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18.02.2018 -Cartagena, Kolumbien

Kultur statt Streichen

Eigentlich brennen uns die Bootsreparaturen unter den Nägeln, aber an einem Sonntag sind selbst hier in Kolumbien alle Läden dicht und die Menschen im wohlverdienten Wochenende. Gestern hatten wir uns schon nach neuen Servicebatterien umgeschaut und überall nach einem Segelmacher herum gefragt, aber noch nicht so richtig geschafft mit einem der beiden Namen die wir gehört hatten in Kontakt zu treten. Ich war in 5 verschiedenen Geschäfte, die Bootsequipment verkaufen, bin aber aus zweien nach wenigen Sekunden wieder herausgelaufen, nachdem ich die Sprachbarriere auch mit Händen und Füssen nicht überwinden konnte. Auf "Reparar vela?" kam in jedem Geschäft ein Kopfschütteln und danach prasselten spanische Sätze über mich, die in meinem Hirn nur ein großes Fragezeichen auslösten. Meine Nachfragen, wer denn so etwas in der Stadt kann, wurde wieder mit Kopfwiegen quittiert, nur in einem Laden wurde uns Mario Julio genannt, der wohl Segel reparieren kann. Also setzte ich mein bestes Lächeln auf, um mein fast nicht vorhandenes Spanisch etwas zu entschuldigen und bedankte mich herzlich.

Morgens hatten wir schon von unserem Nachbarschiff der Naja gehört dass Margarita die Tochter des gestorbenen Segelmachers sei und uns eventuell helfen kann. Heute haben wir zumindest Mario Julio im Club De Pesca treffen können. Allerdings hätte uns das noch nicht viel geholfen, denn Mario Julio spricht so wie die meisten Menschen hier nur Spanisch. Eine Familie die eben vorbei kam merkte unser Dilemma und übersetzte für uns. Die hatten keine Ahnung vom Segeln, wir konnten kein Spanisch und Mario Julio kein Englisch, so ging unsere Kommunikation munter im Kreis herum und hatte etwas von Flüsterpost. Am Ende wissen wir nicht so richtig, wie gut Senior Julio unsere Reparaturen durchführen kann und sind zögerlich vor allem weil wir von anderer Seite hörten, dass es in der Stadt keine empfehlenswerten Segelmacher gäbe. Jetzt ist guter Rat teuer, der UV Schutz unserer Genua ist schon am abbröckeln, aber zu irgendjemand wollen wir das Segel auch nicht geben. Moya wird hoffentlich diese Woche aus dem Wasser gehoben, um ihr Unterwasserschiff zu erneuern, aber wann das genau passiert konnten wir noch nicht festklopfen.

Da wir ohnehin mit der Organisation unserer Arbeiten nicht weiterkamen, entschieden wir uns für ein bißchen Kulturprogramm und spazierten zum Castillo San Felipe de Barajas. Die Festung ist die größte, die die Spanier jemals in einer ihrer Kolonien gebaut haben und ein Meisterwerk der militärischen Ingenieurskunst - sie ist überhaupt nie in feindliche Hand gefallen. In mehreren Terrassen ist das Fort angelegt und ist untertunnelt mit vielen Gängen, die teilweise bis heute noch nicht alle wieder entdeckt sind. Wir sind durch die spärlich beleuchteten Tunneln gelaufen, teilweise war es so finster, dass wir sogar unsere Handytaschenlampen anschalten mussten um weiter zu gehen. Die Katakomben waren ein richtiges Abenteuer für die Jungs, die gar nicht mehr gehen wollten, vor allem Joshua wollte an jeder Tafel im Detail erklärt haben wie das hier früher war.

Vom Fort aus hatten wir eine exzellente Aussicht über die Altstadt, die Bocagrande und den Containerhafen. Von dort oben, sah es auch so aus als ob direkt in der Altstadt ein riesiger Mast eines Segelschiffes steht. Er war so hoch wie ein Hochhaus und höher wie die Kirchen. Als wir später erst durch das Getsemani Viertel liefen, sahen wir die Yacht schon von weitem direkt vor dem Torre del reloj, dem Eingang zur Altstadt. Es ist die M5, das größte Einmaster Segelschiff der Welt, der Mast ist 240 Fuss hoch, so dass die Yacht unter keiner Brücke der Welt hindurch fahren kann, weil sie entweder zu hoch ist oder zu viel Tiefgang hat.

Unser Weg führte durch die lebendige, zwar etwas touristische aber wunderschöne Altstadt. Am Portal de los Dulces waren viele Stände aufgebaut, hier werden heute Süssigkeiten verkauft, früher wurde hier mit Sklaven gehandelt. Viele Händler waren mit Wägen unterwegs und wir hörten überall "Aqua, Aqua, Aqua" oder sie verkauften Tinto, Wasser mit viel Zucker und etwas Kaffee. Dazwischen liefen Schwarze Damen in bunten Kleidern mit Obstschalen auf dem Kopf, die gibt es nur hier in der Altstadt, extra für die Touristen, posieren sie und lassen sich gegen Dollars fotografieren. In den vielen kolonialen Häusern gibt es zahlreiche Souvenirläden, Cafes und Restaurants, die Preise sind astronomisch für Kolumbien, aber dafür fühlt man sich in den Straßen Jahrhunderte zurück versetzt. Leider hatte die Kathedrale wie schon am Samstag geschlossen, so dass wir die Kirche nur von außen bewundern konnten. Da Cartagena ein so wichtiger Umschlagspunkt für Güter und Sklaven war, gab es hier auch ein Tribunal der Inquisition. Der Palacio de la Inquisicion ist eines der schönsten Gebäude der Stadt, mit vielen Holzbalkonen und wurde umgebaut zum Museum. In Englisch und Spanisch wird hier die Geschichte der Stadt und Taten der Inquisition in Mittelamerika mit Bildern, Filmen und Ausstellungsstücken erklärt. Als wir nach den Folterinstrumenten im Hof vor der Guillotine standen, war Joshua ganz schön eingeschüchtert, solche Dinge passen einfach überhaupt nicht in seine heile Welt.

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