Haarig - der Pass von Maupiti
Um noch ein bißchen mehr von Bora Bora kennen zu lernen verlegten wir unseren Ankerplatz in den Norden. In der Nähe des Flughafens liegen eine Hand voll kleiner Inselchen, davor ist das Wasser relativ flach und perfekt türkis schimmernd. Wir legten Moya in nur fünf Metern Wassertiefe - eine Seltenheit auf den Gesellschaftsinseln - vor Anker, schnappten uns Tilly machten uns auf Entdeckungsreise Richtung Motus.
Von weitem sahen die Inseln unbewohnt aus. Kleine Ilande, dicht mit Palmen bewachsen, weißer Sandstrand, ohne das geringste Lebenszeichen sahen wir. Beim näher kommen fielen uns dann aber die Schilder auf, die hier ganz akkurat aufgereiht im Abstand von ca. 50 Metern standen, einmal komplett um die Insel herum. „Privat Island“ stand darauf und spätestens als wir die zahlreichen Kameras an den Palmen ausmachten, hatten es sogar wir verstanden: da wollte jemand nicht gestört werden. Jemand der das Geld hatte drei große Gebäude zwischen den Palmen verstecken zu können, unter dem dichten Palmendach englischen Rasen anpflanzen und den weißen Sand mit der Harke kämmen zu lassen, so dass die Streifen im Sand zu erkennen waren. Wer der Besitzer von Motu Tane ist wissen wir nicht, allerdings scheint ihm Privatsphäre nicht ganz unwichtig zu sein. Vielleicht ist es ein Hollywoodsternchen, ein Profisportler oder ein Milliardär? Jedenfalls ist der Ort gut gewählt, direkt am Aussenriff mit herrlichen Korallen, Rifffischen und ohne Kontakt zu Menschen - und das auf Bora Bora. Ob der wohl weiß, wie schön sein Unterwasservorgarten ist, oder reicht es ihm oder ihr zu wissen dass man nachschauen könnte, wenn man nur wollte? Wir jedenfalls sind abgetaucht und haben die tollen Korallenformationen und bunten Fische bewundert. Zum Abschluss ist uns sogar ein Manta Rochen begegnet, ganz natürlich, ohne anfüttern glitt das riesige Tier durch das Wasser und war dann auch blitzschnell mit zwei Flügelschlägen weg als er mich bemerkte.
Für uns war das ein toller Abschied von Bora Bora, wir hatten schon am Morgen ausklariert bevor wir heute nach Maupiti, unsere letzte Insel französisch Polynesiens, gestartet sind. Maupiti ist klein, ohne Gendarmerie, deshalb musste der Papierkrieg schon auf Bora Bora erledigt werden. Es ging heute morgen schon nass los und wurde den ganzen Tag nur schlimmer. Ein Squall jagte den nächsten, der Wind drehte kräftig, wehte dabei frisch. Kurz vor Maupiti holte ich die Angelleine für die bevorstehende Pass Durchfahrt ein, als es plötzlich an der Leine zog, ein riesiger Mahi Bulle hatte sich in letzter Sekunde den Köder geholt und kämpfte jetzt. Mit starken Flossenzügen schwamm er von rechts nach links, tauchte ab und sprang aus dem Wasser, aber es half nichts, am Ende hatten wir ihn an Deck. Größer als Joshua war er und brachte 9kg auf die Waage und ist wie immer vorzüglich, das erste Viertel hat uns heute papsatt gemacht. Bevor wir mit dem Angeln angefangen haben, las ich öfter, dass Fische vor allem in der Morgen- oder Abenddämmerung anbeißen, jetzt weiss ich, dass das nicht stimmt, sie beißen dann wenn man es gerade am lästigsten ist - beim Segelreffen, beim Kochen oder wie heute beim Vorbereiten für die Einfahrt.
Und das war heute besonders nötig, denn der Pass von Maupiti ist lang und schmal und nach Süden geöffnet, dort wo die Wellen herkommen - und die waren gar nicht mal so klein. Von außen sahen wir nicht so richtig was im Pass los war und plötzlich waren wir mittendrin. Adrenalin flutete meine Blutbahnen und machte meine Knie weich, zum Glück waren die Kinder unten und Christian am Ruder - die Brecher und das ablaufende Wasser auf dem Riff waren mir einfach viel zu nah bei Moya - keine 20 Meter entfernt. Comfortlevel ade. Maupiti hat uns nun so lange, bis es ruhiger wird da draußen. Keine Ahnung wie lange das sein wird, die Wettervorhersage zu befragen ist sinnlos, die ist hier so zuverlässig wie würfeln.