Unter Drohnenbeobachtung durchs Korallenmeer
Seit knapp drei Tagen sind wir nun auf See und haben Moyas Segel seit dem Auslaufen in Torres nicht angerührt. Sie stehen immer noch beide auf der Steuerbordseite und drücken unsere Lady ganz leicht nach Lee. Eine leichte Brise aus Süden weht konstant und zieht uns ganz gemächlich Richtung Westen. Die See ist fast glatt, nur kleine Wellen plätschern gegen Moyas Rumpf. So konstant gemütlich waren wir bisher selten unterwegs und das obwohl diese Breiten für Flaute berüchtigt sind. Der Wind und die See zeigen sich momentan von ihrer besten Seite, tagsüber mit lockerer Bewölkung und Sonne, nachts mit atemberaubenden Sternenhimmel, der Milchstraße und leuchtendem Plankton ringsum Moya im Wasser.
Wir gehen unseren alltäglichen Beschäftigungen nach, die Kinder spielen und ich habe sogar einen Modus gefunden vorzulesen ohne dass mir übel wird. Das geht nur im Liegen mit dem eBook reader - das weiß ich aber erst seit vorgestern. Die neu gewonnene Freiheit genießen die Kinder in vollen Zügen, so dass wir schon Michel aus Lönneberga fertig und Ronja Räubertochter und Warum gibt es alles oder nichts? halbfertig gelesen haben. Ansonsten hadern die Jungs momentan etwas mit unseren Regeln an Bord, so dass wir mehrmals täglich trotzig weinende Kinder zur Beruhigung in ihre Koje schicken müssen. Es ist nur schwer zu begreifen warum der Würfel eine Sekunde nach dem Satz “wenn Du ihn wieder mit Absicht runterwirfst, hören wir auf zu spielen”, wieder auf den Boden gepfeffert wird. Wir führen also neben dem Segelboot ganz normale Erziehungsgrabenkämpfe. Manchmal wüsste ich gerne, wie andere Eltern diese Phasen ihrer kleinen Tyrannen in geregelte Bahnen lenken, hier bekommt man leider eher wenig externe Impulse und schlägt sich so durch - hoffentlich ohne den Kurzen zu schaden, auch wenn die Stimmung an Bord manchmal etwas leidet.
Das Aufregendste der letzten beiden Tage waren aber tatsächlich nicht unsere Kinder, sondern eine riesige, weiße Drohne. Die ist mit ihren etwa 10-15 Meter Flügelspannweite im Tiefflug nur knapp über Moyas Mast hinweg gedonnert und war in Sekunden mit ihrem Düsentrieb am Horizont verschwunden. Wir rätseln immer noch wo die hergekommen sein mag. Von Vanuatu wohl eher nicht, denn dort hängen selbst die Patrouillenschiffe im Hafen fest, da kein Geld für den Diesel da ist. Auch von den Salomonen und Papua-Neuguinea ist es schwer vorstellbar, dass so ein Gerät kommt, beide Länder sind sogar noch ärmer als Vanuatu. Wer sonst noch Interesse an diesem Seegebiet haben könnte wissen wir nicht so recht, am ehesten vielleicht noch Australien, aber von dort sind wir immerhin noch 1000 Meilen weit weg und die Flüchtlinge bis in ihre Ursprungsländer zurückzuverfolgen, werden wohl selbst die Aussies nicht.