Latest position:
(show on map)

Latitude:
44° 50.5' N
Longitude:
13° 50.5' O
Place:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Date/Time:
13.08.2019
12:15UTC+2
Weather report:
from
13.08.201911:45UTC+2
88 °F
Gentle breezefrom Northwest

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Ship's log for the tagVenezuela

21.01.2018 -Piscadera Bay, Curacao

Auf Wiedersehen Venezuela oder zurück in der Zivilisation

9 Uhr: Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig und ich habe einen ziemlich dicken Kopf. Christian packt deshalb die Kinder ein und fährt ohne mich zum Strand. Joshua ist ganz wild darauf die Asche, die die Jungs gestern mit Sand gelöscht haben, auszugraben. Es ist einer der seltenen Momente allein Bord. Statt wie sonst die Ruhe zu nutzen um Aufzuräumen oder zu Putzen, lege ich mich heute ins Cockpit in den Schatten unseres Binimis. Ich lausche dem leisen heulen des Windes uuuuuuu, der über Nacht zugenommen hat und inzwischen mit 20-25 Knoten weht und denke an die bevorstehende Passage. Eigentlich bin ich noch nicht bereit diesen wundervollen Ort schon wieder zu verlassen. Obwohl man meinen könnte eine Sandinsel ist wie die andere, gäbe es hier noch sooo viel zu entdecken, da die Tiere, das Wasser und die Landschaften eben doch alle ein wenig anders sind. Joshua und Jonathan zählen schon seit einer Woche die Tage rückwärts bis sie ihre Großeltern wieder sehen können und Joshua war ganz erbost als er erfuhr, dass wir über Nacht nach Curacao fahren würden, weil er dachte so dauert es einen Tag länger. Bleiben ist also keine Option, wir werden gegen Mittag starten und planen ungefähr 24 Stunden später anzukommen.

1:30 Uhr: Ich bin mal wieder auf Nachtwache. Der Sternenhimmel oben und auch unten im Wasser (die luminizierenden Algen) ist mal wieder sehr beeindruckend. Mit steifer Brise und Wellen von hinten fliegt Moya geradezu Richtung Westen. Nach 13 Stunden liegen schon hundert Meilen hinter uns (fast 8 Knoten im Schnitt), so schnell waren wir noch nie. Christian meinte bei der Abfahrt noch "es ist unmöglich, dass wir bei Dunkelheit ankommen werden" mittlerweile sind die Chancen für unmöglich ganz gut. Bonair liegt bereits querab und ich schalte erleichtert unseren AIS Sender endlich wieder an. Auf Los Roques haben wir viel mit den Einheimischen über die Piratenproblematik gesprochen, auf Los Roques gab es tatsächlich noch nie einen Zwischenfall, aber am Festland besonders im östlichen Teil des Landes in Festlandnähe sind definitiv einige unterwegs, auch wenn die Locals meinten die Anzahl der Piraten hätte sich durch die Krise nicht erhöht. Unsere Sicherheitsvorkehrungen waren also gut bedacht, man muss wirklich sehr vorsichtig sein.

5:30 Uhr: Christian und ich sitzen im Cockpit den Blick Richtung Osten gewandt und warten auf den ersten hellen Streifen am Horizont. Wir sind nun also doch bei Dunkelheit angekommen und segeln nun im Schneckentempo auf das Festland zu, um mit den ersten Sonnenstrahlen in die Piscadera Bucht einzulaufen.

9:00 Uhr: Die Großeltern kommen noch lange nicht, wir haben also Zeit um Einzuklarieren. Wir sind uns zwar nicht sicher, ob die Behörden an einem Sonntag geöffnet haben, machen uns aber dennoch auf den Weg nach Willemstad. Dort lag am Steg direkt vor dem Customs Büro die spanische Yacht, die zuvor morgens um 5:00 Uhr von der Küstenwache auf den Kopf gestellt worden war. Die Offiziellen waren wohl nicht ganz zimperlich, haben ohne Beleuchtung die Yacht geboarded und haben die gesamte Crew aus ihren Betten geholt. Der Schock war der Crew immer noch anzusehen. Kein Wunder! Wir erledigen unsere Zollerklärung, wandern dann durch die Halbe Stadt zur Immigration. Nun nur noch die Ankererlaubnis. Oh nein, das Office hat am Wochenende zu, nun müssen wir morgen noch einmal herkommen, naja wir haben ja Zeit. Dafür sehen wir ein Sea Research Schiff aus Texel, die Proben aus der Tiefsee ziehen. Schade, dass sie grade auf den Zoll warten, sonst hätte ich eine Tour bekommen, das hätte mich wirklich sehr interessiert. Jetzt laufen wir erst mal durch Willemstad. Man fühlt sich fast wie in Holland, mit Zugbrücken einer Schwimmbrücke und bunten holländischen Häusern.

17:00 Uhr: Oma und Opa sind endlich da! Die Kids sind überglücklich

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19.01.2018 -Cayo de Aqua, Los Roques

Irgendwo im Nirgendwo

Die langgezogene, schmale Insel Cayo Carenero war unsere Ankerbucht für heute nacht. Am östlichen Ende gibt es einige Häuser von Fischern, am westlichen Ende nur Sand, Mangroven und von der See aufgetürmte Korallenstücke. Über einen Großteil der Länge ist Cayo Carenero nur wenige Meter breit, gerade so viel, dass die Wellen von der Nordseite gebremst werden und dahinter ein geschützter Bereich entsteht. Moya stand hier bis auf ein kleines Fischerböotchen neben uns alleine, den Anker so fest im Sand eingegraben, dass wir ihn nur mit Mühe wieder herausreißen konnten als wir uns gegen Mittag nach Cayo de Aqua aufmachten. Zuvor ging es aber noch auf Entdeckungstour. Mit Tilly sind wir übergesetzt und haben zwischen den angespülten Korallen ein kleines Stücken Sand zum Anlanden erwischt, wo wir sie sicher abstellten und zu Fuss weitermarschierten. Auf unserem Abenteuer entdeckten die Jungs immer neue Muscheln, Stöcke und Korallen und fingen an eine kleine Sammlung zu erstellen.

Nachdem wir unsere Expedition abgeschlossen hatten, segelten wir mit Moya nur wenige Meilen nach Westen und arbeiteten uns langsam ins Innere der ringförmig angeordneten Inseln. In der Anfahrt zogen die Wolken immer wieder vor die Sonne, so dass das Wasser von hellblau, über türkis, aquamarine bis dunkelblau seine Farbe änderte. Es sah zwar schön aus, wenn der Ozean immer wieder hell aufleuchtete, war aber für die Interpretation der Wassertiefen etwas tricky, da wir die Untiefen nur noch sehr schwer ausmachen konnten. Wir tasteten also sehr langsam gegen den Wind, um bei Bodenkontakt nicht auf das Riff geschoben zu werden, und liegen nun in 4 Meter Wassertiefe vor der östlichen Insel. Cayo de Aqua ist unbewohnt, wir waren hier heute vollkommen allein. Bis auf einige angeschwemmte Plastikflaschen läßt nichts an Menschen und Zivilisation erinnern. Wir fühlten uns ein bißchen wie Robinson Cruso auf unserer ersten einsamen Insel. Am Strand fühlte sich der Sand an wie Puderzucker, in dem man nur seine eigenen Fussabdrücke und der von einigen Seevögeln sah. In der Luft flogen die Pelikane immer wieder Angriffe auf Fische und stürzten ins Meer. Im Wasser gab es bereits direkt am Strand hunderte Fische, viele ganz kleine aber auch einige ganz schön große, die neugierig auf uns zu schwamen. Am Nachmittag fingen wir an Treibholz zusammen zu tragen um ein Lagerfeuer zu machen. Joshua und Jonathan waren in ihrem Element und wahnsinnig aufgeregt über unser Inselabenteuer. Immer wieder liefen sie am Strand hin und her und holten Holz. Am Ende hatten wir einen stattlichen Haufen trockener Äste aufgetürmt und bald loderten auch schon die Flammen. Fisch wäre schön gewesen, hatten wir aber nicht gefangen, also mussten unsere letzten eingeschweißten Würstchen und Folienkartoffeln herhalten. An einem einsamen Strand selbstgegrilltes Abendessen zu futtern und dabei die Sonne untergehen zu sehen hat trotz Würstchen wirklich was.

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18.01.2018 -Cayo Francis, Los Roques, Venezela

Magisch

Gestern morgen rissen wir uns von dem farbenfrohen Ort auf Grand Roque los um nur einmal um die Ecke zu fahren nach Cayo Francis. Wir wurden begleitet von einer spanischen Yacht, die kurz vor uns auf Grand Roque ablegte und vor uns ihren Weg durch die Riffe suchte. Für uns war das ideal, wir mussten den Spaniern einfach auf den Fersen bleiben und würden sicher ankommen. Trotzdem nahmen wir unsere Google Earth Aufnahmen zur Hilfe und ich stellte mich vorne wie eine Galionsfigur auf unseren Bugspriet um die Riffe und Untiefen besser erkennen zu können. In der Durchfahrt, als ich den Boden im kristallklaren Wasser immer näher kommen sah und es dabei rechts noch flacher war und links sich die Wellen bereits an der Sandbank brachen, auf der nur wenige Meter entfernt ein Haus auf Stelzen stand, fühlte ich mich nicht richtig wohl in meiner Haut. An der flachsten Stellen hatten wir noch einen Meter Wasser unter dem Kiel. Einmal kräftig durchatmen, nicht in Panik verfallen dann war es geschafft und wir waren wieder im tieferen Wasser.

Ich schaute mich einmal um, erst jetzt wurde mir bewusst welche Magie dieser Ort besitzt. Cayo Francis ist eine langgezogene Sandbank, stellenweise bewachsen mit Büsche und Mangroven, mit einer kleinen Lagune umgeben von Riffen. Das Wasser auf der Ostseite ist so flach, dass man hunderte von Meter in Knietiefe ins Meer hineinlaufen kann, unter den Füssen schimmert es nicht blau sondern weiß durch den Sand am Grund. Am Strand steht das kleine Restaurant Casamarina, das normalerweise jeden Tag Mittagessen verkauft. Gestern aber war das hölzerne Haus nur von Eidechsen bevölkert, was wir schade fanden, wir hatten den gegrillten Fisch und die Cerviche fest eingeplant. Der Tag am Meer hätte trotzdem perfekter nicht sein können. Das Wasser schimmerte in allen Blautönen, die Kinder spielten glücklich im flachen Wasser mit dem Paddelboard während Christian und ich im Schatten saßen, Zeit für uns hatten und uns mit den Spaniern unterhielten. Joshua war so begeistert von den Muschel, die am Strand herumlagen, dass er zum ersten Mal seine Taucherbrille aufsetzte (unsere Überredungskünste reichten bisher dafür nicht aus) und enthusiastisch anfing die Unterwasserwelt zu erforschen. Joni war dann natürlich auch gleich am Start und wollte dasselbe machen. Später packten wir eine Kokosnuss aus und lockten fast ein Duzend kleiner Echsen an. Die waren so neugierig und hungrig, dass sie sogar über Arme und Beine liefen um an die Nuss zu gelangen. Neben uns gab es noch einige Einheimische am Strand, die relaxed mit Kühlboxen und Sonnenschirm auf mitgebrachten Plastikstühlen saßen.

Die meisten Läden sind zu, es sind nur wenige Touris auf den Inseln, warum sollten sie dann nicht die Kühltasche für ein Picknick packen? Fabiana, die junge Venezulanerin mit dem breiten Lächeln, die wir heute getroffen haben meinte "my friends around the globe constantly ask me about the awful things they hear. Yesterday I got the question, whether we are starving while I had cerviche at the beach. I answered we are good and are just chilling" Die Versorgungsschiffe vom Festland seinen da gewesen so dass es wieder fast alles gibt. Nur der Stromausfall, der mittlerweile schon drei Tage anhält, mache ihr ein wenig zu schaffen, drei Tage ohne Internet (das ist übrigens auch der Grund warum ihr noch auf Bilder wartet, wir transmitten die Logbucheinträge momentan via Kurzwelle. Die Bilder sind dafür zu groß und kommen auf den Blog sobald wir wieder im Netz sind, vermutlich am Sonntag). Bein Verlassen von Cayo Francis rief jemand von dem im Wasser stehenden Stelzenhaus "ola" und dann "Jonathan" und winkte uns zum Abschied - es war Adelejo. Die Menschen hier beeindrucken uns nachdrücklich, sie sind herzlich, hilfsbereit und dabei unaufdringlich und relaxed. Wenn wir nicht einen festen Termin auf den ABC Inseln hätten, würden wir vermutlich noch hier bleiben bis unser 2 Wochen Permit ausläuft. Die Natur ist einzigartig, die Menschen große klasse und der Caipi kostet nicht mal 1,50? - was will man mehr?

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16.01.2018 -Grand Roque, Los Roques, Venezuela

Einreise auf Los Roques

Nach einem späten Frühstück heute morgen brauchten wir ein bißchen bis wir uns alle sortiert hatten und alle Spielsachen weggelegt werden konnten, so dass wir um 11 Uhr morgens immer noch an Bord waren. Uns stand die Einreise nach Venezuela bevor und wir waren spät dran. Von der Noonsite, der Cruiser homepage von Seglern für Segler, wußten wir, dass die Einreise ein länglicher Prozess sein würde, bei dem man 5 verschiedene Behörden, die über das kleine Städtchen verteilt sitzen, aufsuchen muss, um final berechtigt zu sein sich im Nationalpark Los Roques aufzuhalten.

Wir besuchten zuerst die Guardacosta. Zaghaft steckte Christian seinen Kopf durch den Türvorhang und fragte, ob wir hier richtig sind. Keiner sprach English, also verständigten wir uns mit Händen und Füßen und unserem fast nicht vorhandenen Spanisch. Schnell war klar wir waren richtig und der grummelige junge Mann in kakigrüner Uniform holte sein Buch hervor in dem er Schiffs- und persönliche Daten eintrug. Joshua und Jonathan waren wie immer mit temperamentvoll unterwegs und machten das Office unsicher, so dass ab und zu die Mundwinkel unseres Offiziellen nach oben zuckten und er sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Dann bekamen wir eine Art Laufzettel, ein Formular, dass von allen Behörden gestempelt werden muss, um zu zeigen, dass wir legal eingereist sind. Als nächstes war die Guardanational an der Reihe, wieder kam ein Mann mit kakigrüner Uniform und trug unsere Daten in ein großes Buch ein, bevor er seinen Stempel auf unseren Laufzettel setzte. Da das Nationalparksbüro geschlossen hatte gingen wir weiter zum Immigration Office am Flughafen.

Unterwegs kamen immer wieder an Fenstern vorbei in welchen Schilder aufgehängt waren, die beschrieben welches Lebensmittel es heute zu kaufen gab. Alle Geschäfte waren geschlossen, nicht einmal Brot konnte man kaufen und wir begannen eine wage Ahnung von dem zu bekommen was in diesem Land wirklich los ist. Die Häuser im Ort waren bunt, die Straßen mit weissem Sand bedeckt, alles war sauber und gepflegt und die Menschen grüßten uns. Am Flughafen fanden wir das kleine Einreisebüro vor dem einige Menschen versammelt standen. Hier wollte die Dame am Schalter das erste Mal Geld von uns. Geld hatten wir noch nicht getauscht, da wir nicht wussten wieviel das Cruising Permit wohl kosten würde. Noch im November hatte es rund 800000 Boliviar gekostet, die man auf dem Schwarzmarkt für US Dollar tauschen konnte. Heute nur 1.5 Monate später kostete dasselbe Permit 1.5 Millionen Boliviar, was den Verfall der Währung nur teilweise abbildet. Da die Lady keine US Dollar akzeptierte, wollten wir also Boliviar gegen unsere US Dollars tauschen. Zur Bank gehen konnten wir nicht, da wir für einen US Dollar nur eine lächerliche Summer Boliviar bekommen hätten. Wir fragten ein bißchen herum und trafen durch Zufall Adelejo, der am Flughafen war um seine Mutter nach Caracas zu schicken. Die Flüge waren zu teuer geworden, so dass er und seine Mutter aufgaben und uns in ihr kleines Gästehaus mitnahmen. Ganz gelassen erklärte er uns, dass wir auf Los Roques keine US Dollars tauschen könnten, da Boliviar auf der Insel zu knapp sind. Er rief Paul an, der Mann der auf der Insel noch am ehesten an genügend Geld herankam. Paul war nur wenige Minuten später bei uns und übernahm unsere Kosten für das Permit. Das Geld würde er per Banktransfer an die Einreisebehörde überweisen, von uns bekam er dafür US Dollars, die jeder andere auf den Inseln mit Ausnahme der Offiziellen auch akzeptiere.

Wir aßen in dem kleinen Gästehaus zu mittag, es wurde Salat, Fisch, Pasta und Ice Tea herbeigezaubert und wir erfuhren noch eine Menge über die politische Situation in Venezuela, von der Los Roques mit Ausnahme der Geld- und Lebensmittelknappheit weitgehend unberührt bleibt. Im Haus waren wir die einzigen Gäste, seit die großen Airlines Venezuela nicht mehr anfliegen, sind nur noch wenige Touristen hier, was Adelejo aber nicht wirklich bekümmerte "fluctuation is common for Latinamerican countries, everything goes worse and worse and suddenly things will change and get better again". Natürlich würde er sich mehr Besucher wünschen, aber seiner Lebensfreude und Herzlichkeit tut das keinen Abbruch - die beiden hatten sich heute einfach umwerfend um uns gekümmert. Am Nachmittag beendeten wir unsere Einreiseodysee nach einem Besuch bei Port Control und dem Nationalparksoffice auf dem Spielplatz. Bereits jetzt kann ich sagen, Los Roques liegt in meinen persönlichen Top 10 schönster Plätze und dabei haben wir die Cays noch gar nicht gesehn.

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15.01.2018 -Los Roques, Venezuela

Landfall auf Los Roques

In den letzten 48 Stunden haben wir 300 nautische Meilen zurück gelegt - für Moya ist das absoluter Rekord. Mit solchen Etmalen hätten wir die Atlantiküberquerung in 14 Tagen geschafft. Dabei gab es noch nicht einmal sooo viel Wind, die 20-25 Knoten von hinten zusammen mit dem Äquatorialstrom haben uns einfach über das karibische Meer geschoben und schwups waren wir da. Geplant hatten wir die Überfahrt in 2 Tagen und 3 Nächten zu machen, nun dürfen wir die dritte Nacht in unseren Betten verbringen anstatt auf Wache - yeah!

Nur der Landfall auf Los Roques war etwas abenteuerlich. Wir waren in Grenada erst nach Sonnenuntergang gestartet, so dass wir hier auch erst in der Nacht angekommen sind. Prinzipiell ist es keine gute Idee nachts Inseln anzulaufen, die von Korallenriffen umgeben sind, so wie fast alle Inseln des Archipels. Die Seekarten in weniger befahrenden Gebieten sind oft nicht akkurat, so dass man sich auf sein GPS Gerät besser nicht verlassen sollte sondern schlicht und ergreifend die Augen zur Navigation verwendet. Warum wir dennoch nachts hier angelandet sind hat zwei Gründe, zum einen ist Anfahrt zum El Grand Roque unproblematisch, ohne Untiefen und ohne davor liegende Korallenriffe, zum anderen hat Christian vor unserer Abfahrt in Grenada Google Earth befragt und vom kompletten Archipel Luftbilder gespeichert, die haben wir über unsere Seekarten gelegt und haben die Daten verglichen. Bei der Übung kam heraus, dass unsere eine Seekarte identisch war zu den Google Earth Informationen, unsere andere Seekarte dagegen 500 Meter verschoben war. Wir waren also ziemlich sicher eine valide Seekarte zu haben und haben uns so langsam in die Bucht herangetastet und tatsächlich haben alle Tiefenangaben bis auf den Meter genau gestimmt - ich war schwer beeindruckt.

Sonst war unsere Passage weitgehend ereignislos, sieht man mal vom Piratengedankenkarusell ab. Ihr kennt das bestimmt: man weiss genau, dass bestimmte Sorgen irrational sind, aber trotzdem kann man nicht anders, als immer wieder das was wäre wenn Spielchen im Kopf durchlaufen zu lassen. Besonders gut klappt das übrigens nachts um drei Uhr auf Nachtwache. Nur gut, dass ich mich in der wahren Welt nur mit kleineren Schwierigkeiten auseinander setzten muss: über den riesiger Fisch, der unseren Köder samt Angelschnur geklaut hat, nachdem die Bremse an unserer Angel einfach keine Chance hatte den Zug des Giganten zu halten, hatte ich mich erst geärgert. Jetzt tut er mir einfach nur leid, ihm wird wohl unser Angelequipment vermutlich auch nicht bekommen.

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17.01.2018:
Comment fromAndré
Cool, congratulations! Schnelle Überfahrt! Bin gespannt wie es euch gefällt! #sailingmirabella
14.01.2018 -Karibisches Meer, 12´36'N, 63°57'W

Schleichfahrt durch Piratengewässer

Die momentane politische Situation in Venezuela ist alles andere als stabil. Präsident Maduro, der gegen den Willen der Hauptbevölkerung das Parlament entmachtet, weit verbreitete Korruption und Arbeitslosigkeit und eine rasende Inflation (der Boliviar hat allein im letzten Jahr 700% an Wert verloren), die zur Lebensmittelknappheit führt. Kein Wunder also, dass die venezolanischen Menschen immer unzufriedener und verzweifelter werden und zu unorthodoxen Methoden greifen. In den letzten Jahren wurde am Festland und den festlandnahen Inseln sporadisch von Piraterie und unerwünschten Gästen an Bord von Booten berichtet. Gleichzeitig gab es seit Jahren die ständige Diskussion unter Cruisern, ob es sicher ist nach Venezuela zu segeln. Die jetzige politische Situation trägt wohl eher nicht zur Deeskalation bei, so dass zumindest ich das erste Mal seitdem wir unterwegs sind ein etwas ungutes Gefühl in der Magengegend habe.

Der Atlantik ist immer noch genauso blau, der Wind weht immer noch mit sanfter Brise und die Sonne scheint immer noch genauso hell vom Himmel, trotzdem schauen wir viel öfter als sonst zum Horizont und scannen die Umgebung ab. Piraten hier, über 100 nautische Meilen vor der Küste Venezuelas, anzutreffen ist höchst unwahrscheinlich, da die kleinen schnellen Flitzer zu wenig Reichweite besitzen und Piraten nicht über genügend Ressourcen verfügen um ungezielt durch das karibische Meer zu kreisen. Trotzdem haben wir unser AIS auf nur Empfangen gestellt und den Sender ausgeschaltet und sind somit nur durch direkten Sichtkontakt oder Radar zu sehen. Nachts sind die Navigationslichter aus. Bisher haben wir außer 2 Frachtschiffen, die uns mit nur wenigen Metern Abstand passierten, noch niemanden gesehen und ich hoffe, dass es auch morgen so weiter gehen wird. Moya fegt heute geradezu über die Wellen, wenn sie so weiter macht werden wir heute einen neuen Tagesrekord aufstellen und eventuell schon morgen Abend auf Los Roques ankommen. Los Roques ist ein kleines, abgelegenes Inselarchipel 80 nm nördlich von Caracas, das zwar zu Venezuela gehört, sich aber so gut es geht vom Festland distanziert. Die wenigen Menschen dort leben vom Tourismus. Nach unseren Recherchen gab es noch keine Piraterie im Archipel, so dass wir uns auf ein paar Tage dort freuen und die Menschen hoffentlich mit ein paar Dollars unterstützen können.

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