Meuterei im Pazifik
innerhalb von zwei Tagen, wurde aus den vorhergesagten 20 Knoten Segelwind von Südosten eine totale Flaute. Die Wettervorhersage hatte mal wieder ordentlich daneben gelangt. Vorgestern schon hatte der Wind nachgelassen und war gestern so schwach, dass die Segel kaum standen. Mit nur noch 3 Knoten kamen wir voran, wohl wissend, dass die Front naht.
Wir gingen unsere Alternativen durch. Nuie schied aus, da die Front eine Winddrehung nach Westen mitbrachte und so die westliche, einzige Ankerbucht unsicher wird. Nuiatoputapu macht irgendwie auch keinen Sinn, da es fast genauso weit dorthin ist wie nach Vava-U Tonga, wo wir hinwollen, und wir es mit dem schwachen Wind dorthin auch nicht mehr vor dem Frontdurchlauf schaffen. Bleiben also, entweder Zähne zusammen beißen und die Front abwettern, um direkt Vava-U anhalten zu können oder nach Norden abdrehen, um nach Pago Pago, amerikanisch Samoa zu segeln, dem einzigen Ort des Südpazifiks, wo wir eigentlich überhaupt nicht hinwollen, da es hässlich sein soll wie die Nacht finster. Direkten Kurs nach Vava-U bedeutet außerdem 100 Meilen Wind direkt auf die Nase, ohne Chance zu segeln. Auch nach Pago Pago müssten wir motoren, da mittlerweile absolute Flaute herrscht, außerdem würden wir vermutlich 1 ganze Woche durch diesen Umweg verlieren, da nach den Westwinden Südwinde einsetzen und somit segeln nach Süden unmöglich macht. Das wars, wir haben also die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Bam, Bam, ddddddrrr, schiiiiisch, klack, klack, flop, brrrrr, bam - so ging das heute die gesamte Nacht, ununterbrochen. Da half auch Segel Totalumbau bei Dunkelheit nichts. Geschlafen habe ich auch nur deshalb, weil ich so müde von der Wache war, die natürlich trotz des Gestehes nicht wegfällt. Die Moral an Bord lässt zu wünschen übrig, die Crew ist frustriert und dann will der Capitano auch noch weiter Richtung Westen stehen, bis die Front uns am Freitag trifft, drehende Winde und Squalls mit sich bringt und uns ordentlich durchschüttelt bevor wir dann Henry hinzuziehen müssen, um gegen Wind und Welle nach Tonga zu motoren und im besten Fall Samstag da zu sein. Dann hätten wir es zwar geschafft, aber die Aussichten lassen mir die Haare zu Berge stehen. Die Crew meutert als dann auch noch ein Gewitter am Horizont aufzieht, dann lieber doch sicheres, hässliches Land unter den Füßen, als erst Flaute, dann Sturm und Gegenwind auf See. Pago Pago soll es also sein - wie schön!