Farewell on Uligan - the ultimate experience
Die anderen Malediven
Wenn man mit dem Flugzeug zu den Malediven reist und in einem der wunderschönen Hotelresorts übernachtet, kann man unsere Erfahrungen hier vermutlich nicht nachvollziehen. Die Malediven bestehen aus über 1000 Inseln, 300 davon sind bewohnt, dazu kommen weitere 100 Inseln, die an nationale oder internationale Hotels verpachtet sind. Auf den bewohnten Inseln gibt es keine Hotels, zumindest keine die Alkohol ausschenken, denn der Alkoholkonsum ist strengstens verboten. Die meisten Resorts verwenden sogar eine andere Zeitzone und nicht die maledivische Zeit, um ihren Gästen den Zeitzonenwechsel zu erleichtern. Es gibt also kaum einen Überlapp zwischen der einheimischen Welt und der Touristenwelt der Malediven. Resort Touristen dürfen ohne geführte Tour oder Sondergenehmigung die bewohnten Inseln nicht besuchen, genauso ist es den Locals untersagt, die Hotelinseln zu besuchen - und wie wir gestern erfahren haben - gilt dies auch für ausländischen Yachten. Für uns war es ein absolutes Vergnügen das ursprüngliche Gesicht der Malediven kennenzulernen. Bevor wir hier ankamen, waren wir uns des Privilegs überhaupt nicht bewusst.
Das Abschiedsdinner mutiert zur kleinen Boatparty
Nachdem Assad, Imaadh und Co unseren Aufenthalt auf Uligan so besonders gemacht hatten, wollten wir wenigstens ein kleines bisschen zurückgeben. Naiv wie ich war, lud ich Imaadh und Assads kleine Familie zum Abendessen an Bord ein. Assad zögerte die Einladung anzunehmen, ich dachte aus Bescheidenheit. Er war viel zu höflich mir zu sagen, dass meine Einladung ihn vor ein Problem stellte. Letztendlich sagte er dann doch noch zu, so dass ich den gestrigen Tag weitgehend in der Pantry verbrachte. Ich wollte verschiedene deutsche und europäische Gerichte kochen, um ihnen zu zeigen was wir so essen. Als Vorspeise gab es Antipasti, einen Thunfischaufstrich auf Sauerteigbrot, Käsespieße, Tortilla und schwäbischen Zwiebelkuchen, danach Hühnerfrikassee mit Reis und Salat. “Die Reste essen wir dann unterwegs” dachte ich mit der Vorstellung eines europäischen Abendessen im Hinterkopf.
Um 17 Uhr war mir dann bereits klar, dass der Abend etwas anders laufen würde. Es bekam nämlich folgende Nachricht “How many people can your boat accommodate?” Bereits eine Stunde später legte ein sehr volles Speedboat an. Christian zählte 19 Personen, hauptsächlich Kinder und Frauen. Ich grinste in mich hinein, da hatte ich wohl einen siebten Sinn gehabt. Die Kids waren neugierig und bekamen eine Bootsführung, während die Frauen lieber an Deck blieben. Ich verteilte so gut es ging das Fingerfood und freute mich über die vielen Gäste an Bord. Bereits eine halbe Stunde später wurden die Frauen und Kinder dann wieder eingesammelt und an Land zurück gebracht, in der zweiten Runde waren die Männer dran.
Während Imaadh auf dem Vordeck sein Abendgebet verrichtete, gab es auch für die Männer Vorspeisen. Erst jetzt klärte mich Assad auf, dass der Zollbeamte die Einladung an Bord von seinem Vorgesetzten absegnen ließ und jetzt mit an Bord dabei war, um zu kontrollieren, dass hier alles mit rechten, alkoholfreien Dingen zu geht. Nach der Hauptspeise, zogen sich die Männer dann ins Cockpit zurück und legten sich vor dem Kaffee erstmal hin, das Essen muss schließlich verdaut werden. Wir hatten einen brillanten, kulturell diversen Abend.
Ciao Uligan
Natürlich wollten wir noch Tschüss sagen, bevor wir gegen Mittag Anker auf gingen und tuckerten noch einmal an Land. Im Hafen wartete Imaadh schon auf uns. Heute sah ich ihn das erste Mal in Bürokleidung, schick mit schwarzer Hose, Krawatte und weißem Hemd. Wenig später kam Niyaz dazu und drückte uns zum Abschied einige Dosen maledivischen Thunfisch in die Hand. Auch Imaadhs älterer Bruder, den wir gestern kennengelernt hatten, kam nochmal mit seiner Tochter vorbei, genauso wie Assad und noch einige andere, deren Namen ich mir leider nicht merken konnte. Wir tranken gemeinsam Kaffee, dann war es Zeit uns zu verabschieden. Das war gar nicht so einfach, denn inzwischen waren wir Freunde geworden. Als Imaadh uns dann noch ein Abschiedsgeschenk in die Hand drückte, war ich ein bisschen gerührt. Vielleicht bekommen wir ja mal Besuch, wenn wir wieder zu Hause sind?