Nach Papua Neuguinea war Dili für uns zurückkehren in die Zivilisation. Trotzdem ist es für Segler kein Selbstläufer, also kein Ort, an dem man anlegt und prompt wunschlos glücklich über die Versorgung mit Diesel, Benzin, Wasser, Lebensmitteln, Gas oder Ersatzteilen ist. Wir sind nun sechs Tage durch die Stadt gelaufen und haben folgendes herausgefunden:
Ankern und Anlanden.
Der Hafen von Dili liegt geschützt hinter zwei großen Riffen. Die Einfahrt in die Bucht ist betonnt und befeuert. Nachts ankommen würden wir aber auf Grund des Riffs in der Bucht nicht empfehlen. Während unseres Aufenthaltes war das Wasser sehr ruhig, fast ohne Schwell. Wir ankerten östlich von den Containerterminals, zwischen der Hafenpromenade und dem kleinen Riff in der Bucht (8°33,11 S, 125°34,67 O) im 12 Meter tiefen Wasser. Der Anker hielt gut und war fest im Matsch eingegraben. Wind gab es wenig, aber dafür aus allen Richtungen. Nach starkem Regen wird das Wasser in der Bucht fürchterlich schmutzig und Müll schwimmt herum, der aus den Entwässerungskanälen ins Meer gespült wird.
Zum Einklarieren haben wir auf dem Hafengelände neben der Fähre mit dem Dingi angelandet. Dort sind überall Steine und es gibt keinen Anleger, deshalb haben uns die Hafenarbeiter geholfen, das Dingi aus dem Wasser zu heben und an Land abzustellen. Auch sonst scheint es in der Stadt keinen Dingianleger zu geben, die Locals haben ihre kleinen Boote an Moorings und ziehen sie mit Landleinen zum Strand. Wir strandeten Tilly deshalb und schlossen sie an einem Baum an der Uferpromenade an.
Einreise
Wir wollten unsere Ankunft über Funk ankündigen, bekamen aber keine Antwort, was auch kein Problem darstellte. Die Einreise nach Osttimor ist unkompliziert, wenn man weiß wohin man muss. Die Immigration befindet sich in einem großen, herunter gekommen Gebäude innerhalb des Hafengeländes, direkt am Wasser, im ersten Stock. Man erkennt es gut, da auf dem Balkon meist Uniformierte stehen. Zu Immigration muss man zuerst und bekommt dort die Stempel in den Pass und auf die Crewliste. Dann geht es weiter zum Zoll, direkt gegenüber, östlich vom Haupteingang des Hafens. Wir füllten dort ein Formular zur Einreise aus und gaben eine Kopie von unserem Schiffspapieren und der Crewliste ab. Zuletzt besucht man den Harbour Master. Das Gebäude befindet sich außerhalb des Hafengeländes, gegenüber der Motael Kirche. Der Harbour Master prüft die gestempelte Crewliste von Immigration und behält die letzte Port Clearance, zusätzlich füllten wir ein kurzes Formular aus. Wir hatten den Eindruck, dass das Harbour Master Büro am organisiertesten ist und die Kontrolle über die Abfertigung der Schiffe hat.
Wasser, Diesel und Benzin
Es gibt in Dili keinen Anleger und auch keine Bootstankstelle. Jegliche Flüssigkeit muss somit in Kanistern mit dem Dingi an Bord gebracht werden, was etwas mühsam ist, vor allem weil es ja auch kein Dingidock gibt. Tankstellen haben wir im unmittelbaren Stadtzentrum keine gesehen, aber einige im Westen der Stadt in der Nähe vom Timor Plaza. Mit dem Taxi (1-3 USD in der Stadt) oder Microlet (ca. 25 Centavos pro Person, Streckenplan auf www.dilimicrolets.com) sollte es kein Problem sein, dort zu tanken.
Gas
Wir haben in Dili niemanden gefunden, der europäische oder amerikanische Gasflaschen auffüllt. Allerdings kann man in Osttimor Gasflaschen mit indonesischem Gewinde, ohne Hahn, oder Gasflaschen mit australischem Gewinde und Hahn kaufen. Die kleinsten Flaschen beinhalten 10kg Butan. Mit einem Hochdruckschlauch und einem passenden Adapter haben wir unsere deutschen Gasflaschen selber wieder befüllt. Den Schlauch haben wir standardmäßig an Bord, den Adapter erstanden wir nach einigem Suchen bei Klean Gas. Sie haben eine Filiale (Gino Gas) in der Nähe des Hafens, wir mussten allerdings in das Hauptgeschäft von Klean Gas (+670 7723 1057) im Westen der Stadt (-8.5677, 125.5308), um aus ihrer großen Auswahl einen passenden Adapter zu bekommen (7 USD). Beim W4 Supermarkt im Stadtzentrum (nahe Burger King) konnten wir gegen 20 USD Pfand eine Gasflasche mit australischen Gewind für einen Tag für unsere Umfüllaktion leihen, das Gas kostete weitere 30 USD. Unsere Flaschen in Dili zu füllen war für uns wichtig, da nach unseren Informationen das Auffüllen von europäischen Gasflaschen in Indonesien sehr schwierig bis unmöglich sein soll.
Provisionierung
Fast alle Lebensmittel konnten wir in den zahlreichen Supermärkten in Dili kaufen. Allerdings muss man für bestimmte Produkte wie Butter und frisches Fleisch schon mal zu mehreren Geschäften. Frischkäse bekamen wir überhaupt nicht, Käse nur sehr eingeschränkt, Ceddar gab es zum Beispiel. Provisionieren in Dili ist nicht billig bis teuer, da fast alle Produkte importiert sind. Kmanek und Lita Supermarkt haben mir am besten gefallen. Pateo hat tolle portugiesische Produkte, ist aber sehr teuer. Exzellentes, portugiesisches Brot gibt es bei fast allen Märkten. Frisches, lokales Obst und Gemüse kaufen wir auf dem Lecidere Markt, es gibt aber auch importierte Äpfel, Trauben und Kiwi in den Supermärkten. Milch und Wein und Bier sind überall relativ teuer. Achtung, manche Supermärkte nehmen keine ausländischen Kreditkarten.
Ersatzteile
Weder am Timor Plaza noch in der Stadt fanden wir einen Laden der Bootszubehör verkauft. In der Rua Colmera gibt es einige „Baumärkte“ und Läden die Gastlandflaggen nähen.
Internet und Geld
Wir haben für 1 USD eine SIM Karte der Timor Telekom gekauft. Mit weiteren 5 USD erstanden wir Credit für 1.1 GB und zwei Wochen Nutzung, es gibt auch andere Pakete. SIM Karten gibt es bei Telekom direkt oder im Phonehouse im Timor Plaza oder der Rua de Comera. Credit gibt es an jeder Straßenecke oder bei denselben Geschäften. Das Internet war das schnellste seit Panama.
Osttimor verwendet USD als Währung hat aber zusätzlich einheimische Münzen, Centavos (100 sind 1USD). Bei Straßenhändlern kann man indonesische Rupien tauschen. Bei zahlreichen Bankautomaten können USD mit Kreditkarte abgehoben werden.
Wäsche
In der Stadt haben wir keine self service Wäscherei gefunden. Wir brachten unsere Wäsche zu Mana Laundry (www.manalaundry.com) um die Ecke der indonesischen Botschaft. Nach zwei Tagen konnten wir die Sachen getrocknet, gebügelt, gefaltet, in Folie verpackt, gut riechend und einwandfrei sauber wieder abholen (2 USD/kg, 1 Tag Express Service 4 USD/kg).
Ausreise
Zuerst meldet man sich beim Harbour Master. Er berechnet die Anzahl der Tage des Aufenthalts. Danach wurden wir zur Zahlstelle geschickt, 1 Woche Aufenthalt im Hafengebiet kostete 17 USD. Beim Zoll füllten wir das Ausreiseformular aus, danach wurden bei Immigration unsere Pässe gestempelt. Mit allen Quittungen ging es wieder zurück zum Harbour Master, der die Clearance zur Weiterfahrt ausstellte.
Visum für Indonesien
Die indonesische Botschaft in Dili ist sehr genau. Ein Visum (auch 30 Tage) bekommt man dort nur mit Sponsorletter eines Indonesiers. Bevor man zur Botschaft geht, müssen die Namen per E-Mail (imigrasikbridili@gmail.com) angekündigt sein, allerdings kann man seine Unterlagen nur physisch morgens zwischen 9 und 11 Uhr einreichen (obwohl es anders auf der Website steht). Zur Einreichung benötigt man für jede Person Kopien der Schiffspapiere und der Crewliste, des Sponsorletters und Ausweises des Sponsors, Kopien des Passes, Passbilder mit rotem Hintergrund und das mit schwarzen Stift, beidseitig (!) bedruckte, ausgefüllte Antragsformular, es kann nichts nachgereicht werden. Das Visum kostet 50 USD pro Person. Am dritten Arbeitstag kann es am Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr abgeholt werden. In die Botschaft gelangt man nur mit langen Hosen.
Kym von Dili central Backpackers unterstützt bei der Beantragung des Visums inklusive Sponsorletter, allerdings dauert die Bearbeitung dann ca. 3-4 Tage länger, als wenn man selbst zur Botschaft geht und ist wesentlich teurer (50 USD pro Person allein für den Sponsorletter). Wir organisierten unser Visum deshalb selbst.
Passbilder kann man am westlichen Ende der Rua de Calmera machen lassen, in der gleichen Straße gibt es auch einige Copyshops. Den Sponsorletter organisierten wir über das Internet von Raymond Lesmana, dem Organisator der Sail2Indonesia Rally (raymond@sailtoindonesia.com, 75 USD für alle Crewmitglieder eines Schiffes, Bezahlung erst in Indonesien). Er bearbeitete unsere Anfrage sofort, noch am selben Tag bekamen wir den Brief.
Sicherheit & Sprache
Die Leute auf der Straße freuen sich Touristen zu sehen und lächeln einen fast ohne Ausnahme an. An einigen Stellen war es ein wenig holprig mit Englisch durch zu kommen, aber da sich ausnahmslos jeder bemühte, konnten wir alles lösen. Trotz weiter Spaziergänge in den verschiedenen Vierteln der Stadt haben wir uns an keiner Stelle unsicher gefühlt. Teilweise lagerten wir unsere Einkäufe in unserer Abwesenheit im Dingi am Strand, es kam nichts weg.
Jetzt sind wir wieder auf dem Wasser, unterwegs Richtung Indonesien.