Schulfrei am Dienstag? Auf den Steininseln der Louisaden
Durch relativ flache, mit Riffen durchsetzte Gewässer fuhren wir weiter nach Westen. Unsere Navionics Karten waren dabei bestenfalls ein Anhaltspunkt. Mittlerweile sind wir aber besser ausgestattet, nämlich mit Google Earth Fotos und sogar einem abfotografieren Cruising Guide der Louisaden, in welchem zahlreiche Ankerplätze beschrieben sind. Beides haben wir von den bestens organisierten Australiern bekommen (Tausend Dank, Karen und Greg, ihr seid unsere Stars!). Trotz unserer neuen Ausstattung haben wir große Teile der Überfahrt im Schleichtempo zurückgelegt mit mir als lebende Galionsfigur und Ausguck. Die Sicht war teilweise wirklich schlecht, die Sonne reflektierte sich im Wasser, außerdem liegen die Inseln hier seit Tagen im Dunst. Am Ende haben wir für die nur 18 Meilen lange Passage fast 5 Stunden gebraucht und sind dann im Schutz von einigen kleinen Vulkansteininseln im nur 4 Meter flachem Wasser vor Anker gegangen.
Unser Ankerplatz (11°07,3' S / 153°05,1' O) hier ist wahnsinnig schön. Die kleinen, grünen Inseln vor uns liegen im hell türkisfarbenem Wasser, dazwischen segeln die Auslegerkanus herum. Hinter uns liegt die etwas größere Insel Saberi mit einem kleinen Dörfchen und feinem weißen Sandstrand.
Am Morgen nach unserer Ankunft bekamen wir Besuch von Sasatima. Die 20-jährige junge Frau war gerade für drei Monate zu Besuch auf der Insel. Sie sprach exzellentes Englisch und will die hiesigen Dorfkinder wieder dazu animieren in die Schule zu gehen. Es gibt sogar eine Grundschule auf der Insel, in der allerdings auf Englisch unterrichtet wird. Da die Kinder Schwierigkeiten mit der ihnen fremden, obwohl offiziellen Landessprache haben, haben viele von ihnen aufgegeben und gehen einfach nicht mehr hin. Leider werden sie von ihren Eltern nicht von der Wichtigkeit des Lernens überzeugt. Vielleicht liegt das daran, dass hier auf der Insel geschätzt mindestens fünf Kinder auf jeden Erwachsenen kommen, vielleicht auch an der Kultur? Diese Beobachtung steht jedenfalls im Gegensatz zu Vanuatu, wo die Kinder in jedem noch so kleinen armen Dorf in die Schule gehen und die Dörfer morgens deshalb regelrecht ausgestorben wirken.
Später am Morgen besuchen wir das Dörfchen und werden von einer großen Gruppe Kinder am Strand begrüßt. Mehrere Frauen mit kleinen Babies waren auch da und warteten im Schatten. Als wir um die Ecke kamen, entdeckten wir eine Krankenschwester, die vom Krankenhaus in Nimoa gekommen war und die Kinder nacheinander mit Polio Impfstoff versorgte. Alles wurde säuberlich in einem großen Buch der Schwester und dem Gesundheitsheftchen jedes Kindes dokumentiert. Norbert, der einen kleinen Laden im Dorf hat, erzählte uns, dass alle 6 Monate eine Schwester kommt, damit auch die neugeborenen Kinder ausreichenden Impfschutz haben. Neben Polio, wird auch gegen Masern, Pokken, Tuberkulose und Tetanus geimpft. Norbert selbst war bis vor kurzem Lehrer gewesen, hat sich nun aber wieder auf seiner Heimatinsel niedergelassen, da seine Augen zu schlecht geworden waren. Nach der Grundschule gibt es in PNG auch eine Primary und Secondary school. Nur die Besten können in die Sekundärschule und müssen dafür entweder aufs Festland nach Alotou oder nach Misima. Norbert hat diese Ausbildung und eine zwei jährige Weiterbildung zum Lehrer gebraucht, bevor er das erste Mal an der Schule unterrichten durfte.
Inzwischen war der Strand voll von Segelkanus. Alle waren für ein Treffen gekommen. Diskutiert werden sollte, wie mit den Haien umgegangen werden soll. In der Lagune habe es immer wieder Zwischenfälle gegeben, so dass einige Leute sogar glauben die Haie werden durch Magie von anderen Menschen gesteuert. Das war das erste Mal, dass wir die sonst so christlichen Menschen von Magie und Aberglauben haben sprechen hören. Bei dem Treffen waren wir nicht dabei, dass es wichtig war sahen wir aber an den vielen Kanus, die von anderen Inseln gekommen waren. Die Guineaner hier verdienen den Großteil ihres Geldes damit, dass sie im tieferen Wasser nach Seegurken tauchen und sie an die Chinesen weiterverkaufen. Ja nach Art bekommen sie für die Gurken bis zum 200 Kina (ca. 70 Euro) pro Kilogramm, eine sehr lukrative Geldquelle also. Kein Wunder, dass sie dabei von den Haien nicht gestört werden wollen. Ein bißchen gewundert habe ich mich trotzdem, da nach meinen Informationen die Haie im Archipel fast ausgerottet sein sollen, da auch die Haifinnen zu astronomischen Preisen verkauft werden können.
Wir gingen lieber noch ein bißchen strandeln an dem kleinen Traumstrand nebenan bis dann die Entice frisch gefangenen Fisch für ein gemeinsames Abendessen brachte.