Langsames Herantasten an die Gebräuche Vanuatus
Bei Regen und grau bewölkten Himmel sind selbst die schönsten Orte der Welt trist und unwirtlich. So schön die Umgebung von Port Vila auch sein mag, wir konnten uns nicht so recht begeistern. Nachdem wir in Port Vila beim Zoll vorgesprochen hatten und unsere domestic clearance nach Santo ergattert hatten, verabschiedeten wir uns von unserer Mooring und fuhren nur aus dem Stadthafen heraus bis ans andere Ende der Mele Bucht. Dort gibt es eine kleine Insel die Hideaway Insel mit weißem Strand und vorgelagertem Korallenriff, die Secret Gardens, das Dorf Mele und die Mele Wasserfälle - allesamt Attraktionen zu denen die Touris in den Touribussen gebracht werden. Wir ankerten bei Regen mit Einsetzen der Dunkelheit zwischen Festland und der Hideaway Insel in 10 Meter tiefen Wasser. Der Anker hielt bombig in dem dunklen Sand, da störte uns der frische Wind auch nicht weiter. Am nächsten Morgen regnete es immer noch. Etwas demotiviert verließen wir in einer Regenpause Moya, tuckerten an Land, die Jungs brauchten unbedingt Auslauf. Wir liefen ein bisschen im Dorf herum, dann zu den Secret Gardens, wo man traditionelle Häuser besichtigen kann und etwas über die kanibalistischen Vorfahren der Ni Vans lernen kann. Eintritt 1500 Vatu pro Person, ein kleines Vermögen hier, für die Fänge der Touristenmafia. Wir entschieden, dass wir traditionelle Häuser schon gesehen haben und noch sehen werden und kehrten um. Anstatt zu Moya zurückzukehren fuhren wir trotz wolkenverhangenem Himmel, ohne Bade- und Schnorchelutensilien zur Hideaway Insel. Eintritt 1250 Vatu pro Nase, Essen und Trinken dürfen nicht mitgebracht werden. „Moment! Wir wollen doch gar nicht schwimmen und das unter Wasser Post Office auch nicht besuchen, außerdem ist es schon vier Uhr am Nachmittag.” Wir sind als Touristen für die nächsten Jahre vollkommen verdorben, warum sollten wir denn 50 Euro bei der Mafia lassen, wenn wir doch sonst einfach den Anker geschmissen, die Schnorchelbrille aufgezogen und ins Wasser gehüpft waren? Keine Ahnung? Wir auch nicht!
Wir aßen lieber noch was im Beachclub (zwar auch teuer aber egal) und gingen noch am Abend Anker auf Richtung Norden. Es regnete immer noch und eine steife Brise wehte aus SSO. Moya machte flotte Fahrt durchs Wasser, zumindest bis wir ins Lee der Insel hineinsegelten und uns mit den wechselnden Winden und Strömungen herumschlugen, ergo von 23 Uhr bis 3 Uhr morgens jede 5-10 Minuten eine Anpassung an Segeln und Windpiloten. Gegen Morgen waren wir aus dem Windloch draußen und brausten nach Uliveo, wo wir bei leichtem Nieselregen zwischen den Riffen dem Schwell entkamen und in der Bucht vor Anker gingen.
Phillip war mit seinem Auslegerkanu unterwegs auf der Suche nach Squids und Tintenfischen, empfing uns schon vor der Einfahrt und lotse uns auf sicherstem Weg hinein. Das war gar nicht ohne, in der Engstelle wird es flach, selbst bei fast Hochwasser hatten wir nur noch einen Meter Wasser unterm Kiel und waren für die Hilfe sehr dankbar. Später zeigte der Familienvater uns sein Dorf. Er führte uns zusammen mit einem Schwarm von Kindern zwischen den traditionellen Häusern herum, stellte uns dem Chief der Insel vor, zeigte uns die örtliche Schule und die Männer beim Kicken und Kava herstellen. Kava ist die Wurzel eines Pfeffergewächses und wird hier wie auch auf Samoa und Fiji von den Männern in Wasser gelöst getrunken um sich zu berauschen. Christian durfte zu unserem Empfang im Dorf auch eine Schale versuchen. Geschmacklich ist das Gebräu wohl aber noch verbesserungsfähig. Auf unserem Rundgang durchs Dorf fühlten wir uns ein wenig wie im Zoo, wir bewunderten die Einheimischen, gleichzeitig bewunderten sie unsere Kids gleichermaßen. Jeder wollte am liebsten den blonden Kleinen über die Haare streichen und auf den Arm nehmen, sogar die Kinder.