Atlantikwind wo bist Du?
Moya rollt von einer Seite auf die andere, wird von den sanften Wellen des Atlantiks einfach hin und her gedrückt, das Wasser plätschert, ab und zu rauscht es ein wenig wenn eine kleine Welle an die Seite prallt, die Schoten quietschen in den Blöcken und die Segel schlagen. Die Kinder spielen momentan im Salon, singen und machen Musik. Christian und ich beratschlagen wie wir aus dem schon seit Tagen anhaltenden lauen Lüftchen das Beste rausholen können. Wenn die Bootsgeschwindigkeit unter 3 Knoten sinkt und kein Winddrcuk mehr in den Segeln ist, schaukeln uns selbst kleine Wellen ziemlich durch und die Schiffsbewegungen werden unvorhersehbar.
In der Hoffnung auf ein kleines bißchen mehr Wind haben wir eben die aktuelle Wettervorhersage gezogen und voller Erwartung angeschaut. Enttäuscht klappe ich das ipad zu - auch die nächsten Tage werden wohl windtechnisch lau aussehen, bis zum Wochenende maximal 10 Knoten. Das Azorenhoch hat sich auf Grund einiger aktiven Tiefs im Nordatlantik stark nach Westen und Süden verschoben und reicht fast bis zu den Kap Verden. Durch das festsitzende Hochdrucksystem haben wir hier fast keinen Wind, nur durch das Ausweichen Richtung Süden sind wir der absoluten Flaute bisher entgangen - aber wir sind nicht sicher ob das die nächsten Tage auch ausreichend sein wird. Wir haben schon mehrfach an die Atlantic Ralley for Cruisers gedacht, deren Hauptteil (über 200 Boote) der Boote vor Kurzem auf den Kanaren gestartet sind und fühlen mit - die müssen einmal komplett durch das große Flautengebiet.
Gestern haben wir ein Übersichtsdiagramm unserer Atlantiküberquerung erstellt - mehrere aneinander geklebte Papierbögen reichen quer durch den Deckssalon - auf der einen Seite steht da Mindelo auf der anderen eine Flagge mit Martinique. Hier tragen wir unseren täglichen Fortschritt der Reise ein und malen Bildchen mit besonderen Vorkommnissen wie heute die Schule Delphine die uns besucht haben, so dass auch die Kinder wissen wo wir sind und wie weit es noch ist. Drückt uns mal die Daumen, dass sich unsere Reisegeschwindigkeit bald etwas erhöht, sonst bleiben 3 Wochen für die Passage eher eine Wunschvorstellung. Momentan segelt Moya ca 400 nm westlich der Kap Verden in südwestlicher Richtung, noch 1750 Meilen bis zum Ziel.