Ostern auf dem Wasser
Joshua hatte sich die letzten Tage schon Sorgen gemacht, ob der Osterhase wohl einen Weg finden würde an Bord zu kommen. Deshalb war er nicht so sicher, ob es dieses Jahr auch Ostereier geben würde. Am Sonntag Morgen, meinte Christian dann zu den Jungs "Ich vorhin gehört wie es geplatsch hat, als ihr noch geschlafen habt, vielleicht war der Osterhase mit einem Ruderboot da und hat ein Osternest versteckt". Im Schiff gibt es 1001 Verstecke, so dass die Jungs erst einmal nichts gefunden haben, umso größer war die Freude als Joshua ein Osterkörbchen unter dem Navigationstisch hervorzog. Er schaute hinein und meinte "Hat der Osterhase die Eier mit unseren Farben angemalt? Kurz darauf fand auch Joni ein Nestchen. Beide fanden es ganz ok, dass es dieses Jahr keine Schokoladenhasen und Eier gab, die wären hier ja auch ganz schnell geschmolzen. Im Nestchen lagen angemalte, gekochte Eier, Gummibärchen, Knete, Bonbons und Kinderbuenos. Joshua schaute, das Körbchen ganz kritisch an und fragte dann "Mama, hast Du die Osterkörbchen versteckt?" Auf meine Nachfrage wie er den darauf komme, sagte er er habe die Körbchen schon vorher an Bord gesehen. "Natürlich, ich habe sie ja auch gestern Abend dem Osterhasen hingelegt, damit er die Eier hineinlegen kann und die Körbchen verstecken." Puh, grade nochmal die Kurve gekriegt, aber ich fürchte lange bleibt die Kinderwelt nicht mehr heil. Frank war noch bei uns beim Osterfrühstück bevor er sich auf den Rückweg nach Portobello gemacht hat. Wir fanden das prima und hoffen immer noch, dass er seine Pläne ändert und schon diese Session nach französisch Polynesien übersetzt. Ansonsten sehen wir ihn wohl nicht mehr so schnell. Am Esstisch hatten wir viel Spaß, vor allem Joni ist beim Eiergechsen in Höchstform aufgelaufen. Unser kleiner Destructor durfte endlich mal etwas kaputt machen und hatte riesigen Spaß daran, die Eier von allen anderen aufzuknacken.
Moya liegt hier in der Playita Anchorage, vor der Isla Naos, einige Kilometer vor Panama City. Am Feiertag kommen die Leute hierin aus der Stadt und flanieren an dem schön angelegten Wellenbrecher, fuhren mit Fahrrädern und assen an den Essständen. Im Gegensatz dazu waren wir an Bord und warteten auf Tito, der unsere geliehenen Leinen und Reifenfender wieder abholen wollte, erst um 10 Uhr, dann um 12 Uhr, um 14 Uhr, um 16-17 Uhr und schließlich ist er gar nicht gekommen - argh.
Heute hielt uns dann nichts mehr an Bord, wir tuckerten erstmal in die Playita Marina um dort mit dem Dingi anzulegen. Die haben dort eine Preispolitik zum Schreien, einen Tag mit dem Dingi anlegen kostet 7.50 USD, zwei Tage bis eine Woche 50 USD. Jede Woche fängt am Montag an, wenn man also Samstag kommt und bis Montag bleibt zahlt man für drei Tage 100 USD. Christian fragte nach, ob sie das ernst meinen und bekam als Antwort "These are the rules". Uns blieb nichts anderes übrig als die 50 Dollar + Tax abzudrücken, aber zum Glück war heute ja Montag. Und nein, bei diesem Schnäppchenpreis ist Internet natürlich nicht inbegriffen. Hier auf der Panama City Seite haben die Marinas eine Art Monopol und nutzen ihre Stellung gnadenlos aus.
Da wir um 14 Uhr einen Termin zum Tanken hatten und vorher noch zum Markt wollten und in die Stadt, nahmen wir uns ausnahmsweise ein Taxi und fuhren zum Farmers Market. Der Markt liegt fast direkt vor dem Balboa Yacht Club, für uns am nächstmöglichen Ort, ist aber trotzdem 15 Taximinuten entfernt. Hier verkaufen die Bauern direkt ihre Waren an Restaurants, Supermärkte und auch uns. In den großen Hallen bekommt man das lokale Obst und Gemüse teilweise nur in riesigen Säcken, an einigen Ständen gibt es nur Melonen, an anderen nur Papayas, nur Mais, nur Kürbisse, nur Tomaten - eigentlich alles, was in Panama wächst. Wir kaufen ein Kilo Cherrytomaten für einen Dollar und eine Zucchini und werden wieder kommen, wenn wir Moya für unsere nächste Passage fertig machen.
Danach fuhren wir weiter in die Stadt, ins Viertel der Automechaniker. Eine Werkstatt war hier neben der anderen, dazwischen gab es Läden, die Autozubehör verkauften. Was wir hier wollten? Unser Inverter, der uns 220V Strom liefert, war vor einiger Zeit abgeraucht. Unsere Flex, die für den Notfall an Bord ist, um unsere Wanten zu kappen zieht 700W/220V. Die meisten anderen Geräte laufen bei uns an Bord mit 12V. Im Normalfall brauchen wir den Inverter also nicht, aber im Notfall muss das Teil seine Arbeit machen. Wir fanden ein Geschäft, das uns einen ausreichend dimensionierten Inverter verkauft, nur spukt dieser 110V aus. In einem 110V Land einen anderen zu finden ist vielleicht nicht unmöglich, aber schwierig, deshalb entschieden wir uns dafür ihn zu kaufen und gleich noch einen 110V-220V Transformator dazu. Der Vorteil ist, jetzt können wir sogar in 110V Ländern Landstrom ziehen - nicht, dass wir das bräuchten.
Um 13:30 Uhr waren wir zurück bei Moya und warteten mal wieder. 14:30 Uhr durften wir dann zum Tanken anlegen. Unser Tank ist jetzt randvoll mit 750 Liter Diesel. Den vielen Sprit werden wir vermutlich leider auch brauchen, wenn wir die Intertropical Convergenzzone (ITCZ) kreuzen, die sich von hier bis nach Galapagos erstreckt und fast windstill ist. Die nächsten zwei Tage gibt es hier sogar noch Wind, aber genau dann wenn wir fertig zum Aufbruch wären, ist totale Flaute angesagt.