungewöhnlichen Instrumenten einheimische Klänge zu entlocken und dazu zu singen. Auf einer Art von auf dem Boden liegendem Kontrabass wurde geklopft und die einzige Saite gezupft, daneben gab es viele nicht ganz so exotische Musikinstrumente und Gesang. Die Lieder erinnerten uns an die chillige Meerjungfrauen Südsee Musik aus Samoa - sehr relaxed.

Als sich herum gesprochen hatte, dass wir aus Deutschland sind, gesellte sich ein älterer Herr an unseren Tisch. Pater Heinrich Bollen war vor über 50 Jahren von Deutschland nach Indonesien gekommen und hatte sich neben seiner missionarischen Tätigkeit für die Menschen hier stark gemacht. Vor Jahren initiierte er den Aufbau von Sea World als Entwicklungshilfeprojekt und wohnt seit einigen Jahren im Hotel. Offensichtlich war er auch missionarisch nicht unerfolgreich, leben doch 80% Christen auf Flores. Nun war er ganz froh mal wieder seine Muttersprache zu gebrauchen. Das Essen kam, wir schlemmten die einheimischen Köstlichkeiten unter Palmen und genossen den tollen Abend.

Über die Insel zum Kelimutu

Noch nach dem Abendessen konnte das Hotel für uns Fahrer und Auto für den nächsten Tag organisieren. Um fünf Uhr standen wir deshalb am nächsten Morgen mit Wanderschuhen und Rücksäcken bepackt an der Rezeption. Dort wartete Gen bereits auf uns. Der nette, junge Mann mit dem ansteckendem Lachen und dem zurückgebundenem lockigen Haar fuhr uns die nächsten 12 Stunden über die Insel und erzählt uns ein bißchen von Flores.

Wir ließen das Provinzzentrum Maumere hinter uns liegen und fuhren durch viele kleine Dörfer auf die Südseite der Insel. Von dort ging es an Reisterrassen und Kakaoplantagen vorbei hinauf in die Berge. Gen zeigte uns wie Macadamia Bäume ausschauen, wie die Nüsse direkt am Rand der Straße auf dem Asphalt getrocknet und vor dem Verkauf geöffnet wurden. Überhaupt findet hier ein großer Teil des Lebens auf der Straße statt. Fußgänger laufen nicht auf dem Grasstreifen daneben, sondern direkt auf der Straße. Da trifft man sich dann auch schon mal und setzt sich zum Schnacken. Die Hunde sehen das ähnlich, auch sie lieben den Asphalt um sich auszuruhen. Die vorbei bretternden Motorräder, Autos, Bemos und LKWs stören da nicht wirklich. Und dabei ist gibt es durchaus Verkehr mit viel Hupen, Rasen und Überholen, auch hier nach dem Motto der Stärkere gewinnt. Gen fuhr überraschend gelassen an den mit ganzen Familen bestückten oder auf strassenbreite beladenen Motorrädern vorbei, er überholte sogar nur dort wo die Straße einsichtig war, was man von vielen anderen Verkehrsteilnehmern nicht behaupten konnte.

Drei Seen und ein Dieb

Nach drei Stunden abwechslungsreicher Fahrt bogen wir von der Hauptstraße ab hinauf zum Kelimutu. Wegen den vielen Erdrutschen war die Straße hier nagelneu und die Abhänge wurden gerade befestigt. Wir bezahlten, parkten und gingen los auf die kleine Wanderung hinauf zu den legendären verschiedenfarbigen Vulkanseen. Für die Einheimischen sind die Seen ein heiliger Ort, sie glauben, sie seinen die letzte Ruhestätte der Seelen nach dem Tod. Je nach Charakter des Menschen ruht die Seele im dunklen See Tiwu Ata Bupu, dem See des Alters, dem türkisfarbenen See der Jugend Tiwu Ko o Fai Nuwa Muri oder im dem roten bis wechselnden See Tiwu Ata Polo, dem See der Bösen. Die Farbe wechselt in jedem der Seen unabhängig mit der Zeit, da es sich um drei separate Schlote des noch immer aktiven Vulkans handelt. Die Färbung des Wassers ist abhängig von den vulkanischen Mineralien, dem Oxidationsstatus und dem pH Wert des Wassers und wird so auch vom Regen und Klima beeinflusst.

Nach kurzem Aufstieg standen wir vor den Zwillingsseen, beide hatten eine sehr unwirkliche türkise Farbe. Es sah toll aus. Wir gingen weiter zum See des Alters. Joshi und Christian waren voraus, Joni und ich langsamer auf den Treppen. Wir machten eine kurze Trinkpause und schauten uns den Affen an, der am Kraterrand saß. Kaum hatte ich den Rucksack geöffnet, schoss das diebische Tier auf mich zu, bleckte die Zähne und klaute schneller als ich schauen konnte meine Chipstüte aus dem Rucksack. Joni hatte Angst bekommen und war die Treppe hinauf gerannte, der Affe zurück mit der nun geöffneten Tüte auf seinen Platz am Abgrund und ich stand perplex da und überlegte, ob ich mich nun mit dem hässlichen Dieb anlegen sollte. Ich ließ es, dafür kam eine ganze Bande von Affen vorbei die nun den Kampf um die Tüte aufnahmen. Sowas! Joshi hätte einen Stein geworfen, aber so gewieft war ich nicht.

Oben sah man auf alle drei Seen hinunter, der See der Alten lag da in dunklem Grün. Am Aussichtspunkt saßen mehrere Frauen, die heiße Getränke, Suppen, Snacks und Webarbeiten verkauften. Daneben stand ein Schild „do not feed the monkeys“ - na wenn ich das mal eher gewusst hätte...

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30.11.2018 -Flores, Nusa Tenggara, Indonesien

Buchteln auf Flores

Nach zwei schlaflosen Nächten versenkten wir das Eisen direkt am nordöstlichen Haken von Flores (8°13,6' S / 122°45,0' O). Hier gibt es drei wunderschöne Buchten, eingebettet zwischen die Korallenriffe, die geschützte Ankerplätze bieten gegen alle Winde außer von Süden. Wir brauchten ein bißchen bis wir eine Stelle gefunden hatten, an der Moya sicher lag, an vielen Stellen sinkt das (zu) flache Riff steil ins (zu) tiefe Wasser ab. Am Ende vergrub sich der Anker im tieferen Wasser und Moyas lag Hintern nur wenige Meter vom Strand entfernt. Gefühlt konnten wir rüber spucken.

Sanierung der Riffruinen

Natürlich steckten wir unsere Köpfe auch unter die Wasseroberfläche. Direkt unter Moya lag weißer Sand und ein Kochtopf großer Felsen an dem die Verwandtschaft von Nemo, eine Familie Anemonenfische, wohnten. Östlich und westlich des Strandes erstreckte sich das Riff. Über dessen Zustand war ich beim ersten Schauen entsetzt. Das Riff sah aus als ob jemand eine Bombe gezündet hätte, überall lagen tote Korallenteile herum und bildeten eine öde Unterwasserwüste. Vielleicht ist diese Vorstellung gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt, denn die Fischer Indonesiens ergriffen vor einigen Jahren wegen den zurückgegangen Fischbeständen tatsächlich zu aggressiven Fangmethoden und fingen die Fische indem sie Dynamitsprengsätze zündeten. Die Schäden am Riffe könnten allerdings auch durch die 20 Meter hohe Tsunamiwelle entstanden sein, die hier 1992 Tausenden von Menschen das Leben kostete und auch die Riffe in Ruinen liegen ließ. Nur einige Schwimmzüge entfernt sahen wir das Riff schon wieder im Recovery mode, viele bunte Fische schwammen in Schwärmen zwischen den lebendigen Korallen und Anemonen umher. Im tieferen Wasser sah ich sogar zwei bestimmt zwei Meter große bunte Fische, die ich bisher nur als Miniversion kannte.

Schuhbeseitigung und Schuhnachschub

Während ich noch unter Wasser schaute, wollten die Kids lieber den Sandstrand umgraben. Bei Niedrigwasser buddelten sie einfach unterhalb des Spühlsaums, sonst wären die Sandarbeiten auch schwierig geworden den neben den tausenden von Plastikflaschen, Becher, Kanistern und angeschwemmten Holz, lagen auch hunderte von Flipflops. Mit dem guten Vorsatz den Strand müllfrei zu bekommen fingen wir an Müll zu sammeln. In einem fünf Meter Radius sammelten wir zwei große Müllsäcke. Um den gesamten ca. 100 Meter langen Strand sauber zu bekommen, hätten wir wohl mehrere Tage sammeln müssen, so dass wir uns aufs Schuhe einsammeln verlegten. Ein Viertel Strand ergab einen randvollen Müllsack mit Schuhen. Wir machten ein Feuer und verbrannten Alles. Eigentlich hätten wir das besser nicht machen sollen, denn Joshuas rechter Schuh hat heute die Biege gemacht. Vielleicht wäre ja ein passender dabei gewesen? Schuhnachschub war auf den Pazifikinseln bestenfalls schwierig. Auch in Kupang haben wir für Joshi zwar Flipflops aber keine Sandalen gefunden, so dass er jetzt nur noch ganze Crocs und Flipflops besitzt.

Einsame Seenomaden

Gestern Morgen sind wir mit Rauschen in den Ohren aufgewacht. Über Nacht hatte der Wind auf Süd gedreht und die Wellen klatschten hinter uns an den Strand. Ungemütlich war es. 15 Knoten Wind, wo doch die Wettervorhersage Flaute prophezeit hatte. Wir brachen als unsere Zelte also noch vor dem Frühstück ab, um den Wind zu nutzen für unsere Fahrt Richtung Westen. Anker auf, Segel gesetzt - sogar im ersten Reff - aus der Bucht hinaus gesegelt und der Wind ließ auch schon nach, aus 15 wurden 12, dann 10, 8 und 5 Knoten, bevor er nach fünf Minuten ganz weg war. Da war sie ja die Flaute. Um nicht so weit motoren zu müssen, änderten wir unsere Pläne und ankerten anstatt auf der Insel Besar in der näher gelegenen Bucht vor dem kleinen Ort Tanahdua. Die Gesänge des Muezzins begrüßten uns schon beim näher kommen. Nur wegen des Riffs ankerten wir auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht, sehr geschützt (8°23,8' S / 122°36,5' O). Auch hier war, wie schon die ganze Zeit hier in Indonesien, keine andere Segelyacht in Sicht. Schade! Ringsum gab es nur Berge, Hügel und Strand. Aus unserer kleinen Wanderung den Hügel hinauf wurde dann leider auch nichts, nachdem Joshuas Schuhe aufgegeben hatten. Auch so war das Terrain steil, ohne Wege und eigentlich nur mit Machete begehbar, also vertagten wir unseren Ausflug und suchten nach Schätzen entlang der Küste.

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28.11.2018 -Flores, Nusa Tenggara, Indonesien

Nächtliches Navigationsabenteuer in den Engen von Larantuka

Franks Urlaub ist leider zu Ende, so dass wir uns schon wieder von unserem neusten Crew Mitglied trennen mussten. Vor allem den Kindern ist das Abschiednehmen schwer gefallen, hatten sie doch jede Menge neuer Wege Quatsch zu machen von ihm gelernt. Wir sagen „bis zum nächsten Mal“ und hoffen, dass Mr. Frank noch einmal den Weg auf unser Schiff findet und uns ein paar weitere 5-Minuten-Kinderauszeiten schenkt. Das Bier ist jedenfalls schon vorgekühlt.

Mit dem Bemo zum Pasar Inpres in Kupang

Mit Frank im Flieger trennten uns eigentlich nur noch unsere leeren Obstnetze davon, Kupang im Kielwasser liegen zu lassen. Wir nahmen also noch ein letztes Mal eines der Bemos, dieses Mal der Linie 2, den Berg hinauf. Einige der Minibusse sind wahre Kunstwerke aus vielen kleinen Bildern und Schriftzügen. Das Design ist so wichtig, dass dabei oft auch die Windschutzscheibe nicht ausgespart wird. Gerade als ich mich fragte wie die Fahrer die Straßen noch sehen können, schaute ich ins Innere eines solchen Art-Bemos und stellte fest, dass der Druck auf der Scheibe, nicht der einschränkende Faktor für den Durchblick des Fahrers ist. Von innen war eine Wand aus Kuscheltieren vor der Scheibe aufgebaut. Der Fahrer und geldeintreibende Beifahrer, der immer aus der offenen Tür hängend mitfuhr, stimmten in mein schallendes Gelächter ein. Wir steuerten aber dann doch lieber ein Bemo mit Durchblick an. Ich war ganz angetan, dass in dem Gefährt unserer Wahl auch meine Trommelfelle eine Pause bekamen, die Musik spielte überraschend in Zimmerlautstärke. Nach zwei Minuten Fahrt fuhr der Fahrer links ran, es roch nach verschlissener Kupplung, alle mussten aussteigen. Die Locals waren wenig überrascht und schienen es gewohnt zu sein, das nächste Bemo zu nehmen, das auch schon um die Ecke kam. Wir hängten uns an und kamen nach einer Tour durch das Zentrum der Stadt mit vielen Geschäften beim Markt an. Der Geldeintreiber bekam den lokalen Preis für Zwei: 6000 Rupien (30 Eurocent) und gab uns ohne zu Murren unser Wechselgeld.

Pasar Inpres ist ein großer Markt unterteilt in verschiedene Bereiche: Gemüse, Süsskartoffeln, Bananen, Ananas, anderes Obst, Eier, Geflügel, Fisch, Fleisch, Textilien. Teils sind die Stände in den mit rostendem Rollblech bedeckten Markthallen, teils an kleinen Schotterpisten unter freiem Himmel. Wir arbeiten uns im Slalom um die Pfützen herum und nahmen uns vor den zwischen den Ständen umherfahrenden Motorrädern in acht. Besonders sauber war es hier nicht, man erkannte mit der Nase wo man sich gerade befindet und an den Fliegenschwärmen, die den Weg zu Fisch und Fleisch wiesen. Dafür werden wir allseits von lächelnden Gesichter begrüßt. „Selamat siang“ können wir inzwischen auch schon erwidern. Touristen scheint es hier selten zu geben, wir haben sogar den Eindruck, dass wir ungefähr das gleiche wie die Einheimischen bezahlen. Am Ende trugen wir zwei riesige Taschen mit Obst und Gemüse zur Straße für umgerechnet 7 Euros, nur die Eier kosteten für hiesige Verhältnisse viel: 3 Euro für 30 Stück.

Für den nach Hause Weg gönnten wir uns „Grab“, das ist die südostasiatische Version von Uber und funktioniert in Kupang hervorragend. Einen Klick mit der App und zwei Minuten später steht ein klimatisiertes Auto an der Straße und nimmt einen mit - einmal durch die Stadt für 1.20 Euro, unbegreiflich wie sich das rechnen soll.

Adventsvorbereitungen unter Segeln nach Flores

Tatsächlich konnten wir die Segel setzten, nachdem wir aus der Bucht von Kupang herausgetuckert waren. Es gab zwar wenig Wind, aber dafür auch keine Welle, so dass wir immerhin 4 Knoten Fahrt durchs Wasser machten. So war die Passage wesentlich angenehmer als unsere Nacht vor Semau. Nur die Gewitter störten. Die Blitze zuckten immer wieder am Himmel und erleuchteten die Wolken. Nur selten sahen wir einen Blitz der bis zur Erde herab sauste, die meisten zuckten von Wolke zu Wolke ganz ohne Donner. Trotzdem, manchmal gab es die großen gleißenden Bänder bis hinunter zum Wasser. Auch wenn sie weit weg waren, machten sie mich nervös, so dass ich während meiner Nachtwache kontinuierlich zwischen Radar und Cockpit pendelte um ja nicht zu verpassen, falls so ein Ding auf uns zudrehen sollte. Den Winden war nicht zu trauen, die kamen nämlich munter mal aus der einen dann aus der anderen Richtung. Auch tagsüber schafften wir es das laue Lüftchen einzusammeln, allerdings zerstörte der wenige Wind und die Gegenströmung unseren Plan noch bei Tageslicht durch die Engstelle zwischen Flores und Adunara zu segeln.

Während wir dahin dümpelten, beschlossen die Kinder als Einstimmung für die Weihnachtszeit Sterne zu falten und vor allem ihren Wunschzettel an den Weihnachtsmann zu malen. Joshua war zwar etwas skeptisch, ob Santa seine Wünsche auch erhalten würde, wenn wir sie per Flaschenpost losschicken, aber unsere Ermutigungen, dass er ja seine Späher überall hat, die die Flasche schon finden werden, beruhigten ihn dann.

In den nächtlichen Stromschnellen von Larantuka

Auch in der zweiten Nacht war an Schlaf wenig zu denken. Nach Sonnenuntergang war es stockdunkel, der abnehmende Mond ließ noch auf sich warten und wir segelten auf eine schwarze Wand zu. Die beiden Leuchtfeuer der Einfahrt waren zwar zu erkennen, aber vom Gefühl hätten sie doch viel weiter backbord sein müssen. Die Strömung versetzte Moya nach steuerbord, so dass unsere Augen nicht mit dem Kurs einverstanden waren. Beim näher Kommen war unser Radar wirklich eine große Hilfe, die vor der Einfahrt liegenden unbefeuerten Inselchen, waren in der Dunkelheit nicht auszumachen, aber auf unserem Schirm an Bord. Einmal in der Einfahrt wurde es leichter, da an der Küste Lichter zu sehen waren und der Mond nun am Himmel stand. Trotzdem war das letzte Stück der Durchfahrt ein wenig beängstigend. Ich hatte mich schon seit wir los gefahren waren gefragt, ob es eine gute Idee ist durch die nur 300 Meter breite Engstelle in der Nusa Tenggara Inselkette zu gehen. Zwei große Wassersysteme, der indische Ozean und das Australasiatische Mittelmeer, werden von den Inseln mit nur sehr wenigen schmalen Durchfahrten getrennt. Da war schon abzusehen, dass es ordentlich strömen würde. Ich vermutete, je nach Tide mal in die eine mal in die andere Richtung. Inzwischen weiß ich, dass die Larantuka Engen zumindest bei Flut zu brodelnden Stromschnellen werden. Und wir hatten Glück, der Strom schob Moya von hinten. Und wie! In der Durchfahrt war der Wind weg und wir tuckerten mit 5 Knoten durchs Wasser. Tätsächlich rasten die Lichter an Land aber geradezu an uns vorbei. Mit 11 Knoten über Grund flogen wir durch die Engstelle, selbst in der Dunkelheit sahen wir die starken Verwirbelungen im Wasser. Ob wir bei Ebbe rückwärts gefahren wären, werden wir wohl nicht mehr rausfinden.

Im nächtlichen Minenfeld

Nachdem uns das rauschende Wasser ausgespukt hatte, blieb es weiterhin spannend. An der Nordostküste von Flores sahen wir auf unserem Radarschirm Duzende von Echos rund um uns herum. Einige dieser Minen konnten wir im Dunklen als Schatten ausmachen, andere waren mit bunten blinkenden Lichtern befeuert und wieder andere sahen wir nur im Schiffsbauch auf dem Schirm. Schon zum zweiten Mal diese Nacht hat unser Radargerät uns gerettet, ohne hätten wir wohl mit großer Wahrscheinlichkeit eins der Fish attracting devices mitgenommen. Am Morgen wurden die schattenspendenden Holzflösse von kleinen Fischerbooten abgelöst, die ihre Netze an der Nordküste durchs Wasser spannten. Als auch diese Hindernisse sicher umschifft waren, waren wir froh endlich den Haken im Wasser zu versenken und springen jetzt erstmal ins Wasser.

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25.11.2018 -Kupang, Ost Nusa Tenggara, Indonesien

Drachenfliegen am Traumstrand von Semau

Unsere nächtliche Achterbahnfahrt hat sich am Ende doch noch gelohnt.

Ein Labyrinth von Fish attraction devices

Am Morgen war es so heiß, dass man es spätestens um sieben Uhr morgens nicht mehr in seiner Koje aushielt. Kein Lüftchen wehte, das Wasser war hier, wie immer am Morgen, spiegelglatt. Joni zeigte auf unsere Ankerkette, die sich dunkel wie eine Schlagen über den Sandboden schlängelte. Vor dem Frühstück sprangen wir erstmal ins grünlich türkise Wasser des indischen Ozeans, um uns wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Der indische Ozean ist doch ein wenig anders als der Pazifik, die Farben sind andere, man findet andere Muscheln am Strand und ein kurzer Blick unter die Wasseroberfläche reichte, um zu erkennen, dass man auch andere bunte Fische sieht. Moya bekam eine Rumpfreinigung, dann gab es Frühstück bevor wir mit Tilly an Land tuckerten, Slalom hindurch zwischen vielen seltsamen Konstruktionen im Wasser. Seile waren da in unzähligen Reihen gespannt, an leeren Flaschen als Schwimmer aufgehängt. Erst dachten wir, dass dort Netze hängen würden, aber vermutlich dienten die Leinen nur dazu, dass sich daran Wasserpflanzen anhaften und darin Fische ansiedeln. Solche Fish Attraction Devices gibt es in allen möglichen Formen, manche davon sind gar nicht verankert und schwimmen meist unbeleuchtet einfach auf dem Ozean herum. Prädestiniert, dass man als Segelboot früher oder später dagegen rumst. Die gespannten Leinen waren kein Problem, sie waren nahe am Land und mit ein wenig Zickzack manövrierten wir herum und ließen uns mit den Wellen an den Strand spülen.

Kitingstunden am Traumstrand von Semau

Der Strand war super toll! Kilometer lang, feiner weißer Sand, davor herrliches Wasser in verschiedenen Blautönen mit bunten Fischerkanus. Dahinter lag ein kleines Dorf aus Bambushütten. Zuerst schauten die Kühe im Schatten der Wanderpalmen neugierig in unsere Richtung. Später standen dort die Einheimischen und schauten mit respektvollen Abstand was wir denn hier machen. Als seien wir gefährliche Tiere im Zoo, dauerte es ein bißchen bis sie sich näher heran wagten. Leider war niemand dabei, der Englisch sprach, aber Drachen steigen lassen ging auch ohne Sprache. Christians alter Freund Frank nahm die Sache in die Hand und gab Kiting Stunden im kniehohen Wasser. Die jungen Männer hatten Spaß. Die Kinder spielten dann lieber mit Joshi und Joni in einiger Entfernung fangen, ich denke, sie hatten ein wenig Angst vor dem Kite der immer wieder im Sand einschlug.

Essensuche in Kupang

Am Nachmittag kam ein bißchen Wind auf und wir segelten nach Kupang zurück. Mit dem obligatorischen allabendlichen Gewitter, kamen wir bei Dunkelheit, viel Regen, gleißenden Blitzen und rumpelndem Magen an unserem letzten Ankerplatz an. Schnell an Land noch etwas Essen, dachten wir, aber das schnell stellte uns vor Herausforderungen. Wir fanden nach längerem Laufen kein Restaurant. Später landeten wir dann wieder in der ehemaligen Teddys Bar, jetzt das Resto 999, wo wir letztes Mal schon gefeiert hatten. Das war nicht ganz überraschend, hatte ich doch gelesen, dass die touristischen Attraktionen, auch die Restaurants, eher übersichtlich sind. Top5 laut Internet: Markt, Twilight Markt, Resto 999, Lippo Plaza (ein Einkaufszentrum) und die eine Stunde entfernte Crystal Cave. Bei der tagsüber pulsierenden Metropole mit über 300000 Einwohnern hätte ich mehr Auswahl erwartet, so aber landeten wir nochmal im Resto 999, tranken das süffige Lokalgebräu Bintang und perfekt zubereitetes Nasi Goreng in allen Variationen.

Vom Schleppen, Überleben und Genießen in Kupang

Heute frönten wir ganz und gar dem Konsum. Zuerst wollte Henry aber Dieselnachschub und Moya ein bißchen gepflegt werden. Der Tank war zwar weit davon entfernt leer zu sein, da wir aber vermutlich in den abgelegeneren Orten schlecht tanken können, gingen wir auf Nummer sicher und beauftragten den netten Indonesier Natan, der einen kleinen Kiosk neben Teddies Bar besaß und uns immer mit dem Dingi half, Kanister mitzubringen um uns beim Tanken zu helfen (14000 Rupien/Liter). Eigentlich ist es seit den terroristische Anschlägen vor Jahren verboten Kanistern zu betanken, aber ohne Bootstankstelle hatten wir keine Alternative an Treibstoff zu kommen. Da wir schon von Dieselpest, also Algenwachstum im Tank, anderer Cruiser nach Tanken von indonesischem, schmutzigem Diesel gelesen hatten, fuhren Christian und Frank besser mit zu der Tankstelle, überwachten die Dieselqualität und halfen beim Kanisterschleppen. Am Strand wurden dann die acht Kanister in Tilly umgeladen und zu Moya gebracht, wo dann über einen externen Wasserabscheider der Diesel 20 Liter weise in den Schiffsbauch floss. Als die Capitanos fertig waren mit der Schlepperei, hatten die Jungs und ich Moya auch wieder in einem annehmbaren Zustand, so dass es gleich weiter ging an Land: die Fahrt im dröhnenden Minibus überleben. Nach dem Motto je lauter desto besser, drehen eigentlich alle Fahrer die Musik so weit auf, dass man die Druckunterschiede des Basses spüren kann und rasen durch die Straßen. Ohren zu halten hilft nur bedingt. Verkehrsregeln scheint es, bis auf der Stärke gewinnt, keine zu geben. Als der Fahrer dann den Bus am Hügel abwürgte und rückwärts rollte, wäre Joshua fast aus der offenen Tür gesprungen. Ich hatte schon auf ein schönes Anschiebefoto der beiden Capitanos spekuliert, als der Teenager nach mehreren Versuchen sein Gefährt wieder zum Anspringen bewegte und uns die letzten Meter zum Lippo Plaza brachte. Das Lippo Plaza ist eine westliche Einkaufsmall mit riesigem Baumarkt, Kaufhaus, Supermarkt, einem Foodcourt und einer Spielecke für Kinder. Die Deko sorgte sogar für ein bißchen Weihnachtsstimmung. Frank fühlte sich wie zu Hause, die Kinder in der Spielecke wie im siebten Himmel, der Capitano hatte einen Endorphinkick beim Burger Essen und ich beim Shoppen. Dieses Jahr wird es einen Adventskalender an Bord geben!

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23.11.2018 -Semau, Ost Nusa Tenggara, Indonesien

Expedition Ankern

Passagiere an Bord

Da Frank nur einige wenige Tage an Bord sein kann und nach der doch sehr unruhigen Nacht vor Anker in Kupang, wollten wir ihm die schöneren Seiten des Cruisens möglichst schnell zeigen und gingen Anker auf. Als wir das Eisen aus dem Wasser zogen, hatten wir nicht nur Frank als weiteren Passagier an Bord, sondern auch hunderte kleiner, schwarzer, fliegender, blinder Passagiere. Eine richtige Invasion der Fliegen war das, aufgegabelt in nicht mal 24 Stunden. Den Kampf gegen die kleinen Biester mit der Fliegenklatsche zu gewinnen erschien aussichtslos, wir grübelten nach Alternativen als wir Kurs in die nördliche Bucht von Semau nahmen.

Satelittennavigation in die Nordbucht von Semau

Nur ein kurzer Schlag sollte es werden, hart am Wind in einer angenehmen Brise, die die hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen erträglicher machte. Wir hatten Spass und freuten uns schon auf einen Spaziergang am Strand, als wir in die Bucht einliefen. Da unsere Seekarten wenig aussagekräftig waren und wir auf den Satellitenbilder in Strandnähe dunkle Schatten sahen, nahm ich meinen Stammplatz am Bug ein und starrte ins Wasser. Christian sagte mir die Tiefe an. Bei 8 Metern unter Kiel sah ich noch nichts, 6 Meter nichts, ich war irritiert, bei 5 Metern erahnte ich Korallen, bei 4 Metern war ich mir sicher, dass Korallen unter Moya waren, konnte aber unmöglich die Tiefe des flacher werdenden Wassers abschätzen. Das Wasser war ungewohnt trüb. Immer wieder ragten Korallen weiter hinauf. Frank kam dazu und wir versuchten zusammen zu entscheiden, ob das Wasser tief genug für Moya ist. Drei Mal tasteten wir uns vorwärts, bis wir nur noch einige Meter von der Grenze entfernt waren, an welcher das Wasser heller aussah und wir Sand vermuteten, drei Mal brachen wir ab. Laut Seekarte sollten wir uns in 20 Meter tiefen Wasser befinden, auch die Satellitenbilder implizierten durch die dunkelblaue Farbe, dass es tief sein müsste. Mit einigen Fragezeichen im Gesicht fragten wir die beiden Fischer, die in einem Holzkanu neben uns angelten, ob wir mit 1,9 m Tiefgang das Riff passieren können. Nach Rückbestätigung klappte der Transit endlich, dann war der Haken auch schnell geworfen und Moya lag im spiegelglatten Wasser. Ohne Sonne sahen wir jetzt auch das feine Band auf den Satellitenbildern, das sich durch die Bucht zog und etwas dunkler war als das Wasser. Wenigstens die Satellitenbilder passten also, auch wenn deren Interpretation manchmal wirklich schwierig ist. Schnell noch ein paar Fliegenfallen aufgestellt und dann nichts wie zum Strand... der leider gar nicht mal so hübsch war und wegen Matsch und Wasserpflanzen auch gar nicht zum Baden einlud. Den Kids war das egal, Hauptsache war, sie konnten Buddeln und Raufen.

Die Fliegen beschäftigen uns auch am Strand, so dass wir einen Schätzwettbewerb veranstalteten. Wieviele Tierchen werden wir wohl gefangen haben? 92! in 2 Stunden zählten wir beim Zurückkommen und viele flogen noch... Da musste heute also die chemische Keule her, aber auch die hatte es schwer, die Biester waren nämlich schlau und flogen einfach ins Freie. Fahrtwind und Chemie gemeinsam haben dann gewirkt.

Ankern vor der Luvseite von Semau

Aber die Ankerexpedition war noch nicht zu Ende... Der Capitano wollte zu den weißen Stränden an der Luv Seite von Semau. Zwischen den Korallen waren auf den Satellitenbilder immer wieder helle Flecken zu sehen, dort wollten wir es versuchen. Wir tuckerten um die Ecke, außerhalb der Inselabdeckung nahm der Schwell zu. An der vorgemerkten Stelle schien es tatsächlich Sandflächen zwischen den Korallen zu geben, wir versenkten also das Eisen. Noch beim Ankermanöver kam der Anker kurzstak, bei jeder Welle riss es erneut am Bugspriet, Anker oder Kette saßen bombenfest. So ein Käse! Das war kein guter Ort zum bleiben. Wir kämpften anschließend, um den Haken zu befreien und schafften es schließlich doch noch von Bord aus, kurz vor einer Taucheinlage.

Einige Meilen weiter südlich hinter einem Knick in der Küste versuchten wir noch einmal zu ankern. Hier gab es weniger Bommies, mehr Sand und weniger Schwell. Der Anker fiel und hielt. An Land wurde in den Wellen gebadet, Muscheln gesammelt, Drachen steigen gelassen und gebuddelt, so lange bis der Himmel um uns herum ganz dunkel wurde, die brechenden Wellen immer höher und Moyas Bewegungen immer heftiger wurden. Es war Zeit zurück an Bord zu gehen. Aus dem schönen ruhigen vor Anker liegen war inzwischen eine Schiffschaukel geworden, die nach Sonnenuntergang zur Achterbahnfahrt mutierte.

Am dunklen Himmel zucken im Moment die Blitze, Donnergrollen ist zu hören, zum Glück aber weit weg. Gewitter an Bord brauchen wir überhaupt nicht. Wir harren der Dinge und hoffen, dass der Schwell ein wenig nachlässt und die Wolken sich verziehen, sonst wir es schwierig werden einzuschlafen. Die Elemente versuchen einmal mehr unsere Gäste zu vergraulen...

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21.11.2018 -Kupang, Timor, Indonesien

Abschied vom Passatsegeln

Gegen den Wind nach Indonesien

Wir waren ja vorgewarnt. Die Pilotcharts geben klar und deutlich an, dass der Südostpassat westlich der Torresstraße bis Anfang November weht, es danach eine Übergangsphase mit wechselnden Winden gibt und ab Dezember dann der Nordwest Monsun einsetzt, mit viel Regen und Gegenwind für uns. Wir werden also die Regenzeit in Indonesien mitmachen.

Auch die Wettervorhersage sagte nichts Gutes voraus, Flaute oder Leichtwind aus Westen, Bedingungen bei denen ein Segelboot besser bleibt wo es ist, im Hafen. Wir wollten aber trotzdem los, denn wir waren in Kupang verabredet und ohnehin schon spät dran. Um gleich los zu kommen, hatten wir am Morgen schon ausklariert, noch einmal eingekauft und konnten dann direkt Anker auf gehen, nachdem endlich die verflixten Visa für Indonesien abgeholt waren. Nachdem wir das Eisen aus dem Wasser gezogen hatten, konnten wir sogar gleich die Segel setzten. Der Wind kam aus Südwesten, also nicht mehr wie seit Langem von achtern, sondern direkt auf die Nase.

Ab jetzt ging munteres Segel setzten, bergen, kreuzen, wenden, halsen los. Die prinzipiell schwachen Winde hier, drehten sich im Kreis, erst kam der Wind von vorne, dann vom Land, dann aus Norden und war zwischen durch immer auch mal ganz weg. Wir waren also immer mit den Segeln am Arbeiten und der Wind nahm auch auf unsere Nachtruhe keine Rücksicht. Gestern legt der Wind dann richtig zu, 25 Knoten direkt gegenan. Moya legte sich auf die Seite und wir segelten so hart am Wind wie möglich, trotzdem konnten wir den Kurs nicht anhalten, sondern kreuzten langsam Richtung Südwesten bis dann wieder völlige Flaute herrschte.

Heute Morgen bei meiner Morgenwache wollte der Wind dann ein Spielchen mit mir treiben. In 3 Stunden habe ich 3 Mal gewendet, 2 Mal gehalst, 2 Mal Segel geborgen und wieder gesetzt - die Segelmanöver sitzen jetzt jedenfalls wieder. Unser Anker fiel dann vor Teddies Bar in Kupang, in 7 Meter tiefen Wasser und üblen Schwell. Die Wellen kamen vom indischen Ozean herein und rollten, kurz und steil unter Moya hindurch. Die Badeplattform hob sich einen Meter aus dem Wasser bevor sie dann wieder hinein platschte und sogar unter Wasser kam. Das Übersteigen mit den Kindern war ein Abenteuer und anlanden am Strand in den Brechern noch mehr. Aber es ist ja auch kein Wunder, denn wir erwarten mal wieder Besuch. Schließlich können wir ja mit unserer Tradition, Neuankömmlinge erst mal ordentlich an Bord einzuweihen, nicht brechen...

Einreise nach Indonesien in Kupang

Juhu! Am Strand wartete Frank schon auf uns. Die Kinder feierten, endlich mal wieder ein neues Gesicht und auch noch eins das deutsch spricht. Auf der Überfahrt hatten sie schon Bilder gemalt um Frank willkommen zu heißen und jetzt, da es endlich soweit war, waren sie völlig außer Rand und Band. Bevor es aber richtig los gehen konnte, mussten wir erst mal unseren Papierkrieg durchziehen. Erst zum ATM Geld holen: „Super, der ist gleich um die Ecke“ freute ich mich und hob umgerechnet 80 Euros ab, das Maximum, das der Automat mir gab. Dann marschierten die Kinder und ich in das Telefongeschäft nebenan. Unser Ziel war eine SIM Karte zu erstehen. Allerdings scheiterte ich damit zum ersten Mal. Zum einen war ich nicht ganz sicher, ob die Verkäuferinnen wirklich verstanden hatten, was ich wollte. Die Englischkenntnisse waren rudimentär und meine Bahasa Indonesien Kenntnisse noch Null. Aber noch einigem erklären mit Händen und Füßen und Google Translator meinte ich verstanden zu haben, dass der Kauf der SIM Karte an meinem ausländischen Pass scheiterte. Eine nationale ID Karte wurde gebraucht. Wir gingen also wieder unverrichteter Dinge und vertagten unser Problemchen auf später.

Am Strand gab es viele kleine Stände und viele richtig nette Indonesier, die uns gegen eine kleine Gebühr helfen wollten. Die Angebote reichten von aufs Dingi aufpassen, über den Papierkrieg für uns machen und Diesel für uns organisieren bis zur SIM Karte. Das letzte nahmen wir gerne an, genauso wie den Taxiservice (150000 Rupien oder 9 Euro, hin und zurück mit Warten) zur 8km entfernten Immigrationsbehörde (Imigrasi) in der Nähe des Flughafens, mit den einheimischen Minibussen, die hier Bemos heißen, wäre das eine Odyssee geworden. Unterwegs hielten wir noch beim Copy Shop an, denn ab jetzt wird es bürokratisch, alle Papier werden in multiplen Kopien gebraucht: Crewlisten, Schiffsregistrierung, die Voranmeldung der Einreise, die wir online auf der Yachters Website beantragt hatten, unsere Pässe und auch die indonesischen Visa, denn jede Behörde möchte hier gerne ihre Papierberge vergrößern. Mit unseren 60 Tage Visa wurden uns ohne Probleme 60 Tage Aufenthalt im Land gewährt, die Immigrationsbeamten waren schnell, effizient, sehr nett und sprachen Englisch. Genauso war das dann am Hafen Tenau, am anderen Ende der Stadt, bei Zoll, Quarantäne und dem Hafenmeister. Dorthin nahmen wir auch Frank mit und fuhren mit dem Bemo (alle zusammen für 10000 Rupien). Um 16 Uhr stellte sich der Capitano beim Zoll (Bea Cukai) vor, während ich das kleine Krankenhaus für die Quarantäne besuchte. In beiden Behörden wurde viel zusätzliches Papier produziert und noch mehr gestempelt. Ich bekam ein Buch extra für Moya von den Quarantäne Damen, das jetzt auch auf den anderen Inseln weiter geführt werden muss. Der Zollbeamte wollte gerne eine Inspektion auf Moya vornehmen, so dass er und Christian mit dem Motorrad zu Teddies Bar rasten, um dann an Bord unsere Fächer zu kontrollieren und die Motornummer zu fotografieren. Das alles lief so professionell, dass wir um 17:30 Uhr bei Sonnenuntergang beim Hafenmeister standen, der die Papiere von allen Behörden brauchte, um Moyas Einreise abzuschließen. Für die Einreise zahlten wir 110000 Rupien bei der Quarantäne, alles andere kostete nichts.

Vor dem Haus des Hafenmeisters stand ein großer Baum, auf dem eine ganze Familie von Affen wohnten, einfach so mitten in der Stadt. Die Jungs fanden es total spannend zu sehen, wie sie sich von Ast zu Ast schwangen, in den Nestern auf den Ästen saßen und zwischendurch herunter geklettert waren. Danach feierten wir Franks Ankunft und den erfolgreichen Tag in der Bar 999 am Strand, bevor wir uns in der Dunkelheit in die Wellen wagten, um zu Moya überzusetzen.

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14.11.2018 -Dili, Ost Timor

Papierkrieg in Dili

Erst seit 2002 ist Osttimor ein international anerkanntes, unabhänges Land, nachdem es zuvor erst von den Portugiesen, später dann von den Indonesiern kontrolliert wurde. Es ist 191 Mitglied der vereinten Nationen und eines der neust geborensten Länder der Erde. Wenn man durch Dili läuft ist der portugiesische Einfluss immer noch unverkennbar. Anders wie im nahe gelegenen Indonesien beherrschen Kirchen, anstatt Moscheen das Stadtbild, eine Jesusstatue überblickt den Hafen von Dili. Man findet in den Läden portugiesische Produkte von Pasteis de nata bis hin zu Vino Tinto vom Douro Fluss und die Menschen sprechen neben Tetum nicht Englisch sondern Portugiesisch.

Die Stadt ist in großen Teilen etwas verwahrlost, immer wieder kommt man an Häuser Ruinen und Abrissplätzen vorbei. Müll liegt herum, in manchen Stadtteilen gibt es sogar Tonnen zur Mülltrennung, die geflissentlich ignoriert werden. Als Touristen ist man hier weitgehend alleine, laut Lonely Planet (Stand 2008) sollen hier jedes Jahr nur ca. 1500 Touris herkommen. Entsprechend wenig touristisch entwickelt ist das Land und entsprechend einzigartig ist man als Weißer, vor allem als weißer, blonder 3 oder 5 jähriger. Die Jungs werden geliebt und müssen des öftern für Selfies mit den Locals herhalten. Denn anders als in PNG und Vanuatu haben die Menschen hier Handys, die Straßen sind geteert und es fahren Autos, Busse und Motorräder herum. Für uns war das gestern erstmal ein kleiner, lauter und schmutziger Schock nach den Wochen an abgasfreier, ruhiger Seeluft. Wir sind nun also zurück in einer Art von Zivilisation. Die Einreise hier war gestern Morgen unkompliziert und schmerzfrei, nachdem wir Immigration, Customs und den Hafenmeister gefunden hatten - aber danach ging die Odyssee erst los.

Manch einer hat sich inzwischen sicherlich schon gefragt „was wollen die eigentlich in Ost-Timor?“ und die Frage ist ziemlich pragmatisch zu beantworten: ein Visum für Indonesien! Eigentlich kann man mit unserem magenta farbenen Reisepass in Indonesien visumfrei einreisen, aber das Ganze ist auf 30 Tage beschränkt und nicht verlängerbar. Möchte man nun länger bleiben - immerhin besteht Indonesien aus über 18000 Inseln und ist kulturell gesehen ein großer Schatz - dann benötigt man auch als Deutscher ein vor Einreise in das Land erteiltes Visum.

In Dili liegt nun die nächste indonesische Botschaft an unserer geplanten Segelroute, aber ob es nicht schneller gewesen wäre ein Visum anderswo zu bekommen können wir momentan noch nicht sagen. Bei der Botschaft waren wir nämlich mittlerweile schon vier Mal und haben es bisher immer noch nicht geschafft, dass die Dame unsere Unterlagen entgegen nimmt. Bevor es los gehen kann muss der Name per email registriert sein. Danach müssen die richtigen Formulare ausgefüllt sein, Passbilder mit rotem Hintergrund werden gebraucht, die Pässe müssen kopiert sein (und nein der Kopierer nebenan kann nicht verwendet werden), die Crewlisten und Schiffsregistrierung müssen hinterlegt werden und ein ausgewiesener indonesischer Sponsor muss in einem Brief darlegen und unterstützen, dass wir nach Indonesien einreisen wollen. Alles eigentlich nicht sooo kompliziert, auch wenn wir im ersten Moment nicht wussten wo wir jetzt in Ost Timor einen Indonesier herkriegen sollen, der unsere Einreise befürwortet. Aber wofür gibt es das gute, alte Internet? Richtig tricky wird es erst, wenn die Informationen häppchenweise geliefert werden und den Inhalten der Botschaftswebsite teilweise widersprechen. Bei unserem letzten Besuch heute Nachmittag bemängelte Miss Indonesia, dass unsere Bewerbungsformulare nicht beidseitig bedruckt sind, sondern über 2 Seiten verteilt, nachdem sie unsere Zettel heute Morgen schon unkommentiert gesehen hatte und nur weitere Kopien haben wollte. Außerdem kann sie Unterlagen nur morgens zwischen 9 und 11 Uhr annehmen und natürlich kann sie die Pässe und Dokumente nicht auf ihrem Tisch liegen lassen und den Eingangsstempel morgen früh drauf machen, da müssen wir schon ein 5tes Mal kommen, sagte sie unwillig ohne den Blick von ihrem Handy zu nehmen.

Wir sind gespannt, ob wir morgen tatsächlich unsere Dokumente abgeben dürfen, lange Hosen ziehen wir jedenfalls an, dass es nicht wieder daran scheitert.

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