Bittersweet
Joni brach heute Abend in Tränen aus nachdem ich seine Frage "Sind die Kinder noch da?" verneinte. Unser Kleiner ist momentan etwas unausgeglichen, hat er doch ganz tapfer alle seine Schnullis dem Christkind mitgegeben, damit sie an die Babies weiterverschenkt werden können. Tagsüber merkt man nur subtil was in ihm vorgeht, er ärgert Joshi, stört beim Spielen und weiß nicht so recht was er mit sich anfangen soll. Abends im Bett sieht man ihm seinen Kampf richtig an. Da kann nur Mama und auch nur mit Mühe helfen. Jonis emotionales Gleichgewicht ist also labil, Weinen und Lachen sehr nahe beieinander, da war es einfach für ihn zu viel, dass die beiden kleinen Jungs von der JaJaPaMi nicht mehr zum Spielen da waren.
Joshua und Jonathan waren die beiden letzten Tage im siebten Himmel, natürlich war es super, dass das Christkind da war, aber fast besser war noch mit Paul und Michel zu spielen und all die schönen Spielsachen zu testen, die Platz auf dem großen Katamaran hatten. Auch Christian und ich haben es genossen andere erwachsene Gesichter zu sehen und sich nett zu unterhalten mit Menschen die Ähnliches bewegt - sind sie doch auch Segler, Atlantiküberquerer und Eltern. Nach einem relaxten Spielnachmittag, haben unsere beiden Familienboote mit den beiden reizenden Britten Maria und Allan von der Lady Jane den Weihnachtsabend verbracht. Bevor es los ging zwang sich Christian zum ersten Mal seit Monaten in lange Hosen, Joshua freute sich sogar darauf eine Hemd zu tragen und ich suchte in den Tiefen meines Kulturbeutels Mascara heraus. Dann stellte ich fest, dass ich gar keine High Heels an Bord hatte - ohje keine Schuhe zum Kleid. Ich hatte keine andere Chance, als mit FlipFlops zum Restaurant zu gehen. Als wir aus dem Dingi am Anleger ausstiegen stellte ich schmunzelnd fest - ich war nicht allein.
Der Wind frischte auf, der gefühlt 17te Squall des Tages war im Anmarsch, wir joggten los und drückten die Daumen, dass wir nicht triefnaß beim Abendessen sitzen würden. Im Beach Hotel Bequia haben wir (trocken) bei hervorragendem Service, karibischen Ambiente, süffigen Cocktails und leckeren Essen den Abend verbracht. Wir saßen auf der Terrasse hin zum Meer, die Jungs konnten räubern ohne zu stören und hatten einen so tollen Abend, dass sie bis spät in die Nacht durchhielten. Bei guter Gesellschaft und aufgeräumten Kindern verging der Abend viel zu schnell. Die anschließende Nacht war überraschend ruhig, Moya rollte weniger wie die Tage zuvor von einer auf die andere Seite und die Luken waren und blieben offen, ohne multiples Aufstehen um Schiffsüberflutungen zu verhindern.
Nach diesem Tag war Abschied nehmen für keinen einfach - aber zum Glück sieht man sich ja immer zweimal oder vielleicht auch drei oder viermal. Die Pami und Lady Jane starteten nach Norden, wir sind nach Süden abgebogen. Bei 20-25 Knoten und subjektiv ganz schön ordentlichen Wellen sind wir nach Canouan gecruised und haben seit langem mal wieder unsere Angelleine ausgelegt. Nachdem ich den Köder ausgebracht hatte, hörte ich noch auf dem Weg zurück ins Cockpit "krrrrssssssssssssssss", die Angelschnur rauschte nur so raus. Immer ersten Augenblick dachte ich, der Haken hat sich in irgendetwas verfangen. Ich merkte aber schnell, da war einer so richtig wütend und kämpfte. Nur 3 kg schwer und 90 cm lang war der Fighter, aber die Zähne des Barracudas haben mir trotzdem ganz schön Respekt eingeflöst. Allein hätte ich ihn nicht landen können, nur zusammen haben Christian und ich den Fisch an Bord gebracht und ich war froh, dass hinterher alle Finger noch heile waren.