Christians`Birthday Blast
Als Joni heute morgen zu uns ins Bett gekrabbelt kam, fing er gut gelaunt zu singen an "Happy Birthday to you. Happy Birthday to you". Er hatte natürlich keine Ahnung, dass unser Skipper heute Geburtstag hat. Er liebt dieses Lied nur einfach und fängt fast jeden Tag an es zu trällern. Wenn es denn schon sein muss, war es besser mit Happy Birthday geweckt zu werden im Vergleich zu Kindergebrüll. Am Geburtstagsfrühstücktisch meinte mein Mann ganz unschuldig "Das war bestimmt nicht einfach zu organisieren". Mein Hirn war noch nicht komplett hochgefahren "Was genau?" "Geburtstagsfrühstück vor Anker in der Karibik, der Traum jeden Seglers". Typisch Christian- als ob ich da was für kann.
Grinsend frühstückten wir, nur die Kinder litten etwas Futterneid, sie wollten sich ihr Omelett nicht teilen, wenn Papa doch ein eigenes bekam. Nachdem alle Bäuche voll waren setzten wir Tilly ins Wasser und legten am Dingidock des Beachhotels Tamarind, einem flachen Bau mit Palmwedelschirmen davor, an. Auf dem Hotelgelände gibt es einem kleinen italienischen Laden mit allerlei Köstlichkeiten. Wir kauften dort bei zwei Karibikladies Proccutio Cotto, Mozzerella und zwei Ciabattas für ein Picknick am Strand. Danach liefen wir in den kleinen Ort, um nach dem Marineteileladen zu suchen, der nicht nur Bootsmotoren verkauft, sondern auch Golf Carts verleiht.
Nach etwas erfolgloser Suche trafen wir Tancha, einen Grenadinen mittleren Alters mit langen Rastalocken und dem ansteckendsten Lachen weit und breit. Er führte uns in eine kleine Werkstatt und am Ende hatten wir ein altes Golfauto und eine ziemlich lustige Wartezeit verbracht bis das Auto da war. Tancha legte los, erzählte von seiner Familie die auf St Vincent auf ihn wartet, während er hier Geld als Klempner verdient, von St. Vincent, den Leuten hier und der Insel. Dazwischen brach er immer wieder in Lachen aus, hielt mir die Hand zum Einschlagen hin und freute sich - und ich mich noch mehr bei so viel geballter Lebensfreude. Durch ihn erfuhren wir, dass die nagelneue Marina auf Canouan bereits eröffnet ist und dass wir auch mit dem Golfcart bei einem Besuch der Marinabar auf das abgesperrte Gelände gelangen. Wir verabschiedeten uns und tuckerten Richtung Glossy Bay Marina mit unserem abenteuerlichen Gefährt. Hier fahren zwar viele von den Golfautos durch die Straßen, dazwischen aber auch richtige Autos, bei deren Überholen man sich so klein und verletzlich fühlt. Ich zuckte regelmäßig an den Kreuzungen zusammen und fiel fast hinten aus unserem Wagen, wenn es knallte und das alte Ding mal wieder eine Fehlzündung hatte. Ansonsten funktionierte es prima und trug uns über die Insel, jedenfalls über den befahrbaren Teil der Insel.
Der komplette Norden und größte Teil der Insel ist sowohl für die Einheimischen als auch für die meisten Besucher gesperrt. Hier gibt es ein Boutique Hotel, in den Buchten davor stehen die Superyachten, die dazu gehörigen Privatjets warten am kleinen Flughafen. Es ist sehr traurig, dass die Grenadinen ausgesperrt von Teilen ihrer eigenen Insel sind. Jetzt mit Eröffnung der neuen Marina im Süden ist nur noch der mittlere Teil der Insel frei zugänglich. Die neue Marina wurde traumhaft angelegt, alles ist begrünt, die wenigen Boote die schon da waren, lagen in einem langen Kanal. Auf der Seite der Anleger wurde einige neue Gebäude wie eine Häuserzeile aus Sizilien errichtet, vermutlich um Geschäfte zu eröffnen. Wir fühlten uns privilegiert als wir an der Marina Bar zwischen Pool und dem aquamarinen Meer im Schatten von Bäumen saßen, auf einem Sofa lümmelten und unseren Cappuccino schlürften - es war einfach traumhaft schön. Danach ging die wilde Erkundungsfahrt so lange weiter bis wir einen wunderbaren Ort am Meer zum Geburtstagskuchen essen gefunden hatten. Nach dem Sprung ins kühle Nass gingen wir zurück an Bord. Schade nur dass Christian den Ausklang des Tages nicht mit Freunden bei einem Cocktail oder zwei erleben konnte, sondern nur mit den Kindern und mir vorlieb nehmen musste.