Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.201911:45UTC+2
31 °C
Schwache Briseaus Nordwest

Logbucheinträge zuSegeln_mit_Kindern

12.08.2019 -Otok Susak, Kroatien

Die letzten Tage an Bord

Ententeichsegeln in Kroatien

Wenn nicht gerade die Bora weht, gleicht die Adria in Kroatien einem Ententeich. Das Wasser ist oft spiegelglatt, Wind ist absolute Mangelware. Entsprechend sehen wir hier sehr viele Yachten, sogar viele Segelboote, aber die wenigsten zeigen ihre schönen weißen Tücher, sondern tuckern von einer Bucht in die nächste. Nur die ganz Geduldigen können es ab, statt einer 1-stündigen Überfahrt unter Motor, auch mal 4 oder 5 Stunden unter Segel zu benötigen. Nach den ganzen gesammelten Segelmeilen habe ich immer noch nicht genug Muse stundenlang vor mich hin zu dümpeln, wenn man doch in der Zeit auch Schwimmen gehen, spazieren und Insel entdecken könnte. Deshalb waren wir die letzten Tage hauptsächlich unter Maschine unterwegs. Nur gestern gab es eine positive Überraschung: 9 Knoten Wind für fünf Stunden - das reichte genau für den 20 Meilen Hüpfer von Silba nach Susak. Die Sendefunktion unseres AISs bleibt inzwischen aus, als Prophylaxe gegen weiteren Ärger mit den Behörden. Denn unsere Einreisegeschichte scheint alles andere als ein Einzelfall zu sein. Bei den Geschichten auf der Noonsite von doppelten Strafzahlungen nach temporären Verlassen der 12 Meilenzone wegen illegaler Aus- und wieder Einreise, konnte ich persönlich nur noch lauthals loslachen, so traurig das eigentlich auch ist.

Der wenige Wind hat aber auch seine gute Seiten. Man kann ankern wo immer es einem gefällt, solange man ein Auge auf die Wettervorhersage, die Seekarte und Google Earth wirft. In fast alle Buchten, die auf der Seekarte mit einem Ankersymbol versehen und somit als Ankerbuchten gekennzeichnet sind, liegen inzwischen Mooringbojen aus. Die Inhaber der Bojen zahlen an den Staat Kroatien eine Konzession, um in einer Bucht die Bojen betreiben zu dürfen. Im Gegenzug werden sie vor ankernden Booten gesetzlich geschützt, denn im Umkreis von 150m um den Konzessionsbereich ist das ankern verboten. Für uns gibt es, abgesehen von zu tiefem Wasser oder schlechtem Untergrund (beides trifft hier nicht zu), wenig Gründe unserem Anker eine 40€/Nacht teure Mooringboje vorzuziehen, deshalb sind wir dazu übergegangen die Buchten mit dem Ankersymbol zu meiden und in einsamen, vor den nicht vorhandenen Winden weniger gut geschützten, Buchten zu liegen. Denn es gibt sie immer noch, die unberührten Buchten, selbst hier in Kroatien.

Ein letztes Mal Segeln

Am Abend stellten wir mit Entsetzen fest, dass das vermutlich unser letzter Schlag mit Moya unter Segel gewesen war. Obwohl der Segelnachmittag wunderbar war, war ich am Boden! So richtig unsere Entscheidung auch rational sein mag, fällt es uns allen schwer, unser Leben als Seenomaden aufzugeben und unser zu Hause wegzugeben. Joni hat keinerlei Erinnerung mehr an Deutschland und kam neulich zu mir gekuschelt: “Mama, ich bin traurig”. Joshi erinnert sich noch, aber auch er knabbert. So richtig konkret ist unser deutsches Zuhause auch für ihn nicht mehr. Er versteht schon, dass sein ganzes Leben sich ändern wird, er in die Schule gehen wird, Joni in den Kindergarten und Mama und Papa wieder arbeiten werden - das macht ihm Angst. Es gab sogar schon ein paar Krokodilstränen. Natürlich freuen wir uns auch - auf Familie, Freunde, eine heiße Dusche ohne den Wassertank im Hinterkopf zu haben, Eis aus der Tiefkühltruhe, Brezeln, eine Waschmaschine, eine Geschirrspülmaschine und ein bisschen Zeit für sich allein. Für den Moment bleibt der Abschied trotzdem mehr bitter als sweet.

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12.08.2019:
Kommentar fromNici
Ihr Lieben, auch ich bin etwas wehmütig, ich habe eure ganze Reise von Beginn an verfolgt und habe mich immer so sehr her eure Beiträge gefreut, mir wird etwas fehlen :-( ich wünsche euch von Herzen ein paar schöne letzte Tage und hoffe sehr, das ihr euch wieder gut in Deutschland einleben werdet. Ich drücke euch ganz fest. Eure Nici
23.06.2019 -Rhodos, Griechenland

Auf dem Trockenen in der Nereus Werft

Endlich wieder Wasser

Bevor unsere Lady aus dem Wasser musste, machten wir noch einen kleinen Törn an der Nordspitze von Rhodos. Robert und Moritz waren dieses Mal als Crew dabei und packten ordentlich mit an. Da konnte ich mich zurück lehnen und einfach nur genießen. Nach fast drei Wochen in der Marina, war es toll mal wieder draußen am Wasser zu sein. Die Bedingungen waren perfekt. 20 Knoten Wind aus Nordwest. In der Abdeckung der Insel gab es kaum Schwell und wir machten 6 Knoten hart am Wind. Später kreuzten wir noch ein Stückchen auf bevor es zurück ging. Der Wind wehte uns um die Nasen, die Sonne schien, der Himmel war blau. Es war großartig. Nur die Jungs verschliefen den Törn zu großen Teilen. Joshua lag im Salon, Joni im Cockpit und schnarchten. Erst als Moya wieder fest vertäut am Steg lag wachten sie auf. Sie waren wohl das Segeln nicht mehr gewöhnt. Wie schnell sich Kinder doch anpassen! Nur drei Wochen am Steg hatten gereicht, dass unsere kleinen Seemänner die sonst bei den rauesten Bedingungen durchs Schiff turnten, von Moya in den Schlaf geschaukelt wurden. Welch Luxus!

Kranen

In der Nereus Werft gibt es nur einen relativ kleinen Travellift. Er krant 75 Tonnen, ist dabei ca. 10 Meter lang und hat eine lichte Höhe von 7 Metern. Das Gewicht ist natürlich kein Problem, aber bei der Höhe waren wir skeptisch. Wir waren schon vor einigen Tagen bei Elias in der Werft gewesen, um uns den Kran vorab anzuschauen. Mit dem Querträger des Krans und unserem in den Mast laufenden Vorstag, war vorwärts kranen ausgeschlossen. Aber mit 7 Meter Clearance war selbst rückwärts kranen kein Selbstläufer. Achtern befinden sich ja unser Gerätetäger mit Radar, Solarzellen und Windgenerator. Wir wollten besser auf Nummer sicher gehen, demontierten die Solarzellen und bereiteten den längeren Backbord Träger mit dem Windgenerator vor, gelegt zu werden. Dann tuckerten wir hinüber zu Werft. An der schmalen Kranstelle standen schon acht Mann und warteten die Leinen entgegen zu nehmen. Ich war, wie jedes Mal wenn Moya aus dem kühlen Nass gehoben wird, total aufgeregt und heilfroh, dass wir so viel Hilfe hatten, denn es wehte ordentlich und das Wasser schwappte. Der Capitano machte seine Sache hervorragend und parkte auf Anhieb ein - fest waren wir. Der Kran kam auch schon daher gerollt und siehe da, es passte doch. Der Träger konnte bleiben wo er war. Die Gurte wurden dann hinten zwischen Skeg und Kiel und vorne zwischen Kiel und Echolotgeber gefädelt, schnell nochmal im Wasser mit Taucherbrille geprüft, ob alles richtig sitzt, und schups, schwebte unsere Lady über dem Wasser.

Knapp 20 000 Seemeilen waren wir gesegelt seit wir das letzte Mal auf dem Trockenen waren und hatten Schlimmes befürchtet. Aber das Antifouling arbeitete noch. An manchen Stellen war es zwar schon abgefahren, aber große Teile des Unterwasserschiff waren noch schön schwarz, fast ohne Bewuchs. Im Roten Meer hatten wir das letzte Mal die Seepocken entfernt und den grünen Flaum, der im warmen Wasser so schnell wächst. Das Mittelmeer scheint sehr viel Eigner freundlicher zu sein - eine positive Überraschung.

Durchleuchtet

Gestern wurde dann jeder Winkel unseres Schiffes genauestens inspiziert. Herr Walsh war mit der Übernachtfähre aus Athen gekommen und wollte Moya auf Herz und Nieren überprüfen. Als erstes packte er sein Ultraschallmessgerät aus seinem Koffer aus und fing an mit hunderten Messpunkten Moya’s Rumpf systematisch zu inspizieren. Neben jeden Messpunkt schrieb er mit Kreide die Stahldicke in Millimeter. Am Ende war der Rumpf übersäht mit weißen 4.8 und 4.9, nur am Ruder war der Stahl dünner, dort hatte die Werft offensichtlich nur 4mm Stahl verwendet. Dann wurde Moya abgeklopft, 2 Runden mit dem Hammer. Herr Walsh hörte gespannt und war ganz überrascht als er an keiner Stelle Rieselgeräusche hörte. Dass der Rumpf tiptop in Ordnung ist sagte er aber erst nachdem er von Innen in alle Bilgenfächer geschaut hatte. Weiter ging es dann an Deck mit der Gasanlage, den Winschen, dem Ankerkasten, den Navigationsinstrumenten und Lichtern, alles wurde überprüft und fotografiert. Nach dem Öffnen der Staufächer, arbeitete er sich zu den Tanks, den Fenstern, der Ruder- und Wellenanlage vor, bevor der Experte schließlich im Maschinenraum landete und Heizung, Maschine, Toilettenanlage, Bilgenpumpen unter die Lupe nahm. Am Stevenrohr angekommen meinte er dann “It’s almost too clean. Steal yachts usually are showing corrosion here. This one is not.” Je länger es sich im Schiff aufhielt, desto mehr taute er auf. Am Ende der Untersuchung lächelte der Mann, der mein freundliches "Hallo" morgens komplett ignoriert hatte, sogar und witzelte mit uns. Ihm hatte gefallen was er gesehen hatte, da änderten auch unsere nicht gewarteten Schwimmwesten und Rettungsinsel nicht viel. Es war ein gutes Gefühl, wir hatten Moya immer so gut wir konnten instandgehalten, aber sicher sein konnten wir nicht, ob wir alles richtig gemacht hatten.

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24.06.2019:
Kommentar fromAMS
Wir freuen uns, dass ihr wieder in der Nähe seid. Alles Gute aus der Neckarstrasse
27.03.2019 -Irgendwo im Arabischen Meer

Tag 13: Zeit Vernichtung

Ihr wollt also wissen, wie wir die Zeit in der Flaute tod schlagen?! Hier sind unsere letzten 24 Stunden:

  • 12:00 Uhr: Wir versuchen noch das letzte Lüftchen einzufangen und bauen unsere Passatbesegelung von ausgebaumter Genua und gesichertem Grosssegel um. Das Groß kommt runter, der Blister rauf.
  • 12:45 Uhr: Ich nutze das ruhige Wetter zum Putzen und scheuche die Kinder durchs Boot. Christian lädt den Logbucheintrag hoch und die Wettervorhersage herunter. Irgendwann beschließt Joshi für Christian eine Schatzsuche durchs zu erstellen.
  • 14:00 Uhr: Wir machen Vorschule. Heute spielen die Jungs mit englischen Zahlen.
  • 14:50 Uhr: “Hunger!” schreit Joni. Ohwe, wir haben das Mittagessen vergessen. Schnell verarbeiten wir unser altes Brot zu armen Rittern.
  • 16:30 Uhr: Nach dem Essen ist vor dem Essen. Ich backe Roti fürs Abendessen. Christian liest den Kids „Emil und die Detektive“ zu Ende, danach verwüsten sie das Schiff.
  • 17:10 Uhr: Schicht im Schacht. Das Segel muss runter. Henry muss ran. Ich mache Falafeln. Es dauert die Kichererbsen mit dem Messer kleinzuhacken. Die Kinder hören Bibbi Blocksberg und räumen irgendwann tatsächlich das Chaos des Tages auf. Der Capitano startet den Wassermacher und füllt Flaschen ab.
  • 18:30 Uhr: Abendessen, Zähneputzen, Abspülen, Duschen, Angel rein.
  • 20:05 Uhr: Die Kids sind im Bett - puh, abends sind sie immer anstrengend. Christian und ich schauen einen Saalbach und Kepler Tatort, mit Unterbrechungen für den Ausguck alle 15 Minuten.
  • 21:40 Uhr: Unsere Wassertanks sind voll. Es ist stockdunkel, der Mond ist noch nicht aufgegangen. Auch Sterne sieht man keine. Dafür leuchtet das Wasser von Moyas Bugwelle grünlich. Das grüne Leuchten setzt sich auch in Streifen seitlich fort. Es sieht aus wie Polarlichter im Wasser. Manchmal flieht ein überraschter Fisch mit grünem Schweif vor Moya, blitzschnell. Auch sie zieht einen langen, grünlichen Kometenschweif hinter sich her. Das Leuchten ist so hell, dass ich es sogar schaffe in der Dunkelheit zu fotografieren. Wir sind wieder einmal überwältigt von den Wundern unseres blauen Planeten. Christian legt sich viel zu spät hin.
  • 0:20 Uhr: 5 Knoten Wind, wir bauen die Segel um. Blistern wollen wir nicht bei Nacht. Wir machen 3 Knoten Fahrt.
  • 3:15 Uhr: Ich kugle aus meiner Koje und setzte mich ins Cockpit. Alle 15 Minuten Rundumblick.
  • 5:30 Uhr: Die Sonne geht bald auf. Der Himmel ist schon hell. Ich wecke Christian. Nächster Wachwechsel.
  • 6:00 Uhr: Joni steht auf und legt sich zu mir in die Koje.
  • 8:15 Uhr: Frühstück! Alle zusammen. Unsere Position ist bereits per E-Mail zu den Watchkeepers gesendet.
  • 8:55 Uhr: Der Wind ist schon wieder weg. Also Segel rein, Motor an. Die Kinder spielen Lego und rasen dabei wie wild durchs Schiff.
  • 10:10 Uhr: Badestopp. Kein Lüftchen, 0 Knoten. Wir lassen sogar das Grosssegel gesetzt. Nur eine Schwimmleine ist zur Sicherheit im Wasser und ein Erwachsener an Bord. Ansonsten gibt es nur uns, 2000 Meter tiefes Wasser und ein sanft wiegender, spiegelglatter Ozean. Die Kinder sind kaum mehr aus dem Wasser zu kriegen.
  • 11:00 Uhr: Duschen, die Maschine läuft.
  • 11:20 Uhr: Wir spielen “Wer ist es?” und Memory im Cockpit und setzten den Sauerteig für das Brotbacken am Nachmittag an.
  • 12:00 Uhr: Die Jungs kleben kleine bunte Hölzchen zu einer Schildkröte zusammen und malen sie aus. Danach stellen sie Fragen. Wir finden zusammen heraus, dass es 341 Arten gibt. Dass Schildkröten besser sehen können als Menschen. Dass die größte Art, die Lederschildkröte (die haben wir neulich erst gesehen) bis zu 2.5m lang und 900kg schwer werden, die Aldabra Riesenschildkröte dafür bis zu 250 Jahre alt werden kann, wenn auch nur in Gefangenschaft. Und noch eine ganze Menge mehr.
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20.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 6: Abgeschickt

Gestern Nachmittag wurde unser Salon zum Künstler Studio umgewandelt. Die Sache mit der Flaschenpost nahmen die Jungs sehr ernst. Beide wollten dem Finder bildlich zeigen wie es bei uns so zugeht und legten sich beim Malen so richtig ins Zeug. Joni malte Moya mit allem drum und dran, Segel, Mast, Fenster, Deckshaus, Windpilot, Solarpanels, Fischen im Wasser und uns im Schiffsbauch. Joshi zeichnete die einsame Insel mit Kokospalmen und eine große Welle aus der ein Wal sprang unter einen Regenbogen. Dann schnitten wir Buchstaben aus Buntpapier aus und klebten unsere Nachricht, bevor alles eingerollt wurde und in der Flasche verschwand. Der Capitano wurde kreativ beim Verschließen der Flasche und umwickelte sie mit einem Seil, falls jemand sie herausfischen will und damit sie sich vom Müll abhebt.

Obwohl wir gestern im Schildkröten Tempo unterwegs waren, verschwand die Flasche sehr schnell hinter aus, nachdem die Jungs ihren Brief aufgegeben hatten - 700 Meilen von der arabischen Halbinsel, 800 Meilen von Indien und 900 Meilen von Afrika entfernt. “Wer findet die denn?” wollte Joshua wissen und lauschte ganz gespannt als wir die Möglichkeiten durchgingen: Wir sind nicht weit vom Äquatorialstrom entfernt, wenn es die Flasche dorthin schafft, wir sie in Windeseile an die afrikanische Küste getragen. Vielleicht findet sie dort jemand aus Somalia oder Kenya oder sie wird weiter an Madagaskar vorbei in den Mozambikkanal gespült und trifft von dem kräftigen nach Süden gerichteten Agulhasstrom auf Südafrika. Auch dort könnte sie gefunden werden oder sie reist weiter um das Kap der Guten Hoffnung in den Atlantik. Es kann aber auch sein, dass unsere Flaschenpost da unten in die nach Osten gerichteten Strömungen der Roaring Forties gerät und dann noch einmal den gesamten Ozean überquert und an der australischen Westküste ankommt. Oder, oder, oder... Nur eins wollen wir nicht, dass sie in einem der Müllgürtel auf See oder einem Müllhaufen an Land landet. Wir nehmen noch Wetten an, wann unsere Post ankommen wird. Wer in den Kommentaren mitmacht und am nächsten dran ist, bekommt ein kleines Geschenk (wenn sie gar nicht ankommt, dann verlieren alle) - es kann sich nur um Jahre handeln ;-)

Die Meeresströmungen scheinen auf den ersten Blick zu vernachlässigen zu sein. Was ist schon ein halber Knoten Strom? Aber aus einem halben wir oft ein ganzer oder mehr Knoten. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten und einer 2200 Meilen langen Passage heißt das: entweder nach 15 oder nach 23 Tagen anzukommen, je nachdem ob die 1 Knoten Strömung mit oder entgegen läuft. Da wird dann vermutlich auch klar warum wir manchmal im Zickzack unterwegs sind. Trotzdem halfen alle Strömungsvorhersagen heute Nacht nichts, wir waren drin in einer entgegen laufenden Strömung und Wind gab es auch nur einstellig, also segelten wir fast auf der Stelle. Schlappe 76 Meilen haben wir seit gestern zurück gelegt. Aber wenigstens ist der Himmel blau, kein Wölkchen zu sehen.

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20.03.2019:
Kommentar fromNici
Tolle Idee :) ich tippe auf 6 Jahre im Ozean. Ganz liebe Grüße, ich bin in Gedanken fest bei Euch.
22.03.2019:
Kommentar fromMartina & Stefan
Also wenn wir nicht die Geschichte von Christians - vermutlich erster - Flaschenpost kennen würden, würden wir sagen, sie kommt nie irgendwo an. Aber so tippen wir mal auf Südafrika! Weiterhin viel Spaß und vor allem sichere Fahrt ins Rote Meer!!!
15.03.2019 -Irgendwo auf dem indischen Ozean

Tag 1 auf dem Weg ins rote Meer

Unter blauem Himmel mit leichter Cumulusbewölkung setzten wir die Tücher und richteten Moyas Bug nach Westen. Der vorhergesagte leichte Wind trieb Moya auf den Ozean hinaus. Schnell waren die niedrigen Inseln der Malediven nicht mehr zu sehen. Doch schon in der Nacht wurde aus der leichten nördlichen Brise stehende Luft. Die Segel schlugen trotz der kaum vorhandenen Welle. Moya’s großer Tank ist randvoll, trotzdem schalteten wir Henry erst ein als wir wirklich standen. Diesel Sparprogramm ist angesagt - er muss strengstens rationiert werden. Um fünf Uhr heute Morgen erahnte ich einen Hauch von der Seite im Fahrtwind und setzte die Segel. Seitdem sind wir nicht schnell, aber konstant unterwegs.

Zum Start unserer vorerst letzten großen Ozean Überquerung, habe ich meine letzten Schätze aus Deutschland hervorgekramt. Direkt nach dem Frühstück haben die Jungs begeistert angefangen in den neuen Wieso, Weshalb, Warum Heftchen zu malen, kleben und rätseln. Außerdem werden sie ausnahmsweise unser Tablet verwenden dürfen. Die Internetverbindung der Malediven war so gut, dass ich einige LernApps herunterladen konnte. Jetzt sind sie ganz aufgeregt.

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17.02.2019 -6°22' N; 88°05' O, Indischer Ozean

Stille Weite auf dem indischen Ozean

1:00 Uhr: Der Wind ist weg. Seit dem Abend schon hat Henry seinen Dienst angetreten, nachdem der Wind den ganzen Tag über immer weniger wurde und schließlich ganz aufgegeben hatte. Der strahlend blaue Himmel hat sich in gleichem Maße zugezogen wie der Wind nachließ. Jetzt scheint der Mond durch eine hoch liegende geschlossene Wolkendecke. Er ist so hell, dass man ihn hinter den Wolken erkennen kann. Um ihn liegt in einigem Anstand ein Ring - ein Halo, das durch die Brechung des Mondlichts an Eiskristallen entsteht. Kein Sternchen ist zu sehen. Das Wasser liegt ruhig da wie ein schwarzes, spiegelglattes Tuch. Das kleinste Lüftchen würde schon bewirken, dass die Oberfläche sich kräuselt. Aber da ist nichts, kein Hauch, nur der Fahrtwind, der die Nacht erträglich macht. Anstatt in meiner Koje verbringe ich die Nacht im Cockpit. Der Himmel ist heute nacht nicht vom Meer unterscheidbar, ich habe den Eindruck durch ein milchiges Nichts zu fahren. Außer dem Mond ist kein Licht zu sehen. Schon seit Tagen war da kein Schiff, selbst auf dem AIS, wo wir die großen Tanker normalerweise schon mindestens 30 Meilen im Voraus erkennen.

6:00 Uhr: Christian hat mich eben zur Morgenwache geweckt. Am Himmel dämmert es bereits, aber die Sonne hat es noch nicht über den Horizont geschafft. Seit Langkawi haben wir schon zweimal an der Uhr gedreht und sind jetzt nur noch 5 Stunden vor Euch - sozusagen fast schon zu hause. Es mag bizarr klingen, aber nach der endlosen Weite des Pazifiks, fühlt sich fast in Sri Lanka, tatsächlich wie fast zu hause an. Unsere Perspektive hat sich definitiv verschoben. Vor der Reise reichte die Welt für mich von San Fransisco im Westen bis nach Brisbane im Osten, jetzt weiß ich nicht nur in der Theorie, dass dahinter die blaue Hälfte unseres Planeten liegt.

6:45 Uhr: Die Sonne ist jetzt da. Das Wasser kräuselt sich leicht, zum Segeln reicht das noch nicht. In unserem ca. 3 Seemeilen großen Sichtbereich bis zum Horizont liegt nur blaues Wasser, blauer Himmel und weiße Wolken. Ich habe mich vor unserer Reise manchmal gefragt, ob ich mich wohl einsam fühlen werde in der Mitte eines Ozeans. Vor allem Luftaufnahmen eines kleines Segelbootes im blauen Nichts vermittelten mir das Gefühl einer endlosen, beängstigenden Weite. Da Moya sich aber in einer kleinen Kugel aus Wasser und Himmel bewegt, kam dieses Gefühl nie auf, nachdem wir die Leinen los geschmissen hatten.

Ich bringe seit einer gefühlten Ewigkeit die Angel mal wieder aus. In den überfischten Gewässer von Indonesien und der Straße von Malakka haben wir erst gar nicht versucht einen Fisch zu fangen. Die Kinder sind jetzt wach und streiten sich bereits, wer aus unserem Konstruktionsbausatz welches Bauteil haben darf.

9:00 Uhr: Nach dem Frühstück scheint sich die Luft zumindest etwas zu bewegen. Wir setzen alle Tücher und machen immerhin 3.5 Knoten über Grund. Joshi kramt seinen Steckbrief, den wir gestern begonnen haben, heraus. Vom Papier lacht ein blonder Kopf mit blauen Augen unter seinem Namen entgegen. Jetzt will Joshi auch noch in großen Buchstaben dazu malen was er gerne mag: rot, Feuerwehr, Döner, Lego, Bob der Baumeister, Bambi und Tarzan. Dann ist das Blatt voll, sein Lieblingstier passt nicht mehr drauf. Joni schaut fasziniert zu und steckt gleich darauf die Bob-CD in unser neues Radio.

12:00 Uhr: Ich habe mein Buch ausgelesen und denke über eine Badepause nach. Der indische Ozean hat erst seit ein paar Tagen wieder diese tiefblaue Farbe, die zum hineinspringen einlädt. Vorher war das Wasser eher trüb und gräulich. Mal sehen was Christian zu meinem Vorschlag meint. Vielleicht kommen ja auch wieder ein paar Delfine vorbei, die waren gestern auch schon da.

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28.11.2018 -Flores, Nusa Tenggara, Indonesien

Nächtliches Navigationsabenteuer in den Engen von Larantuka

Franks Urlaub ist leider zu Ende, so dass wir uns schon wieder von unserem neusten Crew Mitglied trennen mussten. Vor allem den Kindern ist das Abschiednehmen schwer gefallen, hatten sie doch jede Menge neuer Wege Quatsch zu machen von ihm gelernt. Wir sagen „bis zum nächsten Mal“ und hoffen, dass Mr. Frank noch einmal den Weg auf unser Schiff findet und uns ein paar weitere 5-Minuten-Kinderauszeiten schenkt. Das Bier ist jedenfalls schon vorgekühlt.

Mit dem Bemo zum Pasar Inpres in Kupang

Mit Frank im Flieger trennten uns eigentlich nur noch unsere leeren Obstnetze davon, Kupang im Kielwasser liegen zu lassen. Wir nahmen also noch ein letztes Mal eines der Bemos, dieses Mal der Linie 2, den Berg hinauf. Einige der Minibusse sind wahre Kunstwerke aus vielen kleinen Bildern und Schriftzügen. Das Design ist so wichtig, dass dabei oft auch die Windschutzscheibe nicht ausgespart wird. Gerade als ich mich fragte wie die Fahrer die Straßen noch sehen können, schaute ich ins Innere eines solchen Art-Bemos und stellte fest, dass der Druck auf der Scheibe, nicht der einschränkende Faktor für den Durchblick des Fahrers ist. Von innen war eine Wand aus Kuscheltieren vor der Scheibe aufgebaut. Der Fahrer und geldeintreibende Beifahrer, der immer aus der offenen Tür hängend mitfuhr, stimmten in mein schallendes Gelächter ein. Wir steuerten aber dann doch lieber ein Bemo mit Durchblick an. Ich war ganz angetan, dass in dem Gefährt unserer Wahl auch meine Trommelfelle eine Pause bekamen, die Musik spielte überraschend in Zimmerlautstärke. Nach zwei Minuten Fahrt fuhr der Fahrer links ran, es roch nach verschlissener Kupplung, alle mussten aussteigen. Die Locals waren wenig überrascht und schienen es gewohnt zu sein, das nächste Bemo zu nehmen, das auch schon um die Ecke kam. Wir hängten uns an und kamen nach einer Tour durch das Zentrum der Stadt mit vielen Geschäften beim Markt an. Der Geldeintreiber bekam den lokalen Preis für Zwei: 6000 Rupien (30 Eurocent) und gab uns ohne zu Murren unser Wechselgeld.

Pasar Inpres ist ein großer Markt unterteilt in verschiedene Bereiche: Gemüse, Süsskartoffeln, Bananen, Ananas, anderes Obst, Eier, Geflügel, Fisch, Fleisch, Textilien. Teils sind die Stände in den mit rostendem Rollblech bedeckten Markthallen, teils an kleinen Schotterpisten unter freiem Himmel. Wir arbeiten uns im Slalom um die Pfützen herum und nahmen uns vor den zwischen den Ständen umherfahrenden Motorrädern in acht. Besonders sauber war es hier nicht, man erkannte mit der Nase wo man sich gerade befindet und an den Fliegenschwärmen, die den Weg zu Fisch und Fleisch wiesen. Dafür werden wir allseits von lächelnden Gesichter begrüßt. „Selamat siang“ können wir inzwischen auch schon erwidern. Touristen scheint es hier selten zu geben, wir haben sogar den Eindruck, dass wir ungefähr das gleiche wie die Einheimischen bezahlen. Am Ende trugen wir zwei riesige Taschen mit Obst und Gemüse zur Straße für umgerechnet 7 Euros, nur die Eier kosteten für hiesige Verhältnisse viel: 3 Euro für 30 Stück.

Für den nach Hause Weg gönnten wir uns „Grab“, das ist die südostasiatische Version von Uber und funktioniert in Kupang hervorragend. Einen Klick mit der App und zwei Minuten später steht ein klimatisiertes Auto an der Straße und nimmt einen mit - einmal durch die Stadt für 1.20 Euro, unbegreiflich wie sich das rechnen soll.

Adventsvorbereitungen unter Segeln nach Flores

Tatsächlich konnten wir die Segel setzten, nachdem wir aus der Bucht von Kupang herausgetuckert waren. Es gab zwar wenig Wind, aber dafür auch keine Welle, so dass wir immerhin 4 Knoten Fahrt durchs Wasser machten. So war die Passage wesentlich angenehmer als unsere Nacht vor Semau. Nur die Gewitter störten. Die Blitze zuckten immer wieder am Himmel und erleuchteten die Wolken. Nur selten sahen wir einen Blitz der bis zur Erde herab sauste, die meisten zuckten von Wolke zu Wolke ganz ohne Donner. Trotzdem, manchmal gab es die großen gleißenden Bänder bis hinunter zum Wasser. Auch wenn sie weit weg waren, machten sie mich nervös, so dass ich während meiner Nachtwache kontinuierlich zwischen Radar und Cockpit pendelte um ja nicht zu verpassen, falls so ein Ding auf uns zudrehen sollte. Den Winden war nicht zu trauen, die kamen nämlich munter mal aus der einen dann aus der anderen Richtung. Auch tagsüber schafften wir es das laue Lüftchen einzusammeln, allerdings zerstörte der wenige Wind und die Gegenströmung unseren Plan noch bei Tageslicht durch die Engstelle zwischen Flores und Adunara zu segeln.

Während wir dahin dümpelten, beschlossen die Kinder als Einstimmung für die Weihnachtszeit Sterne zu falten und vor allem ihren Wunschzettel an den Weihnachtsmann zu malen. Joshua war zwar etwas skeptisch, ob Santa seine Wünsche auch erhalten würde, wenn wir sie per Flaschenpost losschicken, aber unsere Ermutigungen, dass er ja seine Späher überall hat, die die Flasche schon finden werden, beruhigten ihn dann.

In den nächtlichen Stromschnellen von Larantuka

Auch in der zweiten Nacht war an Schlaf wenig zu denken. Nach Sonnenuntergang war es stockdunkel, der abnehmende Mond ließ noch auf sich warten und wir segelten auf eine schwarze Wand zu. Die beiden Leuchtfeuer der Einfahrt waren zwar zu erkennen, aber vom Gefühl hätten sie doch viel weiter backbord sein müssen. Die Strömung versetzte Moya nach steuerbord, so dass unsere Augen nicht mit dem Kurs einverstanden waren. Beim näher Kommen war unser Radar wirklich eine große Hilfe, die vor der Einfahrt liegenden unbefeuerten Inselchen, waren in der Dunkelheit nicht auszumachen, aber auf unserem Schirm an Bord. Einmal in der Einfahrt wurde es leichter, da an der Küste Lichter zu sehen waren und der Mond nun am Himmel stand. Trotzdem war das letzte Stück der Durchfahrt ein wenig beängstigend. Ich hatte mich schon seit wir los gefahren waren gefragt, ob es eine gute Idee ist durch die nur 300 Meter breite Engstelle in der Nusa Tenggara Inselkette zu gehen. Zwei große Wassersysteme, der indische Ozean und das Australasiatische Mittelmeer, werden von den Inseln mit nur sehr wenigen schmalen Durchfahrten getrennt. Da war schon abzusehen, dass es ordentlich strömen würde. Ich vermutete, je nach Tide mal in die eine mal in die andere Richtung. Inzwischen weiß ich, dass die Larantuka Engen zumindest bei Flut zu brodelnden Stromschnellen werden. Und wir hatten Glück, der Strom schob Moya von hinten. Und wie! In der Durchfahrt war der Wind weg und wir tuckerten mit 5 Knoten durchs Wasser. Tätsächlich rasten die Lichter an Land aber geradezu an uns vorbei. Mit 11 Knoten über Grund flogen wir durch die Engstelle, selbst in der Dunkelheit sahen wir die starken Verwirbelungen im Wasser. Ob wir bei Ebbe rückwärts gefahren wären, werden wir wohl nicht mehr rausfinden.

Im nächtlichen Minenfeld

Nachdem uns das rauschende Wasser ausgespukt hatte, blieb es weiterhin spannend. An der Nordostküste von Flores sahen wir auf unserem Radarschirm Duzende von Echos rund um uns herum. Einige dieser Minen konnten wir im Dunklen als Schatten ausmachen, andere waren mit bunten blinkenden Lichtern befeuert und wieder andere sahen wir nur im Schiffsbauch auf dem Schirm. Schon zum zweiten Mal diese Nacht hat unser Radargerät uns gerettet, ohne hätten wir wohl mit großer Wahrscheinlichkeit eins der Fish attracting devices mitgenommen. Am Morgen wurden die schattenspendenden Holzflösse von kleinen Fischerbooten abgelöst, die ihre Netze an der Nordküste durchs Wasser spannten. Als auch diese Hindernisse sicher umschifft waren, waren wir froh endlich den Haken im Wasser zu versenken und springen jetzt erstmal ins Wasser.

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06.09.2018 -19°30S; 177°28O; Pazifik

Zurück im Osten

Unser GPS zeigt seit gestern Morgen um 5:15 Uhr statt westlicher wieder östliche Länge an. Wir mussten uns erstmal dran gewöhnen, dass die Werte jetzt rückwärts tickern. Mit jedem Meter sind wir jetzt, oder eigentlich schon seit einiger Zeit, Stuttgart liegt ja auf ca. 9°O, wieder näher zu Hause.

Fiji haben wir inzwischen hinter uns gelassen. Die ersten drei Tage haben wir mit sehr leichten Winden gekämpft und waren kurz davor, Moya für ein paar Tage illegal auf einer der Lauinseln zu parken bis der Wind wieder einsetzen würde, da es allzu zäh voran ging. An Tagen, an welchen das GPS genau wie Moya sich langsam wie eine Schnecke durch den Salat schlägt, ist die Stimmung an Bord oft nicht so toll, vor allem, wenn wir gerade erst auf Passage gestartet sind. Die Kinder haben ihre Energiereserven noch nicht im Griff, ich bin schlecht gelaunt, weil wir rumstehen, mir aber trotzdem schlecht ist und Christian ist genervt von uns allen - kein Wunder. Ab Tag drei ging es dann aufwärts, meine Energie kam langsam zurück, der Wind dann am Abend auch - gemächlich.

Morgens zauberte ich einen Kindergarten- und einen Vorschulblock hervor, die ich die ganze Zeit noch in meiner Wunderkiste aus Deutschland versteckt hatte. Die Jungs waren kaum zu stoppen, sie malten, verbanden Punkte und zeichneten Buchstaben nach, selbst das Frühstück war Ihnen lästig „Mama, wir wollen weiter machen“ kam es aus beiden Mündern. Konnten sie ja auch, nach dem Frühstück. Dann spielten wir zusammen unser neues Spiel, das wir vor Kurzem geschenkt bekommen hatten, vertrieben die kleinen Spukgespenster aus dem Haus und sammelten die Schätze ein. Nach dem Mittagessen starteten wir dann ein Meeresprojekt, malten alle Meerestiere die uns einfielen und beantworteten die Fragen der Kinder rund um unsere Ozeane. Danke unserer Offline-Wikipedia fanden wir sogar heraus wieviel Wasser sich in unseren Ozeanen befindet und wieviel Salz. Heute kommen dann die Krokodile dran, das Projekt für Joni.

Zumindest dann, wenn wir die Stifte auf dem Tisch halten können. Denn aus dem Lüftchen ist inzwischen eine steife Brise geworden, so viel, dass Christian heute nacht während seiner Freiwache aus dem Bett klettern musste, um unser Großsegel zu reffen. Zu dem Zeitpunkt schoß Moya mit 7-8 Knoten durchs Wasser, und der Winddruck war so groß, dass Windy die Steuerung nicht mehr richtig im Griff hatte. Ich hatte wohl ein bißchen lange gewartet bis ich ihn geweckt habe, aber wenn es nicht sein muss möchte ich gerne vermeiden den Capitano um seinen wohl verdienten Schlaf zu bringen. Mit dem Reffen der Segel ließ der Wind dann auch ein bißchen nach, um heute Morgen wieder aufzufrischen. Auch jetzt flitzt Moya Richtung Westen, wo laut Wettervorhersage eine Windscherung auf uns wartet. Hier in dem Teil des Pazifiks ist es nämlich fast unmöglich länger als eine Woche konstant gutes Wetter zu haben, da immer wieder die Ausläufer der südlichen Tiefs auf die andersrum wehenden Hochs treffen und viel Regen mit sich bringen. Noch ist der Himmel blau und die Sonne scheint, vielleicht haben wir ja Glück und es bleibt dieses Mal nur bei drehenden Winden.

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07.09.2018:
Kommentar fromRobert
Info vom 9°O. Zuschlag am 4.9.2018 erteilt. Herzliche Grüße von allen Robert, Achim, Chris
11.09.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Gratulation Robert et al - Christian ist schon ganz gespannt was es geworden ist.
12.08.2018 -Niuatoputapu, Tonga

Wir hüpfen nach Tonga

Nach 8 Tagen ohne Wind oder Wind aus südlichen Richtungen war es endlich soweit, die Wettervorhersage sagte 30 Stunden guten Segelwind aus Osten vorher. Nicht genug um nach Vava-U zu kommen, wo wir ja schon vor knapp zwei Wochen hin wollten, aber genug um Niuatoputapu oder wie die Segeler sagen „NewPotatoe“ zu erreichen. Die Captains von der La Pecadora, Mango und Moya klarierten also gesammelt aus Samoa aus, erst in die Stadt zur Immigration, dann zum Zoll. Das dauerte alles, ging aber ansonsten problemlos. Am Nachmittag schafften wir es dann noch Trevor von der Marina zu catchen, um unsere Schulden zu tilgen - gerade Mal 60€ kosteten die 4 Tage am Steg, wenn das doch immer so günstig wäre...

Während die Capitanos Papierkrieg erledigten, war Action bei uns an Bord. Die Kids waren eingefallen und spielten in Moyas Bauch. Einkaufsladen mit unseren restlichen Münzen aus aller Herrenländer - anstatt Früchte und Lebensmittel lagen Dinos und Tiere in der Auslage. Sogar Joni konnte dieses Mal prima mitmachen, sonst ist er manchmal etwas außen vor, da er als Kleinster noch nicht so schnell rennen, noch nicht so hoch hüpfen und auch sonst vieles einfach noch nicht so gut kann. Ich wuselte um die Kleinen herum und versuchte das Schiff startklar zu machen, was sogar überraschend gut klappte, zumindest solange bis der Hunger kam. Unterzuckert stieg die Lautstärke rasant gegen unendlich. Alle waren sich einig, Pfannkuchen wären jetzt gut.

Am Nachmittag mussten die Kinder nochmal ihre Beine bewegen und außerdem wollten die letzten Tala noch ausgegeben werden. Es reichte gerade noch für 2 Brote, 2 Eis für die Jungs und nochmal 2 für die kleinen Tänzer vom ersten Abend, die mit schmachtenden Blicken den Bootkindern beim Essen zusahen. Dann schmissen wir die Leinen los, tuckerten aus dem Hafen und warteten und warteten... Der angesagte Segelwind ließ auf sich warten, die ganze Nacht hindurch und denn nächsten Morgen zogen wir die Segel im Stundentakt hoch und holten sie wieder ein. Wenn sie mal oben waren machten wir bei einer schwachen Brise nicht mal 3 Knoten Fahrt - die Segel standen mit Glück gerade so. Schlafen war, ob der unendlichen Segelgeschichte auch eher Mau. Schier unglaublich, dass die Wettervorhersage hier nicht einmal die nächsten 24 Stunden verlässlich vorhersagt. Dieses Mal waren wir mit der ganzen Schoße aber nicht allein, die Mango plagte sich genauso. Es stimmt einfach: geteiltes Leid ist halbes Leid, da greift man dann auch mal mitten in der Nacht zur Funke um sich gegenseitig wieder aufzubauen. Tagsüber funkten wir über Kurzwelle alle zwei Stunden und bekamen Live Updates wie es gerade so läuft. Unser Highlight des ersten Tages war eindeutig der große Mahi Mahi, der uns Sushi für unterwegs bescherte und am Ankerplatz trotzdem noch für beide anderen Familien reichen wird. Gestern Nachmittag wurde dann alles besser, endlich legte der Ostwind los und Henry konnte seinen Dienst einstellen. Der Wind drehte über Nacht nach Nord, so dass wir dann heute morgen mit Rückenwind durch den Pass von Niuatoputapu gingen - die Mango wartete schon und die La Pecadora kommt auch gerade angerast, obwohl das 63 Fuss große Schiff erst einen halben Tag nach uns gestartet war.

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23.07.2018 -Pazifik 14°13.7’ S / 158°43.4’ W

Ein Tag auf See auf dem Weg nach Suwarrow

1:30 Uhr: Ich sehe ein rotes Licht am Horizont. Es ist die Patience. Offensichtlich fährt der schwäbische Wahlkanadier, den wir schon von Tahiti und Bora Bora kennen auch nach Suwarrow. Das wird sicher eine nette Truppe dort. Die angesagte Brise lässt noch auf sich warten. Mit ausgebaumter Genua und leicht gerefften Gross machen wir 3 Knoten Richtung Suwarrow, wenn das so weiter geht brauchen doch noch einen Tag länger.

5:00 Uhr: Christian hat mich gerade zur Morgenwache geweckt. Der Himmel ist noch finster, ohne Mond, der ist schon gegen 1 Uhr untergegangen, aber mit einigen Sternchen und dem roten Licht 3 Meilen hinter uns.

6:30 Uhr: Joni kommt schlaftrunken aus der Koje geklettert. Er ist heute spät dran und legt sich zu mir auf die Sitzkissen, die Christian gestern Abend auf dem Boden im Salon ausgebreitet hat. Alle 15 Minuten klingelt der Timer für den Rundumblick, die Sonne ist noch nicht da aber am Himmel hinter uns dämmert es. Dunkle Wolken kündigen Regen an.

7:30 Uhr: Joshua ist mittlerweile auch wach, genauso wie die Sonne. Geregnet hat es nicht wirklich. Der Wind ist immer noch lau. Wir bereiten das Frühstück vor.

8:00 Uhr: Patience ist immer noch da. Christian steht auf und ruft sie mit dem Funkgerät. Ja genau, nach Suwarrow soll es gehn. Dann frühstücken wir.

9:00 Uhr: Segelumbau an Deck. Die Genua muss rein, unser Leichtwindsegel dafür rauf. Wir setzen es bei stehendem Grosssegel und stellen überrascht fest, dass das Segel immer wieder einfällt - genauso wie beim letzten und vorletzten Mal. Christian zieht das Grosssegel an den Reffleinen nach unten, wir können also auf Kurs bleiben, nur für das letzte Stück arbeiten wir zu zweit, nachlassen und Segel einsammeln - dann ist es drin und der Blister steht 1a am Himmel. Trotzdem nicht mal 4 Knoten Fahrt, da muss die Genua eben nochmal mit helfen. Jetzt sind es 4, bei 8 Knoten Wind - immerhin.

9:30 Uhr: Wir sind mit den Segeln fertig. Moya ist auf Kurs, zumindest fast 300° statt 285° damit können wir leben. Die Kinder legen gerade ihren Zwist bei, wer das blau Legoteil haben darf, als wir ins Cockpit klettern. Ich räume die Pantry auf.

10:00 Uhr: Mit Lego werden jetzt Brötchen gebacken, Pizza gemacht, Suppe und Lasagne hergestellt und zu Unsummen an mich verkauft. Ich esse so ein mindestens 20 gängiges Menü von den beiden Köchen, die mit immer wieder anderen Köstlichkeiten ins Cockpit kommen. „1000 für den Fisch“ „So viel habe ich nicht, ich geb Dir 10“ „Ok, 3 Euros Wechselgeld zurück“

11:25 Uhr: Ich lese mit Joni die Bootsfahrt von Kunibert, danach Rapunzel. Christian berechnet unser Etmal 82 Meilen, das war aber auch schon besser.

12:30 Uhr: Es gibt Suppe und Brotcroutons aus dem letzten Baguette - Frankreich ade. Schade, das Essen werden wir auch vermissen.

14:00 Uhr: Wir basteln ein Booklet, um auf Suwarrow einen Geo Cache zu hinterlassen. Die Kinderboote, mit denen wir im Pazifik unterwegs waren, wollen auch dorthin und freuen sich bestimmt über eine Schatzsuche.

16:15 Uhr: Es wird Zeit für den Brot- und Pizzateig. Die Jungs hören Bibi Blocksberg.

17:30 Uhr: Christian ist am Kurzwellenfunkgerät mit Nick von der Mango, so wie die letzten 8 Tage immer zu dieser Zeit. Heute steht die Verbindung. Die ganze Familie lauscht, was die Kids schon auf Suwarrow erlebt haben und ob sie noch da sein werden, wenn wir kommen. Sie werden - juhuu!

18:00 Uhr: Das Brot wandert in den Backofen und Christian und ich an Deck, um mit dem letzten Licht des Tages, den Blister vom Himmel zu holen und das Grosssegel zu setzten. Die Polymagnet Funkrunde verpassen wir -doofe Zeit.

18:30 Uhr: Jetzt aber schnell die Pizza fertig machen, die Hyänen heulen schon.

19:00 Uhr: Abendessen und Kinder bettfertig machen, danach ist es Schlafenszeit für alle außer den Capitano, der startet seine erste Wache und spült ab.

23:00 Uhr: Ich stehe auf zur Nachtwache. Das rote Licht ist immer noch da.

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24.06.2018 -17°01 S, 147°54 W, Pazifik

Tahiti 100 Meilen voraus

Wir hatten haben seit gestern unser Nomadendasein wieder aufgenommen. Die Wetterkarte zeigte eine stationäre Kaltfront südwestlich vor Tahiti, die GFS Grib files guten Segelwind für die nächsten beiden Tage, so dass es für uns nach über drei Wochen auf den Motus hieß weiterzusegeln - die Welt da draußen wartet und hat noch so viel zu bieten. Die Bajka hingegen bekommt noch Besuch auf den Atollen und bleibt deshalb noch ein bißchen. Das „ciao, bis später“ war gar nicht so einfach, aber nach einem letzten Kaffee für die Erwachsenen und Spielen an Bord für die Boysgang war auch das geschafft.

Um 10 Minuten nach 12 Uhr waren wir am Pass von Toau. Es war ca. eine Stunde vor Hochwasser, aber Stillwasser war trotzdem schon durch und ein leichter Ebbstrom setzte bereits aus der Lagune hinaus. Der Pass ist in Ost-West Richtung ausgerichtet, so dass gegen die Strömung eine steife Brise aus Ost stand. Die Folge waren steile, kurze Wellen, geschätzt 1.5 bis 2 Meter hoch, die vom Ozean in die Lagune drückten - eine klassische Wind gegen Strom Konstellation und ganz schön ungemütlich. Es half nichts, der Pass war breit und die Wellen nicht gefährlich, also stellte ich mich ans Ruder und tat mein bestes, dass Moyas Bug nicht nach jeder Welle metertief ins Wasser platschte. Christian saß neben mir im Cockpit und leitete mich den besten Weg entlang, die Kinder waren im Salon und hatten aufgehört zu Spielen um sich festzuhalten. Es wackelte ganz ordentlich und das Schaukeln schläferte ein, so dass sie keine 10 Minuten später, als wir den Pass hinter uns ließen, eingeschlafen waren. Trotz der manuellen Steuerung, gabelt ich die erste Welle unserer Reise im Cockpit auf. Ich sah die große steile Wand noch anrollen, drehte Moyas Bug schräg zu ihr und segelte Moya auf die andere Seite, dann machte es platsch und ich war durchnässt von meiner zweiten Dusche an diesem Morgen. Durch die Lenzrohre lief das Wasser ab, alles kein Problem.

Hart-am-Wind segelten wir an der Ostseite von Toau entlang und umrundeten anschließend das Atoll auf der Südseite. Der Seegang im Ozean war auch ganz ordentlich, aber Moya hatte schon schlimmeres bestens gemeistert, wir hatten also einen schönen Segeltag und eine ereignislose Nacht mit viel Wind. Heute ist der ungeliebte Tag 2. Das ist eigentlich immer der doofste Tag einer Überfahrt, da sich alles noch nicht so richtig eingespielt hat, die Kinder noch unruhig sind und noch nicht auf den Bordmodus gewechselte haben und mir wie so oft übel ist. Aber wir sind schon gut voran gekommen und werden morgen um die Mittagszeit in Papeete ankommen, der Hauptstadt französisch Polynesiens.

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25.06.2018:
Kommentar fromMarlene und Werner
Eure Berichte aus der Südsee sind sehr faszinierend und begeistern uns sehr, es nur bedauerlich, dass alles so weit weg ist und wir euch nicht so einfach besuchen können. Aber, wir haben dieses Jahr den längsten Tag im Harz verbracht und mussten wieder feststellen, auch in Deutschland gibt es wunderschöne Ecken. Einen guten Segelwind und eine gute Weiterreise.
04.07.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Über Besuch würden wir uns sehr freuen, aber die Last Minute Flüge sind nach Tahiti alles andere als Schnäppchen- leider! Vielleicht klappt es ja wenn wir wieder näher an Europa dran sind, bald ticken die Meilen wieder runter.
01.05.2018 -6°37'S / 121°39'W, Pazifik

„Wann sind wir da?“

Habe ich zwar von den Kindern erst ein oder zwei mal gehört seit wir Anker auf gegangen sind, aber es wird langsam wirklich Zeit, dass wir endlich ankommen. 4000 Meilen sind einfach ne Menge Holz. Trotz der guten Bedingungen - guter Segelwind von achtern, moderate Welle von hinten - hätte ich dann doch nichts dagegen eine Nacht durchzuschlafen, wieder zusammen anstatt in Schichten (um die Teller der Kinder vor dem Flug durchs Schiff zu bewahren) zu essen oder etwas anderes als Wasser zu sehen. Wir kommen zwar gut voran, aber 1000 Meilen bis zum Ziel - oder eine Woche Fahrt, wenn es gut läuft - sind es eben immer noch.

Joshua und Jonathan nehmen unsere Roller Coaster Fahrt gelassen hin, fegen durchs Boot und spielen in unserer Bootswelt. Die Beiden sind angepasst und übernehmen Aufgaben an Bord. Sie sind Ausguck, Navigator oder Smutje, wenn sie nach anderen Schiffen schauen, auf der Seekarte festlegen wo es hingehen soll oder in der Pantry beim Backen und Kochen helfen. Ich frage mich die ganze Zeit, ob sie unsere Landgänge tatsächlich nicht vermissen oder es momentan nur vergessen haben wie schön es ist auf dem Spielplatz zu toben, zu rennen und im Sand zu buddeln. Für Christian und mich ist auf jeden Fall Luxus, dass die Kinder nicht nörgeln, auch wenn sie trotzdem manchmal ganz schön anstrengend sind und die Fenster auf Grund der Lautstärke an Bord klirren. Vor allem gegen Abend sind die Jungs oft unausgeglichen, ärgern uns und sich gegenseitig, was dann doch öfter in Tränen endet. Ob das an zu viel nicht verbrauchter Energie liegt oder einfach nur ganz normale Müdigkeit ist, kann ich nicht sagen - vielleicht ist es ja auch beides?

Interessant finde ich, dass wir relativ oft davon reden, was wir wohl machen wenn wir wieder in Deutschland sind. Joni hört dabei eigentlich nur zu oder plappert nach während Joshua sich Oma und Opa, verschiedene Ausflüge aber am wichtigsten Döner und Brezeln wünscht. Wie unsere Wohnung aussah weiss Joshi noch ganz genau, Joni erinnert sich dagegen nicht. Im Moment wollen die Beiden noch nicht zurück an Land und Joshua plant schon um die Welt zu segeln, wenn er groß ist, aber irgendwie denke ich trotzdem, dass es für sie wichtig ist zu wissen, dass wir nicht für immer segeln werden. Jetzt freuen wir uns aber erstmal auf unseren Landfall in den Marquesas.

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28.04.2018 -6°25'S / 114°38'W, Pazifik

Another beautiful morning at sea

Die Sonne ist vor kurzem aufgegangen. Die rosa farbenen Wolken sind inzwischen aber schon bläulich weiß und die Sonne steht bereits ca. 15 Grad über dem Horizont und taucht gerade hinter den Wolken auf. Wir haben heute Nacht die Zeit wieder umgestellt, so dass die Kinder schon jetzt um kurz nach 6 Uhr morgens quicklebendig im Salon spielen. Beide sind heute morgen friedlich, spielen zusammen mit einem Kipplaster und lassen mich auf dem Sofa sitzen. Die Sonne scheint durch den Niedergang auf meinen Bauch, das Thermometer zeigt 28°C, ein angenehmes Lüftchen weht durchs Schiff. Der Südost hat seit gestern Abend nachgelassen und weht direkt von Achtern, Moya gleitet aber dennoch mit 5 Knoten durchs Wasser und rollt sanft von einer Seite auf die andere. Wir haben zusätzlichen Schub vom südlichen Äquatorialstrom. Jetzt fehlt nur noch eine Tasse Kaffee und der Moment wäre perfekt. Leider vertrage ich Kaffee auf Passage nicht, deshalb lasse ich das lieber, genieße auch so und denke an das Logbuch von Captain Cook, das ich während momentan meiner Nachtwache lese.

Zu einer Zeit in der der Großteil der pazifischen Inseln noch nicht entdeckt war und man nach einem weiteren südlichen Kontinent suchte, wagten nur sehr wenige Menschen die Reise an das andere Ende der Welt. Die wenigen, die los segelten kamen oft gar nicht oder mit stark dezimierter Mannschaft zurück nach Europa, die meisten von Ihnen starben an Skorbut oder anderen Krankheiten. Im Sommer 1768 segelte der Arbeitersohn James Cook, der sich in der royal Navy hochgedient hatte, als Kommandant und Expeditionsleiter mit seinem eigens dafür gebauten Schiff Endeavour in den Pazifik um den Venus Transit beobachten zu können. Mit ihm fuhr der Biologe Mr. Banks, der Astronom Mr. Green und 95 Mann Besatzung. In England starteten sie mit 300 Pfund Rindfleisch, einem lebenden Ochsen, Hühnern, Mehl, Getreide, Bier und Wein aber auch Malz und Sauerkraut für die Behandlung von Skorbut. Bereits auf der Biskaya kamen sie in ihren ersten Sturm und verloren dabei Duzende Hühner, die an Bord ertranken. Das erste Crewmitglied wurde beim Ausbringen des Ankers in Madeira in die Tiefe gerissen und starb. Danach segelte Cook an den Kanaren und Kap Verden vorbei über den Äquator nach Rio de Janeiro um zu re-provisionieren. Er wurde alles andere als freundlich empfangen, zweifelten die Portugiesen doch an seiner Motivation. Nach 2 Wochen setzte er die Reise mit neuem Proviant fort und kam Anfang Januar nach 6 Monaten in Feuerland an. Unterwegs maß er die Tiefen in den Buchten und beschrieb den Küstenverlauf so genau wie möglich. Wie er das ohne Echolot machte ist mir nicht klar geworden, aber es scheint etwas mit Schall zu tun zu haben. Ihre Position bestimmten sie über Mond, Sonne und Sterne auch ohne Schiffschronometer mit erstaunlicher Präzision. Außerdem beschrieben sie unbekannte Tiere und Pflanzen. Trotz der Sommermonate wurde er in Feuerland von Stürmen, Hagel und Schnee geplagt. Er benötigte einen Monat um um das Kap Horn herumzusegeln, immer wieder wurde er von Strömungen und Stürmen zurück gedrückt. Trotzdem war es in seinen Augen der schnellere Weg im Vergleich zur Maggelan Straße. Danach ging es ins Ungewisse, ohne eine Idee wann das nächste Mal Land in Sicht kommen würde. 250 Jahre später segeln wir zwar immer noch mit der Geschwindigkeit von damals, aber sonst hat sich alles verändert. Wir wissen genau wo wir sind, was uns erwartet und wann wir wo ankommen werden. Mit dieser Perspektive ist unser Abenteuer wohl eher ein Pfadfinderausflug.

Gestern Abend waren wir übrigens am weitesten von der nächsten Landmasse, den Osterinseln entfernt, jetzt ist das nächste Pitcairn 1240 nm Richtung Süden.

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29.04.2018:
Kommentar fromDody
Ach was freut mich das Sabrina, dass Dich jetzt auch die Logbuecher von Captain Cook in ihren Bann ziehen, klasse :-D!!! Uebrigens, frueher benutzte man ein Handlot. Stell Dir eine lange Leine mit einem Gewicht vor. Um das ganze noch interessanter zu machen war unten in dem Gewicht eine Aussparung in dem "Lotspeise" steckte, eine Masse, an der Sedimente vom Grund kleben blieben. Einer stellte sich auf den Bugspriet und warf das Gewicht in Fahrtrichtung voraus waehrend er die Leine durch die Hand gleiten liess. Am Grund angekommen stoppte der Schwung der Leine, der messende zog sie leicht straff und zog sie hoch indem er gleichzeitig die Armlaengen an Leine zaehlte. Der Blick auf die Unterseite des Gewichtes gab dann Aufschluss ueber den Untergrund. Witzigerweise, ich kann es immer noch kaum fassen obwohl ich das im Buch der Kaiserlichen Marine ueber den Atlanischen Ozean gelesen habe, das Buch ist ein Nachdruck aus 1897 oder so: in dieser Epoche wurde der Atlantische Ozean auf aehnliche Weise an vielen Punkten gemessen, bis zu Tiefen von 4.000 m. Dabei allerdings hatten sie grosse Trommeln auf denen das Seil aufgewickelt wurde. Wuensch' Euch was!!! xxx
14.05.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Danke Dody, das macht sehr viel Sinn. Ich bin im Logbuch nur immer über das Wort sounded gestolpert. Es ist super interessant zu lesen mit welchen Problemen Cook damals gekämpft hat, danke für den guten Tipp
22.04.2018 -6°12’S / 101°28’W, Pazifik

Pacific News: Wasser soweit das Auge reicht

Wasser hinten, Wasser vorn, recht, links, unten und heute sogar ein bißchen von oben. Der Himmel ist wolkenverhangen, der Wind weht mit 15 Knoten aus Südwest, die Pazifikdünnung kommt inzwischen von schräg hinten. Das ist sehr viel angenehmer als von der Seite oder von vorne so wie das am Anfang unserer Passage war. Bei uns ist also alles in Ordnung. Die Tage plätschern so vor sich hin, die Zeit verschwimmt. Neben den alltäglichen Tätigkeiten passiert nicht viel Neues. Nur ab und zu landet ein großer Seevogel an Bord, bis er von Christian verscheucht wird. Seit Tagen sehen wir nicht mal ein Schiff auf dem AIS. Wir leben einfach.

Ich bin sehr froh, dass die Jungs sich gegenseitig als Spielkameraden haben. Sie spielen fast den ganzen Tag zusammen, ohne den anderen würde die Zeit denke ich lang werden. Das Leben an Bord bauen die beiden in ihre Spiele mit ein. Schiffe werden von Kräne entladen, im Hafen warten die LKWs für die Verladung und die Schlepper ziehen die Kontainerschiffe an den Anleger. Es wird geankert und mit dem Dingi herumgefahren oder die Feuerwehr kommt abwechselnd mit dem Löschfahrzeug oder einem Löschschiff. Die Jungs lieben es mit Seilen Absperrungen zu bauen. Die beiden sind inzwischen richtige Seemänner und laufen geschickt bei jeglichem Seegang durchs Schiff. Joni steht breitbeinig da und lehnt sich mit dem ganzen Körper bei jeder Welle in die richtige Richtung, was ihm erlaubt sogar mit Händen voll Spielzeug herum zu laufen. Gestern meinte Joshua „Wo ist rechts? Steuerbord oder backbord?“

Heute haben wir den achtzehnten Tag unserer Passage. Die Zeit haben wir schon zweimal umgestellt und liegen mittlerweile 9 Stunden hinter Euch. Wären wir auf dem Atlantik würden wir zeitlich gesehen morgen in Martinique ankommen. Tatsächlich liegen aber erst 1800 Seemeilen zwischen uns und der panamaischen Küste, also würden wir dieses Mal noch zwei weitere Tage bis in die Karibik benötigen. Die Doldrums mit ihren schwachen Winden haben uns viel Zeit gekostet. Hier im Pazifik verschwenden wir noch keinen Gedanken an die Marquesas, sondern überlegen gerade wann wir wohl Bergfest feiern werden. Vielleicht übermorgen? Dann ist es noch einmal so weit bis wir in Hiva Oa oder Faku Hiva ankommen werden. Wenn wir auf den Marquesas angekommen sind, sind wir erst in der Mitte des Stillen Ozeans fast 4000 Meilen von Australien, 3500 Meilen von Südamerika und 3000 Meilen von Nordamerika entfernt. Wir sind winzig, er gigantisch! Bei diesen Entfernung wird es vollkommen unwichtig, ob wir 30, 35 oder 40 Tagen bis nach französisch Polynesien brauchen werden, wir leben auf dem Wasser, sind wach wenn die Sonne da ist und schlafen meistens wenn es dunkel ist. Nur eine Nacht durchschlafen würde ich dann doch gerne möglichst bald wieder.

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24.04.2018:
Kommentar fromJudith und Marcus
Hallo ihr Lieben, Viele Grüße aus dem Frühling. Hier blüht alles und die Natur explodiert. Wir schauen gerade auf das Meer aus Lichtern von Stuttgart und genießen den lauen Abend. Wünschen Euch weiter gute Fahrt & Anglerglück.
14.05.2018:
Kommentar fromMoyaCrew
Danke ihr beiden. Schickt doch mal n Bild aus der Heimat, das ist bestimmt super schön momentan. Grüße an alle.
17.04.2018 -4°14’S / 92°51’W, Pazifik

4 Grad südlicher Breite...

und der Wind dreht auf Südost. Knapp 2 Wochen nachdem wir vor Panama City Anker auf gegangen sind streifen wir endlich den Südost Passat. Ab jetzt sollte uns der Wind stetig Richtung Westen schieben, so dass unsere Motorstunden hoffentlich gezählt sind. Auch die letzten beiden Tage waren ein Kampf trotz der leichten Brise voran zu kommen. Wir haben den Kampf zwar gewonnen und Moya ist die gesamte Zeit unter Segel gelaufen, mussten aber trotzdem herbe Verluste einstecken.

Heute Nacht bei meiner Nachtwache hörte ich „krrrssssh“. Sofort schreckte ich alarmiert hoch. Moya macht zwar auf Passage viele Geräusche, die ich aber inzwischen alle im Ohr hatte und kannte. Kommt ein neues Geräusch dazu, fahren Christian und ich sofort unsere Antennen aus und analysieren solange bis wir gefunden haben wo es herkommt und was es erzeugt hatte. So haben wir schon oft im Vorfeld Katastrophen verhindern bevor kleinere Fehler schlimme Folgen hatten. Heute war das neue Geräusch leider kein Vorbote. Der Schaden war schon angerichtet. Gleich als ich zum Decksalonfenster hinausblickte sah ich den Salat. Der Wind war wie so oft nur ein leichter Hauch, so dass selbst unser federleichtes Leichtwindsegel in den Wellen immer wieder einfiel. Irgendwie hatte sich das in das Achterliek eingenähte Seil in unseren Maststufen verfangen. Als dann wieder Wind in das Segel strich, wurde es zurück nach steuerbord auf die Leeseite von Moya gedrückt, wo es normalerweise stand. Nur das Seil blieb wo es war, eingehakt in den Maststufen. Der dünne Stoff dehnte sich und gab dann nach, ein zwischen 5 und 8 Meter langer Riss entstand - was mich hochschrecken ließ.

Es war 1 Uhr nachts und ich weckte Christian. Wir holten unseren Blister vom Himmel und bauten die Segel um, was wir sonst wenn es geht nachts vermeiden. Jetzt muss es leider erstmal ohne Leichtwindsegel gehen, vor den Gesellschaftsinseln werden wir wohl keinen Segelmacher finden und hoffen, dass wir unser Spi in Tahiti repariert kriegen. Der Blister war die letzten Tage wirklich Gold wert, sonst hätten wir, wie so viele andere Boote auch fast die komplette Strecke von Panama bis nach Galapagos motoren müssen und dann doch einen Notstopp zum Tanken einlegen müssen. So sind wir von den 1200 fast 900 Meilen gesegelt, während die Zao und die Clementina, die wir beide am zweiten Tag unserer Reise auf der Seekarte vorbei tuckern sahen, gestern Abend wieder auf unserem AIS aufgetaucht sind, als sie gerade Galapagos nach ca 3 Tagen - wir vermuten Notstopp zum Tanken- Richtung französisch Polynesien verlassen haben. Wir sind jetzt wieder gleich auf.

Man kann sich natürlich darüber streiten, ob es nicht besser gewesen wäre Henry zu starten und dann 3 Tage an Land anstatt auf See zu verbringen, um jetzt an derselben Stelle zu stehen. Papierkrieg vs Dümpeln - was da besser ist, weiß ich auch nicht, aber zumindest sind wir der Sache ökologischer begegnet. Die Kids haben auch die letzten Tage wieder viel Lego gebaut, getanzt, Hund und Feuerwehr gespielt, haben Piratenschiffe und Haifische gebastelt und sind durchs Schiff getobt, dass die Wände wackelten. Jetzt sind wir alle froh, dass es endlich ein bißchen flotter Richtung Westen geht, es sind schließlich noch 2800 Meilen bis zum Ziel.

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12.04.2018 -20:18 Uhr: 0°00,0’N / 88°11,9’W, Äquator

Äquatortaufe oder wir sind auf der Südhalbkugel

Die Winde sind auch kurz vor dem Äquator immer noch recht unstet. Mittlerweile zeichnet sich ein kleines Muster ab, am Abend schläft der Wind ein und wir müssen Henry starten um bei den inzwischen nördlichen Strömungen nicht rückwärts zu treiben, gegen 2 Uhr passend zur Wachübergabe frischt der Wind wieder so weit auf, dass die Segel stehen und wir segeln können und bleibt dann so bis zum nächsten Abend.

Auch heute Abend ist dem Wind die Puste ausgegangen, so dass wir gerade jetzt über den Äquator motoren. Feiern wollten wir mit den Kindern trotzdem und da die schon im Bett sind, haben wir eben schon heute Nachmittag gefestet. Das war genauso gut, man sieht ja auch nichts, außer vielleicht die Nullen auf dem GPS Gerät oder der untergehende Polarstern bei Nacht. Wer zuerst mit dem Schiff den Äquator überquert muss getauft werden, damit Neptun auch in Zukunft seine schützende Hand über Schiff und Besatzung hält - sagt ein alter Seemannsbrauch. Normalerweise tauft die Crew den Neuüberquerer zu Neptuns Ehren und oft muss auf ihn auch noch ein wildes Gebräu getrunken werden. Da wir alle Äquator Noobies sind, hatte ich die Ehre meine Familie zu taufen und habe selbst vom Capitano höchstpersönlich meinen Eimer Pazifikwasser über den Kopf bekommen. Joni und Joshi waren erst skeptisch und schauten ganz interessiert zu was passierte, als zuerst unser Skipper gewässert wurde. Joshua übernahm die Funktion des Kameramanns und machte tolle Bilder von dem Spektakel. Spätestens als ich dann auch triefend aber lachend da stand wollten die Kinder auch - aber nur mit Taucherbrille - und hatten einen Riesenspaß.

Anstatt wildes Ekelgebräu, haben wir zur Ankunft auf der Südhalbkugel lieber Limo und einen Flasche Sekt aufgemacht und dazu frisch gebackenes Bananabread gegessen. Neptun sorgte für eine festlich zahme See und der Wind reichte geradeso um mit 3 Knoten voran zu kommen - ideal für unser kleines Event, nur leider schlecht um Strecke zu machen - wir werden wohl noch einige Tage auf dem Wasser verbringen.

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11.04.2018 -1°11’N / 87°24’W, Pazifik

Siebter Tag auf dem Pazifik

Der Südwind hat inzwischen nachgelassen. Mit 20 Knoten hatte er geweht, direkt auf Moyas` Nase und hat dabei auch gleich ein paar kurze Wellen mitgebracht. Die Wettervorhersage war einmal mehr für den Mülleimer, 7 anstatt 20 Knoten waren vorhergesagt - aber immerhin - die Windrichtung stimmte. So hart wie eben ging sind wir die letzten beiden Tage am Wind gesegelt und sind dabei ganz ordentlich durchgeschüttelt worden. Sportlich gegen Wind und Welle zu segeln und sich dabei den Wind um die Nase wehen zu lassen macht Spaß. Und ist wie ich finde fast die schönste Art zu segeln - intensiv, kraftvoll, man spürt regelrecht die Kraft der Elemente und kann sich dabei den Kopf so richtig schön frei blasen lassen. Nach so einem Segeltag freue ich mich dann gerade deshalb auf das Ankermanöver oder den Anleger und einen gemütlichen Abend.

Hart am Wind über mehrere Tage hinweg, ist anstrengend - nichts an Bord ist einfach, jede Bewegung ist mindestens 5 mal so anstrengend wie an Land und der Gang zum Klo manchmal schon ein kleines Abenteuer - vor allem mit den Jungs. Kochen hat etwas von einem Jongleursnummer im Zirkus und selbst am Esstisch ist man immer in hab-acht Stellung, damit keine Gläser, Teller oder Besteck durchs Schiff fliegen. Die Kinder können nur noch mit einigen Spielsachen spielen und verlegen sich hauptsächlich auf Hörbuch-hören, Rollenspielen und dürfen dann auch Mal ein Filmchen schauen. Nachts im Bett versucht man sich in der Koje zu verkeilen, um nicht beim nächsten Rollen ins Leesegel geschleudert zu werden oder zur Nachtwache mit verrenktem Rücken aufzuwachen. Anders gesagt, hart am Wind Tage auf Passage sind nicht meine Lieblingstage. Deshalb war ich heute Morgen auch wirklich froh, als der Wind nachließ und langsam aber merklich östlich drehte. Mit dem Wind ließen auch die Wellen nach und aus hart-am-Wind gegen die Wellen Stampfen wurde ein relaxtes mit halben Wind segeln. Wir sind zwar jetzt langsamer, aber dafür ist das Leben an Bord viel entspannter.

Nach 7 Tagen auf dem Wasser, haben wir trotz Flaute, Leichtwind und Gegenwind schon über 730 Meilen zurückgelegt und sind dabei den aller größten Teil der Strecke gesegelt. Momentan befinden wir uns rund 100 Meilen nordöstlich von Galapagos und werden den Äquator morgen vermutlich kreuzen. 1-2 Tage danach erwarten wir die Trade-Winds zu treffen, spätestens dann werden die Bedingungen konstanter werden.

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09.04.2018 -2°58’N / 84°36’W, Pazifik

Südwind auf halben Weg zwischen Panama und Galapagos

Heute morgen zeigte unser Windanzeiger, 10 Knoten Wind. Endlich wieder Wind zum Segeln! Er kam das erste Mal von Süden. Vermutlich haben wir es in der Flaute geschafft die Doldrums weitgehend zu kreuzten und erleben jetzt die ersten Ausläufer des Südost-Passats. Der Südost Passat ist etwas ganz Besonderes, denn auf der Nordhalbkugel im Atlantik genau wie im Nordpazifik weht der Nordwest Passat. Der Südost Passat ist also der erste Vorbote der Südsee und kündigt jetzt schon die baldige Äquatorüberquerung, nur noch 3 Breitengrade entfernt, an. Mit dem Wind wurde der strahlend blaue Himmel durch Passatwolken abgelöst und ist nun weitgehend von Cumuluswolken bedeckt. Wir haben also alle unsere Tücher hochgezogen und den Bug nach Südwesten gedreht. Nur auf unser Spi mussten wir verzichten, den hart-am-Wind-Kurs macht das Asymmetrische leider nicht mit.

Nach den letzten Tagen, als Moya wie auf Schienen durchs Wasser schnitt, ist die 15 Grad Kränkung nun wirklich gewöhnungsbedürftig. Anstatt herum zu laufen wie es uns gefällt, hangeln wir nun wieder durch Moyas Bauch und werden die Leesegel heute Abend aufspannen müssen. Wir steuern 45 Grad zum Wind, als Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Kurs, kommen aber dennoch nicht näher als 60 Grad an den Wind, da der Äquatorialstrom uns stetig nach Westen versetzt. Anstatt der gewünschten 230 Grad/SW schafft Moya so nur 250 Grad anzuhalten, so dass der Äquator wohl doch noch eine Weile auf uns warten muss. Nach Westen wollen wir prinzipiell auch, aber die Winde weiter südlich sollen stetiger mit einer größeren Ostkomponente wehen, so dass wir dann mit achterlichem Wind komfortabler segeln können. Erst nach Süden, dann nach Westen wäre also optimal.

Obwohl wir nun schon 4 Tage auf dem Wasser sind, habe ich noch keine Seebeine. Seit dem Frühstück bin ich auf Sparflamme unterwegs mit flauem Gefühl im Magen. Früher kannte ich Übelkeit auf dem Wasser nicht, aber seitdem die Kinder da sind gehört sie in den ersten Tagen einer Passage mit dazu. Die Kleinen ändern einfach alles! Christian und die Kinder sind wirkliche Seebären und machen inzwischen die nächste Lektion in der Reihe „Joshi entdeckt die Welt“. Vor Kurzem wollte Joshua wissen wie eine Batterie funktioniert und wie das mit elektrischen Schaltungen so geht. Christian hat eine Begabung komplizierte Sachverhalte kinderverständlich aufzubereiten. Bei ihm rannten kleine Männchen durch die Leitungen, bis zum Verbraucher wo sie krabbelten. Joshi verlegte wenig später mit Begeisterung die Kabel in einem aufgezeichneten Haus. Heute wollte er wissen, warum sein Papa mit Kurzwelle um die Welt funken kann, aber Gunter gestern nicht in Costa Rica erreicht hat. Und schon hatte Christian Stift und Blatt in der Hand und zeichnete unsere Erde, Funksender und Empfänger und Funkstrahlen die an der Ionosphäre reflektiert werden. Da kann ich auch noch was lernen und bin schon mal gespannt was er morgen gerne wissen möchte.

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07.04.2018 -5°41’N / 81°50’W, Pazifik

Unterwegs zwischen Panama und Galapagos - Tag 3

Heute morgen habe ich verschlafen und wurde erst von den Kindern geweckt. Trotzdem kam ich nur schwer auf die Beine, der Schlaf hing noch schwer an meinen Gliedern und meine Augenlieder zogen nach unten. Eigentlich hätte der Capitano mich um 5 Uhr zu meiner Morgenwache wecken müssen, aber letzte Nacht war unser Wachrhythmus etwas durch einander gekommen, so dass der Gute mich schlafen ließ.

Um 23:00 Uhr heute Nacht hat jemand den Wind ausgeknipst. Gerade lief noch unser Windpropeller, Moya pflügte durchs Wasser und wir überlegten sogar, ob wir unser Leichtwindsegel gegen die Genua tauschen werden müssen, als von jetzt auf gleich absolute Windstille herrschte. Unser Blister hing schlaff nach unten und machte keine Regung, also holten wir das Ding rein. Der Pazifik war zwar fast glatt, aber die Miniwellen reichten dass Moya hin und her schaukelte. Da unser Geschwindigkeitsmesser immer noch 1.5 Knoten in die richtige Richtung zeigte, beschlossen wir der Dinge erst einmal zu harren und zur Stabilisierung nur unser Großsegel zu setzen. Gesagt, getan! Moya lag schon viel ruhiger im Wasser, nur drehte sie sich jetzt mit dem Bug in die 2 Knoten Wind und fuhr jetzt 0.5 Knoten rückwärts. Wir nahmen das Segel besser wieder runter und setzten stattdessen ein Stückchen Genua um wieder in Ausgangssituation zurück zu kommen. Mittlerweile war es fast Mitternacht und Christian legte sich hin. Wir drifteten bis um kurz vor 3:00 Uhr morgens unsere Genua anfing zu flappen. Mit 7 Knoten Wind setzten wir unser Assymetrisches und fuhren seitdem konstant nach Südwesten.

Natürlich hatten wir vor unserer Abfahrt die neusten Wetterdaten gezogen und seitdem täglich ein Update über Kurzwelle empfangen, aber trotzdem werden wir immer wieder überrascht, wann Moya das nächste Mal stehen bleibt oder ein kleines Lüftchen zum Segeln weht. Die Wettervorhersagen der amerikanischen NOAA, die sonst so zuverlässig stimmen, scheinen hier in der Innertropical Convergencezone absolut keine Aussagekraft zu haben, zumindest hatten die vorhergesagten Windpattern der letzten 3 Tage - mal abgesehen von sehr leichten Winden - nichts mit unserer Realität gemein. Vorausschauende Routenplanung nach der besten Wetterlage, wie wir sie sonst immer gemacht haben, machen somit keinen Sinn mehr. Wir laufen jetzt stumpf in Richtung kürzester Strecke, wenn der momentane Wind es zulässt.

Heute waren wir tagsüber ganz flott unterwegs und drücken jetzt die Daumen, dass die Wettervorhersage für heute Nacht und morgen nicht stimmt, die mal wieder absolute Flaute ansagt. Die Moral an Bord ist momentan noch gut, damit das so bleibt habe ich schon mal frisches Brot und Kuchen als Flautenschieber gebacken und werde mir bis morgen noch ein neues Unterhaltungsprogramm für die Kids überlegen. Heute haben wir Schiffchen gebastelt, eine kleine Armada Richtung Panama davon segeln lassen und dabei „it‘s the end of the world“ gehört - wie wahr!

Moya sieht inzwischen so aus, als läge sie tatsächlich vor Anker. Das Großsegel ist geborgen und ein Sonnenschirm ist aufgespannt um das Achterdeck spielbar zu machen. Im Cockpit ist ein kleiner Tisch aufgebaut, der normalerweise unterwegs immer unter Deck verräumt ist, und bringt ein bißchen Normalität in unser Nomadenleben. Eigentlich merkt man nur am Rundumblick, dass wir Mitten auf dem Ozean und nicht in einer Bucht liegen. Der Blister steht seit heute Nacht unangetastet, Moya steuert sich selbst, die Windfahne macht kaum eine Ruderbewegung um auf Kurs zu bleiben und selbst die Bootsbewegungen waren vor Anker manchmal schon schlimmer.

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06.04.2018 -6°38’N / 81°02’W, Pazifik

Luft

Zumindest wir waren heute voll besegelt als „Clementina“ an uns vorbei schoß. Wir hatten die 16 Meter lange britische Yacht schon einige Zeit am AIS beobachtet, bevor sie aufgab und an uns vorbei tuckerte. Bereits heute Morgen hatte ich gesehen wie die Yacht mit 9 Knoten aus Norden auf uns zu raste, während wir vor der Punta Mala mit 3 Knoten entlang schneckten. Wir hatten gestern Abend Henry nur 2 Stunden bemühen müssen und dann die Tücher hochgezogen, um die Nacht hindurch das kleinste Lüftchen einzusammeln. Am Anfang ist Moya nur gedriftet, bald füllten sich die Segel wieder mit Luft und es ging voran. Schnell sind wir mit dieser Taktik natürlich nicht, sparen aber wertvollen Diesel, den wir vielleicht noch dringend brauchen werden und sind immerhin nach 2 Tagen schon 178 Meilen weit gekommen. Nachdem die Briten uns entdeckt hatten versuchten sie auch ihr Glück mit den leichten Winden. Bald verdoppelte sich ihre Geschwindigkeit aber wieder, so dass ihnen wohl doch das Hasen- statt Schneckentempo besser gefiel.

Als sie gerade an uns vorbei kamen, rührte sich unsere Funke „Moya for Clementina“. Die Clementina Crew wollte mal hören, ob Moya unter südafrikanischer Zulassung läuft. Offensichtlich waren nicht nur Briten sondern auch Südafrikaner auf dem Weg nach Galapagos und haben sich über unseren Zulu Schiffsnamen Moya gefreut, der Luft oder Wind bedeutet. Wind gab es leider auch den ganzen weiteren Tag nicht viel, aber es hat gereicht damit die Segel standen und Moya Fahrt durchs Wasser machte. Die See war ähnlich ruhig wie gestern, so dass wir heute morgen gleich nach dem Angel ausbringen ein großes Bastelevent veranstalteten. Wie bei der Atlantiküberquerung haben wir eine Übersichtskarte mit Fähnchen zusammengeklebt auf der unser täglicher Fortschritt eingezeichnet wird. Die Kinder hatten so großen Spaß beim Kleben, Schneiden und Fähnchen machen, dass den gesamten Vormittag weiter gebastelt und immer interessantere Gebilde aus kleinen Holzplättchen gebaut wurden.

Am Nachmittag spielten wir und erzählten Märchen bevor der Capitano und ich uns zum ersten Mal intensiv Gedanken um unsere weitere Reise post Marquesas machten. Bisher wollten wir einfach gerne in die Südsee, nun wird es konkreter und es macht richtig Spaß sich mit den Details zu beschäftigen.

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16.02.2018 -Puerto Velero, Kolumbien

Braune Giganten

Gestern haben wir endlich den Absprung von Santa Marta geschafft. Nach über einer Woche in der Marina haben wir nun alle Unterlagen zusammen um nach Cartagena weiter zu fahren. Dort geht der ganze Spaß wieder von vorne los. Die Gewässer hier vor Kolumbien sind hochreguliert. Jede Schiffsbewegung - sogar von uns kleinen Segelbooten- muss vorher mit der Küstenwache und dem jeweiligen Port Captain abgesprochen werden, vermutlich um jegliche Art von Drogenschlepperaktivitäten zu unterdrücken.

Nachdem wir gestern morgen zwischen einer der heftigen Böen, die immer noch von den Bergen nach Santa Marta herabfallen, in die Spring eingedampft haben, sind wir nach hinten aus der Box gefahren und unserem netten portugiesischen Nachbarn zum Abschied gewunken. In der Hafenausfahrt standen schon die Wellen, aber wir wußten ja, dass es etwas heftiger zugehen würde. Wir hätten gerne auf besseres Wetter gewartet, aber die Vorhersage sagt für die nächsten zwei Wochen nur Wind, Wind und wieder Wind vorher. Wellenartig ist der Wind tagsüber etwas weniger stark (immer noch 30 in Böen 40 Knoten) und frischt in der Nacht noch weiter auf. Wir hatten überhaupt keine Lust uns noch 2 Wochen in der Marina vom Sturm einsanden zu lassen, deshalb haben wir Moya schließlich von ihren Leinen am Steg befreit. Eigentlich wollten wir zwar schon morgens um sechs Uhr los fahren, allerdings hatten das die Böen nicht zugelassen, so dass wir erst gegen neun die Leinen los schmissen. Von Santa Marta aus haben wir mit nur ein kleines Stückchen unserer Genua gesetzt und Kurs auf Barranquilla genommen. Trotzdem lief Moya mit 7 Knoten unserer Höchstgeschwindigkeit.

Die Wellen kamen von schräg hinten und wurden immer größer, bis wir schließlich am Nachmittag die Flussmündung des Rio Magdalena kreuzten. Von jetzt auf gleich roch es auf See nach Erde und das Wasser war mit einem Mal braun. Die Wellen erschienen durch die braue Farbe noch größer und bauten sich zu riesigen braunen Bergen auf. Im Wellen Tal konnte sah man zwar oben noch den blauen Himmel, um uns herum war aber nur noch braunes Wasser. Christian und ich saßen im Cockpit und schauten fasziniert der geballten Stärke der Elemente zu, als wir beobachteten wie eine Welle sich direkt am Schiff brach. Wir konnten zwar noch sagen " jetzt werden wir nass" es war aber zu spät in Deckung zu gehen, so standen wir eine Sekunde später triefnass da und brauchten erst mal ein Handtuch. Joshua war auf dem Sofa im Salon eingeschlafen, Joni spielte Lego, als nur eine Minute später sich eine Welle durch unser Frontscheibenfenster direkt auf Joshi ergoss. Außen sahen wir weiße, brechende Wellenkämme, abwehende Gischt und Schaum im Wasser. Moya lag trotz der tosenden See ausgesprochen ruhig im Wasser und machte einen tollen Job über die größten Wellen die ich bisher gesehen habe zu reiten.

Später shifteten wir die Genua auf die Steuerbordseite und segelten um das vorstehende Kap vor Barranquilla. Das Wasser war inzwischen wieder fast blau und die Wellen wurden jetzt, wie erhofft tatsächlich etwas kleiner. Trotzdem wehte der Wind immer noch mit ungebrochener Stärke und die Nacht stand bevor. Um den noch stärkeren Winden in der Nacht zu entgehen, kämpften wir uns in die Bucht von Puerto Velero, als uns die Küstenwache an unser Funkgerät holte. Sie wollten wissen was wir vor hatten und genehmigten schließlich unser Ankermanöver. Heute morgen dachten wir, wir wissen es besser und meldeten uns bei der Küstenwache ab um nach Cartagena weiter zu segeln. Allerdings hätten wir wohl auch den Port Captain von Barranquilla verständigen sollen, so dass wir jetzt hier immer noch vor Anker liegen und auf die Inspektion der Küstenwache warten.

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20.02.2018:
Kommentar fromMoya Crew
Leider gibt es zu diesem Eintrag keine Bilder. Ich habe vor Aufregung alle Bilder des Tages ausversehen überbelichtet. Die braune Suppe müsst ihr Euch eben vorstellen. Apologies!
11.12.2017 -Les Anses d Arlets, Martinique

Wie war nun der Atlantik?

Seit 5 Tagen sind wir nun in der Karibik, lassen es ganz langsam angehen und genießen die Zeit die neue Welt am anderen Ende der Welt zu erkunden. Ich finde, es ist genau der richtige Zeitpunkt nochmal unsere Atlantiküberquerung Revue passieren zu lassen.

Wir waren 19 Tage auf dem Wasser und haben insgesamt 2237 nautische Meilen zurück gelegt, davon 2152 Meilen unter Segel. Wir hatten durchweg leichte bis sehr leichte Winde bis hin zur totalen Flaute und haben den Wind gesucht. Nach einer ungewöhnlichen Hurrikan Session 2017 folgte wohl eine ungewöhliche Zeit für den Nordostpassat, der zu dieser Jahreszeit noch ungewöhnlich schwach ausgeprägt war und uns eine mindestens 3 Tage längere Zeit auf dem Atlantik beschert hat. Neben den schwachen Winden hatten wir keine westliche gehende Strömung die normalerweise hier mit ungefähr einem halben Knoten schiebt. Die Atlantikwellen waren über weite Teile der Überfahrt wenig ausgeprägt, einige Tage haben wir die Ausläufer im Norden liegenden Tiefdruckgebietes in Form von sehr langen, ca 3 Meter hohen Atlantikdünnung, gespürt. An anderen Tagen war das Wasser unruhig durch die vielen durchziehenden Squalls und schwappte wild von allen Seiten.

Insgesamt fanden wir die Überfahrt sehr angenehm, vor allem die Kinder haben die Zeit an Bord sichtlich genossen. Die Jungs spielten fast die ganze Zeit im Salon und turnten durchs Schiff. Den ganzen Tag einfach nur ungestört zu Spielen war so toll, dass am ersten Tag an Land lieber an Bord bleiben wollte und weiterspielen. Wir hatten nicht den Eindruck, dass es den Beiden langweilig war, auch wenn Christian und ich beim 20 zigsten Durchgang "Mein Körper" etwas gestöhnt haben. Der Bewegungsdrang stillten die Jungs etwas indem sie in der Küche herum gekletterten oder durch Moyas Bauch fegten. Außerdem ist man ohnehin ständig am festhalten, ausgleichen und herumfallen, selbst bei wenig Wind und Seegang. Die Stoffwindeln waren auf der Überfahrt nur etwas aufwändig, da wir mehrfach am Tag Windeln gewaschen haben. Ich würde es wieder so machen, so hatten wir wenig Müll, ohne Gestank da wir alles abgespült haben. Wir hatten vorab ziemlich intensiv darüber nachgedacht Crew an Bord zu nehmen, um noch weitere Hände zum Segeln zu haben und die Wachen ein bisschen aufzuteilen. Wir wissen nicht wie die Passage mit Crew gelaufen wäre, aber ohne war es eine sehr schöne, wenn auch intensive Zeit für uns als Familie. Auch die Nachtwachen haben gut funktioniert und wir hatten bald einen etablierten ca. 3 Stunden Rhythmus, der uns beide nicht an unsere Reserven gehen ließ - vielleicht wäre das bei schwerem Wetter anders gewesen, so aber hatten wir keine Probleme mit Schlafen auf Raten. Keiner von uns war Seekrank, ich hatte als einzige die ersten 4 Tage mit ein bißchen Übelkeit zu kämpfen und konnte nicht vorlesen und habe viel Zeit im Freien verbracht. Danach hatte ich meine Seebeine gefunden und alle Tätigkeiten gingen ohne darüber nach zu denken wo wir waren.

Neben einigen kleineren Pannen hatten wir keine Schwierigkeiten auf See. Die Passatroute ist aber nicht ohne für Segel und Rigg, selbst bei den wirklich gemäßigten Bedingungen, konnten wir spüren wie der Wind manchmal an den Segeln riss und das gesamte Rigg vibrierte. Jeden Tag gehörte zu unserer Sonnenuntergangsroutine, einmal über das Schiff zu gehen und Rigg, Segel und Windpilot auf Verschleiß zu kontrollieren. Für die Nacht refften wir fast immer unser Großsegel damit wir für schnell heran rauschende Squalls gewappnet waren. Die Fock (auf Lee) und die ausgebaumte Genua (auf Luv) blieben beide gesetzt, da die Genua mit nur wenigen Handgriffen eingeholt werden konnte und die Fock mit ihrer geringen Segelfläche draußen bleiben konnte. Wenn auch der erste Squall uns etwas überrascht hat, waren es insgesamt weniger Squalls als erwartet und die süddrehenden Winde waren auch gar nicht so stark (<30 Knoten). Oft war der Nordostpassat nach einem Squall völlig durch einander und wir hatten teilweise für Stunden nur Leichtwind.

Essen und Proviant hat für die 19 Tage genau gepasst, am letzten Segeltag gab es noch Couscous mit Kürbis-Zucchini-Sugo, so dass wir keine frischen Lebensmittel vermisst haben. Wir haben auf der Passage ca 650 Liter Wasser verbraucht und waren sehr froh, dass wir unseren Wassermacher an Bord hatten, so dass wir mit Süßwasser duschen konnten und nicht Wasser sparen mussten. Unser Stromhaushalt hat weitgehend gepasst, nur 2 Mal haben wir Henry angeschmissen um Strom zu produzieren, als der Himmel bedeckt war und nur wenig Wind von hinten wehte. Rückblickend würden wir noch schneller, noch direkter nach Süden segeln um den leichten Winden noch besser zu entgehen und eventuell eher Abkreuzen damit der Wind nicht ganz direkt von hinten kommt und die Segel besser stehen. Gefehlt hat uns in den 2.5 Wochen eigentlich noch nichts, bis auf mir von Zeit zu Zeit etwas Privatsphäre, aber wir waren dann doch froh als wir wieder in ein Restaurant gehen konnten, einige Minuten für sich sein konnten und auch mal andere Gesichter vor Augen zu bekommen. ChristiansFazit: "Der Atlantik ist größer als ich dachte, ich weiß jetzt wo die Karibik liegt. Die Tage verschwimmen auf See ineinander, die Passage war gut ist aber nur Mittel zum Zweck von A nach B zu kommen." Sabrinas Fazit: "Die Passage hat mir gut gefallen, mit viel Zeit für die Familie um zur Ruhe zu kommen. Ankommen ist aber auch toll."

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05.12.2017 -Atlantik 14´49'N, 57°05'W

Atlantik Tag 17 - uns ist immer noch nicht langweilig

Heute war jedenfalls keiner dieser Tage die einfach so dahin plätschern, an welchen die Zeit verrinnt und man gar nicht so richtig weiß was man mit sich anfangen soll. Solche gibt es auf See definitiv auch- aber nicht heute:

4.12. / 12:00 Uhr: Christian knetet Teig, wir müssen noch einmal Backen vor dem Landfall. Die Kinder und ich starten die Weihnachtsbäckerei und machen einen Mürbeteig

4.12. / 13:00 Uhr: Wassermelonenalarm, die Kinder sind kaum zu halten

4.12. / 13:28 Uhr: Christian Handy bimmelt, Christian schnappt sich den Sextant zur Bestimmung der Mittagsbreite

4.12. / 13:40 Uhr: Ich gehe auf das Achterdeck und wasche Windeln mit unserer Windelwaschmaschine: Windel ins Netz, über Bord gehen lassen, hinter Moya her ziehen, danach eine Frischwasserspülung

4.12. / 14:00 Uhr: Ich lese Pixibücher mit den Jungs

4.12. / 14:15 Uhr: Wir hören "Was passiert im Krankenhaus". Joni zieht Schnürchen durch den Salon und baut Lager. Joshi ärgert ihn und funkt nebenbei. Am Horizont voraus zieht eine dunkle Regenwolke auf, wir beraten ob wir die Segel verkleinern, entscheiden uns aber erstmal dagegen

4.12. / 14:30 Uhr: Krrsch, Diiiiee, Krrsch - Christian schaltet die Funke an. Das Hörbuch geht unter Protest aus für die Intermar Abendrund (in D). Erstmal gibt es Wetter dann ruft Enrico in die Runde CQ. "Delta - Golf- Fünf- November- Foxtrott- Papa- Strich- Mike- Mike" antwortet Christian. "Hallo Christian kannst Du mich hören?" "Hallo Enrico, ja Du kommst mit 5 und 5 hier an, unsere Position ist 14?50'N; 54?30'W; Kurs 280 Grad mit 5.5 Knoten" "Wolf von der ARC ist noch über 1000 Meilen hinter Euch, aber gestern sind die ersten Kats in St. Lucia angekommen" "Wow, die sind auf den Kanaren einen Tag nach uns gestartet und schon da, bei uns sind es noch 370 Meilen" "Weiterhin gute Reise"

4.12. / 14:45 Uhr: Das Hörbuch geht weiter. Ich hole den Teig aus dem Kühlschrank und balanciere ihn in den Salon. Dort sitzen Joni und Joshi am Tisch und sind schon ganz aufgeregt, dass sie jetzt ausstechen dürfen. Anstatt eines Nudelholz verwenden wir ein Glas zum ausrollen. Der Teig rutscht mit der Unterlage immer wieder von einer Seite auf die andere Seite des Tische, wo er von der Tischumrandung vor dem Absturz bewahrt wird. 2 Bleche mit Herzchen, Sternchen, Stiefel und Tannenbäumen schaffen wir und das erste Plätzchen wir noch warm in den Mund gesteckt. Die werden es nicht bis zum Landfall schaffen.

4.12. / 15:30 Uhr: Das Brot darf nun in die Röhre, wir versuchen uns das Chaos einzuschränken

4.12. / 15:50 Uhr: Jetzt ist auch der Himmel hinter uns schwarz. Wir entscheiden uns ins Reff1 zu gehen. Christian zieht seine Schwimmweste an und geht an den Mast um die Reffleinen zu bedienen. Ich bleibe im Cockpit für die Steuerung und ziehe die Genua rein. Die ersten Tröpfchen fallen schon bevor Christian wieder im Cockpit ist. Wir rennen um die Fenster zu schließen - es wird sofort heiß.

4.12. / 16:15 Uhr: Die schwarzen Wolken sind durch, eigentlich hätten wir nicht reffen müssen. Wir setzen die Genua.

4.12. / 16:25 Uhr: Wir analysieren wie gut wir voran gekommen sind. 131 Meilen, aber leider nicht auf direkten Weg wegen der Gewitter und tragen alles auf unserem Planner im Salon ein

4.12. / 16:35 Uhr: Joni zerstört unsere Gardinenstange, Christian repariert

4.12. / 16:50 Uhr: Die Kinder holen die Malbücher raus. Christian startet den Motor. Wir segeln zwar noch, aber haben keinen Strom mehr, da der Himmel bedeckt war und es zu wenig Wind gab für unseren Windgenerator.

4.12. / 16:51 Uhr: Motor aus! Ich schaue Christian fragend an. "Es kommt kein Wasser aus dem Auspuff, die Kühlung funktioniert also nicht." Er verschwindet erstmal im Maschinenraum und geht auf Fehlersuche. Die Kinder sind im Salon uns mischen munter mit als Christian dann unseren Vorfilter für das Kühlwasser auseinander baut. Wo Wasser sein sollte war Luft, nur wo kam die bloß her? Wir checken alle Möglichkeiten und kommen zum Schluss, dass sie sich mit der Zeit angesammelt haben muss.

4.12. / 17:35 Uhr: Der Motor läuft wieder. Ich fange an Abendessen zu machen.

4.12. / 18:00 Uhr: Wir essen zu Abend, es gibt Kartoffelbrei mit Omlette

4.12. / 18:30 Uhr: Windel Waschen

4.12. / 18:45 Uhr: Ich kontrolliere die Lebensmittel. Joshi und Joni spielen Fireman Sam - Joshi ist Sam, Joni Elvis

4.12. / 19:15 Uhr: Zähne putzen, Schlafi an danach gibts noch den kleinen Drachen Kokosnuss als gute Nachtgeschichte. Der Motor ist jetzt wieder aus.

4.12. / 20:00 Uhr: Christian startet mit seiner ersten Nachtwache. Ich bleibe noch ein paar Minuten im Salon und lege mich dann hin

4.12. / 22:00 Uhr: Intermar Nachtrunde. Christian hört Gunter aus Costa Rica, er ihn aber nicht.

5.12. / 0:00 Uhr: Wir verkleinern die Genua. Ich starte meine erste Nachtwache heute um eine Stunde verspätet.

5.12. / 3:00 Uhr: Christian übernimmt wieder, Moya läuft mit 6 Knoten, es ist ruhig

5.12. / 6:00 Uhr: Die Kinder sind wach und stürmen den Salon. Ich komme ein paar Minuten später nach. Eine Segelyacht taucht Backbord zu uns am Horizont auf und kommt näher. Wir sind zum ersten Mal schneller als die. Wir sind so aufgeregt, dass wir alle zusammen erstmal frühstücken und Christian sich nicht wie sonst immer sofort aufs Ohr legt

5.12. / 7:30 Uhr: Wir sind jetzt ganz nahe dran und sehn sogar die gelbe Badehose des Skippers. Die blaue Yacht dreht in den Wind um ihr Groß aus zu reffen. Wir setzten unser Großsegel voll vor dem Wind, danach legt sich Christian hin.

5.12. / 7:45 Uhr: Wir räumen den Tisch ab. Die Jungs fangen an Lego Duplo zu spielen. Ab und zu kommt einer der beiden mit dicken Backen aus der Küche, die Weihnachtsplätzchen werden weniger.

5.12. / 8:00 Uhr: Windel Waschen.

5.12. / 8.15 Uhr: Wir hören "Alles über Piraten" und spielen nebenbei LottiKarotti

5.12. / 9:50 Uhr: Ich höre das Segel schlagen. Seltsam, es hängt ganz lose nach unten. Um zu schauen was los ist, ziehe ich die Schwimmweste an, klettere aufs Vordeck. Der Baumniederholer des Spibaums hängt in der Ankerhalterung. Ich löse sie, aber das Segel hängt immer noch. Ich wecke Christian.

5.12. / 10:00 Uhr: Es dauert ein bißchen bis wir den Grund für das flatternde Segel gefunden haben. Der Spibaum hatte sich eingefahren, obwohl wir eigentlich dachten, dass der Teleskopmechanismus nicht mehr funktionierte. Wir versuchten den Baum wieder auszufahren konnten ihn aber nicht richtig feststellen, wir versuchten es trotzdem die Genua wieder zu setzten nur um 2 Minuten später wieder mit eingefahrenen Baum dazu stehen.

5.12. / 12:00 Uhr: Unser Ersatz-Spibaum wollte auch nicht halten, er ist eher für Leichtwindsegel gedacht. Die blaue Segelyacht hat inzwischen wieder zu uns aufgeschlossen.

Die Reparatur ging noch fast den gesamten Nachmittag weiter, irgendwann hatten wir verstanden, dass die Voreigner den Spibaum festgenietet hatten. Wir konnten erfolgreich die abgebrochen Nieten entfernen und hatten sogar neue an Bord um den Baum wieder festzustellen - wenn da nur unsere Nietenzange nicht auf halben Weg den Geist aufgegeben hätte wäre das auch ganz schnell gegangen. Die Genua steht mittlerweile wieder und wir sind froh, dass nicht jeder Tag so viel Action mit sich bringt.

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06.12.2017:
Kommentar fromLars
Es ist so toll Eure Reiseberichte zu verfolgen! Und Plätzchen am frühen morgen ist definitiv Urlaub pur - genauso soll es sein! Freue mich für Euch, dass ihr es bald geschafft habt. Möge der Wind mit Euch sein!
27.11.2017 -Atlantik 12´43'N, 38°35'W

Das Rauschen ist zurück

Gestern Abend saßen wir im Cockpit, die Sonne war bereits untergegangen und Joni war schon im Bett. Joshua durfte ausnahmsweise noch ein bißchen wach bleiben, da das Thermometer noch fast 30° Grad anzeigte. Wir schauten gemeinsam in den Sternenhimmel, beobachteten vorbei fliegende Satelliten und überlegte ob es wohl die ISS gewesen sein könnte, die Joshua so gerne sehen würde. Christian fand schnell heraus, dass die International space station momentan auf der anderen Seite der Erde kreiste, deutete aber in den Himmel und zeigte auf einen hell leuchteten Stern " Das ist Capella, einer der hellsten Sterne die man von der Erde sehen kann. Schaut mal durch das Fernglas." Amüsiert nahm ich unsere Fernglas in der Annahme nicht wirklich etwas anderes zu sehen. Überraschend sah ich einen in allen Farben funkelten Stern, der sich durch die Bewegung des Bootes bewegte wie ein Flummyball. Ich hatte noch nie einen Stern so stark funkeln gesehen und fragte direkt "Was ist den mit dem los? Geht dem bald die Puste aus?" Nein, Capella, bleibt uns wohl auch weiterhin erhalten, hier so nahe am Äquator flimmert die Luft einfach viel stärker und die Sterne funkeln deshalb mehr. Danach haben wir einen Ausflug in die Pleiaden gemacht, diese Sternengeburtsstätte sieht man in Deutschland eigentlich nur von Sternwarten aus. Das sah einfach toll aus. Joshua kommentierte "Ganze viel Sterne auf einem Haufen".

Heute morgen dann im Morgengrauen saß ich wieder im Cockpit und beobachtete den immer heller werdenden Himmel im Osten. Irgendwas etwas war anders als die letzten Tage, ich brauchte kurz bis es mir klar wurde. Das Rauschen des Atlantiks war zurück. Moya fährt jetzt wieder mit 5 Knoten durchs Wasser und die Wellen rauschen an ihr vorbei. Am Himmel steht das erste Mal Passatbewölkung. Ich freute mich, dass wir das Flautengebiet hinter uns gelassen. haben und schaute ganz fasziniert nach Osten, wo sicher der Himmel langsam rötlich verfärbte und genoss den spektakulären Sonnenaufgang - meine Lieblingszeit des Tages, bei der alles an Bord noch so schön friedlich ist.

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28.11.2017:
Kommentar fromHerzliche Grüße aus N195
Hallo Familie Coqui, wir sind beeindruckt von eurem Trip. Gruß vom AMS
22.11.2017 -Atlantik 14´35'N, 31°27'W

Atlantikwind wo bist Du?

Moya rollt von einer Seite auf die andere, wird von den sanften Wellen des Atlantiks einfach hin und her gedrückt, das Wasser plätschert, ab und zu rauscht es ein wenig wenn eine kleine Welle an die Seite prallt, die Schoten quietschen in den Blöcken und die Segel schlagen. Die Kinder spielen momentan im Salon, singen und machen Musik. Christian und ich beratschlagen wie wir aus dem schon seit Tagen anhaltenden lauen Lüftchen das Beste rausholen können. Wenn die Bootsgeschwindigkeit unter 3 Knoten sinkt und kein Winddrcuk mehr in den Segeln ist, schaukeln uns selbst kleine Wellen ziemlich durch und die Schiffsbewegungen werden unvorhersehbar.

In der Hoffnung auf ein kleines bißchen mehr Wind haben wir eben die aktuelle Wettervorhersage gezogen und voller Erwartung angeschaut. Enttäuscht klappe ich das ipad zu - auch die nächsten Tage werden wohl windtechnisch lau aussehen, bis zum Wochenende maximal 10 Knoten. Das Azorenhoch hat sich auf Grund einiger aktiven Tiefs im Nordatlantik stark nach Westen und Süden verschoben und reicht fast bis zu den Kap Verden. Durch das festsitzende Hochdrucksystem haben wir hier fast keinen Wind, nur durch das Ausweichen Richtung Süden sind wir der absoluten Flaute bisher entgangen - aber wir sind nicht sicher ob das die nächsten Tage auch ausreichend sein wird. Wir haben schon mehrfach an die Atlantic Ralley for Cruisers gedacht, deren Hauptteil (über 200 Boote) der Boote vor Kurzem auf den Kanaren gestartet sind und fühlen mit - die müssen einmal komplett durch das große Flautengebiet.

Gestern haben wir ein Übersichtsdiagramm unserer Atlantiküberquerung erstellt - mehrere aneinander geklebte Papierbögen reichen quer durch den Deckssalon - auf der einen Seite steht da Mindelo auf der anderen eine Flagge mit Martinique. Hier tragen wir unseren täglichen Fortschritt der Reise ein und malen Bildchen mit besonderen Vorkommnissen wie heute die Schule Delphine die uns besucht haben, so dass auch die Kinder wissen wo wir sind und wie weit es noch ist. Drückt uns mal die Daumen, dass sich unsere Reisegeschwindigkeit bald etwas erhöht, sonst bleiben 3 Wochen für die Passage eher eine Wunschvorstellung. Momentan segelt Moya ca 400 nm westlich der Kap Verden in südwestlicher Richtung, noch 1750 Meilen bis zum Ziel.

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20.11.2017 -Atlantik 15´31'N, 28°21'W

Zeit...

...zu schlafen, sich in die Sonne sitzen und einfach auf die Wellen hinaus schauen, zu lesen, zu spielen, die Mittagsbreite zu bestimmen, kreativ zu sein - wir haben Zeit alles das zu machen für das wir uns normalerweise zu wenig Zeit nehmen. Momentan sind es hier um die 30 Grad Celsius mit nur sehr wenig Wind. Das Gute daran ist, dass wir uns an Bord normal bewegen können und es sich stellenweise fast so anfühlt als lägen wir vor Anker, der große Nachteil an wenig Wind ist, dass unsere Reisezeit sich verlängert. Momentan genießen wir Urlaub auf See ohne Ablenkung durch Internet, Freizeitstress, Bootinstandhaltung sondern wir sind einfach nur wir 4 auf See und leben.

Joshua folgte heute einem kreativen Impuls und fängt an zu malen, wenig später kam er zu Christian "Schau mal was ich geschrieben habe, ist das ein Wort?" Er buchstabiert: "FOOTOEF" Christian liest nochmal vor - Joshua lacht und meint "Cool, fast wäre es Foto geworden". Joni stellt wie immer das Schiff auf den Kopf und ein Ding nach dem anderen an, einmal nicht hingeschaut schon ist das Fernglas auseinander gebaut, Seile sind um unsere Sicherungsschalter geknotet oder man hört ihn singen. Christian hat sich heute leidenschaftlich mit seinem Sextanten beschäftigt und Tabellen für die Mittagsbreite des nächsten Monats berechnet. Falls dann doch wieder jeder Wahrscheinlichkeit das GPS ausfallen sollte sind wir nicht verloren, mein Mann bringt uns sicher in die Zivilisation zurück - wobei man vielleicht ohne GPS auf dem Atlantik eigentlich besser aufgehoben wäre als im Chaos der Restwelt.

Ich habe heute meinen ersten Fisch an Land gezogen und war stolz wie Oskar, dass ich Futter für alle herangeschafft hatte. Aber leider weiss ich nicht mal was es für ein Fisch war. Als er noch im Wasser schwamm und ab uns zu an die Meeresoberfläche aufblitzte dachte ich es sei eine Goldmakrele, als er dann an Bord lag verschwand langsam die wunderschön goldene Farbe dieses herrlichen Tieres und ich schaute nochmal ins Bestimmungsbuch - vielleicht war es doch ein Amberjack? Auch die nächsten Tage wird es bei wenig Wind bleiben, so sind wir nun nicht mehr auf direkter Route Richtung Karibik unterwegs, sondern weiter südlich um der komplett Flaute zu entkommen - mal schaun ob unser Plan aufgeht.

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21.11.2017:
Kommentar fromMaxi
Wir wünschen Euch dass alles weitestgehend rund läuft, Joni die Moya nicht zerlegt und Joshi weiter so gute Laune hat! Viel Spaß und guten Wind! Wir sind gerade in Südafrika und hier stürmt es gewaltig - vielleicht ist der Wind in ein paar Tagen bei Euch :-) Maxi, Lars und Benno
01.11.2017 -Palmeira, Sal, Cape Verde

Nach 799 nautischen Meilen: Lämpchen in Sicht!

Heute morgen um 3:45 Uhr hatte Christian das Erlebnis das erste Licht von Sal zu sehen. Als ich um 5 Uhr aus meiner Koje fiel sahen wir Sal schon ganz nah vor uns. Der Sternenhimmel lag immer noch ausgebreitet über uns und es war finster und wir dachten schon wir sind zu früh. Tatsächlich dauerte es noch über 2 Stunden bis wir die Lämpchen des Hafens identifizieren konnten.

Ankommen bei Nacht ist hier nicht ganz ohne, wir hatten es zuvor schon gelesen, sahen es jetzt aber auch selbst: ungefähr die Hälfte der Navigationslichter funktionieren einfach nicht. Deshalb waren wir froh, dass wir mit dem Anbruch der nautischen Dämmerung die Tonnen schemenhaft erkennen konnten. Die Kinder waren inzwischen auch aufgewacht, saßen ganz aufgeregt im Cockpit und halfen eifrig mit, den richtigen Weg in die Bucht zu finden. Vor dem kleinen Dorf Palmeira warfen wir dann den Anker und fanden es erstmal seltsam, dass Moya keine Bewegungen machte und ganz ruhig dalag. Nach 6 Tagen und 7 Nächten auf dem Atlantik, bei besten Segelbedingungen - mal abgesehen von den 2 Tagen mit Leichtwind, aber irgendwas ist ja ohnehin immer - waren wir heute dann froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Heute morgen, als wir die Lichter von Sal am Horizont sahen fragte ich Christian, wie er unsere erste lange Passage jetzt empfindet. Er meinte "Es war eigentlich super, sogar der Schlafmangel war gar nicht so schlimm wie erwartet. Ohne Kinder wäre es richtig entspannend gewesen." Was ihm nicht so gut gefallen hat war, dass wir abwechselnd Nachtwache schieben mussten. Auf die Frage, wie die Kinder die Reise empfunden haben, meinte er "Die Beiden haben super mitgemacht. Sie haben uns zwar beschäftigt, aber ich glaube es hat ihnen gut gefallen". Joshua meinte dazu eben: "Mir hat es sehr gut gefallen." Und gestern Abend als ich zu ihm sagte "nur noch eine Nacht schlafen dann sind wir da" - "Oh schade, mir gefällt´s hier gerade so gut. Joni ist gestern Abend bei einer großen Welle noch umgefallen und hat sich den Kopf gestoßen. Das hat er umgehend dem Schwanken zugeordnet und war die erste Stunde danach sichtlich nicht happy, dass es schaukelt. Ansonsten würde ich sagen war die Fahrt für ihn auch kein Problem. Ich für mich hatte nicht erwartet, dass alles so smooth laufen würde. Die Kinder waren zwar teilweise anstrengend, aber das sind sie auch an Land. Gestern abend als die Sonne unterging fand ich es fast schade, dass wir heute schon ankommen. Auf der einen Seite weiß ich nun wie viel Wasser zwischen den Kanaren und den Kap Verden ist, auf der anderen Seite verschwammen die letzten Tage ineinander, so dass sich die Reise gar nicht wie eine ganze Woche anfühlte. Am zweiten Tag hatte ich definitiv einen Hänger, aber danach ging es bergauf für mich. Mit fortschreitender Zeit fokussierte sich unser Trip immer mehr auf das Leben an Bord und weniger auf das Boot fahren. Das war sehr schön, vor allem habe ich (meistens) die viele Zeit mit den Kindern genossen, in der wir ganz viel mit einander machten. Dem zweiten Teil unserer Atlantiküberquerung schaue ich dennoch immer noch etwas skeptisch entgegen - mit wechselnden Bedingungen wird so leicht aus der angenehmen Passage ein Horrortrip. So jetzt gehe ich erstmal ausgiebig Duschen, das wird toll so ganz ohne hin und her fallen.

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30.10.2017 -Atlantik 20°11'N, 22°54'W

Leben unter Atlantiksegeln

Der Nordost hat wieder eingesetzt, unser Henry kann also aus bleiben solange uns der Strom nicht ausgeht. Der wenige Wind gepaart mit dem bedeckten Himmel die letzten Tage hat an unseren Energiereserven gezerrt. Heute ist zwar der Himmel fast frei, da wir aber momentan Richtung Süden fahren liegen heute unsere Soloarpanels fast den ganzen Tag im Schatten. Stromsparen ist also angesagt. Moya wird von unserem Windy gesteuert, das braucht nicht nur keinen Strom sondern hat auch den Vorteil, dass der nicht nur nach dem Wind lenkt, sondern auch die ca. 2 Meter Wellen optimal ausfährt. Moya fährt deshalb relativ stabil, auch wenn wir etwas durchgeschüttelt werden.

Sonst ist hier eigentlich nicht viel los, wir machen so weiter wie die letzten Tage außer dass mittlerweile das Brot ausgegangen ist. Gestern habe ich das erste Bordbrot gebacken, was trotz Gasbackofen eigentlich ganz gut geklappt hat. Essen ist ohnehin so eine Sache. Hier auf dem Wasser schmeckt alles so unglaublich gut. Ich kenne eigentlich nur eine vergleichbare Situation nämlich wenn man seine mitgebrachte Jause oben auf der Bergspitze auspackt, dann gibt es auch nichts besseres als der Schwarzwälder Schicken und das Stück Brot, da können bei mir selbst Sterneköche nicht mithalten. Weil es so gut schmeckt verdrückt meine Mannschaft auch ganz schön was. Eine 500g Packung Nudeln reicht gerade ebenso, 4 normale Portionen Kartoffelbrei mit einer riesigen Schüssel Salat und einer großen Pfanne Boef Stroganoff haben dagegen nicht gereicht und ich musste nochmal improvisieren. Das Bananabread das ich vorgestern gebacken habe ist nicht mal kalt geworden. Die Kinder aßen die eine Hälfte des Kuches, Christian die andere. Für die zweite Atlantikhäfte muss ich die Kombüsse noch mehr aufstocken, sonst gibt es am Ende noch eine Meuterei.

Die Jungs sind gut gelaunt, werden aber langsam etwas anstrengend, wir müssen noch kreativere Ideen entwickeln wo die Beiden ihre überschüssige Energie loswerden können. Durchs Schiff, auf Mama und Papa klettern und mit voller Lautstärke Spielen ist nicht immer entspannend. Christian meinte dazu "Eigentlich braucht man sich um die Sicherheit der Kinder keine Sorgen machen, sondern mehr darum ob auch wir wieder ankommen." Gerade haben wir eine Flaschenpost abgeschickt, mal schaun ob sie jemand findet. Noch 199 Meilen - wir sind fast da!

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28.10.2017 -Atlantik 23°44'N, 20°56'W

Wir bekommen Seebeine

Lustig wie Joni durchs Schiff wankt, breitbeinig wie ein echter Seemann. Er hat inzwischen gelernt immer eine Hand für das Schiff übrig zu haben auch wenn es ihm manchmal schwerfällt, will er doch so gerne mehr Legos von einer Ecke in die nächste schleppen. Die beiden Jungs bewegen sich inzwischen fast so als läge Moya vor Anker. Sie turnen durchs Schiff, spielen Brettspiele, Lego, MiniLük, malen und basteln, hören Hörbucher, aber am meisten spielen sie Rollenspiele - gerade im Moment: Giftbeseitigung mit einem Feuerwehrschiff. Der Niedergang ist das Feuerwehrschiff Rafi, eine Decke das Schlauchboot Moby und Seilchen werden als Gift ausgelegt. Natürlich müssen immer die Funkgeräte (eine Packung Taschentücher) dabei sein.

Während die beiden spielen haben Christian und ich das erste Mal Passatbesegelung gesetzt, der Wind - eigentlich das laue Lüftchen (5 Knoten) - kommt von achtern und Moya hat Mühe Strecke zu machen. Aber immerhin kommen wir jetzt mit ausgebaumter Genua und Blister mit 3 Knoten in die richtige Richtung voran. Der Himmel ist heute bedeckt, die See sehr ruhig, zum Glück den Christian war seit dem letzten Logbucheintrag gestern schon drei Mal oben im Mast. Gestern Nachmittag hat sich unsere Kurzwellenfunkantenne von der Mastspitze verabschiedet und der lange Draht hing ins Meer. Keine Chance damit noch Logbucheinträge zu funken und viel wichtiger: Wetter zu bekommen. Ich fühlte mich bei der Mastaktion nicht wohl, mitten auf dem Meer hunderte Meilen von der nächsten Küste entfernt, vor allem als Christian kurz vor Sonnenuntergang noch einmal hoch klettern musste. Christian hatte da weniger Bedenken und jetzt funktioniert unsere Funke wieder und wir bekommen Wetter und ihr Einträge - yeah. Das dritte Mal im Mast war dann heute mit dem Setzen der Passatbesegelung. Das Großsegel musste runter und das Großfall wickelte sich unschön um unsere Salinglampe. Die Kinder fanden die Aktion toll und schauten angeleint vom Cockpit aus zu wie ich Christian sicherte. Als alles dann geschafft war meinte Joshua: "Wow, sieht das cool aus" - Es ist schon beeindruckend die volle Genua vor uns zu sehen und daneben den bunten Blister, die Moya zusammen Richtung Süden schieben.

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29.10.2017:
Kommentar fromMarcus und Judith
Hallo Ihr Lieben, wir stellen uns vor wie Ihr und die Moya über den Atlantik rauschen & freuen uns wahnsinnig für Euch! Habe mal bei windy gelinst: sieht so aus, als ob 15 Knoten von hinten bis zum Wochenende bleiben werden... war das nicht Weißweinkurs? Wir wünschen Euch Gute Fahrt und drücken Euch ganz feste. Marcus & Judith
27.10.2017 -Atlantik 25°23'N, 19°57'W

Dritter Tag auf dem Atlantik...

... und Moya rennt. Es geht ordentlich vorwärts mit durchschnittlich 6 Knoten. Der Atlantik spielt bisher hervorragend mit, es gibt eine leichte Windsee aus Ost und seeehr lange Atlantikdünnung aus Nordwest, beides aber sehr moderat. Von der angesagten Flaute ist momentan noch nichts zu spüren, wir haben idealen Segelwind mit 14 Knoten von der Seite. Joshua sitzt momentan neben mir im Cockpit und meinte eben "Ist das nicht herrlich hier im Wind?" Ja finde ich auch, deshalb kommt der Eintrag heute auch von außen. Seit wir abgelegt haben von La Palma haben wir noch kein einziges Schiff gesehen. Auf dem AIS zwar einige, aber auf unserem Betrachtungshorizont gibt es weit und breit kein Schiff und das schon seit 230 Meilen. Vorhin haben wir kurzer Hand unsere Pläne geändert, wir wollen jetzt anstatt Sao Vincente doch lieber Sal als erste Insel der Kap Verden anlaufen, weil es dort einen schönen Sandstrand geben soll und wir es dann mit dem vorherrschenden Nordost leichter haben, die anderen Kap Verdischen Inseln zu besuchen. Noch 540 Meilen sind es jetzt bis zum Landfall.

Gestern Abend bekamen wir Besuch von einer Schule Delphine die neben Moya herschwamm, ich war überrascht wie groß die waren. Auch Joshua und Jonathan fanden das total klasse. Joni hätte die Delphine am liebsten geangelt, und schaute noch eine halbe Stunde später durch das Fernglas auf der Suche nach ihnen. Joshua beobachtete die Tiere sehr genau und meinte dann ganz trocken: "Das war aber ein tolles Erlebnis". Gerade als sich alle wieder beruhigt hatten kam ein Vogel (keine Ahnung was das war, sah aus wie ein kleiner Adler) angeflogen und setzte sich erst auf die Mastspitze und dann auf unser Windex. Christian schaute ganz erboßt und stachelte die Kinder an, der würde nur auf Moya kacken. Die drei überlegten dann wie sie ihn am besten vertreiben könnten, es fing beim Nebelhorn an und reichte doch tatsächlich bis zu unserer Signalpistole, was ich zum Glück noch zu verhindern wußte. Gerade kommt eine Möwe um die Ecke die Angriffe auf unseren Angelköder fliegt, das gefällt mir gar nicht, ich möchte doch so gerne unseren ersten Fisch fangen und Sushi zum Abendessen - man, jetzt knurrt mir der Magen.

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