Tarzan in Santos’ Matevulu Wasserloch
In der Ankerbucht von Luganville, hatten wir zwar hervorragenden Landzugang und durften sogar den Pool des Beachfront Resorts mitbenutzen, aber so richtig schön war die Umgebung nicht. Der Südost blies fast ungeschützt in die Bucht, der Schwell wurde von dem davor liegendem Riff etwas abgehalten. Wir wollten es lieber etwas ruhiger haben und segelten um den Millionen Dollar Point auf die Ostseite von Santo. Die Lagune hinter den vorgelagerten Inseln in der Oyster Bay soll eine der geschütztesten Ankergründe Vanuatus sein, nur die Einfahrt durch die Riffe ist trickreich und nur bei mindestens halber Tide zu meistern. Mit fliegenden Tüchern segelten wir bis zur Einfahrt, holten dort die Segel ein um besser manövrierfähig zu sein und tasteten uns kurz vor Hochwasser in die enge Einfahrt. Seit Wochen haben wir die Sonne nicht gesehen und auch jetzt ließ sie sich nicht blicken. Gebraucht hätten wir sie schon. Ich stand am Bug und wusste nicht so richtig wie ich Christian den Weg ansagen sollte, zu schlecht sah ich die Unterwasserwelt. Im Schneckentempo tasteten wir uns voran und fanden heraus, dass die virtuellen Tonnen auf Navionics 1a passten. Trotzdem waren an der flachsten Stelle gerade mal 50cm Wasser unterm Kiel. Kurz vor Sonnenuntergang schmissen wir Anker im fast unbewegten Wasser vor dem Oyster Island Resort.
Auch am nächsten Tag sollte es regnen, so dass ich morgens total positiv überrascht voller Elan in den Tag startete, als der Himmel zwar grau aber hellgrau aussah. Wir frühstückten schnell und starteten dann auf Dingi Erkundungstour. Von der Lagune aus bogen wir in den kleinen Fluss ab, erst über die Sandbank, dann unter einer Brücke hindurch, entgegen der beträchtlichen Strömung der Flussmündung. Das Wasser war flach, so dass wir im Zickzack um die Felsen herum tuckerten. Kaum hinter der ersten Flussbiegung fühlten wir uns wie mitten im tiefsten Dschungel. Von Menschen keine Spur, nur Bäume, Mangroven, Wurzeln und Lianen. An einigen Stellen versperrte uns ins Wasser gefallene Bäume den Weg, aber Durchkommen gab es dann doch immer. Nach circa einer Stunde endete der Fluss in einem großen dunkelblau schimmernden Quellbecken. An sonnigen Tagen schillert hier wohl das Wasser hellblau, aber auch so war es glasklar und intensiv blau - das Wasserloch Matevulu. Am Ufer gab es einen kleinen Kiosk der 500 Vatu Eintrittsgeld einsammelte und Getränke verkaufte. Obwohl das Wasserloch eines der Haupttouristenziele von Santo ist, waren wir fast alleine. Nur die Crew des australischen Kats Subzero machten hier Picknick.
Den Capitano und mich reizten mehr das an einem riesigen Baum ins Wasser hängende Seil. Knoten waren drin zum festhalten und eine Leiter ging am Ufer den Baumstamm hinauf bis zu einem kleinen Podest. Ich schnappte mir das Seil kletterte hinauf und drehte dann fast wieder um. Von oben sah der Weg bis nach unten so weit aus. Nicht kneifen! dachte ich, fasste mir ein Herz und schwang über das tiefe Blau hinweg. Hui - was ein Spaß, dann machte es platsch. Die Kinder guckten ganz ungläubig als ich lachend auftauchte. Christian legte dann eine richtige Tarzannummer hin. Er schwang hinab und ließ sich wie bei einem Pendel zurück schwingen, an der Plattform stieß er sich zum zweiten Schwung ab, bevor er dann am gegenüberliegenden höchsten Punkt losließ und ins Wasser sprang. Die Jungs wollten lieber nicht, auch nicht zusammen mit einem Erwachsenen.
Als wir gerade den Rückweg antraten, fing nun doch noch der vorhergesagte Regen an - wie aus Kübeln. Es regnete so stark, dass ich fast den gesamten Weg damit verbrachte, Wasser aus Tilly zu schöpfen. Zurück an Bord, beschlossen wir die Gunst der Stunde zu nutzen, ein bisschen Wasser zu sparen und im Regen zu duschen. Das Wasser war zwar ein bisschen frisch, sonst aber kaum von einer richtigen Dusche zu unterscheiden.